September Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. September 2011…

Do, 1. Sep · 00:20-01:10 · arte
Manege frei für Familie Pauwels

Überlieferung wird in der Familie Pauwels groß geschrieben: Seit mehr als 100 Jahren unterweisen die Väter ihre Söhne in der Tradition des Zirkuslebens und der jüdischen Kultur. Durch die Weitergabe des Wissens von Generation zu Generation ist es dem Zirkus gelungen, die Echtheit des traditionellen Zirkus zu bewahren. Eine wahre Freude für Klein und Groß. Marquis Pauwels, der Sohn des berühmten Clowns Pépète, übergibt den Staffelstab seinem Sohn Samuel, einem erst 16-jährigen Jongleur. Er lehrt ihn die verschiedenen, für einen Zirkusartisten unentbehrlichen Fähigkeiten. Doch so einfach ist es nicht, in der Familie Pauwels Zirkusdirektor zu werden. So muss auch Samuel noch viel lernen: Über die Zirkuskunst und die Tradition des Familienbetriebs, aber auch über die Geschichte einer Dynastie, die während des Zweiten Weltkriegs – in dieser Zeit traten sie im Pariser Cirque d’Hiver auf – antisemitischer Verfolgung ausgesetzt war. Als eine der wenigen jüdischen Artistenfamilien der Zirkuswelt messen die Pauwels dem kulturellen und religiösen Erbe besondere Bedeutung bei. Und dies gilt besonders für Samuel als Jungen: Mädchen sind zwar von klein auf an die Trapezschwünge in luftiger Höhe gewöhnt; nach ihrer Heirat verlassen sie jedoch den väterlichen Zirkus. Die Jungen hingegen bleiben und pflegen die Tradition in einem wirtschaftlich oftmals rauen Umfeld.

Do, 1. Sep · 05:20-05:50 · HR
Die Juden – Geschichte eines Volkes

Als Verfolgungen und Pogrome den deutschen Juden, den Aschkenasim, das Leben schwer bis unmöglich machen, wandern viele nach Tschechien und Polen aus. Zunächst sind sie dort willkommen und leben lange Zeit in Frieden. Sie entwickeln eine eigene, einzigartige Kultur. Doch auch hier werden sie wieder Opfer von Verfolgungen und müssen fliehen. Amsterdam wird zum neuen jüdischen Zentrum in Westeuropa – bis in die Neuzeit. In Berlin beginnt, was für Juden in aller Welt bis heute Bedeutung hat: die jüdische Aufklärung und mit ihr die Emanzipation der Juden. Viele hoffen nun endlich auf Integration in die bürgerliche Gesellschaft.

Do, 1. Sep · 08:15-08:30 · SWR
Meine Geschichte – Verfolgt von den Nazis: Heinz Humbach

Heinz Humbach, Jahrgang 1928, stammt aus einer kommunistischen Familie. Sein Vater war bereits 1933 von den Nazis verhaftet worden und verbrachte mehrere Monate im Zuchthaus.  Die Familie gehörte zu einer Widerstandsgruppe in Köln, dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“, die Bedrängten half: verfolgten Kommunisten, Zwangsarbeitern, Deserteuren und Juden. Sie nahmen von der Deportation bedrohte Menschen in ihrem Haus auf und versorgten sie, so gut es ging, mit Lebensmitteln. Auch die Nachbarn halfen mit. Das ging einige Zeit gut, bis die Gestapo Mitglieder der Widerstandsgruppe aufspürte, festnahm und unter Folter zu Aussagen zwang. So stieß die Gestapo auch auf Heinz Humbachs Eltern, mit denen er Ende November 1944 im Alter von 16 Jahren verhaftet wurde. Sie landeten im Sondergefängnis und wurden mit dem weiteren Vorrücken der US-Armee immer wieder verlegt. Schließlich konnten sie in Gießen von den Amerikanern befreit werden. Schon im Mai 1945 war Heinz Humbach Mitbegründer der KPD in Wetzlar. Im Juni 2004 starb Heinz Humbach in Köln.

Do, 1. Sep · 08:30-08:45 · SWR
Meine Geschichte –  Verfolgt von den Nazis: Lily van Angeren

640 Deportationszüge rollen von 1942 bis 1944 nach Auschwitz. Unter den Deportierten auch etwa 23.000 Sinti und Roma, die größte Gruppe der Opfer nach den Juden; etwa 500.000 werden vom Regime der Nazis in ganz Europa ermordet.  Als sogenannte Artfremde, ausgeschlossen aus der Volksgemeinschaft, werden die Sinti und Roma bereits 1935 in Deutschland verfolgt. Lily van Angeren, Jahrgang 1924, hat sechs Geschwister. Der Vater ist Musiker, die Mutter handelt mit Kurzwaren. 1938 wird der Vater verhaftet. Erst 1942 erfährt die Familie, dass er im Konzentrationslager Oranienburg ist. Wenig später wird auch seine 19-jährige Tochter nach Auschwitz deportiert, dort, wo gleichsam am Fließband gemordet wird. Ihr Bruder stirbt, Verwandte sterben, sie selbst wird Opfer grauenvoller medizinischer Experimente. Bis ihr ein polnischer Häftling zu einem Posten in der Schreibstube verhilft. Im August 1944, im Zeichen der anrückenden sowjetischen Armeen, wird das sogenannte Zigeunerlager von der SS aufgelöst. Wer nicht mehr arbeitsfähig ist, wird vergast, 3.000 Menschen in einer Nacht. Lily van Angeren kommt ins Konzentrationslager Ravensbrück. Nach der Evakuierung des Lagers kann sie auf dem anschließenden Todesmarsch der SS entkommen. Heute lebt Lily van Angeren in Holland.

Do, 1. Sep · 13:40-15:15 · MGM
Saved!

Die beiden Freundinnen Mary (Jena Malone) und Hilary Faye (Mandy Moore) gehen auf eine christliche Highschool. Als Mary ihren schwulen Freund bekehren will und beim Missionieren schwanger wird, wendet sich die streng religiöse Hilary Faye von ihr ab. Trost findet Mary bei der jüdischen Außenseiterin Cassandra und Hilary Fayes an den Rollstuhl gefesselten Bruder Roland (Macaulay Culkin). – Bissige Highschool-Komödie, die Intoleranz und falsche Frömmigkeit auf die Schippe nimmt.

Do, 1. Sep · 14:35-15:05 · 3sat
Jaffa – Geschichten aus der ältesten Hafenstadt der Welt

Jaffa ist eine uralte Stadt. Es ist kaum zu beschreiben, wer sie alles erobert und verloren hat. Vor allem wegen ihres Hafens, dessen Geschichte 4.000 Jahre zurückreicht. Archäologen versuchen heute, herauszufinden, wo er lag – denn dort, wo heute ein Segel- und Fischerhafen ist, war er keinesfalls. Der Film von Gerd Helbig „Jaffa – Geschichte aus der ältesten Hafenstadt“ stellt Jaffa und Bewohner der Stadt vor, die versuchen, ihre christlichen, jüdischen und moslemischen Elemente zu bewahren.

