Erstmals traf ich Palästinenser, als ich in der saudi-arabischen Provinz al-Hasa in die erste Klasse ging. Sie waren von der Grundschule bis zum Gymnasium die Lehrer, die ich am liebsten mochte, die moralischsten und vernünftigsten…
Von Abd al-Katif al-Mulhim
Als ich zwischen 1975 und 1979 an der amerikanischen Marineakademie SUNY studierte, las ich viele Bücher über Palästinenser, Araber und Israelis und jeden Artikel, der über die vielen Gelegenheiten veröffentlicht wurde, die die Palästinenser zur Lösung ihres Problems verpassten, vor allem beim Camp-David-Abkommen zwischen Ägypten und Israel. Ich las auch über das Leben der Palästinenser in den USA und anderswo und traf sie. Sie haben Erfolg in jedem Bereich, in dem sie tätig sind. Währenddessen befinden sich die arabischen Staaten in der unteren Hälfte der Rankings zu Erziehung und Entwicklung, und ich frage mich immer wieder: Was wäre geschehen, wenn die Palästinenser und die Araber sich am 14. Mai 1948 mit der Anwesenheit Israels abgefunden und sein Existenzrecht anerkannt hätten? Wäre die arabische Welt stabiler, demokratischer und fortschrittlicher geworden?
Wenn die Araber Israel 1948 anerkannt hätten, wären die Palästinenser von den hohlen Versprechungen der arabischen Despoten befreit worden, die immer wieder sagten, die Flüchtlinge würden in ihre Häuser zurückkehren und Israel ins Meer geworfen. Einige der arabischen Führer missbrauchten die Palästinenser für ihre Ziele, um ihr eigenes Volk zu unterdrücken und an der Macht zu bleiben. Seit 1948 bis heute ist der einfachste Weg für einen arabischen Politiker, zum Helden und Führer der arabischen Welt zu werden, so laut wie möglich seine Absicht zu verkünden, Israel zu vernichten. Dafür muss er noch nicht einmal einen einzigen Soldaten einziehen (Reden kostet nichts).
Wenn die Araber Israel 1948 anerkannt hätten, wäre es nicht nötig gewesen, 1952 einen Umsturz in Ägypten gegen König Faruk zu initiieren, und Ägypten wäre 1956 nicht von Großbritannien, Frankreich und Israel angegriffen worden. Auch der Krieg im Juni 1967 wäre nicht ausgebrochen. Israel wäre nicht gewachsen, und wir, die Araber, hätten die UN-Resolution nicht gebraucht, die von Israel verlangt, sich hinter die Grenzen von 1967 zurückzuziehen. Der Zermürbungskrieg zwischen Ägypten und Israel, der von Ägypten größere Verluste gefordert hat als von Israel, wäre nicht ausgebrochen. Nach 1967 wurde Israel auch zu einem strategischen Verbündeten der USA. Davor war das Bündnis nicht so eng, wie viele in der arabischen Welt denken. In besagtem Zeitraum weigerte sich die amerikanische Regierung, Israel mit neuartigen Waffen zu beliefern, und die Israelis kämpften hauptsächlich mit französischen und britischen Waffen.
Die palästinensische Not wurde ausgenutzt, um eine weitere stabile Monarchie zu Fall zu bringen, dieses Mal im Irak, und gegen eine blutige Tyrannis in einem der reichsten Staaten der Welt auszutauschen. Der Irak ist reich an natürlichen Ressourcen, seine Böden sind fruchtbar, es gibt Wasser im Überfluss und zahllose archäologische Stätten. Das Blutvergießen im Irak wurde fortgesetzt, und es ereigneten sich dort viele gewaltsame Umstürze, einer davon, in den sechziger Jahren, auf Initiative der Brigade, die zur Unterstützung der Befreiung Palästinas ausgesandt werden sollte. Stattdessen kehrte sie um und übernahm die Macht in Bagdad. Viele Jahre später verkündete Saddam Hussein, er werde Jerusalem via Kuwait befreien, und wieder wurde die palästinensische Not als Vorwand für einen Krieg missbraucht.
Hätten die Araber Israel 1948 anerkannt, hätte sich 1968 auch der Umsturz in einem anderen reichen Land, nämlich gegen den König Idris in Libyen, nicht ereignet, und Muammar Gaddafi wäre nicht an die Macht gekommen. Auch bei weiteren Militärputschen in der arabischen Welt, wie in Syrien, im Jemen und im Sudan, wurden die Palästinenser als Ausrede missbraucht. Das Regime von Gamal Abdel Nasser pflegte zu sagen, die Golfstaaten seien „verrückt“, und versuchte, ihre Regierungen mithilfe der Medien und militärischer Kräfte zu stürzen. Sein Luftwaffe griff sogar die Südgrenze Saudi-Arabiens an, von den Stützpunkten, die er im Jemen hielt.
