Oktoberfest: Wie man koscher feiert

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Jeder Jahr zieht das Oktoberfest Millionen Menschen aus der ganzen Welt an. Auch jüdische Besucher wollen sich das blau-weiße Spektakel nicht entgehen lassen. Und man kann dort auch koscher feiern…

Die traurige Geschichte des nationalsozialistischen Oktoberfestes

Für Adolf Hitler war das Oktoberfest etwas „Heiliges“, obwohl er sich nie dort blicken ließ. Wer jedoch am damaligen Oktoberfest teilnahm, der konnte ein Maß Bier für 90 Pfennige genießen, nebenbei gab es natürlich auch Gaudi, Trachten und zahlreiche Hakenkreuze.

Am ersten Wiesn-Sonntag des Jahres 1935 besuchten hunderttausende Schaulustige die Straßen. Der Anlass: das 125-jährige Oktoberfestjubiläum. Ein riesiger Festzug schlängelte sich trommelnd durch die Innenstadt der bayerischen Hauptstadt. Die neuen Machthaber nutzen von Anfang an die Wiesn für ihre Zwecke: Mit dem Preis von 90 Pfennig für ein Maß Bier spielte das Regime von 1933 den Freund des „arbeitenden Volkes“.

Abseits der Mikrofone und Kameras gingen die Nazis mit den Ärmsten der Stadt wenig zimperlich um: Auf der Theresienwiese herrschte ein striktes Bettelverbot. Zudem wies das Münchner Wirschaftsreferat Wachdienste und Polizei an, alle Bedürftigen zu vertreiben.

1936 wurde eine bekannte Brauer-Dynastie, die jüdische Familie Schülein, nach Amerika flüchten. Hermann Schülein schaffte es im Alleingang, Löwenbräu durch die schwere Zeit der 1920er Jahre zu bringen. Einige Jahre zuvor, 1933, verboten die Nazis den Juden, auf dem Oktoberfest zu arbeiten.

Das Oktoberfest heute

Gut 70 Jahre später hat sich der braune Schatten über Deutschland längst verzogen. Das Oktoberfest war allerdings 1980 Schauplatz rechtsextremen Terrors, als bei einem Attentat 13 Menschen getötet wurden. Die Besucher hat das nicht abgeschreckt. Allein im vergangenen Jahr besuchten 6,4 Millionen Menschen das Oktoberfest. Jeder Besucher trank im Schnitt einen Liter Bier.

Wie diese Daten und Fakten zum Oktoberfest zeigen, ist das Fest mehr als nur eine riesige Party. Das Oktoberfest beschäftigt über 12.000 Menschen, rund 300 Marktleute verkaufen ihre Waren und mehr als 140 Gastrobetriebe verwöhnen ihre Besucher. Das Oktoberfest ist somit eine Feierlichkeit, von der alle profitieren, nicht nur die Besucher.

Getränke und Nahrung

Jüdische Besucher müssen sich nicht darum sorgen, dass sie sich auf dem Oktoberfest nicht vergnügen können. Denn in Deutschland gibt es seit fast 500 Jahren das Reinheitsgebot, welches die Bier-Qualität sichert. Unter Vorsitz von Herzog Wilheim IV trag der Bayerische Landständetag im April des Jahres 1516 zusammen. Das Gremium gewährte die vom Herzog vorgelegte Vorschrift, zur Herstellung von Bier ausschließlich Hopfen, Gerste und Wasser zu verwenden. Zu diesem Zeitpunkt entstand die älteste lebensmittelrechtliche Verordnung, „Wie das Bier im Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll“ genannt, die bis zum heutigen Tag gültig ist. Allerdings haben die Biere keinen Koscher Stempel.

Auch in puncto Nahrung ist vorgesorgt: Im Zuge der veganen Entwicklung gab es bereits im vergangenen Jahr unzählige Möglichkeiten, vegane Gerichte zu bestellen. In diesem Jahr wird dieses Angebot mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeweitet, sodass die Köstlichkeiten auf dem Oktoberfest noch variationsreicher werden. Laut dem Vegetarierbund Deutschland wird das Signal zur gesellschaftlichen Veränderung immer deutlicher. Es ist als positiv anzusehen, dass es auf der Wiesn veganes Essen gibt.

5 Tipps für ein fröhliches Oktoberfest

  1. Kleidung: Ob Lederhosen für die Burschen oder Dirndl für die Damen, die bayerischen Trachten werden zum Oktoberfest gerne getragen. Wer sich integrieren möchte, kann sich die Kleidung ausleihen, der Kauf lohnt sich für den einmaligen Besuch aufgrund der hohen Kosten meist nicht.
  2. Hygiene: Auch wenn es einige Menschen mit der Körperhygiene nicht so ernst nehmen, sollte man die insbesondere beim Oktoberfest nicht vernachlässigen. Wenn unzählige Menschen gemeinsam feiern, fließt neben Bier auch mal der Schweiß. Das Ergebnis sind eher unangenehme Gerüche, die die Partylaune schnell verderben können. Noch schlimmer wird das Problem, wenn sich der Schweiß mit diversen Parfümen vermischt. Deshalb sollte man den Schweiß lediglich mit Deos bekämpfen und auf Parfüm weitestgehend verzichten.
  3. Tanzen: Getanzt wird in den Festzelten ausschließlich auf den Bänken. Wer sich auf den Tischen austobt, erhält zunächst einen Verweis, dann folgt der Rauswurf.
  4. Familien: Das Oktoberfest ist kein Familienfest. Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren dürfen nach 20:00 Uhr ausschließlich in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person auf dem Festplatz bleiben. Im Bierzelt haben Kinder bis sechs Jahre generell nur bis 20:00 Uhr zutritt.
  5. Bedienung: Wer es sich mit der Bedienung verscherzt, sei es aufgrund billiger Anmachen oder einem geizigen Trinkgeld, der wird lange Zeit auf sein Bier warten.