Fernsehtipps für den Dezember

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Vom 01. bis 15. Dezember 2013…

So, 1. Dez · 10:15-10:45 · HR
„Horizonte“ zum Chanukka-Fest

Bevor die Christen mit der Adventszeit beginnen, feiern in diesem Jahr Juden in aller Welt das Lichterfest Chanukka – vom 28. November bis zum 5. Dezember 2013. An den Chanukka-Abenden kommt die Familie zusammen, Freunde werden eingeladen und Kinder reichlich beschenkt – vor allem aber werden die Kerzen auf dem Chanukka-Leuchter entzündet. Warum das so ist, welcher historischer Ereignisse an diesem Fest gedacht wird und welche Bedeutung Chanukka für Juden hat, darüber spricht an diesem Sonntag Meinhard Schmidt-Degenhard mit dem Offenbacher Rabbiner Menachem Mendel Gurewitz. Rabbi Gurewitz ist Anhänger der Chabad-Bewegung und Mitglied der orthodoxen Rabbinerkonferenz in Frankfurt. Er entstammt einer Rabbiner-Familie; so waren sein Vater und auch sein Großvater Rabbiner. Da lag es nahe, dass der ehemalige IT-Spezialist, anstatt gutbezahlte Jobs von Firmen in der New Economy anzunehmen, sich für die Herausforderung mit Menschen in der Diaspora entschied. 1998 trat Gurewitz, der in Lyon aufgewachsen ist, seinen Dienst als Gemeinderabbiner in Offenbach an. Denn die Chabad-Bewegung – auch Lubawitsch-Bewegung genannt – hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Diaspora-Juden das fromme Judentum nahezubringen. Dass aber die größere Herausforderung eine andere sein würde, musste Gurewitz auf erschreckende Weise vergangenen Sommer erfahren. In einem Einkaufszentrum in Offenbach wurde der Rabbiner von mehreren Jugendlichen angepöbelt und attackiert. Der Fall sorgte bundesweit für großes Aufsehen und rückte das Thema „Antisemitismus unter Jugendlichen“ in den Vordergrund. Doch was passierte, nachdem der Vorfall aus den Schlagzeilen verschwand? Rabbi Gurewitz suchte bewusst das Gespräch mit jenen, die ihn attackiert hatten, ging in die Schulen. Genug Themen also, um mit Rabbi Gurewitz auf das Jahr 2013 zurückzublicken, über Chanukka zu sprechen und auch über die Zukunft des jüdischen Lebens in Deutschland.

So, 1. Dez · 10:30-11:00 · SWR
Mit einem Lächeln und einer Träne – Leben nach dem Holocaust

Eigentlich passt das alles überhaupt nicht zusammen: Das Lächeln und die Tränen zum Beispiel, mit denen Zosia Wysocki oft zu den wöchentlichen Treffen in Frankfurt kommt. Sie trifft sich hier regelmäßig mit Freunden und Bekannten bei Kaffee und Kuchen, um über den Holocaust zu reden. Kaffeeklatsch und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, Lächeln und Tränen: Sind das nicht unüberbrückbare Gegensätze? Zosia Wysocki, selbst eine Überlebenden des Holocaust, sieht das anders. Das Lächeln, sagt sie, ist für das Leben und das Glück, überlebt zu haben, die Tränen für all das, was sie im Holocaust verloren hat. „Treffpunkt“ nennen die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland kurz und bündig die jede Woche stattfindende Begegnung der Holocaustüberlebenden. Gegründet vor zehn Jahren, ist der Treffpunkt nicht nur für sie viel mehr als nur ein Kaffeeklatsch. „Ich treffe hier Leute, die das Gleiche oder ähnliches erlebt haben. Leute, mit denen ich mich ohne viele Worte austauschen kann, die ich verstehe. Ich fühle mich hier zuhause.“ sagt beispielsweise Siegmund Plutznik, der im Krieg als Partisan in Polen gegen die Nazis gekämpft hat. Der Treffpunkt ist eine Art Oase für die jüdischen Senioren. Wo sonst könnten sie die grauenhaften Geschichten erzählen, die sie so lange mit sich herumgetragen haben? Es sind Erinnerungen an Auschwitz und Bergen-Belsen, an die Ermordung ihrer Familien und die Auslöschung jener ganzen Welt, in der sie als Kinder gelebt und die sie geliebt haben. Im Treffpunkt hört man ihnen zu, oft ohne selbst viel zu sagen, wie Psychotherapeut Kurt Grünberg berichtet. „Für das, was diese Menschen erlitten haben“, erklärt er, „gibt es keine angemessenen Worte.“ Und doch ist vielen von ihnen das Lächeln nie vergangen. Eines, was diese Überlebenden gemeinsam haben, scheint ihre unerschütterliche Lebensfreude zu sein. So rezitiert die Schauspielerin Zosia Wysocki bis heute voller Leidenschaft die jüdisch-polnischen Gedichte ihrer Jugend, und Avraham Lifshitz, der Auschwitz überlebte, malt Ölbilder, deren Farben fast von der Leinwand schreien. Lifshitz wuchs als kleiner Junge in einem ultraorthodoxen Haushalt in Polen auf. Er erinnert sich an eine Lobeshymne, die er damals voller Inbrunst sang und in der es hieß: „Gott wird Dich vor Deinen Feinden schützen.“ Und dennoch: Als er nach Auschwitz kam, war da für ihn kein Gott. Trotz des Traumas des Holocausts haben die Überlebenden sich aus vielen verschiedenen Gründen entschlossen, in Deutschland zu leben. Djorgi Alpar wurde in den 60er Jahren als hochqualifizierter Bauingenieur von seiner Firma in Belgrad ausgerechnet nach Deutschland geschickt. Es war nicht nur anfangs schwer für ihn. Heute haben er und seine Frau Lili mit ihrem Schicksal Frieden geschlossen, doch das Nazideutschland werden sie nie vergessen. Die deutsche Staatsangehörigkeit haben sie nie angenommen. Niemand weiß genau, wie viele Holocaustüberlebende in Deutschland leben. Verlässliche Statistiken gibt es nicht, auch, weil sich viele von ihnen nie von deutschen Ämtern und Behörden erfassen lassen würden. Im Frankfurter Treffpunkt haben sie trotzdem eine Heimat gefunden. Die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten dort sind immer für sie da – nicht nur bei einem ganz speziellen Kaffeeklatsch am Mittwochnachmittag.

Mo, 2. Dez · 00:35-02:05 · Das Erste (ARD)
Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

Dezember 1944: Der totale Krieg ist so gut wie total verloren. Doch so leicht will Goebbels sich nicht geschlagen geben. Am Neujahrstag soll der Führer mit einer kämpferischen Rede noch einmal die Massen begeistern. Das Ganze hat nur einen Haken: Der Führer kann nicht. Krank und depressiv meidet er die Öffentlichkeit. Nur einer kann jetzt noch helfen: sein ehemaliger Schauspiellehrer Adolf Grünbaum, ein Jude. Goebbels lässt ihn samt seiner Familie aus dem KZ Sachsenhausen in die Reichskanzlei holen. Die Zeit läuft, in nur fünf Tagen muss der Führer in Höchstform sein … In den Hauptrollen glänzen Helge Schneider in seiner ersten Charakterrolle als Adolf Hitler und der vielfach preisgekrönte und viel zu früh verstorbene Schauspieler Ulrich Mühe („Das Leben der Anderen“) in einer seiner letzten Filmrollen als Professor Adolf Grünbaum. Regisseur Dani Levy erhielt für seinen Film „Alles auf Zucker“ u.a. den Ernst-Lubitsch-Preis sowie sechs Deutsche Filmpreise. Mit dieser Komödie gelang ihm erneut ein filmisches Wagnis.

