Zur aktuellen Debatte: McCarthy in Israel

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Zu Deiner Zeit gelang es Dir, die ganze USA mit Hysterie anzustecken. Unter jedem Bett fand man einen Sowjetagenten. Du wedeltest im amerikanischen Außenministerium mit einer Liste voller Sowjetspione (einer Liste, die nie jemandem gezeigt wurde) . In hundert Sprachen rund um die Welt – einschließlich Hebräisch – wurde der Name McCarthy, McCarthyismus zu einem Begriff. Ja, du hattest ganz ordentlich Erfolg…

Uri Avnery

Hi , Joe! In den USA ruft dein Name seit langem Abscheu hervor, doch bei uns kannst Du Dich jetzt wirklich wie zu Hause fühlen. Auch wenn du eigentlich nur ein Plagiator warst, denn schon vor dir terrorisierte das „Komitee zur Untersuchung Anti-amerikanischer Aktivitäten“ das Land, zerstörte Karrieren, trieb Leute in den Selbstmord und beschädigte den guten Ruf der USA in der ganzen demokratischen Welt. Es „untersuchte“ Intellektuelle und Künstler und bezeichnete viele von ihnen als „anti-amerikanisch“.

ICH ZWEIFLE, dass Faina Kirschenbaum jemals von diesem Komitee gehört hat. Sie wurde nicht in den USA geboren, sondern in der stalinistischen Sowjet Union, und dies ist auch ihre geistige Heimat. Ihre Haltung gegenüber der Demokratie spiegelt auch diesen Hintergrund wider. Die Kirschen sind giftig.

In dieser Woche nahm die Knesset eine Gesetzesvorlage an, die Kirschenbaum einbrachte, eine Siedlerin, die auch Generaldirektor von Avigdor Liebermans Partei ist. Die Gesetzesvorlage ruft zur Ernennung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses auf, der untersuchen soll, ob internationale Fonds oder fremde Regierungen israelische Organisationen finanzieren, die sich an der „Kampagne der De-Legitimierung der IDF-Soldaten“ beteiligen. Ein paralleler Gesetzesentwurf, vom Likudmitglied Danny Danon vorgelegt, verlangt, dass der Untersuchungsausschuss auch dem nachgeht, ob ausländische Regierungen israelische „Aktivitäten gegen den Staat Israel“ finanzieren.

Man kann sich leicht vorstellen, wie solch eine Untersuchung durch ein Komitee aussieht, das aus Politikern zusammengesetzt ist, die von der rechts- rassistischen Mehrheit der Knesset ernannt wurde. Das berüchtigte Anti-amerikanische Komitee könnte im Vergleich dazu beinahe liberal aussehen.

Es ist sehr interessant, wer dafür und wer dagegen gestimmt hat. Unter den 41, die dafür stimmten, waren nicht nur die üblichen Faschisten der extremen Rechten, die vom erklärten Kahane-Anhänger Michael Ben-Ari geleitet wird, sondern auch der oberste orthodoxe Vertreter Jakob Litzman, die frühere Armeesprecherin Miri Regev und der frühere Generalstabschef Moshe Yaalon. Besondere Ehre muss man Matan Vilnai geben, der einmal fast Stabschef geworden war, ein führendes Mitglied der Laborpartei, im Augenblick der stellvertretende Verteidigungsminister, der den Auftrag hat, sich um die Siedlungen zu kümmern.

Unter den siebzehn, die dagegen stimmten, waren natürlich die arabischen Knessetmitglieder, die anwesend waren, und alle Meretz-Mitglieder. Eine erfreuliche Überraschung lieferte Yitzhak Herzog, ein Kandidat der Labor-Parteiführung, das frühere Likud- und gegenwärtige Kadima-Mitglied Meir Sheetrit und das Likudmitglied Michael Eitan. Eitan ist der letzte der Revisionistenbewegung von Vladimir Se’ev Jabotinsky, der bei ausländischen Angelegenheiten eine extrem nationalistische Agenda mit einer sehr liberalen Haltung bei lokalen Fragen kombinierte.

Alles in allem nahmen 58 von 120 Mitgliedern der Knesset an der Abstimmung teil. Wo waren die andern 62? Sie haben sich versteckt. Binyamin Netanyahu verschwand. Ehud Barak verschwand. Tzipi Livni verschwand. Sogar Eli Yishai verschwand. Vermutlich hatten sie ein ärztliches Attest, dass sie als krank auswies. Es gibt Abstimmungen, deren Bedeutung größer als die Sache selbst ist – Abstimmungen, die eine Ära charakterisieren und im Rückblick als entscheidend angesehen werden. Vielleicht war dies solch eine Abstimmung.

DAS ERSTE, was einem bei diesem Gesetz auffällt, ist, dass es nicht für alle politischen Vereinigungen in Israel gilt.

Wenn solch ein Gesetz erlassen worden wäre, hätte ich es begrüßt. Ich bin sehr neugierig auf die Ursprünge des Geldes, das die Siedler und die anderen extrem-rechten Organisationen unterstützt.

Riesige Summen, Zig und Hunderte von Millionen fließen in diese Körperschaften – viele Male mehr als die vergleichsweise winzigen Summen, die Menschenrechtsorganisationen und Friedensgruppen erhalten. Einige von ihnen widmen sich der Vertreibung der Araber aus Ost-Jerusalem. Sie bieten palästinensischen Hausbesitzern unglaubliche Preise für ihren Besitz an und versprechen, ihnen neue Identitäten um in die USA gehen zu können, wo sie dann glücklich und reich leben sollen. Sie benützen dafür bezahlte Strohmänner, meistens arabische. Die Schwachen geben der Versuchung nach. Das kostet eine Menge Geld, und einer der bekanntesten Spender ist ein berühmter Milliardär, der sein Geld als Besitzer von Kasinos macht. In Israel ein Casino zu besitzen, ist ein Verbrechen.

