Proteste gegen Wohnungspreise weiten sich aus

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Solange es einen gravierenden Mangel an Wohnungen gibt, werden die Preise weiter steigen. Es sind daher konzertierte Anstrengungen nötig, um das Angebot zu erhöhen…

Haaretz Editorial, 18.07.2011

Es begann mit der Hüttenkäse-Rebellion und ist nun zum Protest für erschwinglichen Wohnraum geworden. Doch während das Thema der Milchpreise relativ einfach zu lösen ist, ist die Frage der Wohnungs- und Mietpreise ein viel größeres und komplexeres Problem.

Es gibt kein Schnellfahren und keine Zauberformeln. Man kann die Mieten nicht senken, indem man sie einer Preiskontrolle unterwirft. Es wird nicht funktionieren. Die Einführung der Mietpreisbindung würde die Entwicklung eines schwarzen Markts nach sich ziehen, wo Vermieter einfach einen Teil der Miete „unter dem Tisch“ verlangen würden. Und in dem Moment, in dem ein Gesetz Vermietern erlaubt, eine bestimmte Summe zu berechnen, wird diese Summe automatisch das Minimum sein, das jeder verlangen wird – und die Mieten werden steigen, auch in Gegenden, die bisher weniger gefragt sind.

Solange es einen gravierenden Mangel an Wohnungen gibt, werden die Preise weiter steigen. Und deshalb sind konzertierte Anstrengungen zur Erhöhung des Angebots nötig. Vor fast zwei Jahren kündigte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die „Mutter aller Reformen“ an, um die Wohnungsnot zu beheben, und dass die „Israel Lands Abministration“ (ILA) in eine „Boden-Behörde“ umgewandelt werden solle, die den Staat mit Grundstücken für den Bau fluten und so zum Sinken der Grundstückspreise führen würde. Am vergangenen Montag jedoch wurde ein von Netanjahu vorgelegter Gesetzentwurf nicht verabschiedet.

Netanyahu hat auch vorgeschlagen, das Verfahren – jetzt sehr umständlich und teuer – zu kürzen, um Baupläne genehmigen zu lassen, so dass neue Gebäude schneller entstehen können und die Preise für den Bau selbst sinken. Aber auch dieser Vorstoß blieb in der Knesset stecken.

Und da ist noch mehr: Es ist schwierig für junge Menschen, in die Vororte von Tel Aviv zu ziehen, während sie in der großen Stadt arbeiten oder studieren, weil unsere öffentlichen Verkehrsmittel im Vergleich zum Rest der Welt relativ rückständig sind. Es ist schwierig, in Bat Yam, Holon oder Yehud zu leben und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in einer angemessenen Zeitspanne nach Tel Aviv zu kommen, da Regierung um Regierung nicht genug in Straßen, Züge oder Busse investiert und nie ein U-Bahn-System in der Dan Region gebaut haben, obwohl seit 40 Jahren darüber gesprochen wird.

Eine andere Lösung für das Wohnungsproblem wäre, den Bau von sehr hohen Wohntürmen zu genehmigen, die die Versorgung mit Wohnraum wesentlich erhöhen und und deren Kosten reduzieren könnten. Absurderweise blockieren die meisten Bürgermeister den Bau solcher Wohntürme aus verschiedenen Gründen und damit auch einen Weg, um den Druck zu reduzieren.

Es gibt Dinge, die getan werden können. Die Regierung muss sich, das Problem zu lösen und damit den Bewohner eine angemessene Lebensqualität ermöglichen.

Bilder und Informationen zum Protest auf dem Rothschild-Boulevard in Tel Aviv

3 Kommentare

  1. Netanyahu nimmt Stellung zur Wohnungskrise

    „In der Kabinettssitzung am Sonntag hat Ministerpräsident Binyamin Netanyahu zur gegenwärtigen Wohnungskrise Stellung genommen. Netanyahu erklärte:“

    „Ich bin mir der Wohnungskrise sehr bewusst. Die Regierung tut alles, um diesen Schandfleck zu beseitigen, der den Staat Israel schon lange quält. Wir sind ein kleines Land. Es besteht eine große Nachfrage nach Wohnraum, sowohl zum Kauf als auch zur Miete, und es gibt nicht genug Wohnraum. Ich habe Verständnis für die Not derer, die nun demonstrieren. Ich rufe alle Demonstranten auf, uns morgen in der Knesset zu unterstützen.“

    „Einige Dutzend Demonstranten campieren seit einigen Tagen auf dem Rothschild-Boulevard, um gegen die sehr hohen Kosten für Wohnungen und die generelle Knappheit an Wohnraum  in Israel zu demonstrieren.
    Ministerpräsident Netanyahu sieht die Gründe für diese Probleme vor allem in den hohen bürokratischen Hürden, die sowohl den Wohnungsbau als auch den Wohnungsmarkt betreffen.“

    „Die Regierung hat aus diesem Grund eine Landverwaltungsreform initiiert, die heute in der Knesset verabschiedet werden soll.“

    (Amt des Ministerpräsidenten, 17.07.11)

  2. Wenn Privatinvestoren nicht dafür sorgen das sich das Angebot erhöht, damit die Nachfrage sinkt und somit auch der Preis, sollte der israelische Staat zusehen für Konkurenz zu sorgen, bis die privaten Vermieter wieder anständig werden. Mit einer solchen Konkurenz gäbe es auch keine Option mehr für „Schwarzgeld“. Ich denke für Studenten wären Plattenbauten völlig ausreichend solange sie finanziell tragbar sind, und sie ihre Studentenzeit genießen können!

  3. Das ist ein wirklich echtes und grosses Problem in Israel. Gute günstige Wohnungen und Verhehrsverbindung das hat man lange lange Vernachlässigt. 
    Man kann nur auf ein Wunder hoffen das haschem Einsicht hat mit der Knesset und Chochmes schickt.

      

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