Hammer, Sichel und ganz viele Nägel

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Ich hab mal wieder eine Idee! So eine ganz brilliante…! Eine Idee für ein spektakuläres Radio-Feature! Ich plane ein radioeskes Vergleichsprojekt! Und zwar will ich Ballett und Militär vergleichen. Das ist super, oder?…

Von Ramona Ambs

Und ich hab schon ganz viel Vorarbeit zum Thema Ballett und Militär geleistet: Bei Beiden geht es um körperliche Ertüchtigung und vorgeschriebene Bewegungsabläufe, bei Beiden gibt es ein eigenes Vokabular, das von A wie Arabesque über D wie Drill bis zu Z wie Zündkopf reicht … und (!): Beide werden in der je eigenen Kostümierung präsentiert. Ja, im Grunde unterscheiden sich Ballett und Militär kaum…

Ich hab auch ein Vorbild, wie man sowas gut aufbauen kann. Also so einen Vergleich. Gestern gehört im Deutschlandfunk. Dort wurde die DDR und Israel verglichen. In der Sendeankündigung hieß es:

„Beide Länder haben sich vor 60 Jahren gegründet. Beide begannen als antifaschistische, sozialistische Systeme. Und beide sind heute bekannt für ihre Grenzkontrollen, ihre Geheimdienste, den Bau einer Mauer als Schutzwall … Das Feature behandelt biografische, musikalische oder historische Parallelen.“

Also ich finde, das klingt richtig lecker! Und bei dieser Vorgabe … wer weiß, vielleicht ist Israel der DDR ja sogar noch ähnlicher als das Ballett dem Militär…?

Zu Beginn des Features hört man ein altes DDR-Lied: „Sag mir, wo Du stehst“. Ein Lied, das in den Jugendorganisationen stets gesungen wurde, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Als Vergleichslied auf israelischer Seite wählt die Autorin Charlotte Misselwitz „Noladeti Lashalom“ von Usi Hitman. Das habe nämlich den gleichen Effekt. Nun könnten zwar schon die Liedtexte kaum unterschiedlicher sein (in „Noladeti Lashalom“ geht es um die Sehnsucht nach Frieden, in „Sag mir wo Du stehst“, darum Position gegen denn Klassenfeind zu beziehen), aber davon sollte man sich nicht irritieren lassen. Auch dass der Komponist des DDR-Liedes, Hartmut König, ein SED-Funktionär war und Usi Hitman hingegen einfach Sänger und Komponist, muss einen nicht verunsichern. Immerhin wurden beide Lieder in beiden Ländern vorrangig von Jugendlichen gesungen. Das muss als Bezugspunkt und Vergleichsmoment ausreichen.

Aber es kommt noch kurioser. Dass man als ehemalige DDR-Bürgerin, wie Grit Schorch, an Jom HaShoa an die Fahnenappelle denken muss, mag als persönliche Assoziation ja noch durchgehen, aber muss man daraus einen ernsthaften Vergleich konstruieren? Glaubt man wirklich, wenn man erwähnt, dass die achtjährige Rona beim Sirenenton „jedes Jahr minutenlang still stehen muss“ den Gedenktag Jom HaShoa auch nur annähernd einem Fahnenappell in der DDR mit anschließendem Fahnenhissen gleichsetzen zu können?

Und was will man dem deutschen Publikum sagen, wenn man darauf hinweist, dass der Schabak im Grunde wie die Stasi sei, nur eben viel effektiver…? Was will man sagen, wenn man betont, dass die israelische Mauer, ebenfalls als Schutzwall deklariert, viel größer ist, als die Berliner Mauer?

