Fernsehtipps für den Dezember

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Vom 01. bis 15. Dezember 2014…

Mo, 1. Dez · 22:40-00:28 · arte
Miral

Jerusalem, 1948: Die junge Lehrerin Hind Husseini gründet ein Waisenheim mit Schule für palästinensische Kinder, die das Deir-Yassin-Massaker überlebt haben. In den 70er Jahren wird die fünfjährige Miral nach dem tragischen Tod ihrer Mutter in das Institut aufgenommen. Sie wächst unter der Obhut von Mama Hind auf, die Bildung für den einzigen Weg zum Frieden hält. Als Teenager beginnt Miral jedoch, die Wut ihres Volkes gegen die israelischen Besatzer zu teilen, und engagiert sich in der ersten Intifada. Sie geht eine Liebesbeziehung mit einem Kontaktmann der PLO ein und gerät zunehmend in einen Gewissenskonflikt, da sie durch ihre politische Aktivität das Institut Dar Al-Tifel und sich selbst in Gefahr bringt. Wegen ihrer Beziehungen zur PLO wird sie festgenommen und misshandelt; mit Hinds Unterstützung kommt sie frei und erhält ein Studienstipendium in Italien. 1993 verabschieden sich die beiden Frauen mit großer Hoffnung angesichts der laufenden Friedensverhandlungen in Oslo.

Di, 2. Dez · 00:35-02:15 · HR
Two Lovers

Kurz vor der Hochzeit ist ihm die Braut davongelaufen, woraufhin der depressive Leonard einige Selbstmordversuche verübte und seither wieder bei seinen Eltern lebt. Das behütete Dasein in der jüdischen New Yorker Mittelschicht erweist sich für den Gelegenheitsfotografen als trister Alltag. Die überbesorgte Mutter beobachtet ihn auf Schritt und Tritt, sein Vater sieht in ihm nur den kommenden Geschäftsführer seiner kleinen chemischen Reinigung. Ihm zuliebe lässt Leonard sich auf die attraktive, aber etwas biedere Sandra ein, die Tochter eines Geschäftsfreundes der Eltern. Ausgerechnet jetzt läuft ihm die neue Nachbarin Michelle über den Weg, und die ist ein ganz anderes Kaliber. Die ebenso unkomplizierte wie attraktive Blondine verdreht ihm sofort den Kopf. Zum ersten Mal seit langem sieht Leonard die Welt wieder positiv. Das Problem ist nur: Michelle mag ihn zwar, aber mehr als geschwisterliche Gefühle sind bei ihr nicht drin. Immer wieder weint sie sich an Leonards Schulter aus, denn sie steckt in einer unglücklichen Beziehung zu dem verheirateten Anwalt Ronald. Der unterhält sie zwar als Geliebte, lässt sie aber in schwierigen Situationen regelmäßig im Stich. Irgendwann hat Michelle davon genug und erwägt die Trennung. Leonard macht sich große Hoffnungen – zu recht?

Di, 2. Dez · 13:55-15:24 · arte
Akte Grüninger

1938 herrscht in Europa noch Frieden. Doch die Judenverfolgung und die Aggression von Nazi-Deutschland werfen ihre Schatten über den Kontinent. Im August versammeln sich im schweizerischen Bundeshaus in Bern die zuständigen Minister und Polizeidirektoren aus 23 Kantonen auf Einladung des Chefs der Eidgenössischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund, um alarmierende Berichte von der Grenze zu diskutieren: Täglich werden dort zahlreiche jüdische Einreisende verzeichnet. Nach der Versammlung schließt die Schweiz ihre Grenze für Flüchtlinge: Von diesem Moment an darf sie niemand ohne gültiges Visum überschreiten. Zur Überprüfung der bisherigen, illegalen Grenzübertritte leitet Rothmund eine Untersuchung ein. Polizeiinspektor Robert Frei, ein junger, ehrgeiziger und obrigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen beordert. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Menschen ohne gültiges Visum über die Grenze. In St. Gallen kommt Frei einem Hilfssystem auf die Schliche, das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom Kommandanten der Schweizer Grenzpolizei Paul Grüninger ermöglicht wird. Die jüdischen Ankömmlinge werden in einem Lager in Diepoldsau untergebracht, das Grüninger mit Hilfe des Vorstehers der Israelitischen Gemeinschaft, Sidney Dreifuss, in Betrieb hält. Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Grüninger Dokumente fälscht und Flüchtlinge ohne gültiges Visum hereinlässt. Der St. Galler Polizeihauptmann gesteht Frei zwar seinen Gesetzesbruch – doch er tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders. Grüningers Standfestigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei Frei Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen. Soll er den Vorgesetzten seinen Bericht vorlegen? Oder Paul Grüninger decken?

