Neue Infos zu der Anschlagsserie

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Im Laufe des Abends wurden weitere Einzelheiten zu der Anschlagsserie im Süden Israels bekannt. Der zweite getroffene Bus wurde nicht von einer Panzerfaust getroffen, wie zunächst berichtet. Vielmehr habe sich neben dem Bus einer der Angreifer als Selbstmordattentäter gesprengt. In dem Bus saßen keine Passagiere. Der Fahrer wurde getötet…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 18. August 2011

Am Abend explodierte nahe der israelischen Stadt Aschkelon eine vom Gazastreifen aus abgeschossene Rakete in einem offenen Feld, ohne Schaden anzurichten. Etwas später hieß es, dass die Rakete mit dem neuen israelischen Abwehrsystems „Stahlkappe“ abgeschossen worden sei. Weil in der Nacht mit weiterem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen gerechnet wird, sei eine weitere Abwehrbatterie bei der Großstadt Beer Schewa aufgestellt worden. Die südisraelische Metropole liegt in Reichweite der von Iran an die Hamas gelieferten Grad-Raketen.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=VUa00zcrEm0[/youtube]

Gemäß Medienberichten habe der Geheimdienst schon vor einer Woche alle israelischen Sicherheitsdienste, die Polizei und die Armee vor einem bevorstehenden „rollenden Terrorangriff“ informiert. Gemäß den Geheimdienstinformationen seien Schüsse auf zivile Ziele, Anschläge auf Rettungsdienste und Mörserbeschuss von Ägypten aus geplant. Wegen dieser Vorwarnungen seien Einheiten der Anti-Terroreinheit „Jamam“ in die Gegend von Eilat verlegt worden.

Dank des schnellen und erprobten Einsatzes dieser Spezialtruppe sei „Schlimmeres verhindert“ worden, sagte der Militärsprecher bei einer Pressekonferenz. Israelische Kommentatoren fragten jedoch, wieso die Anschlagsserie nicht komplett verhindert werden konnte, wenn die Sicherheitskräfte über derart exakte Informationen verfügten.

Ebenso wurde gefragt, warum Israel trotz des Wissens über die Planungen abwartete, bis die Anschläge durchgeführt wurden, anstatt vorher schon die Befehlshaber durch einen Luftangriff gezielt zu töten. Am Donnerstag haben israelische Kampfflugzeuge mehrere Häuser in Rafah im Süden des Gazastreifens bombardiert und dabei den Planer der Anschlagsserie und den Kommandeur des „Volkswiderstandes“ getötet.

Erste Untersuchungen der israelischen Armee hätten ergeben, dass die Angreifer angeblich einen Israeli entführen wollten. Das sei erfolgreich verhindert worden.

Wegen der Anschlagsserie haben die Anführer des Volksaufstandes „für soziale Gerechtigkeit“, die an den vergangenen Wochenenden Hunderttausende Israelis zu Großdemonstrationen gelockt haben, geplante Massenveranstaltungen in Beer Schewa, Jerusalem und Tel Aviv am kommenden Wochenende abgesagt.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

9 Kommentare

  1. Es ist gut so, dass sich die israelische Regierung für den Tod der drei ägyptischen Soldaten entschuldigt hat. Bei der gegenwärtigen Situation in Ägypten (Regierungswechsel und Instabilität auf der Sinai-Halbinsel) ist eine gewisse Zurückhaltung von Seiten Israels angebracht. Den neuen Machthabern in Kairo zu zeigen, wo der Hammer hängt, wäre kontraproduktiv. Man werfe nur mal einen Blick in die ägyptische Presse. Zur Lage auf der Sinai-Halbinsel gab es in der letzten Ausgabe von Al Ahram Weekly einen interessanten Bericht:

    http://weekly.ahram.org.eg/2011/1061/eg4.htm 

    So verständlich der Wunsch nach Rache ist, gegenwärtig ist diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt. Die innere Stabilität Ägyptens ist Voraussetzung für Ruhe an der gemeinsamen Grenze.

