Entschuldigung, wir sind wirklich liberal

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Nürnberger Firmeninhaber entschuldigt sich…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 7. Mai 2012

Lars Adler, Firmeninhaber von Hoff-Interieur aus Nürnberg, hat sich schriftlich für ein antisemitisches Schreiben seines Vaters und Firmengründers  Walter Adler an die Tel Aviver Geschäftsfrau Eti Doron entschuldigt. Sein 75 Jahre alter Vater habe den Brief ohne Wissen und Einwilligung der heutigen Firmeninhaber verfasst. Vor fünf Jahren hätten Ärzte bei dem Vater eine „Geisteskrankheit“ diagnostiziert.  „Bitte seien Sie informiert, dass wir den Affront gegen Frau Doron, ihre Religion und ihr Volk zutiefst bedauern. Denn wir sind wirklich liberal, kosmopolitisch offen und treiben seit vielen Jahren Handel in der ganzen Welt.“ Das schrieb Adler in einer Email an die israelische Zeitung Jerusalem Post, die aus den Hass-Briefen von Walter Adler eine weltweit beachtete Schlagzeile gemacht hatte.

In mehreren Emails an Doron hatte sich Adler auf Günter Grass bezogen, Israel als eine Gefahr für den Weltfrieden und die Juden als Pest bezeichnet.

Michael Doron, Bruder der geschockten Geschäftfrau, erklärte der Zeitung, dass seine Schwester ein Entschuldigungsschreiben aus Nürnberg erhalten habe, unterzeichnet von Walter Adler, der sie vor wenigen Tagen noch übel beschimpft hatte. „Offenbar haben seine Söhne das Schreiben diktiert. Wie kann es sein, dass ein Mann, der unter Demenz leidet, jetzt plötzlich einen so artikulierten und einsichtigen Brief schreiben kann”, fragte sich Michael Doron. Er vermutet, dass die Nürnberger Firma eine Klage abwenden wollte.

Noch vor dem Empfang der Entschuldigungsbriefe erklärte Abraham Foxman der amerikanischen „Anti Diffamation League“ (ADL), dass der Briefwechsel zwischen Nürnberg und Tel Aviv das Zeichen für eine antisemitische Belastung in der deutschen Gesellschaft sei. Deutschland habe sich bemüht, Antisemitismus auszumerzen. Es sei viel schwerer, Antisemitismus aus den Herzen der Menschen zu entfernen.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

42 Kommentare

  1. @Jens das Gedicht hat ein Deutscher geschrieben über Intoleranz, Gleichmacherei, Ausgrenzung von Menschen die anders sind oder besser als anders wahrgenommen werden…

  2. Hat das ein Jude oder ein Antisemit geschrieben, vielleicht war es auch ein Muslim oder ein Kopte oder doch ein Tibeter oder etwa eine Hexe? Da stellt sich mir also die Frage wer sind „sie“ und das kommt darauf an, wer es liest. Ich finde es furchtbar (den Inhalt), es ist gut Wege zu suchen zu verarbeiten. Das Böse was in ihnen steckt, hab ich eigentlich nur an der Oberfläche entdeckt, ganz tief drin findet sich meistens Entsetzen, Trauer, Schmerz, Scham oder Angst, aber auch Sehnsucht. Tief unten drin sitzt ja das seelische emotionale Wesen und das urteilt nicht. Also ist die Ur-Teilung eine Sache des Verstandes.

    Die Liebe
    Die Liebe ist wie Licht.
    Sie strahlt uns hell und pur.
    Man sieht sie nicht,
    man hört sie nicht,
    man sieht `s mit `n Herzen nur.

    Sie leuchtet uns den Weg,
    Der Verstand sagt wie es geht.
    Drum lasst uns gehen auf dem Weg,
    wohin uns `s Licht der Liebe weht.

    Die Angst und der Hass
    ziehen uns nach unten nur.
    Sie ziehen wie dicke Brocken,
    stur.
    Sie sind wie Fesseln pur.

    Die Liebe tief im Herzen,
    reist `s auseinander nur.
    Und aus den vielen Schmerzen
    wird dann Feuer pur.
    Der Geist verbrennt,
    aus tiefster Seele,
    hält man ihn mitten rein.
    Es vertrocknet dann die Kehle,
    so sollte es nicht sein.

    Das Feuer bringt Zerstörung
    in jedes hohe Haus.
    Das Leben aber –
    ist Verwandlung.
    So sieht es nämlich aus!
    So sei die Liebe unser Licht,
    sie strahlt uns hell und pur.
    Der Verstand zeigt uns den Weg,
    er bringt Verwandlung nur.

  3. @Jens Lieber Jens zur Poesie gehören allerdings auch Gedichte, bei Denen der Autor seine Erlebnisse verarbeitet, wie findest Du z.B. dieses?

    Sie verachten Dich,
    Sie betrachten Dich als etwas,
    was in ihren Augen minderwertig ist.

    Sie entwerten Dich, hetzen gegen Dich,
    tun Dir Gewalt an, und über allem packen sie
    den Deckel der Heuchelei, denn sie sind ja gut und frei.

    Du verdankst ihnen so manches Trauma,
    so manche schlaflose Nacht,
    damit ist ihr Verbrechen erst richtig vollbracht.

    Schau in ihre Augen, schau ganz tief hinein,
    dann wirst Du es sehen, das Böse was in ihnen steckt
    dann wirst Du es wissen, was sie treibt,
    dann wirst Du es fühlen, was sie sind.

    Sie blenden und verschwenden
    sie geizen und reizen,
    sie denunzieren und artikulieren,
    sie gieren und hofieren
    – sie sind böse und spielen gut –
    das zu entdecken kostet Mut.

    Manche würden Dich am liebsten vernichten,
    und wie früher öffentlich richten,
    bei manchem liegt es im Blut,
     sei auf der Hut, prüfe sie ganz genau,
     bevor Du ihnen vertrau‘.

    Sie lieben es zu denunzieren
    und sich darin zu verlieren,
    sie lachen Dir ins Gesicht,
    aber in ihrem Kopf läuft bereits ihr Gericht.
    Sie suchen nach Schwächen
    um sich für ihr eigenes Leid zu rächen,
    sei auf der Hut, der Umgang mit ihnen tut wenig gut.

    Sie werden es immer wieder probieren,
     als wenn sie nichts hätten zu verlieren,
    sie werden Dich entwerten bis Du gehörst zu den Bekehrten
    und schwimmst mit in der Masse,… oft ohne Klasse,
    und nennst Dich fortan, Mainstream.
      

  4. Die Welt ist ein Poesiealbum. Entweder man trällert seine Liedchen mit den Vögelchen oder mit Gewalt. Meine guten Feinde wissen, dass einzige was es bei mir zu gewinnen gibt, ist die Freundschaft und dann hab ich gewonnen.

    Der Regenbogen
    Wenn die Regenwolken sind verflogen,
    Und die Sonne über Tränen lacht,
    O dann spannt der Herr den Friedensbogen,
    Der mein Herz so fest und freudig macht;
    Denn er stehet überm Erdenvolke
    Als Jehovas ewig treue Wacht,
    Und so oft wir sehn ihn in der Wolke,
    Hat der Herr an seinen Bund gedacht.

    Er gedenkt der Ärmsten seiner Armen,
    Deren Herzens Dichten nimmer recht,
    Und er flieht mit herzlichem Erbarmen,
    Was wir für ein elendes Gemächt.
    Er gedenket, dass wir sind verführet,
    Unter Feindeshand verkaufet auch,
    Und er spähet, ob er irgend spüret
    Eines Noahherzens Opferrauch.

    Sei gegrüßet mir, o Bundeszeichen,
    Das mit sagt: Ich bleibe, der ich bin!
    Und die Erdenhügel fallen hin,
    Doch der alte Gott, der ewig treue,
    Der durch Gnaden führet es hinaus,
    Und der nimmermehr in Zorn und Reue
    Mit dem Menschen machet es gar aus.

