Wehrmachtskrieger gegen Israel

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Anfang der 80er Jahre ließ der israelische Premierminister Menachem Begin dem deutschen Kanzler Helmut Schmidt völlig zu Recht ausrichten, wer als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, sollte zu den Problemen im Nahen Osten ein für alle mal den Mund halten…

Von Stephan Grigat

Das scheint beim ehemaligen Oberleutnant der Wehrmacht aber auf taube Ohren gestoßen zu sein: Schmidt zählt zu 26 europäischen Ex-Politikern, die Israel mit einem Aufruf vorschreiben wollen, wie es sich beim Siedlungsbau und bei der Verhinderung der weiteren Aufrüstung in Gaza zu verhalten habe. Ebenfalls mit von der Partie ist ein weiterer Wehrmachtsoffizier: Ex-Präsident Richard von Weizsäcker, der bis heute seinen Vater verteidigt, der in der Nazi-Zeit als Staatssekretär im Auswärtigen Amt tätig war.

Schmidt und Weizsäcker waren beispielsweise an der Aushungerung von Leningrad beteiligt, der über 1 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Heute nun fordern sie gegenüber jenem Land, das als Reaktion auf die deutschen Verbrechen gegründet wurde, Sanktionen, sollte sich der jüdische Staat nicht den Vorstellungen der elder statesmen fügen. Mit Verweis auf die angeblich so vorbildhafte deutsche Auseinandersetzung mit der Geschichte fühlt man sich legitimiert, dem Staat der Shoahüberlebenden Vorschriften zu machen. Schmidt hat das außenpolitische Resultat dieses Vorgangs unlängst offen ausgesprochen: „Deutschland hat keine Verantwortung für Israel.“ Das ist allerdings allemal ehrlicher als die Politik der heutigen deutschen Kanzlerin, die sich rhetorisch gerne an die Seite Israels stellt, aber nichts daran geändert hat, dass mit der Bundesrepublik ausgerechnet der Rechtsnachfolger des „Dritten Reiches“ trotz aller Sanktionen bis heute die wichtigste westliche Stütze des Antisemitenregimes in Teheran ist.

Der Appell der Ex-Politiker zur Sanktionierung Israels wurde wenig überraschend in den iranischen Regimemedien begeistert aufgenommen. Und von Fritz Edlinger, der sich in dieser Zeitung auf „Instrumente“ gegen Israel freut, „die bislang noch nicht ernsthaft eingesetzt worden sind“. Wer behauptet, die Siedlungsfrage sei der gordische Knoten des Nahostkonflikts, verkennt die Realität in der Region. So wie der arabische und islamische Antisemitismus sowohl aktuell als auch historisch kein Resultat des Nahostkonfliktes ist, sondern eine seiner zentralen Ursachen, so ist die gegenwärtige Errichtung von ein paar hundert Häusern in der Westbank eine Folge, nicht der Grund für die seit rund 100 Jahren andauernden Auseinandersetzungen.

Mit den aus dem Siedlungsbau resultierenden Problemen muss sich die israelische Gesellschaft auseinandersetzen. Wer perspektivisch eine wie auch immer geartete Minimierung der Gewalt in der Region wünscht, muss sich hingegen für eine konsequente Bekämpfung jener einsetzen, die heute damit drohen, das Vernichtungswerk der Generation von Schmidt und Weizsäcker im Nahen Osten fortzusetzen. Aber die djihadistischen Antisemiten werden weder von den europäischen Ex-Politikern noch von Edlinger überhaupt erwähnt. Die plädieren lieber für „entscheidende Schritte“ und „konkrete Maßnahmen“– nicht etwa gegen das iranische Regime oder seine Verbündeten Hamas und Hisbollah, die jede Entspannung verunmöglichen, sondern ausgerechnet gegen den jüdischen Staat.

Stephan Grigat ist Mitherausgeber von „Iran im Weltsystem. Bündnisse des Regimes und Perspektiven der Freiheitsbewegung“ (Studienverlag 2010).

Originalfassung eines Beitrags, der redaktionell bearbeitet am 7.1.2011 in der Wiener Zeitung erschienen ist.