    @Zeev
    Da ein Teil des wirtschaftlichen Erfolgs Israels auf dem Steueroasenmodell beruht, bekommt Herr Netanjahu nun den Frust der Investoren zu spüren, die befürchten, dass bei Erfolgen der Protestbewegung die Steuervorteile entfallen. So wundert auch nicht, dass Herr Sahm bemüht ist, die Protestbewegung als Aufständige zu bezeichnen und den Eindruck zu hinterlassen, dass die soziale Protestbewegung nichts anderes ist als die vierte Kolonne der Hamas. Herr Sahm betreibt keinen Journalismus sondern Diffamierung ganzer Bevölkerungsgruppen.

    Für ein rein auf Kapitalismus basierendes Wirtschaftsmodell ist das kleine Land Israel alles andere als geeignet. Schon jetzt verlassen immer mehr gut ausgebildete Israelis das Land in Richtung Amerika und Europa. Israel wird nur funktionieren, wenn es soziale Gerechtigkeit, eine solidarische Gesellschaft und ein gewisses Maß an kollektiven Eigentum gibt. Zurück zum Pioniergeist, dann wird Israel wieder ein Licht für die Welt sein!

  2. Ägyptische Einheiten und Tzahal zusammen zur gemeinsamer Sicherung des Sinai gegen Terroristen.
    Das fördert das Vertrauen zwischen Tzahal und der Ägyptischen Armee und ist ein klares Signal in Richtung Gaza.

  3. @olaf

    Herr Sahm ist alles andere als ein „unabhängiger“ Journalist sondern leidenschaftlicher Hofberichterstatter der Rechtsaußen-Regierung Netanjahu-Liberman. Er macht in seinen Artikeln daraus auch keinen Hehl und hat sich bis dato nur abfällig über die Protestbewegungen in Israel geäußert. Insofern wundert mich seine Wortwahl kaum. Man darf seine Artikel halt nicht einfach für bare Münze nehmen.

  4. Man kann den israelischen Sicherheitskräften keinen Vorwurf machen. Wenn man zu wenig Informationen hat, lässt sich auch nicht mehr verhindern. Es ist ein Erfolg der israelischen Aufklärung annäherend Zeitpunkt und Gebiet in Erfahrung gebracht zu haben. Die Frage bleibt: Inwieweit hat Agypten den Sinai noch unter Kontrolle? Kann man den Ägyptern unter die Arme greifen oder ist eine aufwendige technische Aufrüstung der Grenzanlagen nötig? Nur haben aber die gegenwärtigen Perimeterschutzsysteme bedingt durch den Sandboden der Wüste ihre technischen Grenzen. Hinzu kommt die Länge der Grenze mit Ägypten. Es vergeht einfach zu viel Zeit zwischen Alarmregistrierung und dem Eintreffen von Sicherheitskräften.

    Unglücklich, aber vermutlich gewollt, ist Herrn Sahms Wortwahl über „… die Anführer des Volksaufstandes…“. Will er damit diese soziale Protestbewegung als inneren Feind Israels darstellen, als Hilfstruppe der Hamas?

  5. „Wegen der Anschlagsserie haben die Anführer des Volksaufstandes „für soziale Gerechtigkeit“, die an den vergangenen Wochenenden Hunderttausende Israelis zu Großdemonstrationen gelockt haben, geplante Massenveranstaltungen in Beer Schewa, Jerusalem und Tel Aviv am kommenden Wochenende abgesagt.“

    Damit haben Netanjahu und sein faschistischet Kettenhund Liberman ja erreicht, worauf sie gehofft hatten… Ob sie sich schon heimlich bei den palästínensischen Extremisten bedankt haben??  Uri Avneri und viele andere haben leider wieder einmal recht behalten…

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