    Ich gedenke, wenn ich dich erblicke
    Zwischen Erd‘ und Himmel ausgespannt:
    Dieser Bogen war Jehovas Brücke,
    Durch Jahrhunderte das letzte Band,
    Darauf seine tausend Boten schritten,
    Mit der Hoffnung Trost zu uns gesandt,
    Bis auf diesem Weg in unsrer Mitten
    Die Erfüllung überherrlich stand.

    Wenn die Wetterwolken sind verflogen,
    Und die Sonne über Tränen lacht –
    Sei gegrüßet mir, o Regenbogen!
    Denn es leuchtet mir in deiner Pracht,
    Die in allen Farben glänzt und gleißet,
    Gottes vielgestaltet‘ Wesensbild,
    Der wohl heilig, stark und strenge heißet,
    Aber Liebe auch und Langmut mild.
    Johannes Dose

  5. „Warum nur ist das so schwer zu erkennen, dass nicht der Feind, sondern der Krieg böse ist?“

    Weil das ein Poesiealbumspruch ist, Jens. Weil die Welt ist wie sie ist und es unter Menschen eben-schon stammesgeschichtlich in unseren Genen und beschrieben in Kain und Abel-den Feind gibt, der sich nimmt was er will, wenn man nicht wiedersteht und sich eingesteht: Ja, das ist nicht mein Freund, auch nicht mein Kannmiregalsein, sondern mein Feind.
    Auch Tat und Schuld gehören zu unseren anthropologischen Konstanten, sonst würde keiner von uns das Gefühl kennen, sich zu schämen und zu bereuen. Wer das erlebt, erlebt sich als schuldig und bittet um Verzeihung, sagt nicht einfach „Tschuldigung, war nicht so gemeint.“ In der Regel ist dann Verzeihen auch möglich, während ein „Tschuldigung“ nicht ernst genommen wird, zu recht nicht. 

  6. @Dave

    Das sehe ich etwas anders. Verzeihen sollte man immer können, egal wie sich der andere verhält. Am besten geht das, wenn man etwas Verständnis aufbringen kann, also die „Warum-Frage“ stellt und beantwortet. Wenn ich mal von mir ausgehe, dann wäre ich ein übler Misanthrop, wenn ich das nicht könnte. Aber ich weiß ja, dass die Menschen lieber den vermeintlich leichten und einfachen Weg gehen, sich gerne alles vormachen lassen, um selbst nicht denken oder zweifeln zu müssen. Außerdem kann man so jemanden die Schuld geben. Obwohl ich nicht verstehe wieso so viele nur in Geld denken können, weiß ich trotzdem warum das so ist.

    Also ich finde es absolut unentschuldbar, wie wir unseren Lebensraum zerstören, aber verzeihen kann ich das trotzdem, ich will doch auch mal in Ruhe schlafen oder trotzdem etwas genießen können. Es heißt ja auch seinen (eigenen) Frieden finden bzw. machen.

    Und wo und von wem werden Feindbilder kultiviert?

    Ãœberall! Das ist der Stand der Soziologie, da meint man tatsächlich, dass Menschen zur Selbstdefinition Feindbilder brauchen. Das halte ich für völligen Wahnwitz, aber wir – zumindest in der westlichen Welt – werden nach dieser Logik sozialisiert. Natürlich sind die Opfer, also die erwählten Feindbilder, nicht glücklich darüber. Man kann ja mal die Iraner fragen, wie die sich bei der derzeitigen Polemik fühlen. Als Jude sollte man das doch gut verstehen können.

    So schafft man Menschen, die immer äußere Reize benötigen und die man gut darüber steuern kann. Dabei liegt doch die eigentliche Persönlichkeit im Inneren verborgen und definiert sich über das Empfinden, die Erkenntnisse und die Talente. Wenn man sich nun über die Abgrenzung zu anderen definiert, was ist man dann noch, falls die anderen mal nicht mehr da sind? Und was hat das für einen persönlichen Wert? Man sagt immer nur „so bin ich nicht“ und ist und bleibt dabei „nicht“, so konzentriert man seine Aufmerksamkeit auf die negativen Seiten der anderen und stärkt sie damit. Aufmerksamkeit ist Energie!
    @Jane

    Ich fand deinen Ausflug in den Buddhismus und zum Zorn ziemlich passend, denn wenn man nicht verzeiht, dann bleibt der Zorn. Es ist eigentlich nur logisch, dass man auf Wut oder Zorn nicht ebenso mit Wut oder Zorn reagieren sollte, das ist wie Feuer mit Flammen bekämpfen zu wollen, es funktioniert nicht. Deshalb ist Rache auch etwas furchtbares und fruchtloses.

    • Deshalb ist Rache auch etwas furchtbares und fruchtloses.
       
      Das dürfte ein Allgemeinplatz sein, bzw. keiner weiteren Diskussion bedürfen, dass Rache furchtbar und fruchtlos ist.
       
      Nur, wo konkret sehen Sie, @Jens, denn einen Rächer bzw. jemanden, der Rache übt?
      Könnte es nicht sein, dass Sie selbst so ein Feindbild vom Rächer tief verinnerlicht haben und es pflegen, ohne sich dessen recht bewusst zu sein? Yael machte Sie doch oben auf Entsprechendes aufmerksam.
      Wäre es nicht besser, um des eigenen inneren Friedens willen, den Sie doch ganz offensichtlich erstreben, wie Sie schreiben, von diesem Feindbild allmählich Abstand zu nehmen?
       
      Aufmerksamkeit ist Energie, schreiben Sie, vollkommen zutreffend. Ich wollte Sie nur mal darauf aufmerksam machen, was mir so an Ihnen auffiel.
       
       

    • Yael erhob mich in die Weltklasse der Antisemiten und ich weiß nicht genau ob mich darüber freuen soll, aber als Deutscher ist man ja gerne Weltklasse. Ehrlich gesagt belustigt mich das einiger Maßen, weil ich durchaus versuche der buddhistischen Denkweise zu folgen und da ist Hass unerwünscht. Ich bin ziemlich unfähig zu hassen, das hab ich mir weggekifft.

      Rächer sehe ich ziemlich oft! Sämtliche Vergeltungsmaßnahmen aller Staaten ist Rache! Es verstößt gegen so ziemlich jede Rechtsauffassung die sich in den letzten 1500 Jahren etabliert hat. Ich verweise mal auf die Lex Salica aus der Zeit König Chlodwigs frühes 600. Jhd. Da wurde die Blutrache bereits verboten. Was für Privatleute verboten ist, wird von Staaten und Regierungen ganz offiziell praktiziert.  

      Wenn die USA Afghanistan und Irak angreifen, wegen 9/11, dann ist das Rache! Wenn Israel Gaza bombardiert, wegen Raketenbeschuss, ist das Rache und wenn dann wieder Raketen fliegen ist das auch Rache! Blutrache ist der Federstahl der Gewaltspirale. Also dieses „Feindbild“ ist mir schon bewusst, nur ist Rache an sich keine Person, sondern ein Verhalten. Im Gegensatz zu einem Rächer oder Antisemiten-Jäger, bin ich der Meinung, dass sich Verhalten durch Erkenntnis ändern kann.

      Wenn man meine Ausführungen zum Verzeihen konsequent zu Ende denkt, kommt man darauf, dass man so eigentlich nicht in Tat und Schuld denken kann, sondern in Ursache und Wirkung.

      Ich gehöre nicht zu denen die Menschen in Gruppen und Schubladen einteilen und ich wehre mich immer noch erfolgreich dagegen mich in Gruppen ein- und schon gar nicht unterzuordnen. In der Öffentlichkeit sollte es keine Gruppierungen geben. Keine Religionen, keine Parteien, keine Lobbyverbände, keine Staaten, sondern gemeinsame Ziele und Wege. Diese Grenzen zu überwinden ist die große Aufgabe der neuen Zeit. Da hat unsere Weltelite nicht mal einen Ansatz dafür entwickelt. Obwohl es spätestens seit dem 2. WK klar sein sollte.

