„Ma tovu ohalecha Jaakov“

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Wie schön sind deine Zelte, Jakob: Synagogen in Bayerisch Schwaben…

Im Jahr 1671 gestattete Graf Albrecht Ernst I. von Oettingen fünf jüdischen Familien die Ansiedlung in der schwäbischen Gemeinde Harburg im Ries. Ein Jahr später erlaubte er den Juden die Einrichtung eines kleinen Gebetsraums im Anwesen von Mosche Weil, der ein ansehnliches Haus direkt am Marktplatz sein eigen nannte. Als zum Beginn des 18. Jahrhunderts die Gemeinde auf 25 Familien angewachsen war, reichte die kleine Betstube nicht mehr aus. Deshalb ließen die Harburger Juden um 1720 am Ufer der Wörnitz eine hölzerne Synagoge errichten, die jedoch infolge von Überschwemmungen bald baufällig wurde und 1754 abgerissen werden musste. Kurz danach kam es zu einem Synagogen-Neubau; das Haus steht heute noch in Harburg. Gottesdienste fanden jedoch seit der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1936 dort nicht mehr statt.

Die Synagoge Harburg von Südosten, etwa 1936
Die Synagoge Harburg von Südosten, etwa 1936, Foto: aus dem besprochenen Band

Bemerkenswert früh konnten sich Juden am Ende des Mittelalters nach ihrer Ausweisung aus den Städten im ländlichen Bayerisch-Schwaben ansiedeln. Davon zeugen noch heute zahlreiche ehemalige jüdische Gotteshäuser wie sie etwa in Harburg, Kriegshaber, Buttenwiesen oder Ichenhausen zu finden sind. Eine Wanderausstellung des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben präsentiert nun am Beispiel von 15 Orten diese jahrhundertlange Geschichte, zeichnet die Entwicklung eines regional geprägten Synagogentypus nach und zeigt, dass das Judentum in Bayerisch-Schwaben bis zur Zeit des Nationalsozialismus im alltäglichen Leben verankert war.

Ansicht von Harburg in Schwaben um 1930, in der Mitte die 1754 erbaute Synagoge
Ansicht von Harburg in Schwaben um 1930, in der Mitte die 1754 erbaute Synagoge, Foto: aus dem besprochenen Band

Ein reich illustrierter Begleitband dokumentiert alle Texte und Abbildungen der Ausstellung und gibt zudem einen Überblick hinsichtlich des Umgangs mit den ehemaligen Synagogengebäuden nach 1945 bis heute. Aufsätze von renommierten Fachleuten wie Rolf Kießling, Ulrich Knufinke oder Otto Lohr ergänzen und vertiefen Aspekte, die in der Ausstellung nur schlaglichtartig dargestellt werden können. So erfährt man Grundlegendes zur Geschichte der Juden in Schwaben, Interessantes über die Besonderheit der regionalen Synagogenarchitektur sowie Erhellendes über den Umgang mit den Gebäuden nach dem Zweiten Weltkrieg. Ergänzend erläutert Rabbiner Henry G. Brandt in seinem Beitrag „Zum Haus Gottes wollen wir gehen“ kenntnisreich das Wechselspiel von Synagogengottesdienst und Synagogengebäude im Wandel der Zeiten. (jgt)

Benigna Schönhagen (Hg.), „Ma Tovu…“. Wie schön sind deine Zelte, Jakob. Synagogen in Schwaben, München 2014, 208 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-943866-24-7

Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 25. Juni 2014, 19.30 Uhr
Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, Museumsdependance Ehemalige Synagoge Kriegshaber, Ulmer Straße 228, Augsburg

Die Ausstellung ist bis zum 31. August 2014 (geöffnet: Mi, Do, Fr und So von 13.00 – 17.00 Uhr) zu besichtigen.