„Bayern“ in der Encyclopaedia Judaica von 1929

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Die Berliner Encyclopaedia Judaica aus den 1920er und frühen 1930er Jahren blieb bekanntlich ein Fragment, sie konnte nur bis zum Buchstaben „L“ geführt werden, ehe die politischen Verhältnisse in Deutschland eine Weiterarbeit, oder gar einen Abschluss, unmöglich machten…

Von Robert Schlickewitz

Erfreulicherweise gehört das Stichwort „Bayern“ zu jenem Teil des Nachschlagewerkes, das erscheinen konnte. Von hohem allgemeinen Interesse dürfte sein, wie jüdische Gelehrte die Geschichte und Gegenwart der deutschen Region, die damals bereits zur Brutstätte und Wiege des Nationalsozialismus geworden war, einschätzten, bzw. welche Perspektiven sie hegten:

„Bayern (Bajuvaria), seit 1180 Herzogtum unter den Wittelsbachern, seit 1648 Kurfürstentum, seit 1806 Königreich, jetzt süddeutscher Freistaat mit 7 ½ Millionen Einwohnern, der sich in seinem gegenwärtigen Umfange aus 84 ehemals selbständigen Gebietsteilen zusammensetzt. Die folgende Darstellung der Geschichte der Juden in Bayern beschränkt sich für die Zeit bis zum 19. Jh. auf das sogen. Altbayern, d.h. Bayern ohne die früher zu Schwaben und Franken, den Bistümern oder freien Reichsstädten u.a. gehörenden Gebiete, die in besonderen Artikeln behandelt werden. Für die neueste Zeit wird das gesamte heutige Gebiet Bayern berücksichtigt.

Die ersten Juden sind wahrscheinlich bereits im Gefolge römischer Legionen als Handelsleute in das altbayerische Land (Noricum und Vindelicium) gekommen. Die ersten Ansiedlungen dürften während der Zeit der Karolinger längs der am Donauufer sich hinziehenden Handelsstraße entstanden sein. Die Sammlung altbayer. Gesetze aus dem 6.-7. Jahrhundert (Leges Bajuvariorum) enthält noch keine auf Juden bezügliche Verordnungen, dagegen weist die etwa aus dem Jahr 906 stammende bayerische Zollordnung von Raffelstedt (leges portoriae) eine aus älterer Zeit herrührende Bestimmung auf, in welcher Juden als Vermittler des Grenzhandels mit Sklavenhandel und „anderen Waren“ erwähnt werden. Die älteste innerhalb des altbayerischen Gebietes urkundlich seit 981 nachweisbare Gemeinde ist die von Regensburg, der späteren freien Reichsstadt, deren Juden von 1323-1514 Eigentum der bayer. Herzöge waren. Ob das von Benjamin von Tudela (ca. 1170) erwähnte Pasings mit Freising identisch ist, erscheint zweifelhaft. Der größere Teil der Stadt Kelheim soll von Juden im 12. Jht. erbaut worden sein. Die Ansiedlung von Juden in Landshut hat 1204 Herzog Ludwig I. von Bayern begünstigt. In einer Steuerliste von Passau aus dem Jahr 1209 werden erstmalig Juden daselbst genannt, die zur Deckung der Baukosten für die neuerrichtete Stadtmauer und den Stadtgraben beizusteuern hatten. In München gab es bereits Anfang des 13. Jhts. ein Judengäßlein mit Synagoge; in Ingolstadt werden Juden im J. 1312 erwähnt. In einigen kleineren Ortschaften der Oberpfalz ist die Anwesenheit von Juden urkundlich seit dem Ende des 13. Jhts. nachweisbar: in Amberg und Neumarkt seit 1298, in Sulzbach und Sülzberg seit ca. 1305, in Cham seit 1336. Andere Ortschaften wurden von aus Nürnberg im Jahr 1499 vertriebenen Juden besiedelt. Die Rechtsstellung der Juden in Bayern war dieselbe wie im übrigen Deutschland; auch ihre Entwicklung ist im allgemeinen in der selben Weise verlaufen.

Wie schon der erste Verfasser einer Geschichte der Juden in Bayern, Joh. Christ. von Aretin, bemerkt, sind die ersten Judenverfolgungen in Bayern mit die schlimmsten gewesen. Die ersten jüd. Märtyrer fielen in Bayern zur Zeit des 1. Kreuzzuges. Eine Austreibung sämtlicher in Bayern zerstreut lebender Juden erfolgte erstmalig im Jahre 1276. 1285 wurden infolge einer Ritualmordbeschuldigung 180 Juden in der Synagoge zu München verbrannt. Opfer der Verfolgungen von 1298 wurden Juden in Amberg und Neumarkt. Eine von Kaiser Ludwig dem Bayern 1314 verhängte Verbannung hatte keine dauernden Folgen; viel schlimmer war die im Jahre 1338 wegen angeblicher Hostienschändung in Deggendorf ausgebrochene Verfolgung, die sich über ganz Bayern verbreitete und viele Blutopfer kostete. Für ihre Untaten erhielten die Judenmörder von Deggendorf von ihrem Herzog Indemnität und eine urkundliche Zusicherung seiner Huld; zur Verewigung des Ereignisses wurde eine Kirche erbaut, zu der die Wallfahrer aus allen Gauen von Bayern hinströmten. Im Jahre 1349 wurden auch die wenigen altbayerischen Gemeinden (mit Ausnahme von Regensburg) aufgerieben, und erst im Anfang des nachfolgenden Jhts. gelang es einer Anzahl von Juden, durch Zahlung einer Summe an den Herzog wieder im Lande Zuflucht zu finden. Im Jahre 1442 wurden die Juden jedoch wiederum durch Herzog Albrecht III. aus dem oberbayerischen Landesgebiete vertrieben, und, während Herzog Heinrich sie in Niederbayern aufnahm, verbannte sie Herzog Ludwig der Reiche, den man „einen Feind des Wildes und der Juden“ nannte, am 5. Oktober 1450 nach Erpressung von 25 000 Gulden von dort. Im Jahre 1478 wurden die Juden in Passau wegen Ritualmordes gefoltert und die Beschuldigten verbrannt, während die andern ausgewiesen wurden. Am rigorosesten aber verfuhr Herzog Albrecht V., der auf Veranlassung der Landstände im Jahre 1551 die Ausweisung der Juden aus Ober- und Niederbayern „für ewige Zeiten“ verfügte, wobei Josel von Rosheim als „Befehlshaber der deutschen Judenheit dafür bürgen mußte, daß die Juden dieses Gebiet nie wieder betreten würden. Infolge dieser auch im Landrecht vom Jahre 1553 kodifizierten Maßnahme haben in Bayern fast zwei Jahrhunderte lang keine Juden gewohnt. Eine Ausnahme unter den Fürsten Bayerns machte nur Herzog Christ. August von Pfalz-Sulzbach, ein Kenner des Hebräischen und Freund der Kabbala, der im Jahre 1685 aus Wien vertriebene Juden in sein Land berief und ihnen günstige Privilegien erteilte. Die Juden, die während des spanischen Erbfolgekrieges (1700-1714) wieder nach Bayern gekommen waren, mußten nach einer Verordnung des Kurfürsten Max Emanuel vom 22. März 1715 binnen 24 Stunden das Land räumen; doch hatte diese Maßnahme bei der großen Verschuldung des Staates und Hofes keine dauernde Wirkung. Unter der Regierung des Kurfürsten Maximilian III. wurde den Hoffaktoren und mit Freipässen versehenen Juden im Jahre 1750 ein Ausnahmerecht zugestanden. Langsam bahnte sich der Geist der Aufklärung einen Weg. Nachdem durch die Vereinigung der pfälzischen Landesgebiete mit Bayern im Jahre 1777 eine größere Anzahl von Judenfamilien vom Staate übernommen worden war, hielt man allmählich die Zeit für gekommen, die Juden in Bayern der bürgerlichen Gemeinschaft einzugliedern und ihre Rechtslage zu heben. –