      Die ganze kapitalistische Ideologie zielt darauf ab die niederen Triebe und Instinkte zu fördern, diese auszunutzen und uns dann dafür als niedere Wesen zu betrachten, die es nicht besser verdient haben. Typisch satanisches Zirkeldenken, Teufelskreise eben, solches Denken kreist und kreist…um nichts. Falls es mal platzt verursacht das eine tiefe Depression, das ist das Ziel meiner persönlichen Rache (wenn man das so nennen will). ACHTUNG! Psychopharmaka machen sehr schnell abhängig und bringen meistens nicht viel.
      Um das nochmal klar zu stellen, die negativen Eigenschaften denen der herkömmliche Antisemit den Juden als naturgegeben zu schreibt, kann man in allen Gesellschaften und Bevölkerungsgruppen finden, besonders auch unter Antisemiten. Deswegen gibt es ja auch „Jude“ als Schimpfwort für Nicht-Juden. Natürlich bin ich gegen Lug und Trug, gegen Rache, gegen verschleierte Ziele und allgemein gegen unlautere Methoden, wenn das Antisemitismus ist, dann bin ich stolzer Antisemit von ganzem Herzen!

      Warum nur ist das so schwer zu erkennen, dass nicht der Feind, sondern der Krieg böse ist?

  7. @Jane zu…Allerdings besteht keine Notwendigkeit Menschen die selbst konkret nichts getan haben etwas zu verzeihen

    Wen meinen Sie genau damit?  

    Und wo und von wem werden Feindbilder kultiviert?   

  8. @berlino zu….Da würde ich vorsichtig sein, was Menschen in Schule und Job erleben ist eine Reflexion unserer Gesellschaft….. – volle Zustimmung, besser hätte ich es nicht formulieren können. Genau deswegen bin ich hier aus eigenen Erfahrungen in diesem Forum gelandet und behaupte, dass hier immer noch Fragmente einer gefährlichen soziokulturellen Dynamik herrschen die unterschätzt werden, trotz der Historie die zu grosser Vorsicht mahnen sollte – Sie finden zum Teil verquere Weltbilder und Wahrnehmungen die beängstigend sind, für mich nicht auszudenken solche Leute z.B. als Feudalherren mit noch mehr Macht ausgestattet erleben zu müssen – der Status Quo ist schon schlimm genug. Firmen verhalten sich dann auch nur wie die soziokulturelle Psychodynamik generell – herrscht z.B. eine gedankliche Entwertungs- respektive Diskriminierungskultur, dann herrscht die auch in den Firmen oder überall dort wo Machtpositionen existieren – das gilt auch für internationale Konzerne, deren Tochtergesellschaften sich natürlich den Sitten und Gebräuchen des Standortes anpassen. 

  9. Dave – das sind aber ein bischen viele verschiedene Themen durcheinander.
     
    Vom verzeihen habe ich glaube ich auch nichts gesagt, habe mich nur an das Thema ‚Geisteshaltung kultivieren‘ angedockt.
     
    Hinsichtlich ‚verzeihen‘ sehe ich mich berufen irgendwas zu raten. Das kann ich nur da, wo es mich persönlich betrifft (oder auch nicht). Allerdings besteht keine Notwendigkeit Menschen die selbst konkret nichts getan haben etwas zu verzeihen. Da stellt sich eher die Frage inwieweit es einfach kontraproduktiv ist, Feindbilder zu kultivieren, so wie z.Bsp. früher die deutsch/französische Erbfeindschaft.
     
    Das hat sich aufgelöst – ohne den guten Willen beider Seiten wäre das nicht möglich gewesen.

  10. ich frage mich auch, was für ein Quatsch alles in die Zeitung kommt. Ein Brief oder Mail, von einem 75jährigen geschrieben. Ich halte es für skandalös, daß damit Zeilen gefüllt werden und dafür  ca. 100.000 wichtigere Meldungen unter den Tisch fallen.

    Die Welt ist verrückt.

  11. @Jane und @Jens
    Mit dem Verzeihen ist das so eine Sache.
    Für mich setzt das voraus, dass für mich erkennbar ist, dass Menschen, die mir etwas angetan haben, erkennen lassen, dass sie sich geändert haben
     oder das was sie getan haben wenigstens zu verstehen imstande sind.
    Reue erwarte ich nicht einmal, das ändert an den Fakten, die man dann u.U. sein Leben lang mit sich rumzutragen hat, auch nichts mehr.
    Was das aufbauschen anbelangt, das muss im Einzelfall diskutiert werden, aber die Fakten hier sprechen eigentlich eine klare Sprache so z.B.
    wer der Weltmeister im Mobbing ist..
    http://www.focus.de/schule/schule/psychologie/psychoterror/tid-14378/deutschland-der-feind-in-meiner-schule_aid_397574.html 

    Ich meine daher, dass international noch viel mehr aufgebauscht und gewisse deutsche Firmen und Institutionen mit viel grösserer Härte angegangen werden sollten
    als es derzeit der Fall ist.

    • Da würde ich vorsichtig sein, was Menschen in Schule und Job erleben ist eine Reflexion unserer Gesellschaft.  Deutschland verwandelt sich in Klassengesellschaft wie sie in vielen Ländern schon lange bestand hat. Für Deutsche ist diese teilweise enorme Ungleichheit sehr neu, genauso die Rechte von Menschen in Gehalt/Lohnabhängig werden immer weiter beschnitten. Es gibt bald sowas wieder wie eine Feudalgesellschaft, ews gibt wieder Kasten, heute trennt sie das Vermögen, Kapital.

      Das deutsche Firmen anders agieren wie andere weltweit operierende Konzerne ist ein Gerücht. Sie sind genauso schlecht wie alle interantional erfolgreichen Konzerne.

      Es funktioniert nicht wenn man sich nur auf Teile der Gesellschaft bezieht, nur wenn man die Gesellschaft insgesamt verändert, verändern sich auch die einzelne Bereiche der Gesellschaft. Wobei man realistischerweise von noch größerer Spaltung und Ungleichheit ausgehen muss. 

           

  12. Es geht doch um das eigene Verzeihen, nicht um das der anderen, es ist doch ein persönliches Problem. Wenn man es nicht schafft zu vergeben, dann bleibt man auf ewig dran hängen


    Es ist keine Frage, dass das Schreiben des alten Herrn absolut unsäglich ist – es ist eine andere, die Entschuldigung der Firmeninhaber anzunehmen  und der große Bohei bis über den Ozean wirft ein Licht auf manche Kreise, auf das massive Bedürfnis Feindbilder zu kultivieren, zu konservieren und zu legitimieren, denn das ist wahrlich überdimensioniert.
     
    Mal zur Abwechslung der buddhistische Ansatz:

     
    Zorn ist ja der stärkste Räuber guter Eindrücke in unserem Speicherbewußtsein. Im Zorn geschieht die heftigste Abgrenzung zwischen Erleber und Erlebnis, so daß die Gefühle von Einheit, Liebe und Furchtlosigkeit immer seltener auftauchen, und es entsteht immer mehr Angst vor der Welt, von der man sich so abgegrenzt hat.


    Auch Gleichgültigkeit ist kein Mittel für geistigen Frieden, denn wenn man nicht hinschaut, kann man nichts lernen, wird die festen Vorstellungen nicht los und macht viele Fehler…..


