Blumenthalstraße in Köln: Stolperstein zur Erinnerung an die Familie Klein

0
47

Die Familie Klein lebte bis 1939 in der im Kölner Agnesviertel gelegenen Bumenthalstraße. 1939 versuchten die Kleins zu emigrieren – vergeblich. 1942 und 1943 wurde der größte Teil dieser jüdischen Familie in Auschwitz ermordet – nur die Tochter Ilse überlebte. Am 1. März ab 15 Uhr verlegt deren Sohn Giorgio Sacerdoti – ein international angesehener Jurist – gemeinsam mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig in der Blumenthalstraße 23 einen Stolperstein…

Von Roland Kaufhold

Gunter Demnig – er erhielt 2005 für seine Erinnerungsarbeit das Bundesverdienstkreuz – Giorgio Sacerdoti sowie die Familie Blumenthal möchten mit dieser Gedenksteinverlegung an das Schicksal der Familie Klein erinnern. Giorgio Sacerdoti wird hierbei auch aus dem Briefwechsel seiner Großeltern vorlesen. Der umfangreiche Briefwechsel ist von Sacerdoti kürzlich in einem umfangreichen Buch aufgearbeitet worden.

Am gleichen Abend wird Giorgio Sacerdoti im nahegelegenen Bürgerzentrum Alte Feuerwache ab 20 Uhr eine Lesung aus seinem Buch halten.

Lange hatten die Kleins in Köln gelebt. 1939 waren sie in die Niederlande emigriert – vergeblich: Siegmund Klein wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, wie schon ein Jahr zuvor sein Sohn Walter. Seine Ehefrau Helene Mayer kam im niederländischen Exil ums Leben.

Einzig ihre Tochte Ilse, die bereits 1933 nach Paris geflohen war, überlebte. Sie heiratete in Marseille Piero Sacerdoti, erwarb so die italienische Staatsangehörigkeit. 1943 flohen sie vor der deutschen Wehrmacht zunächst nach Mailand, dann, mit ihrem kurz zuvor geborenen Sohn Giorgio, weiter in die Schweiz – ihre Rettung.

Sie waren Nachbarn in der Blumenthalstrasse…
Zum Gedenken an die Familie Klein
Köln, 1. März, 15 Uhr
Verlegung von Stolpersteinen:
Blumenthalstrasse 23, Köln

Giorgio Sacerdoti: Lesung aus dem Buch „Falls wir uns nicht wiedersehen…“
1. März, 20 Uhr
Saal der Alten Feuerwache, Köln
Eintritt: frei

Zum Buch:

Über 100 Briefe aus den Jahren 1938 bis 1945 stehen im Mittelpunkt dieses Buches, welches das Schicksal der Familie Klein aus Köln schildert. Die Emigration in die Niederlande brachte ihr keine Rettung. Siegmund Klein und sein Sohn Walter, der nur 23 Jahre alt wurde, wurden in Auschwitz ermordet. Die Ehefrau Helene Meyer kam im holländischen Exil um. Einzig die Tochter Ilse, die schon 1933 nach Paris gegangen war, überlebte. Sie heiratete 1940 in Marseille Piero Sacerdoti, erwarb so die italienische Staatsangehörigkeit, was ihr einen gewissen Schutz vor den Verfolgungen der Deutschen gab. Als die deutsche Wehrmacht 1943 die italienische Besatzungszone in Frankreich übernahm, ging das junge Ehepaar zunächst nach Mailand, Sacerdotis Heimatstadt, und rettete sich dann mit dem kurz zuvor geborenen Sohn Giorgio in die Schweiz. Die Briefe erzählen nicht von den Todeslagern, sondern zeugen vom Leben unter den Bedingungen der Verfolgung.

Sie dokumentieren Lebenswege, die allzu oft in der Vernichtung endeten, weil die emigrierten deutschen Juden auch in den Fluchtländern in der Falle saßen. Ergänzt wird die Edition durch Dokumente zur Familiengeschichte vor und nach dem Holocaust.

Über den Autor:

Geboren 1943 in Nizza. Giorgio Sacerdoti war als Rechtsanwalt und Professor für Völkerrecht an der Universität Mailand tätig. Er war lange Zeit Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Mailand. Von 2002 bis 2009 war Sacerdoti Richter bei der Welthandelsorganisation WTO in Genf.

Sacerdoti ist der älteste Sohn von Ilse Klein, die als einziges Mitglied der Familie Klein den Holocaust überlebt hat. Jahre hat er damit zugebracht, Briefe, Dokumente und Informationen über das Schicksal der Familie seiner Mutter zu sammeln.

Giorgio Sacerdoti: »Falls wir uns nicht wiedersehen …«, Prospero Verlag Münster und Berlin, 600 Seiten, Broschur, 14,- Euro. ISBN: 978-3-941688-00-1, Bestellen?