Alles in trockenen Tüchern: Der Staat blüht

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In den späten siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts machten sich schon einmal zahlreiche Rumänen auf den Weg in eine bessere Zukunft. Das Ziel war damals nicht die EU, sondern Israel und nicht die Roma wanderten, sondern über die Hälfte der rumänischen Juden machten sich auf den Weg – ins versprochene Land „Erez Israel“. An die Realitäten im profanen Staat, des „Medinat Israel“, gewöhnten sie sich schnell, zumal sich bereits viele Rumänen im Land befanden…

David Gall

Neben den Juden aus Polen stellten sie sicher die zweit- oder drittgrößte Gruppe der osteuropäischen Einwanderer. Angeblich waren sie nicht besonders beliebt, besonders bei den Polen. So gab es das Gerücht „Romanim = Ganawim“, das behauptete, die Rumänen seien Ganoven und pflegten einen eher legeren Umgang mit dem Unterschied von Mein und Dein.

Die Rumänen wiederum gaben sich gern weltmännisch und liebten es, das Leben zu genießen. Sie konnten ein Lied davon singen, ach was sag‘ ich, viele Lieder; „Rumänje, Rumänje“, ist nur das bekannteste Beispiel.

‚S is geven amol a Land, a zise, a shejne un a fejne…
dort zu vojnen is a Fargnigen
vos dos Harz gelust dir, dos kenstu krign…

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Lsgux3kP33k[/youtube]

Im Großen und Ganzen waren alle rumänischen Alioth (Einwanderungswellen) ein voller Erfolg, ein Erfolg ohne Gleichen, denn womit will man da vergleichen? Jedenfalls wurde man in der Krankenkasse bald von Dr. Feinaro empfangen und an die Augenärztin Frau Dr. med. (Univ. Buk.) Cinaru überwiesen. Für die Kinder war Frau Dr. Batinaro angetreten. Und in der Apotheke, was für eine Schönheit – allerdings aus Marokko… – doch bevor ich jetzt abschweife und mir die Marokkanerin mit der Glatze einfällt, erzähle ich lieber noch, wie Dado zum größten Handtuchvertrieb südlich des Yarkon wurde.

Der Staat war damals noch viel jünger als heute. Aber es gab schon keine Zena mehr, jene nach dem hebräischen Adjektiv „zanua“ für „bescheiden, züchtig“ benannte Zeit der allgemeinen wirtschaftlichen Einschräkungen. Die Regierung griff immer seltener auf immer weniger Notstandsgesetze zurück. Die Israelis konnten sich von der Planwirtschaft befreien und schrittweise waren die Zuteilungskarten für fast alle Produkte überflüssig geworden. Ein großartiger Erfolg der israelischen Sozialdemokratie. Unvergleichlich. Die Zuteilungswirtschaft wurde am Ende des Unabhängigkeitskrieges 1949 eingeführt und 1959 schon wieder abgeschafft.
Nach der Ausrufung durch David Ben Gurion, dem Vorsitzenden der sozialistischen Zionisten, wurde der Staat Israel am 14. Mai 1948 gegründet. Fast genau drei Jahre zuvor, am 8. Mai 1945, war der Vernichtungskrieg des Deutschen Reichs mitten in Berlin zum Stehen gebracht worden.

…“Wer nicht an Wunder glaubt,
der ist kein Realist“…
David Ben-Gurion 
Vorsitzender der MaPAI von 1948 bis 1963:

Doch zurück nach Rumänien. Die Sozialdemokraten, die Gewerkschaft, die Jüdische Agentur, alle wollten möglichst viele Juden dazu bringen, im „Medinat Israel“ zu wohnen. „Was für Juden!“, musste man doch denken, „wirkliche Menschen, die alles dafür tun, dass wir, sollte es, G’tt behüte, jemals wieder, ich will gar nicht daran denken! … aber wenn es vielleicht einmal nötig wird, von irgendwo wegzugehen, dann brauchen wir doch ein irgendwo, hinzugehen“.
So kam auch Dani Dotaro, genannt Dado, nach Tel-Aviv, eine weiße moderne Stadt am Meer. Die Einwanderungsagentur hatte ihn vorerst in einem feinen Hotel untergebracht, solange im Aufnahmezentrum kein Platz frei war. Er hoffte nun, selbst eine Arbeit zu finden, einem Kibutz zugeteilt zu werden oder in der Armee eine gute Position zu bekommen. Zurück nach Rumänien wollte er nicht. In Israel wurde es unter der Arbeiterpartei immer liberaler, während es in Rumänien unter den Kommunisten immer restriktiver wurde.