Es ist bekannt, dass es unter den Finanziers der extremen Rechten einige Führer evangelikaler Sekten gibt, geborene Antisemiten, die glauben, Jesus werde wiederkommen, sobald alle Juden in diesem Land konzentriert sind. Dann werden sie entweder getauft oder sie werden bis zum letzten Mann und bis zur letzten Frau vernichtet. Diese Anhänger der endgültigen Endlösung sind die größte Geldquelle, die die rechten Gruppierungen finanzieren.

Dieses Geld erhalten offen faschistische Vereinigungen als auch kaschierte, die sich für die Entlassung „linker“ Professoren aus den Universitäten einsetzen, Netzwerke von Studenten-Spionen organisieren, die über ihre Dozenten informieren ( und so das Geld für ihre Studien verdienen). Es gibt Organisationen die die Medien beobachten, um sie von Leuten zu säubern, die des Vergehens verdächtigt werden, „für den Frieden zu kämpfen“. Es gibt auch einen riesigen Apparat, der alle TV, Radio und Printmedien der arabischen Welt durchforsten und unsere „Korrespondenten für arabische Angelegenheiten“ (fast alle von ihnen frühere Offiziere des militärischen Nachrichtendienstes und des Shin Bet) mit ausgesuchten Stücken versorgen, wie z.B. über einen verrückten Muslimprediger im Jemen oder ein besonders scheußliches Statement aus einem Kairoer Salon. Sie sind sehr erfolgreich, die Quellen des Friedens zu vergiften.

Wenn ein ernst zu nehmendes Nachforschungskomitee die Geldquellen der extremen Rechten untersucht, wird es entdecken, dass vieles davon direkt aus den Taschen der amerikanischen Steuerzahler kommt. Das ist einer der großen Skandale: die US-Regierung finanziert viele der Siedlungen. Seit vielen Jahren drückt sie gegenüber amerikanischen Organisationen ein Auge zu, die die Siedlungen finanzieren – Siedlungen die illegal sind sogar nach Ansicht der offiziellen Politik der US-Regierung. In den US kann man steuerfrei Geld zu humanitären Zwecken geben – aber nicht für politische Zwecke. Fast alles Geld, das in die extreme Rechte in Israel fließt, wird offiziell so gekennzeichnet, als ob es humanitären Zwecken zu gute käme.

Und was ist mit den russischen Mafiosi, die mit der israelischen Rechten intim verbunden sind? Was ist mit den verschiedenen Diktatoren, die über Teile der früheren Sowjetunion herrschen? Woher bekommt Lieberman, dessen Verbindungen mit diesen Ländern bekannt sind, sein Geld? Polizeiuntersucher versuchen seit Jahren, dieses Geheimnis zu lüften, ohne bis jetzt konkrete Ergebnisse zu erzielen.

All dies könnte mehrere Untersuchungskomitees in den kommenden Jahren beschäftigen – und die Initiatoren der Gesetzesvorlagen wissen dies sehr genau. Sie sind hartnäckig: Untersuchungen nur der linken Organisationen, auf keinen Fall der rechten. ( Mir fällt gerade die Dame ein, die in der Dunkelheit des Kinos schreit: „Nimm deine Hände weg! Nicht du, DU!“)

DIE INITIATOREN der Gesetzesvorlagen haben die Identität der Organisationen, die sie „untersuchen“ wollen, nicht geheim gehalten. Die Liste schließt B’tselem („Zum Bilde“) ein, eine erfahrene Menschenrechtsorganisation, die die Vorfälle in den besetzten Gebieten beobachtet und sogar vom Militär mit Respekt behandelt wird; „Breaking the Silence“ ( „Das Schweigen brechen“), eine Gruppe früherer Soldaten, die Zeugenaussagen von Soldaten sammeln; Yesh Din ( „Es gibt ein Gesetz“), das in Landbesitzangelegenheiten in den besetzten Gebieten aktiv ist und die Militärgerichte beobachtet; Yesh Gvul („Es gibt eine Grenze“), das Soldaten verteidigt, die sich weigern, in den besetzten Gebieten ihren Militärdienst zu machen; Machsom Watch (Checkpointbeobachtung), eine Organisation von freiwilligen Frauen, die beobachten, was an den Straßensperren geschieht; die „Ärzte für Menschenrechte“, die gerade den Alternativen Nobelpreis in Stockholm für ihre Aktivitäten für Kranke in den besetzten Gebieten bekommen haben; die Vereinigung für Menschenrechte, der Neue Fonds, Ir Arim („ Stadt der Völker“), das juristische Kämpfe gegen das Eindringen von Siedlern nach Ost-Jerusalem durchführt; und Shalom Achschav („Frieden Jetzt“) das das Bauen in den Siedlungen beobachtet.

(Soweit es mich betrifft, so ist dies eine tief beleidigende Liste, weil sie Gush Shalom vergisst. Aber die Leute, die sich hinter den Initiatoren der Gesetzesvorlage verbergen, wissen wahrscheinlich, dass Gush Shalom keinen Pfennig von irgend einer ausländischen Regierung erhält.)

Es ist kein Unrecht, wenn man von internationalen Regierungsquellen finanziert wird, die in aller Welt auf dem Gebiet der Menschenrechte aktiv sind. Die Gruppe „Das Schweigen brechen“ hielt z.B. die Tatsache nicht geheim, dass ihr eben erschienenes Buch, eine Sammlung von Zeugnissen von 183 Soldaten, von der EU finanziert wurde. Sie rühmen sich damit auf dem Umschlag des Buches.

BESONDERS VERWERFLICH ist der Vorwand der Rassisten, im Namen der Soldaten zu handeln. Sie sprechen nicht über die De-Legitimierung der Siedler oder der faschistischen Rechten oder der rassistischen Politik unserer Regierung – nur über die De-Legitimierung der IDF-Soldaten.