Wer einen Hammer in der Hand hat, sieht nur noch Nägel, pflegte meine Oma zu sagen. Aber nein, ganz so einäugig ist man beim Deutschlandfunk nicht. Man hat auch Unterschiede gefunden: In Berlin hört man Heizungen und in Tel Aviv die Kimaanlagen rattern… und der Cheder Ochel, der Speisesaal des Kibbutz, ist dann doch irgendwie schnuckeliger als die Aula der Parteizentrale…

Damit hätten wir dann aber auch schon fast sämtliche Unterschiede beisammen. Und während Ofir Ilani noch für jeden nachvollziehbar die Mentalität der Kibbuzniks mit der der Ostdeutschen vergleicht, weil sie, in der Tat, aus einer ähnlichen, sozialistisch orientierten Gemeinschaft stammen, wird gegen Ende der Sendung eine ganz andere Quintessenz deutlich: die Palästinenser sind die eigentlichen Opfer des, der DDR ähnlichen, Überwachungsstaates Israel. So einfach ist die Welt. Drängt sich ja auch alles förmlich auf. Zumindest der Autorin Charlotte Misselwitz.

Und natürlich muss so eine Sendung auch am Vorabend zum 9. November laufen. Da tut es dem deutschen Publikum besonders gut zu hören, dass die Juden so schlimme Finger sind… und dass die DDR, die die Deutschen so erfolgreich hinter sich gelassen haben, in Israel quasi noch existiert.

Aber wie heisst es so schön: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich…

Immerhin kann man mit dieser Logik die nächste Anti-Kriegs-Demo zur Ballettakademie umleiten. Zumindest nach meinem persönlichen Feature dazu! Ballett und Militär sind sich nämlich fast genauso ähnlich wie Israel und die DDR… Drängt sich doch förmlich auf, der Vergleich!

42 Kommentare

  1. Das ist wirklich grauenhafter Unfug! Nach den notorischen Nazi- und Apartheidsvergleichen nun also die DDR. Was kommt als nächstes: Franco-Spanien, Chile unter Pinochet, Nordkorea? Hauptsache, das antisemitische Ressentiment wird bedient…

  2.  
    und mehr D e l p h i n e !
     
                                                                       stets zu Diensten
     

  3.  
    Danke jim, für die Aufklärung!
    Und danke Uri für’s Auseinanderfalten!
    Wie’s scheint, ist das dann auch angebracht (und entgegenkommend dazu! 😉 ), und, wie’s scheint, perlt’s eben an gewissen Leuten einfach ab, wie gewöhnlich.
    Daher auch nochmal Danke prussian, wo’s nicht einfach so abzuperlen scheint.
    Das ist nunmal keine Selbstverständlichkeit.
     
    Allerdings, für’n Henryk übernehme ich keine Haftung.
    Zum Glück haben wir ja noch Psychoanalytiker. 😛
    Also, mehr Henryks, mehr Psychoanalytiker und mehr D e l p h i n e !
     
    *~*~*
     
    @Daniel
    „Erzählen sie mir doch mehr über die “gerechteren Verhältnisse”! Bin schon gespannt….“
    Lesen Sie doch einfach (noch)mal, was ich schrieb. Was sollte ich Ihnen dazu noch erklären?
     
    „Ja, die Russen befreiten Auschwitz…und im Nachhinein versklavten sie den gesamten Ostblock für die nächsten 50 Jahre.
    Vielleicht erklären sie auch diesen Millionen Menschen die “gerechteren Verhältnisse”….“

     
    „…die Russen befreiten Auschwitz…“ so ungefähr habe ich’s doch auch geschrieben, so what!?
     
    Aber wenn Sie Lust haben, dann erklären Sie doch mir allein und den fantastilliarden Menschen die hier lesen was Sie verstehen unter „gerechteren Verhältnissen“?
     
    Einen kleinen Anstoß von mir bekommense mal: historische Sachlichkeit ist ein guter Anfang!
    Den Russen wollte ich nichts unterstellen. Aber wie auch immer, sie haben Auszwitz (usw) befreit, ergo, viele Menschen vor dem Tod durch die Nazi bewahrt. Was dagegen?
     
    „…und man denkt man wirkt so cool.“
     
    „Cool“ daran ist nichts, nur der höhnisch kalt“cool“lächelnde ‚SS-Mann‘, der den Mord vollstreckt, der ist „cool“. Also nur „frei assoziiert“… gewissermaßen.
     
    Ne, keine Sorge, ich wollte Ihnen nix unterstellen, und ratense mal, wer noch so Verwandtschaft da bei der Mauer hatte, bevor der Russe kam. 
    „…in den Lüften da liegt man nicht eng…“

    (aus „Todesfuge“, Paul Celan).
     