    Mit dem Zorn ist das ein richtiger Teufelskreis. Die Feindbilder entstehen aus alten negativen Eindrücken im Geist und wenn man auf Grund der Feindbilder handelt, entstehen neue negative Eindrücke, die wieder neue Feindbilder verursachen. Um da raus zu kommen gibt es zwei Ansätze:

     

    Einmal versucht man die negativen Eindrücke aus dem Speicherbewußtsein herauszureinigen, zum Beispiel durch Meditation wie die auf den Buddha „Diamantgeist“.

    Oder man freundet sich mit der äußeren Welt wieder an, durch das Entwickeln von Liebe und Mitgefühl und dem Verständnis, daß die äußere Welt nur scheinbar existiert. Liebe ist ja das beste Mittel die dualistische Wahrnehmung aufzulösen, das haben wir hoffentlich schon alle erlebt, als wir richtig verliebt waren. Wir müssen unseren Geist nur noch dahin trainieren, das sich diese Liebe auf alles und jedes ausdehnt. Ein sicher zeitaufwendiger Job, aber es lohnt sich, denn schon auf dem Weg zeigt sich die hinter dem Zorn verborgene Weisheit. Es ist die Fähigkeit alles klar zu sehen, wie in einem Spiegel.

     
    Stolz ist die Fähigkeit, Qualitäten besonders hervorzuheben — leider bisher nur die eigenen


    Der Stolz ist vielleicht das hartnäckigste Störgefühl, weil man zu stolz ist zuzugeben welchen zu haben. Er eignet sich aber auch als Ersatz für andere Störgefühle, wenn wir zum Beispiel unseren Zorn dadurch etwas herunterkühlen, das wir Abstand schaffen….


    http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__25.position__3.de.html
     
     

  13. Der echte Antisemitismus kommt doch heute ganz anders daher, als Antizionismus und Propaligerede


    Es ist schon sehr grotesk, dass man heute die Menschenrechte aufs gröbste missachten muss, der kollektiven Dehumanisierung eines ganzen Volkes zustimmen soll, um nicht als antisemitisch zu gelten. Ob das eine redliche Art ist, das Andenken an 6 Millionen ermordete Juden hochzuhalten, wage ich schwer zu bezweifeln.

    • Ich nehme Personen wie Ihnen einfach nicht die Emphatie für die arabischen Muslime in Gaza und westbank ab.

      Es ist auch absurd, während 99,9% aller Muslime tatsächlich in Unfreiheit leben, jeder Menschenwürde beraubt sind, in religiösen Diktaturen leben, meist mit dem vollen Programm,  Schariarechtssprechung, Folterzentren und Todesschwadronen, fabulieren sie was von bösen Täterstaat Israel zusammen. Und dass dann auch noch unglaublich verreinfachend.
      Für mich sind Sie eine klassische Antisemiten, genau die Sorte die sich sonst null für Muslime und Araber interessiert, aber bei Thema Israel und Palästinenser auf einmal ihren Humanismus entdeckt und Richter spielen will. Wobei klar ist wer Täter ist. lol
      Halt das typische ProPaligerede, es sind linke und auch rechte Antisemiten davon betroffen. 

  14. Mir kommt das alles heillos überzogen und aufgebauscht vor.
    Der besagte Antisemit ist > 75 Jahre alt, dass ist grasssche Generation, die ist rassistisch und antisemtisch erzogen, man bekommt das nicht mehr aus denen raus, wenn die dann was von „Negern“ oder Juden schwadronieren entgleisen einen manchmal die Gesichtszüge. Gerade wenn sie dann älter werden kommt vieles aus der Jugend zurück, – Alt = Weise hat wohl noch nie gestimmt.
    Die Ladeninhaberin sollte die Entschuldigung annehmen und gut.
    Der echte Antisemitismus kommt doch heute ganz anders daher, als Antizionismus und Propaligerede.
    Wenn der Großhandel aus Nürnberg geliefert haben will, sollte er dass verifizieren können.

    Vlt. hat die Post oder der Versandlogistiker die Sendung verschlampt. Jetzt sind beide Seiten angefressen eben und knallen sich sonst was um die Ohren.
    Manchmal muss man auch an das Gute im Menschen glauben. 
      

  15. …alle Menschen werden aus persönlichen Motiven angetrieben in dem was sie Lassen oder eben Tun. Welche persönlichen Schicksale und Motive für kritisches Engagement ausschlaggebend sind ist immer interessant, aber das sind persönliche Dinge und die sollten persönlich bleiben…


    Da muss ich mich wohl bei Herrn Schlickewitz hiermit entschuldigen, denn damit haben Sie natürlich recht. Wie auch immer, darüber hinaus ist es dennoch angebracht Herrn Schlickewitz auf die verbissene Einseitigkeit seiner Beiträge hinzuweisen – der Rest – geschenkt.

  16. Ja ähm nee, also so meinte ich das doch nicht. Es geht doch um das eigene Verzeihen, nicht um das der anderen, es ist doch ein persönliches Problem. Wenn man es nicht schafft zu vergeben, dann bleibt man auf ewig dran hängen. Das ist ein menschliches Problem und kein religiöses.

    Und was Jesus angeht, so war die Kreuzigung das beste was ihm passieren konnte. Er hat doch sein Ziel erreicht, nahezu jeder hat von ihm gehört und so gut wie keiner käme auf die Idee ihm persönlich etwas Böses unterstellen zu wollen. Außerdem können so die Christen glauben er hätte alle Sünden gesühnt, wenn man nur daran glaubt.

    Ich kann allgemein mit den monotheistischen Religionen nicht viel anfangen, erleuchtende Erkenntnis hab ich da bisher kaum gefunden. Sie wurden als Machtmittel missbraucht oder gar dafür konstruiert und so wundert mich auch der ewige Streit nicht. Meine wesentlichste Erkenntnis dazu ist die, dass es letztlich ein Ergebnis von Egomanie ist. Da liegt auch der Teufelskreis, denn es ist das Ego selbst, was die Erkenntnis darüber verhindert.

  17. @Jane Liebe Jane, alle Menschen werden aus persönlichen Motiven angetrieben in dem was sie Lassen oder eben Tun. Welche persönlichen Schicksale und Motive für kritisches Engagement ausschlaggebend sind ist immer interessant, aber das sind persönliche Dinge und die sollten persönlich bleiben oder dementsprechend diskutiert werden. Eines ist jedoch Fakt, dort wo Unrecht geschieht und als solches wahrgenommen wird, entstehen persönliche Motive, dieses Unrecht zu verarbeiten  – und letztlich zählt das was dabei herauskommt. Wenn sich Diskutanten hier auf bestimmte Dinge fokussieren, dann hat dies mit Sicherheit eine persönliche Komponente, aber wenn diese Dinge eben auch wahr sind, dann auch eine Gesellschaftliche und damit sind sie etwas wert und bringen alle weiter. Daher bitte ich um etwas mehr Respekt vor Leuten wie Herrn Schlickewitz, der eben Dinge aufzeigt an die sich die Mehrheit nicht dran traut oder nicht sehen will – und dies eben auch wieder aus persönlichen Motiven..

  18. Wissen Sie Herr Schlickewitz – es ist nicht so, dass ich faktisches, welches Sie so ans Tageslicht befördern anzweifeln würde. Es ist auch nicht so, dass ich dies an und für sich irgendwie ärgerlich fände. Allein die verbissene Einseitigkeit, die Sie zur Schau tragen, diese einseitige Fixiertheit, lässt auf eine allzu verletzte Seele schließen.
     
    Vermutlich haben Sie einen sadistischen, bayrisch-katholischen Vater oder irgend ein anderes ähnlich geartetes Problem und seither laufen Sie mit dieser fest gezurrten Filterbrille durch die Gegend, die nur durchlässt, was da rein passt, unfähig die Dinge mal etwas lockerer mit Abstand zu betrachten um festzustellen, die Welt ist nicht nur schwarz und weiß.