Das ist eine klassische Taktik aller faschistischen Bewegungen in der Welt. Sie wickeln sich in die Flagge des Patriotismus („Patriotismus ist das letzte Refugium eines Gauners“) und behaupten, „unsere Truppen“ zu verteidigen.

Unsere Truppen kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Sie schließen Rechte und Linke, Religiöse und Säkulare, Siedler und die Informanten von „Das Schweigen brechen“ ein. Wer ernannte diese Verkäuferin von vergifteten Kirschen, für „unsere Truppen“ zu sprechen? Wehe der Armee, die solche Verteidiger nötig hat.

DIE KARRIERE von Joe McCarthy war plötzlich zu Ende. Sie wurde unter einem Satz beerdigt, der Geschichte machte.

Joseph Nye Welch, ein geachteter Anwalt, der die US-Armee vertrat und vor dem McCarthy-Komitee erschien, war von seinen Taktiken geschockt und rief aus: „Haben Sie schließlich und endlich kein Anstandsgefühl, haben sie kein Gefühl mehr für Anstand?“

Die Zuhörerschaft in der Halle brach in spontanen Applaus aus. Diese paar Worte elektrisierte die amerikanische Öffentlichkeit. Plötzlich drehte sich das Rad. Die McCarthy-Ära war zu Ende; die Öffentlichkeit gewann ihren gesunden Menschenverstand wieder, und seitdem erinnert man sich nur an McCarthy als an jemanden, über den man sich schämen muss.

Ich warte nun auf einen anständigen israelischen Bürger, der den offenen Abwasserkanal in der Knesset, der das ganze Land zu überschwemmen droht, blockiert.

Herr Binjamin Netanyahu, haben Sie kein Anstandsgefühl mehr ?

(Übersetzung: Ellen Rohlfs)

Diskussion hierzu: Ben Dror Jemini und Gabriel Levy

26 Kommentare

  1. Jane, der blutige Terror den Arafat initiiert hat, liess eine Menge Linke in die Mitte rücken.
    Die Linke und sogar die Mitte (Olmert) war bereit weitreichende Kompromisse zu schliessen. Jetzt wo die Rechten an der Macht sind, würden die Anführer der PA gerne die Bedingungen von Barak oder Olmert annehmen.
    Gestern sah ich so einen auf BBC bei Hard Talk. Der britische Journalist brachte ihn soweit, dass dieser mit dem Chaos, mit Gewalt und Selbstauflösung der PA drohte.
    Dies ist aber eine leere Drohung, denn dann würden die nicht mehr EU Gelder und Gelder aus den USA stehlen können.
    Die Palästinenser aus den Gebieten kennen Israel fast überhaupt nicht, außer wenigen Geschäftsleuten und den vielen vielen Tausenden, die sich in israelischen Spitäler behandeln lassen. Es ist schon gut, dass die Anführer auf der Westbank, die über Besatzung jammern, auf Gewalt verzichtet haben und mit Israelis und USA zusammenarbeiten. Aber die Trennung ist da, jüdische Israelis (mit Ausnahme der Siedler und deren Besucher) fahren überhaupt nicht in das Gebiet der PA.
    Wir werden ja sehen, was die Politik des nicht mit Netanjahu verhandeln den Nachbarn bringt. Da wage ich vorauszusagen: NICHTS wird es Ihnen bringen.
    Sie müssen die bittere Wahrheit ihren Leuten mitteilen, es gibt keine Rückkehr, das Rad der Geschichte läßt sich nicht zurückdrehen.
     
     
     

  2. VERBINDUNG ZWISCHEN LINKEN ISRAELISCHEN GRUPPEN UND PRO-TERROR-ORGANISATIONEN
    Eine unabhängige Untersuchung der studentischen Gruppe Im Tirtzu konnte zeigen, dass linke israelischen Gruppen Geld von arabischen Pro-Terror-Organisationen bekommen, berichte Ma’ariv. Die Studie zieht Verbindungen zwischen 13 linken israelischen Gruppen, einschließlich B’Tselem, wie auch dem Zentrum für den Schutz des Individuums („Hamoked“) und einer Einrichtung aus Ramallah namens Nationales Entwicklungszentrum (NDC), welche wiederum enge Verbindungen zu einem anderen Fond mit dem Namen Wohlfahrtsvereinigung (WA) hat. Die WA ihrerseits bezieht einen Teil ihres Geldes aus dem Al-Aksa-Fond, welcher auch Geld an Angehörige von „Märtyrern“ überweist, die Selbstmordattentate gegen Israel ausgeführt haben.
     

  3. “Wie der Sprecher der offiziellen Delegation Israels bei der EU, Gerrit Meester, im Oktober 2010 erklärte, liege der Fokus des geplanten Gesetzes auf öffentlichen Geldern aus dem Ausland, weil diese Art der Förderung transparent sein müsse, um zu verhindern, daß sich ausländische Regierungen in die internen Angelegenheiten eines anderen demokratischen Staates einmischen. Nimmt man jedoch unter die Lupe, gegen welche NGOs sich diese Initiative richtet, wird rasch deutlich, daß es sich dabei um regierungskritische Gruppen handelt, die wie die meisten eher links orientierten israelischen NGOs Gelder aus der Europäischen Union und deren Mitgliedstaaten erhalten. Ausgenommen von der Gesetzesinitiative sind hingegen NGOs, die von privaten Stiftungen beispielsweise aus den USA finanziert werden, wovon viele Organisationen profitieren, die wie die Siedlerbewegung dem rechten Spektrum angehören.
     
    ..Der Verdacht, man habe es mit einer gezielte Kampagne gegen regierungskritische Organisationen zu tun, die als Vaterlandsverräter gebrandmarkt und ihrer Akzeptanz in der Öffentlichkeit beraubt werden sollen, ist nicht aus der Luft gegriffen. So berichtete die Sprecherin der NGO Ir Amim, Orly Noy, die Menschen begegneten ihnen immer mißtrauischer und liehen zunehmend jenen Stimmen ihr Ohr, die jedes Eintreten für die Palästinenser durch israelische Bürger zu einem Akt subversiver Unterwanderung durch feindliche ausländische Kräfte erklären.

