Menschenrechtler häufig Ziele im Cyber-Krieg

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Mit ihren Online-Präsenzen sind Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten permanenten Attacken ausgesetzt. Die Offensive gegen Wikileaks ist dabei alles andere als ein Einzelfall. Wie das Berkman Center for Internet and Society an der Harvard University aufzeigt, sind Personen und Organisationen, die kontroverses Material ins Web stellen, besonders starken Angriffen ausgesetzt. Gegenwind bekommen sie in erster Linie von jenen, die anderer Meinung sind als sie…

Mundtot: Hacker bringen ihre Gegner im Web oft zum Schweigen

Harvard – pte – Die Wikileaks-Affäre hat in den vergangenen Wochen für eine anhaltende und hitzig geführte Debatte über Rede-, Meinungs- und Informationsfreiheit gesorgt. Die mediale Aufmerksamkeit für deren Gewährleistung ist nicht zuletzt nach der Verhaftung des Plattform-Gründers Julian Assange spürbar gestiegen.

Gezielte Attacken gegen Wikileaks kein Einzelfall – Hitzige Debatte um Informationsfreiheit

Sympathisanten wie Gegner von Wikileaks haben sich nach der Enthüllung politisch brisanter Dokumente und der darauf folgenden Vorfälle eine globale Cyber-Schlacht geliefert. Durch Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS) war etwa das Wikileaks-Portal vorübergehend nicht abrufbar. Ebenso wurden auf der Gegenseite Websites lahmgelegt. Über Meinungs- und Informationsfreiheit im Web haben somit Hacker bzw. deren Auftraggeber entschieden.

Politisches Werkzeug und Form des Protests

Menschenrechtsgruppen und unabhängigen Medien setzen derartige Online-Feldzüge aber nicht erst seit den Vorkommnissen um Wikileaks zu. Teilweise sind ihre Internet-Kampagnen laut Berkman Center mehrere Wochen offline. Mit der Verbreitung der Angriffstechniken unter den Usern steigen zudem Zahl und Geschwindigkeit der Attacken – so beispielsweise im Vorfeld von Wahlen. Rund 140 schwere Angriffe auf über 280 verschiedene Seiten haben die Experten innerhalb eines Jahres gezählt – kleinere Scharmützel nicht eingerechnet. Betroffene Organisationen sollten daher eine wirksame Verteidigung aufbauen.

DDoS-Attacken werden den Angaben nach zunehmend als politisches Werkzeug und eine Form des Protests eingesetzt. Angesichts meist knapper Ressourcen können sie insbesondere Medien und Aktivisten jedoch hart treffen. Ihnen bietet das Web häufig die einzige Plattform, auf der sie sich artikulieren können. Sie online aus dem Verkehr zu ziehen, ist für ihre Gegner daher oft überaus effektiv.

Weitere Informationen des Berkman Centers…

8 Kommentare

  1. @efem
    Bitte respektieren Sie den Wunsch der Mehrheit der Sinti und Roma in Deutschland und Westeuropa nicht mehr „Zigeuner“ genannt werden zu wollen und verwenden Sie, wenn es sich um Angehörige der seit 600 Jahren in Deutschland lebenden Minderheit handelt, die Bezeichnung Sinti, im Falle von aus Osteuropa kommenden Angehörigen der Minderheit, Roma.
     
    Sogar die katholische Kirche ist in diesem Jahr, 2010, dazu übergegangen (nachdem Angehörige der Minderheit inständig darum gebeten haben), nicht mehr wie bisher von „Zigeunerseelsorge“ zu sprechen, sondern sich der allgemeinen neuen Sprachregelung anzupassen.
     
    „Zigeuner“ ist/gilt als negativ konnotiert. Negativ wird von der Ziganismusforschung übrigens auch das romantisierende „Zigeuner“-Bild (Klischee, Stereotyp) angesehen, da es mit der mehr als rauhen Wirklichkeit nichts gemein hat. Deutsche Sinti sind in ihrer Mehrheit bereits zu Anfang des 20. Jh. sesshaft gewesen!
     
    @jim
    Ich bin geneigt Ihre Vermutung zu teilen.
     
    @Scytale
    Auch wenn Bayern und Pfalz („… – Gott erhalt’s“- so lautete ein populärer Reim in Bayern) bis 1945 eine lange Schicksalsgemeinschaft eingingen, waren die Verhältnisse, und sind sie es immer noch, vollkommen verschieden.
     
