Zwei Palästinenser im Westjordanland getötet

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Bei zwei verschiedenen Vorfällen wurden am Wochenende im Westjordanland zwei Palästinenser getötet. Bei einer Demonstration gegen den israelischen Sicherheitszaun in der Ortschaft Bil´in starb am Samstag eine Frau an den Folgen einer Tränengasvergiftung. Im Jordantal wurde ein Palästinenser an einem Checkpoint von Soldaten erschossen…

Von D. Nowak, inn v. 03.01.2011

Bei dem Getöteten handelt es sich um Muhammad Dharaghma. Der 21-Jährige war am Sonntag am Kontrollpunkt Bekaot angekommen. Der Palästinenser war unbewaffnet, hielt jedoch eine Glasflasche in der Hand. Einer Meldung der Tageszeitung „Jerusalem Post“ zufolge hatte er die Aufforderung der Soldaten zum Stehenbleiben ignoriert. Daraufhin eröffnete ein Soldat das Feuer und schoss dem Mann in den Oberschenkel. Seinem Kommandeur gegenüber erklärte er später, er habe sich durch den Palästinenser bedroht gefühlt. Durch den Schuss eilten zwei weitere Armeeangehörige herbei. Auch sie schossen auf den Mann. Laut dem Bericht hatten sie angenommen, ihr Kamerad werde angegriffen.

Am Samstag war eine Palästinenserin an den Folgen einer Tränengasvergiftung gestorben. Bei ihr handelt es sich um Dschawaher Abu Rahma. Die 35-Jährige hatte zusammen mit ihrer Mutter am Freitag in der Ortschaft Bil´in bei Ramallah an einer Demonstration gegen die israelische Sicherheitsanlage teilgenommen. Die israelische Armee hatte Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt. Laut der „Jerusalem Post“ habe Abu Rahma danach über Schmerzen in der Brust und Atemprobleme geklagt und den Ort mit ihrer Mutter verlassen. Auf dem Weg nach Hause sei sie zusammengebrochen. Ein Krankenwagen brachte die Frau in ein Krankenhaus nach Ramallah. Sie wurde noch in der Ambulanz bewusstlos. Am Samstag wurde ihr Tod festgestellt.

Seit mehr als fünf Jahren wird in Bil´in jeden Freitag gegen die israelische Sperranlage demonstriert. Dabei kamen mit Abu Rahma bislang 21 Menschen ums Leben, darunter auch ein Bruder der Palästinenserin.

Die beiden Vorfälle vom Wochenende werden derzeit von der Armee untersucht.

10 Kommentare

  1. @Karl Pfeifer.
    Lieber Herr Pfeifer,
    Sie schreiben: „Ich erinnere an den Fall Mohamed al Dura. In einer deutschen TV-Dokumentation wurde gezeigt, wie sich dieser Fall wahrscheinlich abgespielt hat.“
    Hierzu eine Ergänzung. Der Film (bzw. es waren wohl zwei Filme), auf den sich Karl  Pfeifer bezieht, wurde von der für den Hessischen Rundfunk tätigen Journalistin Esther Schapiro erstellt, auf der Grundlage mehrjähriger Recherchen. Ihr Film heißt 
    „Das Kind, der Tod und die Wahrheit“ – Was geschah mit Mohammed al-Dura? und wurde 2009 in der ARD ausgestrahlt. Siehe hierzu ein FAZ-Interview mit Esther Schapiro: http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E522A31B482904CC285E3B2DAA55275F3~ATpl~Ecommon~Scontent.html
    Weiterhin den längeren Beitrag von Broder zum Thema:
    http://www.henryk-broder.de/html/fr_schapira.html

  2. Jane, Sie haben uns wirklich gefehlt. Was würden wir machen, wenn wir nicht die einfach gestrickte Mantra von Jane aufgetischt bekämen. Das israelische Militär wird dort zum absolut Bösen erklärt, das vollkommen unmotiviert tätig wird, während auf der anderen Seite so liebe Pazifisten sind, die nie jemand das Haar krümmen. (Ironie!)
    Und dann gibt es noch den Herrn Hessel, der entdeckt hat, was im Nahen Osten wirklich schlimm ist, nämlich Israel. Wenn in Ägypten Kopten und im Irak Christen in den Kirchen massakriert werden, wenn in Syrien mehr als 100.000 Kurden die Staatsbürgerschaft entzogen wurde und im Libanon, wo schon in dritter und vierter Generation geborene Menschen nicht gleichberechtigt sind, dann interessiert es diesen Herrn überhaupt nicht, denn er hat das Böse entdeckt. Und das Böse residiert in Israel. Denn an und für sich ist es schon eine Frechheit, dass Juden wie andere einen Staat haben, und sich wehren und dabei noch erfolgreich sind.

    Jane, die Tatsache, dass jemand vor 70 Jahren im Widerstand war gibt ihm noch nicht automatisch recht.

  3. ‚Er schrieb Weltgeschichte: Der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel überlebte drei Konzentrationslager und erarbeitete die Uno-Menschenrechtscharta. In einer TV-Dokumentation spricht der 91-Jährige nun über sein bewegendes Leben –

    ..1937 wird der deutsche Staatsbürger Hessel Franzose, vier Jahre später schließt er sich im Mai 1941 der Résistance an – als Patriot will er sein neues Vaterland nicht den Deutschen überlassen. 1944 soll er als Agent das Funknetz des Widerstandes in Frankreich neu organisieren. Unter Folter verrät ihn ein Verbündeter. Die Gestapo stellt ihm eine Falle. Hessel wird er bei einer geheimen Mission im besetzten Paris verhaftet.