Mo, 2. Dez · 23:15-23:45 · 3sat
Die Kinder von Etzelsdorf

In Linz an der Donau verkündete Adolf Hitler 1938 den „Anschluss Österreichs“ ans Deutsche Reich. Die aufstrebende Industrie der Stadt beschäftigte während des Nationalsozialismus Tausende von Zwangsarbeiterinnen. Die Situation der weiblichen Zwangsarbeiter in den Hermann Göring Werken Linz galt als Tabuthema: Nach der Niederlage in Stalingrad verlangten die Nationalsozialisten von den Ostarbeiterinnen eine Steigerung der Produktivität. Weil Schwangerschaften die Einsatzfähigkeit der Frauen einschränkten, wurden zunehmend Abtreibungen bis zum siebten Monat durchgeführt. Widerstand auch von Ärzteseite gab es kaum. Neugeborene wurden den Müttern weggenommen und in „fremdvölkischen Säuglingsheimen“ untergebracht, in denen grauenvolle Zustände herrschten. Sowohl im Lindenhof als auch im Schloss Etzelsdorf gab es gegen Kriegsende Heime für Kinder von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen, die von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt eingerichtet worden waren. Innerhalb kürzester Zeit kam es in diesen Kinderheimen zu einem vermehrten Säuglingssterben. Allein in Etzelsdorf starben 13 Säuglinge aufgrund mangelhafter Pflege und Ernährung und wurden namenlos am Friedhof in Pichl bei Wels begraben. Seit einem Jahr erinnert nun am Friedhof in Pichl ein Gedenkzeichen an diese Kinder. In ihrer Dokumentation „Die Kinder von Etzelsdorf“ geht Carola Mair den Schicksalen vieler ostslawischer Zwangsarbeiterinnen und derer Kinder nach, die nach 1945 verdrängt und vergessen wurden. Mit ihrem Film wagt sich Carola Mair in eine Zone des Schweigens vor – in eine Tabuzone, die noch mehr als 60 Jahre später unvorstellbar erscheint.

Di, 3. Dez · 13:45-14:00 · BR-alpha
Frauen des Barockzeitalters: Die Unternehmerin – Glückel Hameln (1648-1724)

Vierteilige Reihe über Frauen des Barockzeitalters für den Geschichtsunterricht ab Klasse 9. Porträt der jüdischen Kauffrau Glückel von Hameln (1648-1724) aus Hamburg. Vier historische Porträts zeigen exemplarisch, wie Frauen im historischen Kontext des 30-jährigen Krieges und der zunehmenden Bedeutung der Bürgergesellschaften in den Städten ihren Platz in der Gesellschaft sichtbar gemacht und behauptet haben. Die vier Filme sind teilweise rein dokumentarisch, zum Teil mit dokumentarischen (stummen) Spielszenen gestaltet. 1. Die Reichsfürstin – Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel (1602 – 1651) 2. Die Gelehrte – Anna Maria von Schurmann (1607 – 1678) 3. Die Naturforscherin – Maria Sibylla Merian (1647 – 1717) 4. Die Unternehmerin – Glückel Hameln (1648 – 1724)

Di, 3. Dez · 21:55-23:24 · arte
Winter 42/43

Noch im November 1942 hat es den Anschein, als trage Hitlerdeutschland den Sieg über die Alliierten davon. Doch mit der Landung der Amerikaner in Nordafrika und der für die deutsche Wehrmacht desaströs endenden Schlacht bei Stalingrad beginnt die Wende im Zweiten Weltkrieg. In den Monaten von November 1942 bis März 1943 werden die Weichen für die Zukunft der Menschen in Europa neu gestellt. In dem Dokumentarfilm berichten prominente Zeitzeugen, wie sie diese entscheidende Zeit erlebt haben. Und Amateuraufnahmen – also Bilder, die ohne staatliche Zensur entstanden – geben den Blick auf den Kriegsalltag frei.

Di, 3. Dez · 22:45-23:30 · HR
Neckermann – Ein deutsches Wirtschaftswunder

Neckermann macht’s möglich – Generationen Westdeutscher haben damit ihr Häuschen eingerichtet oder gar gebaut, haben sich eingekleidet und sind in den Urlaub gefahren. Generationen Ostdeutscher haben im Westfernsehen sehnsüchtig die Kühlschränke, Musiktruhen und Motorräder bewundert, ohne zu ahnen, dass etliches davon aus DDR-Produktion stammte. Neckermann – das ist die beispiellose Aufstiegsgeschichte eines ehrgeizigen, geschickten Unternehmers, der mit seinem 1950 gegründeten Versandunternehmen einen Siegeszug in die bundesdeutschen Haushalte antrat. Mit seinen günstigen Angeboten schien Josef Neckermann genau das zu erfüllen, was Wirtschaftsminister Ludwig Erhard versprach: „Wohlstand für alle“. Angesichts dessen spielte seine Vergangenheit in der NS-Zeit keine Rolle: Vergessen, dass seine Karriere mit dem Arisieren jüdischen Besitzes begann. Zeitzeugen erinnern sich voller Hochachtung an Begegnungen mit dem charismatischen Unternehmer. Für den 1942 geborenen Sohn Johannes Neckermann ist er noch heute Leitfigur und strahlendes Vorbild. Voller Bewunderung erzählt er von seiner Energie und seinem Einfallsreichtum. Davon, dass er immer alles unter einen Hut zu bekommen schien: Familie, Unternehmen, Reitsport. Für den Sohn war es da nicht immer leicht, dem Anspruch des Vaters zu genügen – im Unternehmen ganz genauso wie auf dem Pferderücken. Johannes Neckermann erlebte mit wie das Familienunternehmen zu einem Imperium anwuchs. In seinen Blütezeiten arbeiteten hier über 18.000 Menschen. Der Sohn kennt die Erfolgs-Strategien seines Vaters genauso wie die Fehler, die dazu führten, dass 1977 Karstadt den Neckermann-Versand übernahm. Die Geschichte des Hauses, die im Herbst 2012 mit der Insolvenz des Versandhändlers ein trauriges Ende fand, erzählt ein Stück packender Sozial-, Konsum- und Wirtschaftsgeschichte. Die historischen Bilder des Films zeigen eindrücklich und unterhaltsam, dass kaum ein anderes Unternehmen so eng mit dem Zeitgeist und den materiellen Sehnsüchten der Menschen verbunden war wie der Versandhandel Neckermann.

Di, 3. Dez · 23:30-00:56 · arte
Geheimsache Ghettofilm

Archivmaterial von 62 Minuten Länge aus dem Warschauer Ghetto ohne Ton und unbetitelt zeigt verstörende Bilder. Die israelische Filmemacherin Yael Hersonski suchte nach Zeitzeugen und nach den Auftraggebern für diese Aufnahmen. Anhand eindrucksvoller Schilderungen von Überlebenden, detailreicher Tagebuchaufzeichnungen aus dem Warschauer Ghetto sowie eines protokollierten Interviews mit einem der Kameramänner Mitte der 70er Jahre entsteht ein ganz anderes Bild von der „Authentizität“ des im Ghetto mit der Kamera eingefangenen Lebens. Ausgangspunkt des außergewöhnlichen Dokumentarfilms sind 62 Minuten Archivmaterial. Unbetitelt, unvertont, nur teilweise geschnitten – alles, was an Filmbildern aus dem Warschauer Ghetto überliefert ist. Bei näherem Betrachten verstören die Bilder: Zu sehen ist das nackte Elend verhungernder Bettler neben auffallend gut gekleideten Männern und Frauen beim Tangotanzen. Unter welchen Umständen wurde dieses Material gedreht, und aus welchen Gründen? Jahrzehntelang wurden diese Ghettobilder von Dokumentaristen und Museen in der ganzen Welt als authentisches Archivmaterial verstanden und verwendet. Erstmals ist nun das Material im Ganzen zu betrachten. Und erstmals fahndet Regisseurin Yael Heronski auch nach den Auftraggebern dieser Filmaufnahmen und fragt nach, was diese Bilder wirklich zeigen – und was nicht. Es stellt sich heraus, dass deutsche Propagandafilmer nur wenige Wochen vor der großen Deportation im Frühjahr 1942 gezielt ins Ghetto geschickt wurden, um Szene für Szene „jüdischen Lebens“ für die Nachwelt zu inszenieren. Regieanweisungen für Todgeweihte. Und plötzlich sieht der Zuschauer die Bilder mit anderen Augen. Er lernt, genau hinzuschauen. Der Zuschauer kann auf mehreren Einstellungen die Kameraleute bei der Arbeit erkennen, und er hört, wie die „Protagonisten“ des Films perfide gezwungen wurden, so und nicht anders zu agieren. Und dann beginnt der Zuschauer, die eigenen Vorstellungen und den Umgang mit „Archivmaterial“ zu hinterfragen.