Wie überall, betrieben die Juden auch in Bayern vornehmlich das Geldgeschäft, daneben auch Warenhandel (bisweilen mit Edelmetallen). 1338 wurden die Judenplünderer von Deggendorf von ihren Schuldverpflichtungen entbunden; 1390 erfolgte auf Erlaß des Kaisers Wenzel eine solche Lossprechung für den Herzog von Bayern und dessen sämtliche Untertanen. Nach der Verbannung von 1551 wurde den Christen der Handel mit Juden auch außerhalb des Landes unter Androhung strengster Strafen untersagt. Während des spanischen Erbfolgekrieges betätigten sich die Juden in Bayern als Kriegslieferanten. 1726 betrugen die Schuldforderungen der Juden an den bayerischen Fiskus fast 5 ¼ Millionen Gulden. Während des 18. Jhts. machten sich einige durch Privilegien bevorzugte Hofjuden verdient; zu nennen ist Aaron Elijahu Seligmann, Inhaber des Tabakmonopols für Bayern, 1814 geadelt als Freiherr von Eichthal. – In der Donau- und Maingegend gab es schon im Mittelalter berühmte Sitze rabbinischer Gelehrsamkeit; anzuführen sind aus späterer Zeit die im oberpfälzischen Gebiet gelegenen Gemeinden von Floß und Sulzbürg. In Sulzbach entstand eine berühmte Druckerei für Hebraica (1669-1851), in der u.a. im Jahre 1684 auf Kosten des Herzogs eine Prachtausgabe des Sohar hergestellt wurde.

Am 26. Jan. 1801 erklärte Kurfürst Maximilian IV. Joseph in einem Reskript an die General-Landesdirektion von Bayern über die bürgerliche Verbesserung der Juden, es sei bei ihm „der landesväterliche Wunsch rege geworden, daß dieser unglücklichen Menschenklasse, welche in beträchtlicher Anzahl in den kurfürstlichen Erbstaaten vorhanden ist und aus denselben, ohne ungerecht und grausam zu sein, nicht mehr verbannt werden kann, eine solche Einrichtung gegeben werden möchte, durch welche sie allmählich zu nützlichen Staatsbürgern erzogen würde“. Die Kreisregierungen wurden zur Erstattung von Gutachten über diese Frage aufgefordert. Nach dem bedeutenden Zuwachs an jüdischer Bevölkerung aus ehemals fränkischen und schwäbischen Landesgebieten (im Jahre 1803 und 1806) wurde eine einheitliche Regelung der verschiedenen Partikularrechte der Juden immer mehr notwendig. 1804 wurde den Juden der Eintritt in die allgemeinen Schulen eröffnet, 1805 der Dienst in der Bürgermiliz gestattet; 1808 erfolgte die Abschaffung des Leibzolls. Obwohl Bayern zum Rheinbund gehörte, wurde die französische Judengesetzgebung nicht übernommen. Erst das Edikt von 1813 wurde zur magna charta der bayerischen Juden, wobei ihre Rechte allerdings noch wesentlich beschränkt blieben. So wurde ausdrücklich stipuliert, daß die Zahl der Judenfamilien an den Orten, wo sie dermal bestünden, in der Regel nicht vermehrt werden dürfte; eine Genehmigung zu weiterem Zuzug sollte von der allerhöchsten Stelle aus erfolgen und nur an Fabrikanten, Handwerker und Ackerbauer(n) erteilt werden können. Damit war die mittelalterliche Beschränkung der Juden auch im neuen Staate gesetzlich sanktioniert. An Stelle der ehemaligen Schutzbriefe wurde die „Matrikel“ eingerichtet, in welche jede Familie mit ihrem alten und neu angenommenen Namen bei den Kreisregierungen eingetragen werden mußte. Da eine Matrikel sich nur auf den ältesten Sohn vererben konnte, waren die Jüngeren, wenn sie sich selbständig machen wollten, zur Auswanderung genötigt. In religiöser Beziehung wurde den Juden vollkommene Gewissensfreiheit zugesichert, und die Gemeinden erhielten die Rechte einer Privatkirchengesellschaft.

