Inmitten des Aufruhrs: Der Iran versucht seinen Einfluss auszudehnen

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Der Iran versucht, die Ereignisse in dem im Wandel begriffenen Nahen Osten mitzugestalten, um seinen Einfluss und seinen Status in der Region zu etablieren, sagen offizielle Vertreter der Vereinigten Staaten und arabischer Länder…

Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton hatte zu Beginn des Monats gewarnt, dass der Iran „ständig versucht, die Ereignisse (in Ägypten, Bahrain und dem Jemen) zu beeinflussen“, dies „entweder direkt oder mit Hilfe von Verbündeten“ wie der Hisbollah und der Hamas. [1] Zur gleichen Zeit gaben Vertreter der Opposition in Syrien an, dass der Iran Einheiten seiner Revolutionsgarde und der Hisbollah ausgesandt habe, um Teherans Verbündeten, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, bei der Unterdrückung der Proteste gegen sein Regime zu unterstützen. [2]

„Der Iran untergräbt Frieden und Stabilität am Golf“

Im vergangenen Monat brachen Proteste unter schiitischer Führung in Bahrain aus, einem winzigen Königreich auf einer Insel im ölreichen Persischen Golf.

Die sunnitischen Herrscher des Königreichs beschuldigten den Iran der Einmischung in Bahrain und anderen arabischen Staaten am Golf. Der König von Bahrain, Hamad Bin Isa al-Chalifa, sagte in der vergangenen Woche, dass ein „ausländischer Coup“ gegen sein Land vereitelt worden sei. [3]

Fatima al-Beloushi, Ministerin für soziale Entwicklung in Bahrain, behauptete, die Demonstranten hätten Verbindungen zu einem „benachbarten Land“ sowie zur Hisbollah, einer libanesischen, vom Iran unterstützten Terrorbewegung.

„Wir haben direkte Beweise. Die Hisbollah hat ihre Leute trainiert. Sie verfolgten eine fremdbestimmte Agenda“, sagte sie. [4]

Der Iran hat Bahrain in der Vergangenheit gelegentlich als die „14. Provinz“ der islamischen Republik bezeichnet.

Die Königsfamilie der al-Chalifa ist sunnitisch, während bis zu 70% der 600.000 Einwohner zählenden Bevölkerung in Bahrain Schiiten sind. Seit langem beschweren sich die Schiiten darüber, dass sie in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht marginalisiert und diskriminiert würden. Die überwiegende Mehrheit der Demonstranten in Bahrain ist deshalb schiitisch.

Unter den arabischen Ländern, die von der gegenwärtigen Welle der Unruhen im Nahen Osten heimgesucht wurden, ist Bahrain das erste Land, in dem die Proteste durch eine Spaltung zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen gekennzeichnet sind. Dies hat die sunnitischen Herrscher anderer Golfstaaten mit bedeutenden schiitischen Minderheiten in Alarmbereitschaft versetzt. [5]

Aus Furcht, die schiitischen Aufstände könnten auf ihre eigenen Länder überspringen und dem Iran weitere Gelegenheiten zur Einflussnahme in der Region bieten, haben Saudi-Arabien und andere Golfstaaten Truppen nach Bahrain entsandt, um die Proteste zu unterdrücken.

In der Zwischenzeit berichtete eine Zeitung in Kuwait, dass die arabischen Staaten am Golf erwägen, tausende libanesischer Schiiten aufgrund ihrer angeblichen Verbindung zur Hisbollah und den iranischen Revolutionsgarden zu deportieren.

Die Zeitung, Al-Seyassah, die für ihre entschiedene Haltung gegen die Hisbollah und den Iran bekannt ist, gab an, dass libanesische Schiiten an den Protesten in Bahrain und in der östlichen Provinz von Saudi-Arabien beteiligt gewesen waren. [6]

Sollte sich dies bestätigen, so wäre dies nicht die erste Welle von Massendeportationen libanesischer Schiiten aus den Golfstaaten in den vergangenen zwei Jahren.

Verschiedenen Berichten zufolge wurden hunderte von libanesischen Schiiten und Palästinensern in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Sommer 2009 aus Sicherheitsgründen des Landes verwiesen.

In seiner Rolle als Stützpunkt der Fünften Flotte der US-Marine, die die amerikanischen Interessen in der Region wahrt und die kontinuierliche Versorgung des Westens mit Öl sicherstellt, ist Bahrain auch für die Vereinigten Staaten von immenser strategischer Bedeutung.

„Die Vereinigten Staaten haben der Sicherheit am Golf gegenüber eine bleibende Verpflichtung, und eine hohe Priorität ist, mit unseren Partnern im Hinblick auf unsere gemeinsamen Befürchtungen über das Verhalten Irans in der Region zusammenzuarbeiten“, sagte Amerikas Außenministerin Hillary Clinton vor kurzem.

„Wir teilen die Ansicht, dass die Aktivitäten des Iran am Golf, darunter auch seine Bemühungen, die eigene Tagesordnung in benachbarten Ländern voranzutreiben, den Frieden und die Stabilität unterminieren.“ [7]

„Die Iraner sind sehr intensiv im Jemen involviert „

Während Demonstranten nach seinem Sturz verlangen, sieht sich der Präsident des Jemen, Ali Abdullah Saleh, mit weiteren Herausforderungen konfrontiert: durch die Terrororganisation al-Qaida ebenso wie eine sezessionistische Bewegung im Süden des Landes und die Rebellen der schiitischen Houthi im Norden.

