Vom KZ Theresienstadt ins DP-Camp 7 Deggendorf

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Letzter Teil der umfassenden Familiengeschichte Treitel…

Von S. Michael Westerholz/Deggenau

Familienkontakte und das plötzliche Sterben

Zu seiner Familie pflegte Dr. Richard Treitel so gut es ging Kontakte. Als er erfuhr, dass sein Neffe Günter im Oktober 1946 ein Jurastudium in Oxford begonnen hatte, schrieb er ihm:

„Deggendorf, den 25. November 1946

Lieber Günter, heute habe ich die große Freude, Dich als Oxforder Studenten begrüßen zu dürfen. Ein 93 Semester Zählender begrüßt das erste Semester, der im Fache stehende Onkel den das gleiche Fach studierenden Neffen, ein Deutscher den englischen Studenten. Und der Onkel und der Deutsche freut sich, ja mehr noch,  bewundert Englands  Großherzigkeit; denn England hat Dir den Weg zu seiner weltberühmten Universität Oxford geöffnet. Nur wer so lange wie ich im öffentlichen Leben stand, weiß zu schätzen, was England Dir tat und was Du diesem Land zu danken hast. Du wirst es auch noch einsehen, wenn Du älter und erfahrener geworden bist, daß ein Land so großartig vorurteilsfrei ist, wie sich England in Deinem Fall gezeigt hat. Vergelte es dem Lande, mit allen Deinen Fähigkeiten und Kräften, was es Dir getan hat.

Das ist mein erster Wunsch.

Und bleibe gesund und lerne, so viel Du kannst. Und Gott gebe Dir guten Willen und Kraft und Erfolg. Dann ist mir um Deine Zukunft nicht bange; dann wirst Du zu Deiner Befriedigung und zur Freude Deiner Eltern und Verwandten ein reiches Leben voller geistiger Genüsse vor Dir haben.

Für Deinen ersten Bericht aus Magdalen College in Oxford danke ich Dir. Den Begriff und die Aufgaben des `tutor´ kannte ich nicht. Er scheint mir aus dem Klosterleben und aus Klosterschulen übernommen zu sein. Da gibt es einen `regens´, der über das leibliche Wohl und über die geistige Ausbildung einer Gruppe junger Menschen zu wachen hat.  –  Welche Teile des römischen Rechts lernt Ihr? Obligationenrecht, Hypothekenrecht? Sachenrecht? Müsst Ihr die Quellen in Lateinischer Sprache lernen? Du schreibst weiterhin vom Criminalrecht. –  Vom Begriff des Verbrechens. Seid Ihr schon so weit, die einzelnen strafbaren Tatbestände und deren Bestrafung kennen zu lernen? Und wie ist es mit

 dem Zivilrecht? Das kommt wohl erst später. Ich hoffe, darüber genauer von Dir informiert zu werden. Du kannst Dir denken, daß mich als Juristen das lebhaft interessiert. Ich weiß, daß die englischen Juristen vorzüglich ausgebildet werden, aber die Art der Ausbildung, die von unserer Ausbildung anscheinend abweicht, kenne ich nicht.

(….)

Nun lebe wohl, freue Dich Deines ersten Semesters an der Universität Oxford  und sei herzlich gegrüßt von

OR.“  

Der am 26. Oktober 1928 in Berlin geborene Neffe Günter Heinz Treitel wuchs in England  zu einem angesehenen Juristen heran.  1997 für seine grundlegenden Rechtsdarlegungen von Königin Elisabeth II. geadelt, war er Professor in Oxford und  ist auch heute noch Autor zahlreicher Rechts-Standardbücher und  –schriften, die nach neuestem Stand bis zu 29 Auflagen erlebten. Lord Johan Steyn van Zyl, selbst ein führender Oxford-  und selbstständiger Wirtschafts-Jurist, Gegner der Apartheid in seiner Heimat Südafrika, Mitglied im höchsten britischen Gericht, nannte Sir Guenter „einen der bedeutendsten wissenschaftlichen Autoren zum Vertragsrecht in der englischsprachigen Welt.“  1

