Rassismus à la akademika

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Oder: Wir basteln uns den perfekten Flüchtling…

Von Ramona Ambs

Manchmal muss man nur ein bisschen recherchieren…

Es war insgesamt 21 mal auf meiner Timeline bei Facebook. Die Erfolgsgeschichte der Noor Yassin Kassab, die laut verschiedener Medien vor drei Jahren aus Syrien geflüchtet war und nun in Schwedt ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abgelegt hat. Die Leute waren allesamt begeistert. Und keine Frage: das ist eine ganz besondere Leistung.

ABER: Sie hat einen doppelten Beigeschmack. Und zwar einen höchst bitteren. Und dieser Beigeschmack offenbarte sich in den Kommentaren unter den Zeitungs- und TV-Beiträge selbst und den Statements, mit denen diese Meldung auf Facebook und bei Twitter weiter verbreitet wurde. „Da sollten sich andere Flüchtlinge mal ein Beispiel dran nehmen und sich nicht nur in die faule Hängematte legen“ heißt es da beispielsweise und offenbart somit direkt, wes Geistes Kind ihr Verfasser ist. Aber dazu gesellen sich dann eben auch Kommentare, die auf den ersten Blick flüchtlingsfreundlich erscheinen wollen. Zum Beispiel: solche Menschen brauchen wir hier!“ oder auch „Wer wirklich will, dem werden hier viele Möglichkeiten geboten und es gibt jede Menge Menschen, die nach DE kommen und lernen WOLLEN…“ oder eben „Diese Art Ausländer gibts viel zu wenig“. Merke: ein Mensch ist hier nur dann willkommen und gut, wenn er intelligent ist und Entsprechendes leistet. Flüchtlinge, die traumatisiert sind, die keine Kraft mehr haben, sich hier einzubringen, die vielleicht sogar Probleme machen, die sind nicht willkommen. Das ist der sanfte Rassismus à la akademika.

Am spaßigsten an der Geschichte ist jedoch, dass NOOR YASSIN-KASSAB gar kein Flüchtling ist. Sie selbst  spricht in einem Kommentar von einem Missverständnis und versucht die Medienlawine aufzuhalten. Unter dem ursprünglichen Artikel in der Märkischen Onlinezeitung stellt sie in einem Kommentar klar:

Ich bin die Noor Yassin-Kassab. Ich weiß nicht woher Sie ihre Information, dass ich als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen bin, bekommen haben aber das stimmt nicht. Meine Eltern haben in Deutscland studiert und sind nach 14 Jahren in 2012 wieder nach Deutschland gekommen um als Ärzte in Asklepios Klinikum zu arbeiten. Wir sind keine Flüchtlinge. Es wäre net wenn Sie mich persönlich anrufen um dieses Missverständnis zu klären. Dieser Artikel soll sofort bearbeitet werden. Danke.

NOOR YASSIN-KASSAB

Manchmal muss man nur ein bisschen recherchieren. Oder eben wirklich mit den Menschen sprechen. Aber hierzulande bastelt man sich lieber den perfekten Flüchting am Redaktionstisch… Das erzählt uns dann viel vom Rassismus hierzulande – aber wenig über Flüchtlinge selbst…