Die Verfassungsurkunde des Königreiches Bayern vom 26. Mai 1818 ließ die Juden von der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Gleichberechtigung (nach Titel IV, §9) ausgeschlossen sein; nur die Juden der Rheinpfalz blieben auch fernerhin im Besitz der Rechte, die sie unter französischer Herrschaft besessen hatten, mit Ausnahme der Wahlfähigkeit zur Ständeversammlung. Bereits der erste Landtag vom Jahr 1819 beantragte eine Revision des Edikts; das Staatsministerium versprach die Vorlage eines solchen Gesetzentwurfes, verzichtete aber dann darauf, als im folgenden Jahre in Würzburg eine durch ganz Franken sich fortpflanzende Judenhetze ausbrach. Eine Auswanderung der Jugend, vornehmlich nach Amerika, setzte ein; bei der Gründung jüdischer Gemeinden in den Vereinigten Staaten spielten die „Bayern“ eine führende Rolle. Nach der französischen Julirevolution vom Jahre 1831 votierte der Landtag einstimmig (für) einen Antrag auf Revision des Judenedikts (vgl. Gabr. Rießer, Gesammelte Schriften II, 373), dem die Regierung zustimmte. Zunächst wurde eine Statistik über die Verhältnisse der Juden veranstaltet, und auf Veranlassung der Regierung traten im Jahre 1836 Kreissynoden zusammen, bei denen jedoch nur religiöse Differenzen in den Gemeinden zutage traten. Ein Rückschlag trat unter dem Minister Abel (1837-1848) ein, der auch die Reformbestrebungen freigesinnter Rabbiner wie die des Dr. Aub in Bayreuth bekämpfte. Erst nach der Revolution von 1848 stellte eine königliche Proklamation vom 6. März die Vorlage eines Gesetzentwurfes zur Verbesserung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden, verbunden mit der Organisation einer jüdischen obersten Kirchenbehörde, in Aussicht. – Zunächst wurde den Juden jedoch nur das Landtagswahlrecht gewährt. Ein Entwurf der neuen Staatsregierung betreffend die uneingeschränkte Gleichberechtigung der Juden wurde am 16. Februar 1850 vom Reichsrat abgelehnt. Es wurden infolgedessen nur die in bezug auf das bürgerliche Recht noch bestehenden Ausnahmegesetze, deren es in den verschiedenen Gebietsteilen 77 gab, durch Gesetz vom 29. Juni 1851 aufgehoben. Ein Antrag zur Aufhebung des Matrikelzwanges und der damit verbundenen Beschränkungen wurde am 10. November 1861 gesetzlich sanktioniert. Die volle Gleichberechtigung im Staate erhielten die Juden erst nach Anschluß Bayerns an das Reich, durch die Reichsverfassung vom Jahre1872.

Unter den wenigen jüdischen bayerischen Parlamentariern war der bedeutendste Wolf Frankenburger in Nürnberg (1827-1889), Führer der freisinnigen Partei, der die Abschaffung der in Bayern noch bis 1880 gesetzlich herkömmlichen Entrichtung von „Judensteuern“ (wie Stolgebühren und Neujahrsgelder) bewirkt hat. Die inneren Verhältnisse der jüd. Kultusgemeinden wurden durch Ministerialverfügung vom 29. Juni 1863 bestimmt. Den Antisemitismus hatten die Wittelsbacher von Bayern ferngehalten. Erst nach der Staatsumwälzung im Jahre 1918 und dem Sturz der Räteregierung (April 1919), an der einige Juden beteiligt waren, wurde Bayern infolge der wirtschaftlichen Lage und politischen Verhältnisse, die Hitler und Ludendorff zu demagogischer Verhetzung ausnutzten, ein Herd des Antisemitismus; im Herbst 1923 kam es zu schweren Ausschreitungen und zu Judenausweisungen, womit aber die judenfeindliche Bewegung in Bayern ihren Höhepunkt überschritten hatte. – Die 273 Kultusgemeinden (nebst Filialen) und 21 Rabbinate sind vereinigt im „Verband bayerischer Israelit. Gemeinden“, der hauptsächlich dank der Tätigkeit des Oberlandesgerichtsrats Neumeyer in München am 21. April 1921 begründet worden ist, und dessen Aufgabenkreis ist: Erhaltung leistungsschwacher Gemeinden, weitumfassende Fürsorge für ihre Beamten, Förderung und Unterstützung ihrer Wohlfahrtseinrichtungen und Schutz der jüdischen Gemeinschaft und ihrer Glieder gegen Beeinträchtigung ihrer staatsrechtlichen Stellung.“

Kommentar:

Autor des Lexikonartikels war der Rabbiner und Publizist Adolf Eckstein. Im südwestslowakischen Nitra (deutsch Neutra, ungarisch Nyitra) 1857 geboren, hatte er eine traditionelle Erziehung erfahren, ehe er in den Jahren 1875-1878 eine Lehrerbildungsanstalt in Berlin besuchte. Nach seinem Examen trat Eckstein zunächst eine Lehrerstelle in Schwerin an, um 1882 ebenfalls als Lehrer und als Prediger ins westpreußische Marienwerder überzuwechseln. 1883 bis 1886 vervollkommnete er seine Ausbildung durch ein Studium  an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und an der Berliner Universität. Nach seiner Promotion, 1886 in Leipzig, ernannte man ihn bald zum Stadt- bzw. Distriktrabbiner von Bamberg, wo der liberal eingestellte Eckstein von 1888 bis 1926 tätig war. Während dieser Zeit und auch noch danach erschienen von ihm verschiedene Bücher und Artikel zur bayerischen, besonders zur fränkischen, Judengeschichte. Eckstein, der 1935 an seinem Wirkungsort verstarb, war verheiratet mit der Tochter seines Breslauer Rabbinerkollegen Manuel Joël; seine Tochter Helene Eckstein, geboren 1893, eine langjährige Mitarbeiterin der Bamberger jüdischen Gemeinde, haben Deutsche in Auschwitz ermordet.

Eckstein kommt u.a. auf den jüdischen Sklavenhandel im Mittelalter zu sprechen. Nachdem bis in die Gegenwart, besonders häufig von konservativ-katholischen Kreisen, siehe u.a. der Beitrag „Florierender jüdischer Sklavenhandel im Mittelalter“ bei kreuz.net, dieser Vorwurf Juden gegenüber erhoben wird, sei darauf eingegangen.