Zusammen mit Theodor Treitels Sohn Günter war der 1922 in Berlin geborene Sohn Kurt nach England in Sicherheit gebracht worden. Er hatte bis 1937 das gleiche Gymnasium besucht wie sein Vater und war dann  auf die American School in Berlin gewechselt. Im März 1939  war endlich die Unbedenklichkeitsbescheinigung  von der Zentralstelle für jüdische Auswanderung beim Finanzamt Berlin eingetroffen.  Noch vor dem Abitur war er  am 21. März 1939 zusammen mit seinem Bruder Günter in einem Kindertransport nach England gebracht worden und zunächst bei seinem Onkel Ernst Levy in London untergekommen. Bei Kriegsbeginn 1939  wurde Kurt Treitel als „enemy alien“ –  als feindlicher Ausländer im Hutchinson Internment Camp in Douglas auf der Isle of Man interniert. Er wurde im Oktober 1940 entlassen. Der später erfolgreiche Jurist kommentierte die Internierung sowohl bei einem Besuch in Dachau, als auch anlässlich eines Historikprojekts des Jüdischen Museums Berlin so; „Sie hatten halt keine anderen Deutschen zur Hand. Und nach enigen Monaten war es ja auch vorbei!“

Am 2. Februar 1947 wandte Richard Treitel sich brieflich auch an den Neffen Kurt. Er enthüllte dabei seine Sehnsucht nach familiärer Nähe, nach dem endgültigen Ende des 1933 begonnenen Alptraums:

„…Dir , lieber Kurt, danke ich für Deine Anschrift. Weltbewegend muss es nicht sein, was Du mir ab und zu mitteilst. Mich interessiert das gering erscheinende  tägliche Leben auch, es zeigt Deine Betätigung und Deine Interessen. Wie betätigst Du Dich in Deinem Jugendbund? Auch rednerisch? Das wäre nicht falsch. Du übst Dich im konzentrierten öffentlichen Sprechen, und das ist sehr wichtig. Dein Bruder wird dazu erzogen und angelernt. Wenn Du es auch übst, wird es Dir sicherlich nicht schaden.

Von Cillys Besuch nach Berlin habe ich noch keine Nachricht. Sie ist in eine miese Frostperiode hineingeraten.(…)

Von mir ist nichts Neues zu berichten. Gesundheitlich bin ich zufrieden und mit der Arbeit auch. Ich brauche nichts, lieber Kurt. Schuhe habe ich, Kleidung auch. Nur Rauchwaren könnte ich dringend brauchen; ich schrieb es Euch schon. Cigaretten und Cigarren, je mehr, je besser. Ev. einige Süssigkeiten, vor allem Chokolade, die ich gern zu Sitzungen mitnehme. Falls Rauchwaren von dort nicht ausgeführt werden können, von Amerika aus ist es ja zu machen, wie ich hier sehe. Vielleicht auch aus Palestina oder aus Chile.

An Günter, der mir seinen Studienplan mitgeteilt hat , (…) schreibe ich besonders.(…)

Lebt wohl und seid herzlich gegrüßt von Eurem Richard.“

Er selbst und auch die Familie konnten nicht ahnen, dass dies sein letzter Brief war. Und im Nachhinein erschüttert Richard Treitels offenbar unerschütterliches Verharren im Deutschtum: Neffe Günter hatte ein Foto geschickt. Es zeigte den Oxford-Studenten im  Hochschulhabit.  Richard Treitel:  „Wird diese Uniform dauernd getragen oder nur zu besonderen Gelegenheiten? Etwa wie die Kouleur bei UNSEREN Studenten?“ 

Nach allem, was ihm, seiner Familie und den Juden Europas angetan worden war, schrieb Dr. Richard Treitel hier von UNSEREN , also den deutschen Studenten. Zuvor schon hatte er an den Bischof von Regensburg über die Leiden geschrieben, „die der Krieg über  UNSER unglückliches Volk gebracht hat…“ Auch dies meinte das DEUTSCHE Volk, dem Richard Treitel sich zugehörig fühlte. Er war und blieb ein jüdischer Deutscher, kein Jude in Deutschland!