    Während Ihr Pfälzer durch die napoleonische Besatzung bereits recht früh zu fortschrittlichen Gesetzen, zu Zivilisation und einer, relativ gesehen, minderheitenfreundlichen Einstellung (pragmatischer Umgang mit Minderheiten) gekommen seid, Euren Juden ging es ebenfalls besser als unseren, und es lebten auch schon lange lieber Sinti in der Pfalz als in Bayern (was sich auch zahlenmäßig bemerkbar machte), waren wir Südländer früher schon die gleichen ‚Hardliner‘ als die wir heute noch unter unserer alles bestimmenden CSU dastehen.
     
    Sollten bei den von Ihnen erwähnten Bevölkerungsverschiebungen auch Nichtsesshafte aus der Schweiz nach der Pfalz gekommen sein, dann müssen wir hier noch von einer dritten Gruppe sprechen, von den Jenischen, die wiederum nichts mit den Sinti und Roma gemein haben, was Herkunft und Kultur anbelangt.
    Hier mehr über sie:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Jenische
    Zu Wikileaks: Natürlich verdienen Assanges Bemühungen zur Erhellung dunkler politischer Praktiken die Unterstützung eines jeden anständigen Menschen.
     
     
     

  2. Mmmh…
     
    Jim, Ihre Erklärung ist bisher die einleuchtendste. Ich kann mich erinnern, dass ich als kleiner Junge einmal mit dem Stiefvater eines Freundes durch besagtes Viertel fuhr als die Straßen dort noch ungepflastert waren. Die Aussage mit den verwitterten Fassaden stimmt aber so nicht mehr, da die Sinti und Roma ihre Häuser irgendwann in Eigenregie renoviert haben. Abgeklärt war das mit der Bauaufsicht damals nicht, aber man hat dann kurzerhand alles nachträglich gutgeheißen. Eine alternative Erklärung, welche ich mal gehört hatte war jene, dass es einen Zusammenhang mit breitkrempigen Hüten, welche bei den Sinti anscheinend verbreitet waren, gegeben hat. Das klang für meine Ohren aber nicht sehr plausibel.
     
    Es gibt in Landau übrigens noch eine überwiegend von Sinti und Roma bewohnte Gegend, den Bürgergraben. Dessen Name leitet sich von der Geschichte Landaus als Garnisonsstadt ab. Für die Erhaltung des Grabens und die Wache auf dem dahinterliegenden Festungsabschnitt waren nicht die Soldaten sondern die Stadtbewohner, die sprichwörtlichen Spießbürger, zuständig.
     
    Zu Ihrer Annahme, Herr Schlickewitz, ich wäre ein Beamter muss ich Ihnen leider einen negativen Bescheid geben. Angenommen aber ich wäre ein Staatsdiener, dann glaube ich, dass mein Berufsalltag nicht mit dem Hacken Ihrer Internetpräsenz oder der von HaGalil gefüllt ist. Um aber bei meiner pfälzischen Heimat und dem Thema Migrantengeschichte zu bleiben: Da nach dem 30-jährigen Krieg die Pfalz komplett entvölkert war, hat der Adel in erster Linie Siedler aus der Schweiz angeworben. Wenn ich mich recht entsinne stammen auch die hiesigen Sinti aus dieser Zeit, möchte mich aber nicht festlegen, da die damaligen Sinti zum fahrenden Volk gehörten und in der damaligen Ständegesellschaft quasi eine Kaste waren, denen ähnlich wie Juden Landbesitz untersagt war.
     
    Asiatische Bürger wurden in den USA übrigens sehr wohl als Bürger 2. Klasse angesehen. Ich möchte nur an den Bau der großen Eisenbahnlinien durch den wilden Westen oder den Umgang mit Bürgern japanischer Herkunft während des 2. Weltkriegs erinnern. Ist Japan nicht unter anderem auch deshalb aus dem Völkerbund ausgetreten, da selbiger nicht die Gleichheit aller Rassen festschreiben wollte, wobei vor allem die USA eine unrühmliche Rolle spielte?
     
    Zum Thema Wikileaks noch ein paar Gedanken zum Abschluss: Gerade die Partei der Republikaner sollte sich einmal überlegen, wofür ihr Name steht. Statt die Lynchung Assanges zu fordern, sollten sie ihn eigentlich umarmen, dass er eine verdeckte Sache zu einer öffentlichen, einer ´res publica´ gemacht hat.
     