    Als einer von vier Kameraden aus einer Gruppe von 36 alliierten Offizieren überlebt er brutale Folter und die Konzentrationslager Buchenwald und Dora. Die Erlebnisse haben sich tief in seine Erinnerung gegraben. „Das war einer der Zeitpunkte, an denen man glaubt, so etwas kann es nicht geben, das ist erfunden. So schrecklich kann etwas nicht sein – aber so war es“, sagt Hessel am Ort des Geschehens. Es ist einer der wenigen Momente, in denen Hessel Schwermut aufkommen lässt. Aus einem Zug, der ihn nach Bergen-Belsen bringen soll, gelingt ihm 1945 eine spektakuläre Flucht…‘
     
    http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,623408,00.html
     
    Auf die Frage in einem Interview mit der neuen Rheinischen Zeitung, welches seine schlimmste Erfahrung im Kampf um die Wahrung der Menschenrechte gewesen sei, antwortete Hessel:

    „Eine sehr schlimme, traurige Erinnerung: ich habe letzten Monat eine Woche in Palästina verbracht, und gesehen, wie dieses Land von den Israelis gedemütigt, kolonisiert und besetzt wird. Dabei war die Gründung des Staates Israel 1948 für uns ein Triumph über die Nazis! Wenn ich heute mit ansehen muss, auf welch infame Weise die Israelis ihre Nachbarn behandeln und die Menschenrechte mit Füßen treten, stimmt mich das traurig. Ja, das ist eine sehr schlimme Erinnerung für mich.“

    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15332

  4. Ein Militär, dass weder echte Untersuchungen (unabhängig), noch die Medien zu fürchten braucht (weil ein gut Teil der Öffentlichkeit ohnehin nichts von möglichen Menschenrechtsverletzungen wissen will), dass permanent in einer Situation der Repression von Millionen von Menschen verwickelt ist – wird zwangsläufig immer ‚zügelloser‘.

    Letzte Nacht wollen Soldaten des IDF in Hebron einen Mann ‚verhaften‘. (na ja, eigentlich doch gleich töten – denn sie drangen in eine Wohnung ein (war aber das falsche Stockwerk), gingen durch die Zimmer, sahen eine männliche Silhouette im Bett und schossen, schossen, schossen.

    Der 65-jährige, unbewaffnete, schlafende Mann starb in einem Meer aus Blut und Kugeln.

    Man hatte sich allerdings im Stockwerk geirrt. Der IDF sagte – ‚tut uns leid‘.

    http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/idf-says-it-regrets-killing-civilian-in-hebron-raid-but-defends-operation-1.335781

  5. Also der Propagandist ist durchaus seriös und gibt eine palästinensische Quelle dafür an, dass diese Frau gar nicht am Ort des Geschehens war.
    Ich empfehle auch Yaakov Lozowicks Berichte, der den Kurs „How to teach Holocaust“ bei Yad Veshem leitete, den ich Anfang der achziger Jahre besuchte. Er ist Historiker und lebt in Jerusalem.
    http://yaacovlozowick.blogspot.com/2011/01/israels-homegrown-jewish-enemies.html http://yaacovlozowick.blogspot.com/2011/01/israels-homegrown-jewish-enemies.html
    http://yaacovlozowick.blogspot.com/2011/01/acri-is-impervious-to-rational.html
    Es gibt einige Fälle wo Palästinenser Behauptungen aufgestellt haben, die sich dann später als Lügen entpuppt haben. Ich erinnere an den Fall Mohamed al Dura.
    In einer deutschen TV-Dokumentation wurde gezeigt, wie sich dieser Fall wahrscheinlich abgespielt hat.
    Und blablabla was Sie da ironisch wollend schreiben ist einfach primitiv. Ich habe nie diese Behauptung aufgestellt und ich bin absolut dafür jeden Vorfall zu untersuchen und die Wahrheit darüber zu bringen. Doch diejenigen, die kein Wort über palästinensische Menschenrechtsverletzungen – wie zum Beispiel die Tatsache dass Gilad Shalit mehr als vier Jahre lang gefangengehalten wird, ohne dass das internationale Rote Kreuz ihn besuchen darf – berichten, nicht sehr glaubwürdig sind.

  6. Eingangsseite Hagalil hat gemeldet: „Erste Untersuchungen der Armee zum Tod der Palästinenserin Jawaher Abu-Rahma, die am Samstag nach einer Demonstration in Bil’in an den Folgen einer Tränengasvergiftung starb, ließen Zweifel über die Todesursache und die Version der Familie aufkommen. Im medizinischen Bericht seien große Unstimmigkeiten zu den Umständen des Todes aufgefallen. Offensichtlich habe die 36-jährige bereits seit längerem über Kopfschmerzen geklagt und über mehrere Wochen starke Medikamente eingenommen, die in Verbindung mit dem Tränengas möglicherweise eine Reaktion hervorgerufen haben könnten.“

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