Wie sein Vater Dr. Theodor und der Bruder Günter Heinz Treitel förderte auch Kurt Treitel  die AJR  = die Zeitung der jüdisch-deutschen Emigranten in Großbritannien.  Kurt und seine Frau Renate besuchten 1998 die Heimat der Treitels im jetzt polnischen Betsche.  Sie beteiligten sich auch an Informations- und Historikprojekten des Jüdischen Museums Berlin. Im November 2008 reisten sie nach Dachau, wo Kurt Treitel zu Schülern, aber auch vor Lokalpolitikern über die Leidensgeschichte seiner Familie und der europäischen Treitel sprach 2 –  waren doch mindestens 31 ihrer Angehörigen zwischen 1933 und 1945 Opfer der Shoa geworden, durch Enteignung oder Mord:

Anita, * 1919, Bela, * 1931, Erna, *1894, Gerda, * 1914, Hans, * 1920, Hedwig, * 1886, Ida, * 1870, Jenny, *1900, Johannes, *1888, Joseph, *1867, Kurt, * 1884, Lilli, * 1909, Leippmonie, *1880, Louis, * 1873, Ludwig, * 1876, Marga, * 1921, Martin, * 1958, Martha I., * 1862, Martha II., * 1874, Martha III., * 1886, Max I., * 1884, Max II., * 1877, Max III. und IV., 15. und 17. 12. 1890, Otto-Ernst, * 1870, Ralph, * 1938, Rosa I., * 1879, Rosa II.,*1886, Rose, * 1891, Siegfried, *1905, Willi, * 1893.

Ihrer Studientitel beraubt, in KZ verschleppt  und/oder aus dem Lande (zumeist nach Polen) abgeschoben oder in die relativ wenigen Länder geflohen, die Deutsche Emigranten aufnahmen, waren ebenso wie Richard und Theodor Treitel:  Anita  (nahm sich im Lager das Leben), Erich (floh nach Buenos Aires), Frieda geborene Guttmann, Hans (der Vater von Bob) Treitel, fuhr im selben Transport wie Kurt und Günter Treitel nach England und starb 2005,  Hans-Siegfried (starb in Auschwitz),  Hermann-Salomon, Hulda geborene Eisenberg, Irma geborene Sahmer (oder Gahmer?) , Josef-Erich, seine Frau Rosa geborene Bloch und Sohn Sven (flohen nach Buenos Aires, Sven wohnt heute in Tulsa, OK, U.S.A.), Peter, Rosa geborene Bonstein, Walter (Wolfgang Gerhard) Treitel und Sohn Walter  entkamen in die U.S.A. Der im Frühjahr 2012 bereits  94 Jahre alte Walter Treitel in New York ist geistig und körperlich gesund und absolvierte soeben eine Schiffsreise nach Venedig und Barcelona. Noch 1984 vertrat er  Mandanten vor einem Gericht in München. Als „den Fehler meines Lebens“ bezeichnet er die Tatsache, dass er, der bereits in den USA war, 1937 noch einmal nach Deutschland zurückkehrte. Nur mit größter Mühe, Chuzpe und Fortune gelang es ihm, den Nazihäschern zu entkommen.  Sein Sohn Randy änderte die Schreibweise seines Familiennamens in „Tritell“ . Der versierte Jurist lebt in Washington DC und ist Leiter des US-Departements of Justice for International Anti-Trust.

In Theresienstadt starb  1943 die letzte noch 1941 in Breslau gemeldete  Martha (I.) Treitel.  Das Schicksal des Arztes Dr. Franz Treitel aus Berlin bezeichnet  die Deutsche Gesellschaft für Urologie  in Köln als „ungeklärt“ . Dr. Treitel , * 1874 in Berlin, hatte in München studiert  und war 1902 promoviert und als Arzt zugelassen worden. Seit 1919 war er Facharzt für Haut-  und Harnwegserkrankungen, zuletzt in Prenzlauer Berg. Er war verheiratet und Vater eines Kindes. 1938 wurde ihm der Doktorgrad aberkannt, er wurde nur noch als „Heilbehandler“ für jüdische Deutsche zugelassen.

