Schwere Schuldzuweisungen nach Terroranschlag

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Ein Terroranschlag mit ägyptischen Panzerfahrzeugen bei Kerem Schalom, dem Grenzdreieck zwischen Israel, Ägypten und dem Gazastreifen, hat infolge schwerer Schuldzuweisungen eine strategische Bedeutung erhalten…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 6. August 2012

In der Nacht zum Montag überfielen als ägyptische Grenzschutzpolizisten verkleidete Unbekannte einen ägyptischen Grenzposten. Gemäß ägyptischen Angaben wurden 9 Grenzpolizisten getötet und mehrere verletzt. Laut Verteidigungsminister Ehud Barak in der Knesset wurden zwölf oder dreizehn ägyptische Grenzschützer getötet. Die Attentäter bestiegen daraufhin einen „großen Kleinlaster“ und ein Panzerfahrzeug, mit dem sie in Richtung israelische Grenze fuhren. Der Kleinlaster explodierte aus unbekannten Gründen, während das Panzerfahrzeug über die Grenze hinweg auf eine „kleine israelische Militäreinheit“ zufuhr, zu der auch ein Panzer gehörte. Ein israelischer Kampfhubschrauber setzte das in Ägypten gekaperte gepanzerte Fahrzeug außer Gefecht. Zwei Männer flohen aus dem getroffenen Panzerwagen und wurden von israelischen Soldaten erschossen.

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Zeitgleich wurden israelische Kibbuzim nahe der Grenze mit Raketen aus dem Gazastreifen beschossen, während die israelische Bevölkerung aufgefordert wurde, die Schutzräume aufzusuchen.

Noch ist unbekannt, ob die Angreifer Extremisten aus Gaza oder Beduinen aus dem Sinai waren. Im Sinai haben die ägyptischen Sicherheitskräfte weitgehend die Kontrolle verloren.

Für Ägypten sollte der schwere Vorfall mit vielen Toten ein „Weckruf“ sein, erklärte Barak vor dem Sicherheitsausschuss in der Knesset. Die israelische Behörde gegen Terror hatte in den vergangenen Tagen eindringlich vor geplanten Anschlägen und Entführungsversuchen gewarnt. Alle Israelis wurden aufgefordert, umgehend die Ferienorte an der Sinaiküste zu verlassen und heimzukehren. Auf diese prominent veröffentlichten israelischen Reisewarnungen reagierte Kairo verärgert. Das seien von Israel gestreute „Gerüchte“, um der ägyptischen Tourismusindustrie zu schaden. Doch inzwischen drehte die ägyptische Presse den Spieß herum. In der Nacht zum Montag, nach dem Anschlag, wurde der Regierung in Kairo vorgeworfen, die israelischen Warnungen in den Windgeschlagen und den Anschlag auf die Grenzschützer nicht verhindert zu haben. Am Montag hat Präsident Muhammad Morsi eine erste Arbeitssitzung mit den Sicherheitskräften einberufen. Morsi verkündete: „Die Verantwortlichen für dieses Verbrechen werden gejagt und verhaftet werden.“ Die harte ägyptische Strafe werde die Verantwortlichen „in Ägypten oder jenseits der Grenze“ treffen, womit er nur den Gazastreifen gemeint haben kann.

Obgleich unklar ist, ob die Terroristen palästinensische Extremisten aus dem Gazastreifen sind, brach bei der islamistischen Hamas-Organisation Panik aus. „Wir haben kein Interesse, die Ägypter zu bekämpfen“, sagte ein Sprecher der Hamas in Gaza. Auf Weisung der Hamas wurden alle Schmugglertunnel unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten gesperrt, um mögliche Attentäter daran zu hindern, in den Gazastreifen zu fliehen. Gleichwohl ist der zeitgleiche Raketenbeschuss Israels während des Anschlags ein Hinweis auf eine konzertierte Operation, an der auch eine Extremistengruppe aus dem Gazastreifen beteiligt gewesen sein könnte. Es hat im Laufe des vergangenen Jahres mehrere Anschläge palästinensischer Extremisten entlang der zunächst kaum befestigten Grenze zwischen Ägypten und Israel gegeben, bei denen  mehrere Israelis getötet und die von Palästinensern in Gaza geplant und ausgeführt worden sind. Die ägyptischen Drohungen, auch gegen mögliche Täter in Gaza vorgehen zu wollen, können für die Hamas eine fatale Auswirkung haben. Die Hamas steht ideologisch den ägyptischen Moslembrüdern nahe und ist aus ihnen hervorgegangen. Für die neue ägyptische Regierung ist der Anschlag ein peinlicher Beweis für die Unfähigkeit der ägyptischen Streitkräfte, den Sinai zu kontrollieren. Um Ägypten zu helfen, hatte Israel im Widerspruch zum Friedensvertrag sogar genehmigt, neben Polizei auch Militär in den Sinai zu verlegen. Der Gesichtsverlust für Kairo wäre umso schlimmer, falls palästinensische Extremisten den Anschlag ausgeführt haben, möglicherweise mit dem Ziel, Israel und Ägypten in einen Krieg zu stürzen. Daran sind beide Länder nicht interessiert sind.

Die Hamas steht unter politischem Druck, nachdem sie Syrien als Verbündeten verloren hat und ihre Hauptquartiere in Damaskus räumen musste. Der Geldfluss aus Iran scheint geringer geworden zu sein. Und alle Versuche einer „Versöhnung“ mit der PLO und der Regierung in Ramallah sind vorerst gescheitert. Hinzu kommen israelische Bombardierungen nach jedem Raketenbeschuss. Am Sonntag haben israelische Flugzeuge zwei Mitglieder des Globalen Dschihad gezielt getötet. Ahmed Sai’d Isma’il und E’id Nadi Ucaal hätten nach Angaben des israelischen Militärsprechers am 18. Juni einen israelischen Bauunternehmer am Grenzzaun zwischen Israel und Sinai erschossen.

Die Hamas hat entweder die Kontrolle verloren, oder aber sie führt einen Krieg an allen Fronten, sogar gegen ihre engsten Verbündeten, die Ägypter.

Der israelische Generalstabschef Beny Gantz äußerte Bedauern über den Tod der ägyptischen Grenzschützer und erklärte, dass dank der Aufmerksamkeit der israelischen Truppen ein “sehr großer Terroranschlag” verhindert worden sei. Der Militärsprecher betonte eine “enge Kooperation” zwischen Israel und den ägyptischen Streitkräften.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

2 Kommentare

  1. Pallywood as usual

    „Nach dem Doppelanschlag am Nordrand des Sinai mit mindestens 22 Toten haben die ägyptischen Moslembrüder und die radikalislamische Hamas Israel als Drahtzieher beschuldigt. „Der Ort des Verbrechens und die Umstände weisen auf eine Beteiligung der Besatzungsmacht (Israel) hin“, wurde der Ministerpräsident der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Ismail Hanija, vom Hamas-Fernsehsender Al-Aksa zitiert.

    Die Regierung in Jerusalem wies die Behauptung zurück. „Das ist nicht einmal ein Vorwurf. Da hat jemand auf Autopilot geschaltet und bellt seine üblichen Flüche über Israel heraus“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Jigal Palmor, am Dienstag.“

    Heimtücke und Strunzdummheit gekoppelt.

    Ein Naturgesetz?

  2. Nebenfrage zu den Schmugglertunneln, ich kann mir nicht vorstelen daß diese möglich sind ohne Wegschauen offizieller Stellen der ägyptishcen Administration inkl. Zoll- oder Grenzkontrollkommandure, auch mit entsprechenden Anweisungen „nichts zu bemerken“!

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