    Und Rußland?
    Ach hörnse auf!
     
    Hamse eigentlich was gegen die schnuckelige DDR? Macht sich doch gut im Böösiealbum.
     
    >Deshalb, zitieren wir noch einmal den israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“.<
     
    Und Danke Ramona für’n Artikel, und Andrea für’s Aufdecken (siehe Uri) und Knut den Eisbären für’s „cool sein“ und Danke Gute Nacht. 8)
     
     
     
     
     
     

  4.  
    Henryk M. Broder – der früher …


    Danke für Deinen sehr guten Beitrag, Uri.
     
    Im Ãœbrigen kann ich alle die daran zweifeln beruhigen, man fühlt sich, wenn je, wann und wo auch immer, die in diesem Satz – „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“ – wohlbegründet zum Ausdruck gebrachte Erkenntnis aktuell wird, fühlt man sich keineswegs cool, sondern jämmerlich hilflos.
     
     



  5. @ Daniel (der mit dem restringierten deutschen Code :)). Wie ich vorhergehend formuliert habe: „Nun, in den Leserbriefspalten hier auf haGalil demonstrieren die ewig gleichen Leute die Aktualität dieser Analysen.“ 🙂 😉 🙂

  6. >>“„Die Deutschen verzeihen den Juden Auszwitz nicht““<<

    So ein Blödsinn!

    Dafür das Juden so oft gegen verallgemeinernde Stereotypen kämpfen müssen haben sie sich auch so ihre eigenen kleinen, engen Schubladen gebaut was andere Menschen angeht, isses nich so!

    Dieser Spruch is absolut sinnlos! Macht sich aber gut als statement…immer mal wieder eingestreut und man denkt man wirkt so cool.

    Lachhaft


  7. @Jim: Zvi Rex.
    Jim, danke für die Klärung – sie ist zutreffend.
    Ja, wer die witzelnde, luzide Formulierung „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“ des israelischen Psychoanalytikers Zvi Rex wirklich verstanden hat bedarf keiner langatmiger Reportagen und Essays über die Interpretation der periodisch auftretenden antisemitischen Vorfällen. (Seit gestern wissen wir um die antisemitischen Wurzeln einer unglaublichen Mordserie hierzulande).
    Klarer als Zvi Rex hat es noch nicht einmal der brave Adorno formuliert. Laut der englischsprachigen Wikipedia http://en.wikiquote.org/wiki/Zvi_Rex hat Henryk M. Broder diese Formulierung erstmals 1986 in seinem bis heute lesenswerten Buch Der ewige Antisemit: Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls aufgegriffen und popularisiert.
    Die Zeit (2002) griff hierauf in ihrer Analyse zu den antisemitischen Ausfällen des CDU-MdB Martin Hohmann – die Andrea Livnat am 27.10.2003 auf haGalil aufgedeckt hat! – zurück. Dort wurde treffend, unter der Überschrift „Die Antisemiten können den Juden Auschwitz nicht verzeihen“, zu Zvi Rex´ hellsichtiger Formulierung ausgeführt:
    „Damit wollte er sagen, die Juden seien lebende Denkmäler deutscher Schuld. Und Schuldgefühle wird man am besten los, indem man das eigene schlechte Gewissen auf andere projiziert: Die Juden sind an ihrem eigenen Unglück und dem anderer schuld. Auf nichts anderes läuft Hohmanns Rede vom „Tätervolk“ hinaus. Sind sie’s, dann stehen die Deutschen nicht mehr ganz so befleckt in der Weltgeschichte herum.“ http://www.zeit.de/2003/47/01_____Leiter_1
    Henryk M. Broder – der früher ganz ausgezeichnete Analysen zum Antisemitismus publiziert hat – hat in seinem Spiegel-Beitrag (2002) zur „Ende der Schonzeit“ (2002) erneut auf Zvi Rex Bezug genommen. Zur Veranschaulichung der Bedeutsamkeit und Hartnäckigkeit des sekundären Antisemitismus führt er einleitend aus:
    „Was für ein Glück, dass Joseph Blatter kein Jude ist. Der Mann steht unter Korruptionsverdacht, er soll Feinde gekauft und Freunde geschmiert haben; seine Wiederwahl zum Präsidenten der Fifa hat er mit unfeinen Tricks herbeigeführt. In der Kasse seiner Organisation geht es drunter und drüber, er führt sich auf wie ein totalitärer Potentat, der keinem Rechenschaft schuldet. Dennoch: Kein Mensch macht sich Sorgen, sein Gehabe wäre dazu angetan, „antischweizerische Ressentiments“ zu wecken.“
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-22776275.html
    Nun, in den Leserbriefspalten hier auf haGalil demonstrieren die ewig gleichen Leute die Aktualität dieser Analysen.
    Deshalb, zitieren wir noch einmal den israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“.