Sa, 3. Sep · 06:45-07:30 · arte
Mein Leben – Peter Lilienthal

Einen „Kinozauberer, der das Kunststück beherrscht, aus den Banalitäten des Alltags wie den politischen Katastrophen des Jahrhunderts poetische Funken zu schlagen“ nennt ihn der Filmwissenschaftler Michael Töteberg.  Peter Lilienthal, 1929 als Sohn eines Bühnenbildners in Berlin geboren, flieht als Zehnjähriger nach dem frühen Tod des Vaters mit seiner Mutter auf der „Kap Arkona“ vor den Nazis nach Uruguay. Um die Familie durchzubringen, führt die Mutter in Montevideo ein kleines Hotel.  Die legendäre Hotel-Pension Brasil ist erste Anlaufstelle für zahlreiche europäische Emigranten, die das nationalsozialistische Deutschland verlassen haben. Nach seinem Abitur studiert er an der Universität von Montevideo Kunstgeschichte, Musik und Jura. Mit seinen Freunden aus dem Universitätsfilmclub gründet er „Marcha“ – eine bis heute bekannte Filmzeitung – und arbeitet an ersten Kurzfilmen. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Bankangestellter.  Doch das kleine Land am Rio de la Plata wird Peter Lilienthal bald zu eng: 1954 kehrt er zunächst nach Deutschland zurück, erhält kurze Zeit später ein Stipendium in Paris, studiert dann an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin. Er arbeitet zuerst beim Südwestfunk, später beim Sender Freies Berlin und unterrichtet die erste Generation der Filmstudenten an der frischgegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er macht zahlreiche Filme, die von seinen politischen Idealen geprägt sind, die aber statt allein kämpferisch zu sein, immer von einer tiefen Menschlichkeit geprägt sind. Trotz seiner Jugendlichkeit hat er die Erfahrung des Exils, aber nicht die Verbitterung zurückgekehrter Künstler, die das Gefühl haben, ihre besten Jahre bereits hinter sich zu haben. Lilienthals Inszenierungen beruhen anfangs auf Adaptionen des absurden Theaters für das noch junge deutsche Fernsehen und werden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1971 gründet er mit zwölf anderen deutschen Filmemachern, unter anderem Hark Bohm, Hans W. Geissendörfer und Wim Wenders, den Filmverlag der Autoren, der zu einer Art Keimzelle für den Neuen Deutschen Film wird. Im sich verfestigenden politischen Widerstand der 68er in Deutschland lässt sich Lilienthal jedoch vor keinen Karren spannen. Er bleibt der ideensprühende Leichtfuß, der keine Lust hat, mit schwerem, dramatischen Gerät die Missstände der deutschen Gesellschaft aufzuarbeiten wie die meisten seiner Kollegen.  In den 70er Jahren widmet er sich den Problemen seiner zweiten Heimat Südamerika. Für „Es herrscht Ruhe im Land“ erhält er 1976 den Deutschen Filmpreis für den besten Spielfilm. Sein Film „David“, in dem er seine Erfahrungen als Kind im nationalsozialistischen Deutschland verarbeitet, gewinnt 1979 den Goldenen Bären der Berlinale. Für „Dear Mr. Wonderful“ und „Das Schweigen des Dichters“ folgen Ende der 80er Jahre weitere deutsche Filmpreise. 2008 erscheint Peter Lilienthals jüngstes Werk, „Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam“, das von dem amerikanischen Kriegsdienstverweigerer Camilo Mejia handelt, der nach sechsmonatigem Einsatz im Irakkrieg während eines zweiwöchigen Heimaturlaubs aus der US-Armee desertierte.  Seine hochpolitischen Filme beruhen allesamt auf eigenen Erfahrungen, sei es in Nazideutschland oder in Südamerika, deren Diktaturen er sich zum Thema wählt. Doch ihm geht es weniger um die konkreten Geschehnisse und die Fakten: Er ist der Klimaforscher der Emotion, der Architekt von Gefühlen, mit denen er die Einstellung des Zuschauers auf die Probe stellt. Peter Lilienthals Kino ist eine sehr poetische Angelegenheit, in der schon die Dialoge eine neue Welt generieren, aus der wir viel über uns selbst lernen.  Gedreht in München, Berlin und Uruguay nimmt das Porträt den Zuschauer mit in die Welt eines Regisseurs, der stets der sanfte aber unnachgiebige Rebell des deutschen Kinos geblieben ist. In Montevideo begleitet das Kamerateam ihn bei den Recherchen für einen neuen Spielfilm.

Sa, 3. Sep · 15:15-15:50 · 3sat
Von Paradiesäpfeln und Paradiesvögeln

Die Märkte des Orients sind ein Paradies für Gourmets und ein Schmelztiegel der Nationen. Sie sind Chaos und Ordnung zugleich, Theaterbühne und Schauplatz heftigster politischer Diskussionen, ganz wie auf der antiken Agora. Das gilt auch für die „Schuks“, die Märkte Israels. Der Film „Von Pardiesäpfeln und Paradiesvögeln“ stellt verschiedene Schuks vor: den Mahane Jehuda, den Markt Jerusalems, wo Obst und Gemüse feilgeboten werden, den Schuk der Beduinen in Beer Sheva, den pittoresken Markt der Jahrtausende alten Stadt Jaffa und den Weihnachtsmarkt der Russen im alten Busbahnhof von Tel Aviv.

Sa, 3. Sep · 16:30-17:00 · HR
Die Juden – Geschichte eines Volkes, 6/6, Überleben

Die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft scheitert. Bleiben oder Auswandern wird zur Schicksalsfrage des Judentums Ende des 19. Jahrhunderts, nicht nur in Deutschland. Die 6. Folge der Sendereihe erzählt von den Pogromen in Russland, die zur Massenauswanderung in die USA führen, und von der Geburt des politischen Zionismus. Zunächst glauben viele Juden in Mitteleuropa noch, dass Assimilation eine Lösung sei. Im Ersten Weltkrieg kämpfen sie Seite an Seite mit ihren christlichen Kameraden. Doch die Hoffnung erweist sich als Trugschluss. Unter den Nationalsozialisten gibt es für die Juden keine Zukunft mehr. Sechs Millionen Menschen werden auf grausame Weise ermordet. Einigen gelingt die Flucht in Länder wie die USA oder nach Israel. Viele besinnen sich hier wieder auf ihre jüdischen Wurzeln.

So, 4. Sep · 02:30-04:00 · NDR
Schwarze Nelke

1973 war der schwedische Diplomat Harald Edelstam (1913 bis 1989) Botschafter in Chile. Den Putsch gegen Salvador Allende und die Machtübernahme des Militärs erlebte er hautnah mit.  Vor der Verfolgung der linken Opposition konnte und wollte er die Augen nicht verschließen. Während des Zweiten Weltkriegs war Edelstam bereits Botschaftsangehöriger in Berlin und Oslo gewesen. Schon damals rettete er verfolgte Widerstandskämpfer und Juden, in der norwegischen Widerstandsbewegung wurde er „The Black Pimpernel“ genannt.  In Chile engagierte sich Edelstam in ähnlicher Weise. Er gewährte verfolgten Chilenen Zutritt zur Botschaft und konnte ihnen Asyl in Schweden verschaffen. Als seine mutigste Tat gilt die Rettung kubanischer Bürger. Als chilenische Panzer auf deren Botschaft vorrückten, stellte er sich ihnen in den Weg und reklamierte die kubanische Vertretung als schwedisches Hoheitsgebiet.

So, 4. Sep · 03:35-05:10 · 3sat
Sieben Minuten im Himmel

Ein vollbesetzter Linienbus in Jerusalem: Plötzlich explodiert eine Bombe. Galia sitzt zusammen mit ihrem Freund Oren in diesem Bus. Sieben Minuten ist sie bewusstlos … Galia kommt mit schwersten Verbrennungen und einem geringen Gedächtnisverlust davon. Nur durch die Hilfe des Sanitäters Boaz überlebt sie das Selbstmordattentat. Ihr Freund Oren stirbt an seinen Verletzungen. Eines Tages erhält Galia einen Umschlag mit einer Halskette, die sie am Unglückstag trug. Sie macht sich von Schuldgefühlen getrieben auf die Suche nach dem Absender. Sie möchte sich endlich wieder daran erinnern können, was zum Zeitpunkt des Attentats geschah. Dabei erscheint immer wieder ihr Lebensretter Boaz, der stets zur Stelle ist, wenn Galia Hilfe braucht. Was hat es auf sich mit diesem Mann, was weiß Boaz über die Zeit ihrer Bewusstlosigkeit? „Man sagt, wenn jemand aufsteigt, der noch nicht bereit ist, zeigt ihm der Ewige das Leben, das er haben wird, falls er sich entscheidet, zurückzukehren.“ Ein Geistlicher, der mit Galia am Unglücksort war, gibt ihr diesen spirituellen Hinweis mit auf den Weg. Er erklärt ihr, dass die Seele nur in der Sekunde der Rückkehr in den Körper ihr künftiges Leben verändern könne. Galia hält das für Unsinn. Doch die sieben Minuten Bewusstlosigkeit bestimmen fortan ihr Schicksal. Regisseur und Autor Omri Givon wechselt bei seinem Spielfilmdebüt scheinbar mühelos zwischen Liebesgeschichte und Psychothriller. In geheimnisvollen Visionen und Erinnerungsfetzen lässt er die Perspektive Galias mit dem Blick des Zuschauers verschmelzen, so dass die Grenzen zwischen Realität und Imagination zunehmend verschwimmen.

