Iran: Führender Geistlicher verurteilt die Regierung der Islamischen Republik

2
20

Der einflussreiche iranische Geistliche Ayatollah Mousavi Ardebili hat mit starken Worten die unmoralischen Handlungen der Regierung kritisiert, um, wie er sagt, den Islam und das islamische Regime zu verteidigen…

Beleidigung und Verleumdung zerstört jede menschliche Gemeinschaft

Zamaaneh, 6. März 2011 – Ayatollah Moussavi-Aredbili, unter Ayatollah Khomeini einst oberster Rechtspfleger, schreibt, die Vorgehensweise der Regierung verletze „die Religion, das Gesetz, die Moral und die menschliche Würde.“ In einer auf seiner persönlichen Webseite veröffentlichten Erklärung schreibt Mousavi Ardebili, es sei absolut nicht hinnehmbar, dass Personen und Gruppen „beleidigt und verleumdet“ werden.

Der Geistliche führt keine konkreten Beispiele für derartige Aktionen an, doch hatten die Vorwürfe des Verrats und der Volksverhetzung gegen die Oppositionsführer Mir Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi und andere politischen Persönlichkeiten in den letzten Monaten überhand genommen.

„Verleumdung ist heutzutage ein normales und verbreitetes Mittel, und jeder beleidigt hemmungslos jeden, den er will“, so der Rechtsgelehrte. „Und bevor jemand in einem rechtmäßigen Prozess wegen eines Verbrechens verurteilt und bestraft wird, beschuldigen (manche Behörden) Menschen und erlassen ihre Urteile ohne jede Angst vor Konsequenzen.“

Die beiden Oppositionsführer Moussavi und Karroubi waren zusammen mit ihren Ehefrauen [Zahra Rahnavard und Fatemeh Karroubi] unter Hausarrest gestellt und von jedem Kontakt mit der Außenwelt abgeschnitten worden, nachdem sie für den 14. Februar zu einer Demonstration für die Aufstände in der arabischen Welt aufgerufen hatten. Während viele Vertreter der Justiz und der Regierung die beiden Männer des Aufruhrs und der Verwicklung in ausländische Verschwörungen gegen das Regime bezichtigten, gab es keine offiziellen Schritte zu ihrer strafrechtlichen Verfolgung. Mousavi Ardebili zufolge „verzerren solche Vorgehensweisen die bedeutenden Lehren des Islam.“

Die regimetreue Tageszeitung Keyhan kritisierte Ayatollah Mousavi Ardebilis Erklärung aufs schärfste und bezeichnete es als eine offensichtliche Unterstützungserklärung für die beiden Oppositionsführer. In einem Leitartikel wiederholte Keyhan den Vorwurf der Kollaboration mit Israel und den USA an die Adresse Mir Hossein Moussavis und Mehdi Karroubis und erklärte, Ayatollah Mousavi Ardebilis Erklärung stehe nicht im Einklang mit seinem „bekannten und revolutionären Charakter“. Der Artikel schlussfolgert, dass Mousavi Ardebili unter schlechten Einfluss geraten und ausgenutzt worden sein müsse.

Auch andere führende Geistliche hatten sich in den vergangenen Wochen offen gegen die Behandlung der beiden Oppositionsführer ausgesprochen.

Ayatollah Yousef Sanei verurteilte ihre Verhaftung als ein Zeichen der „politischen Schwäche und Insolvenz“ des Staates.

Ayatollah Bayat Zanjani protestierte gegen die Behandlung Moussavis und Karroubis und bezeichnete die beiden als „treue Freunde des Imam (Khomeini) und der Revolution.“

Ayatollah Dastgheib, ein Mitglied der Expertenversammlung, hat das Establishment zur Einrichtung eines von beiden politischen Lagern gebilligten Panels zur Untersuchung der von den Oppositionsführern erhobenen Vorwürfe gegen die Präsidentschaftswahl von 2009 aufgerufen und ein sofortiges Ende des Hausarrests gefordert, den er als „gesetzes- und religionswidrig“ bezeichnet.

بیانیه شدید اللحن آیت الله موسوی اردبیلی خطاب به مسئولان حکومتی

Danke an das Übersetzungsnetzwerk Tlaxcala und Julias Blog

Ayatollah Moussavi-Aredbili آیت الله موسوی اردبیلی, geb. 28.1.1926 in Ardebil/ Iran, war nach der Revolution u.a. Revolutionsratsmitglied, Mitglied im Expertenrat für das Grundgesetz, Abgeordneter in der ersten Periode des Parlaments der Islamischen Republik.

2 Kommentare

  1. Gibt es einen Staat auf der Erde wo man sagen kann: Die haben eine rosige Zukunft?
    Gibt es einen Staat, wo man sagen kann: Die haben eine rosige Gegenwart?

    Ob die Gegenwart durch eine rosa Brille, viel Geld oder Religion stattfindet, tut doch nichts daran, dass niemand auf Erden wirklich einen Beweis hat, dass er recht hat in dem was er tut.
    Deshalb gibt es Streit.

    Aber die, die alle zum Schweigen bringen, weil sie mit Fakten kommen, die müssen doch Recht haben. Und mit denen rechnet anscheinend niemand.

    Ist es nicht schön, dass es Menschen gibt, die nicht mit rosa Brille, Geld und religiösen Getue eine Gegenwart haben?

    Der Iran, die USA und Israel haben doch alle etwas gemeinsam: Sie reden viel von der Gegenwart Gottes, aber haben viele Waffen.

    Anscheinend glauben diese drei, dass man durch Waffen in die Gegenwart Gottes kommt. Das macht diese Staaten gefährlich, ob es ihnen passt oder nicht.

    Alle drei Staaten sind religiös motiviert.

    Wenn das nicht als gefährlich gesehen wird, dann hat man ein anderes Denken. Und dann denkt man, dass Religion ohne Waffen gefährlich ist.
    Weil solche nur überleben können mit Fakten.

    Wer hat die Welt ins Gegenteil verkehrt?

Kommentarfunktion ist geschlossen.