  8. >>“Da wäre zB die Tatsache, daß die DDR aus der sowjetischen Besatzungszone hervorging, und es war die Rote Armee, die Auszwitz „befreite“. Man mag der DDR alles mögliche nachweisen, was für Unfug da getrieben wurde, aber in Besserwessien wird doch sehr überzogen, und ganz ähnlich wie gegenüber Israel scheint es, daß man eben auch der DDR (bzw jenem Landstrich) nicht verzeiht, daß es sich sowjetisch besetzen ließ…(bzw Broder’s (?) Wort: „Die Deutschen verzeihen den Juden Auszwitz nicht“<<

    @A.mOr

    Ich wurde in der DDR geboren, in der Nähe der Mauer.
    Erzählen sie mir doch mehr über die „gerechteren Verhältnisse“! Bin schon gespannt….

    Ja, die Russen befreiten Auschwitz…und im Nachhinein versklavten sie den gesamten Ostblock für die nächsten 50 Jahre.
    Vielleicht erklären sie auch diesen Millionen Menschen die „gerechteren Verhältnisse“….

  9. Es war (leider? oder „Gott“ sei Dank?) in der Geschichte immer so: der, der die Mauer baute wurde von ihr erschlagen. Angefangen in Jericho, beendet – zweimal in Jerusalem, fortgeführt in Chinas Norden, weggeblasen in Warschau, eingestürzt über Ost-Berlin, und dem Verderben geweiht an der „grünen“, in Wahrheit verdörrt braunen und doch nur grauen, Mauer um Israels Besitzanspruch …

       

  10. Mauer bleibt Mauer, und hat zwei Seiten, also auch zwei Sichtweisen Die immer vollends gegensätzlich sind. Und jede Seite ist sich unabänderlich sicher, von der einzig wahren Sicht besessen zu sein.  Nicht zu widerlegen. Nicht auf dieser Welt …
     

  11. Auf hohem Niveau? Duetschlandfunk? Korrupt auf hzohem Niveau ja, hohes Niveau in der hiesigen Landschaft. mag sein. Und trotzdem so oft armselig, so tief unterwandert von Vergangenheit und ihrer Zombies. Echter „Made in Germany“, jeder Made der Stoff aus dem die Scheißfliegen sind. Oder so …
    🙂

    • Oh, das ist ja hochinteressant:

      Korrupt auf hzohem Niveau ja, hohes Niveau in der hiesigen Landschaft. mag sein. Und trotzdem so oft armselig, so tief unterwandert von Vergangenheit und ihrer Zombies

      Dafür hätte ich aber gern nur einen einzigen kleinen Beweis!
       
      Aber das hier beunruhigt und verwundert mich denn doch sehr ernsthaft:

      Echter “Made in Germany”, jeder Made der Stoff aus dem die Scheißfliegen sind.

      weil… ja weil sich die ausschließlich Freiwilligen der ISC – U-Boot-Flottille offensichtlich ausschließlich, von den Kommandanten bis zum letzten Matrosen, auf den Stoff aus dem die Scheißfliegen sind bedingungslos verlassen und ihm ihr Leben und u.U. in einer hoffentlich nie kommenden entscheidenden Gefechtssituation:

      „Durch die Torpedorohre … können  … nuklearwaffenfähige Marschflugkörper  …  mit Nuklearsprengkopf abgeschossen werden“ „… hält sich ganzjährig jeweils ein U-Boot mit nuklear bestückten Marschflugkörpern im Persischen Golf auf … (Wikipedia)

      und evtl. schon jetzt in jedem Augenblick das ganz Israels anvertrauen.