Di, 2. Dez · 20:15-21:00 · ARD-alpha
alpha-Forum: Majer Szanckower

Majer Szanckower ist nicht nur Verwalter der zwölf jüdischen Friedhöfe in Frankfurt am Main, er wohnt auch auf einem dieser Friedhöfe. Und er ist im Vorstand der Chewra Kadischa, der heiligen Beerdigungsbruderschaft, die sich seit Jahrhunderten um Sterbebegleitung und rituelle Bestattungen in der jüdischen Gemeinde kümmert. Moderation: Sybille Krafft „Wir Kinder waren ja die erste Generation nach der Shoa. Unsere Eltern hatten doch noch wenig davor überhaupt nicht mehr daran geglaubt, jemals Kinder zu haben, nicht daran geglaubt, dass es weitergehen wird mit ihnen. Entsprechend wurden wir gehätschelt und getätschelt. Auf einem Kindergeburtstag wurden damals alle Mädchen mit riesengroßen Schleifen – das war ganz kurios – geschmückt. Die Jungs trugen hingegen fast alle Matrosenanzüge. Das heißt, wir wurden herausgeputzt und, wie gesagt, gehätschelt und getätschelt. Ich habe mal irgendwo gehört, dass es in diesem DP-Lager damals die höchste Geburtenrate aller jüdischen Gemeinden der Welt gegeben hat. Das war wie so ein Spross neuen Lebens, der in diesen Lagern und speziell in Föhrenwald gewachsen ist.“

So, 7. Dez · 21:00-21:45 · SWR BW
Fluchtwege – als jüdische Flüchtlinge in die Schweiz wollten

Annette Bloom wird 1944 eines Tages von ihrem Chef in einer Firma in Grenzach-Wyhlen gerufen. „Die Gestapo hat nach Ihnen gefragt, Sie müssen in ein Lager.“ „Ich wusste natürlich, was das für mich als Jüdin bedeutet“, erzählt die heute 91-Jährige. Sie verließ Südbaden über die grüne Grenze Richtung Schweiz, wo sie heute noch lebt. Für den Film sucht sie noch einmal den Grenzabschnitt auf, über den sie geflohen ist. Die Geschichte der jüdischen Fluchtwege im Dreiländereck zwischen Weil am Rhein, Grenzach-Wyhlen, Lörrach und Basel ist bisher wenig aufgearbeitet. Annette Bloom wird 1944 eines Tages von ihrem Chef in einer Firma in Grenzach-Wyhlen gerufen. „Die Gestapo hat nach Ihnen gefragt, Sie müssen in ein Lager.“ „Ich wusste natürlich, was das für mich als Jüdin bedeutet“, erzählt die heute 91-Jährige. Sie verließ Südbaden über die grüne Grenze Richtung Schweiz, wo sie heute noch lebt. Für den Film sucht sie noch einmal den Grenzabschnitt auf, über den sie geflohen ist. Die Geschichte der jüdischen Fluchtwege im Dreiländereck zwischen Weil am Rhein, Grenzach-Wyhlen, Lörrach und Basel ist bisher wenig aufgearbeitet. Deswegen haben Schüler des Hans-Thoma-Gymnasiums in Lörrach begonnen, zusammen mit dem SWR zu recherchieren. Bis 1938 gelangten verfolgte Juden noch relativ ungehindert in die Schweiz, doch dann machte die Alpenrepublik ihre Grenzen dicht. Aber es gab Schlupflöcher in die Schweiz. Die Schüler erfahren, dass sich mutige Grenzwächter gegen die offizielle Politik der Berner Regierung stellten. Sie ließen die Verfolgten über die Grenzen nach Basel und schickten sie nicht wieder zurück. Zwei Wochen waren die Schüler mit dem Kamerateam auf Spurensuche. Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der zeigt, wie damals Flüchtlinge alles aufgaben, um zu überleben.

