Koschere Ernährung im Alltag

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Gläubige Juden richten sich beim Ernähren nach den Speisegesetzen, wie sie in der Tora festgelegt sind. Erlaubte Lebensmittel werden als koscher bezeichnet. Verbotene dagegen als treife oder nicht-koscher. Im Alltag wirken sich die Gesetze nicht nur auf das Einkaufen und Zubereiten von Lebensmitteln aus. Auch hinsichtlich des Ablaufs und der Zusammenstellung von Speisen gibt es klare Vorschriften…

Fleischiges und Milchiges – Probleme und Lösungen

Die wohl markanteste Regel ist das strenge Trennen von Fleisch- und Milchprodukten. Sie besagt, dass „Milchiges“ und „Fleischiges“ keinesfalls vermischt werden darf. Weder beim Essen noch beim Kochen. Beim Zubereiten von Lebensmitteln werden jeweils verschiedene Arbeitsgeräte verwendet und beim Servieren müssen separate Geschirrsätze zum Einsatz kommen. Juden, die sich an die strenge rabbinische Auslegung halten, benötigen auch zwei Spülmaschinen beziehungsweise getrennt voneinander liegende Spülbecken.

Ziegenkäse

Darüber hinaus müssen zwischen dem Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten festgelegte Wartezeiten liegen. Der Zeitraum unterscheidet sich je nach Lebensmittel und Tradition. Die industrielle Lebensmittelindustrie macht es heute kompliziert, diese Regeln einzuhalten. Schließlich enthalten viele Fertigprodukte beide Bestandteile und nicht immer ist das heimische Kochen zeitlich umsetzbar. Auch Juden greifen im Alltag auf komfortablere Alternativen wie Restaurantbesuche oder den Lieferservice zurück.

Dass es trotzdem möglich ist, die Ernährung nach Jüdischem Speisegesetz auszurichten, beweisen zahlreiche Alternativen. Schließlich gibt es in jeder Stadt und vielen ländlichen Gegenden beispielsweise ausreichend vegetarische Gerichte, die in der Gastronomie serviert werden und sich für Juden eignen. Das Trennen von Fleisch- und Milchprodukten spielt dabei keine Rolle. Zudem ist die Auswahl an fleischhaltigen Menüs groß, die ohne jegliche Milchprodukte auskommen. Bei Lieferdiensten wie beispielsweise Lieferando ist die Auswahl an Speisen mittlerweile so groß, dass auch für Juden viele passende Speisen zur Auswahl stehen. Wer einen Lieferservice suchen möchte, kann dies online direkt tun und mit etwas Glück ist das Lieblingsrestaurant aus der Region unter den liefernden Unternehmen. Heute müssen Juden auf diese bequeme Art und Weise ein Essen zu beziehen daher nicht mehr verzichten. Die Anbieter und Gastronomen geben ausführliche Auskünfte darüber, welche Zutaten verwendet wurden, so dass Konflikte mit dem Speisegesetz ausgeschlossen werden können.

Steigende Preise für koscheres Fleisch

Hinsichtlich der Preise für koscheres Fleisch müssen orthodoxe Juden häufig Preisanstiege hinnehmen. Denn erlaubte Fleischsorten sind in der Regel immer teurer als unerlaubte. In Europa kosten koschere Fleischsorten bis zu fünfmal mehr als nicht-koschere Alternativen. Diese Differenz ist für viele Familien untragbar, was sie zum Verzicht zwingt. Zu koscheren Tieren zählen unter anderem Schaf, Ziege und Rind. Auch Hühner, Enten und Truthähne gelten als erlaubt. Strengreligiöse Juden müssen aber nicht nur auf die Sorte achten, sondern auch auf die Art der Schlachtung. Verzehrt werden dürfen ausschließlich Tiere, die von einem gläubigen und geschulten Juden nach jüdischer Schlachtmethode geschächtet wurden.

Koschere Ernährung

Es gibt jedoch eine jüdische Infrastruktur in Deutschland, die koschere Lebensmittel und Speisen präsentiert. Neben jüdischen Gemeinden gilt dies für jüdische Schulen, Lehranstalten und Elternheime. In Lebensmittelläden werden Nahrungsmittel mit einem Kaschrut-Zertifikat versehen, wodurch Kunden sich auf die Einhaltung der Regeln verlassen können. Im herkömmlichen Lebensmittelhandel sind koschere Lebensmittel zwar nicht separat ausgezeichnet, es gibt aber eine Möglichkeit diese von unerlaubten Produkten zu unterscheiden. Koschere Lebensmittel werden von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) nach einer Prüfung als erlaubt anerkannt. Darüber hinaus bestehen spezielle Lebensmittel-Verzeichnisse, die diese Waren kennzeichnen und das Einkaufen ungemein erleichtern.

Bildquelle: PDPhotos, stux / pixabay.com