  3. Was Ihre Frage zu den Sinti oder Roma in Landau und deren angeblichen Spitznamen anbelangt, so bin ich nicht in der Lage aus dem Stegreif darauf zu antworten, werde mich jedoch bemühen diese Informationen über die dortigen Sinti einzuholen.
    Bekannt ist, dass in einer durch den Staat bisher (in Bezug auf Sinti und Roma) unaufgeklärten Bevölkerung immer wieder abfällige und herabwürdigende Bezeichnungen für Angehörige der Minderheit aufkamen.

     
    Denke, hier liegt der Fall ein wenig anders: Mit den sogenannten „Texanern“ sind hier nicht explizit „Zigeuner“ gemeint, sondern das ganze Spektrum an „Asozialen“, die eben mal dort im „Texas-Viertel“ leben. Wobei sich diese Bezeichnung davon ableitet, dass dort in dieser heruntergekommenen Gegend Landau’s bis vor gar nicht allzulanger Zeit, genau wie damals im Wilden Westen, viele Häuser noch aus Holz errichtet, mit verwitterten Fassaden und im Wind klappernden Fensterläden versehen waren.

  4. Nach Gründen für abfällige Bezeichnungen der von dem „braven Bürger“ selbstgefällig zu No-go-areas erklärten Gebieten in seiner Stadt würde ich nicht explizit suchen, obwohl das evtl. für SprachforscherInnen und SoziologInnen ein zeitweise interessantes Thema sein mag.
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    Ich bin da früher, meist berufsbedingt, überall gewesen, gabs in fast jeder Stadt… meist wird ein „Klein-“ davorgehängt: nämlich in Klein-Texas, in Klein-Korea, in Klein-Moskau… Natürlich wohnten da denn auch Texaner, Koreaner, ja Russen – alles zu einer Zeit, als die Durchschnittsdeutschen keinesfalls wussten, wie ein Texaner/Koreaner/Moskauer überhaupt aussehen möge und an den genannten Orten auch nicht präsent war. Aber „Polacken“ und Ostflüchtlinge wohnten nun mal in Klein-Moskau. Das waren eben Russen, klar doch.
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    Mit Zigeunern hat sowas höchstens sekundär zu tun. Da es kein Zigeuneristan gibt, besann man sich halt ersatzweise auf Texas: zügellos, ohne Gesetz, gewaltträchtig, lebensgefährlich – wie Zigeuner eben so sind. Liegt bei denen im Blut. Oder so ähnlich. Deshalb kamen sie ja auch zur Umerziehung nach Auschwitz, fanden aber meist nicht mehr den Weg zurück.
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    Prächtiges Beispiel für deutschen Dünkel und deutsche Ausgrenzungspraxis. Nahtlos in die Vergangenheit jener 12 Jahre eingegliedert.
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    Heutzutage scheint das etwas, aber nur etwas in Vergessenheit geraten bzw. wird angepasst zu Klein-Anatolien oder schlicht Anatolien. Wahrscheinlich gibt es hier und da noch andere, ähnliche Schmeicheleien für „Fremde“ bzw. den Ort, an dem sie Unterkunft gefunden haben.
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    Das amerikanische „Chinatown“ hingegen hat, falls es ihn je gab, seinen diskriminierenden Charakter längst verloren, zudem meint es ja „echte“ ChinesInnen mit US-Staatsbürgerschaft, während die Leute in etwa Klein-Anatolien durchaus mehrheitlich aus etwa Istanbul oder sonstwoher stammen mögen.
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    efem

  5. Gerade die staatliche Geschichtsschreibung stelle ich doch ‚bis auf die Unterhosen‘ bloß, gerade die verlogene CSU-Minderheitenpolitik in Bayern greife ich an, gerade das eklatante Versagen von Staat und Gesellschaft steht im Mittelpunkt meiner aufklärenden Geschichtsschreibung und Sie wollen hier „sicher“ ausschließen, dass staatliche Stellen involviert sind?
     
    Ich muss annehmen, dass Sie entweder Beamter oder irgendein anderer Diener dieses Staates sind oder sich nicht besonders gut mit der Minderheitengeschichte in Deutschland auskennen.
     
    Denn wenn Sie etwa die Migrantengeschichte und die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Migration in Europa kennen würden (mit beschämenden Resultaten für Deutschland und insbeondere für Bayern) und wüssten, dass unser Staat alles tut, um zu vermeiden, dass der einfache Bürger erfährt, wie schlimm es um die eigene Intoleranz steht, dann wäre Ihnen wahrscheinlich auch klar, dass nur der Staat ein Interesse daran haben kann, die Verbreitung meiner Chronik zu behindern.
     
