Wenn ne Migrantische Ministerin wird….

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Heut bin ich mal voll migrantisch drauf. Das ist der neue Slang hier in Deutschland. Don Sarrazin hat nämlich gesagt, dass Leute, die migrantisch drauf seien, Dinge nicht objektiv beurteilen könnten…

Von Ramona Ambs 

Um genau zu sein, hat er gesagt: „Je migrantischer diese Leute eingestellt sind, desto weniger neigen sie dazu, Probleme oder Schwierigkeiten objektiv zu sehen“. Und weil ich nämlich grade einen subjektiven und subversiven Text schreibe, definiere ich mich jetzt als migrantisch. Sonst versteht´s ja vielleicht keiner. Objektiv beurteilen – das können nur Bio-Deutsche. Auch so ein neues Wort. Und weil das alles jetzt neuerdings so ist – und sich das auch offenbar viele so denken, will man bestimmte Themen nicht gerne aus der Hand geben. Jedenfalls will man bestimmte Themen nicht in migrantische Hände geben.

Insbesondere nicht das Thema Integration. Das können die Deutschen nämlich so gut. Jedenfalls besser und objektiver als ein so dahergelaufener Ausländer. Schließlich können die Deutschen da auf eine fast 60-jährige Erfolgsgeschichte blicken. Man kann ja auch stolz darauf sein, dass trotz steigender Ausländerfeindlichkeit und national befreiter Zonen immer noch Migranten hier im Land leben. Nicht auszudenken, wo dieses Land heute stünde, wenn man an dieses Thema migrantisch rangegangen wäre.

Umso verständlicher die mediale Entrüstung als bekannt wurde, dass in Baden-Württemberg nun Bilkay Öney Integrationsministerin werden soll. In einem Spiegel-Artikel heißt es: „Wer sich mit Öneys Lebenslauf beschäftigt, kommt um die Vermutung nicht herum, dass es vor allem ihre Geburt in der Türkei ist, die sie für den Job in Stuttgart qualifiziert.“

Man schlussfolgert, das sei „Legitimation durch Betroffenheit“ und im Grunde deshalb die reine Diskriminierung. Aha. Originell. Ich kann nicht umhin, dem Autor zu dieser genialen Pointe zu gratulieren. Folgt man nämlich dieser Logik, dann sollte ein Piusbruder Sprecher des Schwulenverbandes werden und Dieter Bohlen als Frauenbeauftragter eine neue Karrierechance erhalten. Alles andere wäre ja positive Diskriminierung. Aber… – sollten Biodeutsche dann überhaupt noch Außenminister werden dürfen? Als Außenminister muss man ja schließlich deutsche Interessen nach außen vertreten… Ich meine, hej,- die Deutschen sind doch wohl wegen ihrer Herkunft voll befangen, also sozusagen megamigrantisch drauf in so einem Amt, oder?

Aber mal Spaß beiseite. Dass Bilkay Öney möglicherweise gar nicht aufgrund ihrer Herkunft, sondern vor allem wegen ihrer bisherigen Aktivitäten für den Posten geeignet ist, ist evident. Als Mitbegründerin des Türkisch-Jüdischen Runden Tischs beim American Jewish Committee und jahrelanger Arbeit im interkulturellen Bereich hat Öney einfach Ahnung von der Materie. Wenn dann noch sozusagen eine biografische Qualifikation dazu kommt, spricht das doch eher zusätzlich für sie als gegen sie. Zumal die Tatsache, dass sie Integrationsministerin wird, nicht besagt, dass sie nicht ebenfalls auch eine hervorragende Wirtschafts- oder Innenministerin wäre. Aber, das ist zugegebenermaßen eine differenzierte Betrachtung und hier deshalb völlig fehl am Platze.

Also wieder Ernst beiseite. Schließlich soll das ja ein migrantischer Text werden. Deshalb hab ich mir auch was überlegt, was ganz Konstruktives: man könnte ja zukünftig in die Integrationskurse so ne Objektivitäts-Lektion einführen. Einfach damit die Migranten zukünftig in so einem Kurs mehr bio-deutsche Eigenschaften erwerben können. Das täte diesem Land sicher gut. Denn am besten für Deutschland sind ja Leute, die nicht subjektiv betroffen sind. Das sind dann die wahren Patrioten. Es leben die objektiven Kartoffeln!

4 Kommentare

  1. Natürlich hat Frau Öney den Job auch aufgrund ihrer Herkunft bekommen! Denn die Herkunft spielt beim Job der Integrationsbeauftragten durchaus eine große Rolle.
    Kaum vorzustellen, was es für einen Aufschreib gegeben hätte, wenn die neue Integrationsbeauftragte eine Person mit jüdisch-israelischem Migrationshintergrund gewesen wäre – und zuständig für die Belange von millionen muslimischer Einwanderern.
    Dass das „Fachwissen“ von politischen „Beauftragten“ keinerkei Rolle für den Job spielt zeigt ja z.B. sehr gut die Bundesdrogenbeauftragte Dyckmanns.

    Ansonsten: ein typischer Text von Frau Ambs „Man sagt ja nix, man schreibt nur so“.

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