Mi, 4. Dez · 22:00-22:52 · arte
Europa und seine Schriftsteller: 5/5, Ungarn erzählt von … Péter Esterházy und Péter Nádas

Die beiden ungarischen Schriftsteller Péter Nádas und Péter Esterházy stellen beide ihre eigene und die ungarische Geschichte in den Mittelpunkt ihres literarischen Werks. Péter Nádas entstammt einer jüdisch-kommunistischen Familie. Péter Esterházy stammt aus einer alten ungarischen Adelsfamilie, die unter dem kommunistischen Regime enteignet und unterdrückt wurde. Péter Nádas und Péter Esterházy haben viele Gemeinsamkeiten: Beide sind Ungarn und Europäer, stammen aus Budapest und sind als Schriftsteller weltbekannt. Doch die beiden verbindet nicht nur Sprache und Kultur, sondern auch die Tatsache, dass sowohl Nádas als auch Esterházy ihre eigene und die ungarische Geschichte in den Mittelpunkt ihres literarischen Schaffens stellen. Péter Nádas dringt in seinem Werk in die Tiefen der ungarischen Vergangenheit vor und stellt sich der Finsternis einer Welt, die durch Krieg und Diktaturen zerstört wurde. Péter Esterházy bewirkte Ende der 70er Jahre eine Erneuerung der ungarischen Literatur. Seine Romane zwischen Ernst und Ironie beschwören die teils kuriose, teils bedrückende Vergangenheit seiner Familie, eines der größten ungarischen Adelsgeschlechter. Das Schicksal der Esterházys ist untrennbar mit der Geschichte Ungarns verbunden. Die Werke der beiden Schriftsteller, die persönliches Erleben eng mit der kollektiven Geschichte verknüpfen, tragen zur Aufarbeitung der Vergangenheit ebenso bei wie zum Verständnis der Gegenwart.

Mi, 4. Dez · 23:30-01:30 · RBB
Die Frau die singt – Incendies

Ein kanadisches Geschwisterpaar reist in den Nahen Osten. Dem rätselhaften Testament ihrer Mutter folgend, suchen die beiden den tot geglaubten Vater und einen ihnen unbekannten Bruder. In einem nicht benannten, von Bürgerkrieg und religiösen Spannungen zwischen Christen und Muslimen zerrissenen Land, kommen sie dem Leidensweg der Mutter auf die Spur. Und damit auch der ungeheuerlichen Wahrheit über ihre eigene Herkunft. Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswillen ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird.

Do, 5. Dez · 06:00-06:10 · SWR
neuneinhalb: Juden in Deutschland – Was bedeutet es, jüdisch zu sein?

Die jüdische Religion gehört zu den großen Weltreligionen und ist schon ungefähr 4.000 Jahre alt! Etwa 14 Millionen Menschen auf der Welt sind Juden, mehr als 100.000 davon leben in Deutschland. Dazu gehören auch Boris und seine Familie. Malin hat sie in Köln besucht und eine Menge über ihre Religion erfahren. Wie es in einer Synagoge aussieht, was genau eigentlich Sabbat ist und wie es sich anfühlt, als Jude in Deutschland zu leben – das erfahren die Zuschauer in dieser Folge von „neuneinhalb“.

Sa, 7. Dez · 16:40-17:30 · arte
Metropolis: Auf nach Eretz Israel! In Tel Aviv tanzen Künstler auf dem Vulkan.

(1): Metropolenreport Tel Aviv. Weiße Stadt am Mittelmeer mit sieben Buchstaben? Während hier bereits die Seen zufrieren, packt man in Tel Aviv immer noch die Badehose ein. Doch die Stimmung täuscht. Unruhen in Ägypten, Krieg in Syrien, Streit um den Atomwaffendeal mit Iran. Und auch im Gelobten Land selbst schwelt der Bürgerkrieg. Für Kreative ist dieser Kontrast zur Triebfeder geworden. Doch wie erleben sie den Alltag im Ausnahmezustand? Was hält sie in einem Land, in dem der Krieg näher ist als der Frieden? Auf nach Eretz Israel: Eine Stadt tanzt auf dem Vulkan. „Metropolis“ verbringt mit Ihnen einen Tag am Meer und trifft die kreativsten Köpfe Tel Avivs. Amos Oz und Tochter Fania Oz-Salzberger, Regisseur Ari Folman und der bekannteste Kurzgeschichtenerzähler Israels Etgar Keret ist unser Stadtführer. Die Band Angelcy spielt für uns am Strand. Tamar Eisenman improvisiert für Metropolis den Klang der Stadt. Illustrator Michel Kichka nimmt es mit Humor. Und Choreograf Ohad Naharin erzählt, warum die ganze Stadt völlig Gaga ist. (2): Ari Folmann – The Congress. Mit dem Oscar-nominierten „Waltz with Bashir“ schuf Ari Folman 2008 einen Meilenstein des Animationskinos. Der Film erzählt die Geschichte des Soldaten Ari Folman im Libanonkrieg, von Massakern, Kriegsgefechten und Albträumen. In seinem neuen Film „The Congress“ entwirft der israelische Filmregisseur nun eine düstere Zukunftsvision des Kinos. Echte Schauspieler sind überflüssig geworden. Die Filmwelt arbeitet nur noch mit digitalen Vorlagen und schafft neue Bilderwelten, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. „Metropolis“ trifft den israelischen Regisseur bei sich zu Hause im arabischen Viertel Tel Avivs Yafo und sprechen über seine Arbeit und als Bonus gibt es Folmans ultimative Film-Tipps. (3): Amos Oz und Fania Oz-Salzberger – Juden und Worte „Metropolis“ ist bei Israels großer Literaturstimme Amos Oz zu Eistee und Käse im Wohnzimmer zu Gast. Rechts blubbert ein Aquarium im Bücherregal. „Am Anfang war das Wort.“ Mit seiner Tochter Fania Oz-Salzberger erkundet er in seinem neuen Buch „Juden und Worte“ die jüdische Sprache und das Jüdische. Der Schriftsteller und die Professorin für Ideengeschichte. Ein als Text gestalteter Diskurs. Und die These: Nicht das Erbgut, sondern Texte und Worte sind für die Kontinuität des Jüdischen verantwortlich. „Metropolis“ besucht den Schriftsteller und seine Tochter bei sich zu Hause und sprechen über sein neuestes Buch und die Amos Oz Top Drei auf dem israelischen Büchermarkt. (4): Musik: Yael Naïm „I’m a new soul / I came to this strange world / Hoping I could learn a bit ‚bout how to give and take.“ Mit diesen Zeilen ging Apple 2008 auf Werbefeldzug und katapultierte Yael Na¿ms Song New Soul in die weltweiten Charts. Ende der 70er Jahre als Tochter tunesisch-jüdischer Eltern in Paris geboren, verbrachte Yael Na¿m ihre Kindheit in einem kleinen Vorort von Tel Aviv. Mit zehn Jahren sieht sie den Film Amadeus und sagt sich: Ich möchte Musik machen, ich möchte Sinfonien komponieren. Drei Alben hat die Israelin seitdem veröffentlicht und lebt heute wieder in Paris. Hier findet sie Inspiration und die ersehnte künstlerische Freiheit. Paris und Tel Aviv – zwei Seelen schlagen in ihrer Brust und ergänzen sich in ihrer Unterschiedlichkeit. „Metropolis“ hat Yael Na¿m in Paris besucht und mit ihr über Heimat und den Zauber ihrer Musik gesprochen. (5): Atelier: Sigalit Landau 2011 vertrat sie Israel auf der Biennale in Venedig. Sie selbst bezeichnet sich als multikulturell: Sigalit Landau. Ihre Lebensstationen: London, Jerusalem, Berlin, Paris, Philadelphia, London und nun Tel Aviv. Mit ihrer Arbeit will sie Brücken bauen in einem Land, in dem Mauern und Grenzen stetig wachsen. Sie will kommunizieren, wo Worte längst verhallt sind und bewegen wo Stillstand herrscht. Wie verarbeitet man den Krieg, die Korruption, das Tempo der Geschichte? Sigalit Landau findet einen Ausweg in der Kunst.