Die Sklaverei ist spätestens seit der Antike ein gesellschaftliches Phänomen sehr vieler menschlicher Kulturen, der römischen wie der germanischen oder auch der jüdischen, gewesen. Germanische Volksrechte etwa enthalten zahlreiche Klauseln, die sich auf den Umgang mit Sklaven beziehen. Das Neue Testament setzt die Sklaverei als gegeben voraus und stellt sie keineswegs grundsätzlich in Frage. Die frühmittelalterlichen Christen handelten daher ebenfalls mit Sklaven – wer nicht bereit war den christlichen Glauben anzunehmen, durfte verkauft werden, so eine lange Zeit gültige Formel. Christliche Deutsche taten sich besonders hervor im Handel mit Elbslawen, ein Geschäft, das erst ab dem 12. Jh. abebbte. Andere Slawen und auch Tataren wurden noch im 15. Jh. als begehrte Ware auf Sklavenmärkten feilgeboten, von christlichen wie von jüdischen Händlern. Von 1452 datiert ein Dekret des Papstes Nikolaus V., das besagt, dass Portugiesen „Heiden“ versklaven dürfen; Papst Paul III. (1534-1549) hat sogar kirchlichen Amtsträgern noch das Recht auf Sklavenhaltung zugesprochen. Am Handel mit afrikanischen Sklaven, man geht von 11 oder mehr Millionen schwarzen Menschen aus, die versklavt wurden, waren ganz besonders christliche Menschenhändler beteiligt – noch bis gegen Ende des 19. Jh. In erster Linie katholische spanische und portugiesische Kolonialherren versuchten zeitweise auch die indianische Bevölkerung ihrer amerikanischen Kolonien zu versklaven – mussten jedoch bald einsehen, dass sich dieses ‚Menschenmaterial‘ als nicht widerstandsfähig genug gegen Krankheiten und die Anforderungen schwerer körperlicher Arbeit erwies. Man war somit gezwungen sich weiterhin afrikanischer Sklaven zu bedienen und tat dies ausgiebigst.

Die letzten Sklavenhalternationen waren die spanischen, und somit katholischen, Besitzungen, Kuba und Puerto Rico, die 1870 bzw. 1873, sowie das ebenfalls katholische Brasilien, das 1888 die Sklaverei abschaffte. Noch etwas länger haben die deutschen Kolonialherren in Ost-Afrika an den alten Bräuchen festgehalten, die 1904 ein Dekret veröffentlichten, das besagte, dass sämtliche von Sklavinnen nach dem 31.12.1905 geborenen  Kinder frei sein sollten.

Erst das Zweite Vatikanische Konzil von 1965 hat jede Form von Sklaverei – als mit der Wesensgleichheit aller Menschen unvereinbar – verurteilt; am Rande bemerkt: Saudi-Arabien wollte dem nicht nachstehen und folgte drei Jahre später mit einem offiziellen Verbot der Sklaverei.

Nun noch zu Luther: während Zwingli und Calvin sich gegen die Sklaverei aussprachen, bzw. diese ablehnten, hielt der Wittenberger Reformer für den Protestantismus noch an der traditionellen, sklavenhalterfreundlichen Ordnung fest.

Lit.:„Sklaverei“ in Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bdn., 21. Aufl., Leipzig und Mannheim 2006 und Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Aufl., Mannheim u.a., 1977/1979. u.a.

Eckstein:  „Die Juden, die während des spanischen Erbfolgekrieges (1700-1714) wieder nach Bayern gekommen waren, mußten nach einer Verordnung des Kurfürsten Max Emanuel vom 22. März 1715 binnen 24 Stunden das Land räumen; doch hatte diese Maßnahme bei der großen Verschuldung des Staates und Hofes keine dauernde Wirkung.“; „Während des spanischen Erbfolgekrieges betätigten sich die Juden in Bayern als Kriegslieferanten.“; „1726 betrugen die Schuldforderungen der Juden an den bayerischen Fiskus fast 5 ¼ Millionen Gulden.“; „Während des 18. Jhts. machten sich einige durch Privilegien bevorzugte Hofjuden verdient“.

Kurfürst Max Emanuel (1662-1726) genießt in Bayern einen ganz besonderen Ruf als ruhmreicher Feldherr und als derjenige Herrscher, dem Bayerns Schlösser ihre prunkvolle Ausstattung verdanken. Sowohl  langjährige Kriegsführung als auch aufwändige Bautätigkeit bzw. üppige Festlichkeiten verschlangen Unsummen Geldes, jüdischen Geldes, zum Teil.

Zunächst, durch, von seinem Klerus genährte, Berührungsängste, Juden zurückhaltend gegenüberstehend, ließ Max Emanuel ab 1693 dann doch seine Armee vom jüdischen Hoffaktor Samuel Oppenheimer und von dessen Sohn mit  Pferden beliefern. Als dies nicht ausreichte, wurden noch weitere jüdische Finanziers und Lieferanten beauftragt. Trotz dieser erwiesenen Nützlichkeit der Juden für sein Land ließ sie der Kurfürst 1715 aus Bayern ausweisen. Jedoch zwangen ihn sehr bald, 1718, erneute Finanznöte, sie zurückzurufen. Allein sie waren jetzt noch bereit dem vollkommen bankrotten Bayern längerfristige Kredite zu gewähren. In dem Maße, in dem damit in Zusammenhang einige wenige Juden ein Anrecht auf Ansiedelung in Bayern erhielten oder nach München kamen um dort als Händler tätig zu werden, wuchs die, besonders vom katholischen Klerus ‚befeuerte‘, Judenfeindlichkeit. So kam es 1725 zu von Münchener Jesuitenschülern provozierten Gewalttätigkeiten gegen Juden.

Als der schillernde bayerische Kurfürst 1726 starb, war an eine Bedienung der Kredite der Juden, die astronomische Summen erreicht hatten, nicht zu denken. Auch so mancher jüdische Kreditgeber überlebte den Zeitpunkt der Rückzahlung nicht mehr und musste sich darauf verlassen, dass seine Erben seine Rechte wahrnahmen. In einigen Fällen waren die Abrechnungen durch die Dauer und die unterschiedliche Verzinsung derart kompliziert geworden, dass Forderungen mancher jüdischer Finanziers bis heute unbeglichen blieben.

Lit.: Jüdisches München, (Hg.) R. Bauer und M. Brenner, München 2006, S. 43-47 u.a.

Eckstein: „Erst das Edikt von 1813 wurde zur magna charta der bayerischen Juden…“.

