Rückblick: 9. November 2011 in der Budge-Stiftung

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Im Beisein von ca. 180 Gästen konnte am diesjährigen Gedenktag zur Erinnerung an die Reichspogromnacht vom 9. November 1939 das Denkmal zur Erinnerung an die 23 ermordeten jüdischen Bewohner der Budge-Stiftung eingeweiht werden…

In seinen einführenden Worten erinnerte Heinz Rauber, der Stiftungsdirektor, daran, dass Augen- und Ohrenzeugen unter den Gästen der Gedenkstunde seien. Diese so Rauber, würden erinnern, welch aggressive Stimmung sich Bahn gebrochen hatte. Diese Bedrohlichkeit konnte nicht unbemerkt bleiben. Niemand konnte sich der Pogromstimmung entziehen. Belegt sei diese Vermutung durch die lebhaften Berichte der hier lebenden Menschen. Man müsse sich erinnern, dass in jener Nacht und in den folgenden Tagen 3000 Menschen um ihr Leben gebracht worden seien.


Stiftungsdirektor Heinz Rauber bei seiner Begrüßungsansprache vor mehr als 170 Bewohnern und Gästen im Rosl- und Paul-Arnsberg-Saal.

In den Konzentrationslagern wurde geschunden und gemordet. Juden und Regimegegner waren gleichermaßen Repressionen ausgesetzt. Dies bestätigte Frau Koch, die aus Montevideo in die Budge-Stiftung einziehen wird und zu den Überlebenden der Shoa gehört.


Bewohner, Frau Anni Bober und Herr Prof. Dr. Hebel, Mitglieder der Arbeitsgruppe „Erinnern und Gedenken“.

An der Gedenkstunde nahmen auch viele Menschen teil, die mit ihren großen und kleinen Spenden zur Verwirklichung des Denkmals beigetragen haben. Diese Spender zeigten sich von der Begegnung mit den Überlebenden der Shoa beeindruckt. Deren aktives Mitgestalten ist das eigentlich Besondere dieser Gedenkstätte.


Prof. Dr. Salomon Korn

Diese Gedenkstätte ist ein guter Ort für die nachkommenden Generationen, sich mit der Verfolgung der Juden auseinanderzusetzen.

Unteres Bild, rechts, Prof. Dr. Salomon Korn mit Aviva Goldschmidt und Jugendlichen beim Anzünden der 6. Kerze.

–> Ansprache von Prof. Dr. Salomon Korn, Vorsitzender des Vorstands der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main, anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte.

Mehr zur Stiftung: http://www.budge-stiftung.de

6 Kommentare

  1. Ergänzung. Jim, das „1939“ habe ich überlesen und erst jetzt verstanden, was du damit meintest, sry.

    Womöglich ist auch das „3000“ so ein Versehen, und es sollte „300“ heißen, was die Art des Verbrechens deshalb aber um kein Jota geringer werden lässt. Nochmal Danke fürs genaue Hingucken.

    Jedenfalls werde ich diese Zahl „3.000“ solange nicht weitergeben, bis ich Klarheit habe.

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      Könnte aber durchaus sein, dass es sich nicht um ein Versehen handelt, vielleicht ist es eine Metapher:
       
      Und er berichtete von seinem Besuch im jüdischen Museum, in dem er den Brief eines neunjährigen Mädchens an seine Eltern entdeckte. „Papa, warum tun sie uns das an?“, wollte das jüdische Mädchen wissen. Eine Antwort habe sie nie bekommen, ihre Eltern nie wiedergesehen.


      Schon beim Wangenheim hatte ich Probleme, es zum Ausdruck zu bringen, so kam ich auf den Reibungswinkel. Auf die Frage, wieviele Menschen zu diesem Datum ihr Leben verloren, ist, tränenlos eine Zahl genannt, die falsche Antwort: Man kann  100 sagen, oder 300, 3000, 30.000, gar 300.000, man wird nicht die Wahrheit treffen.
       
       

    • Danke; die Leute anzuschreiben mit einem Hinweis auf den Artikel + Bitte um Beachtung der Kommentare wollte ich schon tun, unterließ es dann aber, weil das Kontaktformular persönliche Daten abfragt. Nicht mein Ding.
      Interviews im Zusammenhang sind solche, die entstehen, wenn die örtlichen Medien zu einer Veranstaltung wie dieser kommen und Fragen stellen, was in der Form nicht audgezeichnet wird, d.h. die ReporterInnen notieren sich Stichpunkre für ihren Bericht.
      Es sollte doch unter der LeserInnenschaft hier die/den Eine/n oder Andere/n geben, die davon weiß. Hopefully.
      Aber, um dich nicht ganz frustriert stehen zu lassen, hier der Text meines Handzettel, den wir verteilten. Knapp gefasst, weil vor Allem für Jüngere, die in einem „Sternlauf“, veranstaltet vom Jugendring, zu etwa 700 Jugendlichen, vorbeikamen:
       
      Eine Information der Hagener VVN-BdA, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, zum heutigen Mahn- und Gedenktag:
       
       
      Es geschah, auch in Hagen, in der Nacht vom 9. auf den 10. November.
       