Ebenfalls unklar ist, welche „Helene Treitel“  Häftling H. G. Adler in Theresienstadt begegnete. Adler nennt sie in seinem Buch: „Theresienstadt 1941 – 1945“. 3  Ein namentliches Gedenken haben Moise Treitel in der Gedenkstätte  des KZ-Außenlagers Hailfingen-Tailfingen, und Weissbart Treitel auf einer Gedenktafel in der Stadt Rendsburg-Eckernförde. Hier ist lediglich bekannt, dass Weissbart Treitel in der damals schon 300-jährigen jüdischen Gemeinde aktiv war und um 1940/42 verschleppt wurde.

Wenig bekannt ist die Vita der  1897 geborenen, 1949 in Berlin gestorbenen Erna Treitel. Sie war Schauspielerin, wurde 1921/30 die zweite Frau des damals allmächtigen Filmunternehmers Walter Rüttmann (1887 bis 1941). Sie soll in seinen Filmen vor der Kamera gestanden haben. Rüttmann drehte, schrieb und produzierte Spiel-, Dokumentations- , Propaganda-  und Werbefilme, experimentierte mit Ton  und Farbe. Sein Film: „Berlin –  die Sinfonie der Großstadt“ ist d e r Klassiker unter den Stummfilmen. Nur in seiner Vita finden sich spärliche Hinweise auf Erna Treitel. Den Nazis entkam sie durch die Flucht in die Sowjetunion. Ihr Sohn saß in Moskau mit dem späteren Stasi-Auslandspionage-Chef der DDR, Markus Wolf, in einer Klasse. Sie selbst arbeitete als Fotografin unter anderem für den berühmten Regisseur Sergej Eisenstein („Panzerkreuzer Potemkin“, „Panzerkreuzer Aurora“), suchte im ganzen Land nach „Typen“ und nach geeigneten Drehorten. Als die Deutschen in der Sowjetunion einfielen, wurde sie wie viele Emigranten auf Stalins Befehl in den Ural umgesiedelt. Nach dem Krieg gelang ihr die Rückkehr nach Berlin.4

Ein katholischer Priester ohne Herz und Verstand

Sir Guenter Treitel:

„Ich habe noch nie die Geschichte von den antisemitischen Bildern in einer Kirche in Deggendorf gehört.  Onkel Richard und mein Vater tauschten sich so oft wie möglich aus, doch hat er meinem Vater offenbar nichts von der Auseinandersetzung um diese Bilder berichtet. Denn der hätte mich bestimmt informiert. Es ist leider wahr, dass viele alte Bilder in Kirchen antisemitische Elemente beinhalten.“

Nachweisbar ist,  dass Dr. Treitel im November 1945 einen Brief an den Bischof von Regensburg mit der Bitte um Weiterleitung beim Deggendorfer  Pfarrer Dr. Stich abgab. Zu der Zeit hatte er regelmäßige Briefkontakte mit seinem Bruder Dr. Theodor Treitel in England. Die innerdeutsche Post funktionierte so gut wie gar nicht,  jene der DP meist über Privatkontakte zum Beispiel mit ausreisenden DP oder aktiven US-Soldaten, die Post mitnahmen. Da mag das Entsetzen Dr. Treitels über den in Bildern einer Deggendorfer Kirche  fortdauernden  Antisemitismus zugunsten seiner familiären Sehnsüchte zurückgetreten sein. Der Deggendorfer Pfarrer Dr.Wilhelm  Stich ebenso wie seine Nachfolger bis zu Josef Pommer kurz vor dem Ende des 20. Jahrhunderts verteidigten jedenfalls trotz des Massenmords an den Juden  ihre unselige, gnadenlose, antisemitische Wallfahrt „GNAD“. Und ihr Mitbruder Ludwig Maier wehrte sich 1968/69 vehement, als die großformatigen  Bilder aus dem Jahr 1710 mit ihren Spottjuden á la Nazi  und -STÜRMER-Ideologie aus der Kirche entfernt wurden.  Sie hatten Dr. Treitel entsetzt, und dies hatte er überaus höflich dem Bischof brieflich mitteilen wollen.