  19. Bleibt nur die Hoffnung auf erleuchtende Erkenntnis – J.v.N. war weder röm.kath. noch prot.evang. oder irgendwelchen christlichen Glaubens - vielmehr einfach J U D E und lehrte die Schriften des Tanach. In Allen Ãœberlieferungen des sog. „Neuen Testamentes“ zahlreich geschildert.

    Keinem Judäer, Galiläher …NichtRömer wurden Todes- u. Mordurteile zu entscheiden erlaubt! Es galt ausschliesslich Lex Julia Majestatis – das Römische Recht – welches nachweislich KEINE beeinflussenden Ausnahmeregelungen einzelner römisch prokurierter Provinzen – hier konkret Judäa – enthielt!

    Ha Mashiach Рmit dem Tod zu bestrafende Provokation des R̦mischen Kaiser

  20. Kann Mensch G’tt morden??? ??? ?
     
    befremdlich
     
    Wäre ein Tod von Natur in hohem Alter – satt an Tagen und Jahren – mit Begräbnisstätte für KIRCHEN versöhnlicher – heilsgeschichtlich theologisierbar?
     
    und daaa is er WIEDER – Mensch – wie fehlbar …

  21. Nur weiter so von der Mär der bösen verstockten und rachsüchtigen Juden, Jens. Darin, Juden jahrhundert alte antisemitische Stereotypen zuzuschieben, sind Sie Weltklasse. Aber ich kann sie beruhigen: Sie sind waren nie allein damit.

    • Bringt mich auf das, was ich gerade in enem anderen Kommentar schrieb, nänlich dass du, Yael, natürlich von antijudaistischen Stereotypien sprichst und frage aber Jens, so er das nicht sarkastisch meinte, wann denn die alles Verzeihenden den behaupteten und in Wirklichkeit Rom anzulastenden sog. G’ttesmord, ohne den die Erfüllung des Wortes nach ihrer Lesart nicht geklappt hätte und für den sie daher eigentlich unendlich dankbar zu sein hätten, verziehen haben. Die letzten zwei Jahrtausende jedenfalls nicht.Gut Ding will Weile haben? Aber nicht so lange.

  22. Warum sich überhaupt bemühen, wenn eh keine Entschuldigungen akzeptiert werden.

    Da hat sich grade Israels Opposition mit der kriegstreibenden Regierung zu einer Koalition der Willigen formiert und hier wird über die Äußerungen eines alten, dementen Mannes und seine antisemitische Sozialisierung diskutiert.

    Ist doch egal was wirklich ist, es zählt nur das was man dazu redet oder schreibt, nicht wahr?

    Christen sind da das genaue Gegenteil von Juden, die haben erkannt wie wichtig es für das eigene Seelenheil ist, zu verzeihen. Das hat man im Judentum einfach nicht verstanden und läuft mit dem Blick in die Vergangenheit rückwärts in die Zukunft. Verzeihen ist wichtig für SICH SELBST, man tut es nur für sich, nicht für die anderen. Und deswegen muss man damit bei sich selbst anfangen. Ich stelle mir grade vor, wie ich nach meinem Ableben vor dem Gericht stehe und sage „Aber der….!“

    So langsam interessiert mich die Art der Sozialisierung im Kibbuz…

  23. An Herrn Schlickewitz: sie vertreten ja ganz gerne die These: „die Bayern sind anders.“ Oder konkreter: Das katholische Bayern. 
    Obwohl ich mich nicht zum Verteidiger Bayerns tauge, da weder katholisch noch dort ansässig, sondern im äußersten Norden Deutschlands lebend, mag ich diese These nicht. Sie riecht nach derselben Ebene wie die These „Juden sind anders  (als was?), na anders als die Normalen, schielen nur auf Geld und Macht.“ „Polen sind anders. (Klauen alle)“ „Russen sind anders (alle immer besoffen)“ Nun sind also die Bayern anders, besonders katholisch und besonders antisemitisch. Nun sind Bayern ja aber wohl auch Menschen, und von daher trotz gewisser kultureller Eigenarten, die alle mit sich bringen, doch auch begabt mit Gewissen, Gefühl, Mitleidsfähigkeit, Fähigkeit zur Freude und zu Tränen. Also doch wohl nicht grundsätzlich anders als ein Pole, Hamburger, Brite, Schwede oder Jerusalemer.
    Auch glaube ich, dass auf Grund der Mobilität, der Migration, der beruflich bedingten Durchmischung von Menschen verschiedener Regionen, Kulturen und Lebenswelten Bayern nicht mehr das Bayern Ihrer Kindheit ist und Hamburg nicht mehr das Hamburg meiner Kindheit ist. Weniger katholisch, weniger protestantisch, weniger blond, weniger lederhosig, München, ja, da war ich letztes Mal beruflich 2009, München ist eben Haxe und Döner, Brauhauskeller und Restaurant Akropolis, S-Bahn vom Flugplatz: kein Unterschied in der Zusammensetzung der Passagiere zur S-Bahn in HH. Kein Kruzifix im Zug. Kein Heiligenbild. Nur: wer Schwarz fährt, dem drohen xxxx. Auch Wahlen belegen das: 60% CSU, war einmal. Hamburg 60% SPD, war einmal. Nur Isar und elbe unterscheiden sich doch ein wenig.
    Im Ernst, Herr Schlickewitz, ich will gerne glauben, das kulturelle Prägungen früher sehr relevant und zählebig waren, aber ich bin dennoch davon überzeugt, das das alles nicht auf ewig festgeschrieben ist und das es sich zweitens in unserer Zeit rascher verändert als in den früheren Zeiten.
     

    • An C.Fried:
      Keine These vertrete ich, vielmehr belege ich anhand von historischen Tatsachen, die Sie gerne überprüfen können, dass wir Bayern eine Menge einzigartiger, menschenfeindlicher Ereignisse und Zustände auf unserem Territorium vereinen. In erster Linie betrifft dies eine an Intoleranz nicht zu überbietende Minderheitengeschichte.
      Sie werden in der Minderheitengeschichte anderer deutscher Regionen in der Summe keine Entsprechungen finden. Sowohl in der Juden- als auch in der Sintigeschichte steht unser Bayern einzigartig da, eben – ‚anders‘.
       
      Bayern ist nun mal überdurchschnittlich katholisch. In der BRD beträgt der Katholikenanteil etwa 29,5 %, in Bayern etwa 55%, in Ostbayern teilweise 80-90%. Dass der bayerische Katholizismus das Denken, Empfinden und Handeln der Menschen erheblich beeinflusst(e), in Sachen Toleranz höchst negativ beeinflusst, wird niemand der bei Verstand ist, bezweifeln.
      Noch in den 1960ern erlebte ich in Ober- und in Niederbayern katholische Ausgrenzung von evangelischen Christen und den katholischen Juden- und Israelhass kann man heute noch bei Stammtischen, Familienfeiern, in Pfarrgemeinden etc. ganz offen und ungehemmt erleben – keineswegs nur in Bauern- und Bauarbeiterkreisen. („Wo da Jud‘ is, gibt’s a Gaudi!“)
       
       
      Gewiss sind wir Bayern auch Menschen und einige von uns durchaus zu den von Ihnen aufgezählten menschlichen Regungen in der Lage. Jedoch belegen die Statistiken angesehener Institute (FES), dass unser Bayern bei der Bekämpfung von Intoleranz und Fremdenhass noch einen sehr weiten, steinigen Weg vor sich hat.
       
       
      Was nützt es, dass die CSU von ihren 60 % runter ist? Sie regiert munter weiter.
      Die Wurzel vielen Ãœbels wird erst beseitigt sein, wenn diese Partei in der Opposition sitzt. Der CSU verdanken wir Bayern, dass uns anstatt Schul- und Geschichtsbüchern Märchenbücher vorgesetzt wurden. Märchenbücher, die uns vorlogen, wir seien das toleranteste aller Völker („liberalitas Bavariae“).
       