Seit dem erneuten Aufflackern der Feindseligkeiten zwischen der jemenitischen Regierung und den Rebellen der Houthi im Jahr 2009 beschuldigten offizielle Vertreter Jemens und Saudi-Arabiens den Iran, die schiitischen Rebellen mit Geld, Waffen und Ausbildung zu versorgen.

Während die Fachleute geteilter Meinung darüber sind, ob der Iran tatsächlich in die inneren Angelegenheiten des Jemen involviert ist, äußerte die Außenministerin der Vereinigten Staaten, Hillary Clinton, vor kurzem gegenüber dem „Appropriations Committee“ des amerikanischen Senats, die Vereinigten Staaten wüssten, dass „die Iraner sehr intensiv an den Oppositionsbewegungen im Jemen beteiligt sind“. [8]

„Persisch sprechende Kommandos helfen bei der Unterdrückung von Protesten in Syrien“

Während der Iran die Demonstranten in Tunesien, Ägypten, Bahrain und im Jemen öffentlich unterstützte, fand sich das Land im Hinblick auf die Unruhen in Syrien in einer anderen Lage wieder, da dieses Land als Verbündeter des Irans unter den arabischen Staaten allein dasteht.

Vertreter der syrischen Opposition beschuldigten die islamische Republik, Einheiten der iranischen Revolutionsgarde und der Hisbollah gesandt zu haben, um bei der Niederschlagung der Proteste gegen Präsident Assad zu helfen, die zu Beginn des Monates ausgebrochen waren. [9]

Berichten aus Daraa zufolge, wo die Proteste in Syrien begonnen hatten, wurde eine Anzahl von Persisch sprechenden Kommandos in der Stadt gefangen genommen.

Die Revolutionsgarden hatten eine Schlüsselrolle bei der Niederschlagung der Straßendemonstrationen im Iran 2009 gespielt, die nach der umstrittenen Wiederwahl von Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten ausgebrochen waren.

Ähnliche Berichte:

Unruhen dehnen sich auf dem Golf aus vor dem Hintergrund von Befürchtungen einer zunehmenden iranischen Einflussnahme, weit verbreitete sektiererische Gewalt

Regionale Mitspieler destabilisieren den Jemen

Globaler Waffenschmuggel des Iran an Terroristen findet zur See, in der Luft und auf dem Landweg seine Fortsetzung


Quellenangaben:
[1] „Iran contacting Arab opposition movements: Clinton“, AFP, March 2, 2011, http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5iAPeQ5TXpjqKZuPapL-F49WA4gNg?docId=CNG.4103fec93a330f1c195d92e86c2ce8c3.b91

[2] „Iran’s IRGC attacks anti-Assad protesters in Syria“, World Tribune, March 21, 2011, http://www.worldtribune.com/worldtribune/WTARC/
2011/me_iran0311_03_21.asp

[3] „Bahrain says it has foiled ‚foreign plot'“, Reuters, March 22, 2011, http://articles.timesofindia.indiatimes.com/2011-03-22/middle-east/29173794_1_shias-isa-al-khalifa-king-hamad-bin

[4] „Bahrain minister points to Iran link to unrest“, Reuters, March 25, 2011, http://www.reuters.com/article/2011/03/25/us-bahrain-protests-minister-idUSTRE72O39120110325

[5] „Wave of Unrest Rolls Into Gulf“, The Wall Street Journal, February 16, 2011, http://online.wsj.com/article/SB100014240527487044090045761457
11833269124.html

[6] „Gulf states ‚to deport Hezbollah, Iranian agents“, AFP, March 24, 2011, http://www.google.com/hostednews/afp/article/
ALeqM5iIEIJQlxGmMjFunxbJB_L9ycStA?docId=CNG.3e3ed7e3434b06408e36d7c289534e29.441

[7] http://www.state.gov/secretary/rm/2011/03/158658.htm

[8] „Iran contacting Arab opposition movements: Clinton“, AFP, March 2, 2011, http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5iAPeQ5TXpjqKZuPapL-F49WA4gNg?docId=CNG.4103fec93a330f1c195d92e86c2ce8c3.b91

[9] „Iran’s IRGC attacks anti-Assad protesters in Syria“, World Tribune, March 21, 2011, http://www.worldtribune.com/worldtribune/WTARC/2011/
me_iran0311_03_21.asp

2 Kommentare

  1. Der Iran versucht seinen Einfluss auszudehnen anstatt den einzuschränken. Wie wir, die demokratischen staaten, ständig darum bemüht sind. Wie es scheint, werden es die Mullahs nie lernen.

    • Keine Ahnung, ob sie es nie lernen. Sie bemühen sich jedenfalls nach Kräften und bleiben dabei im Gegensatz zu manchem anderen sogar noch in ihrer Interessenspäre, d. h. ihrer Region und stützt sich dabei auf nicht unwesentliche Teile der Bevölkerungen dieser Nachbarstaaten. Was gibt es daran auszusetzen, mag man Iran nun mögen oder nicht? Was sonst könnte man von Iran bei der legitimen Wahrung seiner Interessen erwarten?
      Was den Beitrag betrifft – na ja! Objektiv ist wahrlich etwas anderes, und nicht nur was Iran betrifft. Ich greife da nur einmal die angeblich sezessionistische Bewegung im Süden des Jemen heraus. Von Bewegung kann da ja wohl keine Rede sein, denn es betrifft doch große Bevölkerungsteile des zuvor vom Norden annektierten Südjemen, der (anders als etwa Ostdeutschland) nie zur nordjemenischen staatlichen Einheit gehörte. Was also genau ist dieser „Bewegung“ oder was auch immer vorzuwerfen, wenn sie diese Annektion auch heute noch, und ggf. auch mit Unterstützung Irans, ablehnt?

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