Mehr Januar-Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Januar 2013…

Mi, 16. Jan · 23:15-00:44 · arte
Lily und Nira

Die alleinerziehende Nira arbeitet als Filmemacherin bei einem Fernsehsender. Bei Dreharbeiten für eine Reportage erlebt sie bei einer Aktion der palästinensischen Autonomiebewegung die selbstbewusste, charismatische linke Aktivistin Lily und kann ihren Blick nicht von ihr wenden. Die starke Ausstrahlung von Lily erregt Niras Aufmerksamkeit, denn Lilys Gesicht kommt Nira sofort bekannt vor. Während Nira das gedrehte Material sichtet, holt sie die Erinnerung ein. Sie und Lily teilen das gleiche Schicksal: In ihrer Vergangenheit wurden sie zu zwei von 16 Opfern des damals von der Presse benannten „höflichen Vergewaltigers“. Nira fesselt ihre wiederentdeckte Erinnerung so sehr, dass sie es sich zur Aufgabe macht, die anderen, von demselben Mann vergewaltigten Frauen ausfindig zu machen und zu interviewen. Lily sträubt sich zunächst gegen Niras Gesprächsversuche und weist sie ab. Nach und nach erkennt Lily jedoch, dass sie die angsteinflößende Erinnerung nicht unterdrücken und vergessen kann. So arbeiten die beiden Frauen Schritt für Schritt, nicht nur die erlebte, bislang verdrängte Tat wieder auf, sondern müssen sich auch gegenüber aufbrechenden, „unsichtbaren Wunden“ und bürokratischer Demütigung behaupten, die Nira und Lily nach wie vor schmerzen. Doch die gemeinsame Beschäftigung mit dem erfahrenen Leid lässt die beiden Frauen näher zusammenrücken und verleiht ihnen neuen Lebensmut und Stärke.

Do, 17. Jan · 07:00-07:56 · arte
Misswahl mit hohem Risiko

Die junge Duah alias Angelina stammt aus einem drusischen Dorf in Galiläa. Sie strebt eine internationale Karriere in der Modewelt an und hat bereits die Vorrunden des Schönheitswettbewerbs Lady Kul el-Arab absolviert. Doch im letzten Moment verzichtet sie auf ihre Teilnahme an der Endausscheidung, weil sie in Konflikt mit den eher traditionellen Werten der drusischen Gemeinschaft gerät. Filmemacherin Ibtisam Salh Mara’ana verleiht dieser Geschichte exemplarischen Charakter und zeichnet das Porträt einer jungen Frau, die sich schließlich den Regeln einer strenggläubigen und restriktiven Ordnung beugt.

Sa, 19. Jan · 00:00-00:30 · RBB
Georg Stefan Troller und sein Pariser Journal

Rückblick auf die Arbeit des Journalisten und langjährigen Auslands-Korrespondenten Georg Stefan Troller für die von ihm entwickelte Fernsehdokumentarserie „Pariser Journal“ zwischen 1962 und 1972 aus der damaligen Kulturhauptstadt Europas. Das journalistische Anliegen Trollers lag schwerpunktmäßig in der Menschendarstellung, dies zeigen vor allem die Porträts kleiner Leute und großer Stars sowie das Aufzeigen der Schattenseiten von Paris anstelle sentimentaler Verherrlichung. Der heimatlose jüdische Emigrant betrachtete seine Arbeit in Paris stets als beruflichen und persönlichen Gewinn („Lebensschule“, Selbstfindung).

Sa, 19. Jan · 09:00-09:15 · SWR
Jerusalem, die heilige Stadt

Verehrt und immer wieder erobert, zerstört und wieder aufgebaut: Wohl kaum eine Stadt auf der Welt hat eine so wechselhafte und dramatische Geschichte erlebt wie Jerusalem. Die „Heilige Stadt“ ist ein Kreuzpunkt der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Der Film zeigt die unterschiedlichen Glaubenswelten, die in Jerusalem aufeinanderprallen.

Sa, 19. Jan · 20:15-21:15 · BR-alpha
Hitler vor Gericht

1924 fand vor dem Volksgericht München einer der folgenschwersten Prozesse der deutschen, ja der Weltgeschichte statt: der Hitler-Ludendorff-Prozess. Wäre es nach damaligem Recht und Gesetz gegangen, wären nämlich 1. die Verschwörer nicht vor dem Volksgericht in München, sondern vom zuständigen Staatsgerichtshof in Leipzig angeklagt worden, hätte Hitler 2. die für seinen Hochverrat ohnehin skandalöse Strafe von fünf Jahren Festungshaft komplett absitzen müssen und wäre erst 1928 entlassen worden, hätte das Gericht 3. den Österreicher Hitler ausgewiesen – der Welt wäre wohl millionenfaches Leid erspart geblieben. Streng anhand der inzwischen veröffentlichten Prozessakten zeichnet der Film in aufwendigen Spielszenen den Prozessverlauf nach und macht deutlich, wie die großen Sympathien des Gerichts für die Angeklagten dazu führten, dass das Recht seinerzeit auf der Strecke blieb – mit den bekannten verhängnisvollen Konsequenzen. Am 1. April 1924, wird der vorbestrafte, nationalsozialistische Propagandist Adolf Hitler wegen Hochverrats zu fünf Jahren „Festungshaft“ (Ehrenhaft) verurteilt. Kein Wort über die vier Polizisten, die während seines Putschversuches am 9. November 1923 in München erschossen wurden, oder über die 16 getöteten Putschisten. Kein Wort darüber, dass der 1922 bereits einmal wegen Landfriedensbruchs verurteilte Hitler keine Bewährungsfrist mehr hätte bekommen dürfen, als Ausländer sogar hätte abgeschoben werden müssen. Bei Würdigung aller Umstände kommt man nicht umhin, das Urteil auch aus damaliger Sicht als klare Rechtsbeugung zu werten, die vor dem Hintergrund des weiteren Verlaufs der Geschichte eine dramatische Tragweite bekam. Die Richter stellten dem Angeklagten baldige Entlassung in Aussicht, schließlich seien die Angeklagten, „bei ihrem Tun von rein vaterländischem Geiste und dem edelsten selbstlosen Willen geleitet“ gewesen. Ein Grund für das skandalöse Urteil ist bereits die bewusste Einsetzung des rechtskonservativen Richters Georg Neithardt (George Meyer-Goll), der Hitler schon 1922 zunächst wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung verurteilt und ihm dann zwei von drei Monaten Haft „erlassen“ hatte. Er sympathisierte offen mit den Putschisten und schritt nicht ein, als der Hochverräter Adolf Hitler den Gerichtssaal zum öffentlichen Forum für mehrstündige Propagandareden gegen die „Novemberverbrecher“ in Berlin, die parlamentarische Demokratie und die Weimarer Verfassung machte. „Ich habe natürlich das Bestreben und erkenne an, dass es im Interesse der Angeklagten liegt, möglichst vor breiter Öffentlichkeit zu verhandeln. Das Gericht wird dem selbstverständlich, soweit es möglich ist, Rechung tragen“, so Neithardt zu Beginn der Hauptverhandlung. Die Einsetzung Neithardts geschieht jedoch nicht zum Schutz Hitlers, sondern um die Mitwirkung der hohen Staatsbeamten Gustav von Kahr (Alexander Held), Otto von Lossow (Johannes Silberschneider) und Hans von Seißer (Franjo Marincic) am Putsch zu verschleiern. Ein falsches Spiel, in dem Hitler selbst jedoch mehr Bauer als König ist. Lediglich der untersuchungsführende Staatsanwalt Hans Ehard (Heinrich Schmieder) versucht, dem Recht Geltung zu verleihen – vergeblich. Auch die von dem Prozessbeobachter und späteren Bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner (Andreas Nickl) gesammelten Prozessprotokolle, seine Bemühungen, diesen Prozess wieder aufzurollen, und ein Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags bleiben in den folgenden Jahren ohne Wirkung. Die Haftzeit in Landsberg am Lech verlebt Adolf Hitler mehr als Pensionsgast denn als Strafgefangener. Unzensiert darf er Post empfangen und verschicken, ungehindert zahlreiche Besucher empfangen. Die Zeit nutzt er, um seinem Sekretär Rudolf Heß das erste Kapitel von „Mein Kampf“ zu diktieren. Hitler verlässt Landsberg schließlich 3 Jahre, 333 Tage, 21 Stunden und 50 Minuten vor Ablauf der Strafe – mit einer weit größeren Anhängerschar als je zuvor. Den Putsch 1923 hatte er verloren, den Prozess 1924 gewonnen. Basierend auf Tagebucheinträgen, Polizeiberichten und den Protokollen der 24 Prozesstage erzählt der Regisseur Bernd Fischerauer in szenisch-dramatisierter Form die authentische Geschichte eines historisch folgenreichen Rechtsbruches. Das für BR-alpha produzierte Dokumentarspiel beginnt beim versuchten Staatsstreich am Abend des 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräukeller und endet mit Adolf Hitlers Freilassung im Dezember 1924.

Mo, 21. Jan · 04:00-05:30 · 3sat
Die Rückkehr des Tanzlehrers (2/2)

Molins Nachbar, der jüdische Stargeiger Jonas Andersson, wird getötet. Während die örtliche Polizei von einem Doppelmord ausgeht, stößt Lindman in Molins Haus auf ein Geheimpapier höchst brisanten Inhalts. Es weist seinen verstorbenen Kollegen als Mitglied einer militanten neonazistischen Organisation aus, deren Einfluss bis in die Spitzen der schwedischen Gesellschaft reicht. Um unerkannt zu bleiben, hetzen sie Lindman einen Killer auf den Hals. Zweiter Teil der zweiteiligen Henning-Mankell-Verfilmung „Die Rückkehr des Tanzlehrers“ von Urs Egger, die mit deutschen Stars wie Tobias Moretti, Veronica Ferres und Maximilian Schell hervorragend besetzt ist.