So, 4. Sep · 10:30-11:00 · SWR
Alles koscher im Café, 1/2, Eine unorthodoxe Dokumödie

Es sind 55 Quadratmeter „Jiddischkeit“, wie die Juden sagen würden, so etwas wie jüdisches Herz und jüdische Seele: das Café Bleibergs mitten in Berlin-Charlottenburg. Hier kümmert niemanden besonders, wie normal oder nicht normal jüdisches Leben in Deutschland 60 Jahre nach dem Holocaust wieder ist, am allerwenigsten die ewig gestresste Chefin des Etablissements persönlich. Die heißt Manuela Ramona Gabriela Chaya Ruth Hoffmann-Bleiberg und hatte von Gastronomie noch keinen Schimmer, als sie vor rund drei Jahren ihr Café eröffnete. Doch heute ist das Café Bleibergs für viele längst wie eine zweite Familie geworden. In seinen südländisch angehauchten Räumen treffen sich alle möglichen einsamen Seelen und skurrilen Gestalten. Da ist etwa Ugi, die mongolische Köchin, die gern behauptet, die „einzige Jüdin aus der Mongolei zu sein“. Da ist Stammkunde Boris, ein Autoverkäufer, der heute schon frommer ist als alle anderen, obwohl er noch gar kein Jude ist, sondern erst einer werden will. Da ist natürlich aber auch Rabbiner „Euer Ehren“ Jitshak Ehrenberg, der immer ein Auge darauf hat, dass in Manuela Bleibergs Café wirklich alles koscher ist. Und nicht zu vergessen Georg, der Antiquitätenhändler und selbsterklärte Gigolo, der im weißen Anzug auf seinem Motorrad durch Berlin düst und nichts so sehr liebt wie die Klezmerabende im Bleibergs. Wenn Jossifs Combo „Klezmer Chidesh“, zu deutsch: das „Klezmerwunder“, zum Tanz aufspielt, hält es dort keinen mehr auf den Stühlen.

So, 4. Sep · 23:10-23:40 · arte
Das zerrissene Herz

Der britische Filmemacher Ben Lewis reflektiert das Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma in Berlin.  Im Mai 2011 sollte das Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma im Berliner Tiergarten eingeweiht werden. Der Künstler Dani Karavan, der in Paris und Tel Aviv lebt und schon viele Skulpturen in Israel, Frankreich und Deutschland geschaffen hat, entwarf einen runden Brunnen mit fließendem Wasser und einem Dreieck in der Mitte, auf dem jeden Tag eine frische Blume liegen soll. Zeilen aus dem Gedicht „Auschwitz“ von Alexian Santino Spinelli, einem in Italien lebenden Roma, sind auf dem Brunnenrand schon zu lesen, aber fertig ist das Mahnmal noch immer nicht.  Lange mussten Sinti und Roma kämpfen, um als Opfer des nationalsozialistischen Völkermords anerkannt zu werden. 1992, zehn Jahre nach der Anerkennung, entschied der Deutsche Bundestag, für jede Opfergruppe ein eigenes Denkmal zu errichten, obwohl Sinti und Roma ein gemeinsames Mahnmal mit den Juden bevorzugt hätten. Schließlich stand Ende der 90er Jahre fest, dass es bei getrennten Denkmälern bleiben wird. Und wieder vergingen mehr als zehn Jahre mit Auseinandersetzungen, Streit und Bauverzögerungen.  Ben Lewis, Engländer und Jude, hat sich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, was es mit dem Mahnmal auf sich hat. Er trifft in Berlin den Historiker Bill Niven sowie den Künstler Dani Karavan und besucht Sinti in einer Siedlung in Düsseldorf. Er entdeckt die Bilder von Otto Pankok, der die Sinti und Roma vor dem Holocaust und danach gemalt hat, und befragt Waltraud Mettbach, deren Angehörige im KZ umgekommen sind. Und er musiziert mit dem Dichter Santino Spinelli, dessen Worte den Brunnen in Berlin zieren.  Ben Lewis versucht, unterschiedliche Gesichtspunkte zu verstehen. Er spricht mit Lea Rosh vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas und mit Romani Rose vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Was kann das neue Denkmal – ganz in der Nähe des Reichstags – leisten? Und wie sieht es nach der jahrelangen Entwicklung aus? Ben Lewis nähert sich diesem sensiblen Thema auf seine erfrischende, kluge und immer wieder überraschende Art.

Mo, 5. Sep · 00:30-02:25 · 3sat
The Bubble – Eine Liebe in Tel Aviv

Noam und Ashraf sind ein schwules Liebespaar. Die Brisanz dabei: Der eine ist Israeli, der andere Palästinenser. Zunächst scheint die Liebe alle Grenzen zu überwinden. Doch dann wird die gesellschaftliche und politische Realität übermächtig. Eytan Fox schuf mit „The Bubble – Eine Liebe in Tel Aviv“ ein intensives und ergreifendes Porträt junger Menschen im Nahost-Konflikt.

Mo, 5. Sep · 01:30-02:55 · HR
2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

Die Familie eines Nazitäters, sechs Jahrzehnte nach Kriegsende. Längst ist die Wahrheit über die Vergangenheit des Vaters aktenkundig, aber unter seinen Verwandten wird sie beschönigt, geleugnet und verdrängt.  Sechzig Jahre nach der Hinrichtung des verurteilten Kriegsverbrechers Hanns Ludin zeigt der Dokumentarfilm des Sohnes Malte Ludin die verzweifelte eigene Suche nach der Wahrheit und die Schwierigkeit, mit ihr zu leben. Er geht der Frage nach, wie viel Schuld der Vater auf sich geladen hat, und er will wissen, was seine älteren Schwestern wussten oder hätten wissen müssen. Hanns Ludin wurde bereits in der Weimarer Republik berühmt, weil er in der Reichswehr für Adolf Hitler konspirierte. Nach 1933 stieg er schnell zum SA-Obergruppenführer auf. Ihm wurden der Blutorden und andere hohe Weihen des Nazistaates zuteil. 1941 schickte ihn Hitler als Gesandten in den „Schutzstaat“ Slowakei. Als „Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches“ sollte er dort die Interessen Berlins durchsetzen: vor allem die „Endlösung“. Nach dem Krieg wurde Hanns Ludin von den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert, 1947 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Diese Tatsachen nimmt sein jüngster Sohn, der Filmemacher Malte Ludin, zum Ausgangspunkt einer schmerzlichen filmischen Auseinandersetzung mit den Legenden, die in der Familie über den Vater kursieren. War er ein Held und Märtyrer oder ein Verbrecher? Auf einmal sind alle bereit zu reden: die Schwestern, Schwager, Nichten, Neffen. Der Film, der unter Federführung des Hessischen Rundfunks als Koproduktion mit SWR, SR und Arte entstand, ist ein intimes und doch beispielhaftes Filmdokument – ein hochemotionaler Bericht aus dem Inneren einer deutschen Familie, der mit großem Erfolg im Kino lief und für aufgewühlte Debatten sorgte. Ein deutsches Sittengemälde, das schmerzlich deutlich macht, wie wenig vergangen die Vergangenheit ist.

