Wir stellen vor: Die Führungsriege

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In den kommenden vier Jahren werden die Präsidiumsmitglieder des Zentralrats eine wichtige Rolle für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland spielen…

Dieter Graumann: Ein frisches jüdisches Selbstbewusstsein!
Für die meisten Menschen ist ein Ereignis, das sich vor dreieinhalbtausend Jahren zugetragen hat, nicht unbedingt ein wichtiger Teil ihres Lebens. Für Dieter Graumann schon. Auf die Frage, was ihn zur Kandidatur für das Amt des Zentralratspräsidenten bewogen habe, antwortet er ohne Zögern: „Jeder Jude hat auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Kette der Generationen, die vor dreieinhalbtausend Jahren am Berg Sinai begonnen hat, niemals abreißt. Das ist die Herausforderung von Juden in jeder Generation, immer wieder aufs Neue”.

Vizepräsident Prof. Dr. Salomon Korn – Der Architekt Salomon Korn wurde 1943 im polnischen Lublin geboren. Sein Großvater war Rabbiner. Korn wurde zum dritten Mal zum Vizepräsidenten des Zentralrats gewählt. Das Präsidentenamt strebte der heute Siebenundsechzigjährige nie an, doch ist er in mehreren wieteren Bereichen des jüdischen Lebens tätig. Neben seiner Position als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt ist er unter anderem Kuratoriumsvorsitzender der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und vertritt den Zentralrat in der Conference on Jewish Material Claims against Germany.

Vizepräsident Dr. Josef Schuster – Josef Schuster wurde 1954 im israelischen Haifa geboren. Zwei Jahre später kehrte seine Familie nach Deutschland zurück. Jüdisches Engagement hat er bereits im Elternhaus gelernt: Der Vater, David Schuster, war Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Würzburg. Seit 1998 hat der Sohn dasselbe Amt inne. Dem Präsidium des Zentralrats gehört der Internist und Vater von zwei Kindern seit 1999 an. Er ist auch Mitglied der Bioethik-Kommission der Bayerischen Landesregierung und Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer.

Präsidiumsmitglied Mark Dainow – Im Februar dieses Jahres ist der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Offenbach, Mark Dainow, in das Präsidium des Zentralrats aufgerückt. Der 1948 in Minsk geborene Diplomingenieur kam Anfang der siebziger Jahre nach Deutschland. Seine Aufgabe sieht er in der Vermittlung jüdischer Traditionen an die Zuwanderer. Viele von ihnen seien durch die 70 Jahre währende Zeit des Sozialismus ihrer Religion beraubt worden. Sie dorthin zurückzuführen, bleibe eine wichtige Aufgabe, der er sich verstärkt widmen möchte.

Präsidiumsmitglied Küf Kaufmann – Der 63 Jahre alte Autor, Regisseur, Schauspieler und Kabarettist wurde 1947 im russischen Marx geboren. 1990 kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Für die Schauspielerei fehlt ihm heute die Zeit, doch ist er schriftstellerisch tätig. Die religiöse Prägung erhielt Kaufmann von seinem Großvater. Dass er als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Leipzig (seit 2004) ins Zentralratspräsidium gewählt wurde, sieht Kaufmann als Anerkennung der geleisteten Arbeit, der Bewahrung der Einheitsgemeinde und erfolgreicher Bildungsarbeit.

Präsidiumsmitglied Johann Schwarz – Seit 1981 führt der 1948 in Budapest geborene Jurist Johann Schwarz die Gemeinde Krefeld. 1956 war seine Familie nach dem Ungarnaufstand an den Niederrhein gekommen. Seit 2002 ist Schwarz Leiter des Amtsgerichts Krefeld. Seinen juristischen Kenntnissen verdankt das Schieds- und Verwaltungsgericht beim Zentralrat der Juden eine umfangreiche Reform. Als seine größte bislang bestandene Herausforderung bezeichnet Schwarz den Bau der 2008 eröffneten Krefelder Synagoge. Eine Zukunftsaufgabe sieht er in der Integration der mittleren Generation ins jüdische Leben.

Präsidiumsmitglied Hanna Sperling – Hanna Sperling ist seit vielen Jahren im jüdischen Leben aktiv. In Tel Aviv geboren, kam sie 1956 mit ihren Eltern nach Deutschland. 1988 kam sie in den Vorstand der Großgemeinde Dortmund, 1994 wurde sie Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe. Die durch die Zuwanderung, Gemeindeneugründungen und Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Orthodoxen entstehenden Herausforderungen hat sie mit diplomatischem Geschick gemeistert. Seit 2003 ist sie im Präsidium des Zentralrats, seit 2006 gehört sie dem Rundfunkrat des WDR an.

Präsidiumsmitglied Lala Süsskind – Lala Süsskind wurde 1946 als Frida Rubin im oberschlesischen Reichenbach geboren und kam im Alter von einem Jahr mit ihrer Familie nach Berlin. Ihren Kosenamen Lala verdankt sie einem Lehrer, der den Namen Frida für das quirlige Kind unpassend fand. Süsskind blickt auf eine erfolgreiche Laufbahn im jüdischen Leben zurück. In den Jahren 1990 bis 2003 war sie Deutschland-Vorsitzende der zionistischen Frauenorganisation WIZO; 2008 wurde sie Vorsitzende der größten jüdischen Gemeinde Deutschlands in Berlin. Dem Präsidium des Zentralrats gehört sie seit September 2008 an.

Präsidiumsmitglied Vera Szackamer – Verantwortung für die jüdische Gemeinschaft wurde der 1952 in Köln geborenen Vera Szackammer in die Wiege gelegt: Ihr Vater war beim Neuaufbau der jüdischen Gemeinde in der Domstadt engagiert. Seit 1996 gehört die Diplom-Pädagogin dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München an. Familie, Integration und Senioren sind Bereiche, in denen sie sich im Präsidium des Zentralrats einbringen möchte. „Wir müssen die jungen Leute und Familien in die Gemeinden holen“, ist sie überzeugt. „Und das geht nur, indem wir vorleben, dass man wirklich etwas bewegen kann.“.

Heide Sobotka, Jüdische Allgemeine, 9.12.2010/zu

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