So, 7. Dez · 21:45-23:30 · Das Erste (ARD)
Hannah Arendt

Die jüdische Philosophin Hannah Arendt verfolgt 1961 den Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Im Gerichtssaal trifft sie auf einen unscheinbaren Mann, der, wie er nicht müde wird zu betonen, „nur“ Befehle ausführte. In einer Artikelserie charakterisiert sie ihn, einen der Hauptverantwortlichen für die Shoa in Europa, als mediokren Schreibtischtäter und löst damit ungeahnte Proteststürme aus. Margarethe von Trotta gelingt eine faszinierende Annäherung an das Hauptwerk der jüdischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Die sensible Filmbiografie mit der großartigen Barbara Sukowa in der Titelrolle verdeutlicht, warum die Frage nach dem Holocaust immer wieder neu gestellt werden muss. Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Im Gerichtssaal erwartet sie, ein Monster anzutreffen, und ist zunächst irritiert. Die Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen). Mit diesem Biopic setzt Margarethe von Trotta ihre Reihe großer Frauenporträts fort. Nach „Rosa Luxemburg“ und „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ widmet die Autorenfilmerin sich der provokanten Denkerin Hannah Arendt, die eine der heftigsten Kontroversen über den Holocaust ausgelöst hat. Durch die Integration originaler Filmmitschnitte vom Eichmann-Prozess in Jerusalem kann der Zuschauer die Grundthese der streitbaren Philosophin unmittelbar überprüfen. Der Film überzeugt durch die stimmungsvolle Darstellung des New Yorker Exils und spart auch das ambivalente Verhältnis zwischen Hannah Arendt und dem mit den Nazis sympathisierenden Philosophen Martin Heidegger (Klaus Pohl) nicht aus. Barbara Sukowas kongeniale Annäherung an die Denkerin macht eine abstrakte intellektuelle Debatte sinnlich nachvollziehbar. Mit Axel Milberg als Ehemann, Ulrich Noethen als Hans Jonas, Julia Jentsch als Sekretärin Lotte und Michael Degen als Kurt Blumenfeld sind Freunde und Weggefährten bestens besetzt.

Mo, 8. Dez · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Der Anständige

Am 6. Mai 1945 besetzen Soldaten der 88. US-Armeedivision das Haus der Familie Himmler in Gmund am Tegernsee. Sie finden Hunderte von privaten Briefen, Dokumenten, Tagebüchern und Fotos. Anhand dieses Materials und mit zahlreichen historischen Aufnahmen skizziert der Film das Denken, die Ideale, Pläne und Geheimnisse des SS-Führers und „Architekten der Endlösung“ Heinrich Himmler. Wie konnte aus dem nationalistischen Kleinbürgersohn jener enge Gefolgsmann Hitlers werden, der die Strategien zur Ermordung von Millionen Juden, Homosexuellen, Kommunisten, Sinti und Roma entwarf und durchführte? Woher kam seine Ideologie? Wie sah er sich selbst und wie wurde er von seinem privaten Umfeld wahrgenommen, der Frau Margarete, der Tochter Gudrun, der Geliebten Hedwig? Wie konnte der Mann, der sich in Briefen stets auf sogenannte deutsche Tugenden – Ordnung, Anstand, Güte – berief, mitten im Grauen von Krieg und Holocaust nach Hause schreiben: „Trotz der vielen Arbeit bin ich wohlauf und schlafe gut“? Ein Film über die Anmaßungen eines Massenmörders und die Verdrängung jeglicher Schuld.

