Voll die geile Fête!

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Kürzlich war ne Party im KZ Ravensbrück…

Von Ramona Ambs

Die neuen Deutschen haben die alten Juden und andere Restüberlebende eingeladen. Und dann noch ein paar wichtige Leute. Befreiung feiern oder so ähnlich lautete das Motto. Und es war auch echt ne coole Sause. Zumindest für die eingeladene Politprominenz. Die haben nämlich mittags in diesem „Zelt der Demütigung“… äh, neee, Moment, das hieß anders… ich guck nochmal nach, ah ja: im „Zelt der Begegnung“, da haben die lecker Essen gekriegt. Mit Porzellangeschirr, Tischdecken und Bedienung! Sehr stilvoll – die Chabos von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wissen nämlich, wer der Babo ist: die Politiker nämlich. Deswegen wurden die auch voll fett verehrt und so.

Die Überlebenden haben aber auch was zu essen bekommen. Man will ja nicht so sein. War zwar nicht koscher, aber immerhin mit Fleisch. Schon mal besser als früher. Und mit ner hübschen Essensmarke, aber ohne Tischdecke und ohne Bedienung, aber dafür im Plastiknapf. Wegen Anknüpfung und so.

Das Anstehen an der Essensausgabe mit den Rollatoren war vermutlich als Partyhighlight gedacht: Survival of the Fittest! Schließlich muss man alte Menschen ja auch immer ein bisschen fordern. Und so ne Party ist ja auch ein Happening! Das verpflichtet zu originellen Ideen. Nu, und dass man das Fleisch mit den Plastikgabeln nicht aufspießen konnte – come on, das ist doch kein Ding, ey! So läuft das nun mal, wenn man bei ner Stiftung „im Mittelpunkt steht“ und mit „Würde und Respekt“ empfangen wird.

In zehn Jahren, wenn die nächste Jubiläumsparty ansteht, lassen sich die Veranstalter bestimmt wieder was Neues einfallen… Vielleicht ein Gemeinschaftsspiel: Reise nach Jerusalem oder sonst so ne Stuhlpolka. Wird bestimmt wieder ganz toll!

1 Kommentar

  1. Liebe Ramona, Danke!

    Oft, in Deinen Augen wahrscheinlich verharmlosend, hier nicht Deiner Meinung, ist dies für mich ein Ereignis, das die Fähigkeiten der politischen Eliten stark in Zweifel zieht. (wenn man wohlwollend ist)

    lt. Presse waren 20 Protokoll Verantwortliche in die Ausführungen der Veranstaltung verstrickt. Jeder Einzelne hätte sich mindestens einmal die Frage stellen müssen, wie eigentlich der Umgang mit den wenigen Überlebenden ist.

    Stattdessen wurde anscheinend die Sitzordnung der Frauchen und Herrchen ausklamüsert.

    Gehe davon aus, das deren Budget entweder für den Transport des Eingangstores Buchenwalds, mit „Jedem das Seine“, oder für einen würdigen Umgang mit den Opfern unseres Landes genügt hätten.

    Völlig verstört von der anscheinend absolut abhand gekommenen Empathie, fehlender Verantwortung und fehlendem Geschichtsbewußtsein und echt überrascht.

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