Mo, 21. Jan · 06:20-06:50 · RBB
Auschwitz war auch meine Stadt

Josef Jakubowicz hat als jüngstes von fünf Kindern einer jüdischen Familie eine unbeschwerte Kindheit erlebt, bis die Nazis kamen und ihn aus seiner Heimatstadt jagten. Sein polnischer Schulfreund Karol durfte bleiben und hat mit den Eltern eine Zeit des Terrors und der Angst durch gestanden. Die Deutsche Johanna Scherzberg ist im Sommer 1942 für die IG Farben von Leuna nach Auschwitz gegangen und hat dort die schönste Zeit ihres Lebens verbracht. Der Film erzählt, wie aus der polnischen Stadt Oswiecim die deutsche Musterstadt Auschwitz wurde und wie sich das Leben der deutschen IG-Farben-Mitarbeiter in Sichtweite zum Massenmord im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau abgespielt hat.

Di, 22. Jan · 07:50-08:18 · WDR
Planet Schule: Die Kinder der Villa Emma

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg suchen jüdische Kinder Zuflucht vor der Deportation. Jahre lang irren sie in Europa umher, dann finden sie ausgerechnet im faschistischen Italien in der „Villa Emma“ einen sicheren Platz. Dank der Solidarität und des Mutes der Bevölkerung überleben die Kinder, auch als Norditalien durch Wehrmacht und SS besetzt wird. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz. Und endlich, noch einmal drei Jahre später, können sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen: Richtung Palästina.

Di, 22. Jan · 20:15-21:00 · ZDF
Mein Kampf mit Hitler – „Machtergreifung“ 1933

„Es ist ein Duell zwischen sehr ungleichen Gegnern: einem überaus mächtigen, starken und rücksichtslosen Staat und einem kleinen, anonymen unbekannten Privatmann.“ Als 25-jähriger Rechtsreferendar erlebte Sebastian Haffner 1933 die Machtübernahme Hitlers in Berlin. Er wurde Zeuge eines dramatischen Umbruchs, der schließlich auch sein Leben aus der Bahn warf. Er schilderte in seinen Erinnerungen innere und äußere Konflikte zwischen ihm und dem NS-Regime. Sein bester Freund musste fluchtartig emigrieren, die Liebe zu einer jungen jüdischen Frau zerbrach. Sebastian Haffner konnte sich dem Strudel aus Terror und Verführung immer weniger entziehen. Sein Leben geriet zu einer gefährlichen Gratwanderung zwischen Anpassung und Ablehnung. Haffner (damals noch Raimund Pretzel) emigrierte 1938 nach London. Jahrzehnte nach dem Krieg zählte er zu den renommiertesten Publizisten der Bonner Republik. Auf Grundlage des posthum erschienenen Bestsellers „Geschichte eines Deutschen“ schildern die Autoren Peter Adler und Gordian Maugg die Machtübernahme Hitlers aus der persönlichen Sicht Sebastian Haffners. Seine „Erinnerungen“ sind die eines Beobachters, der nicht nur das Verhalten seiner Zeitgenossen kritisch reflektierte, sondern auch das eigene. Seine Sprache ist klar und entschieden, er beschreibt eine Situation zwischen Angst und Hoffnung, Vereinnahmung und Abgrenzung, Anbiederung und Abscheu – auch vor sich selbst. Das ZDF zeigt „Mein Kampf mit Hitler“ zum 80. Jahrestag der „Machtergreifung“. Aufwändige Spielszenen und dokumentarische Bilder verdichten schlaglichtartig beklemmende historische Momente wie den Reichstagsbrand, die Besetzung des Berliner Kammergerichts durch die SA und den „Judenboykott“ im April ’33. Ludwig Blochberger als der junge Sebastian Haffner, Michael Mendl als sein Vater und Sybille Weiser als Haffners Freundin Charlie geben der Wut und Verzweiflung, der Anpassung und Resignation jener Tage ein Gesicht.

Di, 22. Jan · 22:45-23:30 · RBB
Plötzlich war ich Jüdin

Als Zehnjährige wird Inge Deutschkron, Jahrgang 1922, in Berlin mit dem Rassenwahn der Nazis konfrontiert, in den folgenden zwölf Jahren lebt sie in ständiger Angst vor Übergriffen und Verhaftung. Während der Vater nach England emigrieren kann, warten Inge und ihre Mutter vergeblich auf eine Möglichkeit nachzureisen. Als die Verfolgung der Juden immer brutaler wird, tauchen sie unter, wechseln immer wieder das Versteck. Es sind politische Freunde oder einfach nur mitfühlende Menschen, die Ihnen Unterschlupf bieten – „stille Helden“ wird sie Inge Deutschkron später voller Dankbarkeit nennen. Inge Deutschkron und ihrer Mutter gelingt es, Verfolgung und Krieg in Berlin zu überleben. Nach Kriegsende arbeitet Inge Deutschkron zunächst im Ostsektor Berlins, eckt dort aber bei der sowjetischen Besatzungsmacht an. 1946 geht sie nach London, 1955 kommt sie nach Bonn und berichtet in Zeitungen und Hörfunk über ihre Erlebnisse – es ist der Beginn einer Karriere als Journalistin, die sie als Deutschland-Korrespondentin der israelischen Zeitung „Ma’ariv“ fortsetzt. Im Bonn der Adenauer-Ära wird sie als Jüdin immer wieder mit der Verdrängung der Vergangenheit, aber auch mit den Überbleibseln nazistischen Gedankenguts in der Bevölkerung und in den höchsten Positionen der jungen Bundesrepublik konfrontiert. Bis heute sieht Inge Deutschkron ihr Überleben im Krieg als Verpflichtung an, dafür zu kämpfen, dass die Erinnerung an den Holocaust, aber auch an die „stillen Helden“ des „anderen“ Deutschland lebendig bleibt. Sie legt deshalb von ihren Erfahrungen und Erlebnissen engagiert, meinungsstark und temperamentvoll Zeugnis ab. Die Dokumentation „Plötzlich war ich Jüdin“ zeichnet das Porträt einer außergewöhnlichen und außergewöhnlich starken Frau. Inge Deutschkron, die im August 2012 90 Jahre alt wurde, blickt in dem Film auf ein höchst ungewöhnliches Leben zurück, auf dramatische Zeiten, in denen sie die schlimmsten Seiten Deutschlands, aber auch die besten Seiten einzelner mutiger Menschen kennlernte.

Mi, 23. Jan · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Eine Herzenssache – Marga Spiegel und ihre Retter

Im Mittelpunkt des Films stehen die mittlerweile 98-jährige Marga Spiegel, ihre Hauptretterin Anni Aschoff und viele Angehörige der übrigen beteiligten Bauernfamilien. Sie erzählen von zwei Jahren höchster Gefahr. „Wir sind die einzige jüdische Kleinfamilie in Deutschland, die als ganze gerettet wurde“, erzählt Marga Spiegel. Sie, ihr Mann Sigmund und ihre Tochter Karin wurden durch fünf Münsterländer Bauernfamilien in den Jahren 1943 bis 1945 vor den Nazis versteckt. Damit gelang es den Bauern, die gesamte Familie vor der Deportation zu retten. Die Rahmenbedingungen waren nicht gut – die kleine Stadt Ahlen in Westfalen war damals stolz darauf, eine der ersten „judenreinen“ Städte zu sein. Die meisten Juden aus Ahlen haben die NS-Zeit nicht überlebt, auch 36 Mitglieder der Familie Spiegel sind in Konzentrationslagern umgekommen. Die erstaunliche Überlebensgeschichte von Marga Spiegel ist vor Kurzem als Spielfilm unter dem Titel „Unter Bauern“ verfilmt worden und in deutschen und internationalen Kinos zu sehen. Eine Geschichte von Verfolgung, Courage, Hoffnung und stillen Helden. Ihre eigene Rettung, vor allem aber die Weitergabe dieser Geschichte ist für Marga Spiegel „eine Herzenssache“.

Mi, 23. Jan · 07:50-08:15 · WDR
Planet Schule: Auserwählt und ausgesondert – Macht und Ohnmacht der Jugendlichen im Dritten Reich

Streiche in der Schule, Spiel und Sport mit Freunden, die erste Liebe – Erhard Mannheim und Günter Discher haben keine unbeschwerte Jugend erlebt. Ihre Zeit im nationalsozialistischen Internat und im Jugend-KZ war voller Demütigungen, Schläge und Hunger, geprägt von der Angst um das bloße Leben. Erhard Mannheim verbrachte die Schulzeit seit seinem 13. Lebensjahr im Schloss Drachenburg, das zur Adolf-Hitler-Schule gehörte. Nur die Elite kam damals dort hin, erinnert er sich: wer sehr guten Schulnoten hatte, sportlich war, mutig und vor allem germanisch aussah. Schnell wurde Erhard Mannheim und den anderen Jungen klar, dass nicht nur der Studienplatz sicher war, sondern auch ein Platz an vorderster Front, an den Brennpunkten, wo viele gefallen sind: „Wir hatten keine Kindheit. Darum hat man uns komplett betrogen.“ Als „Momente des totalen Verlorenseins“ beschreibt Günter Discher sein Leben als Jugendlicher. Er war damals Swing-Liebhaber und kam deshalb 1935 in das KZ Moringen in Niedersachsen. Swing galt als rebellisch und regimegefährdend. Günter Discher musste Strafarbeit leisten, jeden Tag zehn Stunden in einer unterirdischen Munitionsfabrik arbeiten. „Ich war so erschöpft, dass ich nicht mehr laufen konnte“, erinnert er sich an die Zeit und weiß bis heute nicht, wie er das überhaupt überleben konnte.