      1938, vor 73 Jahren: Pogrom. Terror. „Kristallnacht“.
       
      Das Wort Pogrom ist russisch, bedeutet Aufruhr, Zerstörung, Morde.
       
      Die deutsche nazistische Regierung hatte seit ihrer Wahl im Januar 1933 von Anfang an darauf hingearbeitet, in ihrem Machtbereich die jüdische Bevölkerung zunächst einzuschüchtern, sie möglichst zur Flucht zu zwingen.
       
      Das steigerte sich beständig. Bis zum organisierten Mord an ca. 6 Millionen Menschen. Wenige überlebten.
       
      Um die Reaktion der Nichtjuden im In- und Ausland auf diese Politik zu testen, befahl die Nazipartei vom 7. – 13. November allen Parteimitgliedern die Durchführung eines sorgfältig vorbereiteten Pogroms. Nicht in Uniform!
       
      Dabei wurden in Deutschland, in Österreich, im Sudetenland ca. 1.400 Synagogen und religiöse Stätten geschändet, zum Teil in Brand gesteckt, zum Teil gesprengt, auf jeden Fall aber verwüstet. 30.000 Menschen wurden in KZs und Gefängnisse eingeliefert. mehr als 400verloren ihr Leben.
       
      In Hagen begann es nachts am 9./10. November um drei Uhr. Hagener aus mehreren Stadtteilen zogen lautstark durch die Stadt, drangen gewaltsam in Wohnungen ein, zerstörten Geschäfte, nahmen mit, was ihnen gefiel.
       
      Die Synagoge brannte aus, die Mauern blieben stehen, das Gebäude wurde danach von der Nazipartei genutzt. Bomben der letzten Kriegsjahre zerstörten es total.
       
      350 Hagenerinnen und Hagener bangten um ihr Leben. Zu Recht. Ein Mann, dessen Familie die Nazis besonders hassten, weil sie ihnen immer mutig begegnete, starb an seinen Verletzungen. Viele Menschen wurden geschlagen und verletzt, einer aus dem Fenster geworfen.
       
      Unter den genannten 30.000 in KZs Verschleppten waren mehrere Hagener.
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       

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      Danke; die Leute anzuschreiben mit einem Hinweis auf den Artikel + Bitte um Beachtung der Kommentare wollte ich schon tun, unterließ es dann aber, weil das Kontaktformular persönliche Daten abfragt. Nicht mein Ding.
      Interviews im Zusammenhang sind solche, die entstehen, wenn die örtlichen Medien zu einer Veranstaltung wie dieser kommen und Fragen stellen, …
       
      Verstehe, das hab ich gefunden, ausgesprochen vorbildlich, so etwas hat wirklich Sinn:
       
      http://www.derwesten.de/staedte/hagen/mit-theater-und-musik-gegen-nazis-id2052238.html
       
       
       

  2. „Man müsse sich erinnern, dass in jener Nacht und in den folgenden Tagen 3000 Menschen um ihr Leben gebracht worden seien.“

    3000? 

    Erst hieß es über Jahre: einige. Dann gab es die Zahl aus Nazi-Dokumenten: 91, die noch weit verbreitet ist, z.B. auf dieser wirklich guten Website:

    http://www.holocaust-chronologie.de/chronologie/1938/november/08-15.html

    Dann hieß es: mehr als 400, wie etwa hier (auch sehr gut):

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kristallnacht#cite_note-0

    Diese ausführliche Website nimmt 400 – 1.500 an:

    http://www.ashkenazhouse.org/kndefger.htm

    Woher kommt die doppelt so hohe wie bei der vorigen Schätzung als Maximum geschätzte neue Angabe?

    Dass von den bis zu 30.000 in Gefängnisse und KZs Verschleppten längst nicht alle wieder bis zum „Entlassungstermin“ 09.08. 1939 zurückkehrten, ist bekannt. Dass viele von ihnen sofort ermordet wurden, ist belegt, auch dass viele Hunderte in den auf die „Kristallnacht“ folgenden Tagen in den drei KZs (in meist sadistischer Manier) vom Leben zum Tode gebracht wurden. Aber um auf die Zahl von 3.000  zu kommen, müsste m.E. ein größerer Zeitraum angenommen werden als, wie im Artikel gesagt, “ in jener Nacht und in den folgenden Tagen“.

    Dass ich das aufgreife, hat den guten Grund, dass in Interviews, Infos, Handzetteln usw. auch ich bisher  die niedrigeren Zahlen genannt habe. Wenn man nun, sich auf diese Denkmalseinweihung berufend, die von 3.000 verwendet, wäre die sonstige Unbelegbarkeit ein Hebel, den gewisse Kreise nur zu gerne nutzen würden, das ganze Ausmaß des fürchterlichen Geschehens insgesamt in Frage zu stellen.
     
    Weiß jemand Näheres?

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