      Und was ist z.B mit den Kanonen der Merkava III und IV? Sind ja auch aus demselben Stoff.  

  12.  
    „Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich…“
    Und zB bei einem Bulgakow (wenn ich mich recht erinnere) kann man dann nachlesen, daß der Teufel manchesmal ein Hinker sei…
     
    Schelm, wer solches auf die Frau Charlotte Misselwitz vergleichend anwenden wollte, und versuchend Henker, wer die DDR und den Staat Israel letztlich über „Shabak=Stasi=Gestapo“ in freier, vergleichender Assoziation in eine Reihe stellt.
    „Annähernd“ ist beinahe nicht richtig, man könnte darauf verzichten, wenn der Witz der Frau Misselwitz nicht so abgegriffen wäre.
    Die Islamisten & deren Gönner nennen es dann „ZionIsraeli“ (oder so ähnlich), nu, es wäre noch bahämmata, wollten sie es als „BrockenIsraeli“ bezeichnen, die Intonation ist’s, auf die es ankommt. So wird etwa in den „israelkritischen“ Kreisen das Wort „hasbara“ im Sinne des islamischen „takiya“ gleichgesetzt, und somit gleich nebenbei zum „Unwort“.
    Man muß schon mit hebräischer Sprache aufgewachsen sein, um diesen Schlamassel aufzudecken, da mag auch manchem Jekkes der Humor am Knie herunterkullern.
    Aber so sindse eben, jene Henker und Besserverstehas, haben keinen Humor und gönnen ihn auch nicht den anderen.
    Und ganz ehrlich, mir fällt es schwer angesichts des Themas hier mit Humor zu entgegnen, denn daß die „Intellektuellenwelle“ sich zu solchen platten Argumenten hingibt, zeigt wohl ziemlich deutlich, daß da mehr Absicht als Intellekt hintersteckt.-
     
    Einfach finster.
     
    Ach, über Israel wissen wir ja (beinahe) alles (jeder auf seine Weise, meinetwegen, und auf jahrhundertealte Tradition der Karikatur gestützt), aber im Spiegel an die DDR vermisse ich doch manchesmal ein paar einfache Maßstäbe, um das Ganze in einem gerechteren Verhältnis zu sehen. Da wäre zB die Tatsache, daß die DDR aus der sowjetischen Besatzungszone hervorging, und es war die Rote Armee, die Auszwitz „befreite“. Man mag der DDR alles mögliche nachweisen, was für Unfug da getrieben wurde, aber in Besserwessien wird doch sehr überzogen, und ganz ähnlich wie gegenüber Israel scheint es, daß man eben auch der DDR (bzw jenem Landstrich) nicht verzeiht, daß es sich sowjetisch besetzen ließ…(bzw Broder’s (?) Wort: „Die Deutschen verzeihen den Juden Auszwitz nicht“
     
    Jetzt habe ich doch irgendwie ein Vergleich hergestellt? Aber ganz ohne Witz? Nu, Misseltow, gewissermaßen…
     
    Ach, nebenbei, 9.November, was für ein Hinweis! Und weil er nun mal da ist, so gehen wir doch noch darauf ein, daß auch der judenfeindliche Film „Im Tal der Wölfe – Palästina“ Premiere in Deutschland am „Auszwitz-Befreiungstag“ („Holocausttag“) hatte…
     
    Scheint’s, als ob Deutscheland sich in alterneuer Tradition bewährt, angepaßt auf „neue Verhältnisse“. Zumindest eben jenen, die in der Lage sind, öffentlichkeitswirksame „Bilder“ zu erzeugen, und sich erdreisten dabei die „Mehrheitsmeinung“ zu präsentieren, sich aber trotzdem sehr wohl bewußt sind, daß sie vor allem Mehrheitsmeinung manipulieren.
    Nennen wir’s doch den „goebbel’schen Reflex“,…
     
    (schabbes a gitn ale.hem)
     
     
     
     



  13. Unvergleichbar!
     
    Für Manche eben schon. Damit stellt sich allerdings die Frage nach der Motivation, im Kern nämlich wird hier Israel mit einem totalitären System auf eine Ebene gebracht.