Erst 1992 (sic!) beendete ein einsichtiger neuer Bischof von Regensburg, Manfred Müller,  die Kirchenschande. Ihren vorgeblich religiösen, in Wahrheit aber ideologisch-materialistischen  Ursprung hatte diese Wallfahrt in dem Mord an den Deggendorfer Juden durch ihre christlichen Nachbarn und Schuldner im Jahre 1337/38. Dem Mord war Jahrzehnte später die Lüge von der angeblichen Schändung von Hostien durch die Juden unterlegt worden. Das zog bei der armen, unwissenden Bevölkerung, da Hostien als mythischer Leib Jesu zum höchsten Glaubensgut der Katholiken gehören. Und die Lüge zog auch bei den Wissenden;  denn die nutzten sie zu einträglichen Geschäften mit den gutgläubigen Pilgern aus Bayern, Österreich und Böhmen.

Pfarrer Stich wies in einem internen Schreiben an seinen Bischof in Regensburg die höfliche Bitte des  Dr. Richard Treitel ab, über die Entfernung der antisemitischen Bilder  aus der innerstädtischen Kirche nachzudenken. In seiner Bemerkung,  dass sich die 1200 Juden in der Stadt „etwas unangenehm bemerkbar“ machten, offenbarte Dr. Stich seine wahre Gesinnung. Ungeachtet seiner  Reaktion ohne Herz und Verstand  ist auch Dr. Stich  eine Deggendorfer Straße  gewidmet. 1949 war er Ehrenbürger geworden.  Das Christengebot der Nächstenliebe war ihm offenbar fremd! 6

Resignierte Dr. Treitel? Entschied er sich endgültig für eine Ausreise nach England? Sein Freund Horlitz bestürmte ihn, beim Wiederaufbau in Berlin zu helfen. Aber Dr. Treitel wusste, dass sein Bruder in England sich um eine Einreiseerlaubnis bemühte. Einstweilen nach Berlin zu gehen, hätte ihn den DP-Status gekostet und eine Einreise in England auf viele Jahre hinausgeschoben. Wusste Dr. Treitel, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde? Seine Angina besserte sich nicht, es fehlte an wirksamen Medikamenten und Eingriffsmöglichkeiten.

Der Rechtsanwalt Dr. Richard Treitel, beschäftigt bei der Spruchkammer Deggendorf, ist laut Eintrag des Krankenhauses Deggendorf und der UNRRA-Lagerleitung Alte Kaserne am 13. Februar 1947 an einem Herzversagen gestorben. Er wurde auf dem jüdischen Sektor des städtischen Friedhofes Deggendorf begraben. Sein Grabstein gibt ein falsches Datum an: Den 12. Februar 1947. Der Brief seines Bruders Theodor vom 16. Februar erreichte ihn nicht mehr. Nach vielen Neuigkeiten und Gedanken, die er mit seinem Bruder Richard austauschen wollte, und der Zusage, die Tochter Celia (Cilly) Ruth werde die erbetenen Rauchwaren nötigenfalls über die USA beschaffen,  hatte er geendet:  „Ich hoffe, daß es Dir trotz der Not des strengen Winters gesundheitlich u. bei der Arbeit weiter gut geht.

Herzl. Grüße von uns Allen,

Dein

Theo.“

Die angefügte Suchanfrage nach einer Frau Hedwig Ericher geborene Brinitzer aus Berlin konnte Richard Treitel nicht mehr beantworten.

Am 8. April 1947 schrieb Paul Löbe an Theodor Treitel:

„Lieber und verehrter Herr Treitel!