So, 8. Dez · 01:00-02:20 · BR
Selbstbeschreibung

Der gebürtige Wiener Georg Stefan Troller zählt zu den Reporterlegenden der Nachkriegszeit und ist einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer unserer Zeit. In „Selbstbeschreibung“ stellte sich der damals 80-Jährige seiner Vergangenheit und befragte den Wiener Schauspieler Alexander Pschill, der dafür die Rolle von Trollers jugendlichem Alter Ego übernahm – ein Selbstgespräch mit verteilten Rollen, eine faszinierende Rückschau auf ein bewegtes Leben und eine Selbstabrechnung, teils ernst, teils komisch, meist beides zusammen. Wie wurde man, was man geworden ist? Gab es eine Folgerichtigkeit, gar eine Unvermeidlichkeit? War der eigene Lebensweg vorbestimmt, oder hätte alles auch ganz anders kommen können, mit etwas mehr Glück oder vielleicht Pech? Fragen, die jeden Menschen ab einem bestimmten Alter bewegen und zum Nachdenken zwingen. In dem Doku-Spiel „Selbstbeschreibung“ stellt sich der damals 80-jährige Filmemacher und Journalist Georg Stefan Troller diesen Fragen. Besser gesagt: Er stellt sie seinem jugendlichen Selbst, einem hübschen, ein wenig unverschämten jungen Mann im Wien der 1930er-Jahre und im Paris der 40er- und 50er-Jahre, wohin es ihn nach Flucht, Emigration und Krieg verschlagen hat. Und sein jugendliches Alter Ego – gespielt von dem Wiener Schauspieler Alexander Pschill („71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“) – stellt seinerseits dem alten Fernsehmann Fragen und provoziert ihn: Hat Troller seine jugendlichen Ambitionen erfüllt oder nicht? Durch die fiktiven Gespräche, die an Originalschauplätzen gedreht wurden, zieht sich als Konstante die Geschichte der Liebe zu einem jungen Mädchen. „Selbstbeschreibung“ ist als Film nicht nur eine Rückschau und ein Selbstgespräch mit verteilten Rollen, sondern auch eine Selbstabrechnung, teils ernst, teils komisch, meist beides zusammen. Einmontiert sind kurze Zitate aus Trollers Filmen aus fast 40 Jahren. Georg Stefan Troller wurde 1921 in Wien geboren. Im Alter von 16 musste der spätere Journalist wegen seiner jüdischen Herkunft das Land verlassen und emigrierte nach Frankreich, von wo aus er 1941 in die USA flüchtete und dort 1943 in die US-Army eingezogen wurde. Nach Kriegsende kehrte Troller nach Österreich zurück, verließ das Land jedoch wieder, um 1946 bis 1949 Germanistik und Theaterwissenschaft an der University of California sowie an der Sorbonne in Paris zu studieren. Ab 1949 arbeitet Troller in der französischen Hauptstadt als Rundfunkreporter für deutsche Sender sowie von 1962 bis 1971 als Autor des legendären „Pariser Journals“. Im Anschluss wurde er Sonderkorrespondent des ZDF in Paris und begann die berühmte Reihe seiner „Personenbeschreibungen“ mit über 70 Folgen. Neben zahlreichen großen Dokumentarfilmen über Arthur Rimbaud, Peter Handke, Muhammad Ali und Karl Kraus, schrieb Troller Drehbücher für Axel Corti. Auch seine zwischen 1998 und 2001 entstandene sechsteilige Reihe „Hollywood Profile“ sorgte für Aufsehen, als Troller auf gewohnt persönliche Weise Stars wie Kirk Douglas porträtierte. Zu den vielen Ehrungen, mit denen er ausgezeichnet wurde, gehören u.a. der Adolf-Grimme-Preis und das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse“. Über sein Doku-Spiel „Selbstbeschreibung“ sagt Troller: „(In 'Selbstbeschreibung' setze) ich mich mit meiner eigenen Kindheit und Jugend auseinander … . Ich wollte, wie es meinem Alter zusteht, eine Art Generalabrechnung mit mir selbst machen: Wie wurde man, was man geworden ist? … Kann ich mir irgendetwas darauf einbilden, was ich geworden bin, oder hat dieser Junge – mein eigenes jugendliches Ich Recht, indem er mich in diesem Film laufend angreift als jemanden, der seine Versprechen nicht erfüllt hat? Ich empfinde das schon als eine Art Abschlussarbeit: Das ist das, was ich zu meinem 80. Geburtstag zu sagen habe.“

So, 8. Dez · 14:20-16:08 · arte
Biblische Detektivgeschichten

Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen erläutern ihre Forschungsergebnisse und erlauben faszinierende Einblicke in die Glaubenswelt der ersten Israeliten sowie in die Entstehungsgeschichte der Bibel und der ersten monotheistischen Religion. Durch die einzigartige Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus verschiedenen Forschungsbereichen beleuchtet der Dokumentarfilm zentrale Fragen der Biblischen Archäologie. Dabei werden erstmals die Ergebnisse von über hundert Jahren Textanalyse den Befunden von jahrzehntelangen Ausgrabungen im Heiligen Land gegenübergestellt. Dies soll helfen zu klären, ob das Judentum – die erste monotheistische Religion – bereits zu Abrahams Zeiten als zusammenhängende Einheit erkennbar war. Sowohl archäologische Funde als auch biblische Belege beweisen eindeutig, dass die meisten Israeliten lange Zeit auch heidnische Götter anbeteten. Darüber hinaus glaubten viele von ihnen, Gott habe eine Frau, die ebenfalls verehrt wurde. Erst nach der Zerstörung Jerusalems entwickelten die Juden im babylonischen Exil die Vorstellung von einem einzigen universellen Gott. Und auch die fünf ersten Bücher der Bibel wurden erst während der Babylonischen Gefangenschaft, also zwischen 597 und 538 vor Christus geschrieben. Die tragische Erfahrung des Verlusts Jerusalems und die des Exils bildeten den fruchtbaren Boden, auf dem sich die beiden jahrtausendealten Grundlagen des Judentums entwickeln konnten, der Monotheismus und die Bibel. Aus diesen Elementen gingen später nicht nur Christentum und Islam, sondern die gesamte moderne Kultur hervor.

Mo, 9. Dez · 01:30-03:00 · HR
Gott bewahre! Die Welt der ultraorthodoxen Juden in Israel