    ..Wer im offensichtlichen Kräfteverhältnis zwischen der mit westlicher Finanzierung hochgerüsteten Militärmacht Israel und den Palästinensern für die weitaus schwächere Seite Partei ergreift und deren unausgesetzte Drangsalierung beim Namen nennt, ist laut israelischer Regierungsdoktrin ein Feind Israels. Sofern es sich bei solchen Kritikern um israelische NGOs handelt, werden diese nach Lesart des soeben verabschiedeten Gesetzes als subversive Agenten ausländischer Mächte diskreditiert, die sich antiisraelische Politik auf die Fahnen geschrieben haben…“

    http://www.schattenblick.net/infopool/politik/kommen/repr1409.html

  4. Fragt sich nur, warum sich die betreffenden Politiker dann die Mühe machen, dieses Gesetz überhaupt erst einzubringen?

    Man wird sehen.

    Bzgl. des Verschwindens der Linken in Israel habe ich eine andere Sicht der Dinge. Ich denke, ja anders als Sie, dass nicht etwa eine 2. Intifada, sondern eine unlautere Politik Israels die Möglichkeit eines palästinensischen Staats verschwinden ließen und der palästinensische Widerstand gewaltsam niedergeknüppelt wurde und zu massiver Gewalt auf beiden Seiten führte.

    Die Linke hat sich meiner Meinung nach im Wunsch nach Konsens nicht hinreichend zu deutlicher Kritik an der eigenen Politik geäußert.

    Rabin war eine Führungsperson, die viele Hoffnungen weckte – ohne diesen war dann allerdings Widerstand vonnöten, zunächst schon gegen die massive Ausdehnung der Siedlungen unter seinem Nachfolger Nentanyahu.

  5. Jane, wenn ein Gesetz explizit Organisationen erwähnt, verstößt es gegen den Gleichheitsgrundsatz und die betreffenden NGOs können sich an das Oberste Gericht Israels wenden.
    Aber hier erhalten diejenigen „Antizionisten“ und die Anführer der Palästinenser eine gute Lektion. Jahrzehnte behaupteten sie es gäbe keinen Unterschied zwischen Linken und Rechten in Israel. Nun lernen sie den Unterschied kennen.
    Die Linke existiert nur mehr in Spurenelementen, nicht zuletzt, dank der Intifada. Das ist das einzige was die Intífada erreicht hat, sie hat die linken Israelis in die Mitte getrieben.
     

  6. Für meinen Beitrag von gestern 13.47, der sich an Herrn Schlickewitz richtete hatte ich eigentlich umgehend um Löschung gebeten, da ich den Beitrag von mfb, fälschlich als einen von Herrn Schlickewitz gelesen hatte und meiner daher auf einer falschen Annahme beruht.
     
    Für diesen Umstand möchte ich mich bei Herrn Schlickewitz entschudligen.
     
    ‚Deutschland-Bashing‘ hatte er mir tatsächlich nicht vorgeworfen, sondern mfb dasselbe Herrn Schlickewitz.

  7. @Herr Pfeifer  – haben Sie den Artikel gar nicht wirklich gelesen? Und was hat die Arbeit israelischer Menschenrechtsorganisationen mit Werbearbeit für ausländische Regierungen zu tun?

    “In Israel gilt das Gesetz für a l l e, also für linke und rechte NGOs. Daher verstehe ich nicht, warum dagegen so agitiert wird.‘
     
    Das Gesetz richtet sich nur gegen NGOs, die so der Wortlaut ‚

    “ die sich an der „Kampagne der De-Legitimierung der IDF-Soldaten“ beteiligen. Ein paralleler Gesetzesentwurf, vom Likudmitglied Danny Danon vorgelegt, verlangt, dass der Untersuchungsausschuss auch dem nachgeht, ob ausländische Regierungen israelische „Aktivitäten gegen den Staat Israel“ finanzieren.“
     
    Die Arbeit all jener, welche insbesondere kritische Appelle hinsichtlich der Politik Israels und seiner militärischen Aktivitäten hervorbringen, sollen ihre Finanzen transparent machen – ALLE anderen nicht.
     
    Herr Avnery sagt ja ausdrücklich er würde das Gesetz grundsätzliche Transparenz für ALLE NGOs begrüßen, so aber ist es ein Auftakt zur Delegitimierung von Menschenrechtsorganisationen in Israel, insofern sich diese mit Menschenrechtsverletzungen oder mit der Verhinderung derselben an Palästinensern befassen, denn das sind ja jene, welche man wohl gemeinhein als ‚Linke NGOs‘ bezeichnet.
     
    So schreibt Herr Avnery:

    “DAS ERSTE, was einem bei diesem Gesetz auffällt, ist, dass es nicht für alle politischen Vereinigungen in Israel gilt.“
     
    Schon mit dem Wortlaut der eingebrachten Gesetzesentwürfe, kommt die Sache im Auftrag dem Sinngehalt des ‚Kommitees zur Untersuchung Anti-Amerikanischer Aktivitäten‘ ziemlich gleich.
     
    Ich habe den Eindruck Herr Pfeifer – Sie haben den Artikel gar nicht gelesen, denn der Artikel erläutert darüberhinaus, dass mit dem Gesetzesentwurf eine Liste jener NGOs, die untersucht werden sollen, veröffentlicht wurde:
     
    B’Tselem
    Breaking The Silence
    Yesh Din
    Yesh Gvul
    Machsom Watch
    Ärzte für Menschenrechte
    Vereinigung für Menschenrechte
    Neue Fonds
    Ir Amin
    Shalom Ashav
     
    Das Gesetz gilt für diese und sollten sich andere israelische Friedens-Organisationen insbesondere mit Verstößen gegen die Menschenrechte von Palästinensern beschäftigen,

    – FUER ALLE ANDEREN GILT ES NICHT.