Do, 24. Jan · 03:00-03:45 · PHOENIX
Rätsel um Ashkelon – Jahrhundertfund in Israel

Der Traum vieler Archäologen erfüllte sich für Lawrence Stager. Der Harvard-Professor bekommt 1985 von Leon Levy, einem reichen amerikanischen Geschäftsmann, die Finanzierung einer Ausgrabung seiner Wahl angeboten. Der Archäologe entscheidet sich für das alte Askalon in Israel. Die Leon-Levy-Ausgrabung – ein Mammutprojekt. Askalon – ein fast vergessener Name. Bereits um 3500 v. Chr. ein bedeutender Seehafen, war die strategisch günstig gelegene Stadt fast 5.000 Jahre ein wichtiger Umschlagsplatz. An den Handelswegen von Kleinasien und Syrien nach Ägypten gelegen, stand die Metropole stets im Kreuzfeuer der Geschichte. Mehrmals zerstört und wieder neu aufgebaut, gerät Askalon nach der endgültigen Zerstörung durch die Mamelucken in Vergessenheit. Die historischen Zeugnisse einer bewegten Vergangenheit schlummerten Jahrhunderte unter der Erde des „Heiligen Landes“. Seit 17 Jahren bringt das Wissenschaftlerteam um Prof. Stager Licht ins Dunkel von Askalon. Die antike Stätte des heutigen Badeorts Ashkelon entpuppt sich als wahrer archäologischer Schatz. Die zahlreichen Funde liefern den Experten brauchbare Informationen über sechs vergangene Kulturen. 37 v.Chr. eroberten die Römer den Seehafen. Unter ihrer annähernd vierhundertjährigen Herrschaft erblühte Askalon zum internationalen Handelszentrum. Prunkvolle Villen und prächtige Badehäuser sind stumme Zeugen der damaligen Lebensart.In einem der „Wellness-Zentren“ aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. machte das Ausgrabungsteam um Prof. Stager eine grausige Entdeckung: die Skelette von mehr als hundert Neugeborenen – einfach in den Abfluss geworfen, wie es scheint. Eine Untersuchung der über viele Jahrhunderte in den Knochen erhaltenen DNA der Gebeine ergibt, dass die meisten der traurigen Geschöpfe Jungen waren. Die Alten Römer waren nicht zimperlich. Das Töten oder Aussetzen von ungewolltem Nachwuchs war kein Verbrechen, sondern übliche Art der Geburtenkontrolle. Die Wissenschaftler wollen wissen, was sich hinter dem rätselhaften Skelettfund von Askalon verbirgt. Haben Prostituierte, die im Badehaus ihre Liebesdienste anboten, ihre Neugeborenen in der Kanalisation ausgesetzt? Der Dokumentarfilm begleitet ein internationales Archäologenteam zur historisch einzigartigen Ausgrabungsstätte beim heutigen Ashkelon. Innovative Computeranimationen und anschaulich vermittelte Wissenschaft erinnern an das Leben im antiken Askalon.

Do, 24. Jan · 15:15-16:00 · RBB
Nach Fahrplan in den Tod – Europas Bahnen und der Holocaust

Im Juni 2006 verurteilt das Verwaltungsgericht in Toulouse den französischen Staat und die staatliche Bahngesellschaft SNCF wegen der Deportation von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Das Gericht sieht eine „Mitverantwortung“ der SNCF und der Republik für die Deportationen. Die Bahngesellschaft hätte niemals „gegen die Transporte protestiert“ und auch nicht versucht, diese zu sabotieren. Die französische Staatsbahn hatte sich an Deportationen von Juden in die Vernichtungslager beteiligt. Doch die SNCF will von einer Mitverantwortung an den Deportationen nichts wissen. Während der französische Staat das Urteil anerkannte, ging die SNCF gegen das Urteil von Toulouse in Revision. Mehr als 60 Jahre nach den Deportationen wird also noch immer um die Wahrheit gerungen, für die verbliebenen Überlebenden ein unerträglicher Zustand. Aber die SNCF war nicht die einzige Bahngesellschaft, die so handelte, auch andere europäische Bahnen, wie die Slowakische Staatsbahn „ZSR (Zeleznice Slovenskej republiky)“ und die „Nederlandsche Spoorwegen“ in Holland beteiligten sich aktiv an den Transporten. Wie die SNCF stellten auch sie für die Deutschen Waggons, Lokomotiven, Kohle und Personal bereit, arbeiteten Fahrpläne aus, fuhren ihre menschliche Fracht, oft in Viehwaggons zusammengepfercht, zunächst in die Sammellager, dann zur Staatsgrenze, wo dann die Deutsche Reichsbahn die Transporte in die Vernichtungslager übernahmen. Aus Frankreich wurden so etwa 76.000, aus Holland 107.000, aus der Slowakei 70.000 Juden deportiert. Nach dem Krieg will man von einer Beteiligung an den Deportationen nichts mehr wissen. Der ergreifende Film zeigt anhand neuer, zum Teil von Holocaust-Überlebenden beschaffter Dokumente und anhand von Zeitzeugenberichten und Aussagen von Historikern, dass die französische Bahngesellschaft SNCF tatsächlich mit den Nazi-Deutschen kollaborierte und sich an den Deportationen von Juden beteiligte.

Do, 24. Jan · 23:15-00:20 · WDR
Pizza in Auschwitz

Der Dokumentarfilm des israelischen Filmemachers Moshe Zimmerman schildert eine Reise in die Vergangenheit aus der Sicht eines Mannes, dessen Leben unwiderruflich vom Holocaust geprägt ist. Der 74-jährige Danny Chanoch hat Auschwitz überlebt, oder er hat – wie er es ausdrückt – einen BA, einen Bachelor of Auschwitz. Der große, charismatische Mann hat mehrfach im Rahmen von Delegationen in Polen ehemalige Vernichtungslager der Nazis besucht. Es dauerte jedoch lange, ehe er seine Kinder Miri und Sagi dazu bewegen konnte, gemeinsam mit ihm die Schauplätze seiner verlorenen Kindheit aufzusuchen. Sechs Tage lang fahren die drei Familienmitglieder mit einem Filmteam von Lager zu Lager durch „diesen“ Teil Europas und besuchen die Stätten von Dannys Kindheitstraumata. Zuletzt gelangen sie nach Auschwitz-Birkenau. Dort will Danny einen Wunsch verwirklichen, den er schon sein ganzes Leben lang hegt. Er möchte mit seinen Kindern eine Nacht auf seiner alten Pritsche in seiner alten Baracke verbringen. Dannys Kinder Miri (38) und Sagi (40) waren ihr Leben lang täglich auf die eine oder andere Weise mit dem Holocaust konfrontiert. Sie nahmen den Vorschlag, ihren Vater auf eine Reise zu den Vernichtungslagern zu begleiten, mit sehr gemischten Gefühlen auf. Miri erklärt, dass sie dem Holocaust lieber nicht in die Augen sehen möchte. Während sie eine Pizza essen, die Miri in der nahe gelegenen Stadt Auschwitz gekauft hat, kommt es zur unvermeidlichen Konfrontation zwischen dem Vater und seinen Kindern, die zugleich von schwarzem Humor und großem Schmerz erfüllt ist. Der Filmemacher Moshe Zimmerman drehte unter anderem die Filme „A Whale on Sheraton Beach“ und „An Evening without Na’ama“ und schrieb mehrere Bücher über das israelische Kino. Da er selbst Kind von Holocaust-Überlebenden ist, stellte diese Reise mit Danny Chanoch und dessen Kindern für ihn ebenso wie für die drei Protagonisten eine Katharsis dar.

Fr, 25. Jan · 01:55-03:55 · Das Erste (ARD)
Staub der Zeit

Der Regisseur A. arbeitet an einem Film über das bewegte Leben seiner Eltern Spyros und Eleni. Diese hatten in den 1940er Jahren ihre griechische Heimat verlassen: Spyros immigrierte in die USA, Eleni verschlug es in den Wirren des Griechischen Bürgerkriegs in die Sowjetunion, wo sie zur großen Liebe des deutschen Juden Jacob wurde. Doch Eleni konnte Spyros nicht vergessen. Jahrzehnte später finden die beiden in New York endlich wieder zusammen. Nun wollen sie in ihre Heimat zurückkehren. Bei einem Zwischenstopp in Berlin treffen sie nicht nur ihren Sohn wieder, sondern auch Jacob. Keiner von ihnen ahnt, dass es ein letztes Wiedersehen sein wird. In seinem poetischen Melodram „Staub der Zeit“ erzählt der Meisterregisseur Theo Angelopoulos von einer Liebe in den Irrungen und Wirrungen eines halben Jahrhunderts europäischer Geschichte. Das Erste zeigt den Film als Premiere zum ersten Todestag des vielfach ausgezeichneten, im Januar 2012 verstorbenen Regisseurs.

Fr, 25. Jan · 07:20-08:15 · WDR
Planet Schule: Die vergessenen Kinder von Köln

Montag, 20. Juli 1942. Pünktlich um 15.00 Uhr verlässt der Reichsbahnzug DA 219 den Bahnhof Köln-Deutz. In den Waggons: über eintausend jüdische Menschen aus Köln, darunter auch 335 Kinder. Die meisten von ihnen kommen aus den jüdischen Schulen sowie Heimen der Stadt, sind zwischen vier Monate und 19 Jahre alt, viele von ihnen sind elternlos. Das Reiseziel Minsk in Weißrussland ist geheim. Für die Mehrzahl ist es die erste Reise ihres Lebens überhaupt; angetreten in der Hoffnung, im Osten ein neues Leben beginnen zu können. Es soll zugleich ihre letzte Reise sein, denn als der Sonderzug am 24. Juli frühmorgens um 6.42 Uhr Minsk erreicht, wartet bereits ein Exekutionskommando, bestehend aus Mitgliedern der Waffen-SS und des Sicherheitsdienstes an tags zuvor in einem Waldstück hinter dem Vernichtungslager Maly Trostenez ausgehobenen Gruben auf sie. Die Deportierten müssen sich bis auf die Unterwäsche ausziehen, niederknien und werden kaltblütig von hinten erschossen. „Die vergessenen Kinder von Köln“ erzählt von unbeschwerter deutsch-jüdischer Kindheit, von späterer Abweisung und Isolation bis hin zu Vertreibung und Tod. Und von der „Jawne“ in Köln, dem einzigen jüdischen Gymnasium im Rheinland, das auf tragische Weise mit der Ermordung der Kinder in Minsk verbunden ist. Jahrelange Recherchen des Autors Jürgen Naumann und sein zähes Suchen nach Filmmaterial und Dokumenten, die als vernichtet galten, machten diese bedrückende Dokumentation möglich. Entstanden ist eine akribische Rekonstruktion über ein bis heute weitgehend unbekanntes Massaker an arglosen Kindern. Das, was im Sommer 1942 in Köln geschah, hat sich so oder so ähnlich in vielen Städten des Deutschen Reiches zugetragen: Jüdische Kinder und Jugendliche, häufig elternlos, wurden vor den Augen der „arischen“ Bürger auf Befehl der Gestapo „in den Osten evakuiert“. Die Männer der Exekutionskommandos kehrten nach dem Krieg in ihre bürgerlichen Berufe zurück. Trotz mehrerer Ermittlungsverfahren blieben sie am Ende unbestraft.