Wir müssen befürchten, dass ein Gerücht sich bestätigt, das vor einigen Wochen zu uns drang und das wir durchaus nicht glauben konnten. Das Gerücht von dem Ableben Ihres Bruders Dr. Richard Treitel. Nun, da es wohl kaum noch zweifelhaft ist, dass ein plötzlicher Tod ihn weggerafft hat, wollen wir Ihnen unsere herzliche Teilnahme aussprechen zu dem schweren Verlust, der Sie traf. Es will fast unglaublich erscheinen, dass unser Freund Richard Treitel, nach dem er die Jahre der Verfolgung mit vielen Schmerzen überstanden hat, nun plötzlich die Augen schliessen musste. Ich drücke Ihnen und Ihren Angehörigen die Hand und versichere Ihnen, dass wir das Andenken dieses herzensguten und hilfsbereiten Menschen immer in Ehren halten werden.

In herzlichem Beileid

Ihre ergebenen

(Paul und Clara Löbe) 7   

 

Anmerkungen

  1. Treitel Guenter Sir, Professor , QC, FBA, 11.600 Google-Nennungen, WIKIPEDIA,  aufgerufen seit Juli 2011, zuletzt am 29.03.2012
  2. Google im vom „Dom SZewia“-Museum in Betsche  veröffentlichten Bericht der Celia (Cilly) Ruth Treitel; MÜNCHNER MERKUR online, 09.11.2008: Erinnerung an die Opfer von 1938.
  3. Quellen zur Geschichte des III. Reichs; Support der DGU.
  4. WIKIPEDIA über  Rüttmann,  eingesehen am 24. 05. 2012. Über den weiteren Lebensweg  informierte ihr Neffe Dr. Thomas Treitel in Albstadt.
  5. Eder  M., Die „Deggendorfer Gnad“, Passavia Verlag Passau, 1992, S. 409f.
  6. Krankenhaus Deggendorf, 13.02. 1947: Schriftliche Anzeige eines Sterbefalls; Standesamtsregister DEG. Nr. 44: „Der Doktor der Rechtswissenschaft Richard Treitel, Rechtsanwalt, mosaisch (sic! Die Nazi-Sprache war in DEG. Immer noch die Regel!), , ist am 13. Februar 1947 um 9 Uhr 30 Minuten gestorben…“
  7. Archiv des Jüdischen Museums Berlin, Sammlung Familie Treitel Levy, Theodor Treitel, 5. Korrenpondenz, Inv.Nr. 2007/129/48-49; Richard Treitel, 3. Korrespondenz, 3.2. Von Theodor Treitel an Richard Treitel, Inv.Nr. 2007/129/25.

Mit Briefkopien, Familiendaten, Urkunden und geduldiger Kontaktsuche halfen: Sir Guenter Treitel,Oxford,  Dr. Thomas Treitel, Albstadt, Bob Treitel, Windham, NH,USA, Stephan Dörschel, Akademie der Künste, Berlin, R. Emmerich, Laupheim,   A. Herbst, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin, K. Nürnberg, Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand, Berlin, Dr. W. Breunig, Landesarchiv Berlin, E. Kandler und Prof. Dr. L.D. Behrendt, Stadtarchiv DEG., K. Dengler, Yad Vashem, Jerusalem, M. Urban-Schriefer und Fa. kumarisoft, Flotow-Straße 11, Berlin, I. Arroyo Antezana, German Department The CENTRAL ARCHIVES FOR THE HISTORY OF THE JEWISH PEOPLE, Hebräische Universität Jerusalem, F. Bogdanov, Jüd. Museum Berlin, Dr. M. Rüth, Staatsarchiv Landshut, Prof. Dr. K. Nemitz, Bremen. Ohne die Datenbank  www.ahnenreich.de  (Surnam) des G. Stockschlaeder und das Archiv des KZ Terezin/CZ hätten die familiären Verbindungen in den Treitel-Linien nicht geklärt werden können.