Das am 10. 6. 1813 erlassene Bayerische Judenedikt gestattete zwar bayerischen Juden Grundbesitz nun legal und direkt zu erwerben, ferner eigene Schulen einzurichten sowie die vollkommene Gewissensfreiheit. Gleichzeitig jedoch enthielt das Edikt eine ganze Reihe die Freiheit der Juden arg einschränkender Klauseln. Selbst in ihre Familienplanung wirkte die bayerische Obrigkeit jetzt hinein. Für nahezu sämtliche Bewegungen, Geschäfte, Unternehmungen bzw. Betätigungen benötigten Juden eine offizielle Erlaubnis bzw. behördliche Genehmigungen. Zudem verbot das Edikt Neueinwanderung oder -niederlassung nichtbayerischer Juden kategorisch, denn des Edikts erklärte Absicht war es die, vergleichsweise ohnehin niedrige, Zahl der Juden in Bayern noch weiter zu verringern.

Eckstein: „…als im folgenden Jahre in Würzburg eine durch ganz Franken sich fortpflanzende Judenhetze ausbrach.

Der Rabbiner nimmt hier Bezug auf die sog. „Hep-Hep-Unruhen“ von 1819, die mit teils monatelangen, gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden verbunden waren. Als Hintergrund gelten die, u.a. vom Klerus geschürten, Ängste, christliche Handwerker und Kaufleute könnten durch eine bevorstehende Gleichberechtigung der Juden unerwünschte Konkurrenz bekommen und damit finanzielle Einbußen erleiden. Auch Studenten, zumeist dem Bürgertum entstammend, beteiligten sich an judenfeindlichen Demonstrationen, an Misshandlungen von Juden, an Zerstörungen von Synagogen, Geschäften und Wohnungen. Die bei diesen Unruhen zu Tage tretenden offenen Abneigungen gegenüber Angehörigen der Minderheit lebten das ganze 19. Jh. hindurch in unterschiedlicher Intensität fort, immer wieder von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen oder Institutionen zur Erreichung von deren spezifischen  Zielen instrumentalisiert, um im 20. Jh., im Holocaust, ihren vorläufigen Höhepunkt zu erreichen. Bedauerlicherweise spielten die beiden großen christlichen Kirchen bei dieser fatalen Entwicklung keineswegs nur Statistenrollen, sondern trugen mit ihren, häufig gehässigen, Kanzel-Predigten ganz besonders zur Verschärfung des Gegensatzes Christentum versus Judentum bei. Nicht umsonst knüpfte der NS-Propagandist und „Stürmer“-Herausgeber Julius Streicher bei seinen öffentlichen Auftritten und in seinen Hetzartikeln immer wieder an den christlichen Judenhass an.

Eckstein: „Eine Auswanderung der Jugend, vornehmlich nach Amerika, setzte ein.

Von den Tausenden Juden die gegen Mitte des 19. Jh. aus Bayern fortzogen, seien einige prominente genannt:

Löb (später Levi) Strauss (1829-1902) aus dem oberfränkischen Buttenheim ging mit seiner Familie 1847 nach Amerika. Zunächst im Textilhandel tätig, wurde er bald darauf zu einem führenden Produzenten von Hosen aus strapazierfähigen Materialien, anfangs aus Segeltuch, dann aus Hanf, schließlich aus Denim, einer Baumwollart („Jeans“).

Die Söhne Hayum, Mendel und Maier des fränkischen Viehhändlers Abraham Löw Lehmann emigrierten in den Jahren 1844 bis 1850 aus Rimpar bei Würzburg nach Nordamerika. Sie begannen mit Gemischtwarenhandel, spezialisierten sich dann auf den Verkauf von Baumwolle und endeten im Bankgeschäft. Das Finanzhaus Lehmann Brothers existierte bis 2008.

Nathan Michael Ries (Michael Reese) aus dem schwäbischen Hainsfarth erlernte ursprünglich das Gerberhandwerk, um sehr bald, in sehr jungen Jahren (vor 1840), auszuwandern. In Baltimore/Maryland war er die erste Zeit über in seinem Beruf tätig, wechselte aber dann zum Hausierhandel über, gründete eine Importfirma, eröffnete Läden und ein Auktionshaus, verlor seinen Besitz, fing anderswo erneut an, gelangte durch Immobilienhandel zu Reichtum, wurde Millionär. Bekannt geworden ist er durch großzügige Förderung der Wissenschaft und generöse Unterstützung karitativer Einrichtungen.

Michael Hahn aus der damals noch bayerischen Rheinpfalz wanderte im Alter von neun Jahren 1839 mit Mutter und Geschwistern nach Amerika aus. Nach Abschluss einer „High School“ studierte er Rechtswissenschaften und wurde bald Anwalt und Urkundsbeamter. Als Gegner der Sklaverei unterstützte er Abraham Lincoln; er gründete eine Partei, wurde Kongressabgeordneter, Besitzer einer eigenen Tageszeitung, schließlich Gouverneur des Staates Louisiana. Der Ort Hahnville am Mississippi ist nach ihm benannt.

Oscar Salomon Straus aus dem rheinpfälzischen Otterberg, Sohn eines Getreidehändlers, kam 1854 in die USA. Nach Besuch exklusiver Schulen und Bildungseinrichtungen schlug er zunächst ebenfalls eine Anwaltskarriere ein, um sich später an der väterlichen Porzellan- und Glaswarenfabrik zu beteiligen. Seine dazu parallel verlaufende politische Betätigung trug ihm 1887 die Ernennung zum Gesandten seines Landes in der Türkei ein. In dieser Funktion bereiste er den ganzen Nahen Osten, auch Palästina. Er setzte sich für die bedrängten russischen Juden ein und erreichte eine vorübergehende Besserung von deren Lage. Es gelang ihm durch Intervention beim türkischen Sultan einen drohenden Islamisten-Aufstand auf den Philippinen zu verhindern. 1899 lernte er Theodor Herzl kennen, dem er zu direkten Verhandlungen mit dem Sultan riet. Präsident Theodore Roosevelt ernannte Straus zum US-amerikanischen Repräsentanten des Internationalen Schiedsgerichts in Den Haag und später zum ersten jüdischen Mitglied eines amerikanischen Kabinetts (Handels- und Arbeitsminister). Nach Beendigung seiner Amtszeit wieder im diplomatischen Dienst tätig, hat sich der Pfälzer Straus der Idee einer Zukunft der Juden in Palästina verschrieben und hierzu wertvolle Verbindungen hergestellt.

