Asher Ben Natan gestorben

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Asher Ben Natan, der erste Botschafter Israels in Deutschland, verstarb heute 93-jährig in Israel…

Asher ben NatanEr war von 1965 bis 1969 Botschafter in Bonn. Asher Ben-Natan war Sohn der Generation, die die Shoah und die Wiedergeburt Israels erlebte. Er erfuhr am eigenen Leibe die Abgründe jüdischer Ohnmacht in den Katastrophenjahren des blutigen 20. Jahrhunderts; er kämpfte für Israels Unabhängigkeit; und er arbeitete Zeit seines Lebens an Israels Aufbau und an seinem Schutz.

In Wien im Jahr 1921 geboren, Zionist seit frühester Jugend, nahm er den Geist des deutschsprachigen Judentums vor seinem Untergang auf. Als 17jähriger schaffte er während des „Anschlusses“ Österreichs die Flucht ins damalige Mandatsgebiet Palästina. Als Pionier und Mitbegründer des Kibbuz Dovrát wurde er von der Untergrund-Armee Hagana mit nachrichtendienstlichen Geheimmissionen beauftragt.

In der Rolle als Israels erster Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland (1965-1969), im zweiten Jahrzehnt nach der Schoah, fand Asher Ben-Natan s.A. zu seiner Lebensaufgabe und historischen Größe. Stolz vertrat er in Deutschland den alten Juden, der sich in den neuen Israeli verwandelt hatte. Für sich selbst gewann er eine einzigartige Statur, nicht nur unter der politischen Elite, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit; in einem Deutschland, das seine Vergangenheit zu bewältigen begann, wurde er zu einer moralischen Autorität. Davon zeugen Tausende Briefe, die er aus allen Gesellschaftsschichten erhielt, und die er später selektiert als Buch publizierte.

Seine Besuche in deutschen Städten, Schulen, Universitäten und jüdischen Gemeinden – stets jeweils „der erste Besuch“ – wurden zu Massenereignissen. Das Herz des deutschen Publikums gewann er mit der ihm eigenartigen Mischung aus scharfem Verstand, moralischer Stärke, Sinn für Humor und ruhiger Würde, die seine Persönlichkeit ausmachten. Und er wusste es, immer im richtigen Tonfall, neben dem steten Wachen auf die Erinnerung an die Vergangenheit, beiden Gesellschaften auch eine Vision von Aussöhnung und Zusammenarbeit für die Zukunft zu zeigen.

Asher Ben-Natan diente Israel weiter als Botschafter in Frankreich (1969-1973) und als hoher politischer Berater, zuerst des Verteidigungsministers (1974-1977), dann des Ministerpräsidenten und Außenministers (1984-1988); 1978 bis 1983 war er Mitglied des Stadtrats von Tel Aviv. Er begleitete die „besonderen Beziehungen“ weiter als Präsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft von 1980 bis 2008. Dieses Amt verband er mit dem Vorsitz der Ben-Gurion-Stiftung und mit der Beschaffung von Mitteln für zahlreiche Kultur-, Wissenschafts- und Entwicklungseinrichtungen, darunter die Ben-Gurion-Universität, das Haus Hamburg, das Institut zur Wüstenforschung, das Sde-Boker-Kolleg, den internationalen Klavier-Wettbewerb zum Gedenken an Arthur Rubinstein, und viele andere mehr. Seinen Einfluss machte er jahrelang durch öffentliche Auftritte in deutschen Medien und den Schriftwechsel mit vielen deutschen Staatsmännern, darunter Willy Brandt und Helmut Kohl geltend.

Botschafter Yakov Hadas-Handelsman würdigte Ben Natan mit den Worten: „Asher Ben Natan hatte wohl von allen israelischen Botschaftern in Deutschland die wichtigste und schwierigste Aufgabe, nämlich nur zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Shoah, eine gemeinsame Zukunft zum Wohle beider Völker zu schaffen, über alle Widrigkeiten und Traumata hinweg. Ohne sein Wirken würden unsere beiden Staaten heute nicht das Vertrauensverhältnis und diese enge Partnerschaft auf so zahlreichen Ebenen haben und es ist für mich eine große Ehre, diese Position heute ausfüllen zu dürfen.“

Die Botschaft des Staates Israel trauert über den Tod von Asher Ben Natan und drückt seiner Familie ihr Beileid aus.

Botschaft des Staates Israel/DIG, 17.06.14