10 Kommentare

  1. @fbf
    Vielleicht sollten sie sich doch mal besser informieren.Massenmorde an Juden gabs schon vor 1948.
    Und was soll das „geborene Semiten“?Beim Hakenkreuz denkt auch niemand mehr an Hindus und Bhuddisten.
    @Katharina
    Ich bin ja mal gespannt was sie mit jemanden machen der schonmal versucht hat sie umzubringen und das nochmal ankündigt.
    Oh Imperialistischer Siedlungsbau.Häuser sind also ein Problem?In Israel leben ungefähr genau so viele Araber wie Juden in den P. Gebieten(Gaza ist ja schon „Judenrein“).
    Sie müssen also der Meinung sein das Juden nicht in einem Palästineserstaat leben dürfen oder können.Also sind sie Rassistisch oder werfen es den Palästinensern vor.
    Und wenn alle Juden aus Palästina vertrieben werden,dann haben die P. Häuser umsonst.Also nochmal wo ist das Problem?Gönnen sie den P. keine Häuser?

  2. „So wie der arabische und islamische Antisemitismus sowohl aktuell als auch historisch kein Resultat des Nahostkonfliktes ist, sondern eine seiner zentralen Ursachen, so ist die gegenwärtige Errichtung von ein paar hundert Häusern in der Westbank eine Folge, nicht der Grund für die seit rund 100 Jahren andauernden Auseinandersetzungen.“

    „Nette Verharmlosung“ der gegenwärtigen Handlungen. Mit diesem Autor kann man nicht streiten, sondern Ihn nur wegen seiner verqueren Verbiegungen bedauern! Jedenfalls Herzl`s Utopie wird ihm nichts bedeuten.
    Und für ein solches Pamphlet gibt es auch Zustimmung. Ich fasse es nicht!

  3. Hallo Ulli,
    schlimmer noch, eine ganze Generation von Kindern aus der Hitlerjugend, die als einzige Generation von 0 auf an arisch indoktriniert wurde, rennt weitgehend unbehelligt rum, oder habe ich in der sog. Aufarbeitung was verpasst?

  4. Tut mir leid das jetzt sagen zu müssen, aber Israel ging (und geht auch heute noch) den Weg ihrer damaligen Feinde.

    Denn der 6-Tage-Krieg war kein Präventiv – sondern ein Angriffskrieg, und auch der imperialistische Siedlungsbau heutzutage ist durch nichts zu rechtfertigen.

    Sorry aber das ist meine Meinung.

  5. „einen Staat im gleichen System neuzugründen“
    .
    Wie bitte?
    .
    Diktatur und Demokratie – im weitesten Sinne eventuell jeweils als (politisches) System“ benennbar -  das Gleiche?
    .
    Könntest du deine Überlegung bitte mal präzisieren dahingehend, was du eigentlich sagen wolltest?
     

  6. beim lesen der Kriege durch die Zeiten der Griechen, Römer, Hunnen, Gothen, und Vandalen, bis heute, findet man Geschichte die fast immer wieder das Gleiche zu zeigen hat. Allierte die oft zwischen normalen Ländren mit Verbrechern susammen hilten, beispiel USA, GB, mit Soviet Russlands Stalin. Daß die Regierenden der Sieger gelobt werden und die der Verlierer zwischen Spott und Hass bedient werden, ist nichts neues. Sprache ist der Grund warum wir leute fürchten und hassen die eine andere Sprache sprechen als wir. Daß wir alle verwandt sind durch unsere Herkunft bedeuted wir sind Bruder mörder so wie Able und Kain. Langsam kommt es heraus durch ausgrabungen in den Europeaischen und Afrikanischen Ländern wie wir alle immer das selbe tun, glauben und fürchten. Es is so wie wir es sehen nicht aus dem Weg zu schaffen, oder doch da wir seit 65 Jahren keinen grossen Krieg hatten. Wer will das erklären??

  7. Lieber Herr Grigat,
    herzlichen Dank für die aufklärerischen Zeilen. Grossartiger Artikel!
    Diese Generation hat nicht nur die Chuszpe einen Staat im gleichen System neuzugründen, sondern sich ausgiebig von den Nachgeborenen mit Luxusrenten versorgen zu lassen, nachdem sie ihre eigene Kultur und Wirtschaft von 1933-45 auf Kosten und Arbeit von Millionen von Zwangsarbeitern runterbekriegt hattem.
    Nach 1945 besassen diese Schmidts Weizäckers und Grass auch noch die Dreistigkeit ihr moralisches Versagen uns als „mahnendes Beispiel“ moralisch vordenken zu wollen und behängten sich wieder mit Medllien und Ehrenkreuzen.
    Nun sollen wir auch noch ihre arischen Alterzipperchen grenzenlos sozial mitbezahlen und haben selber nix mehr in unseren eigenen Sozial-und Krankenkassen.
    Es wird wirklich Zeit, dass unsere Generation aufsteht und wenigstens diese Frechheit offen zur Sprache bringt, nachdem 60 Jahre darüber geschwiegen und die Naziiweiber als Trümmerfrauen hochgejubelt wurden, weil sie lediglich das repariert hatten, was sie selber kaputtgejubelt hatten.
    Mit Hochachtung
    Ulli D.

