Nachwehen eines Artikels

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Der Artikel „Der geehrte Fäkal-Antisemit“ in der Wiener „Die Presse“ (25. 1. 2011) wurde von der Ungarischen Nachrichtenagentur (MTI) auszugsweise ins Ungarische übersetzt und zwar so als ob ich Zsolt Bayer den „Helden“ dieses Artikels mit „geehrter Fäkal-Antisemit“ angesprochen hätte. Nachdem ich um eine Berichtigung bat, hat MTI auch den Titel richtig übersetzt…

Von Karl Pfeifer

Publiziert wurde der Artikel in der online Ausgabe von „Népszabadság“, „HVG“ und „Világgazdaság“ sowie auf zahlreichen Websites. Auf der Website von ATV wurde der ganze Artikel übersetzt und die Karikatur veröffentlicht.

In Magyar Hirlap erschien noch am 25. Januar ein Artikel „Ein Ausfall gegen Zsolt Bayer und Fidesz“, der sich auf den Bericht von MTI stützt.

Mehr als dieser Text sagen die bis jetzt 275 Zuschriften aus, die in der online Ausgabe von Magyar Hirlap zu lesen sind. Einen solchen kruden Antisemitismus findet man in Österreich nur in neonazistischen Onlinemedien. Ich zitiere nur zwei Zuschriften, um zu zeigen, was in dieser Fidesz nahen Budapester Tageszeitung erscheinen kann.

48. palko98 2011-01-25 15:21:54

Im Verhältnis dazu, dass Ungarn sein Leben gerettet hat während des Anschlusses, ist sein Benehmen so wie das eines Stinkmarders.

Er ist ein charakteristisches Exemplar des Volkes der Rache, Kamin-Deserteur (auf Ungarisch, einer der sich der Vergasung entzogen hat)

232. ezüst 2011-01-26 07:00:00

„Die Laus dankt so, dass Ungarn ihn vor dem nazistischen Österreich versteckte. Genug von diesen Seifen (ihrer Behauptung nach) Deserteuren!” (Hier wird auf das Gerücht angespielt, man hätte aus

Die Jobbik nahe Website hunhir, die mit einer Stürmer-Karikatur ihren Artikel aufmacht, behauptet, die Presse wäre „eine Zeitung aus Deutschland”, die sich „im Besitz von ausgrenzenden, ultraextremistischen Juden” befindet. (Die Presse erscheint bekanntlich in Wien K.P.)

Ein Kommentar erübrigt sich

Schneller als ich dachte reagierte Zsolt Bayer (Z.B.) in der Budapester Wochenzeitung „Heti Válasz“ (27.1.2011). Diese war bislang das menschliche Gesicht von Fidesz, d.h. für ungarische Verhältnisse doch moderat. Nun hat Annamária Jász ein Interview mit Z.B. geführt, das unter dem Titel „Z.B. spricht: Er hat sich zu einem drastischen Schritt entschlossen. Die Geduld des Publizisten ist zu Ende“ gestern am späten Nachmittag publiziert wurde.

Ich übersetze die wesentlichen Absätze:

„Gegenwärtig ist die heimische und ausländische Presse voll vom als „Fekal-Antisemit“ abgestempelten Z.B. Der Publizist von Magyar Hirlap hat unserem Blatt verraten, was er davon hält.

Z.B ist empört und die gegen seine Person gerichtete internationale Hysterie stört ihn sehr, sie wird seiner Meinung nach von „berüchtigten Schuften, ignoranten, aber unglückliche Menschen mit guten Absichten“ hier und im Ausland geschürt.

Wie bekannt (hier ist ihr eigener Artikel dazu verlinkt*) hat der österreichische Publizist Karl Pfeiffer [sic!] den Journalisten von Magyar Hirlap „Fekal-Antisemit“ genannt.“

Dann wird der offene Brief österreichischer Schriftsteller erwähnt, der von der „Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek Karl“ [sic!] unterzeichnet ist.

“Laut Karl Pfeiffer passt die „beispiellose antisemitische Publizistik gut in die antikapitalistische Hauptströmung von Viktor Orbán und Fidesz. Der Journalist beschwert sich auch darüber, dass der „Fekal-Antisemit Publizist mit dem Madachpreis des Komitats Nógrád ausgezeichnet wurde.“ 

„Ich stehe immer näher dazu, dass meine Geduld zu Ende geht und ich versuche auf rechtlichem Weg vorzugehen“ sagte Z.B. Heti Válasz und erklärte: Diese Geschichte handelt schon seit langer Zeit nicht von mir, sondern von Viktor Orbán und der gegenwärtigen ungarischen Regierung.“ ((http://hetivalasz.hu/itthon/bayer-zsoltnak-elfogyott-a-turelme-35030))

* Hier die drei wesentlichen Absätze, die mich betreffen:

„In der Zwischenzeit hat die konservative Wiener Zeitung Die Presse in einem Gastkommentar gegen die Auszeichnung von Z.B. durch das Komitat Nógrád protestiert: Der die Rechte schon mehrmals des Antisemitismus zeihende, hauptsächlich in deutschen linksextremen oder zionistischen Blättern sowie in den heimischen neoprotestantischen Medien publizierende Karl Pfeiffer nennt den Publizisten von Magyar Hirlap einfach „Fekal-Antisemit“.

Pfeiffer beklagt am Anfang seines Artikels den Trianon-Komplex der Ungarn, durch den sie sich auch heute als Opfer hinstellen können. Dann stellt er die inhaltlich nicht dazu passende Frage, inwiefern sich die Partei von Viktor Orbán von westlichen Rechten unterscheidet.

Die Antwort ist einfach: Fidesz ist eigentlich eine antikapitalistische Partei, und deswegen lassen sie “den ehemaligen kommunistischen Staatsminister Pozsgay” an der Verfassung mitarbeiten. (Seltsam, dass der Karl Pfeiffer, der auch in deutschen linksextremen Blättern vorkommt,  Orbáns Antikapitalismus übelnimmt…)” ((http://hetivalasz.hu/vilag/bayer-zsolt-miatt-tamadjak-orban-viktort-34988/))

Tatsächlich publiziere ich öfter in der linken – jedoch nicht linksextremen – Berliner Wochenzeitung Jungle World. Das Wort jüdisch ersetzt Heti Válasz durch „zionistisch“, d.h. ich publiziere auch in jüdischen Blättern und schlussendlich bin ich der Wiener Korrespondent einer „neoprotestantischen“ Zeitung, die der ungarischen Pfingstgemeinde „Hit Gyülekezete“ gehört.  Was sie nicht erwähnen, ich publizierte auch oft im Wiener Standard und gelegentlich in der katholischen „Die Furche“.

Ich gehöre zu keiner Partei und publiziere als pensionierter Journalist, dort wo ich ohne ideologische Scheuklappen veröffentlichen kann. Die Art wie diese bislang als moderat bekannte Fidesz nahe Wochenzeitung über den Artikel berichtet spricht für sich.

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