Wilde Szenen spielten sich auf der Ministeretage im Jerusalemer Tourismusministerium und dann sogar im Präsidentenpalais ab. „Erst versuchte er sie zu umarmen. Sie wehrte sich und stürzte im Gerangel auf den Boden.“ So beschrieb der Richter George Kara im Saal 606 des Gerichts in Tel Aviv, was da der vormals Erste Bürger des Staates Israel, der ehemalige Präsident Mosche Katzav, getan hat…
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 30. Dezember 2010
Seit Donnerstag Morgen entfällt das Wort „mutmaßlich“. Denn nach drei Jahren Gerichtsverhandlungen hinter verschlossenen Türen wurde jetzt das Urteil verkündet. „Schuldig in allen Punkten der Anklage“, lautet der Beschluss der drei Richter. In zwei Fällen wurde der im Iran geborene Katzav wegen Vergewaltigung überführt und wegen „unanständigen Akten mit Gewaltanwendung“. Die Richter hatten den Untergebenen im Tourismusministerium A., H. und J. vollen Glauben geschenkt. Ein Alibi des Präsidenten stellte sich als „falsch“ heraus. Einen vermeintlichen Liebesbrief von einer der Klägerinnen soll ihr Katzav in die Feder diktiert haben. Die Anwälte des Präsidenten sollen das Verfahren „heimtückisch“ geführt haben.
Noch steht nicht fest, ob Katzav ins Gefängnis muss, wo er sich zu einem ehemaligen Finanzminister und einem ex-Minister der frommen Schasspartei gesellen könnte, die wegen Korruption hinter Gittern sitzen. Das Strafmaß muss erst noch festgesetzt werden. Bis dahin muss Katzav jedoch seinen Pass abgeben und darf das Land nicht verlassen.
In den Medien wird Mosche Katzav als „serieller, brutaler und gewalttätiger Sexualverbrecher“ dargestellt, der sich regelmäßig an seinen weiblichen Untergebenen vergriffen hatte. Einige Klagen aus früheren Zeiten wurden wegen Verjährung nicht mehr zugelassen. Doch auch die jüngsten Attacken von Katzav auf die Frauen, während der Mittagspause im Präsidentenpalais, im Hotel oder in Privatwohnungen, gelten jetzt als „nachgewiesen“.
Dorit Beinisch, die Vorsitzende des Obersten Gerichts, reagierte auf die Urteilsverkündung: „Es ist ein trauriger Tag für den Staat Israel, an dem ein ehemaliges Staatsoberhaupt wegen Verbrechen verurteilt wird. Aber es ist auch ein großer Tag für die Demokratie Israels, in der niemand über dem Gesetz steht, nicht einmal der Staatspräsident. Es zeigt, dass Polizei und das Gerichtswesen Recht und Ordnung durchsetzen können.“ Katzavs Nachfolger, der jetzige Staatspräsident Schimon Peres erklärte: „Der Prozess beweist, dass alle Bürger Israels von dem Gesetz gleich sind.“
Mosche Katzav hatte den Prozess aus Dummheit selber in Gang gesetzt und musste deshalb vorzeitig den Posten des Staatspräsidenten räumen. Es begann mit einer Beschwerde des Präsidenten bei der Polizei wegen einem angeblichen Erpressungsversuch durch eine der Klägerinnen. Das war im Juli 2006. Einen Monat später jedoch wurde Katzav von der Polizei wegen mutmaßlicher Sexualvergehen verhört, darunter gewaltsamer Vergewaltigung an Untergebenen.
Zunächst versuchte Katzav, sich zu rechtfertigen und griff die Medien wegen einer Vorverurteilung an. Er führte sogar rassistische Argumente an. Weil Orientale, sei er zum Opfer einer Hexenjagd geworden. Im Juni 2007 beging Katzav seinen wohl schwersten Fehler im Rahmen des Prozesses gegen ihn. Er verweigerte die Unterschrift unter eine außergerichtliche Übereinkunft, wie sie im britischen Recht üblich ist. Darin sollte er einer Gefängnisstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe zustimmen. Doch Katzav beschloss, vor Gericht weiter um seine „Unschuld“ zu kämpfen. Mit dem am Donnerstag verlesenen Urteil ist er auf der ganzen Linie gescheitert.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
A.mor,
ich danke Ihnen für ihren Kommentar!
Er bringt mit wohlgewählten Worten die Betroffenheit der Opfer und das Unverständnis warum Katzav nicht im Gefängnis ist zum Ausdruck!
Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr!
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Auch Ihnen ein gutes neues Jahr!
„Noch steht nicht fest, ob Katzav ins Gefängnis muss,…“
Mir ist unklar, warum ein verurteilter Vergewaltiger damit rechnen darf auf freien Fuß zu bleiben.
Werden so die Frauen Israels geschützt? Werden so die Familien geschützt, die das Leid ihrer Töchter mitzutragen haben? Werden so die künftigen Ehemänner geschützt, die sich mit dem Leiden ihrer Frauen auseinandersetzen müssen?
Ist das gerecht angesichts der seelischen Qualen, die diese Frauen ihr ganzes Leben begleiten werden?
Nun, da Katzav der Schuld überführt ist, die er an den Menschen begangen hat, soll er auch seine Strafe bekommen. Vergewaltigung ist kein „Kavaliersdelikt“, genau, wie jede Art der Folterung das nicht ist.
Ist Katzav geistig unzurechnungsfähig, ist er psychisch krank?
Anscheinend nicht. Deshalb sollte ihm das israelische Gericht sehr deutlich zeigen, daß er für seine Untaten zu büßen hat. Keine Freiheit für einen Vergewaltiger, der überdem seine Autorität schändlich benutzte um seiner Gier nachzugehen.
Haschem wird nach Seinem Willen über diesen Raschi entscheiden;
solange er aber unter den Menschen weilt, soll er für seine Verbrechen an die Menschen durch menschliches Gericht bezahlen. Die Menschen sollen vor ihm beschützt werden, deshalb darf er nicht frei sein.
Seinen Opfern hat er die Freiheit genommen, ihm steht die Freiheit nicht zu.
Seine „Verdienste“ in hohen Ämtern der israelischen Administration hat er mehr als verspielt, seine Taten sind ein Spott auf die israelische Gesellschaft. Er hat das Ansehen Israels (und aller Juden) beschmutzt!
Schlimmer aber ist es noch, daß dieser Mann in Freiheit eine Gefahr für alle Menschen ist.
Eine Gesellschaft, die Vergewaltigung toleriert, ist faul und verdorben!
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