Mit Pfeffer gegen Nazis

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„Wir versuchen, in der leichten Form, die wir uns gewählt haben, die schweren Dinge zu sagen, die heute gesagt werden müssen..“ Erika Mann über die Peffermühle…

Von Ramona Ambs

Am 1. Januar 1933 war in der Münchner Bonbonniere das erste Programm des Kabaretts Pfeffermühle zu sehen. Das Ensemble wurde nach einer Idee des Komponisten Magnus Henning gegründet, der die (meist) von Erika Mann geschriebenen Texte vertonte und selbst als Pianist auftrat. Gemeinsam mit Therese Giehse, Klaus und Erika Mann und weiteren Künstlern sorgte er für eine gelungene Mischung aus Musik, Tanz und Texten.

Die Pfeffermühle war als politisch-literarisches Kabarett in München eine der einflußreichsten künstlerischen Gegenstimmen zum aufkommenden Fachismus. Doch schon 29 Tage nach der Premiere kam Hitler an die Macht und so musste ein Großteil der Gründungsbesetzung emigrieren. Die Pfeffermühle wurde quasi in den Koffer gepackt und emigrierte mit, wurde zum Exiltheater. Zunächst in Zürich, später auch in anderen europäischen Ländern, versuchte sich die Pfeffermühle über Wasser zu halten. Aber die Zensurvorschriften, die Angst der Gastländer vorm starken Nachbar Deutschland, oder wie in der Schweiz die eigenen Nationalsozialisten, machten es der Truppe zunehmend schwer.

Es folgte ein Balanceakt zwischen dem Anspruch, eindeutig Kritik an den Zuständen in Deutschland zu üben, ohne diese andererseits jedoch exakt zu benennen: „Trotz dieser „Strategie des Indirekten“ wurde man in den Gastländern der Pfeffermühle zunehmend nervös, so zum Beispiel in Prag im August 1935. Erika Mann hatte die Texte vier Wochen vor der Aufführung bei der Zensurbehörde vorzulegen. Am Tag der Premiere um 11 Uhr wurde ihr bekanntgegeben, dass zwei Drittel der Texte gestrichen waren. Auf diese Weise machte die Pfeffermühle noch bis zum Frühsommer des nächsten Jahres weiter, aber das Ende war abzusehen.“ ((http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44787))

Die letzten Versuche der Pfeffermühle, in Amerika neu Fuss zu fassen, scheiterten. Nach 1034 Vorstellungen endete im Jahr 1937 die Arbeit des Exilkabaretts. Die Truppe verlor sich in alle Himmelsrichtungen.

Eine der schillerndsten Figuren der Pfeffermühlentruppe war Therese Giehse, die bereits seit 1925 bei den Münchner Kammerspielen Erfolge feiern konnte. „Endlich ein deutsches Weib in diesem verjudeten Haus“ jubelte einst der „Völkische Beobachter“ über sie, in der falschen Annahme, endlich eine gute „arische Schauspielerin“ am Theater zu haben. In Wirklichkeit war Giehse nicht nur nicht arisch, sondern jüdisch, lesbisch und überdies auch noch politisch links. Pech für die Nazis! Ein kurzes Videoportrait über Giehse vermittelt etwas über den Geist, der auch die Pfeffermühle mitgetragen hat:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=-zQHzltlNVU[/youtube]

Einige der alten Pfeffermühlentexte könnte man unverändert wieder neu auf die Bühne zaubern. Sie hätten es verdient – und sie sind von bestürtzender Aktualität. Einen ersten Versuch dazu hat das Theater Combinale in Lübeck mit dem Stück „Fahrt ohne Schlaf“ unternommen. Aber es sollten noch weitere folgen, ein Comeback wäre mehr als wünschenswert.

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