Mo, 5. Sep · 22:45-23:00 · BR-alpha
Klassiker der Weltliteratur: Karl Kraus

In Wien geboren, Sohn reicher jüdischer Fabrikanten, unglaublich streitlustig: So lautet die Kurzbeschreibung des 1874 in Böhmen geborenen Schriftstellers Karl Kraus, dem Meister der Aphorismen. (1874 – 1936) studierte ein paar Semester Jura, Germanistik und Philosophie, ohne wirklich einen Abschluss anzustreben. Mit 23 Jahren hatte er Erfolg als Literaturkritiker. Kurze Zeit später gründete er seine eigene Zeitschrift „Die Fackel“, die bis zu seinem Tod im Jahr 1936 in unregelmäßigen Abständen erschien. Frei von finanziellen Problemen schrieb er ab 1912 jeden Artikel in seinem Blatt selbst. Zahllose Prozesse musste er durchfechten, denn seine Äußerungen in der Zeitschrift stießen nur selten auf Gegenliebe. Daher zählte sein Rechtsanwalt zu den wenigen Menschen, zu denen Kraus eine lebenslange Beziehung pflegte. Das Geld, um die mehr als 200 Prozesse durchzustehen, hatte er. Eine der bekanntesten Skandale im wilhelminischen Kaiserreich war die „Affäre Eulenburg“, in der Kraus den Publizisten Maximilian Harden literarisch „hinrichtete“. Das Hauptwerk von war das Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“, das aber nie komplett aufgeführt wurde. Selbst sein Verfasser hielt es für unspielbar, da es in 200 Szenen aufgeteilt war. Das Stück war eine bittere Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg. Es ist eine Collage aus Originalzitaten und satirischen Kommentaren. In der Figur des Nörglers hat sich Kraus selbst ein Denkmal gesetzt. Auch als Rezitator machte sich einen Namen. Zuerst als Vorleser seiner eigenen Werke, später auch von Künstlern wie Nestroy und William Shakespeare, dessen deutsche Dramen-Übersetzungen er bearbeitet hatte. Kraus entlarvte den falschen Schein und setzte auf die Einsicht des Menschen. Nur zu Hitler fiel dem großen Sprachreiniger nichts mehr ein.

Mo, 5. Sep · 23:30-00:00 · Das Erste (ARD)
Operation Frieden

Ein Team aus christlichen, jüdischen und palästinensischen Ärzten ist in die palästinensischen Gebiete gefahren, um in Nablus bedürftige Erwachsene, und möglichst viele Kinder zu operieren. Der 14-tägige freiwillige Einsatz brachte nicht nur den vielen Patienten Hilfe und Linderung ihrer Not, sondern bedeutete zugleich für das überwiegend deutsche Ärzteteam einen Einblick in die palästinensische Gesellschaft und den arabisch-israelischen Konflikt. Einige Patienten kommen mit schweren Schussverletzungen, andere müssen einen komplizierten Weg auf sich nehmen, um an den Checkpoints vorbei nach Nablus zu kommen. Den Palästinensern wird eine medizinische Versorgung geboten, die palästinensische Ärzte nicht leisten können, weil sie weder die medizinische Ausbildung haben noch die materiellen Voraussetzungen, da das Gesundheitssystem im werdenden palästinensischen Staat noch lange nicht westlichen Standards entspricht.

Di, 6. Sep · 11:20-12:15 · arte
Herrenkinder –  Das System der NS-Eliteschulen

In den Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, kurz „Napola“ und den Adolf-Hitler-Schulen sollte während des Dritten Reiches die Elite des Landes und ein ganz neuer Mensch herangebildet werden.  Filmemacher Eduard Erne und Christian Schneider haben für ihre Dokumentation ehemalige Schüler der Internatsschulen zu ihrem Leben in den nationalsozialistischen Erziehungsanstalten befragt.  Die Schüler der NS-Ausleseschulen, der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, kurz „Napola“ genannt, und der Adolf-Hitler-Schulen sollten die Elite des sogenannten 1.000-jährigen Reiches werden. Viele von ihnen haben dann tatsächlich Elitepositionen in den jungen Nachkriegsrepubliken Deutschland und Österreich erworben. Das Register der Napola-Schüler, die nach 1945 in Wirtschaft, Politik, Militär und Kultur Spitzenfunktionen erlangten und über Jahrzehnte innehatten, ist lang. Ist also das Konzept der Schulen aufgegangen?  Und was ist aus „dem anderen Teil“ dieser Erziehung geworden? Da gab es die bedingungslose Identifizierung mit Führer, Volk und Vaterland und den eingetrichterten Glauben an die rassistischen Vorstellungen von Herren- und Untermenschen. Was haben vor allem der paramilitärische Drill, die gezielte Unterwerfung unter die NS-Disziplin und die teilweise brutale Erniedrigung im Schulalltag aus den Zöglingen gemacht? Denn die diesen Internatsschulen anvertrauten Kinder sollten systematisch gebrochen werden, um aus den psychischen Trümmern „Herrenmenschen“ zu schaffen.  Die Dokumentation beschreibt die Wirkung nationalsozialistischer Eliteerziehung. Prominente ehemalige NS-Eliteschüler, darunter Theo Sommer von der ZEIT, Kultur-„Papst“ Hellmuth Karasek und der ehemalige österreichische Justizminister Harald Ofner, schildern – teilweise an den Originalschauplätzen – den Alltag dieser Schulen und reden darüber, welche Folgen diese Schulerfahrung für sie bis heute hat.  „Herrenkinder“ ist eine Dokumentation über Destruktivität und den Missbrauch von Kindern. Denn manche Folgen der nationalistischen Erziehungsmethoden sind noch immer nicht überwunden und wirken in den Psychen bis heute fort.

Fr, 9. Sep · 22:35-00:05 · arte
Der Kollaborateur und seine Familie

Der Palästinenser Ibrahim El-Akel hat mit dem israelischen Geheimdienst zusammengearbeitet. Eine nicht nur für ihn, sondern auch für seine Angehörigen folgenschwere Entscheidung.  Denn sie werden von den Palästinensern als Verräter angesehen und entsprechend aus deren Gemeinschaft ausgegrenzt. Die gesamte Familie war gezwungen, in Tel Aviv unterzutauchen. Ibrahims Kinder (Mahmoud, 12, Suffian, 14, und Mohammed, 17) sowie seine Frau Yusra zahlen einen hohen Preis für den Entschluss des Familienvaters. Der Dokumentarfilm von Ruthie Shatz und Adi Barash zeigt, wie die Familie El-Akel versucht, im Alltag ihre Beziehungen untereinander zu pflegen, die Kinder vor den Anfeindungen der Außenwelt zu schützen und sich in eine Gesellschaft zu integrieren, der sie sich nicht zugehörig fühlt.

Sa, 10. Sep · 23:30-02:00 · WDR
Die vier apokalyptischen Reiter

Opulentes Melodram wagnerianischen Ausmaßes mit internationaler Starbesetzung: Der alte argentinische Gutsherr Madariaga erliegt empört einem Herzschlag, nachdem er feststellen muss, dass sein Enkel Heinrich vom deutschen Zweig der Familie zum Nazi geworden ist. Der andere Teil der Familie lebt in Frankreich. Dort verliebt sich der wohlhabende Maler und Lebemann Julio Desnoyers aus Argentinien im deutsch besetzten Paris in eine Französin, der zu Liebe er der Résistance beitritt, ohne ihr freilich davon zu erzählen. Er erhält einen Geheimauftrag, der ihn zwingt, seinen eigenen, auf deutscher Seite kämpfenden Vetter in einen Hinterhalt zu locken. Nach der Besetzung ganz Frankreichs durch die Nazis stehen sich die Angehörigen der großen Sippe unversöhnlich als Feinde gegenüber, bis zum bitteren Ende des Krieges.  Ein gewaltiges Melodrama, eine Groß-Familie in drei Ländern (Deutschland, Frankreich und Argentinien), Nazis, Pazifisten und Antifaschisten, der 2. Weltkrieg und über allem die vier apokalyptischen Reiter: Eroberung, Krieg, Pest und Tod. André Previn hat dazu eine sehr gefühlvolle Musik geschrieben und die Besetzungsliste führt eine Reihe prominenter Namen. Ein teures Remake des 1921 von Rex Ingram gedrehten gleichnamigen Films mit Rudolfo Valentino in der Hauptrolle. Damals ging es noch um den 1. Weltkrieg.