Im Hotel hatte er schon einige Bekannte getroffen, manche kannte er sogar aus Bukarest. Nicu zum Beispiel. Sie wollten am Abend gemeinsam zur Arbeitssuche losziehen. Am Vormittag hatte er sich schon am Hafen umgeschaut und jetzt ging es zur Siesta ins Hotel. Als er sich gegen 17:00 Uhr mit Nicu traf, fragte der ihn, ob er ein Bad genommen habe. Dado antwortete: „Nein, nein, nur drei Handtücher“.

Haha. Romanim, Ganawim? Diese drei Handtücher – weichstes Frottee der unglaublichen Spitzenqualität von 265 g/m² – wurden erst zur Grundlage eines kleinen Familienbetriebs und dann eines reglerechten Frottee-Imperiums. Dado warb für seine Tücher bald als Melekh haMagawoth, מלך המגבות, König der Handtücher. Und bald auch international als Reĝo de mantukoj, Rey de toallas, Král ručníků, Rege de prosop, Rei de toalhas…

dadokav-jarokdeclaracionunterwegsmagawoth

BeHazlahah uWrakhah ubeEsrath haSchem, ad 120!

  • *) Die MaPAI (Mifleget Poalei Aerez Israel) entstand in der 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, als gemäßigte Fraktion innerhalb der „Poalej Zion“, einer marxistisch-zionistischen Partei in der Sowjet-Union. 1968 gründeten Mapai, Rafi und Achduth ha’Awodah/Po’alej Zion die „Partei der Arbeit“, die „‚Awodah“ (העבודה).

AKTUELLE BÜCHERLISTE

… und während CDU/CSU, AD und weitere Rechtsradikale den Untergang des Abendland an die Wand malen und in der Freizügigkeit für Bulgaren und Rumänen nur den Startschuss zur „Invasion der Roma“, bzw. zum „Sturm auf die Deutsche Sozialkasse“ sehen können, setzt George Soros ganz klar auf Europa.

George Sorros:
Wetten auf Europa!

Warum Deutschland den Euro retten muss, um sich selbst zu retten

George Soros ist einer der legendärsten und umstrittensten Investoren unserer Zeit. Während er für seine erfolgreichen Finanzgeschäfte und sein philanthropisches Engagement von vielen bewundert wird, kritisieren ihn andere als Krisengewinnler und rücksichtslosen Spekulanten. Durch seine Biographie ist Soros eng mit Europa verbunden, wie für kaum einen Zweiten steht sein Lebensweg für die Ambitionen und Schwierigkeiten des europäischen Projekts, das sich in der schwersten und längsten Krise seit seinen Anfängen befindet.

Aufgewachsen in Ungarn, hat Soros als Überlebender des Holocausts früh erfahren, was Krieg bedeutet und weshalb Friedenssicherung einen so zentralen Pfeiler der europäischen Einigungsidee darstellt.

Im Gespräch mit Gregor Peter Schmitz äußert sich Soros nun erstmals umfassend über seine Verantwortung als Investor sowie die Chancen und Risiken der aktuellen Krise für die Europäische Union. Mit seinem Buch liefert er Orientierung zu den wichtigsten Fragen, die in nächster Zeit zur Abstimmung stehen – und weist zugleich Wege aus der Krise.

Noch a Lidele zum Thema „Zena“:

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=QZ5v651bQ1o&index=17&list=PLD76302CBFEC18D51[/youtube]

1 Kommentar

  1. Gedankensplitter:

    „Kahol (blau) und Lawan (weiß) sind die Farben des Zionismus. Die große Popularität von Bayern-München mag auch daran liegen ;-)“

    Nix da. Blau und Weiß in dieser Reihenfolge sind nicht die bayerischen Farben; das ahnungslos zu behaupten sollte Zugroaster sich lieber nicht anmaßen im Biergarten:

    „Gott mit dir, du Land der Bayern
    unterm Himmel, weiß und blau!“

    Uli! Uli! UuuHuHuuu! Stell ich mir gerade den Boss – Hoeneß – von Bayern-München vor: mit einem Veilchen, das ihm wohl gebühren tät. Ein Weißer, der dieser Schwarze ja ist, mit temporär blauem Auge. Weiß und Blau. Schön.

    Das biedere Tischtuch-Raster des Bayern-Lappens, Rautenflage genannt, hat seinen Ursprung im vervielfältigten BMW-Emblem. Nein?

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