Mit Würmern und Schaben

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Als die israelische Luftwaffe im Juni 1981 den sich im Bau befindenden Atomreaktor im Irak bombardierte, gingen die Meinungen über die Militäroperation auseinander. Der Autor dieser Kolumne hielt sie für einen Höhepunkt des damaligen Premier- und Verteidigungsministers Menachem Begin. Andere betrachteten sie als einen Fehler, weil der Irak weder vergeben noch vergessen und bei der nächstbesten Gelegenheit Israel bombardieren würde…

Kommentar von Yoel Marcus, Ha’aretz v. 28.01.2011
Übersetzung von Daniela Marcus

Diese „Möglichkeit“ ergab sich tatsächlich 10 Jahre später, als die irakische Invasion in Kuwait zu der von den USA und ihren Alliierten geleiteten Operation „Wüstensturm“ führte. Der Irak schoss 29 Scud-Raketen auf Israel.

Als der damalige Verteidigungsminister Moshe Arens der israelischen Luftwaffe grünes Licht für einen Angriff auf den Irak gab, begab sich der Anführer der Shas-Partei, Aryeh Deri, am Shabbat auf den Weg zu Moshe Arens, um ihn davon zu überzeugen, dass diese Intervention katastrophale Folgen für uns haben würde. Bei allem nötigen Respekt für Shas: es war Premierminister Yitzhak Shamir, der die Militäroperation abblies, nachdem die US-Regierung ihn gewarnt hatte, eine israelische Intervention könne dazu führen, dass Syrien und Ägypten die Koalition gegen den Irak verlassen würden.

Warum schaue ich in die Vergangenheit? Weil es im Lauf der Jahre gerade Leiter des Mossad, des Shin Bet und des militärischen Geheimdienstes waren, die Zurückhaltung übten und uns warnten. Nicht, dass sie in Sachen Darbietung und Einschätzung niemals Fehler machten. Man erinnere sich nur an den fehlgeschlagenen Versuch, ein Attentat auf Khaled Meshal in Amman zu verüben. Wir waren gezwungen, ihn wieder zum Leben zu erwecken, nachdem wir ihn „getötet“ hatten. Dadurch wurde er zum Hamas-Führer. Und vergessen wir nicht den großen Wunsch, Jordaniens König Hussein zu besänftigen. Dies führte dazu, dass wir den geistlichen Führer der Hamas, Ahmed Yassin, nach Gaza zurückkehren lassen mussten.

Als Meir Dagan zum Leiter des Mossad ernannt wurde, sagten einige Leute, er werde sich wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass er ein kreativer, zurückhaltender und weiser Mossad-Chef war. Das Geschenk, das Dagan am Ende seiner Amtszeit zurückließ, zeigte sich in einem Treffen mit Journalisten: Er sagte, der Iran werde nicht vor dem Jahr 2015 zur Nuklearstreitmacht werden. Dieses Datum verärgerte Premierminister Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Ehud Barak. Dagan ist keine Plaudertasche und nicht voreilig in Bezug auf Statistiken, sagt ein früherer Leiter des Shin Bet. Er glaubt, dass Dagan B. und B. (Bibi und Barak) ermahnen wollte, ihren Traum vom Angriff auf die Bombenbauenden Zentren des Iran aufzugeben. Es ist nicht nur Dagan, der diese Ermahnung ausspricht, sondern auch der Generalstabschef und die Leiter des militärischen Geheimdienstes und des Shin Bet.

Der frühere Mossad-Chef Efraim Halevy sagte während eines privaten Treffens, dass Dagan nicht sein Fall sei, dass er ihn aber in seinen Stellungnahmen zum Iran unterstützen würde. Es ist wichtig, den Premierminister vor einem gefährlichen Schritt zu bewahren. Ein Generalstabschef, der früher als Leiter des militärischen Geheimdienstes arbeitete, glaubt, dass Barak Bibis Ängste vor einem Abkommen mit den Palästinensern mit der „Notwendigkeit“, zuerst gegen die iranische Bedrohung vorgehen zu müssen, nährt.

Den irakischen Reaktor zu bombardieren, der mit französischer und italienischer Unterstützung gebaut wurde, war aus mehreren Gründen ein anderes Kapitel: 1. Im Irak hatte Israel ein einziges Ziel und genaue Informationen. 2. Die USA hatten im Voraus davon erfahren und ihr stillschweigendes Einverständnis gegeben. 3. Die prophezeite irakische Rache kam 10 Jahre später in Form von veralteten Scud-Raketen, die einen Israeli töteten.

Der Iran hat die Lektion gelernt und seine Anlagen weit gestreut, so dass ein einziger Angriff keinen entscheidenden Schlag liefern kann. Der Iran hat außerdem ein System von Langstreckenraketen und ein frontales Angriffsystem in Hisbollahland geschaffen. Es hat 10 Jahre gedauert, bis der Irak „Vergeltung“ an Israel übte. Die iranische Vergeltung wird, wahrscheinlich zeitgleich mit unserem Angriff, mit Hunderten von schweren und präzisen Sprengköpfen verübt werden, die auf Israels Heimatfront zielen und vielleicht auch auf pro-amerikanische Länder wie z. B. Saudi-Arabien.

Bei allem nötigen Respekt für unsere militärische Stärke: Derzeit haben wir nicht die Macht, eine gezielte, endgültige Aktion im Iran durchzuführen. Wenn die Ziele verstreut liegen, benötigen wir nicht nur einen Schlag, sondern eine dauernde Luftaktivität von Hunderten von Flugzeugen und verschiedene Flugrouten. Und es ist nicht klar, ob diese Routen offen sein werden. Das verbale Säbelrasseln von Bibi und Barak kann in jeder Hinsicht gefährlich werden.

Zur Debatte steht hier ein Ziel, dem Israel in Koordination mit den Vereinigten Staaten die Stirn bieten muss, ob nun durch Sanktionen oder durch Militärgewalt. Israel kann seinen Teil in Form von Würmern, Schaben und anderen ausgeklügelten Maßnahmen beitragen. Für uns ist es wichtiger, sich auf beschleunigte Verhandlungen mit den Palästinensern zu konzentrieren als den Helden gegen den Iran zu spielen. Was sagte Ariel Sharon immer? Auch Zurückhaltung ist Stärke.

4 Kommentare

  1. @jsd
    Vom Großmufti aus Jerusalem der mit Hitler die Ausrottung der Juden in Arabien plante haben sie wohl noch nichts gehört?
    Vom Hebron MAssaker 1929 wohl auch nicht?
    Den Beginn vor 1400 Jahren erwähn ich lieber nicht sonst wird hier wieder zensiert!

  2. ich hoffe das früher oder später israel und iran normale ja sogar freundliche beziehungen aufnehmen werden.
    das ist nicht mal utopisch wenn man bedenkt das die beiden völker in ihre geschichte weniger probleme hatten , als z.b araber mit israel. juden gab und gibt es auch im iran und momentan wollen viele trotz viele finanzielle angebote aus israel weiter im iran bleiben.
     

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