So, 11. Sep · 10:30-11:00 · SWR
Alles koscher in Berlin? – Der Dokumödie zweiter Teil

Einen „Club der einsamen Herzen“ nannten wir vor vier Jahren in unserer Dokumödie „Alles koscher im Café“ das jüdische Café Bleibergs in Berlin. Unter den Fittichen von Manuela Ramona Gabriela Chaia Ruth Hoffmann-Bleiberg und ihrem Mann Michael trafen sich alle möglichen tragikomischen Gestalten: die mongolische Köchin Ugi, der fromme Boris, der gar kein Jude war, Chaim, Manuelas Cousin mit dem preisgekrönten Kaiser-Wilhelm Bart, Georg, der jüdische Gigolo im weissen Anzug, und Jossif, der beste Klezmermusiker von Berlin. „Was ist aus denen geworden?“, fragten uns immer wieder Zuschauer und Festivalbesucher, die sich nicht satt sehen konnten an der bunten Truppe. Wir packten unsere Kamera aus und gingen der Sache auf den Grund. Manuela und Ugi halten nach wie vor das Café am Laufen, auch wenn Manuela immer mal wieder die Nerven durchgehen, sie über „irgendwelche negativen Strahlungen“ flucht und den Laden am liebsten dicht machen würde. Doch Ugi nimmt die Temperamentsausbrüche ihrer Chefin mit buddhistischer Gelassenheit. Der fromme Nichtjude Boris hat es geschafft. Er ist zum Judentum übergetreten; „alles andere als einfach“, wie er gern erzählt. Boris nennt sich jetzt „Baruch Zion“. Das ist Hebräisch und heisst soviel wie „Gesegnet seist Du, Jerusalem“. Sein Plan: nach Israel auszuwandern. Schon jetzt fährt er einmal im Jahr für ein paar Wochen als Freiwilliger im Sanitätskorps der israelischen Armee. Dort sortiert er in Uniform mit 30 anderen, die meisten sind amerikanische Rentner, abgelaufene Medikamente aus. Gigolo Georg ist, wie er behauptet, solide geworden. Georgs letzte Leidenschaft: „Freude bei anderen verbreiten“. Ohne dass es jemand weiss, kauft er Getränke für die Synagogengemeinde und stellt sie vor die Tür, denn „anonyme Wohltäter machen doppelte Punkte beim lieben Gott“. Wenn ihm die Philantropie zu langweilig wird, gibt er im weissen Anzug in Berliner Szenekneipen seine Bob Dylan-Imitationen zum Besten. Klezmermusiker Jossif spielt nicht nur im Café, sondern überall mit seiner Combo – wenn es sein muss, sogar am Shabbat, dem heiligen Ruhetag. Und das auch noch in einer Kirche! Ist das koscher? „Wohl kaum“, meint Jossif, „aber ich freu mich, wenn Nicht-Juden hören die jüdische Musik.“ Und Manuelas Cousin Chaim? Der hat mit Frau und Sohn ein israelisch-orientalisches Cateringunternehmen aufgemacht – sehr zum Ärger von Manuela, die hier Konkurrenz wittert, obwohl Chaims Kundschaft nicht die von Manuela ist. Chaims Houmus und Falafel entsprechen nämlich nicht den strengen jüdischen Speiseregeln. In Berlin ist eben doch nicht alles koscher.

So, 11. Sep · 14:10-15:45 · 3sat
Ein Tag im September

Am 5. September 1972 verwandelten sich „die fröhlichen Spiele von München“ in eine Tragödie: Acht palästinensische Terroristen nahmen elf israelische Olympiateilnehmer in ihrer Unterkunft im olympischen Dorf als Geisel, um 236 politische Gefangene aus israelischen und anderen Gefängnissen freizupressen. Die Angehörigen der Gruppe „Schwarzer September“ töteten zwei israelische Sportler noch vor Ablauf des gesetzten Ultimatums. Dennoch weigerte sich die israelische Regierung, wie stets in solchen Fällen, auf die Erpressung einzugehen. Auf dem Militärflughafen Fürstenfeldbruck starben in einem chaotischen Feuergefecht sämtliche israelischen Geiseln, fünf der Terroristen und ein deutscher Polizist. Kevin Macdonalds Dokumentarfilm „Ein Tag im September“ über die Geiselnahme von München ist eine Zusammenstellung aus Interviews und Archivmaterial. Die dramatische Chronik des palästinensischen Attentats und seiner Hintergründe wurde 2000 mit dem „Oscar“ als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet. In der deutschen Fassung spricht Otto Sander den begleitenden Kommentar.

So, 11. Sep · 20:15-21:45 · MDR
Die Falle 9/11 – Ein Tag, der die Welt veränderte

Am frühen Morgen des 1. Mai 2011 endete in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabat ein amerikanisches Trauma. US-Spezialeinheiten spürten den meistgesuchten Mann der Welt auf und töteten ihn: Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden.  Damit endete die zehnjährige Jagd nach jenem Mann, der die größte Militärmacht der Welt herausgefordert hatte. Der Krieg gegen den Terror aber geht auch nach Bin Ladens Tod weiter, in Afghanistan, im Irak und anderswo.  Bin Laden war der Drahtzieher eines Terroranschlags, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte: Im Abstand von 17 Minuten flogen am 11. September 2001 zwei Linienjets erst in den einen, dann in den anderen Turm des World Trade Center in New York. Eine weitere Maschine stürzte in das Pentagon in der Nähe der US-Hauptstadt Washington. Mehr als 3000 Menschen starben.  Zehn Jahre danach untersuchen Stefan Aust und Detlev Konnerth in ihrer Dokumentation „Die Falle 9/11“, was nach dem 11. September 2001 geschah und wie dieser Anschlag die Welt veränderte. Sie sprachen mit den verantwortlichen Politikern und Militärs, darunter mit Altbundeskanzler Gerhard Schröder und dem früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, filmten unter anderem in den USA, in Pakistan und in Afghanistan, wo sie Soldaten der Bundeswehr und der US-Truppen begleiteten. Das Fazit der Autoren: Osama Bin Laden hat die westlichen Demokratien in eine Falle gelockt, in die Afghanistan-Falle. „Al Qaida verfolgt das Ziel, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten in blutige Kriege zu verwickeln, um sie dazu zu zwingen, den Nahen Osten und die ganze islamische Welt zu verlassen und damit Platz zu schaffen für den Gottesstaat“, erklärt der Nahost-Experte Bruce Riedel, der den US-Präsidenten Clinton, Bush und Obama als Berater diente, im Interview mit Stefan Aust.  19 zu allem entschlossene Gotteskrieger, bewaffnet lediglich mit vier Teppichmessern, hatten es geschafft, die Weltordnung zu verändern und den ersten Weltkrieg im 21. Jahrhundert auszulösen. Einen Krieg, in den sich die westlichen Nationen in den vergangenen zehn Jahren mehr und mehr verstrickten. Damit war die Strategie der Terroristen aufgegangen. „Freiheit und Menschenrechte sind in Amerika dem Untergang geweiht“, hatte Bin Laden schon im Oktober 2001 erklärt. „Die US-Regierung wird das amerikanische Volk und den Westen in eine unerträgliche Hölle treiben.“ Der frühere Koordinator für Nationale Sicherheit und Anti-Terrorismus-Berater, Richard A. Clarke, gibt im Interview mit Aust detaillierte Einblicke, wie die US-Politik schon früh den irakischen Diktator Saddam Hussein ins Visier nahm. „Bush schaute mir direkt in die Augen, fuchtelte mit seinen Händen herum und rief: ‚Al-Qaida-Irak, Al-Qaida-Irak´“, berichtet Clarke von einem Treffen mit dem US-Präsidenten am Tag nach den Anschlägen. „Es war klar, dass er einen Beweis forderte, dass der Irak mit dem 11. September zu tun hatte. Ich war nicht bereit, ihm diesen zu liefern, denn es gab keinen.“  Der 11. September war der Auftakt für eine globale Welle blutiger Bombenanschläge, der Auslöser für einen Feldzug der USA und ihrer Verbündeten gegen den islamistischen Terror. Mit ihm kamen das Gefangenenlager Guantanamo und der Folterskandal von Abu Ghraib – Symbole für das „hässliche Amerika“ und damit für die Aufgabe der eigenen Werte. Mehr als 7000 Soldaten der Koalition sind bisher in Afghanistan und Irak gefallen, darunter 52 Bundeswehr-Soldaten. Und nicht nur die Angehörigen, sondern auch viele Soldaten fragen sich: Wofür sind sie gestorben?