Me’a Sche’arim ist eine abgeschottete Siedlung der ultraorthodoxen Juden in Jerusalem. „Haredim“ nennen sie sich – rund eine halbe Million Juden in Israel gehören dieser religiösen Gemeinschaft an. Wer sich als Tourist nach Me’a Sche’arim und in die anderen orthodoxen Viertel verirrt, sieht sich mit merkwürdigen Schildern konfrontiert: Frauen wird dringendst geraten, nicht mit Hosen dort herumzulaufen, Fotografieren ist strikt verboten. Die Haredim versuchen, ihr religiöses Erbe und ihre traditionellen Lebensformen zu schützen – gegen die Einflüsse der modernen Welt. Das heißt auch und vor allem gegen den Staat Israel. Die Haredim sehen den jüdischen Glauben durch den säkularen Staat Israel und seine Institutionen verraten. Deshalb verweigern sie jegliche Kooperation; sie arbeiten nicht, sie leisten keinen Militärdienst. Doch nicht alle sind der Meinung, dass eine vollständige Abschottung von der modernen Welt das Richtige ist. Manche fürchten, dass extremer Separatismus eigene Gefolgsleute abschrecken und vertreiben könnte. Mit diesem Dilemma lebt Shmuel-Haim Pappenheim. Er organisiert Massendemonstrationen gegen den jüdisch-zionistischen Staat. Von seinem Büro in Me’a Sche’arim aus schlägt er seine Schlachten und gibt die Wochenzeitung des radikalen ultraorthodoxen Lagers heraus, das Israel nicht anerkennt. Er lehnt auch die Teilnahme an Wahlen ab. Im Gegensatz dazu ist Rabbi Avraham Ravitz nicht nur Anführer einer ultraorthodoxen politischen Partei, sondern war auch Knesset-Abgeordneter und Minister der israelischen Regierung. Während Ravitz gespannt die hochgerechneten Sitze seiner Partei zählt, geht Pappenheim auf die Straße und versucht, die haredische Gesellschaft von einem Wahlboykott zu überzeugen. Für Pappenheim ist Ravitz, der sich als haredischer Führer an der Regierung beteiligt, ein schlimmerer Sünder als jeder nichtreligiöse Jude. Adina Bar-Shalom ist die älteste Tochter von Rabbi Ovadiah Yossef, dem unangefochtenen Anführer Hunderttausender Haredim mit großem Einfluss auf die politische Landschaft in Israel. Adina hat sich etwas Revolutionäres vorgenommen: die Gründung eines Colleges für Haredim, in dem junge Männer – und Frauen – sich auf einen Beruf vorbereiten können. Um dies erfolgreich umsetzen zu können, ist jedoch der Segen ihres Vaters erforderlich. Rachel Chalkowski ist, als leitende Krankenschwester und Hebamme, ständig mit den Nöten der haredischen Frauen konfrontiert, die zehn oder mehr Kinder gebären und gleichzeitig auch noch für ihre Familien sorgen müssen. Sie gründete eine Stiftung, die diesen Frauen und ihren Familien hilft. Rabbi Micha Rothschild ist ein radikaler Einzelkämpfer. Aus dem Untergrund heraus verbreitet er ätzendes Propagandamaterial in den haredischen Vierteln von Jerusalem und Bnei-Brak und warnt die Internetanbieter davor, sich für den haredischen Markt zu interessieren. Er weiß, wie groß die Gefahr ist, dass insbesondere die jungen Haredim den Versuchungen des Internets erliegen. Im Gegensatz dazu versucht der haredische Werbefachmann Yigal Revach die führenden Rabbiner davon zu überzeugen, seine „koschere Internetinitiative“ zu unterstützen. Aus nächster Nähe zeigt der Dokumentarfilm den alltäglichen Kampf der ultraorthodoxen Juden um ihre Identität. Er gewährt einmalige Einblicke in die abgeschlossene Welt der Haredim – die bei Weitem keine triste Welt der Rituale ist, sondern in der auch Heiterkeit, Komik und sogar Pragmatismus ihren Platz haben.

Mo, 9. Dez · 18:20-19:09 · arte
Äthiopien – Aufbruch ins Gelobte Land

In den letzten 30 Jahren wanderten etwa 100.000 Juden aus Äthiopien nach Israel aus. Misgano ist einer von ihnen. Ursprünglich aus einer ländlichen Gegend stammend, war er eigens in die Stadt Gondar gezogen. Denn um seine Chancen für die Einwanderung nach Israel zu verbessern, wollte er in der Nähe der Verwaltungsgebäude leben. Die Dokumentation begleitet Misgano und seine Familie bei den Ausreisevorbereitungen, nachdem er tatsächlich ausgewählt wurde. Misgano ist ein äthiopischer Jude. Im Jahr 1984 autorisierte die israelische Regierung die kontrollierte Einwanderung äthiopischer Juden nach Israel. Nun wartet Misgano schon seit sieben Jahren darauf, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen ins Gelobte Land reisen zu dürfen. Der Legende zufolge geht die Geschichte der äthiopischen Juden auf die Königin von Saba zurück. Diese hatte eines Tages den König Salomo, dessen Ruf sie neugierig gemacht hatte, in Jerusalem besucht. Eine leidenschaftliche Affäre begann, und der König von Israel heiratete die Königin von Saba, die zum Judentum übertrat. Zurück in ihrem Heimatland gebar sie einen Sohn – den ersten jüdischen Nachfahren in Äthiopien. Seit den 1980er Jahren sind zwischen 50.000 und 60.000 äthiopische Juden nach Israel eingewandert. 6.000 weitere warten noch darauf, ins Gelobte Land reisen zu dürfen. Misgano stammt aus einer ländlichen Gegend Äthiopiens und ist eigens in die Stadt Gondar in die Nähe der Verwaltungsgebäude gezogen, um sich für die Einwanderung nach Israel zu bewerben. Die Dokumentation begleitet Misgano und seine Familie im letzten Jahr vor ihrer Ausreise. Sie folgt ihm bei seinen Behördengängen, in den Hebräischkurs und zu den Versammlungen in die Synagoge, in der jeden Morgen die Namen der ausgewählten Bewerber verkündet werden. Nach vielen Enttäuschungen wird schließlich tatsächlich Misganos Name aufgerufen. Vor seiner Abreise fährt Misgano noch einmal in sein Heimatdorf Kentafa, um sich für immer von seinen Freunden und seiner Familie zu verabschieden. Hier zeigt die Dokumentation Äthiopien von einer anderen Seite: Die ländlichen Gebiete sind schöner und menschlicher als die Städte, und die herzlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft kontrastieren mit den urbanen Bildern aus Gondar und Israel. Misganos Träumen werden immer wieder Szenen aus dem Leben seines Bruders entgegengesetzt, der bereits in Israel lebt. Er bereut seine Entscheidung zwar nicht, erzählt aber von den Schwierigkeiten, den beruflichen Problemen und den ausgeprägten Vorbehalten vieler Israelis gegenüber den schwarzen Juden aus Äthiopien.

Di, 10. Dez · 09:00-10:29 · arte
Die Kinder von Blankenese

Deutschland 1945: Die Kinder Tamar, Josef, Bracha und Wolfgang haben die Verfolgung und die Lager überlebt. Wo ihre Eltern sind, wissen sie nicht. Im ehemaligen KZ Bergen-Belsen wohnen sie nun neben englischen Soldaten und seelisch und körperlich sehr angegriffenen ehemaligen Insassen. Später finden sie in der Villa der jüdischen Familie Warburg in Hamburg-Blankenese Unterschlupf. Von der Hölle ins Paradies. Doch der Antisemitismus im Nachkriegsdeutschland holt Kinder und Erzieher mit öffentlichen Anfeindungen und Missachtungen ein. Die Kinder warten ungeduldig auf die große Reise in die neue Heimat Palästina. Doch dies scheint unmöglich, denn die britischen Alliierten stellen sich ihnen in den Weg. In den Tagen nach der Befreiung des KZs Bergen-Belsen im April 1945 sterben noch Tausende an Fieber, Typhus und Hunger. Zwei 14-jährige, Tamar und Bracha, gehören zu den wenigen, die der Vernichtung und Verfolgung entkommen sind. Währenddessen sucht der ehemals aus Hamburg vertriebene junge amerikanische Soldat Eric Warburg den Besitz seiner Eltern an der Elbe in Blankenese auf. Entschlossen funktioniert er die 1938 von den Nazis „arisierte“ Villa seiner Familie zu einem Heim für überlebende jüdische Kinder um. Hier finden auch Tamar und Bracha sowie Josef und Wolfgang Asyl. Ben Yehuda, ein in Deutschland geborener Soldat der Jüdischen Brigade, und Rahel, eine Krankenschwester, die das Lager überlebt hat, betreuen die Kinder. Betty Adler, eine Lehrerin aus New York, übernimmt die Leitung des Heimes, und Reuma Schwartz, die spätere Gattin des israelischen Präsidenten Ezer Weizman (1924-2005), kommt mit viel Idealismus und über Umwege aus Palästina hinzu. Die Kinder richten sich auf ihren Zimmern ein, echte Betten und sogar genug Essen – sie können ihr Glück kaum fassen. Ben, Betty, Reuma und Rahel begleiten die Heranwachsenden, berichten von Palästina, den zionistischen Plänen, unterrichten Hebräisch und beobachten das vorsichtige Zurücktasten der Kinder in ein Leben, an das sich manche nur fern erinnern können und das manche nie kennengelernt haben. Mit Ungeduld warten die Kinder auf die Papiere für ihre Ausreise nach Palästina. Doch die Zertifikate werden von den britischen Behörden nur widerwillig und willkürlich ausgestellt. Der fortwährende Hass der deutschen Bevölkerung gegen alles „Jüdische“ ist weiterhin zu spüren. Im Zoo werden Rahel und Reuma beschimpft, und im Krankenhaus weigern sich Krankenschwestern, das „jüdische Mädchen“ Golda zu versorgen. Als dann die Passagiere des Flüchtlingsschiffes „Exodus“ nach Hamburg zurückkehren, aufgebracht von den britischen Alliierten, weicht den Erziehern die Kraft. Werden doch Überlebende der Shoahzurückgeschickt ins Land ihrer „Mörder“. In diese Trauer bricht die Nachricht von der Gründung des neuen Staates Israel. Die noch fehlenden Zertifikate zur Ausreise werden ausgestellt, die Kinder können Deutschland verlassen. Ben, Rahel und Reuma begleiten sie nach Israel.