Auch Strausens ältere Brüder, Isidor und Nathan, waren erfolgreich in ihrer neuen Heimat. Vielen wird der Name ihres Warenhauskonzerns „Macy’s“ ein Begriff sein. Darüber hinaus war auch Isidor Straus, er kam beim Untergang der „Titanic“ 1912 ums Leben, Kongressabgeordneter gewesen. Das Rabbinerseminar in New York und andere religiöse jüdische Einrichtungen erinnern heute noch gern an ihn, dem sie großzügige Förderung verdanken. Bruder Nathan Straus machte sich als New Yorker Gesundheitskommissar einen Namen, ebenso wie als Unterstützer und Mäzen von Wohlfahrtseinrichtungen in Palästina.

Lit.: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe, (Hg.) M. Treml und W. Weigand, München 1988, zugleich: Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur Nr. 18/88 u.a.

Ecksteins Lexikonartikel legt beschämend Zeugnis davon ab, wie wenig frei ein bayerisch-jüdischer Autor in seiner Darstellung der Judengeschichte Bayerns bereits Ende der 1920er Jahre, ein halbes Jahrzehnt vor Beginn der NS-Herrschaft, war.

Vergleicht man die von ihm vermittelten Informationen etwa mit denen eines Heinrich Graetz in dessen dreibändiger „Volkstümliche(r) Geschichte der Juden“ von 1887-89, so fällt auf, dass er, Eckstein, die ‚klassischen‘ Feinde der Juden, Katholiken und Protestanten, an keiner Stelle namentlich nennt und dass er die Haltung der Wittelsbacher gegenüber den Juden in fast unzulässiger Weise schönt („Den Antisemitismus hatten die Wittelsbacher von Bayern ferngehalten.“).

Während Graetz kein Blatt vor den Mund nahm und Verantwortung für Massaker, Vertreibung und Raub geradezu erfrischend offen und direkt zuordnete, herrscht bei Eckstein die ängstliche und größeres Unheil vorausahnende Erwartungshoffnung, er könnte Katholiken, Protestanten und die in Bayern damals recht zahlreich vertretenen Königstreuen (Monarchisten) noch als Verbündete oder Fürsprecher gewinnen, wenn er sie nicht durch seine allzu ehrlichen Ausführungen verprelle. Die Signale die die beiden Kirchen bisher ausgesendet hatten, waren nämlich höchst widersprüchlich gewesen, vereinzelt hatte es eher vorsichtige Sympathiebekundungen und sogar Fürsprache für Juden auf die Gewaltakte der SA und anderer Nationalsozialisten hin gegeben, weit häufiger jedoch Zurückhaltung und Schweigen.

Was die bayerische Dynastie der Wittelsbacher anbelangt, so konnte man von einer dezidiert judenfreundlichen Einstellung bei deren Repräsentanten im 19. und zu Beginn des 20. Jh. gewiss nicht sprechen.

Wie häufig hatte König Ludwig I. bereits in jungen Jahren von seinen jüdischen Finanziers profitiert, allein schon bei seinen vielfältigen Kunstankäufen! Wie wenig sah er sich gleichzeitig, ebenso wie sein Sohn und Nachfolger Maximilian II., angehalten dafür den bayerischen Juden bei ihrem schwierigen Weg zur Gleichberechtigung die Hand zu reichen oder nur ein Wort der Verbundenheit mit der Minderheit öffentlich zu bekunden. Und Ludwig II., der sog. „Märchenkönig“?

Noch wesentlich schlimmer. Ihm ist es zu verdanken, dass ein höchst einflussreicher antisemitischer Vordenker überhaupt wahrgenommen wurde, dass er öffentlich Gehör geschenkt bekam. Ohne die Protektion Ludwigs II.  wäre die Karriere Richard Wagners („Das Judentum in der Musik“) gewiss wesentlich flacher und unauffälliger verlaufen. Der Ludwig beerbende Wittelsbacher Prinzregent Luitpold trat kein einziges Mal dem in seiner Amtszeit, 1886-1912, hochwallenden bayerischen Antisemitismus entgegen. Wie bedrückend und peinigend dieser Hass der christlich-bayerischen Mehrheit von den Angehörigen der Minderheit empfunden wurde, kann u.a. den einschlägigen Biografien von Albert Einstein, Therese Giehse und Jakob Wassermann entnommen werden. Gerade vom Prinzregenten, den die Bayern ganz besonders verehrten, hätte ein passendes Wort, eine freundliche Geste, ein Solidaritätsbeweis, viel ausrichten können – indes, unterblieben sie.

Luitpolds Sohn Ludwig, zunächst ebenfalls Regent, ab 1913 dann als Ludwig III. Bayerns letzter König (bis 1918), galt als der katholischste aller Wittelsbacher. Von einem wie ihm konnten Juden tatsächlich nichts erwarten.

Ludwigs erstgeborener Sohn Rupprecht, der Thronprätendent oder „Kronprinz“, wie er sein Leben lang genannt wurde, der Hoffungsträger unzähliger bayerischer Ewiggestriger noch bis in die 1950er Jahre hinein, der viele Jahre eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen wie im politischen Leben Bayerns spielen sollte, scheute nicht davor zurück ganz offen judenfeindlich aufzutreten. Zahlreich sind die Belege seines Antisemitismus‘ sowohl in seinen gedruckten Reiseerinnerungen als auch in seinen, in Biografien veröffentlichten, Tagebucheinträgen. Einmal hat er sogar ganz direkt dazu beigetragen, dass Juden aus Bayern ausgewiesen wurden: Hunderte Ostjuden mussten im Oktober 1923 Bayern verlassen, auf seinen Ratschlag an die bayerische Regierung hin. Die Ausweisung war dabei nur das mindeste von dem, was Rupprecht eigentlich gegen Juden gefordert hatte (Bayer. Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Nachlass Kronprinz Rupprecht Nr. 774 – Denkschrift zur „Betrachtung der politischen Lage“).

 

Eckstein, und mit ihm alle bayerischen (und deutschen) Juden, befanden sich in einer derart bedrängten Lage, dass Sie allergrößte Rücksichten auf die Befindlichkeiten ihrer Umgebung zu nehmen gezwungen waren, dies belegt nur zu deutlich der besprochene Lexikoneintrag „Bayern“, besonders in folgenden Passagen:

Erst nach der Staatsumwälzung im Jahre 1918 und dem Sturz der Räteregierung (April 1919), an der einige Juden beteiligt waren… wurde Bayern … ein Herd des Antisemitismus“; „…im Herbst 1923 kam es zu schweren Ausschreitungen und zu Judenausweisungen, womit aber die judenfeindliche Bewegung in Bayern ihren Höhepunkt überschritten hatte.