Mi, 10. Dez · 22:25-00:15 · 3sat
Am Ende einer Flucht – The Statement

Frankreich, 1944: In einem Dorf hilft Pierre Brossard, ein junger Soldat des faschistischen Vichy-Regimes, SS-Truppen bei der Hinrichtung von sieben Juden. 48 Jahre später: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat Brossard ein Leben auf der Flucht geführt. Bei einem katholischen Orden in der Provence, der mit dem Vichy-Regime sympathisierte, fand er Unterschlupf. Nun aber scheint ihn seine Vergangenheit einzuholen. Nachdem er sich in letzter Sekunde vor einem Profikiller retten konnte, der offenbar von jüdischer Seite auf ihn angesetzt wurde, sucht Brossard Hilfe bei einem alten Vichy-Verbindungsmann. Zur gleichen Zeit setzt die Richterin Annemarie Livi alles daran, Brossard für seine Gräueltaten zur Rechenschaft zu ziehen – kein leichtes Unterfangen, da in den Polizeibehörden zahlreiche Sympathisanten des Vichy-Regimes sitzen. Mit Hilfe des Gendarmerie-Colonels Roux versucht Richterin Livi, den Kriegsverbrecher ausfindig zu machen. Zwar kann sich Brossard einige Tage bei seiner Exfrau Nicole, die ihn zutiefst verachtet, verstecken, aber durch einen Tipp des Geistlichen Le Moyne kommen Roux und Livi ihm auf die Spur.

Do, 11. Dez · 17:15-18:00 · ARD-alpha
Von Nürnberg nach Den Haag – Die Geschichte der Kriegsverbrecherprozesse

1945 wird Nürnberg Schauplatz eines historisch bis dahin einmaligen Ereignisses. Beim internationalen Militärtribunal sitzen Richter der Alliierten über Nazi-Tyrannen zu Gericht. Für die Nürnberger Prozesse, die schon ein halbes Jahr nach der Kapitulation Deutschlands beginnen, schaffen die Alliierten in Windeseile völkerrechtliche Grundlagen, die als Modell für den heutigen Umgang mit Kriegsverbrechern gelten. Bei den Tribunalen gegen die Verantwortlichen der Verbrechen in Ruanda und dem früheren Jugoslawien orientiert sich die Völkergemeinschaft an den Grundsätzen der Nürnberger Prozesse. 1945 wird Nürnberg Schauplatz eines historisch bis dahin einmaligen Ereignisses. Beim internationalen Militärtribunal sitzen Richter der Alliierten über Nazi-Tyrannen zu Gericht. Für die Nürnberger Prozesse, die schon ein halbes Jahr nach der Kapitulation Deutschlands beginnen, schaffen die Alliierten in Windeseile völkerrechtliche Grundlagen, die als Modell für den heutigen Umgang mit Kriegsverbrechern gelten. Bei den Tribunalen gegen die Verantwortlichen der Verbrechen in Ruanda und dem früheren Jugoslawien orientiert sich die Völkergemeinschaft an den Grundsätzen der Nürnberger Prozesse. Und auch für die Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag spielt der Ausgangspunkt Nürnberg eine wichtige Rolle. Für die 45-minütige Dokumentation hat das BR-Reporterteam in Nürnberg, Bochum, Berlin und Den Haag gedreht und wochenlang in den Archiven der ARD nach authentischem Bildmaterial recherchiert. Herausgekommen ist ein genauso analytischer wie emotionaler Film.