    Warum?


    Damit aber ergibt sich aber eine besondere Perspektive, durchaus ambivalent, auf andere Arbeiten mit Israel-Bezug dieser „Philosophin“; diese weisen dann auch promt durchaus hinterfragbare Aspekte auf.

     
     
     
     

  14. Hmm…
    Berliner Mauer – gebaut um Leute einzusperren, sie am Verlassen des Landes zu hindern (Abstimmung mit den Füßen).
    Israels Mauer – gebaut um Terroristen draußen zu halten, um sie am eindringen und töten Unschuldiger zu hindern.
     
    Unvergleichbar!

  15. „der Jekke Uri Avnery (jaja ich weiß, der Vorzeigejude hier, kennmadoch) gäbe drei Sterne für die Sendung.“
     
    Mag sein, wenn so ein Feature in Israel gesendet würde, gäb’s sicher noch ein paar mehr Leute, die daran ihren Spaß hätten. Die kennen sich da nämlich aus, was Israel anbelangt. Und Humor ham’s a.
    In Deutschland aber nicht.

    • Im Rheinland sind die Leute übrigens heute fast alle Jecken, und in u.a. Frankreich, nicht jedoch in Deutschland(!) ist heute Feiertag, weil am 11.11.1918 da der Waffenstillstand von Rethondes faktisch den Ersten Weltkrieg beendete.

  16. @ willow

    “ … Deutschlandfunk” ja durch die “Vereinigung” von “RIAS” mit dem Sender “Stimme der DDR” entstanden.“

    Schwachfug. Du wirfst unbekümmert DeutschlandRadio und Deutschlandfunk durcheinander. Der DLF wurde 1960 per Gesetz der Bundesrepublik Deutschland gegründet. 

    Zu DeutschlandRadio schreibt Wikipedia:

    „1994 wurden der Deutschlandfunk (Köln), der RIAS (West-Berlin) sowie Teile von Stimme der DDR und Radio DDR 2 (Ost-Berlin), die als Deutschlandsender Kultur (DS Kultur) die Wende überlebt hatten, unter dem Dach einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft namens DeutschlandRadio zusammengeführt.“

    Ãœbrigens – der erste Intendant der „Stimme der DDR“ war Kurt Goldstein.  

    haGalil-Lesen bildet:

    http://test.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=1278

    s. auch: 

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Goldstein_(Journalist)

    • Ãœberschneidet sich teilweise mit dem Kommentar von mfb, weil dessen Text noch nicht freigeschaltet war, als ich meinen absandte. Genauso lief es übrigens mit dem Link für den haGalil-Artikel von 2008, den wir beide unabhängig voneinander setzten. Macht ja nichts, nur mag es etwas verwundern ohne Kenntnis des simplen backgrounds.

  17. aha. und weil die Frau im Jahr 2008 (?) eine gute (?) Reportage gemacht hat, muss man ihr Feature jetzt auch gut finden? 
    Seltsame Logik…
    achja: und auch weil das auch immer wieder kommt: ich habe nirgends geschrieben, das Feature sei antisemitisch, antijüdisch oder antiisraelisch…. nur mal so Kenntnis. 
    Aber die Vokabeln: „naiv, absurd, unverantwortlich und grenzwertig“ find ich außerordentlich treffend… 