      Anstatt kollektiv und unter Anleitung von Spezialisten die furchtbare eigene Vergangenheit (1000 Jahre Judenhass) zu verarbeiten, hat man verdrängt, gelogen, beschönigt und geklittert. Wer sich die bayerischen Geschichtsbücher aus der CSU-Ära vornimmt und sie auf ihren echten Aufklärungsgehalt hin überprüft, wird bald feststellen, dass eine Ähnlichkeit zu entsprechender sowjetischer Literatur nicht zu leugnen ist.
      Eines jener bayerischen Geschichtsbücher aus der CSU-Ära habe ich untersucht und beschrieben:
      http://test.hagalil.com/2009/03/08/bayern-ns/
       
      Erst eine Post-CSU-Ära wird in der Lage sein eine Änderung herbeizuführen.
      Dann wird Bayern vielleicht einmal nicht ‚anders‘ sein.
       

  24. Wollte noch zu meinem eigenen vorletzten Beitrag ergänzen


    Es waren namentlich Teile der Münchner Bourgoisie, die Hitler schon in den 20ern ganz beträchtliche Finanzmittel zukommen ließen, und so seinen Aufstieg erst möglich machten, die Bestrebungen dahinter waren ganz klar antidemokratisch und anti-kommunistisch…..und anti-jüdisch.
     
    (wobei in jener Zeit die Begriffe anti-kommunistisch und anti-jüdisch für konservative Privilegienbewahrer nicht selten fast deckungsgleich waren).
     

    • Hallo Gelbfüßlerin :-), es ist meist nicht uninteressant, deine Beiträge zu lesen, was du erleichterst, so sie knapp gehalten sind. Es wäre zu ergänzen: Antibolschewismus und Antianarchismus wurden (und sind) ebenfalls als notwendiges Bollwerk gegen die G’ttlosen und Egalisierer erachtet in gewissen gutbürgerlichen Kreisen und dem Klerus, wobei weit eher der Antibolschewismus als der Antikommunismus einherging/einhergeht mit Antisemitismus*), was seinen Widerhall noch vor weniger als einem Jahrzehnt in der Hohmann-Rede fand.
      *) soweit ich weiß, bezeichnet Antijudaismus den Judenhass aus ausschließlich christlich-religiösen Gründen  (G’ttesmörder), während Antisemitismus das zwar auch, aber plus betont anderem, „Weltlichem“ mit einbezieht, Politik etwa, Rassenwahn, Wirtschaft usw. 

  25. Schlicke – ich komme auch aus einem sehr katholischen Bundesland und diese Region war die erste, die den Juden volle Gleichberechtigung gewährte (Baden 1862)
     
    Auch im mehrheitlich protestantischen Preußen, war es namentlich die katholische Fraktion, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts für Minderheiten und die volle Gleichberechtigung der Juden einsetzte.

  26. Bayern und München waren ab 1917 die Lieblingsaufenthaltsstätten (außerhalb Italiens) von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., der wegen seiner Haltung gegenüber den Juden angesichts der Verfolgung durch Nazideutschland zum umstrittensten Kirchenoberhaupt der zweitausendjährigen Papstgeschichte wurde.


    Na ja, es gibt mittlerweile genug Kenntnis über Papst Pius XII, um das harsche Urteil über ihn zu hinterfragen – tatsächlich rettete Papst Pius XII einer wirklich beträchtlichen Anzahl von Juden mit seinem Einsatz, mit Verstecken in Klöstern und Kirchen, und mit der massenhaften Ausstattung falscher Papiere (ca. 200 000), die vielen Juden die Ausreise aus NaziDeutschland ermöglichten, das Leben. Es waren auch namentlich Katholiken, auch bayrische Katholiken, die ihr Leben riskierten und Juden versteckten- bayrisch und katholisch sein, schließt also Antisemitismus nicht zwingend mit ein.  Auch, dass er sich nie öffentlich gegen die Nazis geäußert hätte stimmt so nicht, allerdings hat er diplomatisch laviert und dafür gab es nicht von der Hand zu weisende, nachvollziehbare  ebenfalls sehr ernste Gründe, über die den Stab zu brechen, nur aus heutiger Sicht allzu leicht fällt.
     
    Dass freilich in Bayern die Uhren anders ticken als im Rest der Republik, das kann man nicht so ganz von der Hand weisen. Ich glaube in Bayern ist einfach alles etwas extremer – im Guten, wie im Schlechten. Bayern war tatsächlich die letzte Enklave, welchen Juden gleiche Bürgerrechte vorenthielt und die erste, in der der ‚Rückwärtsgang‘ eingelegt wurde. Es waren namentlich Teile der Münchner Bourgoisie, die Hitler schon in den 20ern ganz beträchtliche Finanzmittel zukommen ließen, und so seinen Aufstieg erst möglich machten, die Bestrebungen dahinter waren ganz klar antidemokratisch und anti-kommunistisch. Ohne diese ‚Ermächtigung‘ wäre Hitler der Welt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, erspart geblieben.


    Ich denke aus der Affairre kann man sehen, dass es natürlich eine anti-jüdische Sozialisation der Generation der heute ca. 80-jähirgen gab, und dass Frau Doron wahrscheinlich auch absolut keine Lust mehr auf das Geschäft hat, auch wenn formal abgeschlossen, muss wohl nach diesem Affront die Firma aus Kulanzgründen zugestehen und das ist gut so.


    All die Verallgemeinerungen und das Medienecho bis über den großen Teich,finde ich dann halt aber auch fragwürdig – und während die einen meinen wieder mal einen Beleg dafür gefunden zu haben, wie durch und durch antisemitisch die deutsche oder bayrische Bevölkerung halt immer noch sei, können die anderen daraus schließen, wie durch und durch erpicht doch manch jüdische Kreise darauf sind, alles was sie in dieser Hinsicht verwerten können, möglichst groß aufzubauschen und akribisch auszuwerten.
     
    Denke sich dabei jeder, was er wolle.

  27. @Robert – hier ein kleines Beispiel jetzt nicht aus Bayern aber auch aus dem Breitengrad wo der Süden besonders sonnig ist. Empfehle z.B. die aktuelle Geschichte eines Ehrenbürgers (seit kurzem nicht mehr, nachdem er tot ist und ein schönes – gut weiss ich nicht, aber sicherlich gesellschaftlich voll integriertes Leben in Wohlstand und Ehre genossen hat) und der Frage – wie konnte er ein solcher werden…Gab es damals keine Kollegen die was mitbekamen, oder arbeitete er sozusagen ganz allein weitab von jeder Realität pardon Sozialisation – wie heisst das im „stillen Kämmerlein“. Wo waren und sind all die Kollegen, Freunde, Bekannten von damals – hats die alle auf einen Schlag geputzt oder ereignete sich eine Kollektivamnesie. Und wieso wurde er so lange integriert, geachtet, bewundert, wieso kommt, wenn überhaupt erst so etwas so spät ans Tageslicht?… all das sind Fragen, die man sich stellen und vielleicht mit ein bisschen tiefer gehen gar beantworten könnte, wenn man die sich denn stellen würde….Aber frei nach Michael Ende, dies ist eine andere Geschichte und diese soll ein anderes Mal erzählt werden oder dass ist jetzt nicht Ende – am besten gar nicht oder?

    Und selbst nach diesen Fakten, gab es doch einige „Freunde“ die gegen die Aberkennung waren….     

    http://www.see-online.info/36823/konstanzer-gemeinderat-hat-helmle-ehrenburgerwurde-formlich-aberkannt/ 

     

  28. Auch Demenzerscheinungen bauen auf rationalen Wurzeln und auf der eigenen (judenfeindlichen) Sozialisierung auf. Ausreden sollten wir uns daher sparen. Lieber aus unserer ganz spezifisch bayerischen Vergangenheit und Gegenwart lernen.
    *
    Den sozialen, politischen und religiösen Hintergrund, der einen Herrn Adler und eine Menge weiterer solcher Individuen hervorgebracht hat, gilt es allgemein bekannt(er) zu machen. Nur durch rücksichtslose Aufklärung erreichen wir eine allmähliche Besserung unserer Gesellschaft.
    Beachtung verdient bei unten stehender Liste nicht allein die Vergangenheit (die wir in der Tat nicht mehr ändern können), sondern die von nur wenig Fortschritt zeugende Gegenwart.
     