Do, 11. Dez · 18:00-18:30 · PHOENIX
Irgendwo dazwischen

Zurück an die alte Schule? Für Dokumentarfilmerin Jelena Jeremejewa ist das eine Reise an einen ganz besonderen Ort. In der UNESCO-Schule in Essen stand sie vor 20 Jahren mit ihrer Mutter im Sekretariat, um für die Förderklasse angemeldet zu werden. Jelena war zwölf Jahre alt und hatte gerade mit ihrer Mutter Kiew verlassen, um im Ruhrgebiet zu leben. Ein Neuanfang. Die neue Schule war schon damals auf Jugendliche spezialisiert, die eine andere Herkunft haben. Auch heute haben 70 % der Schüler auf dem Aufbaugymnasium ausländische Wurzeln, Schüler aus 40 Nationen. Jedes Jahr kommen weitere Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt dazu.Ahmed ist zwölf Jahre alt und kommt aus Syrien. Es sind seine ersten Tage an einer deutschen Schule. Jetzt muss er sich auf eine fremde Sprache, fremde Menschen und fremde Strukturen einlassen. Gestern noch war er mit den Eltern und einem Übersetzer zur Anmeldung da. Heute fängt seine erste Deutschstunde in der 7W an, einer altersübergreifenden Klasse, in der Kinder Deutsch lernen sollen. So schnell, wie es eben geht. Auf die UNESCO-Schule in Essen geht auch Arif. Er ist vor mehr als vier Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Mit 15 Jahren, ohne Eltern, aber mit einem jüngeren Bruder, brachten ihn Schlepper über Pakistan, Iran, Türkei und Griechenland irgendwann nach Essen. Heute sitzen ihm die entstandenen Schulden, die deutsche Bürokratie und noch dazu eine Klausur in seinem Horrorfach „Mathe“ im Nacken. Aber er hat einen Freund gefunden: Johnson, geflüchtet aus Liberia. Die beiden Jungs könnten unterschiedlicher nicht sein, aber ihre Biographien ähneln sich und haben sie zusammengeschweißt. Ariella ist 21 Jahre alt. Sie steht kurz vor dem Abi und hat eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft. Sie will Kinder haben, Pädagogik studieren und Erzieherin werden, in ihren jüdischen Kindergarten zurückkehren und den Kindern all das zurückgeben, wovon sie bis jetzt profitiert. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben ihre Eltern Anfang der 90er Jahre die damalige Sowjetunion verlassen, um in Deutschland Medizin zu studieren. Heute ist Ariellas Mutter vom deutschen Bildungssystem mehr als enttäuscht und ihr sind Ariellas Pläne nicht ehrgeizig genug. Mit russischer Strenge hätte sich viel mehr erreichen können, doch genau davor ist Ariella geflüchtet – auf der Suche nach einem eigenen Weg.Autorin Jelena Jeremejewa hat die Sprachlosigkeit und das Alleinsein dieser Schüler erlebt. Sie kennt die Situationen von Ariella, Arif und Ahmed. Mit dem Film tastet sie sich an das Gefühl von damals heran, an das Gefühl des Fremdseins und des Ankommens. In der 30-minütigen Dokumentation begegnen wir Menschen und entfalten die Räume ihres Lebens. Wir schauen unter deutsche Dächer und entdecken vielfältiges, intensives, widerständiges und phantasievolles Menschenleben. Ob im Waschsalon oder auf dem Sofa, im Zauber des Tanzens oder einer Winterreise, im Krimi der Ermittler oder im Existenzkampf eines ganzen Dorfes – es berührt die Alltäglichkeit, die immer eine besondere ist.

Fr, 12. Dez · 11:15-12:04 · arte
Äthiopien – Aufbruch ins Gelobte Land

In den letzten 30 Jahren wanderten etwa 100.000 Juden aus Äthiopien nach Israel aus. Misgano ist einer von ihnen. Ursprünglich aus einer ländlichen Gegend stammend, war er eigens in die Stadt Gonder gezogen. Denn um seine Chancen für die Einwanderung nach Israel zu verbessern, wollte er in der Nähe der Verwaltungsgebäude leben. Die Dokumentation begleitet Misgano und seine Familie bei den Ausreisevorbereitungen, nachdem er tatsächlich ausgewählt wurde. Misgano ist ein äthiopischer Jude. Im Jahr 1984 autorisierte die israelische Regierung die kontrollierte Einwanderung äthiopischer Juden nach Israel. Nun wartet Misgano schon seit sieben Jahren darauf, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen ins Gelobte Land reisen zu dürfen. Der Legende zufolge geht die Geschichte der äthiopischen Juden auf die Königin von Saba zurück. Diese hatte eines Tages den König Salomo, dessen Ruf sie neugierig gemacht hatte, in Jerusalem besucht. Eine leidenschaftliche Affäre begann, und der König von Israel heiratete die Königin von Saba, die zum Judentum übertrat. Zurück in ihrem Heimatland gebar sie einen Sohn – den ersten jüdischen Nachfahren in Äthiopien. Seit den 1980er Jahren sind zwischen 50.000 und 60.000 äthiopische Juden nach Israel eingewandert. Etwa 6.000 weitere warten noch darauf, ins Gelobte Land reisen zu dürfen. Misgano stammt aus einer ländlichen Gegend Äthiopiens und ist eigens in die Stadt Gonder in die Nähe der Verwaltungsgebäude gezogen, um sich für die Einwanderung nach Israel zu bewerben. Die Dokumentation begleitet Misgano und seine Familie im letzten Jahr vor ihrer Ausreise. Sie folgt ihm bei seinen Behördengängen, in den Hebräischkurs und zu den Versammlungen in die Synagoge, in der jeden Morgen die Namen der ausgewählten Bewerber verkündet werden. Nach vielen Enttäuschungen wird schließlich tatsächlich Misganos Name aufgerufen. Vor seiner Abreise fährt Misgano noch einmal in sein Heimatdorf Kentafa, um sich für immer von seinen Freunden und seiner Familie zu verabschieden. Hier zeigt die Dokumentation Äthiopien von einer anderen Seite: Die ländlichen Gebiete sind schöner und menschlicher als die Städte, und die herzlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft kontrastieren mit den urbanen Bildern aus Gonder und Israel. Misganos Träumen werden immer wieder Szenen aus dem Leben seines Bruders entgegengesetzt, der bereits in Israel lebt. Er bereut seine Entscheidung zwar nicht, erzählt aber von den Schwierigkeiten, den beruflichen Problemen und den ausgeprägten Vorbehalten vieler Israelis gegenüber den schwarzen Juden aus Äthiopien.

