Lynch im Windschatten des Terrors

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Das Attentat in Beer Sheva wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Allerdings nicht deshalb, weil ein junger Soldat, Sgt. Omri Levy (19), dabei sein Leben verlor…

Auch nicht deshalb, weil es sich bei dem Attentäter nicht um einen Palästinenser, sondern um einen israelischen Beduinen handelt. Er drang am Sonntag Abend mit einer Schusswaffe und einem Messer in den Zentralen Busbahnhof der Stadt ein. Hier konnte er einem Soldaten seine M16 entwenden. Unter den Menschen, die sich in Sicherheit zu bringen versuchten, war auch Haptom Zerhom, ein Gastarbeiter aus Eritrea.

Von einem Wachmann wurde er irrtümlich als Attentäter identifiziert und durch eine Scheibe angeschossen. Schwer verletzt am Boden liegend, stellte er zwar keine Gefahr mehr da, auch wenn er tatsächlich der Attentäter gewesen wäre, doch einige der Umstehenden sahen das anders und ließen sich dazu verleiten, einen Lynch zu verüben.

Und diese Bilder sind es, die wir nicht vergessen werden. Den Verletzten, der in einer Blutlache am Boden liegt. Männer, die ihn treten, ihn bespucken, beschimpfen, schließlich eine Bank auf ihn werfen. Er versucht mit letzter Kraft, seinen Kopf zu schützen, krümmt sich am Boden. Zwei Männer versuchen, die Menge zurückzuhalten. Einer von ihnen, ein Busfahrer, stellt einen Stuhl über den Verletzten, der die Schläge abhalten soll. Später berichtet er mit Tränen in den Augen von diesem Moment. Später werden die eintreffenden Sanitäter daran gehindert, zu Haptom Zerhom zu gelangen, die Menge schreit dazu „Tod den Arabern“.

Es sei nicht legitim, dass Zivilisten „das Gesetz in die eigenen Hände“ nehmen, heißt es deutlich von den Politikern. Die Polizei ermittelt. „Das Gesetz in die eigenen Hände nehmen“ ist allerdings ein euphemistischer Begriff für die Ereignisse von Sonntag. Der Lynch zeigt auf unerträgliche Weise den Zustand des Landes, in dem die Nerven blank liegen, nach wochenlangem Terror auf der Straße, und auch die Fratze eines Landes, das von Hass und Rassismus durchsetzt ist.

1 Kommentar

  1. Eine entsetzliche Sache. Die Beteiligten haben eine schwere Schuld auf sich geladen und werden von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Dieser Vorfall zeigt auch zugleich eine der größten Gefahren, nämlich dass die israelische Gesellschaft ihre stärkste Seite, d.h. ihre politische und moralische Position, unter dem Dauerterror der Palästinenser preisgibt. So sehr ich auch die berechtigte Wut der Umstehenden verstehen kann, Lynchjustiz beinhaltet immer die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Unschuldige betroffen sind und ist schon deshalb mit einem Rechtsstaat nicht zu vereinbaren. Mögen alle Handelnden in sich gehen.

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