  8. @Jane
     
    Ihre alte Krankheit, es fehlt bei Ihnen an der nötigen Aufmerksamkeit. Lesen Sie genauer, dann stellen Sie fest, dass nicht ich von Deutschland-Bashing geschrieben habe, sondern mfb!
    Wirklich ermüdend, mit Ihnen!
     

  9. Grundsätzlich lenkt diese (Teil-)Diskussion aber vom eigentlichen Thema ab, dass nämlich darum geht,
    Und warum verbreiten Sie sich dann so sehr zu diesem angeblich so ablenkenden Thema, werter @mfb? Oder gilt Ihr Ordnungsruf nur für andere und nicht für Sie selbst?
     
    Vor allem wiederholen Sie mich, wenn Sie schreiben, dass fast alle europäischen Nationen betroffen waren, das steht bereits bei mir! Lesen Sie doch bitte aufmerksamer!
    Ferner gelingt es Ihnen nicht mich zu widerlegen – die deutschen Besonderheiten sind da und sie lassen sich nicht wegdiskutieren.
    Bitte nachlesen unter: W. Behringer, Hexen, München 2005
    Deutschland hat die meisten Hexen auf dem Gewissen und nirgends wütete das Phänomen Hexenverfolgung derart wie bei uns, derart lange und derart gründlich. Behringer gilt übrigens als angesehener Hexenspezialist.
     
    Es kann doch unmöglich „Deutschland-Bashing“ sein, wenn man die reine Wahrheit über ein merkwürdiges, höchst seltsames Land schreibt, das zwar gerne ’normal‘ wäre, es aber nie war und wohl nie sein wird.
     
    Ersparen Sie uns und sich doch bitte in Zukunft solch überflüssige Kommentare wie oben!
     
     
    @Jane
    den Alptraum Hexenjagd, welche im Mittelalter mitunter ganze Dörfer entvölkerte,
     
    Wo haben Sie das denn her? Wenn, dann waren es pro Dorf oder Stadt einzelne Personen, oder mehrere Familienangehörige maximal, denen man den Abfall vom Christentum vorwarf und denen der Prozess gemacht wurde. Niemals wurden duch die Hexenjagd ganze „Dörfer entvölkert“. Das verwechseln Sie mit dem Dreißigjährigen Krieg oder mit den Pestepidemien! Ãœberlegen Sie doch mal: 25 000 hingerichtete Hexen in Deutschland, das ist zwar viel im Vergleich zu anderen Ländern, aber es entspricht zugleich doch ’nur‘ einer einzigen kleineren Stadt. Pest und Dreißigjähriger Krieg hingegen kosteten Hunderttausenden das Leben, entvölkerten ganze Landstriche.
     
    Jane, so denken Sie doch bitte, bevor Sie tippen; solche Fehler sollten einem ernsthaften Kommentator nicht unterlaufen.
     
     

  10. mfb wie funktioniert denn das in den USA? Dort müssen diejenigen, die für eine ausländische Regierung Werbearbeit machen angemeldet sein.
    In Israel gilt das Gesetz für a l l e, also für linke und rechte NGOs. Daher verstehe ich nicht, warum dagegen so agitiert wird.

  11. Arthur Miller, 1915 als Sohn eines jüdischen Einwanderers in New York geboren, wurde nachhaltig geprägt durch die Depressionszeit der 30er Jahre, nachdem die Textilfabrik des Vaters ruiniert worden war. Diese Erfahrung und seine jüdische Erziehung weckten Millers kritisches Bewusstsein
     
    ..Das Stück Hexenjagd basiert auf tatsächlichen Ereignissen; die Figuren der historischen Hexenverfolgung hat Miller namentlich übernommen. Miller schrieb das Stück als Kommentar auf die Kommunistenjagd in der Mc-Carthy Ära.

    Hexenjagd ist ein Stück über den Hexenwahn in der frühen Neuzeit, aber es ist auch ein Stück über gesellschaftliche Erscheinungen, die in unserer Zeit immer wieder auftreten können. Es wendet sich gegen Angst und Massenwahn, gegen Denunziation, Gesinnungsschnüffelei und gegen den Missbrauch politischer Macht.
     
    Thematik des Stückes und soziales Engagement trugen dazu bei, dass Miller in den 50er Jahren zur Zeit des McCarthyismus als Amerikagegner verdächtigt wurde. Er sollte zur Aufdeckung antiamerikanischer Umtriebe Namen von Personen nennen, die an kommunistischen Schriftstellertreffen teilgenommen hätten. Er verweigerte die Aussage und wurde wegen „Missachtung des Kongresses“ zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt. Das Urteil wurde ein Jahr später aufgehoben.
     
    2003 wurde Miller mit dem Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft ausgezeichnet.

  12. Herr Schlickewitz –
    Zuerst schreiben Sie:

    “Bei all Ihrem USA-Bashing sollten wir doch nicht vergessen, dass es sich bei der Hexenjagd um eine Erscheinung gehandelt hat, die in erster Linie mit unserem schönen Deutschland zu tun hat(te):“

    Dann schreiben Sie:

    “Bei all Ihrem Deutschland-Bashing sollten wir doch nicht vergessen, dass es sich bei der Hexenjagd um eine Erscheinung handelt, die nahezu in allen Religionen und Kulturkreisen vorkommt“
     
    Puhh – das ist wirklich ermüdend. Die Widerspruchsmaschine rattert anscheinend auf Knopfdruck.
     
    Also bei allem Respekt – ich habe wirklich nichts einzuwenden gegen die ellenlangen Auszüge lexikalischen Wissens – aber worin nun liegt denn der Widerspruch?

    “Grundsätzlich lenkt diese (Teil-)Diskussion aber vom eigentlichen Thema ab, dass nämlich darum geht, ob eine politische Mehrheit diskriminierende Regelungen gegenübver der politischen Konkurrenz einführen darf.“
     
    Ja – da sind wir uns jetzt jedenfalls einmal durchaus einig (außer, dass es sich hierbei nicht wirklich um eine Diskussion handelt, aber Sie werden bestimmt irgend einen Widerspruch aus dem Hut zaubern, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie dies ausnahmsweise einmal so stehen lassen könnten)!