Di, 10. Dez · 22:45-23:30 · HR
Auschwitz vor Gericht

Vor 50 Jahren, am 20. Dezember 1963, begann in Frankfurt das bedeutendste und größte Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte. 700 Seiten umfasste die in über fünf Jahren erarbeitete Anklageschrift. Sie richtete sich gegen 21 Angehörige der Waffen-SS, die alle zum Personal des Konzentrationslagers Auschwitz gehört hatten und sich wegen Mordes „in einer unbestimmten Vielzahl von Fällen“ verantworten mussten. An 183 Verhandlungstagen wurden 359 Zeugen gehört, darunter 248 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die nach Frankfurt gereist waren, um unter Eid Zeugnis abzulegen. Die Dokumentation folgt äußerlich dem historischen Ablauf des großen Frankfurter Auschwitzprozesses und konzentriert sich dabei auf die Hauptakteure: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der das Verfahren ins Rollen brachte, die Staatsanwälte Kügler und Wiese, die die Angeklagten aufspürten, sowie die SS-Männer Mulka, Boger, Capesius und Klehr, deren Taten Schlagzeilen in der Weltpresse machten. Unweigerlich aber muss der Zuschauer den Blick immer wieder nach Auschwitz richten. Denn wie im Prozess sind es die Aussagen der Überlebenden, die auch diese Dokumentation zu einem unabweisbaren und eindrucksvollen Zeugnis für die Verbrechen der Nationalsozialisten machen: Hermann Langbein, Rudolf Vrba, Mauritius Berner, Jenny Schaner und Yehuda Bacon gingen vor die Kamera. Yehuda Bacon war noch ein Kind, als er Holz in die Verbrennungsöfen schleppen, menschliche Asche auf vereiste Wege streuen und zusehen musste, wie die Körper der Ermordeten aus den Gaskammern gezerrt wurden. Darüber hinaus greifen die Filmautoren Rolf Bickel und Dietrich Wagner zurück auf die von ihnen 1992 aufgespürten und über 500 Stunden umfassenden Tonband-Protokolle des Prozesses. Diese waren, einmalig in der deutschen Justizgeschichte, wegen des großen Zeugenaufgebots eigens vom Bundesgerichtshof genehmigt worden, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie nach der Urteilsverkündung wieder gelöscht werden. Sie blieben jedoch auf Anweisung des hessischen Justizministers erhalten und sind heute zum unverzichtbaren historischen Forschungsmaterial geworden. Nach Jahren des öffentlichen Verschweigens konfrontierte dieser Prozess die Deutschen und die Welt zum ersten Mal mit allen Einzelheiten des Völkermords an den europäischen Juden. Als am 20. August 1965 das Urteil gesprochen wurde, sagte der Vorsitzende Richter Hans Hofmeyer in seinem Schlusswort: „Zwanzig Monate lang haben wir im Geiste nochmals alle Leiden und all die Qualen erlebt, die die Menschen dort erlitten haben und die mit Auschwitz immer verbunden bleiben.“ Hermann Langbein, Gefangener in Auschwitz und Zeuge vor Gericht, erklärte, der Prozess habe wesentlich dazu beigetragen, „der Öffentlichkeit unanfechtbare Tatsachen über einen Abschnitt der deutschen Geschichte zu vermitteln, der bis dahin für allzu viele im Dunkeln lag.“ Dass die Mörder von Auschwitz erst 18 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers angeklagt werden konnten, zeigt, wie schwierig es war, überhaupt über Auschwitz Gericht zu halten. Dass es schließlich doch dazu kam, ist vor allem dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zu verdanken, der im Nachkriegsdeutschland einer der wenigen entschlossen handelnden Verfolger der NS-Verbrechen war. Doch muss die Dokumentation schließlich konstatieren, dass 50 Jahre nach Eröffnung des historischen Prozesses unzählige Verbrechen von Auschwitz noch immer ungesühnt sind, dass Tausende Mitglieder von KZ-Wachmannschaften ungestraft davonkamen. Demnächst aber wird es wohl weitere Prozesse geben: Die Vorermittlungen gegen 30 ehemalige Auschwitz-Wächter sind abgeschlossen. Der älteste Beschuldigte ist 97 Jahre alt. Er konnte ein langes Leben genießen.

Mi, 11. Dez · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Das Jerusalem-Syndrom

Die deutsche Biologin Ruth Gärtner reist nach Israel, wo ihre jüngere Schwester Maria in einer psychiatrischen Spezialklinik behandelt wird. Maria leidet am sogenannten „Jerusalem-Syndrom“ und glaubt, sie werde als Gottesmutter den Messias zur Welt bringen. Als die besorgte Ruth ankündigt, dass sie die Vormundschaft beantragen und ihre hochschwangere Schwester mit nach Deutschland nehmen will, ist Maria über Nacht verschwunden. Auf der Suche nach ihrer Schwester erfährt Ruth, dass Maria zu einer Gruppe christlicher Fundamentalisten gehört, deren Anführer Peter – ein selbst ernannter Prophet der Apokalypse – die charismatische „Gottesmutter“ und ihr Kind für seine eigenen Pläne ausnutzen will. Als einer von Peters engsten Vertrauten sich an Ruth wendet, um sie zu warnen, wird er kaltblütig ermordet, und auch Ruth entkommt nur knapp mit dem Leben. Ohne Maria abzureisen, kommt jetzt nicht mehr infrage. Gemeinsam mit dem israelischen Psychiater Uri Peled gerät Ruth in ein rätselhaftes Netz aus Spiritualität, Aberglaube und fanatischem Hass, das sich immer deutlicher als konkrete Bedrohung entpuppt. Bei dem Jerusalem-Syndrom handelt es sich um eine akute mentale Störung, die religiöse Menschen ergreifen kann, wenn sie ins Heilige Land, und dort vor allem nach Jerusalem, reisen. In der spirituell außergewöhnlichen Atmosphäre der Stadt, nahe bei den heiligen Stätten ihrer Religion, kann es vorkommen, dass christliche Touristen sich für biblische Figuren halten. Das Syndrom ergreift Menschen, die bereits an einer psychischen Störung leiden, aber auch solche, die bis zu ihrem Jerusalembesuch psychisch unauffällig waren. Im allgemeinen verschwindet der Wahn nach kurzer Behandlung oder nach Verlassen des Landes wieder. Besonders intensiv kümmert sich die Jerusalemer Klinik Kfar Shaul Mental Health Center um die Erkrankten und um die Erforschung der Krankheit. Dabei ist das Jerusalem Syndrom kein Massenphänomen: bis zu hundert Erkrankte pro Jahr wurden gezählt, rund 40 davon wurden in der Kfar Shaul Klinik behandelt.