    *
     
    Bayern weist, wie anerkannte Historiker und Nachschlagewerke bereits vor dem NS immer wieder feststellten, die blutigste und intoleranteste Judengeschichte aller deutschen Regionen auf. Dies bezieht sich auf einen Zeitraum von über eintausend Jahren.
    Bayern war ab dem 16. Jh. die Heimat der Gegenreformation, jener Bewegung aus der katholischen Kirche und der weltlichen Macht heraus, die Deutschland auf Jahrhunderte Zwist, Hader, Mord und Totschlag sowie später einen schmerzlichen Sonderweg in Europa angedeihen ließ.
    In Bayern wurden noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs., in erster Linie von katholischen Inquisitoren, Frauen als Hexen verurteilt und hingerichtet; es waren mit die letzten Fälle in Europa.
    Obwohl Bayerns Monarchen lange Zeit erheblich von den Fähigkeiten ihrer jüdischen Bankiers und Hoffaktoren profitierten, hat kein Angehöriger der Dynastie der Wittelsbacher die Juden seines Landes in deren Bestreben nach Gleichberechtigung je unterstützt.
    Bayerns extrem ausgeprägter Partikularismus (=ein Gesellschaftszustand, in dem innerhalb eines Ganzen stets der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird – oder mit anderen Worten: lieber Bayern als Deutschland) verhinderte die Einigung Deutschlands auf Jahrzehnte. Als einer der letzten Kulturstaaten Europas wurde Deutschland somit erst 1870/1871 ein Nationalstaat, mit Folgen für seine weitere Entwicklung.
    Der jüdische Schriftsteller und Bestsellerautor Jakob Wassermann über seine Jugenderlebnisse in Bayern: “Zum erstenmal begegnete ich jenem in den Volkskörper gedrungenen dumpfen, starren, fast sprachlosen Haß, von dem der Name Antisemitismus fast nichts aussagt, weil er  weder die Art, noch die Quelle, noch die Tiefe, noch das Ziel zu erkennen gibt. Dieser Haß hat Züge des Aberglaubens ebenso wie der freiwilligen Verblendung, der Dämonenfurcht wie der pfäffischen Verstocktheit, der Ranküne des benachteiligten, Betrogenen ebenso wie der berechtigten Abwehr, affenhafter Bosheit wie des religiösen Fanatismus. Gier und Neugier sind in ihm, Blutdurst, Angst verführt, verlockt zu werden, Lust an Geheimnis und Niedrigkeit der Selbsteinschätzung. Er ist in solcher Verquickung und Hintergründigkeit ein besonderes deutsches Phänomen. Es ist ein deutscher Haß.“
    Keine andere deutsche Region weist eine derart intolerante Sinti-und-Roma-Geschichte auf wie Bayern. So war München der Gründungs- und Wirkungsort der “Zigeunerzentrale”, jener Behörde, die ab 1899 unmenschliche Verfolgung von Angehörigen der Minderheit betrieb und deren Vorarbeiten der systematischen Vernichtung von einer halben Million “Zigeunern” durch die Nazis schon sehr früh den Weg ebnete.
    Vor und nach der Wende vom 19. auf das 20. Jh. traten in Bayern ganz besonders die Angehörigen des Jesuitenordens (SJ) als  Hassprediger gegen Juden in Erscheinung. Noch heute gehören innerhalb der katholischen Kirche Jesuiten zu den unerbittlichsten Gegnern von Juden.
    Albert Einstein gab noch vor Erreichen seiner Volljährigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft auf – wegen schmerzlicher, judenfeindlicher Erlebnisse im damals noch erzkatholischen Oberbayern.
    Bayern und München waren ab 1917 die Lieblingsaufenthaltsstätten (außerhalb Italiens) von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., der wegen seiner Haltung gegenüber den Juden angesichts der Verfolgung durch Nazideutschland zum umstrittensten Kirchenoberhaupt der zweitausendjährigen Papstgeschichte wurde. Allerengste freundschaftliche Beziehungen verbanden Pacelli mit dem bayerischen Klerus und der bayerischen Dynastie der Wittelsbacher.
    Der bis in die Gegenwart in hohem Ansehen stehende, christliche Vorzeigeliterat der Bayern, Ludwig Thoma, trat als übler Hetzer gegen Juden auf. Die Zeitung, die 1920/1921 seine rassistischen Ergüsse anonym verbreitete, der oberbayerische „Miesbacher Anzeiger“, fand Abnehmer in ganz Deutschland.
    Bayern war Brutstätte und Wiege des Nationalsozialismus. Sowohl die antisemitische Thule-Gesellschaft (1918) als auch die NSDAP (1919/1920), die SA (1921) oder die SS (1925) – sie entstanden alle in Bayern.
    Adolf Hitler fand in keiner anderen Region Deutschlands so viele Gleichgesinnte wie in Bayern; deswegen startete der katholische Deutschösterreicher von dort aus seine folgenreiche Karriere und erklärte später in „Mein Kampf“ München zu seiner Lieblingsstadt.
    Der gebürtige Bayer, Julius Streicher, verantwortete mit seinem Hetzblatt “Der Stürmer” die intensivste und wirksamste antijüdische Propaganda vor und während des Dritten Reiches.
    Der in München geborene und katholisch getaufte Heinrich Himmler gilt als der Initiator der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz.
    Ebenfalls ein gebürtiger Oberbayer, Hermann Göring, gab die “Endlösung der Judenfrage”, die bekanntlich sechs Millionen Juden das Leben kostete, in Auftrag.
    Das oberbayerische KZ Dachau war jenes Konzentrationslager, das am längsten, nämlich von 1933 bis 1945, ‘in Betrieb’ war; zugleich diente es als Musterlager für Auschwitz und rund 2000 weitere Lager.
    Die im Vorfeld der Verleihung des Literaturpreises der bayerische Landeshauptstadt München an den jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1957) hochwogenden christlich-konservativ-antisemitischen Proteste degradierten die Auszeichnung zur Farce.
    In Bayern fand der letzte bekannt gewordene „Exorzismus“ auf deutschem Boden statt. 1976 trieben zwei katholische Geistliche im Auftrag ihres Bischofs und mit Billigung des Vatikan einer epilepsiekranken Studentin derart nachhaltig den “Satan” aus dem Leibe, dass diese daran starb.
    In Bayern entstanden in den 1980er Jahren die beiden rechtsextremen Parteien “Republikaner” und  DVU.
    Die rechtsextreme NPD zählte 2008 im Bundesland Bayern ihre meisten Mitglieder.
    Gemäß den Erhebungen der Friedrich-Ebert-Stiftung war Bayern in den Jahren 2006, 2008 und 2010 das deutsche Bundesland mit den meisten Judenhassern, den meisten Verharmlosern des NS und einem besonders hohen Anteil an Fremdenfeinden.
    Bayern bescherte Deutschland 2009 den vorerst letzten und zugleich weltweit meist beachteten Fall von Holocaustleugnung. Katholische bayerische Frömmler (“Piusbrüder”) hatten den britischen Bischof Williamson eingeladen.
    Bayern weist laut einer Statistik von 2011 die höchste Selbstmordrate aller deutschen Bundesländer auf.
    Neben dem Saarland gilt Bayern als das katholischste Bundesland der BRD.
    Bis in die Gegenwart werden in Bayern regelmäßig  an furchtbare antijüdische Traditionen anknüpfende, zugleich als rein kommerziell erkannte, Oberammergauer Passionsspiele aufgeführt.