  13. @ Herr Schlickewitz

     
    Bei all Ihrem Deutschland-Bashing sollten wir doch nicht vergessen, dass es sich bei der Hexenjagd um eine Erscheinung handelt, die nahezu in allen Religionen und Kulturkreisen vorkommt:
    "Obwohl die juristische Verwendung des Begriffs „Hexe“ erst Anfang des 15. Jahrhunderts eingeführt wurde, ist der Glaube an Zauberer bereits in den alten Hochkulturen nachzuweisen. Magische Praktiken wurden sorgfältig beobachtet und oft als Schwarze Magie gefürchtet. Sowohl in Babylonien (Codex Hammurapi: Wasserprobe) als auch im Alten Ägypten wurden Zauberer bestraft. Nach dem Zwölftafelgesetz der Römer wurde negativer Zauber mit dem Tod bestraft (Tafel VIII). Allerdings kam es niemals zu einer gezielten Verfolgung von vermeintlichen Hexen wie später in der Frühen Neuzeit.
    Die Bibel, vor allem das Alte Testament, verbietet Zauberei:

    „Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben.“
    – (Lev 19,26 EU)

    Außerdem fordert sie unmissverständlich zur Verfolgung von Zauberern auf:

    „Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.“
    – (Ex 22,17 EU)"

    "Michael Hochgeschwender sieht die Ursache von Hexenverfolgungen insbesondere in konfessionellen Gegensätzen und sieht die neuzeitlichen europäischen und die sehr späten Hexenverfolgungen in den USA als gut vergleichbar an. Hexenverfolgungen seien eine geradezu typische Erscheinung im Gefolge konfessioneller Spaltungen; im Gegensatz zum postreformatorischen Mitteleuropa seien sie in Südeuropa kaum oder nur in gemäßigter Form erschienen. In Europa wie in den USA seien konfessionelle Konflikte auch zum Austragen von Familien- und Vermögenskonflikten wie zum Ausschalten von Konkurrenten und unliebsamen Außenseitern genutzt worden."

    "Das Thema Hexen ist im Sinne von Personen, die Schadenszauber ausführen, in vielen Ländern und Kulturen, z. B. in Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika[44], heute noch und wieder hochaktuell. Seit 1960 sind vermutlich mehr Menschen wegen Hexerei hingerichtet oder umgebracht worden als während der gesamten europäischen Verfolgungsperiode."

    alle aus http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung

    Grundsätzlich lenkt diese (Teil-)Diskussion aber vom eigentlichen Thema ab, dass nämlich darum geht, ob eine politische Mehrheit diskriminierende Regelungen gegenübver der politischen Konkurrenz einführen darf.

  14. Wie seltsam, was mir alles unterstellt wird, nur weil ich Kevins Einwurf, Mc Carthy wäre eigentlich ganz in Ordnung gewesen, nicht so stehen lassen will. Und warum meinen manche immer, wenn man solches nicht so unbeantwortet stehen lassen wolle, diene das irgendwie der Überhöhung der eigenen Nation? Diese Denke ist mir wirklich vollkommen fremd und verdeutlicht wohl das beständige Aneinandervorbeireden.

    “Wie Sie sehen, Jane, kann es nicht schaden zunächst immer mal einen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen“
     
    Herr Schlickewitz, wie kommen Sie darauf ich hätte irgend ein Interesse den Alptraum Hexenjagd, welche im Mittelalter mitunter ganze Dörfer entvölkerte, hier in Deutschland und in Europa, zu leugnen, oder ich hätte irgend eine Aufklärung darüber nötig? (das übrigens nicht ‚meine‘ Geschichte) Es ist ja nicht gerade so, dass das irgend wie was neues wäre.
     
    Und warum sollte man Mc Carthys Rehabilitierung hinnehmen, um nicht des Anti-Amerikanismus bezichtigt zu werden, wenn man die Deutung der Geschichte, so wieder gibt, wie sie in zahlreichen amerikanischen Schulbüchern wieder gegeben wird? Seltsam, seltsam welche Querverweise hier so aufgefahren werden.
     
    In meinem Kommentar machte ich jedenfalls deutlich, dass die Ausstrahlung eines Prozesses mit Mc Carthy als Ankläger die amerikanische Öffentlichkeit empörte und das Ende der ‚Hexenjagd‘ einläutete (ein Begriff der in diesem Zusammenhang vom jüdischstämmigen Autoren Arthur Miller geprägt wurde, der davon inspiriert ein entsprechendes Theaterstück schrieb), das ist wohl kaum ein Anzeichen dessen, was Sie ‚Anti-Amerikanismus‘ nennen.
    Ich habe gar nichts gegen Amerikaner, aber genauso, wie das Ungarn, Deutschland, Israel oder sonst welche Länder betrifft, gibt es natürlich immer wieder politische Strömungen und Personen der Zeitgeschichte an denen sich die Geister scheiden. McCarthy gehört ganz sicher dazu, bzw. das Urteil über dies Ära viel eigentlich über lange Zeit ziemlich einhellig aus.
     
    Was soll ich jetzt daraus schließen? Wollen Sie Herr Pfeifer und Herr Schlickewitz Kevin in seinem Rehabilitierungsversuch beipflichten?
     
    Was das ganz mit ‚antiamerikanischen Vorurteilen‘ zu tun haben soll, wie Karl Pfeifer schreibt, ist mir ebenfalls schleierhaft, auch wenn es natürlich nicht schadet, wenn jeder seine jeweiligen Kenntnisse ähnlicher Vorgänge anderer Couleur hier einbringt.
     