Mo, 12. Sep · 00:20-01:05 · arte
Art Spiegelman – Comic-Zeichner

Als Art Spiegelman 1986 den Comic „Maus“ veröffentlichte, machte ihn das über Nacht zum Star nicht nur der Comic-Szene, sondern auch der Feuilletons.  Als bisher einziger Vertreter seines Standes erhielt der berühmte amerikanische Comicautor Art Spiegelman den Pulitzer-Preis. Er wurde 1948 als Sohn polnischer Juden in Stockholm geboren. Dort hatten sich seine Eltern nach der Befreiung aus einem deutschen Konzentrationslager zunächst niedergelassen. Schon früh ging er nach New York und übte dort mit Magazinen wie „Arcade“ und „Raw“ – gegründet mit seiner Frau Françoise Mouly – einen prägenden Einfluss auf den Underground-Comic aus.  Der 1986 erschienene Comic „Maus“ machte Art Spiegelman schlagartig berühmt. Ausgehend von den Erinnerungen seines Vaters, die er bis zu dessen Tod auf Kassette aufzeichnete, schildert er in „Maus“ das Schicksal seiner Eltern während des Holocaust. Der Comic wurde schnell Kult. Es wäre allerdings ungerecht, Spiegelman allein darauf zu reduzieren.  Die Dokumentation zeigt die vielschichtige Persönlichkeit des Künstlers und geht auf seine schwierige Familiengeschichte ein. Dabei wird deutlich, dass der außergewöhnliche berufliche Werdegang des Zeichners eng mit seinem persönlichen Leben verknüpft war. Spiegelman spricht auch offen über seine Schaffenskrise und wie ihn der Erfolg von „Maus“ blockierte und jahrelang am Arbeiten hinderte.  Die in Zusammenarbeit mit Spiegelmann entstandene Dokumentation zeichnet das Porträt einer komplexen, an Widersprüchen reichen Persönlichkeit, die durch Geist und Witz besticht und anrührt.

Mo, 12. Sep · 01:45-02:10 · PHOENIX
Im Fadenkreuz der Attentäter

Der israelische Jura-Student Jigal Amir sieht im Fernsehen, wie Ministerpräsident Yitzhak Rabin PLO-Führer Jassir Arafat die Hand schüttelt. Daraufhin beschließt er, den Premierminister zu töten.  Hintergrundinformationen: Diese mehrteilige Dokumentation deckt die Hintergründe einer großen Anzahl von Attentaten auf und legt bisher geheim gehaltenes Archivmaterial offen. Ob der Meuchelmord an John F. Kennedy oder das Attentat auf Mahatma Gandhi, in dieser Dokumentationsserie erfährt der Zuschauer alles über die Mörder und die Gründe ihrer Tat. Viele Attentate geben bis heute Rätsel auf. Durch den Einsatz einmaligen Bildmaterials und anschaulicher Rekonstruktionen, betrachtet jede Episode ein anderes Attentat und beleuchtet es ganz genau. In dieser Serie werden zum Teil nicht bekannte Umstände aufgedeckt und viele Fälle aus einer neuen Warte betrachtet. Es kommt Licht in so manche dunkle Geschichte.

Mo, 12. Sep · 05:00-05:30 · HR
Das Sonntagsgespräch,  Esther Schapira im Gespräch mit Hamed Abdel-Samad – Politikwissenschaftler, Publizist und Islamkritiker

„Was passierte wirklich am 11. September 2001?“, fragte der Publizist und Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad bei seiner Rundreise durch die arabische Welt.  Welche Antworten er dabei bekommen hat, verrät er im „Sonntagsgespräch“ mit Esther Schapira am 10. Jahrestag der Anschläge in New York. Und er wird von seinen Eindrücken der Revolution in Ägypten berichten, die er unmittelbar vor Ort erlebt hat, über seine Hoffnungen und Ängste sprechen angesichts des dramatischen Kampfes um Freiheit mit ungewissem Ausgang.  Welche Gefahr der Demokratiebewegung durch den Islamismus droht, weiß Samad nur zu genau. Der 1972 als Sohn eines Imam in Ägypten geborene Abdel-Samad war selbst einst Islamist, bevor er „vom Glauben zum Wissen konvertierte“ und für die radikale Trennung von Politik und Religion eintrat. „Der Untergang der islamischen Welt“, so der Titel seines Bestsellers, war für ihn nur eine Frage der Zeit. Ist es jetzt so weit? Im „Sonntagsgespräch“ schildert er seine Sicht der Integrationsdebatte, spricht über seine eigene Entwicklung vom Anhänger des Jihad zum Propheten der Aufklärung und darüber, welche Erkenntnisse er bei der zweiten Auflage der preisgekrönten Deutschland-Safari mit dem streitbaren Juden Henryk M. Broder und der friedfertigen Terrierhündin Wilma gewonnen hat, die ab 12. September in der ARD gezeigt wird.

Mo, 12. Sep · 22:25-23:05 · 3sat
Kreuz & Quer: Massel und Schlamassel – Über den jüdischen Witz

Der jüdische Witz nimmt praktisch alles aufs Korn: die religiösen Vorschriften, die Liebe, die Familie, Verbotenes und Verrücktes, Namen, Sprache, Fromme und weniger Fromme – kurz, alles, was das menschliche Leben ausmacht. Der Film aus der Reihe „Kreuz & Quer“ stellt den „Massel und Schlamassel“ des jüdischen Witzes vor.

Mo, 12. Sep · 23:05-23:50 · 3sat
Kreuz & Quer: Zum Weinen schön, zum Lachen bitter – Lieder jüdischer Emigranten

In dem Gesangs- und Rezitationsabend „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ im Jüdischen Museum Wien 2010 brachte die Schauspielerin Andrea Eckert Stücke jüdischer Dichter, Komponisten und Kabarettisten wie Friedrich Hollaender, Georg Kreisler, Randy Newman, Elfriede Gerstl, Thomas Brasch, Else Lasker-Schüler und Nelly Sachs dar. Begleitet wurde Andrea Eckert von dem Pianisten und Arrangeur Florian Sitzmann, dem Gitarristen Kosho und dem erst 16-jährigen Wiener Ziehharmonika-Virtuosen Paul Schuberth. „Kreuz & Quer“ zeigt eine Aufführung des Projekts „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ von André Heller.

Mo, 12. Sep · 23:20-00:15 · arte
Die Musik der Synagogen

Gegen das Vergessen: Andor Iszák, Direktor des Europäischen Zentrums für jüdische Musik, sucht unermüdlich nach verschollenen Kompositionen für Synagogen und gibt die verloren geglaubte Musik ihrem einstigen Bestimmungsort zurück. Es geht um Musik, die klingt wie von Schubert oder Brahms. Und doch sind ihre eigentlichen Komponisten heute weitgehend unbekannt, denn sie haben für Synagogen komponiert. Bis zum November 1938 hatte ihre Musik einen festen Platz in den liberalen Synagogen Deutschlands. Begonnen hat diese Tradition Anfang des 19. Jahrhunderts in Seesen am Harz. Von hier aus verbreitete sich die Synagogenmusik schnell in ganz Europa. In vielen Synagogen wurden Orgeln eingebaut. Doch mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und dem Holocaust verschwanden diese Kompositionen aus dem jüdischen Gottesdienst. Der Musikforscher Andor Izsák hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die synagogale Musik wiederzubeleben. Er setzt versprengte Puzzleteile zusammen, restauriert alte Tonaufnahmen und Noten. Und er zögert nicht an verschiedenste Orte zu reisen, wenn er einen Hinweis bekommen hat, dass sich irgendwo in der Welt wichtige Dokumente, Noten oder Orgeln befinden könnten. Aber auch die Aufführung der Synagogenmusik ist ihm eine Herzensangelegenheit. Zu diesem Zweck hat er den Europäischen Synagogalchor gegründet. Mit ihm gastiert er in vielen Städten Europas – der Anlass: 200 Jahre Synagogenorgel, Ausdruck einer Reformbewegung des liberalen Judentums.