Fr, 25. Jan · 12:15-13:00 · 3sat
Pater Delp – Ein Jesuit im Widerstand

Die Augen nicht zu schließen vor der drohenden Gefahr, nicht zu schweigen zum Unrecht – mit dieser Überzeugung hat Pater Alfred Delp gelebt, für sie ging der Jesuit mit 37 Jahren in den Tod. Sein größtes Verbrechen war, nicht an den Endsieg geglaubt und sich an den Plänen für ein neues Deutschland nach Hitler beteiligt zu haben. 1942 hatte Graf Moltke den Jesuitenorden gebeten, ihm einen Soziologen zu benennen, der im Kreisauer Kreis am Entwurf einer christlichen Sozialordnung mitarbeitet. Die Wahl fiel auf Alfred Delp. Der Priester und Jesuit galt als scharfsinniger Theologe, der auch mit aufrüttelnder Kritik an seiner eigenen Kirche nicht sparte. Alfred Delp wurde 1944 in München von der Gestapo verhaftet. Er wurde verdächtigt, an der Verschwörung des 20. Juli beteiligt gewesen zu sein. Das Angebot seiner Freilassung, wenn er aus dem Jesuitenorden austrete, lehnte er ab.

Sa, 26. Jan · 06:45-07:15 · SWR
Leben nach dem Überleben – Die Literatin Ruth Klüger

„Weiter leben. Eine Jugend“ – so hieß das erste Buch der aus Österreich stammenden amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger. 1992 erschien es auf dem deutschsprachigen Buchmarkt und war sofort ein Bestseller. Es gehört inzwischen zum Bildungskanon in Deutschland. Klüger erzählt in unpathetischer Weise darin ihre Geschichte. Die Geschichte eines jüdischen Kindes im Wien der 30er Jahre, wo sie Heimat und Identität verliert. Im Alter von elf Jahren wird sie deportiert – erst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz-Birkenau, zuletzt in das Lager Christianstadt, von wo sie im Februar 1945 gemeinsam mit ihrer Mutter flieht.

Sa, 26. Jan · 07:15-07:45 · SWR
Menschliches Versagen

Der Film von Michael Verhoeven wirft die bis heute beschämende Frage auf, in welchem Ausmaß die Zivilbevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der Juden in Deutschland und in den besetzten Ländern geworden ist. Die drei Folgen zeigen an konkreten Geschichten die sogenannte „Arisierung“ von jüdischem Eigentum und Vermögen, die Ausgrenzung, Entrechtung, und schließlich Deportation der jüdischen Bürger in Köln und München. Menschliches Versagen (1): Schätzungsweise 20.000 Akten stehen auf dem Dachboden der Oberfinanzdirektion Köln. Die Formulare darin stammen aus der NS-Zeit.

Sa, 26. Jan · 07:45-08:15 · SWR BW
Menschliches Versagen

Nach der Reichspogromnacht im November 1938 erhob der Staat eine sogenannte Judenbuße – dafür, dass die Juden das deutsche Volk „aufgestachelt“ hätten, hieß es zynisch. Eine Milliarde Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ als Entschädigung ging an die Finanzämter. Der Staat verwaltete zusätzlich 1,5 Milliarden Reichsmark jüdisches Aktienvermögen treuhänderisch – wie es hieß -, wandelte die Aktien eigenmächtig in verzinste Reichskriegsanleihen um. Die Juden durften jedoch weder auf die Zinsen noch auf die Anleihen zugreifen. 1938 wurden Personalausweise in Deutschland eingeführt.

Sa, 26. Jan · 08:45-09:15 · SWR
Ich stand auf Schindlers Liste

„Ich wollte das alles verdrängen und vergessen“, sagt Michael Emge. Dass der gebürtige Pole seine unfassbare Geschichte in diesem Film nun doch zum ersten Mal vor der Kamera erzählt, ist einem zwölfjährigen Mädchen zu verdanken: Judith studiert im vierten Semester Geige an der Musikhochschule Köln, im Förderprogramm für Hochbegabte. Als Judith und Emge sich begegnen, beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft: „Ich hörte Judith spielen und habe geweint“, erzählt Emge. Vor 70 Jahren im polnischen Krakau war auch er ein hoffnungsvoller Geiger – bis die Nazis kamen.

Sa, 26. Jan · 17:40-18:06 · arte
Verschollene Filmschätze: 1945. Die Befreiung der Konzentrationslager

„Verschollene Filmschätze“ ist eine Sammlung bedeutender historischer Aufnahmen. Seit mehr als einem Jahrhundert dokumentieren Bild und Film die wichtigsten Geschehnisse der Weltgeschichte. Seit ihrer Erfindung war die Kamera bei allen entscheidenden und bedeutenden Ereignissen dabei. ARTE zeigt die Dokumentationsreihe „Verschollene Filmschätze“ jeweils samstags gegen 17.40 Uhr Heute: 1945. Die Befreiung der Konzentrationslager Deutschland, April 1945. Wenige Tage vor Kriegsende öffnen die alliierten Truppen, die an der westlichen Front vorrücken, zahlreiche Arbeits- und Konzentrationslager – und zeigen der ganzen Welt die entsetzlichen Zeugnisse des Nazi-Terrors. Die Entdeckung der polnischen Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz durch sowjetische Soldaten im Juli 1944 und Januar 1945 hatte bei den Alliierten noch kaum für Aufsehen gesorgt. Erst als die Amerikaner die deutschen Lager Ohrdruf, Buchenwald und Dachau entdeckten, enthüllte sich das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Grausamkeit. Die drei alliierten Generäle trafen als unmittelbare Reaktion folgende drei Entscheidungen: die sofortige und umfassende Dokumentation der Grausamkeit die Konfrontation der deutschen Bevölkerung mit den Naziverbrechen die Besichtigung der Lager durch weitere Politiker. Die Fotografie spielte dabei eine ganz besondere Rolle: In wenigen Wochen wurden die ehemaligen Vernichtungslager zum begehrten Schauplatz für Filme und Fotostrecken. Aus welchem Grund und mit welchem Ziel? Welche Realität konnten und sollten diese Bilder zeigen?

Sa, 26. Jan · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Lissa Flade

„Nehmt mich doch mit!“ Die flehenden Worte ihrer Mutter wird die heute 82-jährige Lissa Flade nie vergessen. Ende der 1930er-Jahre war ihre „Muttel“ mit Depressionen in die Psychiatrie eingeliefert worden. 1940 fiel sie dem Euthanasieprogramm der Nazis in Pirna-Sonnenstein zum Opfer. Diesen Verlust hat Lissa nie verwunden. Vielleicht auch deshalb, weil sie über 40 Jahre in demselben Gebäudekomplex gearbeitet hat, in dem ihre Mutter getötet wurde und wo sie noch immer in einer Werkswohnung wohnt. Die dunkle Vergangenheit des hermetisch abgeriegelten Geländes wurde zu DDR-Zeiten tabuisiert. Nichts erinnerte an die über 14.000 Menschen, die hier ermordet worden sind. Nach der politischen Wende 1989 gehörte Lissa deshalb zu den Gründungsmitgliedern des Kuratoriums der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. „Geschichte stirbt nicht“, ist Lissa überzeugt. Den Toten und ihrer Mutter einen würdigen Ort des Gedenkens und der Erinnerung am Ort ihrer Ermordung zu geben, ist Lissa Flades Ansporn für ihre Arbeit im Kuratorium bis heute, damit die Euthanasie-Morde weder geleugnet noch vergessen werden können.

Sa, 26. Jan · 22:00-23:30 · BR
Das zerrissene Leben – Zwischen Heimat und Emigration

Regisseurin Eva König, geboren 1977, hat Europäische Ethnologie mit Schwerpunkt jüdische Kulturgeschichte studiert. Seit 2005 arbeitet sie als Autorin von Features und Reportagen über zeitgeschichtliche Themen für Hörfunk und Fernsehen. An ihrem Regiedebüt „Das zerrissene Leben“ hat sie von 2007 bis 2012 gearbeitet.

