Jetton aus Jesu Zeit

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Nach Überprüfung ihrer Kleidung und Gepäcks auf rituelle Reinheit erhielten Besucher des Jerusalemer Tempels in Jesu Zeit einen „Jetton“ mit Stempel „Rein für Gott“. Erstmals wurde ein solcher „Jetton“ nahe der Klagemauer gefunden…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 25. Dezember 2011

Archäologen der israelischen Antikenbehörde, Ronni Reich und Eli Schukron, haben im 2000 Jahre alten Schutt unter dem herodianischen Straßenbelag nahe der Klagemauer in Jerusalem einen knopfgroßen „Jetton“ mit aramäischer Inschrift gefunden. „Daki JIH“, auf Deutsch „Rein für Gott“, ist da mit aramäischen Buchstaben in die Tonscherbe eingeprägt. Es ist ein erster archäologischer Beweis für einen „Jetton“, den jüdische Tempelbesucher in der Periode des Königs Herodes und Jesus gegen Bezahlung erhielten. Sie mussten ihre mitgeführte Kleidung und Nahrungsmittel auf rituelle Reinheit überprüfen lassen, um den Tempelbereich betreten zu dürfen. Diese Sitte ist in zeitgenössischen Schriften beschrieben worden, jedoch ohne Erwähnung einer gestempelten Tonmarke, wie sie jetzt im Schutt unter dem Robinsonsbogen einige Dutzend Meter südlich der Klagemauer gefunden worden ist.


Foto: Vladimir Naichin, Antikenbehörde

Das Erdreich wurde im ersten Jahrhundert vor der Zeitrechnung aufgeschüttet, um die wichtigste Straße Jerusalems entlang der Außenmauer des Tempelbereichs mit schweren Steinplatten zu verlegen. Etwa 3000 israelische  Kinder wurden mit dem Durchsieben dieses Erdreichs beauftragt, um selbst winzige Funde zu machen, darunter Öllampen und Münzen. Unter der gleichen Straße wurden kürzlich eine goldene Glocke gefunden, die einst am Rock eines Priesters befestigt war und die er offenbar auf dem Weg in den Tempel verloren hatte. Ebenso fanden die Archäologen im Abwasserkanal unter jener Straße ein gut erhaltenes römisches Schwert mitsamt lederner Scheide.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

4 Kommentare

  1. Gibt es nähere Hinweise darauf,
    warum  im 
     „Daki JIH“ für diese Vokalisation
    des Namens des Ewigen entschieden wurde?

  2. …ist es last but not least auch vorstellbar, dass in der Nähe des Tempelbergs jemand z.B. Schokokekse verkauft hat, und mit dem Teil den Spruch aufgestempelt hat… als Gag…

  3. Ein Siegel von einem Tonkrug?
    Es könnten Opfergaben „ready-to-go“ in Tonkrüge abgefüllt worden sein, ein Rabbi versiegelte diese dann direkt beim Hersteller mit einem solchen Jetton.
    Vermutlich gab es schon immer viele Reisende zum Tempelberg, die weder Opfergaben mitschleppen konnten, noch das Budget für lebende Tiere hatten.
    Wenn die Priester solche versiegelten Krüge komplett und ohne Öffnen verbrannt hätten, könnte das auch erklären, warum es so wenige dieser Jettons gibt…
     

  4. Warum sollte man solche Jetons ausgeben? Was sollte das beweisen? Den hätte man doch jederzeit an jemand anderen weitergeben können oder sogar verkaufen. Musste man den Jeton hinterher zurückgeben oder war man dann für immer rein?
    Also die Jeton-Theorie macht nicht gerade viel Sinn, meiner Meinung nach…
    Vielleicht war es ein Stempel, evtl. für Opfergaben?

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