Alarm: Israel wird wieder angegriffen

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Drei Angriffswellen hat Israel in den letzten 63 Jahren durch seine Gegner erlebt, die danach trachteten, es zu vernichten. Die erste Welle mit dem Ziel, die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) auf dem Schlachtfeld zu besiegen, begann 1948 und setzte sich, mit Unterbrechungen, bis 1973 fort…

Von Moshe Arens

Im Yom-Kippur-Krieg, der durch aufeinander abgestimmte Angriffe von Norden und Süden durch Syrien und Ägypten eröffnet wurde, wurde Israel überrascht und schaffte es nicht, die Reservesoldaten schnell genug einzuberufen.

Anfangs konnten die Gegner an beiden Fronten bedeutende Erfolge verbuchen, doch es stellte sich heraus, dass dies der letzte arabische Versuch sein sollte, Israel auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Innerhalb von drei Wochen gelang es ZAHAL, den Angriff zurückzudrängen, den Suez-Kanal zu überqueren, die dritte ägyptische Armee zurückzudrängen und 101 km vor Kairo Stellung zu beziehen. Im Norden stand ZAHAL kurz vor den Stadttoren von Damaskus.

An diesem Punkt begannen Ägypten und Syrien, um einen Waffenstillstand zu flehen. Da sie unter optimalen Bedingungen in den Krieg gezogen und nun innerhalb von drei Wochen vernichtend geschlagen worden waren, wurde ihnen klar, dass es nicht gelingen würde, Israel auf dem Schlachtfeld zu bezwingen. Seitdem hat sich, seit nunmehr 38 Jahren, die israelische Abschreckung als effektiv erwiesen.

Da eine militärische Option nicht mehr in Frage kam, entschieden sich die Gegner Israels für den Terror als Waffe gegen Israel. Dies war die zweite Angriffswelle. Der Terror war an zwei Fronten aktiv – Raketenbeschuss auf israelische Bevölkerungszentren aus der Distanz einerseits und Selbstmordanschläge andererseits. Mit dem Auftreten der Selbstmordanschläge begann der Terror, der bis dahin noch nicht als echte Bedrohung galt, die Nähte aufzutrennen, die die israelische Gesellschaft bis dahin zusammengehalten hatten.

Die Terroristen behaupteten, sie würden das, was auf dem Schlachtfeld nicht erreicht worden sei, auf den Straßen der israelischen Städte erreichen. Zu dieser Zeit waren in Israel viele der Meinung, dass man den Terror nicht mit militärischen Mitteln besiegen kann. Doch ZAHAL und die Sicherheitsdienste haben bewiesen, dass das ein Irrtum war. Die Bedrohung durch die Raketen, von der Hizbollah im Libanon und der Hamas im Gaza-Streifen, hält an. Aber Israel kann damit umgehen.

Nachdem klar wurde, dass Israel die beiden ersten Angriffswellen überwunden hatte, wandten sich seine Gegner in eine andere Richtung. Diesmal handelt es sich um einen weltweiten Angriff mit dem Ziel, die Legitimität des Staates Israel in Frage zu stellen, es zu einem Paria-Staat zu machen. Und dieser Angriff nimmt an Fahrt auf.

Die erste Angriffswelle hat Unterstützung in der arabischen Welt erhalten. Die zweite Angriffswelle, der Terror, wurde auch von der radikalen Linken in Europa und durch einige marginale Terrorgruppen unterstützt. Doch der weltweite Angriff, der die Legitimation Israels in Frage stellt, braucht eine größere Unterstützung, um erfolgreich zu sein. Es ist nicht so schwer, diese Unterstützung zu erhalten, besonders nicht bei den Vereinten Nationen. Ungefähr ein Drittel ihrer Mitgliedsstaaten sind muslimisch, und dies garantiert eine automatische Mehrheit für jede Entscheidung gegen Israel in der Generalversammlung. Jedes der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsstaates hat ein Vetorecht, doch Russland und China neigen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen nicht dazu, ein Veto gegen antiisraelische Beschlüsse einzulegen.

Zusätzlich ist mit dem Nahostquartett noch ein weiterer Faktor ins Spiel gekommen, der Druck auf Israel ausübt. Fügt man zu all diesem jetzt noch die große Zahl von Muslimen hinzu, die in vielen westeuropäischen Staaten leben, die „betroffenen Liberalen“, die überzeugt sind, dass sie besser wissen was für Israel gut ist als seine demokratisch gewählte Regierung und die Lobbygruppen, in denen viele Juden und sogar Israelis Mitglieder sind – dann stellt sich heraus, dass es gegen Israel eine breite und mächtige Koalition gibt. Auch, wenn nicht alle danach trachten, Israel auszulöschen, so sind es doch die radikalsten Elemente in der Koalition, die den Ton angeben.

Glücklicherweise ist Israel mit den Jahren sowohl militärisch als auch wirtschaftlich stärker geworden und wird auch mit dieser dritten Angriffswelle fertig werden.

Der Autor ist ehemaliger Außenminister und ehemaliger Verteidigungsminister des Staates Israel.
(Haaretz, 20.07.11)
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1 Kommentar

  1. Mir zeigt die Angst vor immer neuen Angriffswellen „der Feinde Israels“ vor allem eine Gesellschaft, die völlig in einer militarisierten Wagenburg-Mentalität gefangen ist: Ãœberall nur übelmeinende Bedrohung, gegen die man sich mit allem Mitteln wehren muß.

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