Sa, 13. Dez · 22:30-00:00 · PHOENIX
Eichmanns Ende

Adolf Eichmann, Cheforganisator der Judendeportationen in die Vernichtungslager und einer der größten Kriegsverbrecher im „Dritten Reich“, taucht nach Kriegsende in der Nordheide unter. Dort verdingt er sich als Holzfäller und Hühnerzüchter, unweit vom ehemaligen KZ Bergen-Belsen. 1950 setzt er sich wie viele Nazis nach Argentinien ab und holt 1952 seine Frau und drei Söhne nach. Die deutsche Gemeinde in Buenos Aires ist überschaubar; sie besteht aus Nazis und Juden, aus Tätern und Opfern. Auch Lothar Hermann, Jude und KZ-Überlebender, hat sich 1942 dorthin in Sicherheit gebracht. Seine Tochter Silvia verliebt sich in „Nick“, ohne zu wissen, dass es sich dabei ausgerechnet um Eichmanns Sohn Klaus handelt. Diese Liaison soll Adolf Eichmann zum Verhängnis werden … Eichmann hatte in Buenos Aires Willem Sassen kennengelernt, einen niederländischen SS-Mann, ehemaligen Kriegsberichterstatter und überzeugten Nationalsozialisten. Sassen interessiert sich für das, was Eichmann zu erzählen hat, und gewinnt ihn für umfangreiche Tonbandinterviews. Bei diesen Gesprächen sind zum Teil illustre Gäste anwesend, alte NS-Kameraden, um Eichmann über seine Tätigkeit als Referatsleiter für „Judenangelegenheiten“ reden zu hören, über sein Verständnis von Befehl und Gehorsam, totalem Krieg und „Judenpolitik“. Man diskutiert über vergangene Zeiten, die Ideen des Nationalsozialismus und ihre Zukunft. Eichmanns Ansichten schockieren sogar die Sassen-Runde, die den Massenmord an Juden für „undeutsch“ und als Teil einer „Weltverschwörung“ gegen Deutschland hält. Während Sassen sich bemüht, die Opferzahlen klein zu rechnen, prahlt Eichmann mit seinen „Leistungen“ und reklamiert für sich viel ehrgeizigere Ziele als „nur“ sechs Millionen, nämlich die totale Vernichtung des jüdischen Volkes. Die „alten Kameraden“ sind sich alles andere als einig. Nick begegnet in der Wohnung seiner Freundin Silvia ihrem Vater. Der fast erblindete Lothar Hermann erfährt, dass der Vater des jungen Mannes an einem Buch über seine Tätigkeit im „Dritten Reich“ arbeitet. Für den Juden, der nach „Schutzhaft“ und Misshandlungen in Dachau rechtzeitig entkommen war, klingt das allzu vertraut. Alarmiert nimmt er Kontakt zum Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer auf, der sich in Deutschland für die strafrechtliche Verfolgung ehemaliger Nazis engagiert – ein schwieriges Unterfangen in dem Land, in dem viele Täter schon wieder im Staatsdienst arbeiten. Bauer entscheidet sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er informiert die Israelis, weil er der deutschen Polizei und Justiz nicht traut. Um Hermanns Informationen zu überprüfen, beordert der israelische Geheimdienst Mossad einen Agenten nach Argentinien. Der kann nicht glauben, dass ein NS-Funktionär wie Adolf Eichmann in so bescheidenen Verhältnissen lebt, und bricht die Nachforschungen ab. Doch Fritz Bauer ist von der Zuverlässigkeit seines Informanten überzeugt und drängt den Mossad, einen weiteren Agenten direkt zu Hermann zu schicken. Doch auch nachdem der Herrmann kennengelernt hat, bleibt der Zweifel, dass ein Blinder den gesuchten Eichmann finden konnte. Daraufhin schickt Lothar Hermann seine Tochter noch einmal zu Nick, um einen endgültigen Beweis zu finden. Silvia hatte die Verbindung zu Eichmanns Sohn mittlerweile beendet, doch sie klingelt an Eichmanns Tür und identifiziert Nicks Vater zweifelsfrei als den Kriegsverbrecher Adolf Eichmann. Damit ist Eichmanns Schicksal besiegelt.

