Israelisches Staatsarchiv veröffentlicht Eichmann-Dokumente

2
67

Erstmals hat Israel streng geheime Dokumente über den NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann veröffentlicht. Das israelische Staatsarchiv stellte die Unterlagen zu der Entführung und dem Strafverfahren ins Internet. Eichmann war im Mai 1962 in Israel hingerichtet worden…

Von A. Klotz/dpa, inn v. 4.4.2011

„Ein Blick hinter die Kulissen der Festnahme und des Prozesses gegen Adolf Eichmann“ – unter diesem Titel sind nun Dutzende Dokumente auf der Webseite des israelischen Staatsarchivs einsehbar. Das berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Unter den historischen Schriftstücken befinden sich auch Protokolle von Gesprächen Eichmanns mit seinem damaligen deutschen Anwalt Robert Servatius. Zudem veröffentlichte das Institut Auszüge aus handschriftlichen Memoiren sowie einen autobiografischen Bericht mit dem Titel „Götzen“. Einige der Dokumente sind in hebräischer Sprache verfasst.

Eichmann war im Zweiten Weltkrieg für die Deportation von Millionen Juden in deutsche Vernichtungslanger verantwortlich. Israelische Agenten hatten den ehemaligen Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt im Jahr 1960 in Argentinien aufgespürt. Ein Jahr später begann ein von zahlreichen Medien begleiteter Strafprozess. Zum ersten und bisher einzigen Mal in der modernen israelischen Geschichte verhängte ein Gericht die Todesstrafe.

Wie aus den Protokollen hervorgeht, hat Servatius Eichmann während eines Gesprächs gefragt, ob er in der Zeit des Nationalsozialismus Gaskammern gesehen habe. Dieser antwortete, er habe „einmal eine kleine Gaskammer besucht“. Die „großen Räume, die zur Vernichtung dienten“, habe er hingegen nie begutachtet. Aber „einen Haufen von Leichen“ habe er gesehen, „die offenbar vergiftet wurden“.

„Korrekte“ Behandlung in israelischem Gefängnis

Ebenso hatte der Anwalt die Frage gestellt, ob Eichmann seine Taten bereue. Dieser antwortete lediglich: „Mein Gewissen ist völlig rein.“ Denn er habe niemanden getötet, er habe nur Befehle von Vorgesetzten befolgt. Die Vergangenheit sehe er nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus allerdings „mit völlig anderen Augen“. So sei Hitler für ihn nur noch „eine Marionettenpuppe“ internationaler Finanzkreise.

Ferner existiert auch ein Dokument zu Eichmanns Entführung in Argentinien. Die israelischen Agenten hätten „besonders darauf geachtet, seinen Körper nicht zu verletzen“, wird Eichmann darin zitiert. Es sei ein „sportlicher“ Einsatz gewesen, der ausgezeichnet geplant gewesen sei. Auch im Gefängnis habe man ihn schließlich „korrekt“ behandelt.

Die Dokumenten-Sammlung des Staatsarchivs wurde von Michal Saft und Hagai Zoref herausgegeben. Wie „Ha´aretz“ schreibt, sind die Unterlagen „interessant und nutzerfreundlich“ aufbereitet. Allerdings beinhalteten nicht alle Schriftstücke „neue Informationen“.

2 Kommentare

  1. Stichwort Eichmann, ein Kommentar zum Thema Antisemitismusforschung:

    Zuhause habe ich zwei Filme auf DVD, der eine zeigt einen Wehrmachtsoffizier, der Ende 1943 in Nazi Deutschland vor Gericht gestellt wird, weil er öffentlich geäußert hat das im Osten Menschen in Güterwaggons zur Vernichtung abtransportiert werden. Im überfüllten Gerichtssaal in Berlin wird dem total verängstigten Angeklagten nicht die Möglichkeit gegeben sich zu setzen. Der Richter fragt ihn was er gesehen hat, er äußert schüchtern: „Da wurden Menschen abtransportiert…“ Er hatte nicht fertig gesprochen, da fuhr ihn der Richter mit donnernder Stimme an: „Sie schäbiger Lump, die Wehrmacht transportiert keine Leute ab…“ Eine faire Behandlung sieht anders aus. Auf der anderen DVD (vom Spiegel) ist der Eichmann Prozess zu sehen. Zeigen Sie den Menschen diesen Kontrast, und sie werden einiges erreichen.

    Desweiteren der Filmbeitrag „Der letzte Rabbiner“ auf Phoenix gesehen.  Rabbiner Leo Trepp (möge er in Frieden ruhen) sagt: „Man hat den Juden aus Deutschland rausbekommen, aber nicht Deutschland aus dem Juden.“ Herzergreifend…
    Zeigen Sie das den Menschen!

Kommentarfunktion ist geschlossen.