Mi, 11. Dez · 21:45-23:20 · 3sat
Das Herz von Jenin

Am 5. November 2005 erschießt ein Soldat der israelischen Armee im Flüchtlingslager Jenin den zwölfjährigen palästinensischen Jungen Ahmed Khatib, der mit einem Plastikgewehr spielt. Trotz seines großen Schmerzes entscheidet sich sein Vater Ismael dafür, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden. Eine Geste des Friedens. Zwei Jahre später begibt sich Ismael Khatib auf eine Reise quer durch Israel, um die Kinder zu besuchen, die durch die Organtransplantationen gerettet werden konnten. Eine schmerzhafte und zugleich befreiende Reise, denn durch die Kinder kommt Ismael auch seinem Sohn wieder ganz nah. „Das Herz von Jenin“ ist ein bewegender Dokumentarfilm über einen palästinensischen Vater, der ein Zeichen des Friedens setzen will. Er führt die Zuschauer zu dem kleinen Beduinenjungen Mohammed in die Negev-Wüste, zu Samah, einer drusischen Teenagerin im Norden Israels und schließlich zu Menuha, der Tochter einer jüdisch-orthodoxen Familie aus Jerusalem. Dem Treffen mit Menuhas Familie schaut Ismael Khatib mit großer Anspannung entgegen, denn Menuhas Vater Yaakov hatte noch während der Transplantation gegenüber Reportern geäußert, er sei unglücklich darüber, dass seine Tochter nun mit dem Organ eines Arabers leben müsse. Eine Begegnung auch mit Menschen, die gelernt haben, mit dem alltäglichen Konflikt und der Gewalt umzugehen und trotzdem ihre Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben. Der Film wurde mehrfach preisgekrönt, unter anderem erhielt er den Deutschen Filmpreis 2010.

Do, 12. Dez · 13:55-15:40 · arte
Die verlorene Zeit

In dem sensiblen Holocaust-Drama „Die verlorene Zeit“ wird die Lebens- und Liebesgeschichte der Jüdin Hanna und des Polen Tomasz erzählt. Den beiden gelingt es, während des zweiten Weltkriegs aus Auschwitz-Birkenau zu fliehen. Auf ihrer langen Flucht werden sie getrennt, danach glauben sie sich gegenseitig für tot. Anfang der 1970er Jahre erkennt Hanna Tomasz‘ Gesicht zufällig in einem Fernsehinterview wieder und setzt alles daran, ihn ausfindig zu machen. Auschwitz Birkenau 1944: Tomasz Limanowski, Katholik und politischer Auschwitzhäftling liebt die Jüdin Hanna Silberstein. Die beiden arbeiten in der Lager-Bäckerei und schaffen es, sich immer wieder dank Bestechung für ein Rendezvous zu treffen. Hanna wird schwanger und Tomasz ist klar, dass etwas geschehen muss. Er freundet sich mit Kryzstof aus der Kleiderkammer an und bald hat er aus alten Uniformresten eine deutsche Offiziersuniform geschneidert. Als Offizier verkleidet holt er Hanna als „Gefangene“ aus dem Lager, um sie zu „verhören“. New York, Bronx, in den 1970er Jahren: Hanna hat überlebt. Sie ist mit einem Psychiater verheiratet und hat eine Tochter. Eines Tages sieht sie durch Zufall in einer Fernsehdokumentation ein Interview mit dem mittlerweile 50-jährigen Tomasz, der von ihrer Liebe in Auschwitz erzählt. Sie nimmt Kontakt mit dem Suchdienst des Roten Kreuzes auf. Zurück im Jahr 1944: Die Flucht von Tomasz und Hanna gelingt. Sie schaffen es, sich zu Tomasz Familiengut durchzuschlagen. Dort residieren die Nazis, aber Tomasz trifft den alten Stallmeister und schließlich seine Mutter Stefania. Die ist überglücklich, den Sohn wiederzusehen, aber entsetzt darüber, dass er die Jüdin Hanna mitgebracht hat. Tomasz Bruder Czeslaw ist bei der nationalen, polnischen Untergrundarmee. Hanna erleidet eine Fehlgeburt und Tomasz muss derweil seinen Bruder im Untergrund treffen. Hanna flieht vor der antisemitischen Mutter der beiden Brüder und kommt bei Czeslaws Ehefrau Magda auf einem Bauernhof unter. Warschau wird in Schutt und Asche gelegt und hunderttausende Soldaten der polnischen Nationalarmee werden getötet. Czeslaw überlebt, kann seinen Bruder nicht finden und kehrt schließlich zu Magda und Hanna zurück. Hanna, die glaubt, dass Tomasz in Warschau umgekommen ist, zieht Richtung Westen und wird von einem Rot-Kreuz-Konvoi gefunden. Aber Tomasz hat überlebt und kehrt aus Warschau zurück. Stefania belügt Tomasz und sagt, dass Hanna tot sei. Zurück in die 1970er Jahre: Tomasz lebt mit seiner Tochter in einer polnischen Kleinstadt. Das Leben und der repressive polnische Politapparat setzen ihm zu. Da klingelt das Telefon, es ist Hanna. Tomasz erkennt sie sofort wieder und ist erschüttert. Sie verabreden einen Besuch …

Do, 12. Dez · 19:30-20:13 · arte
Geliebte Feinde, 9/10, Die Deutschen und die Franzosen – Welt in Flammen

Lange Zeit galten die Beziehungen zwischen Franzosen und Deutschen als spannungsgeladen. Es hatte sich sogar der Begriff der Erbfeindschaft eingebürgert. Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auf beiden Seiten des Rheins nach Ausgleich und Verständigung gesucht. Heute wird von einer unverbrüchlichen deutsch-französischen Freundschaft gesprochen. Mit viel Humor und äußerst unterhaltsam erzählt die zehnteilige Dokumentationsreihe, wo die Geschichte von Deutschen und Franzosen ihren Anfang nahm und wie sie sich im Laufe der Zeit gewandelt hat. Als 1933 der Berliner Reichstag brennt, beginnt die erste Fluchtwelle nach Frankreich. Viele deutsche Kommunisten, Juden und Künstler lassen sich in Südfrankreich nieder. Aber auch dort, in Les Milles bei Aix-en-Provence, bauen die Nazis später ein Internierungs- und Deportationslager. Als im Februar 1933 der Reichstag in Flammen steht, setzt die erste Fluchtwelle aus Deutschland ein. Viele zieht es in das Land der Menschenrechte – nach Frankreich. Dort fühlen sie sich sicher. Kommunisten, Juden, Künstler. Der kleine Ort Sanary-sur-Mer in Südfrankreich wird zum Fluchtziel deutscher Schriftsteller. Doch dann überfällt Nazideutschland Polen, und der Zweite Weltkrieg beginnt. Der ungezähmte Rassismus der Deutschen führt zu einem der schrecklichsten Verbrechen der Menschheit, der Shoah . In Les Milles, ganz in der Nähe von Aix-en-Provence, wird eine Ziegelei zum Internierungs- und Deportationslager umgerüstet. Die geflüchteten deutschen Intellektuellen werden dort interniert. Es herrschen Hunger, Kälte, Angst und Tod. Heute ist dieser Ort eine deutsch-französische Begegnungsstätte. Als Hitlerdeutschland Frankreich überfällt, bietet der ehemalige Held des Ersten Weltkrieges, Marschall Pétain, Hitler seine Zusammenarbeit an. Eine schwere Niederlage für Frankreich. Diese „Kollaboration“ ist bis heute ein Trauma der Franzosen. Die deutschen Soldaten und Offiziere lassen es sich richtig gutgehen in Paris, der „Stadt der Liebe“. Sie quartieren sich in den schönsten Luxushotels ein, unter anderem im „Ritz“ und im „Lutétia“. Sie bandeln mit den hübschen Französinnen an, so auch mit der legendären Coco Chanel. Die befreundeten Nazis helfen ihr, ihren Betrieb zu „arisieren“. In Marseille dagegen versuchen viele Flüchtlinge, noch eine der begehrten Schiffspassagen nach Amerika zu ergattern. Nur schnell raus aus diesem Europa! So wird der Hafen von Marseille, heute ein Weltkulturerbe, zur allerletzten Überlebenschance. Und dank des Einsatzes der Alliierten und des Generals Charles de Gaulle sowie der tapferen Widerstandskämpfer der Résistance wird Paris im August 1944 befreit.