Sa, 26. Jan · 22:30-00:00 · PHOENIX
Endstation Seeshaupt

Am 14. April 1945 erteilt SS-Reichsführer Heinrich Himmler den Befehl, alle Konzentrations- und Vernichtungslager zu evakuieren. Kein KZ-Häftling soll in die Hände der Alliierten fallen und diesen von der Vernichtung der europäischen Juden berichten. Am 25. April wird auch das zum KZ Dachau gehörende Außenlager Mühldorf geräumt. Knapp 4000 überwiegend jüdische Häftlinge werden in 70 Güterwagen gepfercht und auf eine fünftägige Irrfahrt quer durch Oberbayern geschickt. Sein Ziel, eine Alpenfestung der Nationalsozialisten, erreicht der Zug nie. Immer wieder muss die Reise wegen Fliegerangriffen oder technischen Problemen unterbrochen werden. Von den SS-Wachmännern erhalten die Gefangenen weder Wasser noch Verpflegung. Viele der körperlich geschwächten Menschen kommen dabei ums Leben. Als die „Freiheitsaktion Bayern“ über das Radio den Sieg über den Nationalsozialismus ankündigt, flieht die Wachmannschaft bei einem Zwischenstopp in Poing. Doch der Aufstand scheitert und die SS-Männer kehren zurück, um die Häftlinge wieder in den Zug zu treiben und einige von ihnen bei einer Strafaktion hinzurichten. Dann setzt der „Todeszug“ seine Reise fort. Am Münchner Südbahnhof werden die Waggons auf zwei Züge aufgeteilt, die getrennt weiterfahren. In Tutzing und Seeshaupt werden die Überlebenden schließlich von der US-Armee befreit. Die erschütternde Geschichte aus den letzten Tagen des nationalsozialistischen Terrors erzählt Regisseur Walter Steffen in seinem eindrucksvollen Dokumentarfilm aus der Perspektive des Holocaust-Überlebenden Louis Sneh, der am 29. April 1945 am Bahnhof Seeshaupt von der US-Armee aus dem Todeszug befreit wurde. Sneh war 1944 nach dem deutschen Einmarsch in Ungarn zusammen mit seinen Eltern nach Auschwitz deportiert worden. Von hier aus wurde der 16-Jährige erst in das KZ Dachau gebracht, anschließend in das Außenlager Mühldorf, wo er zusammen mit 8000 jüdischen Gefangenen in einem Rüstungsbetrieb der Firma Messerschmitt arbeiten musste. Seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet, sein Vater starb während eines Todesmarschs. Seit den frühen 1960er Jahren reist Louis Sneh jedes Jahr aus seiner neuen Heimat im kalifornischen Santa Monica nach Seeshaupt, wo er seinen „zweiten Geburtstag“ feiert. „Endstation Seeshaupt“, heute als deutsche Erstausstrahlung zu sehen, begleitet den Holocaust-Überlebenden 64 Jahre nach seiner Befreiung auf einer dieser Reisen entlang der damaligen Zugstrecke. Sneh berichtet dem Filmteam von den Qualen, die er zusammen mit seinen Leidensgenossen im Konzentrationslager und in den letzten Kriegstagen durchstehen musste. Zu Wort kommen auch ehemalige Anwohner und Zeitzeugen, darunter Dr. Max Mannheimer, der nach seiner Inhaftierung in Auschwitz und Dachau ebenfalls in das KZ-Außenlager kam und den Todeszug von 1945 überlebte. Bis heute besucht Max Mannheimer Schulklassen, denen er von seinem Leben und Überleben während der NS-Diktatur erzählt. „Endstation Seeshaupt“ ist nicht nur ein Film über den Mord an den europäischen Juden, sondern auch eine Reflexion über Geschichte, die Traumata der Überlebenden, die Möglichkeit der Versöhnung und die Bedeutung von Erinnerungsarbeit.

Sa, 26. Jan · 23:30-01:30 · BR
Aimée & Jaguar

Berlin, 1943: Die Hausfrau Lilly, „Mutterkreuz“-Trägerin und mit einem überzeugten Nationalsozialisten verheiratet, und Felice, Jüdin und Mitglied einer Untergrundorganisation, lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Allen Gefahren zum Trotz schreiben sich beide unter den Pseudonymen „Aimée“ und „Jaguar“ Briefe. Als die Gestapo Felice alias Jaguar immer näher kommt, versteckt Lilly ihre Freundin bei sich. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Nazi-Regime die beiden stellt. Berlin, Ende der 1990er-Jahre: Die Rentnerin Lilly Wust sitzt auf ihren Habseligkeiten im dunklen Treppenhaus und wartet auf den Transport ins Altersheim. Dort wird sie auf eine alte Bekannte aus den letzten Kriegsjahren treffen, ihre Freundin Ilse. Ein Zeitsprung in das Jahr 1943: Felice besucht mit Ilse ein Konzert in Berlin. Dort lernt sie die junge Hausfrau und Trägerin des „Mutterkreuzes“ Lilly kennen, bei der Ilse ein Haushaltsjahr leistete. Lilly betrügt ihren Mann Günther, einen Offizier und strammen Nationalsozialisten, regelmäßig. Die beiden Frauen verlieben sich ineinander. Felice hat sich als Mitarbeiterin der „Nationalzeitung“ unter dem Chefredakteur Keller eine Tarnung geschaffen, in deren Schutz sie eine Untergrundorganisation unterstützt. Unter den Decknamen „Aimée“ für Lilly und „Jaguar“ für Felice schreiben sich die beiden leidenschaftliche Briefe und Gedichte. Die Erfahrung bewirkt, dass Lilly sich von ihrem Nazi-Mitläuferdasein löst und sich von ihrem Mann trennt. Auch gewährt sie Felice Unterschlupf, als diese vor der Gestapo flüchten muss. Doch dann steht eines Tages die Gestapo vor der Tür. Mit seinem Melodram „Aimée & Jaguar“ adaptierte Max Färberböck das 1994 erschienene gleichnamige Buch von Erica Fischer, das auf der Lebensgeschichte von Lilly Wust basiert. Dabei gelang Färberböck eine außergewöhnliche Liebesgeschichte und eine authentische Rekonstruktion des halbzerstörten Berlins der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs. „Aimée und Jaguar“ überzeugt auch durch die hervorragenden Schauspielerleistungen von Juliane Köhler („Nirgendwo in Afrika“), Maria Schrader („Keiner liebt mich“), Heike Makatsch („Männerpension“), Peter Weck und Detlev Buck. Zu den vielen Auszeichnungen, die Färberböcks Film erhielt, zählen unter anderem der Bayerische Filmpreis, der Deutsche Filmpreis in Gold und der Silberne Bär auf der Berlinale 1999 für Juliane Köhler und Maria Schrader als beste Darstellerinnen.

So, 27. Jan · 10:45-11:15 · 3sat
Ausgeplündert. „Arisierung“ in Thüringen

Die Kundin holt ihre Medizin wie immer in der Erfurter Mohren-Apotheke. Vor dem Geschäft bekommt sie einen Zettel in die Hand gedrückt. „Sie sind soeben fotografiert worden, als sie beim Juden kauften! Ihr Bild kommt an den Pranger!“ Bald darauf gibt die Apothekerfamilie Littmann auf. Die Kundschaft bleibt weg, die Schulden häufen sich. Littmann verkauft die modernste Apotheke der Stadt weit unter Wert. Was ihm vom Geld bleibt, wird als „Judenabgabe“ beschlagnahmt. Die Familie schafft die Ausreise nach Amerika: „Ich kam als wohlhabender Mann nach Erfurt und ging als ausgeplünderter Jude davon.“ Die Dokumentation „Ausgeplündert. ‚Arisierung‘ in Thüringen“ zeigt, wie die Juden in Thüringen ab 1933 systematisch ausgegrenzt und beraubt wurden. Sie beleuchtet die regionale Judenverfolgung vor dem Holocaust, die in Städten und Gemeinden öffentlich stattfand. Fünf Fallgeschichten erzählen von Opfern, Tätern, der schweigenden Masse und dem gescheiterten thüringischen Wiedergutmachungsgesetz von 1945.

So, 27. Jan · 11:15-12:15 · 3sat
Morgen ist ein anderer Tag

Er ist klein, hat eine kräftige Stimme und einen hastenden Schritt. Er wirkt fröhlich und ist auffallend höflich. John Weiner ist ungarischer Jude und besitzt seit 50 Jahren die australische Staatsbürgerschaft. Er hat die Hölle durchlebt und überlebt. Er hat Auschwitz, Buchenwald und den Todesmarsch überstanden. Er, als Einziger aus seiner vierköpfigen Familie, als letzter Überlebender. „Dass ich heute am Leben bin, das habe ich dem deutschen Polizeimann Max Maurer zu verdanken. Max Maurer hat mir das Leben gerettet. Er ist mein Held. Ich verehre Max Maurer sehr,“ sagt John Weiner. Denn er wäre heute vermutlich nicht mehr am Leben, wenn der Dorfpolizist Max Maurer ihn und zwölf weitere Juden nicht in der Scheune einer befreundeten Bauernfamilie versteckt und damit vor der Erschießung durch die SS bewahrt hätte. Der Dokumentarfilm „Morgen ist ein anderer Tag“ erzählt John Weiners Überlebensgeschichte, die eng mit der Heldentat des deutschen Dorfpolizisten Max Maurer verbunden ist.

So, 27. Jan · 12:15-13:00 · 3sat
Transit Berlin

Das zerstörte Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit war ein bedeutender Flucht- und Sammelort der überlebenden Juden Ost-Europas. Ab Anfang 1946 gelangten täglich über 200 Heimatlose – so genannte DPs, Displaced Persons – „illegal“ in die Westsektoren der Stadt. Die schnell von den Besatzungsmächten errichteten Transitlager entwickelten sich in kurzer Zeit zu jüdischen „Stettels“ mit Schulen, Theatertruppen und Zionistischen Gruppierungen jeder Couleur. Bis zur Auflösung im Sommer 1948 durchliefen über 120.000 Menschen die drei DP-Lager Berlins. Diese kurze, aber bedeutende Epoche ostjüdischen Lebens inmitten der traumatisierten deutschen Bevölkerung ist völlig in Vergessenheit geraten. Die Dokumentation „Transit Berlin“ lässt diese Vergangenheit mithilfe von Zeitzeugen, historischem Filmmaterial und vielfältigen fotografischen Dokumenten packend wieder aufleben.

