Wiener Mosaik

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Kurznachrichten aus Wien…

Von Peter Stiegnitz

„Shalom – Music Between Friends“

Der Titel hätte nicht besser sein können: Musik mit dem Wiener Jüdischen Chor unter der bewährten Leitung von Roman Grinberg mit der katholisch-evangelischen „Shalom! Band“, begleitet von der lustigen Stimme des österreichischen Oberrabbiners Paul Chaim Eisenberg. Die charmante Moderation lag in den Händen der Leiterin der Abteilung Religion im ORF Radio, Doris Appel. Der eigentliche spiritus rector des mehr als nur gelungenen Abends war der Geschäftsführer des  christlich-jüdischen Koordinationsausschusses Markus Himmelbauer. Besonders erwähnenswert waren die „Spezialgäste“ Clara C. Himmelbauer, Sina Khan, Jannis Betschki und Julia Haslauer. Das ganze spielte sich im vollbesetzten Wiener Volkstheater ab. Ein wahrhaft gelungener Abend der Freude und Freundschaft, der lustig-liebevollen Begegnung der angeblichen, in der Wirklichkeit nicht vorhandenen Gegensätze der Meinungen. Ein Abend der Hoffnung auf Frieden.

„Festival der jüdischen Kultur“

Das „Festival der jüdischen Kultur“ in Wien feierte seinen 25. Geburtstag. Diesmal – es ging dabei hauptsächlich um die US-jüdische Musik – öffnete das Wiener Rathaus seine Tore. Dazu die Generalsekretärin des Festivals, Sonia Feiger: „Wir haben das Programm auf eine internationale Ebene gehoben. Eine Klezmerband aus Ungarn interpretiert Musik anders als eine aus der Ukraine oder eine aus Wien, selbst wenn hier Musiker spielen, die ursprünglich aus der Ukraine stammen. Der Rhythmus ist anders, es werden die Einflüsse des jeweiligen Landes spürbar.“ (WZ). Alexia Weiss erwähnt in der Wiener Zeitung auch Rahel Raj, eine ungarische Tortenkünstlerin, die in ihrem „Tortasalon“ – sie ist auch Modedesignerin – „Süßes und Kunst“ kreiert.

Zivildienst

Junge, wehrpflichtige Männer können statt Militärdienst Zivildienst absolvieren. So gibt es, vor allem in Wien, kaum einen Wagen des Krankentransportes, wo nicht Zivildiener arbeiten würden. Auf diese ihre Dienste kann man in ganz Österreich nicht verzichten. Das war übrigens auch der Grund, warum eine Mehrzahl der Österreicher bei einer Volksbefragung gegen das Aufheben der allgemeinen Wehrpflicht votierten und das Berufsheer ablehnten. Zivildienst kann man auch als „Gedenkdienst“ absolvieren, den viele Zivildienstler leisten möchten. „Gedenkdienst“ ist unmittelbar mit dem Holocaust verbunden. So arbeiten zahlreiche österreichische Zivildiener auf der ganzen Welt; zum Beispiel auch in Yad Vashem, aber auch in Buenos Aires in einem jüdischen Altersheim. Immerhin landeten rund 40.000 Juden, nicht nur Österreicher, im argentinischen Exil. 1992 hat der Innsbrucker Politologe Andreas Maislinger, der heute Vorsitzender des Vereins Österreichischer Auslandsdienst ist, den „Gedenkdienst gegründet. Er war selber als junger Mann Zivildienster in Auschwitz.

„denk mal wien“

Eine neue Aktion der Stadt Wien, gemeinsam mit der Bundesregierung und des Mauthausen-Komitee Österreich, unter dem Motto „denk mal wien“ sorgt dafür, dass vor allem junge Menschen auch die Schrecknisse der Nazi-Zeit kennen lernen. Dazu der zuständige Kulturminister im Bundeskanzleramt, Josef Ostermayer: „Die heutigen Jungen haben keine Chance mehr, mit Zeitzeugen des Holocausts zu reden. Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hält  diese „Erinnerungsarbeit mit jungen Menschen für eine Verpflichtung der Stadt.“ (WZ). In den letzten Jahren wurden in Wien mehrere Mahnmäler errichtet, darunter auch das Denkmal gegen Krieg und Faschismus auf Albertinaplatz und das Holocaust-Denkmal am Judenplatz. Junge Menschen sollen von 30 Guides zu den verschiedenen Denkmälern geführt werden.

Das Schicksal der Konvertiten

Die 1956 aus Ungarn, 1970 aus der CSSR und nur einige Jahre später aus Polen nach Österreich emigrierten Juden sind nicht nur assimiliert, sondern gar nicht so wenige unter ihnen christlich getauft („Konvertiten“). Dass sie sich nach wie vor zum Judentum  bekennen, ist nicht nur eine Folge des in Österreich immer noch nicht unbekannten, wenn auch „friedlichen“  Antisemitismus, sondern der Wunsch vieler alter Juden, zu ihren religiösen „Wurzeln“ zurück zu kehren. Im Kreise einer diesbezüglichen Diskussion in einem privaten Kreis wurde das Buch „Das Ende vom Lied“ von Alfred Bodenheimer (Nagel&Kimche) erwähnt: Vor rund 2000 Jahren warnte Rabbiner Ben Asai, zur Zeit des babylonischen Exils, vor einer „Übertretung“ der Juden zum „anderen Glauben“ mit dem Satz: „Nicht die Strafe, sondern der ,Lohn` der Übertretung ist die Übertretung und auf jede Übertretung folg eine weitere Übertretung.“ Mit anderen Worten: Der Konvertit findet in Wirklichkeit nie seine Ruhe. Der mehr als zweifelhafte „Lohn“ der Konvertiten ist ihre permanente Frustration: er hat auf vieles verzichtet und dafür erhält er nichts.