    Vielleicht haben es all diese Herren auch nach der Diskussion zum Thema Ungarn immer noch nicht begriffen – anders als Sie habe ich absolut kein Interesse an irgend welchen Nationalismen, weder in positiver noch in negativer Hinsicht – für mich gibts nur Menschen – und wenn man ein bischen tiefer gräbt, dann sind sie so unterschiedlich nicht.

  15. @Jane
     
    Bei all Ihrem USA-Bashing sollten wir doch nicht vergessen, dass es sich bei der Hexenjagd um eine Erscheinung gehandelt hat, die in erster Linie mit unserem schönen Deutschland zu tun hat(te):
     
    Denn dieses Phänomen, das im 15. Jahrhundert, also gegen Ende des Mittelalters, aufkam, und erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder abklang, betraf zwar so gut wie alle europäischen Völker, jedoch unterschiedlich intensiv; es waren jeweils alle Bevölkerungsschichten betroffen, von ganz unten bis oben; Hexen konnten auch Kinder oder Männer sein. Stets war die Kirche involviert, und zwar die katholische ebenso wie die reformierte. Soweit die äußeren Gemeinsamkeiten, wie sie allen europäischen Völkern gemein waren. Als spezifisch deutsch hingegen erwiesen sich folgende Abweichungen:
     
    Nirgends fielen diesem kollektiven Wahn so viele Menschen zum Opfer wie bei uns. Hier die Bilanz des Schreckens:
    Deutschland: 25 000 Hingerichtete
    Polen/Litauen: 10 000
    Schweiz: 4000
    Frankreich: 4000 (?)
    Britannien: 1500
    Italien, Dänemark, Österreich, jeweils: 1000 (?)
    Ungarn: 800
    Spanien: 300
    Nirgendwo dauerte diese Zeiterscheinung so lange an – die letzte Hexe Deutschlands wurde noch 1775 (im Allgäu) hingerichtet. Vergleichende Studien stellen immer wieder fest, dass die die einzelnen Fälle begleitende Folter etwa in Italien wesentlich seltener angewandt wurde, dass italienische Hexen häufig mit milderen Strafen davonkamen, während in Deutschland oft bereits während der Folter der Exitus eintrat. Und wenn nicht, dann sorgte das später gefällte Urteil dafür, dass die Überlebenschancen deutscher Hexen minimal blieben. Hexenforscher weisen ferner darauf hin, dass dieses Phänomen in Deutschland größere Bevölkerungsteile mobilisierte, ja, dass es zu Massenhysterien mit irrationalen Gewaltausbrüchen in Zusammenhang mit Hexenprozessen kam; dass diverse weltliche oder geistliche Einzelpersonen immer wieder die Gelegenheit nutzten sich als fanatische Ankläger und Aufhetzer zu gebärden, die die Massen zu manipulieren versuchten; dass schließlich deutsche Juristen ohne Gnade oder Einsehen, rein aus vermeintlicher „Pflichterfüllung“ urteilten und richteten. Schließlich scheinen Deutsche die Hexenverfolgungen in vielen Fällen regelrecht gefordert zu haben und Klerus bzw. Territorialfürst blieb oft keine andere Wahl, wollte man gefährlichen Aufruhr vermeiden, als diesem sonderbaren Begehren ‚von unten‘ Folge zu leisten.
     
    Wie Sie sehen, Jane, kann es nicht schaden zunächst immer mal einen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen. Ganz so „beispiellos“, wie Sie oben meinen, war die Hexenjagd offensichtlich nicht.

  16. Jane jeder weiß, dass in den 50er Jahren in der Sowjetunion und in den Volksdemokratien eine beispiellose „antizionistische“ Hetze betrieben wurde.
    Da gab es den Prozess gegen Slansky und Genossen. Ein Prager Staatsanwalt sprach von den typischen kosmopolitischen Gesichtszügen des ehemaligen ersten Sekretärs der KPC und von 14 Gehängten waren 11 „jüdischer Abstammung“, zuvor gab es bereits in Ungarn den Prozess gegen Rajk, da waren von den ersten vier gehängten Kommunisten lediglich zwei „jüdischer Abstammung“. Ja und dann gelang es dem weisen Führer der Sowjetunion, dem genialen Sprachwissenschaftler, dem großen Stalin die Führung des während des Krieges geschaffenen antifaschistischen jüdischen Komitees
    (Еврейский Антифашистский Kомитет) zu ermorden.
    Und ich kann mich da nicht erinnern, dass deswegen hier in Wien ein jüdischer Genosse seine geliebte Partei verlassen hätte.
    Ich denke, dass diese Geschichte nicht ausgeblendet werden darf. Kein Wunder, dass sich so viele Nationalbolschewisten für theokratische Diktaturen im Nahen Osten begeistern. Das denke ich sollte bedacht werden, wenn man versucht aus antiamerikanischen Vorurteilen Kapital zu schlagen.

  17. @kevin
     
    -jeder weiß, dass in den 50ern eine beispiellose Hexenjagd, gegen Künstler, Intelektuelle, Politiker etc. begann – welche sie verbriefter Grundrechte beraubte und nicht wenige Existenzen ruinierte.
     
    – die Art der Hexenjagd führte dazu, dass nicht wenige andere denunzierten, um ihren eigenen Kopf zu retten.
     
    – prominentestes Opfer war Charly Chaplin, der auf Grund dieser Hexenjagd nicht mehr in die USA durfte, obwohl es keinerlei Urteil oder Verfahren gegen ihn gab.
     
    – demokratisch verbriefte Grundwerte wurden ausgehebelt.
     
    – auch ohne offizielle Anklage, wie im Falle Arthur Millers, Charly Chapline, Leonard Bernsteins, Elia Kazans und vielen die auf Grund geringerer Popularität in noch größere Nöte kamen, konnte allein die Listung auf der ‚Schwarzliste‘ handfeste ruinöse Konsequenzen haben.
     
    Es geht dabei also nicht allein um die offiziellen Anklage-Erhebungen, sondern auch um die existentiellen Folgen alleine des Verdachts, es könne eine solche geben.
     