Mo, 12. Sep · 23:30-00:00 · Das Erste (ARD)
Entweder Broder – Die Deutschland-Safari! 1/5  Guck mal, wer sich da verschwört

Der Publizist Henryk M. Broder und der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad gehen wieder mit „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari!“ auf Forschungsreise kreuz und quer durch ein Land voll bizarrer Menschen, Orte und Geisteslandschaften. Der eine ein polnischer Jude, der andere ein ägyptischer Moslem. Beide halten sich für vollkommen integriert, obwohl Broder keinen Alkohol trinkt und keine Ahnung vom Fußball hat, Abdel-Samad hingegen kein Schweinefleisch isst und keine Hunde mag. Begleitet werden die beiden auch dieses Mal von der trägen, aber treuen Foxterrierin Wilma. In der ersten Folge der neuen Staffel der preisgekrönten Fernsehreihe begegnen Henryk und Hamed erstaunlich vielen Menschen, die sich ganz sicher sind, dass die Welt, wie wir sie kennen, „eine große Lüge“ ist: Die Juden brocken uns den ganzen Ärger ein, die Medien stehen unter deren Einfluss und finstere „Illuminaten“ lachen sich dabei heimlich ins Fäustchen. Zugegeben, selbst Foxterrierhündin Wilma musste mittlerweile lernen, dass der Weihnachtsmann nicht existiert! Doch die ganze Wahrheit ist um einiges grausamer. Henryk und Hamed werden auf ihrer Reise in ein riesiges Komplott eingeweiht: Zehn Jahre danach erfahren sie exklusiv die ganze Wahrheit darüber, wer wirklich hinter den Anschlägen vom 11. September steckt. War gar Osama Bin Laden ein trickreicher CIA-Agent? Auch die NPD scheint an einer profunden Aufklärung der wahren Hintergründe interessiert zu sein. Doch es kommt noch schlimmer, die Sängerin Indira Weis bringt es beim koscheren Mittagsmahl mit Broder klar auf den Punkt: „Das ganze Leben ist ein Spiel und wir sind nur die Kandidaten!“ Bei Jehova: Ist tatsächlich alles nur eine gut inszenierte Dschungelshow, und sind wir armselige, fremdbestimmte Marionetten? „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari!“ ist eine Sendung ohne politische Schutzzonen. Nicht rechts, nicht links, sondern raffiniert und wach, böse und heiter. Eine Gratwanderung zwischen Journalismus und Satire, eine Medizin gegen die eigenen Schranken im Kopf, ein Mix aus investigativer Reportage, Schwarzem Humor und anarchistischen Späßen.

Di, 13. Sep · 07:30-08:00 · arte
Yourope

„Bewusste Juden müssen sich darüber klarwerden, dass sie hier keine Zukunft haben“, das sagte im Dezember 2010 der niederländische Politiker und ehemalige EU-Kommissar Frits Bolkestein. Ein kritischer Reflex auf den in den Niederlanden neuerdings verstärkt feststellbaren Antisemitismus aggressiver Muslime. Dieser muslimische Antisemitismus verbreitet sich auch immer mehr in den skandinavischen Ländern, am stärksten in der schwedischen Stadt Malmö. Was sind die Ursachen und wie reagiert die jüdische Gemeinde in Europa? Umfragen in Europa zeigen, dass antijüdische Denkweisen nach wie vor besonders unter den Rechtsradikalen weit verbreitet sind. Aus Ungarn, das bisher von erstarkendem Antisemitismus geprägt war, gibt es gegenwärtig Hinweise ungarischer Rabbiner auf einen rückläufigen Antisemitismus. Aber kann man hier bereits von einem beginnenden Umschwung reden? Erfreulich ist, dass es auch positive Entwicklungen für die Juden in Europa gibt: In Berlin entwickelt sich neues jüdisches Leben, es gibt Rückkehrer aus Israel und die erste weibliche Rabbinerin. Und auch in Osteuropa gibt es Tendenzen neuen jüdischen Lebens, zum Beispiel in Odessa/Ukraine, wo die seit 2002 bestehende jüdische Universität steigende Studentenzahlen verzeichnet.

Mi, 14. Sep · 16:30-17:00 · arte
Yourope

Jüdisches Leben in Europa – Moderation: Andreas Korn

Mi, 14. Sep · 18:30-19:15 · PHOENIX
Die Gestapo – Die deutsche Polizei im Weltanschauungskrieg, 3/3, Henker an der Heimatfront

In den letzten Kriegsmonaten ist der Gewaltapparat der Gestapo weitgehend auf das „Altreich“ zurückgedrängt. Die Gestapo bekommt eine neue Aufgabe: Sie soll dafür sorgen, dass die Heimatfront hält – um jeden Preis. „Abweichler“, Kritiker und Gegner des Regimes sollen „ausgeschaltet“ werden. Schon kleinste Vergehen werden hart bestraft. Als Zeitzeugin berichtet Eva Rössner wie ihr Großvater wegen Hören eines „Feindsenders“ mit zweieinhalb Jahren Zuchthaus bestraft wurde. Der Jazzmusiker Emil Mangelsdorff und die Zeitzeugen Wolfgang Lauinger und Franz Kremer erzählen, wie sie als so genannte Swingjugend von der Gestapo verfolgt, verhaftet und gefoltert wurden. Ihr Vergehen: Sie hatten verbotene Jazz-Musik gehört. Ins Visier der Gestapo geraten jetzt auch noch jene wenigen Juden, die mit einem nichtjüdischen Partner in so genannter Mischehe leben. Zum Beispiel Clara Greding aus Frankfurt. Ihre Töchter erzählen, wie ihre Mutter in die Lindenstraße 27 bestellt wurde, Sitz der Gestapozentrale in Frankfurt. Hier herrscht Heinrich Baab. Laut späterer Zeugenaussagen soll er sich damit gebrüstet haben, 387 Frauen „vernichtet und ausgelöscht“ zu haben. Baab lässt Clara Greding im Januar 1944 nach Auschwitz deportieren. Dort wird sie ermordet. Heinrich Baab wird nach dem Krieg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt – eine Ausnahme, viele seiner Gestapokollegen kommen straffrei davon. In den Millionen im Reich lebenden Zwangsarbeitern sieht die Gestapo seit 1943 ein wachsendes Sicherheitsproblem. Deshalb werden sie misstrauisch überwacht und beim kleinsten Verdacht mit äußerster Härte bestraft. In den letzten Kriegswochen macht sich bei den Verantwortlichen des Terrorsystems Untergangsstimmung breit. Die Organisationsstrukturen zerfallen, die Maschinerie des Terrors gerät außer Kontrolle. Nicht wenige, die dem Regime bis zuletzt treu und schrecklich dienen, bereiten sich insgeheim auf die Nachkriegszeit vor. In großem Umfang werden belastende Akten vernichtet. Von den Gestapounterlagen bleibt nur ein verschwindend kleiner Teil erhalten. Mit gefälschten Papieren verschaffen sich viele Gestapomänner eine neue Identität. Man hilft sich gegenseitig: Fluchtwege, so genannte „Rattenlinien“ in sichere Zufluchtsländer – meist nach Südamerika – werden eingerichtet. Wenige Jahre nach dem Krieg tun viele wieder Dienst. Nicht selten in leitender Funktion.