So, 27. Jan · 16:15-17:00 · PHOENIX
Auschwitz war auch meine Stadt

„Ich hatte nicht das Gefühl, in eine polnische Stadt zu fahren, das hieß ja Auschwitz. Und das war ja eine deutsche Bezeichnung,“ sagt Johanna Scherzberg heute, öffnet bereitwillig ihr Tagebuch und ihr Fotoalbum und erzählt von der, so sagt sie, „schönsten Zeit ihres Lebens“. Als eine der ersten beiden Frauen ging sie im Sommer 1942 zum Aufbau des neuen Chemiewerkes der IG Farben von Leuna nach Auschwitz. Auschwitz hieß bis Kriegsbeginn Oswiecim und war die Heimat des Juden Josef Jakubowicz. Er verbrachte hier eine unbeschwerte Kindheit, bis die Nazis kamen und der 14-Jährige als Zwangsarbeiter das Konzentrationslager Auschwitz bauen helfen musste, ohne zu ahnen, welchem Zweck es einmal dienen würde. Im Nachbarhaus lebte Karol Parcer, Josefs Freund unter den Christen. Seine Familie musste ihr Haus räumen für die SS-Offiziere. Aus Brzezinka, dem Dorf, in dem die beiden Jungen zur Schule gegangen waren, wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in dem Josefs Eltern und fast seine ganze Familie ermordet werden sollten.Für die Deutsche Johanna Scherzberg waren die Jahre in Auschwitz eine produktive Zeit, eine Aufbauzeit. Sie saß im Vorzimmer des Betriebsleiters Walter Dürrfeld und ist vermutlich die letzte Zeitzeugin, die erzählen kann, wie sich das Leben der deutschen IG Farben-Mitarbeiter in Auschwitz in Sichtweite zum Massenmord an den europäischen Juden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau abgespielt hat. Und sie tut dies mit bemerkenswerter Offenheit und in zahlreichen, bisher unveröffentlichten Privatdokumenten. Aus der Perspektive dieser drei Zeitzeugen erzählt die Dokumentation, wie aus der Stadt Oswiecim, die wegen ihrer reichen jüdischen Kultur einmal als das polnische Jerusalem galt, die „deutsche Musterstadt“ Auschwitz wurde. Eine Stadt, in der tausende deutsche Siedler, SS-Angehörige und Angestellte der IG Farben in Saus und Braus lebten, während gleich nebenan millionenfach gemordet wurde. In den ganz persönlichen Lebensgeschichten von Johanna Scherzberg, Josef Jakubowicz und Karol Parcer spiegeln sich die historischen Ereignisse zwischen dem 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, bis zum 27. Januar 1945, dem Tag, an dem die Konzentrationslager von Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit wurden.

So, 27. Jan · 23:15-00:00 · PHOENIX
Geboren im KZ

„Überall lagen die Toten,“ schreibt ein US-Soldat nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau nach Hause, „doch unter den mehr als 30.000 befreiten KZ-Häftlingen befanden sich zu unserer großen Überraschung sieben jüdische Mütter mit ihren Babys!“ Die Soldaten fotografierten, was sie nicht glauben konnten: Säuglinge, die zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 in Kaufering, einem Außenlager des KZ Dachau, zur Welt gekommen waren und überlebt hatten, inmitten des Holocaust. Eines der sieben Babys auf diesem Foto ist die heute 65 Jahre alte Marika Nováková. Aufgewachsen ist sie in einer slowakischen Kleinstadt. In ihrem Pass stand als Geburtsort „Kaufering“. Wo das war und warum sie dort und nicht in der Slowakei geboren wurde, erzählte die Mutter, Eva Fleischmanová, lange nicht. Zu schmerzhaft waren die Erinnerungen, zu deutlich auch nach der Befreiung die Ablehnung der Juden in der Slowakei. Doch dann flatterte ein Brief aus Kanada ins Haus, von Miriam Rosenthal, mit einem Foto. Sieben Mütter und ihre Babys waren da zu sehen. Eines davon Marika auf dem Arm ihrer Mutter. Ein anderes Leslie auf dem Arm seiner Mutter Miriam Rosenthal. Jetzt wollte Marika die Wahrheit erfahren, die ganze Geschichte. 1,5 Millionen jüdische Kinder wurden von den Nazis ermordet. Wie war es möglich, dass gerade sie in einem KZ geboren wurde und dort überlebte? Begleitet von den WDR-Autorinnen Eva Gruberová und Martina Gawaz geht Marika auf Spurensuche, folgt dem Weg, den sie als Ungeborene schon einmal gegangen war ? nach Auschwitz, Augsburg, Kaufering und Dachau. Endlich erzählt auch ihre Mutter: Wie sie als Zwanzigjährige deportiert wurde, wie sie die Schwangerschaft zu verbergen suchte, wie sie an der Rampe in Auschwitz vor dem SS-Arzt Mengele stand, der ihre Schwangerschaft – das sichere Todesurteil – nicht erkannte. Wie sie in ein Dachauer Außenlager in Augsburg und schließlich nach Kaufering 1 kam. Wie sie immer wieder der Entdeckung entging, wie andere Frauen ihr und den anderen Schwangeren halfen, ihnen Essen zusteckten, sie schützten. Wie sie schließlich in einer Holzbaracke ihre Tochter gebar und die sieben Wöchnerinnen sich gegenseitig unterstützten. Eine dieser Wöchnerinnen war die heute 87-jährige Miriam Rosenthal, die nach der Befreiung nach Kanada auswanderte. Sie war wie Marikas Mutter Eva nach Auschwitz und von da über Augsburg nach Kaufering deportiert worden. Dort hatten sich die zwei Schwangeren kennengelernt. Miriam war es, die das Foto in die Slowakei schickte ? und mit ihr endet Marikas Spurensuche. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich Marika jemals wieder sehen werde“, sagt Miriam Rosenthal und antwortet geduldig auf alle Fragen. Zum ersten Mal seit ihrer Befreiung spricht sie wieder deutsch und erzählt die Geschichte des Überlebens der jüdischen Babys.

So, 27. Jan · 23:10-00:10 · BR-alpha
Im Angesicht der Dunkelheit

Auschwitz – einzigartiges Symbol methodisch perfektionierten Grauens und zugleich Zielort alltäglicher Touristenströme. Wie kann eine Begegnung mit diesem Ort der Banalität einer Besichtigung entgehen? Die Frage stellt sich der New Yorker Zen-Meister Roshi Bernhard Glassman. Seine Antwort: „Das Auschwitz-Retreat“. Er lädt Menschen verschiedenster Herkunft und Weltanschauung ein, sich Auschwitz ungeschützt zu stellen. Gemeinsam verbringt die Gruppe fünf Tage in Meditation, Stille, Gebet und Austausch auf dem Gelände des Vernichtungslagers. Es begegnen sich Christen, Juden, Muslime und Buddhisten. Nachkommen von Opfern begegnen Nachkommen von Tätern. Der Film portraitiert fünf Teilnehmer und folgt aus der Nähe ihrer inneren Entwicklung. Sie verändern sich, Überzeugungen geraten ins Wanken, alte Wunden brechen auf, Versöhnung beginnt. Nicht mehr sie kommen nach Auschwitz, Auschwitz kommt zu ihnen. In der Stille legen sie Zeugnis ab für das, was hier geschah.

So, 27. Jan · 23:30-01:50 · BR
Der Pianist

Warschau, 1939: Mit dem Einmarsch der Wehrmacht beginnt für den polnischen Pianisten Wladyslaw Szpilman eine Zeit des Schreckens und der Entbehrungen. Zusammen mit seiner Familie und etwa 380.000 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde wird der jüdische Musiker in das Getto zwangsumgesiedelt. Mit viel Glück gelingt es Szpilman, der Deportation in die Gaskammer zu entkommen. Doch dies ist nicht das Ende seines Leidenswegs. Dem Tode nahe und fast verhungert irrt er durch das entvölkerte Warschau. Ausgerechnet ein Deutscher rettet ihm das Leben. Wladyslaw Szpilman zählt Ende der 1930er-Jahre zu den bekanntesten Pianisten Polens. Er arbeitet beim Rundfunk und lebt mit seiner Familie in Warschau. Wie viele polnische Juden vermag Szpilman sich nicht auszumalen, welches Leid ihm und seiner Familie mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im Jahre 1939 bevorsteht. Beinahe scherzhaft streitet er mit seiner Familie darüber, ob man das Geld vor den Deutschen in der Violine oder lieber im Tischbein verstecken soll. Auch nach der Zwangsumsiedelung ins Getto, die als Mischung aus Verwaltungsakt und blankem Terror vonstattengeht, verliert der sensible Künstler nicht die Hoffnung. Er arbeitet als Klavierspieler in einem schäbigen Café, um seine Familie, der Hab und Gut genommen wurde, notdürftig über Wasser zu halten. Tagtäglich wird er Zeuge brutalster antisemitischer Übergriffe. 1942 schließlich beginnt der Abtransport aller Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur weil ein jüdischer Polizist ihn auf dem Bahnsteig aus der Masse der Todgeweihten zerrt, entgeht Szpilman der Deportation in die Gaskammer. Er versteckt sich in leer stehenden Wohnungen, bekommt Gelbsucht und wird von einem zwielichtigen Helfer betrogen. Ausgerechnet ein deutscher Hauptmann bewahrt ihn schließlich vor dem sicheren Tod. Roman Polanskis Meisterwerk „Der Pianist“ basiert auf der Autobiografie des bekannten Komponisten und Pianisten Wladyslaw Szpilman. Der am 6. Juli 2000 in Warschau gestorbene Künstler überlebte das Warschauer Getto und schrieb seine Erlebnisse unmittelbar nach dem Krieg nieder. In seiner erschütternden Leinwandadaption zeigt Polanski, dessen Mutter von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet worden war und dessen Vater im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert war, Bilder, die sich nachhaltig ins Gedächtnis der Zuschauer einbrennen und „Der Pianist“ zu einem der eindringlichsten Filme über die Shoah machen. Polanskis Film wurde 2003 mit drei Oscars ausgezeichnet: Autor Ronald Harwood erhielt einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch, Polanski für die beste Regie und Adrien Brody als bester Hauptdarsteller. In Cannes gewann Polanski 2002 zudem die Goldene Palme.