    Was als Projekt zur Enttarnung sowjetischer Agenten begann, endete in einem paranoiden Rundumschlag beispielloser Gesinnungsschnüffelei, die nicht unähnlich der Methoden der Inquisition durch Einschüchterung immer neue Zeugenaussagen über angebliche ‚Verdächtige‘ hervorbrachte.
     
    Ziel war es wohl auch Kritiker liberaler Gesinnung in den USA mundtot zu machen und einzuschüchtern und eine hysterische Stimmung gegen links-libale Tendenzen zu schüren.
     
    Die Liste der durch das Venona Projekt angeblich ‚identifizierten‘ Personen kann stark angezweifelt werden, da sie zum einen nicht öffentlich, zum anderen kryptographisch und mit Decknamen dermaßen verschlüsselt war, dass die darauf basierenden Aussagen lt. Meinung nicht weniger, als Grundlage für irgendwelche Anklagen kein seriöses Material lieferten.
     
    Die erste öffentliche Ausstrahlung dieser Tribunale war dann Gott sei Dank das Ende von Mc Carthys Hexenjagd, da sich das amerikanische Volk dann selbst ein Bild von den offenkundig, völlig unseriösen AnklageStrategien Mc Carthys machen konnte.
     
    Die ‚Hexenjagd‘ fand damit ihr Ende – die Versuche republikanischer Politiker McCarthy, der wenige Jahre später an seiner Alkoholsucht starb, zu rehabilitieren – kann man wohl als den Wunsch verstehen, diese Hexenjagd, die das amerikanische Volk von ‚der Bedrohung links-liberaler Gesinnung‘ zu befreien, bzw. es gegen solche zu  ‚immunisieren‘ und am besten eine neue ‚Hexenjagd‘ zu starten.
     
    Eine prominente neue Vertreterin dieser Gesinnung kann man wohl Sarah Palin nennen, die auf Grund ihrer agressiven Rethorik und der Fadenkreuze mit denen sie politische Gegner auf einer Landkarte markierte – sehr in die Kritik geraten ist, nachdem ein aufgewiegelter, rechter Wirrkopf diese Rethorik beim Wort nahm und vor kurzem die demokratische, jüdische Abgeordnete Giffords und 6 weitere Menschen niederschoss.

  18. Das Offenlegen der Finanzen ist in einigen Ländern üblich und da sehe ich keine Diskriminierung. Wenn also Organisationen von der EU Geld erhalten, sollten sie sich nicht schämen, wenn dann die gleichen Organisationen z.B. einen Boykott Israels vorschlagen, dann kann die EU gefragt werden, warum sie eine Organisation unterstützt, die Israel delegitimieren will.
    Wenn die praktische Tätigkeit mancher Organisation nur darin besteht, Israel zu delegitimieren, zu dämonisieren und mit einem doppelten Maßstab zu beurteilen, dann wird man dazu schon etwas sagen müssen.
    Es gibt nämlich auch „Organisationen“ die aus einen Mann bestehen, der sich durch solche Subvention ein bequemes Leben schafft.
     
     
     

  19. @ Scytale:
     
    Das offenlegen der Finanzen. In Deutschland gibt es für Vereine und Parteien R$echenschaftspflicht, bei Parteien müssen Großspender ab einer gewissen Summe öffentlich genannt werden, die Rechenschaftsberichte über Einnahmen und Ausgaben, Geldquellen werden von der Bundestagsverwaltung für alle Parteien – ob sie nun in einem Parlement vertreten sind oder nicht – veröffentlicht und jeder Bürger kann sie einsehen.
    Wenn diese Gruppen nichts zu verbergen haben, warum diese hektische Aufregung? Bei dem Gesetz geht es, so habe ich den Artikel verstanden, nicht darum, irgendwas zu verbieten oder in der Arbeit zu behindern – es geht nur um die Frage wer die Geldgeber sind. Warum hat der Autor ein so großes Problem damit, das er gleich mit Begriffen wie „Faschisten“ u.ä. hantieren muss? Da wird man schon ein wenig mißtrauisch ….

  20. Lieber Herr Avnery, liebes Hagalil
    es mag zwar mittlerweile zum guten Handwerkszeug eines jeden linksliberalen Menschen gehören, McCarthy als Linkenfresser zu stigmatisieren, nur alleine es wird dadurch nicht wahr.
    Natürlich gab es die Liste, es handelte sich u.a. um die sogenannte Lee-Liste und, wer sich die Mühe macht, wird auch noch andere Namenslisten finden. Hier handelte es sich auch größtenteils nicht um Spekulationen, sondern wie die sog. Venona-Papiere in den 1990ern bewiesen haben, waren diese ‚unschuldigen‘ Menschen als Agenten für die Sowjetunion in den USA tätig. Es würde sich lohnen, wenn Sie sich in das faktenreiche Buch ‚Blacklisted by History‘ einarbeiten würden. Es könnte aber passieren, dass Sie Ihre Meinung revidieren müssten. Nicht McCarthy hat Leben zerstört, sondern sein Leben wurde zerstört; von Senatoren, wie Tydings, die sich gegen McCarthy profilieren wollten, von einem Außenministerium, das sich die eigene Unfähigkeit gegen Sowjetagenten nicht eingestehen wollte und von einer Eisenhower-Administration, die ebenfalls das Problem nicht zu erkennen schien.
    Aber wie ihr tendenziöser Beitrag zeigt, sind Sie nicht an einer wirklichen Debatte der Problem interessiert, sondern Sie wollen Ihre Meinung ‚unter’s Volk‘ bringen. Dass die aufgeführten Organisationen tatsächlich nicht ’nur‘ über Menschenrechtsverletzungen aufklären, sondern ganz offen zur Delegitimierung Israels aufrufen, ignorieren Sie einfach.
    Schade, dass hagalil Ihnen dafür ein Forum gibt.

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