Fr, 13. Dez · 05:15-05:45 · HR
Entweder Broder – Die Europa-Safari! (4/4)

Der Publizist Henryk M. Broder und der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad gehen wieder mit „Entweder Broder“ auf Forschungsreise. Doch Hamed, Henryk und Foxterrierin Wilma sind diesmal nicht nur in Deutschland, sondern in Europa unterwegs. In der vierten Folge ihrer Europa-Safari reisen Henryk und Hamed in zwei Länder, die gegensätzlicher nicht sein können. Zunächst begeben sie sich mit Volvo Kurt und Foxterrier Wilma an den südlichen Rand des Kontinents. An der Küste Kalabriens in Süditalien wollen die beiden Zeuge einer Geschichte werden, die der gebeutelten Seele Europas neues Leben einhauchen soll. Vorher jedoch müssen sie einmal durch ganz Italien fahren, von Nord nach Süd. Dabei begegnen sie in Florenz der Geschichte und außerdem einem ehemaligen Strafverteidiger, Mafiagegner und Krimiautor. Sie werden von Nonnen geküsst und klären am Rande Neapels mit Damen des ältesten Gewerbes der Welt die Europa-Frage. In Süditalien angekommen, erwartet sie in der „Città Futura“ eine herbe Enttäuschung, und fast scheint Europa schon wieder verloren. Doch einen Anlauf nehmen Henryk und Hamed noch, um die Seele Europas endlich zu finden. Henryk glaubt, sie befinde sich vielleicht unterhalb des nördlichen Polarkreises: Island ist zwar nicht in der EU, aber die älteste Demokratie im Europa der Neuzeit. Das Land hat bereits eine Krise erfolgreich überstanden. Henryk ist begeistert: „In Island gibt es keine Moslems, keine Juden, wenig Deutsche – der perfekte Platz zum Leben!“ Ob Henryk und Hamed im Land der Wikinger aber tatsächlich die Seele Europas finden, erfährt man in der vierten Episode der Europa-Safari. Nach vielen Tausend Kilometern und um vieles klüger endet ihre Europa-Safari – zu Hause und mit der Frage, wie europäisch ganz Deutschland mittlerweile ist.

Sa, 14. Dez · 20:15-21:00 · PHOENIX
Hitlers Kinder

„Hitlerjugend“ und „Bund Deutscher Mädel“ hießen die vom Regime gelenkten Massenorganisationen für Jugendliche im NS-Staat. Mitgliedschaft galt als Pflicht. Millionen erlebten dort neben Ausflügen und geselligen Abenden die ideologische Schulung im Sinne der NSDAP. Doch die Verführung löste unterschiedliche Reaktionen aus – von der totalen Verblendung bis hin zum entschlossenen Widerstand. „ZDF-History“ zeichnet verschiedene Schicksale von Jugendlichen im NS-Staat nach. Zu Wort kommen neben ehemaligen begeisterten „Hitlerjungen“ auch jugendliche Gegner und Ausgegrenzte des „Dritten Reiches“.

Sa, 14. Dez · 21:00-21:45 · PHOENIX
Mädchen für Hitler – BDM

Der BDM (Bund deutscher Mädel) war eine Teilorganisation der Hitlerjugend (HJ) und entstand 1930. In dieser Vereinigung sollten alle Mädchen und Frauen zwischen 10 und 21 Jahren erfasst und im Geiste des Nationalsozialismus erzogen werden. Später kamen Arbeitseinsätze und Kriegshilfsdienste dazu. Mit dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ von 1936 wurde die Mitgliedschaft im BDM für alle Mädchen der entsprechenden Jahrgänge verpflichtend. Gegliedert war der BDM in „Gaue“, „Mädelringe“, „Gruppen“, „Schare“ und „Mädelschaften“. Bis zum 14. Lebensjahr gehörte man dem „Jungenmädelbund“ an, bis 18 Jahre dem eigentlichen BDM und für die 18- bis 21-jährigen jungen Damen gab es das BDM – Werk „Glaube und Schönheit“. Geführt wurde der BDM zwischen 1939 bis 1945 von Dr. Jutta Rüdiger, einer promovierten Psychologin. In der Dokumentation erinnern sich Frauen an die Aktivitäten innerhalb ihrer BDM-Fachschaft.

So, 15. Dez · 03:25-05:40 · ProSieben
Black Book

Drama von Paul Verhoeven um die jüdische Sängerin Rachel Stein, die nach einem überlebten Bobenanschlag während des Zweiten Weltkrieges in die Niederlande flüchtet, wo sie sich dem niederländischen Widerstand anschließt und eine Liaison mit einem deutschen Offizier beginnt.

So, 15. Dez · 10:20-10:50 · 3sat
lesenswert – Thea Dorn im Gespräch mit Leon de Winter und Denis Scheck

Leon de Winter ist bekannt für seine steilen Thesen und sein streitbares Engagement für Israel. Der 54-jährige Schriftsteller, Drehbuchautor und Essayist ist einer der bekanntesten niederländischen Autoren – und ebenso einer der bekanntesten jüdischen. In seinem neuen Roman „Ein gutes Herz“ lässt er die versammelte niederländische Prominenz aufmarschieren, um ein großangelegtes Panorama vor dem Hintergrund der weltweiten Migrationsbewegung zu erzählen. Eine tragende Rolle darin spielt der niederländische Filmemacher Theo van Gogh, mit dem de Winter eine oft berichtete enge Feindschaft verband. Spätestens als Leon de Winter in seinem eigenen Roman als Figur auftritt, ist klar: Hier wird mit hohem Einsatz gespielt. In „lesenswert“ trifft Moderatorin Thea Dorn im Kulturzentrum in Mainz auf Leon de Winter um mit ihm über sein neustes Buch zu reden. Anschließend spricht sie mit dem Literaturkritiker Denis Scheck über Literatur und Literaten.

So, 15. Dez · 10:45-11:00 · BR
Brücken zwischen den Welten – Die Schauspielerin und Sängerin Nirit Sommerfeld

Bekannt ist Nirit Sommerfeld nicht nur für ihre ambitionierten Theaterstücke, sondern auch für ihre Klezmermusik. In der Vorweihnachtszeit singt sie über „Weihnukka“. Wie in ihren Theaterstücken will sie auch hier, zwischen Chanukka und Weihnachten, Brücken bauen, die Menschen verbinden. Nirit Sommerfeld spielt und singt, um zu bewegen: Als frischgebackene Intendantin eines kleinen Theaters in München-Haar plant sie dort einen Schwerpunkt zu „Heimat und Zugehörigkeit“. Das Thema wurde ihr in die Wiege gelegt: Ihre jüdische Familie verbindet mehrere Heimaten. Die Mutter kam aus Marokko, der Vater aus Deutschland – die beiden trafen sich in Israel, wo Nirit geboren wurde und ihre ersten Lebensjahre verbrachte, bis die Eltern mit ihr zuerst nach Ostafrika und dann nach Deutschland zogen. Heute sieht es die 52-jährige Künstlerin als ihre Mission, Frieden und Verständnis zu schaffen, ob sie Stücke über den israelisch-palästinensischen Konflikt schreibt und aufführt oder über das christlich-jüdische Miteinander in Deutschland. Bekannt ist sie nicht nur für ihre ambitionierten Theaterstücke, sondern auch für ihre Klezmermusik. In der Vorweihnachtszeit singt Nirit Sommerfeld über „Weihnukka“. Aber auch hier geht es nicht nur um Unterhaltung: Zwischen Chanukka und Weihnachten will sie Brücken bauen, die Menschen verbinden.