Mo, 28. Jan · 00:10-01:05 · MDR Sachsen
Verborgen vor den Nazis – Der Schatz des Hauses Atkin

Die Dokumentation „Der Schatz des Hauses Atkin“ begleitet den Engländer Mark Atkin (47) auf der Suche nach seiner jüdischen Vergangenheit und dem Familienschatz, von dem ihm sein Vater erzählt hat, und der ihn und seine Familie seit Jahrzehnten fasziniert hat. 1. September 1939: Die Deutschen marschieren in Polen ein. Marks Großvater Jack Atkin ist der Manager der familieneigenen und erfolgreichen Textilfabrik. Ihm bleiben nur noch wenige Stunden, um sein Hab und Gut auf seinem Grundstück in Lodz zu vergraben und in einem alten, rostigen Auto nach London zu fliehen. Die Dokumentation „Der Schatz des Hauses Atkin“ begleitet den Engländer Mark Atkin (47) auf der Suche nach seiner jüdischen Vergangenheit und dem Familienschatz, von dem ihm sein Vater erzählt hat, und der ihn und seine Familie seit Jahrzehnten fasziniert hat.

Mo, 28. Jan · 22:50-00:45 · MDR
Der letzte Zug

19. April 1943. In einer Berliner Amtsstube der SS will ein junger Offizier in vorauseilendem Gehorsam dem Führer zum Geburtstag ein „judenfreies Berlin“ schenken. Fast 70.000 Juden sind bereits abtransportiert worden. Anhand einer bürokratisch penibel erstellten Todesliste spüren Nazischergen nun die letzten 688 jüdischen Frauen, Männer und Kinder nachts in deren Wohnungen auf. Die junge Ruth Zilbermann (Sibel Kekilli) und ihr Verlobter (Roman Roth) hatten gehofft, in einem Versteck hinter einem Schrank vor den Nazis sicher zu sein – vergeblich. 19. April 1943. In einer Berliner Amtsstube der SS will ein junger Offizier in vorauseilendem Gehorsam dem Führer zum Geburtstag ein „judenfreies Berlin“ schenken. Fast 70.000 Juden sind bereits abtransportiert worden. Anhand einer bürokratisch penibel erstellten Todesliste spüren Nazischergen nun die letzten 688 jüdischen Frauen, Männer und Kinder nachts in deren Wohnungen auf. Die junge Ruth Zilbermann (Sibel Kekilli) und ihr Verlobter (Roman Roth) hatten gehofft, in einem Versteck hinter einem Schrank vor den Nazis sicher zu sein – vergeblich. Zusammen mit den anderen werden die Zilbermanns zum Bahnhof Grunewald gebracht und wie Vieh in einen Güterzug gesperrt. Unter den Deportierten befindet sich auch das Ehepaar Henry (Gedeon Burkhard) und Lea (Lale Yavas) Neumann. Henry, einst ein erfolgreicher Profi-Boxer, macht sich Vorwürfe, dass er nicht auf seine Frau gehört hat, die in den Untergrund gehen wollte. Je länger die Fahrt in dem verriegelten Waggon dauert, desto klarer wird den Opfern, dass ihre Reise in den Tod führt. Der Eimer Wasser für mehrere Dutzend Menschen ist rasch aufgebraucht. Auf einem Bahnhof schreien die Eingepferchten vor Durst. Doch der skrupellose SS-Obersturmführer Crewes (Ludwig Blochberger), um die präzise Einhaltung des Todesfahrplans besorgt, antwortet mit Schüssen. Nur einige polnische Bahnarbeiter erbarmen sich: Im Tausch gegen goldene Uhren und Perlenketten spritzen sie ein paar Wassertropfen in den Todeswaggon. Aufgrund der Strapazen sterben immer mehr Menschen, in einer Ecke türmen sich die Leichen. Der desillusionierte Arzt Dr. Friedlich (Juraj Kukura) wählt den Freitod. Nur Henry gibt nicht auf: Durch ein Loch, das er in den hölzernen Waggonboden sägen konnte, können Ruth Zilbermann und Nina (Lena Beyerling), die kleine Tochter der Neumanns, am letzten Bahnhof vor Auschwitz fliehen. Auf Gleis 17 des Bahnhofs Berlin-Grunewald erinnert eine Bronzetafel an einen der letzten Züge, die von hier aus nach Auschwitz rollten. Joseph Vilsmaier und seine Frau Dana Vávrová, gemeinsam für die Regie verantwortlich, vermitteln eine filmische Ahnung von dem unvorstellbaren Grauen. Artur Brauner, selbst Überlebender des Holocausts, produzierte dieses erschütternde Filmerlebnis. Von wenigen Rückblenden unterbrochen, setzt der Film den Zuschauer diesem klaustrophobischen Drama gnadenlos aus. Es wird von brillanten Darstellern, darunter Sibel Kekilli, Gedeon Burkhard, Lena Beyerling und Juraj Kukura, getragen.

Mo, 28. Jan · 23:30-01:05 · SWR
Sir Nicky – Held wider Willen

Für viele Menschen ist Sir Nicolas Winton ein wahrer Held. Der Dalai Lama, Vaclav Havel und Madeleine Albright halten öffentlich Lobreden über ihn. Königin Elisabeth II adelte ihn mit dem Ritterschlag. Tausende von Menschen, Erwachsene und Kinder, fühlten sich von ihm inspiriert. Im Spätherbst 1939, kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in die Tschechoslowakei, rettete der Londoner Börsenhändler Nicolas Winton in Prag 669 jüdische Kinder vor dem Tod im KZ. In seinem Heimatland fand er Pateneltern, die bereit waren, die Kinder aufzunehmen.

Di, 29. Jan · 22:00-22:52 · arte
Die Partisanen – Krieg hinter der Front

Kein Kapitel des Krieges gegen die Sowjetunion löst solche Emotionen aus wie der Partisanenkampf. In Russland ist er bis heute von Mythen und Legenden überlagert, in Deutschland immer noch verdrängt. Zu schrecklich ist diese Geschichte, zu unentwirrbar und böse und zu beklemmend die Schuld. „Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: er gibt uns die Möglichkeit, auszurotten, was sich gegen uns stellt“, so äußerte sich Adolf Hitler zu Beginn des Unternehmens „Barbarossa“, des Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941. Aber zu dem Zeitpunkt gab es noch keinen Partisanenkrieg, sondern nur den Aufruf Stalins, der nach dem deutschen Überfall die sowjetische Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufgefordert hatte, einen „Volkskrieg“ im Hinterland des Feindes zu organisieren. Es dauerte fast ein Jahr, ehe Moskau begann, Kontrolle über die versprengten Partisanengruppen zu übernehmen, um sie in den Kampf zu treiben, in einen Kampf, der sich eher gegen die eigenen Landsleute richtete als gegen die Besatzer. Die Partisanen wurden zum langen Arm Moskaus hinter der deutschen Front. Die deutschen Großaktionen gegen die Partisanen galten als „Befriedung“. Sie hatten klangvolle Namen wie „Adler“, „Maikäfer“ und „Frühlingsfest“, und fanden alle in Weißrussland statt. Dort gab es viele Partisanen, die eine ständige Gefahr für die Besatzer darstellten. Niedergebrannte Dörfer wurden von den Deutschen als Bandenzentralen gemeldet und ermordete Einwohner zu „Banditen“ oder zu ihren Helfershelfern erklärt. Die Deutschen begingen beim Kampf gegen Partisanen zahlreiche Massenmorde, töteten Tausende Unbeteiligte und löschten Hunderte Ortschaften aus. Beteiligt an den Mordtaten waren Truppen der Wehrmacht und SS-Einheiten, aber auch zahlreiche Bataillone der Ordnungspolizei.

Mi, 30. Jan · 00:50-02:30 · Das Erste (ARD)
Jeder stirbt für sich allein

Otto Quangel (Carl Raddatz) und seine Frau Anna (Hildegard Knef) sehen ihren Sohn zum letzten Mal, als dieser im Jahre 1940 während eines Urlaubs in Berlin seinen Marschbefehl erhält. Bald darauf erreicht sie die Nachricht, dass er in Frankreich gefallen ist – „für Führer, Volk und Vaterland“, wie es im offiziellen Schreiben der Heeresleitung heißt. Für Anna bricht mit dem Tod ihres einzigen Kindes die Welt zusammen. In ihren Augen ist der pathetisch proklamierte „Heldentod“ nichts weiter als ein Mord, den Hitler zu verantworten hat. Als ihr ein Stapel unbenutzter Feldpostkarten in die Hände fällt, schreibt sie auf eine von diesen, wie ihr zumute ist: „Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet …“ Sie legt die Karte heimlich in der Stadt ab, in der Hoffnung, ein paar Menschen auf diese Weise aus ihrem blinden Glauben an Hitler wachrütteln zu können. Ihr Mann, Werkmeister in einem großen Tischlereibetrieb, in dem kriegsbedingt vorwiegend Särge produziert werden, schließt sich seiner Frau an. Die beiden deponieren Karten mit ihrem persönlichen Aufruf zum Widerstand an vielen Stellen der Stadt. Die Suche nach dem „Klabautermann“, wie die Gestapo die unbekannten Schreiber der Karten nennt, fällt zunächst schwer. Die meisten Protestschreiben werden von obrigkeitshörigen Bürgern bei der Polizei abgeliefert. Als Kommissar Escherich (Martin Hirthe) mit Hilfe des schmierigen Hauswarts Borkhausen (Heinz Reincke) den Quangels dann doch auf die Spur kommt, landet das Ehepaar vor dem „Volksgerichtshof“. Die Verhandlung ist eine bloße Farce, das Todesurteil gegen beide steht längst fest. Alfred Vohrer hat Hans Falladas 1947 erschienenen Roman über zwei einfache Menschen aus dem deutschen Widerstand mit einem großen Aufgebot namhafter Schauspieler überzeugend verfilmt und ein breites Spektrum damaliger politischer Wirklichkeit ausgeleuchtet, von den Opfern der Naziherrschaft über opportunistische Mitläufer und Gesinnungsgenossen bis zu den brutalen Tätern.