So, 14. Dez · 11:30-12:15 · HR
Vorfahren gesucht: Hugo Egon Balder

Hugo Egon Balder ist bekannt als witziger Entertainer, TV-Moderator und komödiantischer Schauspieler. Über ihn selbst weiß man recht wenig, über sein Privatleben hinter der Bühne und den Kameras spricht er ungern. Das ist offenbar ein vererbter Charakterzug, denn er selbst weiß nur sehr wenig über seine nächsten Vorfahren und Verwandten. Erstaunlich, denn ein Teil seiner Familie und seiner Vorfahren waren Juden, die unter den Nazis gelitten hatten. „Ich weiß, dass meine Mutter, meine Oma und mein Bruder in Theresienstadt waren, das weiß ich alles. Aber was da genau passiert ist, wie das alles war, das haben sie mir nie vermittelt, das wollten sie mir auch nicht vermitteln.“ Zeit ihres Lebens haben seine Oma Johanna, sein Vater Egon, seine Mutter Gerda und seine Brüder Harry und Peter geschwiegen. Sobald das Thema „Nazizeit“ aufkam, war Schluss. „Als kleiner Junge hatte ich immer den Eindruck, wenn mein Vater oder mein Bruder vom Krieg erzählten, war das alles nur spaßig.“ Warum haben die Balders geschwiegen, was ist tatsächlich passiert? Das will Hugo Egon Balder nun herausfinden. Er forscht in alten Dokumenten, sucht zwischen Gräbern, in Archiven und schließlich in den Mauern des ehemaligen KZs Theresienstadt im tschechischen Terecin nach Antworten. Dabei stößt er auf ein völlig unbekanntes Leben seiner Familie – und lernt auch viel über sich selbst. „Meine Mutter hatte sich eine gewisse Härte angeeignet, die sie mir auch vermittelt hat. Ich habe in meinem Leben viel über mich gelesen, was mir viel als Desinteresse und Arroganz ausgelegt wurde, das ist aber nicht richtig. Ich bin einfach pragmatisch, das habe ich von meiner Mutter. Die ist aber auch erst so geworden, nachdem sie das alles erlebt hat. Ich glaube nicht, dass sie früher so war, vor dem Krieg.“

So, 14. Dez · 15:00-15:30 · NDR Niedersachsen
FEIERtag! Sengelmann sucht Chanukka

