Arabisch-Unterricht für alle

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Der Vorschlag einiger Knessetabgeordneter, den Status des Arabischen als eine der beiden offiziellen Sprachen des Staates Israel abzuschaffen, ist ein dummer Schritt. Mehr als das, er ist Ausdruck eines Mangels an Respekt gegenüber den mehr als eine Million israelischer Staatsbürger, deren Muttersprache Arabisch ist…

Von Moshe Arens

Die wichtigste Herausforderung besteht heute darin, die arabischen Bürger in die israelische Gesellschaft zu integrieren und dafür zu sorgen, dass sie sich in Israel zu Hause fühlen – warum ihnen also mit so einer Geringschätzung begegnen?

Die Ernennung der Sprache einer Minderheit zur offiziellen Landessprache ist in unserer Zeit durchaus nicht unüblich. Dieser Schritt bringt Sympathie zum Ausdruck, Rücksicht und Respekt von Seiten der Mehrheitsbevölkerung gegenüber der Minderheit. Viele Staaten erkennen Sprachen von Minderheiten als offizielle Sprache an, in Einzelfällen sogar die Sprachen sehr kleiner Minderheiten. In Finnland ist Schwedisch, die Sprache des großen Nachbarn, neben Finnisch offizielle Landessprache.

Araber sind in Israel keine kleine Minderheit. Warum sollte man also nach 63 Jahren, in denen Arabisch dem Hebräischen gleichgestellt war, diesen Status ändern?

Natürlich sprechen die meisten Araber in Israel Hebräisch. Leider sprechen die meisten jüdischen Bürger des Landes kein Arabisch. Diese Asymmetrie ist es, die es zu korrigieren gilt. Schüler müssen Arabisch soweit lernen, dass sie die Sprache wirklich beherrschen. Die Tatsache, dass dies bis heute nicht geschehen ist, bedeutet ein Scheitern des Bildungssystems. Es ist nicht weniger schlimm als das relativ schlechte Abschneiden der israelischen Schüler bei internationalen Bildungsvergleichsstudien.

In Anbetracht der großen Erfahrung, die man in Israel über die Jahre im Unterrichten von Hebräisch für Einwanderer gesammelt hat, ist dieses Scheitern (trotz der Unterrichtsstunden, die für Arabisch zur Verfügung stehen) Ausdruck dessen, dass das Bildungsministerium diese Aufgabe nie wirklich ernst genommen hat.

Arabisch muss zum Pflichtfach an allen Schulen werden, und die Beherrschung des Arabischen muss eine Vorbedingung für den Erhalt des Abiturzeugnisses sein. Auch sollten Erwachsene ermutigt werden, Arabisch zu lernen, und Arabischkenntnisse sollten bei Beförderungsentscheidungen bei Beamten eine Rolle spielen.

Auch wenn fast alle Einwohner des Staates Israel, Araber wie Juden, Hebräisch sprechen, so sollten doch die jüdischen Schüler auch wirklich Arabisch lernen. Nicht nur, damit sie besser mit den arabischen Mitbürgern kommunizieren können, sondern auch und noch mehr als Ausdruck des Respekts und der Rücksicht Israels gegenüber der im Land lebenden arabischen Minderheit.

Es stellt sich die Frage, ob es die Motivation für diese Gesetzesinitiative einiger Knessetabgeordneter war, die Araber „auf ihren Platz“ zu verweisen. Ob man sie daran erinnern wollte, dass sie nur eine Minderheit sind und nun sicherstellt, dass der untergeordnete Status ihrer Muttersprache in Israel eine immerwährende Erinnerung daran bleibt.

Ein solcher Schritt dient nicht nur nicht den Interessen der arabischen Minderheit, ebensowenig dient er den Interessen der jüdischen Mehrheit. Er erinnert an einen anderen Versuch, „jemanden auf seinen Platz zu verweisen“ – wir alle erinnern uns, wie der türkische Botschafter in Israel im Außenministerium auf einen niedrigeren Stuhl gesetzt wurde. Das war peinlich, und heute bereuen es alle Beteiligten.

Es ist besser, solche arroganten und dummen Fehler nicht zu wiederholen.

Der Autor ist Mitglied des Likud, ehemaliger Außenminister und ehemaliger Verteidigungsminister des Staates Israel.

Haaretz, 15.11.11Newsletter der Botschaft des Staates Israel