Israelische Reaktionen auf bin Ladens Tod

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“Der Tod Osama bin Ladens war nur ein Etappensieg. Der Krieg gegen den Terror ist damit nicht beendet.“ Das sagte der israelische Minister für Strategie und Geheimdienste, Dan Meridor am Dienstag Morgen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 3. Mai 2011 

Die Tötung Bin Ladens habe vor allem eine symbolische Bedeutung. Weil er schon vor dem 11. September 2011 von den Amerikanern gesucht und verfolgt wurde, habe er ohnehin nicht mehr sehr wirksam das El Kaeda Netzwerk leiten können. El Kaeda sei in den vergangenen zehn Jahren in separate Organisationen in verschiedenen Ländern zerfallen. Weiter sagte Meridor, dass die Amerikaner für die Suche nach dem Top-Terroristen Nr. 1 in der Welt enorme Ressourcen eingesetzt hätten, „mehr als Israel für sämtliche Operationen seiner Geheimdienste zur Verfügung hat“. Die Amerikaner hätten mit modernsten Techniken gearbeitet, mit Satellitenüberwachung, Gefangene in Guantanamo verhört, die Kommunikation mitgeschnitten und „jeden Piepser“ in der Umgebung des Festung in Pakistan beachtet, ehe sie ihre Operation gestartet hätten.

Der ehemalige Mossad-Mann und Buchautor Mischka ben David verglich die Jagd auf Bin Laden mit der langjährigen Suche nach dem mysteriösen Militärchef der Hisbollah im Libanon, Imad Mughniyah, „durch Israel und die Amerikaner“. Mughniyah stand wie bin Laden ganz oben auf der amerikanischen Liste der meistgesuchten Terroristen weltweit, war in der Öffentlichkeit aber weniger bekannt. Mughniyah habe den ersten großen Selbstmordanschlag der Neuzeit auf den amerikanischen Stützpunkt der Friedenstruppen in Beirut 1982 organisiert, bei dem über 220 US-Soldaten getötet wurden. Die FBI hatte ein Kopfgeld von 5 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Mughniyah soll auch die Anschläge auf ein jüdisches Gemeindezentrum und die israelische Botschaft in Buenos Aires 1992 verantwortet haben. Im Februar 2008 wurde er durch einen Sprengsatz in der Kopfstütze seines Autos in Damaskus gezielt getötet. Israel wird zwar verdächtigt, hat den Anschlag aber nie eingestanden. Ben David erwähnte auch die gezielte Tötung des Hamas-Chefs Scheich Jassin. Israelische Raketen trafen den im Rollstuhl sitzenden Mann in Gaza mit einer Rakete. „Der Terror der Hamas war damit keineswegs beendet. Dennoch hat die Hamas über ein Jahr gebraucht, sich neu zu organisieren.“

Der Arabienexperte Ehud Jaari vermutet, dass Pakistan bin Laden an die Amerikaner ausgeliefert habe. Dazu berichtete der Rundfunkabhörer Miki Gurdus: „Die seit 2005 errichtete Festung, in der sich Bin Laden versteckt hielt, und die keinerlei Telefon- oder Internetanschlüsse verfügte und wo der Müll im Garten verbrannt wurde, anstatt ihn auf die Straße zu stellen, befand sich in unmittelbarer Nähe von einigen der bestbewachten pakistanischen Atomanlangen. Es kann einfach nicht sein, dass die Pakistanis nichts von dem Anwesen und seinen mutmaßlichen Bewohnern wussten.“ General Gidi Netzer, ein „Experte für Pakistan“, sagte, dass Terror eine „Weltanschauung, eine Ideologie, eine Kultur des Tötens“ sei. El Kaeda unter der Führung von Bin Laden gebe es schon lange nicht mehr. Die „Filialen“ gingen längst autonom ihre eigenen Wege. Israel sei „relativ gut abgesichert“. Aber der El Kaeda ideologisch nahestehende Organisationen versuchten immer wieder, unter den regimefeindlichen Beduinen im ägyptischen Sinai und im Gazastreifen Fuß zu fassen.

Ein hochrangiger Militär, der namentlich nicht genannte werden wollte, meinte auf Anfrage, dass El Kaeda eine „ideologische Ausrichtung“ sei, deren  „Pate“ Bin Laden war. „Die wollen alles vernichten, was anders ist“, meinte der Offizier und verglich Bin Ladens Rolle mit anderen „Psychos“ wie Hitler und Ahmadinidschad.

Israels Politiker, darunter der Staatspräsident, haben unisono Präsident Obama zu dem Erfolg gratuliert. Mit Befremden wurde registriert, dass die Hamas im Gazastreifen ausdrücklich die Tötung des Osama bin Laden verurteilt habe. Das werde Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei seiner bevorstehenden Reise nach London und Washington nutzen, um EU und USA zu überzeugen, eine künftige palästinensische Regierung mit Hamas-Beteiligung zu boykottieren. Der Versöhnungsvertrag soll am Mittwoch (morgen) im Beisein des Generalsekretärs der arabischen Liga, Amre Mussa, in Kairo unterzeichnet werden.

 (C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Die USA nehmen den Kampf gegen den supranationalen islamisch geprägten Terror aus dem Recht eines
    tödlich getroffenen Opfers heraus weiterhin sehr ernst.
    Diese Klarstellung durch die Tat tut irgendwie gut.
    Nun gilt es sehr genau zu beobachten,
    wie sich  zur Ausschaltung Bin Ladens geäußert wird.
    Seine Gesinnungsfreunde müssen wohl als unbelehrbare gefährliche Feinde ähnlich bewertet werden wie Bin Laden selbst.

    Bemerkenswert ist auch eine andere Seite der Situation.
    Anders als zur Zeit des Nürnberger Prozesses haben die USA eine öffentliche Auseinandersetzung mit
    Bin Ladens Argumenten erfolgreich vermieden.
    Welche Gründe dafür es auch immer gibt, eines ist unübersehbar:
    Der Bin Laden Terror wird offenbar weiterhin gefürchtet.
    Die Macht seiner Grabstätte wird gefürchtet.
    Diese Art des Krieges ist vorerst in einem Vorteil für die USA durch „höhere Kadenz der Waffentechnik“.
    Befriedend allerdings können nur freiwillige Übereinkünfte wirken.

    Und dann noch diese Frage.
    Sind die USA frei von Weltherrschafts-/Weltführungsambitionen?
    Suchen die USA auch supranationale  „Lösungen“ gegen die Gesetzgebung des Tenach ?
    Letzte Entscheidung wird der Status von Jerusalem bringen.
    Alles andere ist Vorfeldgeplänkel.

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