2011 – Das Jahr, in dem die Israelis auf die Straße gingen

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Das Jahr 2011 zeichnete sich in Israel vor allem durch Demonstrationen aus. Es war das Jahr, in dem die Israelis aktiv wurden, um ihr Leben zu ändern. Sie gingen auf die Straßen, protestierten für Veränderung und verlangten, dass soziale Themen in Angriff genommen würden…

Von Sivan Raviv

Im Juni 2011 begann eine Facebook-Gruppe einen Boykott größerer Lebensmittelfirmen, nachdem Milchprodukte erneut teurer geworden waren. Die Gruppe hatte schnell 100.000 Mitglieder und verursachte letztendlich einen dramatischen Einbruch des Verkaufs von Hüttenkäse.

Nachdem diese Preissenkungen ein so großer Erfolg gewesen waren, hatten die Menschen das Gefühl, ihre Macht noch nicht voll ausgeschöpft zu haben. Unterstützt durch eine massive Medienberichterstattung wuchsen die Proteste weiter an und führten so zu einem breiten öffentlichen Diskurs über die Lebenshaltungskosten in Israel.

Eine Gruppe junger Menschen, die sich besonders an den Kosten für Wohnraum störte, stellte Zelte auf dem Rothschild-Boulevard in Tel Aviv auf. Ohne das beabsichtigt zu haben, hatte die Gruppe bald tausende Nachahmer, die überall im ganzen Land Zelte aufstellten und nach Veränderung riefen.

Den ganzen Sommer über nahmen jeden Samstagabend Hunderttausende an Massendemonstrationen teil und protestierten gegen die hohen Lebenshaltungskosten in Israel. Überall im Land lag ein Gefühl des Wandels in der Luft.

Zur selben Zeit gab es Verhandlungen, um die Arbeitsbedingungen von Ärzten zu verbessern, die nach einem vernünftigen Lohn verlangten. Dr. Leonid Edelman ging noch einen Schritt weiter, begann einen Hungerstreik und ging zu Fuß bis zum Regierungsviertel in Jerusalem.

Doch trotz der erfolgten Einigung reichten in Folge der als gescheitert wahrgenommenen Verhandlungen hunderte von Assistenzärzten ihre Kündigung ein. Ein Gerichtsbeschluss zwang sie zurück an die Arbeit.

Obwohl Regierungskommissionen einberufen und die sozialen Themen überall in den Medien diskutiert wurden, waren viele Bürger der Meinung, Regierung und Ministerpräsident täten nicht genug.

Die meisten der Proteste dauern noch an, doch ein fünf Jahre andauernder Protest ging in diesem Jahr endlich zu Ende. Im Oktober 2011 wurde der entführte Soldat der israelischen Verteidigungsstreitkräfte Gilad Shalit in einem Deal mit der Hamas aus seiner Gefangenschaft entlassen.

2011 war ein Jahr, in dem viele Israelis auf die Straße gingen, ein Jahr der zivilen Verantwortung, des Krachmachens und des sozialen Aktivismus.

Obwohl viele der Themen, gegen die protestiert wurde, noch nicht gelöst sind, ist eines sicher: Die israelischen Bürger haben verstanden, dass sie gehört werden, wenn sie nur laut genug ihre Stimme erheben.

Ynet, 20.12.11, Newsletter der Botschaft des Staates Israel