  18. Der Deutschlandfunk ist auf hohem Niveau einer der besten Sender in der BRD, etwas links orientiert, dazu schon immer geradezu penetrant israelfreundlich. Kein Mensch ist gezwungen, ihn anzuhören und kann ja auf RTL oder sonstwas im Mediendschungel schalten. Wie wärs mit Musikantenstadl?
    .
    Wer aber sich die Sendung (fast eine Dreiviertelstunde lang) anhören und selbst ein Urteil darüber bilden möchte:
    .
    http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/11/08/dlf_20111108_1914_df150278.mp3
    .
    Ich finde das feature einfach köstlich. Wer es mit Bierernst anhört, dem entgeht, was es vermitteln möchte:  einen konsequent links- und friedensorientierten, unterschwellig humorvoll eingefärbten, leicht sarkastischen, etwas melancholischen Abgesang auf die Entwicklung der Arbeiterbewegung hier und in Israel, verknüpft mit dennoch etwas Hoffnung auf bessere Zeiten.
    .
    Jede Wette: der Jekke Uri Avnery (jaja ich weiß, der Vorzeigejude hier, kennmadoch) gäbe drei Sterne für die Sendung.
    .
    Von wegen Jekken: haGalil veröffentlichte 2008 einen haAretz-Artikel vom Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv, Titel: „Die heißesten Mädels in der Stadt“ Er entstand auf Grund einer Veröffentlichung der gleichen Autorin, die das Feature machte:
    .
    http://test.hagalil.com/01/de/Israel.php?itemid=2891

  19. Da mich mittlerweile einige Leserbriefe und auch Facebookposts zu dem Thema erreicht haben, möchte ich hier nochmal zwei drei Sätze loswerden. Niemand hat etwas gegen persönliche Assoziationen. Sogar ich nicht. 🙂
    Unter journalistischen Gesichtspunkten jedoch, ist es höchst problematisch (auch in einem Feature) aus einer zufälligen Assoziation eine These zu entwickeln und dann nach Dingen zu suchen, die diese These stützen. Das ist insbesondere dann geradezu absurd, wenn schon die einfachsten Vergleiche nicht wirklich funktionieren, wie beispielsweise eben die Lieder „Sag mir, wo Du stehst“ und „Noladeti LaSchalom“. Und selbst wenn man hie und da Dinge findet, die sich ähneln, ist es historisch geradezu fahrlässig einen solchen Ländervergleich abzuliefern. Wer ernsthaft die Berliner Mauer und die israelische Mauer in Verbindung bringt, oder die Aktivitäten des Schabaks mit der Stasi verknüpft, erzählt weder etwas über die eine noch über die andere Sache und offenbart nur seine eigene, offenbar große Ahnungsosigkeit. Bestenfalls kann man noch von Naivität sprechen. Mit bleibt völlig schleierhaft, wie ein solcher Beitrag gesendet werden konnte. Aber mir bleibt ja vieles schleierhaft in dieser Welt…. 
    ..

    •  
       
      Stimme vollkommen zu, Der Beitrag ist ein Ärgernis. Müßig über die Entstehung zu spekulieren, insbesondere was Ideologie, Präokkupation, Affirmation und Mystifikation betrifft, man bemächtigt sich dieses Landes, einfach zur Selbstinszenierung. Selbstverliebes Fabulieren auf intellektuell sehr hohem Niveau, wie man meint, sloterdijkmäßig – so mein Eindruck. entlarvend in der Konsequenz.
       
       

  20. Lustigerweise ist der „Deutschlandfunk“ ja durch die „Vereinigung“ von „RIAS“ mit dem Sender „Stimme der DDR“ entstanden … die „DDR-Stimme“ hat sich wohl durchgesetzt 😉
     

    • Lustigerweise hast du auch hier mal wieder nur Blödsinn geschrieben.

      „Im Jahre 1960 wurde per Bundesgesetz der Deutschlandfunk (DLF) als eigenständige Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. …  Die Langwelle wurde dem neuen Sender Deutschlandfunk mit Sitz in Köln übergeben, der am 1. Januar 1962 mit der Ausstrahlung eines deutschsprachigen Hörfunkprogramms begann.“
      http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandfunk

      Was entfernt die gleichen Wörter in einem Satz vereint:
      „Daher einigten sich die 16 Bundesländer mit Wirkung zum 1. Januar 1994 darauf, die Körperschaft des öffentlichen Rechts Deutschlandradio per Staatsvertrag unter einem gemeinsamen Dach von ARD und ZDF zu errichten. In dieser neuen Körperschaft gingen die bisherige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts Deutschlandfunk zusammen mit dem ehemaligen West-Berliner RIAS und dem ehemaligen DDR-Deutschlandsender auf.“