 

Glossar:

Minister (Karl von) Abel: http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Abel

Herzog Albrecht III.: http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_III._%28Bayern%29

Herzog Albrecht V.: http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_V._%28Bayern%29

Amberg-Juden: http://www.alemannia-judaica.de/amberg_synagoge.htm

Antisemitismus: http://www.antisemitismus.net/

Joh. Christ. von Aretin: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Christoph_von_Aretin

Rabbiner Dr. Aub in Bayreuth: http://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Aub

Aufklärung, Zeitalter der http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitalter_der_Aufkl%C3%A4rung

Bayerische Zollordnung von Raffelstedt/leges portoriae http://de.wikipedia.org/wiki/Raffelstettener_Zollordnung

Benjamin von Tudela: http://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_von_Tudela

Cham-Juden

http://www.alemannia-judaica.de/cham_synagoge.htm

Herzog Christian August von Pfalz-Sulzbach

http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_August_%28Pfalz-Sulzbach%29

Deggendorf-Juden

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Oberlandesgerichtsrats Neumeyer in München

Alfred Neumeyer (München 1867-Argentinien 1944) war Staatsanwalt bzw. Richter und langjährig ehrenamtlich für die Münchner jüdische Gemeinde tätig; es gelang ihm die verschiedenen Richtungen unter den Juden zu vereinen und mit der Gründung des Verbandes israelitischer Kultusgemeinden in Bayern eine wirksame und anerkannte Interessensvertretung der Minderheit zu schaffen. 1933 zwangspensioniert, konnte Neumeyer Anfang 1941 Deutschland noch rechtzeitig verlassen und seine letzten Jahre in Argentinien bei der Familie seines Sohnes Alexander verbringen. Alfred Neumeyer war der Bruder des Münchner Rechtsgelehrten und international anerkannten Spezialisten für Internationales Recht, Universitätsprofessor Karl Neumeyer.

Lit.: Alexander Neumeyer; Alfred Neumeyer (1867-1944), Richter und Vorsitzender des Verbandes Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern bis 1941; in: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Lebensläufe; (Hg.) M. Treml u.a.; Veröffentlichungen zur Bayer. Geschichte und Kultur Nr. 18/88; München 1988; S. 235-241.

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Römerzeit,  Juden in Deutschland

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Aaron Elijahu Seligmann

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Sohar

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Spanischer Erbfolgekrieg-Juden

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http://de.wikipedia.org/wiki/Spanischer_Erbfolgekrieg

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stipulieren

http://de.wiktionary.org/wiki/stipulieren

http://de.wikipedia.org/wiki/Stipulation

Stolgebühren

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http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/606202

Sulzbach-Juden

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Sulzbürg-Juden

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Unterfranken-Juden

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http://www.franken-wiki.de/index.php/Juden_in_Franken

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Vindelicium

Territorium, vor allem von Kelten besiedelt im nördlichen Alpenvorland mit Hauptort in der Nähe des heutigen Manching; war seit Tiberius oder Claudius Teil der römischen Provinz Raetia et Vindelicia.

Kaiser Wenzel

http://de.wikipedia.org/wiki/Wenzel_%28HRR%29

Wittelsbacher

http://de.wikipedia.org/wiki/Wittelsbach

Würzburg-Juden

https://www.hagalil.com/deutschland/juden-in-deutschland/wuerzburg.htm

http://www.alemannia-judaica.de/wuerzburg_synagoge_a.htm

http://museumshalomeuropa.de/juden-in-wurzburg

http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrzburg#J.C3.BCdische_Gemeinde

http://de.wikipedia.org/wiki/Hep-Hep-Unruhen#W.C3.BCrzburg

https://www.hagalil.com/2003/11/deportation.htm

 

2 Kommentare

  1. Auch an dieser Stelle, wo man später möglicherweise einmal am ehesten danach suchen wird, möchte ich auf die Besonderheiten meines Bundeslandes Bayern in Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam machen:
     
    Bayern weist, wie anerkannte Historiker und Nachschlagewerke bereits vor dem NS immer wieder feststellten, die blutigste und intoleranteste Judengeschichte aller deutschen Regionen auf. Dies bezieht sich auf einen Zeitraum von über eintausend Jahren.

    Bayern war ab dem 16. Jh. die Heimat der Gegenreformation, jener Bewegung aus der katholischen Kirche und der weltlichen Macht heraus, die Deutschland auf Jahrhunderte Zwist, Hader, Mord und Totschlag sowie später einen schmerzlichen Sonderweg in Europa angedeihen ließ.
     
    In Bayern wurden noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs., in erster Linie von katholischen Inquisitoren, Frauen als Hexen verurteilt und hingerichtet; es waren mit die letzten Fälle in Europa.

    Obwohl Bayerns Monarchen lange Zeit erheblich von den Fähigkeiten ihrer jüdischen Bankiers und Hoffaktoren profitierten, hat kein Angehöriger der Dynastie der Wittelsbacher die Juden seines Landes in deren Bestreben nach Gleichberechtigung je unterstützt.

    Bayerns extrem ausgeprägter Partikularismus (=ein Gesellschaftszustand, in dem innerhalb eines Ganzen stets der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird – oder mit anderen Worten: lieber Bayern als Deutschland) verhinderte die Einigung Deutschlands auf Jahrzehnte. Als einer der letzten Kulturstaaten Europas wurde Deutschland somit erst 1870/1871 ein Nationalstaat, mit Folgen für seine weitere Entwicklung.

    Der jüdische Schriftsteller und Bestsellerautor Jakob Wassermann über seine Jugend in Bayern: “Zum erstenmal begegnete ich jenem in den Volkskörper gedrungenen dumpfen, starren, fast sprachlosen Haß, von dem der Name Antisemitismus fast nichts aussagt, weil er  weder die Art, noch die Quelle, noch die Tiefe, noch das Ziel zu erkennen gibt. Dieser Haß hat Züge des Aberglaubens ebenso wie der freiwilligen Verblendung, der Dämonenfurcht wie der pfäffischen Verstocktheit, der Ranküne des benachteiligten, Betrogenen ebenso wie der berechtigten Abwehr, affenhafter Bosheit wie des religiösen Fanatismus. Gier und Neugier sind in ihm, Blutdurst, Angst verführt, verlockt zu werden, Lust an Geheimnis und Niedrigkeit der Selbsteinschätzung. Er ist in solcher Verquickung und Hintergründigkeit ein besonderes deutsches Phänomen. Es ist ein deutscher Haß.“
     
    Keine andere deutsche Region weist eine derart intolerante Sinti-und-Roma-Geschichte auf wie Bayern. So war München der Gründungs- und Wirkungsort der “Zigeunerzentrale”, jener Behörde, die ab 1899 unmenschliche Verfolgung von Angehörigen der Minderheit betrieb und deren Vorarbeiten der systematischen Vernichtung von einer halben Million “Zigeunern” durch die Nazis schon sehr früh den Weg ebnete.