  29. @Marcus, ja im Grunde waren unser Vorfahren nur tolerante Menschen, gut ab und zu kamen mal ein paar solch nicht ernst gemeinte eigenartige Sätze (die Taten damals waren dann wohl auch nicht so wirklich ernst gemeint), wie sie schreiben, aber die sind ja auf Altersprobleme, Geisteskrankheiten, absonderliche Einzelgänger, mangelnde Sozialisation, Verführung usw. zurückzuführen, daher geht es uns auch nichts an. Im übrigen gibt es auch alte Menschen die gerne kochen und dann gibt es welche die ihr Feriendomizil im Süden haben usw. Also alles ganz harmlos und unsere Generation, die von diesen Menschen mit den „kleinen“ Ausrutschern in Werten und Denken von 0 auf an erzogen wurde, hat davon natürlich auch nichts übernommen bzw. mitbekommen oder vergass sich natürlich sofort gewehrt.

    Abschliessend empfehle ich die Lektüre der deutschen Zustände, vielleicht entdecken Sie dort bei den „noch nicht so alten“ auch ein paar natürlich absonderliche Einzelfälle, die natürlich, obwohl es vereinzelt sogar Tote gegeben hat, auch nicht so ernst gemeint sind….In diesem Sinne…

    http://www.readers-edition.de/2012/01/30/deutsche-zustande-die-rette-sich-wer-kann-gesellschaft/ 

         

      

  30. Es ist durchaus nahe liegend, daß Herr Adler Senior geisteskrank ist. Wer einen derartigen Käse verfasst, kann gar nicht ganz dicht sein.
    Andererseits ist es auch stillos, hinter einer Entschuldigung – Herr Adler Junior scheint ernsthaft geschockt – nur den Versuch eine Klage abzuwenden zu sehen. Eine ausgestreckte Hand sollte man auch annehmen.
    Ich selbst weiß, wovon ich rede. Hat doch mein inzwischen verstorbener Opa auch einmal einen dämlichen Satz mit „Aber die Juden…“ begonnen. Was mich verwundert hatte, kannte ich ihn doch eigentlich als toleranten Menschen. Doch hat er von mir und meinem Vater umgehend zu hören bekommen, was wir von so etwas halten. Menschen die mit diesem antisemitischen Mist sozialisiert wurden, schaffen wohl oft den Absprung nicht mehr – oder nicht mehr so ganz. Bei älteren Menschen kommt hinzu, daß sie sich oft in eine Welt flüchten, in der es nur schwarz und weiß gibt. Dann kommen Antisemitische Ressentiments zum tragen, die nicht einmal ernst gemeint sein müssen, sonder adaptiert werden. Es gibt auch alte Menschen die in so ziemlich jedem Jugendlichen einen potentiellen Verbrecher sehen – außer natürlich in den eigenen Enkeln. So ist es hier möglicherweise auch. Eine durch Altersprobleme übersteigerte Empörung bahnt sich einen Weg über seltsame innere Kanäle.
    Möglich ist natürlich auch, daß er wirklich Antisemit ist. Deswegen müssen es aber noch lange nicht die Söhne und damit die Firma sein.

  31. Der Vater ist seit 5 Jahren geisteskrank;
    der jetzige Firmeninhaber bezeichnet sich und seine Einstellung
    als „liberal kosmopolitisch“……das böse-verräterische Wort ist wieder da
    und bezeichnend. Nur der Geisteskranke kann erst den einen dann den anderen
    Text verfassen, auch eigenständig absenden?
    Ein Wunder ist geschehen, sorry: aber Glaubwürdigkeit sieht wohl etwas anders aus.

    • „der jetzige Firmeninhaber bezeichnet sich und seine Einstellung als “liberal kosmopolitisch”……das böse-verräterische Wort ist wieder da und bezeichnend.“

      oops .. „liberal kosmopolitisch“ ist ein Wort? :-O .. und dann noch böse-verräterisch? .. <lol> 

      „Nur der Geisteskranke kann erst den einen dann den anderen Text verfassen, auch eigenständig absenden?
      Ein Wunder ist geschehen, sorry: aber Glaubwürdigkeit sieht wohl etwas anders aus.“

      Ich weis nicht, ob Herr Adler senior dement ist. Dies allerdings nur aufgrund dessen, dass er noch in der Lage ist, Texte zu verfassen und einen Compi zu bedienen zu verneinen, zeigt, dass hier jemand (oder besser einige) keinerlei Kenntnisse über die verschiedenen Verläufe der Krankheit haben. 
      Meine Eltern waren mehr als 50 Jahre glücklich erheiratet, bevor meine Mutter dement wurde. Die letzten Jahre, bevor sie ein Hirnschlag erlöste, waren jedoch eine Hölle für die beiden. Meine Mutter erfand die abstrusesten Geschichten, was ihr „böser Mann“ so alles ständig mit allen Schlampen dieser Welt mehrfach am Tag so trieb .. der Mann ist deutlich über 80 und gesundheitlich mehr als angeschlagen.  In ihren besseren Momenten schämte sich meine Mutter fürchterlich und sagte, dass sie auch nicht weis, warum sie so etwas sagt. Ihr Hirnscan zeigte deutlich den Verfall an.

      Mein Bruder ist verantwortlich für die Finanzen einer ganzen Reihe von Altenheimen. Er kannte das Problem und hat uns – und soweit es ging – sie getröstet.

      Persönlichkeitsveränderungen und auch Wahnvorstellungen sind bei Demenz nicht unüblich. In einem von ihm betreuten Heim gibt es einen Pastor, der sein ganzes Berufsleben ein Vorbild eines Prieste3rs war. Keinerlei Skandale, beliebt in der Gemeinde, keine Frauen, keine Knaben .. gottgefälliges Leben. Heute – schwer demenskrank – ist er .. an guten Tagen – immer noch in der Lage, weite Teile der Bibel zu zitieren. An schlechten Tagen kneift er in jede weibliche Brust, an die er heran kommt.

      Demenz ist nicht gleich Demenz  .. zumindest nicht in der Wahrnehmung. 

      Also mein Mitgefühl hat Herr Adler junior. 

    • @ mfb
      .
      Wird wohl das in unten angegliederter URL Beschriebene sowohl bei dem Herrn Adler als aich bei deiner Frau Mutter sein bzw. gewesen sein: teilweiser Ausfall von Front- und Stirnhirnlappen bei Erhalt anderer, kohnitiver Fähigkeiten (z.B. Briefe schreiben, Intelligenz, Sprachverständnis). Alkohol hat, zum Glück nur temporäre, ähnliche Wirkungen. 
      .
      Wenn die „Bremse“ wegfällt, kommt hoch, was man eigentlich verdammt bei sich, oder anders: das „Es“, in der frühen Kindheit etabliert, macht sich mausig, sobald es nicht mehr kontrolliert wird vom Ãœber-ich (nach Freud). Könnte mir sehr gut vorstellen, dass bei dem Kranken nun das hochkommt, das ihm seine frühe Jugend verdorben hat, schließlich war er bei Kriegsende schon 8 oder 9 Jahre alt und er als „Pimpf“, besonders in der „Stadt der Reichsparteitage“ 100%ig dem ganz klar neben anderem auch prmanent antisemitischen Trommelfeuer  schutzlos ausgesetzt. Natürlich kann der Verstand das überwinden, wenn Einsicht dazukommt, das Ãœber-Ich sich durchsetzt, nur – wer ist gegen Krankheit gefeit?
      .
      Wir würden uns wahrscheinlich alle sehr wundern (falls wir da noch lichte Momente hätten), was bei uns alles sich breit machen täte, litten wir unter dem gleichen Syndrom.
      . 
      http://www.lifeline.de/news/medizin-gesundheit/symptome/Morbus-Pick-Frontotemporale-Demenz-id52164.html

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