Goldenes Buch der Frankfurter Stiftungen

0
35

Einen großen Tag mit einem besonderen Ereignis konnten einige Bewohner der Budge-Stiftung und prominente Gäste im Kaisersaal des Frankfurter Römers am Montag, dem 21. November 2011 miterleben. Die Budge-Stiftung wurde in das „Goldene Buch der Stiftungen – Stadt Frankfurt am Main“ aufgenommen…


Gäste der Feier im Kaisersaal des Frankfurter Römers, unter Ihnen Prof. Arno Lustiger, Andreas von Schoeler, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Frankfurt, Dr. hc. Ernst Gerhard, Harry Schnabel, Mitglied des Vorstandes der Budge-Stiftung und Thomas Cohn, ehemaliger Direktor der Stiftung.

Vor fast genau 91 Jahren war die Stiftung durch das Ehepaar Budge gegründet worden. Die Willensbekundung zur Stiftungsgründung verfasste Henry Budge am 20. November 1920. An diesem Tag konnte er seinen 80. Geburtstag feiern. Henry Budge ließ die Nachwelt wissen, dass er in dankbarer Erinnerung an seine großzügigen Eltern eine Stiftung gründe, deren Auftrag es sein solle, „Frankfurter Bürgern durch Gewährung von Obhut und Pflege die Sorge um ihren Lebensunterhalt abzunehmen. Die Stiftung ist ein Ausdruck der Menschenliebe und soll im Geiste gegenseitigen Verstehens jüdischen und nichtjüdischen Bewerbern paritätisch gleichermaßen dienen.“ So steht es in der Präambel zur Verfassung der Budge-Stiftung.

Die Stiftung wurde mit einer Million Mark ausgestattet. Das Ehepaar Budge hatte bereits an anderen Orten Stiftungen gegründet. Eine Stiftung in Wetzlar-Albshausen kümmerte sich um das Wohl von Waisenkindern und um die berufliche Bildung von Kindern des „verarmten“ jüdischen und christlichen Mittelstandes. Eine weitere Stiftung galt der gezielten beruflichen Förderung von jüdischen und christlichen Mädchen. Bemerkenswert bei dieser Stiftung war die Verteilung der Erträge aus dem Stiftungskapital. Zwei Drittel sollten für die Förderung von christlichen Mädchen eingesetzt werden. In seiner Heimatstadt Frankfurt lag ihm besonders viel an der Universität, für dier er mehrfach größere Summen aufwendete.

Henry und Emma Budge waren in ihrem philantrophischen Denken und Handeln durch ihren Jahrzehnte dauernden Aufenthalt in den USA geprägt, wo bereits das Mäzenatentum –Zuwendungen an Dritte – entstand. Henry Budge kam nach erfolgreicher dreißigjähriger Tätigkeit im Investmentbanking und bei der Restrukturierung der amerikanischen Eisenbahn als reicher Mann nach Europa zurück.

Henry Budge starb am 20. Oktober 1928 in Hamburg, dem Geburtsort von Emma, wo die Familie ein großes, kulturell offenes Haus betrieb. Henry war es nicht vergönnt, die Einweihung des ersten Altenheims der Stiftung am Edinger Weg in Frankfurt durch seine Frau Emma zu erleben. 1930 konnte das Haus, welches von Mart Stam im Bauhausstil gebaut wurde und noch heute so erhalten ist, eröffnet werden. Noch war nicht erkennbar, welches Schicksal die jüdischen Bewohner ereilen sollte. Dem brutalen Vorgehen der Nationalsozialisten gegenüber den Stiftungen der Budges entkam Emma Budge selbst, die bis zu ihrem Tod 1937 im „Budge-Palais“ in Hamburg wohnte, nur durch ihre amerikanische Staatsbürgerschaft.

Mit dem Ende des Krieges 1945 bestand kaum Hoffnung, dass die Budge-Stiftung in Deutschland eine Zukunft haben könnte. Es sollte bis zum Jahr 1956 dauern, bis mit der Errichtung eines neuen Altenheimes am Fuße des Lohrbergs in Frankfurt erneut jüdisch-christliches Leben im Sinne der Stifter verwirklicht werden konnte. Es war ein Wagnis, doch die Verantwortlichen der jüdischen Gemeinde in Frankfurt und die Stadtverwaltung stellten sich dieser Aufgabe. Maßgeblich waren daran beteiligt: Paul Arnsberg und Prof. Dr. Arno Lustiger.

Seit der Wiedereinsetzung der Stiftung gab es umfangreiche Unterstützung durch die Stadt Frankfurt und deren politisch Verantwortliche, wie den ehemaligen Stadtkämmerer Ernst Gerhardt, Sozialdezernent Martin Berg, Karl-Heinrich Trageser und Christine Hohmann-Dennhardt. Die jüdischen Vorstandsmitglieder um Prof. Dr. Arno Lustiger, Dr. Salomon Korn, Rosl und Paul Arnsberg und Prof. Dr. Micha Brumlik. Mit dem Eintrag in das goldene Buch der Frankfurter Stiftungen wird der Budge-Stiftung ein würdiger Platz im Gedächtnis der Stadt und ihrer Stiftungen gesichert.


Frau Prof. Dr. Birkenfeld, Sozialdezernentin mit Heinz Rauber mit dem goldenen Buch der Stiftungen.
Foto: Faure

Weitere Informationen: http://www.budge-stiftung.de