Unser Jahresende ist geprägt von christlichen Feiertagen und Festen: Nikolaus, Advent, Weihnachten. Aber auch die Juden feiern in dieser Zeit ein wichtiges Fest: Chanukka, das jüdische Lichterfest. Bei uns ist es kaum bekannt, wenngleich im vergangenen Jahr ein überdimensionaler Kerzenständer vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgestellt und von Vertretern der jüdischen Gemeinde entzündet wurde. Doch was steckt hinter Chanukka? Reporter Julian Sengelmann macht sich auf die Suche – in Norddeutschland ebenso wie in Jerusalem. Er wird dabei viel erfahren über den jüdischen Glauben und jüdisches Leben in Deutschland. Sein Weg führt Julian Sengelmann nach Jerusalem. Dort erlebt er, wie man Chanukka feiert und woher das Fest eigentlich stammt. Bei diesem Fest gedenken die Juden der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem, erfährt er vom Rabbi der Klagemauer. Auch in Deutschland feiern Juden das Lichterfest , meist zu Hause als Familienfest. Julian darf mit einer Familie feiern und dabei mehr über die Traditionen, die mit diesem Fest verbunden sind, erfahren. Julian fährt auch nach Hannover – in die Schule der jüdischen Gemeinde. Hier erfährt er von den Kindern und Jugendlichen, was man alles lernen muss, um ein „guter Jude“ zu werden. 613 Gesetze haben strenggläubige Juden zu befolgen. Sie beeinflussen und gestalten das gesamte Alltagsleben. Was das konkret heißt, erfährt Julian von Eliyah Havemann. Der Sohn von Liedermacher Wolf Biermann ist vor einigen Jahren zum Judentum konvertiert und lebt inzwischen in Tel Aviv, um seinen Glauben besser praktizieren zu können. Julian trifft Havemann in seiner Heimatstadt Hamburg, begleitet ihn einen Tag. Havemann berichtet von den Herausforderungen und Veränderungen nach seiner Entscheidung für den jüdischen Glauben. In einer Großküche in Berne, nördlich von Hamburg, zeigt ein jüdischer Koch Julian, wie man koscheres Essen zubereitet. Dabei sind viele Dinge zu beachten: Bestimmte Tiere dürfen nicht gegessen werden, Lebensmittel werden nach milchigen und fleischigen Produkten getrennt und ein Rabbi muss die Produktion des Essens überwachen. Schließlich will Julian noch mehr über das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Deutschland erfahren: Er besucht ein Konzert der „3 Kantoren“, ein Trio aus Berlin, das Texte auf Hebräisch und Jiddisch präsentiert, und spricht mit ihnen über typisch jüdische Musik und jüdischen Humor.

Mo, 15. Dez · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Das geschenkte Leben

Celino Bleiweiss überlebte als Kind den Holocaust, weil der Mann, der später für ihn zum zweiten Vater wurde, ihm half. Richard Bleiweiss schenkte ihm die Identität der ermordeten Tochter Celina – und rettet ihm so das Leben. Nur ein kleines Häkchen in den Papieren macht aus Celina seinen neuen Namen Celino. Der Regisseur Celino Bleiweiss lebt heute in München, geboren aber wurde er in Przemysl in Polen. Sein zweiter Vater Richard Bleiweiss besaß gefälschte amerikanische Pässe – für sich, seine Frau Hella und seine Tochter Celina. Doch bevor sie ausreisen konnten, wurden Frau und Tochter von deutschen Polizeitruppen umgebracht. Als es 1942 im Ghetto von Przemysl den Aufruf gibt, Juden mit ausländischer Staatsbürgerschaft sollen sich melden, sieht Richard Bleiweiss eine Chance zu überleben – und er entschließt sich, eine Frau und ein Kind mitzunehmen – der Versuch, zwei Menschen zu retten. Aus Sarah Katz wird Hella Bleiweiss; aus ihrem kleinen Cousin Mechl Feiler wird der Sohn Celino. Sie finden zu einer Überlebensgemeinschaft zusammen; für den kleinen Jungen werden sie Familie. Die drei werden in das Lager Bergen-Belsen verschleppt. Juden mit amerikanischen Pässen sollen hier als „Tauschware“ gegen Waffen und deutsche Kriegsgefangene bereitgehalten werden. „Wer aufhört sich zu waschen, fängt an zu sterben“, schärft die neue Mutter dem kleinen Celino ein. Für das jüdische Kind ist das Lager sein zu Hause. An sein anderes Leben darf er sich nicht erinnern. Die falsche Identität darf nicht entdeckt werden. Gemeinsam überleben sie das Lager, doch auch nach dem Krieg bleiben sie für Celino als Eltern zusammen. In Polen, so erfahren sie, hat niemand aus der Familie überlebt. Warum also soll man dahin zurückgehen? So entscheiden sie sich, im fremden Land zu bleiben und hier ihr Kind, als Deutschen groß zu ziehen. An Celinas Geburtstag feiern sie Jahr für Jahr Celino. Ihre neue Identität bleibt ein Familiengeheimnis. Celino Bleiweiss studiert Filmregie und macht sich zunächst in der DDR, später in der Bundesrepublik, einen Namen als Fernseh- und Theaterregisseur.