Mi, 30. Jan · 20:15-21:05 · NDR
Der Norden schaut hin – Die rechte Szene in Norddeutschland

Im Herbst schreckte eine Studie über rechtes Gedankengut ganz Deutschland auf. Viel stärker als gedacht haben sich Fremdenhass und Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft breit gemacht. Reporter von NDR und Radio Bremen haben sich im ganzen Norden auf die Suche nach diesem Gedankengut gemacht. Aber auch Gegner der rechten Szene und Unterstützer von Opfern berichten über ihre Arbeit. Im Anschluss: Reinhold Beckmann mit Gästen zum Thema Rechtsradikalismus. Im Herbst schreckte eine Studie über rechtsextremes Gedankengut ganz Deutschland auf. Viel stärker als gedacht haben sich Fremdenhass und Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft breit gemacht. Reporter von NDR und Radio Bremen haben sich im ganzen Norden auf die Suche nach diesem Gedankengut gemacht. In der Dokumentation kommen berichten auch Gegner von friedlichen Aktionen gegen die rechtsextremen Szene und Unterstützer von Opfern erzählen von ihrer Arbeit. Im Rahmen des Projekts „Der Norden schaut hin“ beobachten alle Fernseh- und Radio-Programme von NDR und Radio Bremen seit einem halben Jahr die rechtsextreme Szene in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Niedersachsen noch genauer als bisher. In dieser Dokumentation werden die Ergebnisse dieser Recherche präsentiert. Dazu analysieren Experten die Rechtsradikalen im Norden Deutschlands und erklären, warum deren Gedankengut auch in der Mitte der Gesellschaft so verbreitet ist. Unsere Reporter treffen eine Bürgermeisterin in Mecklenburg-Vorpommern, die gegen viele Widerstände dafür kämpft, dass ihr Ort kein „Nazi-Dorf“ wird. In Hamburg zeigen wir den alltäglichen Fremdenhass in einem überwiegend von Migranten bewohnten Stadtteil. Ein Schüler aus Niedersachsen erzählt von seinen Aktionen gegen Nazi-Graffitis in seiner Stadt. In Bremen lassen wir uns erklären, Anziehungskraft rechtsextremistische Bands haben. In Mölln in Schleswig-Holstein erzählen uns die Einwohner, wie das Zusammenleben mit Ausländern 20 Jahre nach den Brandanschlägen funktioniert. Bei der Aufklärung der NSU-Morde wurden immer mehr ungeheuerliche Details über die Arbeit von Verfassungsschutz und Polizei und über die Unterstützer des rechten Gewalttrios bekannt. Jede Neuigkeit zum NSU wird immer noch in den Medien groß aufbereitet. Dabei haben auch die Medien das Thema der rechten Gewalttaten lange Zeit vernachlässigt. Mit dem Projekt „Der Norden schaut hin“ haben NDR und Radio Bremen den alltäglichen Rechtsextremismus, den immer wieder aufflackernden Fremdenhass, die Publikationen rechtsradikaler Verlage, die volksverhetzenden Konzerte, die heimliche oder offene Unterstützung rechtsextremer Umtriebe, die dumpfen Parolen und gewalttätigen Aufmärsche im Norden dokumentiert. Auf www.ndr.de/dernordenschauthin wurden alle Beiträge dazu fortlaufend gesammelt.

Mi, 30. Jan · 21:00-21:45 · PHOENIX
Propaganda, Hass, Mord – Die Geschichte des rechten Terrors

Elf Morde der Zwickauer Neonazi-Zelle – der Aufschrei ist schnell verklungen, die Gesellschaft längst wieder im Alltag angekommen. Doch wie konnte es soweit kommen? Die Dokumentation rekonstruiert, wie die Blutspur des neonazistischen Terrors vor mehr als 30 Jahren gelegt wurde. 26. September 1980: Auf dem Oktoberfest explodiert eine Bombe. Die Bilanz: 13 Tote, 200 Schwerverletzte. Der Täter stammt aus der ‚Wehrsportgruppe Hoffmann‘, einer Schmiede von Rechtsterroristen. Ein Einzeltäter? Bis heute gibt es Zweifel. 19. Dezember 1980: Das jüdische Verlegerpaar Lewi wird kaltblütig erschossen, der erste antisemitische Mord seit Kriegsende. Wenige Tage zuvor sind in Hamburg zwei Vietnamesen bei einem Brandanschlag umgekommen. Spuren – keine Beweise – führen zu Manfred Roeder, einem Terrorist und Ausschwitzleugner. Das Jahr 1980 ist ein Dammbruch – es gibt weitere rechtsextremistisch motivierte Morde, z.T. aus dem Untergrund. Terror von rechts! Dann die politische Wende in der DDR. Was im Westen weithin unbekannt ist: Auch hinter der Mauer gibt es gewaltbereite Rechtsradikale. So kommt es mit der deutschen Einheit auch zur Vereinigung von Neonazis aus Ost und West. Braune Führer aus dem Westen wie Michael Kühnen, Christian Worch oder Friedhelm Busse werden zu ‚Brandbeschleunigern‘ im Osten. In Hoyerswerda oder Rostock-Lichtenhagen kommt es zu Pogromen, die Terror-Welle erreicht auch den Westen. In Solingen und Mölln sterben Menschen qualvoll. Der Staat reagiert hart, verbietet in den 90er Jahren zahlreiche rechtsextreme Vereine und Gruppierungen. Doch die Szene ändert die Taktik. Sie bildet Kameradschaften, scheinbar lose Gruppierungen, ohne festen Ort, nur noch durch Internet und Handy verbunden. Die Sicherheitsbehörden sind dieser Taktik – trotz moderner Überwachungstechnik – anscheinend nicht gewachsen. Auch die NPD will ihre Schlagkraft auf der Straße erhöhen. Sie öffnet sich, lässt bekannte Neonazi-Größen mit ans Ruder und verschärft ihren demokratiefeindlichen Kurs. Ein Verbotsverfahren scheitert.Das ist der Nährboden, auf dem Gruppierungen wie die so genannten ‚Freien Kameradschaften‘ oder der Thüringer Heimatschutz entstehen. Hier beginnt die Mordserie der ‚Zwickauer Zelle‘. Die Dokumentation zeichnet die Geschichte rechtsextremer Gewalt seit den 1980er Jahren in der Bundesrepublik, der DDR und dem vereinten Deutschland nach. Der Blick zurück schockiert, denn es wird offenbar, dass der rechte Terror von der Politik über Jahrzehnte hinweg unterschätzt wurde.

Do, 31. Jan · 06:00-07:11 · arte
Menahem Pressler – Tröstende Noten

Der jüdische Pianist Menahem Pressler musste 1939 vor den Nazis aus Deutschland fliehen und gründete 1955 im amerikanischen Tanglewood das Beaux Art Trio, eine der besten Formationen dieser Art weltweit. In der Saison 2008/2009 ging Pressler mit seinen beiden letzten Mitspielern Daniel Hope und Antonio Meneses auf Abschiedstournee. Seither setzt Pressler seine Solokarriere fort. ARTE zeigt ein Porträt des Pianisten, der im Dezember 2013 90 Jahre wird und lässt wichtige Stationen seines Lebens Revue passieren. Menahem Presslers Namen allein ist schon ein Symbol: „Menahem“ bedeutet auf Hebräisch: der, der tröstet. Seit seiner Kindheit, als Menahem Pressler unter dem aufkommenden Antisemitismus zu leiden hatte, spendete ihm die Musik Trost. „Wenn ich spielte, wenn ich nur übte, entkam ich dadurch der Realität, die mich umgab. Und das war meine Rettung“, sagt er. Auch heute, mit fast 90 Jahren, spielt er noch Konzerte, probt oder gibt Meisterkurse. Von Städten, in denen er auftritt, sieht er oft nur den Konzertsaal, den Flughafen und sein Hotel. Er hält immer Ausschau nach einem Klavier, denn wenn er nicht spielt, glaubt er, seine Zeit zu vergeuden. Musik ist für ihn nach wie vor seine Zuflucht, die ihn vor Angstzuständen schützt. Zunächst floh Pressler, der 1923 in Magdeburg geboren wurde, mit seiner Familie nach Italien, von dort aus nach Israel. Schließlich war es der Debussy-Wettbewerb 1946 in San Francisco, der ihn bewog, von Israel in die USA überzusiedeln. 1955 gründete er im amerikanischen Tanglewood das berühmte Beaux Arts Trio. Die ursprüngliche Konstellation mit Daniel Guilet und Bernard Greenhouse veränderte sich zwar mehrmals, aber Menahem Pressler blieb doch immer derjenige, der im Trio den Ton angab und für größtmögliche Perfektion und Erfolg sorgte, insbesondere mit seinen beiden letzten Partnern Daniel Hope und Antonio Meneses. Das Beaux Arts Trio verabschiedete sich 2009 mit einer triumphalen, historischen Tournee. Rückblickend sagt Pressler: „Als ein Flüchtling, der in Deutschland geboren wurde und in Israel aufgewachsen ist, durfte ich an einem Wettbewerb in Amerika teilnehmen. Als junger Solist ahnte ich nicht, dass ich einmal Mitglied eines Trios sein würde, das vielen Menschen sehr viel bedeutete. In meinem Herzen ist also auch viel Dankbarkeit, und nicht nur Trauer.“ 2005 wurde er für sein Werk in Deutschland mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse und in Frankreich mit dem Ordre des Arts et des Lettres (Orden der Künste und der Literatur) ausgezeichnet. Seit der Auflösung des Trios verfolgt Pressler eine neue Karriere als Solist. Darüber hinaus ist er seit 53 Jahren ein gefragter Pädagoge und lehrt heute noch an der Indiana University in Bloomington, USA.