Mi, 14. Sep · 21:05-22:00 · arte
Hitlers Menschenhändler

Der Handel mit Menschenleben ist ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Schreckensgeschichte der Shoah. Der Chef der Polizei und Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, ließ von 1943 an europaweit in Ghettos und Konzentrationslagern nach jüdischen Gefangenen fahnden, die eine ausländische Staatsangehörigkeit oder eine Einreisegenehmigung für Palästina besaßen, ausländische Verwandte hatten oder über sonstige Verbindungen ins Ausland verfügten. Für die Freilassung dieser Gefangenen würden die Alliierten bereit sein, große Gegenleistungen zu erbringen, so Himmlers Kalkül. Der SS-Chef wollte – mit ausdrücklicher Genehmigung Hitlers – Juden gegen sogenannte „Reichsdeutsche“ im Ausland, gegen Waffenlieferungen oder gegen Bargeld eintauschen. Akribisch wurde im Auswärtigen Amt in Berlin registriert, wer als lebende Ware für dieses teuflische Geschäft infrage kam, welche Menschen, wie es in einem Vermerk aus dem Jahre 1943 hieß, „günstig zu verwerten“ waren. Der Dokumentarfilm von Thomas Ammann, Stefan Aust und Caroline Schmidt erzählt die Geschichte jener Menschen, die nur deshalb überlebten, weil sie für die Nazis lebend nützlicher waren als tot. Sie alle waren in das Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide verschleppt worden, das im mörderischen KZ-System der Nazis eine besondere Funktion hatte. Es diente als Auffanglager für die Austauschkandidaten. Nach Bergen-Belsen kam auch eine Gruppe von rund 2.000 ungarischen Juden, die Adolf Eichmann persönlich vor den Gaskammern bewahrt hatte. Der Cheforganisator der Shoah schützte sie, weil sie insgesamt zwei Millionen US-Dollar Lösegeld gezahlt hatten. Doch gegen Kriegsende verlor die menschliche „Ware“ zunehmend ihren Wert für die Nazis. Und so begann für alle jüdischen Austauschhäftlinge ein mörderischer Wettlauf um Leben und Tod.

Mi, 14. Sep · 22:00-22:55 · arte
Hitlers Ultimatum – Die Wahrheit über das Münchner Abkommen

Im Oktober 1938 jubelten die Menschen in Europa, weil sie dachten, der Frieden sei gesichert.  Auch heute, 73 Jahre danach, gilt das Münchner Abkommen, das der britische Premier Neville Chamberlain, der französische Regierungschef Édouard Daladier und der italienische Duce Benito Mussolini mit Adolf Hitler ausgehandelt hatten, um den Weltfrieden zu retten, als das Beispiel schlechthin für eine falsche Appeasementpolitik. Nicht ohne Grund wird „München“ immer wieder zitiert, wenn es um die Frage geht, wann und wie Diktatoren Einhalt geboten werden sollte. Doch welche Lehren sind aus „München“ zu ziehen? Welche Signale haben die westlichen Demokratien im September 1938 nicht gesehen, nicht sehen wollen? Was hätten die Akteure wissen können oder gar wissen müssen? War es eine vertane Chance, Hitler in die Schranken zu weisen? Mehrfach hatte Hitler bereits gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages verstoßen, die Aufrüstung in Deutschland lief auf vollen Touren, und flächendeckend waren im Deutschen Reich Konzentrationslager entstanden, in denen politisch und rassisch Verfolgte interniert waren. Warum also wurde im Herbst 1938 die Tschechoslowakei geopfert, die nicht nur die letzte demokratische Insel in Mittel- und Osteuropa war, sondern auch der letzte Zufluchtsort vieler Flüchtlinge? Musste nicht allen klar sein, dass mit der Abtretung des Sudetenlandes, der deutsch besiedelten Grenzgebiete, auch die Menschen in der Tschechoslowakei bald dem Naziterror ausgeliefert sein würden? Während zahlreiche Menschen meinten, Hitler sei mit Verhandlungen nicht aufzuhalten, hofften andere, ein Nachgeben gegenüber dem deutschen Diktator könne den Frieden retten. Zu ihnen gehörte auch Neville Chamberlain. Doch der maßgebliche Architekt der Appeasementpolitik sollte schon bald zu ihrem tragischen Helden werden. Die Gegner seiner Politik, wie Winston Churchill, der schon 1938 einen Zusammenschluss aller Demokratien gegen die verbrecherischen Diktaturen forderte, sollten Recht behalten. Im Herbst 1938 jedoch überwog vor allem in England die Sorge, für einen Krieg mit Deutschland nicht gewappnet zu sein. Im Auswärtigen Amt jedoch wussten viele nur zu gut, dass ein Krieg noch nicht zu gewinnen war. Das Münchner Abkommen ließ hier viele – wie Staatssekretär Ernst von Weizsäcker – hoffen, dass damit Hitlers Kriegspläne möglicherweise obsolet geworden wären. Dass es Hitler nicht wirklich um die deutsche Minderheit im Sudetenland ging, konnte im Auswärtigen Amt niemanden verborgen geblieben sein. Im Münchner Abkommen sahen viele vor allem einen Zeitgewinn für eine weitere Aufrüstung. Für andere dagegen war es eine Katastrophe, so zum Beispiel für die kleine Gruppe deutscher Militärs, die Putschpläne geschmiedet hatte für den Fall, dass Hitler wegen des Sudetenlandes einen Krieg vom Zaun brechen würde. Aber Hitler-Gegner wie Hans von Dohnanyi hofften vergeblich auf Unterstützung aus den westlichen Demokratien. Diese verschafften Hitler stattdessen mit dem Münchner Abkommen seinen bis dahin größten außenpolitischen Erfolg und machten damit die Chancen auf einen erfolgreichen politischen Umsturz in Deutschland auf lange Sicht zunichte.

Mi, 14. Sep · 22:30-23:00 · SWR
Der Spurensucher

Jeder hat eine Familie – und jede Familie hat ihre Geheimnisse. Rätselhafte Vorfahren, über die man nicht spricht, Verwandte, die niemand kennt, ein Stammbaum, der im Nirgendwo endet. Doch früher oder später kommen die Fragen auf den Tisch. Was ist damals passiert? Und warum? Und was bedeutet das heute für mich und mein Leben? „Der Spurensucher“ André Bechtold hilft bei der Lösung von Familienrätseln. Er fahndet in Archiven und Kirchenbüchern, in Aktenschränken und Grundbüchern und, wenn es sein muss, auch schon mal im Keller des Pfarramtes oder im Gen-Labor. Er sucht nach Geburtsurkunden und Todesanzeigen, nach geleugneten Vaterschaften und verstoßenen Geschwistern, nach plötzlichem Wohlstand und verarmten Auswanderern. Er sucht nach den Spuren der Familie in der Geschichte. Aber er interessiert sich nicht nur für das Private. Die Suche nach der Geschichte einer Familie ist immer auch eine Reise in die Zeit und ihre Umstände. Nicht nur persönliche Entscheidungen und Schicksale spielen eine Rolle, sondern auch Kriege und Hungersnöte, gesellschaftliche Tabus und soziale Umwälzungen – die große Geschichte also, die in jeder Familie ihre Spuren hinterlässt. Und die mit jeder einzelnen Spurensuche wieder ein bisschen lebendig wird. Der rote Faden der Serie ist die detektivische Spürarbeit des Familienforschers. Auf seiner Spurensuche dreht er jeden Stein herum, befragt betagte Familienmitglieder ebenso wie erfahrene Genealogen und das Internet. Sein Ziel ist es, die Geschichten der Familien in die Gegenwart zu holen und ihnen einen Sinn zu geben, zu verstehen, was geschehen ist und warum. Folge 1: Simeon Blaser kennt keinen einzigen seiner leiblichen Verwandten. Er ist ein Findelkind aus Lesotho in Afrika und wurde als Baby von einem Schweizer Ehepaar adoptiert. Aber je älter er wird, desto weniger fühlt er sich in der Schweiz zu Hause. Nun will er zusammen mit dem Spurensucher André Bechtold seine Wurzeln in Afrika finden. Über seine Mutter hat Harald Nowak viele Geschichten gehört: Partisanin im zweiten Weltkrieg in der Ukraine, eine abenteuerliche Flucht durch halb Europa, vielleicht aus einer jüdischen Familie. Die Mutter selbst hat nie über ihre Vergangenheit gesprochen. Harald Nowak vermutet, dass sie Schlimmes erlebt hat. André Bechtold soll endlich Licht in ihre Familiengeschichte bringen.