  8. Es erschreckt mich seit Jahren. Die braune / antijüdische Grundierung kommt immer mehr an die Oberfläche. Selbst viele SPD ler in Parteiämtern schwätzen wie Neonazis. Es ist heute wieder schick und unabhängig seinen Judenhaß zu äußern.
    Ich h̦re mir dies nicht mehr an, sondern verlasse diesen Personenkreis. Die Reaktion war, bist du Jude ? Nein, aber ein Freund Israels Рdas von allen Seiten bedroht ist.
    In der Bibel steht schon “ Ich werde Jerusalem zum Taumelbecher für die Nationen machen, “
    Martin Fiedler

  9. Israel ist also bloß eine Reaktion auf den Holocaust und nicht Ergebniss der jüdischen Nationalbewegung und der „Sehnsucht des jüdischen Volkes nach seinem historischem Zentrum Jerusalem“. Und Menachem Begin ist ein moralische einwandfreier ,in keine Kriegsverbrechen involvierter Politiker dessen Meinung natürlich interessiert. Und die bösen,bösen Iraner ,die doch in ihrer ganzen Geschichte so antisemitisch waren und  so viele Kriege gestartet und sich aggressiv mit ihrer Umwelt ausgestzt haben und somit Schuld am ganzen Dilemma im Nahen Osten sind ,das selbstverständlich nicht mit Israel zusammenhängt  werden nicht von der Schweiz ,von Pakistan nein natürlich von Deutschland ,dem ewigen Sündenbock ,der neben Waffenexporte auch nichts richtiges für Israel tuen kann (und anscheinend soll) gestützt. Und die Araber ,selbst geborene Semiten , die soweit ich weiß in den letzten 800 Jahren vor Israels Staatsgründung nicht wirklich als Oberantisemiten mit einem großen Progrom oder dergleichen aufgetreten sind ,noch vor 1948 eine wirkliche Nahostproblematik kannten (neben dem Verfall des Türkenjoches und der europäischen „Entwicklungshilfe“) sind also das Kernproblem. Wenn man sie doch bloß alle aus ihrer Heimat vertreibet ,die Iraner atomiesiert und die Europäer zu willigen Spenden ,die nie fragen degradiert – dann wäre die Welt perfekt.
     

  10. Hallo Herr Grigat,

    ein kurzer Blick auf die Liste der Unterzeichner ergibt, dass 23 von 26 Personen weder Deutsche noch Österreicher sind, also keine Wehrmachtsoffiziere waren, und somit auch nicht an der Belagerung von Leningrad teilgenommen haben können.  Für diese 23 Personen fehlt in Ihrem Artikel somit noch die biographische Begründung, warum diese zum Thema Israel ‚den Mund halten’ sollen.

    Könnten Sie diese Informationen noch nachreichen? Ansonsten fehlt für einen wesentlichen Argumenationsstrang Ihres Artikels die sachliche Begründung.  

    Was Schmidt und Weizsäcker anbetrifft, so haben Sie Recht, diese haben am Vernichtungskrieg gegen Russland teilgenommen. Insofern gebe ich Ihnen Recht, dass es sinnvoll wäre, dass diese sich auch mit ihren eigenen Taten selbstkritisch auseinandersetzen, bevor sie sich zu politischen Fragen äußern, die sich mit Krieg, Gewalt etc. befassen.

    Allerdings halte ich beispielsweise im Falle Weizsäcker die Problematik für differenzierter. Weizsäcker hat (u. a. durch seine Rede vom 8. Mai 1985) wesentlich dazu beigetragen, ein Bewusstsein über das Ausmaß der deutschen Verbrechen zu schaffen. D. h. man kann gerade ihm NICHT den Vorwurf machen, sich mit den deutschen Verbrechen insgesamt nicht auseinandergesetzt zu haben. Allenfalls den, dass er möglicherweise die EIGENE Familiengeschichte nicht so kritisch betrachtet hat wie die Politik Deutschlands INSGESAMT, und dass er sich möglicherweise (ich kenne nicht alle seine öffentlichen Stellungnahmen) mit seinem EIGENEN Handeln nicht selbskritisch in der Öffentlichkeit auseinandergesetzt hat.

    Mit freundlichen Grüßen,
    uccellino

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