      Aber
      Deutschlandfunk (DLF) ist das Informations- und Kulturprogramm. Es ist der Nachfolger des gleichnamigen Hörfunkprogramms, das bis 1993 von der bis dahin bestehenden eigenständigen Rundfunkanstalt Deutschlandfunk (Sitz in Köln) ausgestrahlt wurde. (Der 1994 bei der Gründung des DLR festgelegte Name DeutschlandRadio Köln hat sich nicht durchgesetzt.)
      Deutschlandradio Kultur (DKultur), ehemals DeutschlandRadio Berlin ist das Kulturprogramm. DR Berlin ist aus dem ehemaligen West-Berliner Sender RIAS 1 und dem Ost-Berliner Sender DS Kultur hervorgegangen. Am 7. März 2005 wurde DeutschlandRadio Berlin im Zuge einer Programmreform in Deutschlandradio Kultur umbenannt.“
      http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandradio

      Naja .. is ja so ähnlich oder so .. 😀

  21. Danke Ramona für die Aufmerksamkeit, solche hanebüchenen Vergleiche überhaupt publik zu machen – wer hört schon Deutschlandfunk. Wie Vielen meiner Generation ist das – zum Glück? – entgangen. Muss man sich fragen, welche Hörerschaft der Sender anzusprechen gedenkt, um seinen eigenen Weiterbestand zu rechtfertigen. Staatlicher Auftrag hin oder her  – mich erreicht er nicht und meine Freunde auch nicht und um einen den Sender bestandssichernden Beitrag mag ich mich gar nicht aufregen. Meinungsbildend ist er keinesfalls.

  22. Klasse. Da stockt einem der Atem. Fast möchte man lachen, wenn es nicht so traurig waere. Wenn in Deutschland von Juden die Rede ist, muss verglichen werden. Eine Manie, deren Motiv nur allzu offensichtlich ist. Da drückt was und das soll weggedrückt werden.

  23. Shalom,
    willkommen im Club der Fassungslosen. Diese Form der nachgerade pathologischen Form der Ahnungslosigkeit (b.d. Autoren des DLF) erzeugt bei mir wiederum fast schon Wut, weil bei Diskussionen mit solchen Leuten spätestens dann der Vorhang fällt, wenn ich mir anhören muß, daß man es doch nur gut meine, man nichts gegen die Juden habe, blabla. Als nichtjüdischer Deutscher mit relativ viel Geduld bekomme ich dann doch schon mal Gewaltphantasien.

  24. Sehr eigenartige Vergleiche … Vielleicht sollten einige Autoren grundlicher recherchieren.

    Und noch ein Hinweis eines „gelernten“ Ex-DDR-Bürgers: Die Symbole des DDR-Emblems waren Hammer, Zirkel und Ehrenkranz und standen für die Vertreter der Arbeiter, der Intelligenz und der Bauern. Hammer & Sichel deuten da eher auf die ehemalige Sowjetunion. Aber auch da kann man ja Vergleiche ziehen, wenn man will.

  25. „noch für jeden nachvollziehbar die Mentalität der Kibbuzniks mit der der Ostdeutschen vergleicht, weil sie, in der Tat, aus einer ähnlichen, sozialistisch orientierten Gemeinschaft stammen, “ Also bei aller Liebe!

    Wie hoch ist denn die Anzahl der erschossenen Kibbuzflüchtlinge, verglichen mit denjenigen die wegen Kibbuzflucht in den eigenen Gefängnissen sitzen. Vielleicht ist es möglich, dies durch eine Anfrage beim Kibbuzgeheimdienst zu erfragen, falls die nicht zu beschäftigt sind Waffenlieferungen an terroristische Gruppen außerhalb des NKA( nicht kibbuzinisches Ausland) zu organisieren. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang natürlich das Sendungsbewußtsein des nur als Topas oder B.G. bekannten Kundschafters aus Sde Boker, der mit knallharten Maßnahmen im gesamten Land eine ähnliche, sozialistisch organisierte Gemeinschaft durchsetzte. Das wars aber glaube ich mit den Ähnlichkeiten. 🙂

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