    Vor und nach der Wende vom 19. auf das 20. Jh. traten in Bayern ganz besonders die Angehörigen des Jesuitenordens (SJ) als Hassprediger gegen Juden in Erscheinung. Noch heute gehören innerhalb der katholischen Kirche Jesuiten zu den unerbittlichsten Gegnern von Juden.
    Albert Einstein gab noch vor Erreichen seiner Volljährigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft auf – wegen schmerzlicher, judenfeindlicher Erlebnisse im damals noch erzkatholischen Oberbayern.

    Bayern und München waren ab 1917 die Lieblingsaufenthaltsstätten (außerhalb Italiens) von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., der wegen seiner Haltung gegenüber den Juden angesichts der Verfolgung durch Nazideutschland zum umstrittensten Kirchenoberhaupt der zweitausendjährigen Papstgeschichte wurde. Allerengste freundschaftliche Beziehungen verbanden Pacelli mit dem bayerischen Klerus und der bayerischen Dynastie der Wittelsbacher.
     
    Der bis in die Gegenwart in hohem Ansehen stehende, christliche Vorzeigeliterat der Bayern, Ludwig Thoma, trat als übler Hetzer gegen Juden auf. Die Zeitung, die 1920/1921 seine rassistischen Ergüsse anonym verbreitete, der oberbayerische „Miesbacher Anzeiger“, fand Abnehmer in ganz Deutschland.
     
    Bayern war Brutstätte und Wiege des Nationalsozialismus. Sowohl die antisemitische Thule-Gesellschaft (1918) als auch die NSDAP (1919/1920), die SA (1921) oder die SS (1925) – sie entstanden alle in Bayern.

    Adolf Hitler fand in keiner anderen Region Deutschlands so viele Gleichgesinnte wie in Bayern; deswegen startete der katholische Deutschösterreicher von dort aus seine folgenreiche Karriere und erklärte später in „Mein Kampf“ München zu seiner Lieblingsstadt.

    Der gebürtige Bayer, Julius Streicher, verantwortete mit seinem Hetzblatt “Der Stürmer” die intensivste und wirksamste antijüdische Propaganda vor und während des Dritten Reiches.
     
    Der in München geborene und katholisch getaufte Heinrich Himmler gilt als der Initiator der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz.

    Ebenfalls ein gebürtiger Oberbayer, Hermann Göring, gab die “Endlösung der Judenfrage”, die bekanntlich sechs Millionen Juden das Leben kostete, in Auftrag.

    Das oberbayerische KZ Dachau war jenes Konzentrationslager, das am längsten, nämlich von 1933 bis 1945, ‘in Betrieb’ war; zugleich diente es als Musterlager für Auschwitz und rund 2000 weitere Lager.

    Die im Vorfeld der Verleihung des Literaturpreises der bayerische Landeshauptstadt München an den jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1957) hochwogenden christlich-konservativ-antisemitischen Proteste degradierten die Auszeichnung zur Farce.



    In Bayern fand der letzte bekannt gewordene „Exorzismus“ auf deutschem Boden statt. 1976 trieben zwei katholische Geistliche im Auftrag ihres Bischofs und mit Billigung des Vatikan einer epilepsiekranken Studentin derart nachhaltig den “Satan” aus dem Leibe, dass diese daran starb.



    In Bayern entstanden in den 1980er Jahren die beiden rechtsextremen Parteien “Republikaner” und  DVU.



    Die rechtsextreme NPD zählte 2008 im Bundesland Bayern ihre meisten Mitglieder.



    Gemäß den Erhebungen der Friedrich-Ebert-Stiftung war Bayern in den Jahren 2006, 2008 und 2010 das deutsche Bundesland mit den meisten Judenhassern, den meisten Verharmlosern des NS und einem besonders hohen Anteil an Fremdenfeinden.



    Bayern bescherte Deutschland 2009 den vorerst letzten und zugleich weltweit meist beachteten Fall von Holocaustleugnung. Katholische bayerische Frömmler (“Piusbrüder”) hatten den britischen Bischof Williamson eingeladen.



    Bayern weist laut einer Statistik von 2011 die höchste Selbstmordrate aller deutschen Bundesländer auf.



    Neben dem Saarland gilt Bayern als das katholischste Bundesland der BRD.



    Bis in die Gegenwart werden in Bayern regelmäßig  an furchtbare antijüdische Traditionen anknüpfende, zugleich als rein kommerziell erkannte, Oberammergauer Passionsspiele aufgeführt.


    Unser Bayern!

  2. Das ist derart umwerfend im wahrsten Sinne des Wortes, dass nicht viel an Kommentar dazu zu sagen ist, außer dass bei auch nur erster, oberflächlicher Durcharbeitung das bedrückende Empfinden hängen bleibt, wie sehr, beispielhaft für andere, (Lexika-) Autoren bereits vor der NS-Diktatur sich anzupassen hatten, irgendwie anzupassen suchten an eine dräuende Unfreiheit des Geistes.
    .
    Die Feinde der in Deutschland gerade mal ein Jahrzehnt alten ersten Demokratie hatten anscheinend einen, derart, großen +/- unterschwelligen Einfluss, unbeschadet der zunächst so vielversprechenden Anfänge nach dem verlorenen Krieg – aber beispielsweise schon Rosa Luxemburgs Schicksal war eine unübersehbare Warnung. 
    .
    Es muss nicht schön gewesen sein, in den „Goldenen Zwanzigern“ zu leben besonders als Nichtangehörige des sich wieder erholenden alten Mainstreams, der fleißfertig darauf hinarbeitete, an das unfreie, von Zensur aller Art mit geistigen Scheuklappen ständig heimgesuchte Deutschland vor 1918 und die vielen Jahrzehnte davor wieder anzuknüpfen.

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