Selbst der Iran, der nicht arabisch ist, benutzt Palästina, um die Meinung seiner Bürger von der inneren Unruhe abzulenken. Ich erinnere mich, wie Ayatollah Khomeni verkündete, er werde Jerusalem via Bagdad befreien, und Präsident Ahmadinejad lässt kriegerische Erklärungen hören, obwohl noch nicht einmal ein einziger Feuerwerkskörper vom Iran in Richtung Israel geschossen wurde.
Derzeit bleiben die Palästinenser allein. Jeder arabische Staat ist mit seiner eigenen Krise beschäftigt, und der israelisch-palästinensische Konflikt ist vorläufig von der Tagesordnung verschwunden.
Der Autor ist ein pensionierter hoher Offizier der saudischen Marine. Übersetzt wurde der Artikel aus Haaretz, 25.03.11, für die israelische Botschaft. Die hier veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder.
Oh Baruch,
wie Recht Sie haben .. und wie klar Ihre Sicht und Ihre Geschichtskenntnisse sind. So lässt sich auch gut an den nationalen Bewegungen in .. zum Beispiel Tunsesien und Saudi-Arabien zeigen, dass „der Arabische Nationalismus .. bis heute vom Dritten Reich und vom deutschen Nationalismus geprägt“ wurde. Schliesslich waren die beiden Länder Stützen des Naziregimes im WK II.
(psst- Baruch .. wer keine Ahnung hat, sollte öfter mal die Schnauze halten ;-) )
@Justice
Kol hakawod Sie haben es auf den Punkt gebracht und sehr beschrieben.
Der Arabische Nationalismus ist bis heute vom Dritten Reich und vom deutschen Nationalismus geprägt. Und Deutschland hat bis heute nicht aufgehört die Juden zu drangsalieren. Die Antijüdische Propaganda hat seit dem die West Allierten aus deutschland raus sind, extrem wieder zu genommen.
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Mesut koennen Sie uns einen Beweis fuer Ihre Behauptung liefern, dass Israel die Demokratisierung der arabischen Welt verhindern versucht?
Mir scheint das ein Produkt Ihrer Phantasie zu sein.
Und wer hats verbockt ? Feldmarschall Rommel und sein Propagandaministerium. Erst wenn der wahnsinnig schädliche Einfluss des Nationalsozialismus im gesamten Arabischen Raum fort ist, kann endlich heute aktuelle, moderne Menschenrechtspolitik gemacht werden. Ich bin optimistisch, mit der arabischen Revolution wird Frieden im gesamten nahen Osten erreicht, Diktatoren können sich nicht mehr sicher sein. Es ist ein schönes Feeling in einem Land zu leben, in dem die Menschenrechte geachtet werden. Hier in Deutschland ist das sehr eigenartig mit den Menschenrechten. Sehr eigenartig ! Die Gefahr scheint von den deutschen Medien auszugehen, die unglaubliche Beispiellose Hetzkampagnen durchführen. Daher ruft Stefan Hessel zu einem Medienboykott auf, dem kann ich mich nur anschliessen ! Und, seien sie ehrlich, sind nicht auch sie der deutschen Propaganda auf den Leim gegangen ?
@ Mesul: Vielleicht liegt es an der bisherig bekannten Vorbildfunktion der umliegenden demokratischen, arabischen Staaten? Sun Tzu: Kenne Deinen Feind ist für dies Ländchen durchaus existenziell nachvollziehbarer, als: mal sehen was passiert. Von hier aus ist leicht pupsen.
Als der nicht arabische Herrscher des Pfauenthrones gehen durfte, dachten auch viele jetzt wirds gut.
Mit wahrscheinlichem Alterspessimisus: Ente
… „arabische Führer missbrauchten die Palästinenser für ihre Ziele, um ihr eigenes Volk zu unterdrücken und an der Macht zu bleiben. Seit 1948 bis heute ist der einfachste Weg für einen arabischen Politiker, zum Helden und Führer der arabischen Welt zu werden, so laut wie möglich seine Absicht zu verkünden, Israel zu vernichten. Dafür muss er noch nicht einmal einen einzigen Soldaten einziehen (Reden kostet nichts).“
Das sollten sich auch die Israelis zu Gemüte führen. Wenn sich jetzt die Despoten ins Wanken geraten, warum versucht nur Israel die Demokratisierung zu verhindern? Israel wollte sogar die NATO bemühen, ohne Mitglied zu sein, nicht etwa um die arabischen Völker vor den mörderischen Truppen der Diktatoren zu schützen, nein, um die Diktatoren zu halten und ihre Macht zu festigen.
Manchmal frage ich mich, wie kommt soviel Dummheit in dieses kleine Völkchen? Oder ist es nur die Regierung?
„Wenn der Hund nicht geschissen hätte,
hätte er den Hasen gefangen.“ (Moselfränkisch)
„Die Geschichte liebt keine Konjunktive“ (M. Gorbatschow)
Wenn sich diese Erkenntnis auch bei den unmittelbaren Nachbarn Israels durchsetzt, dann wird Frieden moeglich sein.
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