    Vor etwa einem Jahrzehnt habe ich eine Studie zu den Jugoslawen in Berlin verfasst, die ganz unfreiwillig zugleich ein derart inhumanes Bild unserer Gesellschaft offenbarte, dass meine öffiziellen Berliner Auftraggeber es vorzogen, diese Studie ‚in den Giftschrank‘ zu sperren und sie der Öffentlichkeit vorzuenthalten.
     
    Glauben Sie bitte nicht, dies wäre der einzige Fall gewesen, in dem staatliche oder kommunale Stellen uns Bürgern die Wahrheit vorenthalten hätten. Fragen Sie einmal Historiker wie Ernst Klee oder Eckard Dietz-Felbinger, wie sehr man um jeden Milligramm Wahrheit in diesem Lande kämpfen muss, wie schnell man Historiker-Kollegen gegen sich hat, wie schnell geklagt wird, wenn man neue belastende Informationen zu Einzelpersonen oder Institutionen als erster veröffentlicht.
     
    Mit meinen beiden Webseiten stehe ich einzigartig da. Niemand hat sich bisher der bayerischen Minderheitengeschichte derart offen und ohne Tabus angenommen wie ich. Gerade der Staat, der bayerische Lügenstaat, den ich seiner Klitterungen und Schönschreibung der Geschichte immer wieder überführt habe, hat das allergrößte Interesse daran, mich zum Schweigen zu bringen.
     
    Was Ihre Frage zu den Sinti oder Roma in Landau und deren angeblichen Spitznamen anbelangt, so bin ich nicht in der Lage aus dem Stegreif darauf zu antworten, werde mich jedoch bemühen diese Informationen über die dortigen Sinti einzuholen.
    Bekannt ist, dass in einer durch den Staat bisher (in Bezug auf Sinti und Roma) unaufgeklärten Bevölkerung immer wieder abfällige und herabwürdigende Bezeichnungen für Angehörige der Minderheit aufkamen.
     
    Hätte der Staat (der bayerische, der Rheinland-Pfälzer oder der deutsche) es für Wert befunden seine Bürger früher und nicht nur über die 12 Jahre Drittes Reich (es gibt bis heute keine umfassenden Studien zu Sinti und Roma, nur solche zu bestimmten Zeiträumen) zu informieren, gäbe es wohl auch weniger derartige Schmähungen, die in erster Linie auf Vorurteile und Unkenntnis zurückzuführen sind.

  6. Naja,
    staatliche Stellen werden sicher nichts mit Ihren Problemen zu tuen haben, Herr Schlickewitz, und mit ´1984´ sind die heutigen Zustände auch nicht vergleichbar.
    Aber abseits des Themas hätte ich eine Frage an Sie, die mir bisher noch niemand beantworten konnte: Warum nennt der Volksmund in der Südpfalz, speziell der Festungsstadt Landau, welches während der 12 bösen Jahre noch unter bayerischer Verwaltung stand, Sinti und Roma ´Texaner´ und eines ihrer Wohngebiete ´Texas´?
    Da Sie sich sowohl mit bayerischer Geschichtsschreibung als auch mit der Geschichte der Sinti und Roma auskennen, scheinen Sie mir der rechte Ansprechpartner für diese Frage zu sein.

  7. Auch meine Webseite
    http://www.sintiromabayern.de/
    blieb 2010 von so einer Attacke nicht verschont. An einer bestimmten Stelle im Text auf dem pdf-Dokument der Chronik der bayerischen Sinti-und-Roma-Geschichte war plötzlich Schluss, lösten sich die Zeilen in Luft auf.
    Bei der Stelle handelte es sich um die Jahreszahl 1912, ab der Informationen zu lesen sind, die auch der heutigen bayerischen und deutschen Politik und Geschichtsschreibung noch peinlich bzw. unerwünscht sein müssen, da sie erhebliche Versäumnisse und Verfehlungen im Umgang mit der Minderheit offenlegen. Glücklicherweise ließ sich das pdf-Dokument leicht wieder erneuern und es steht wieder unbeschädigt im WWW.
     
    Ähnliches musste ich vor wenigen Wochen bedauerlicherweise auch für meine zweite Webseite
    http://www.judenundbayern.de/
    konstatieren: Da war ganz plötzlich der Link zu dem Dokument bei haGalil nicht mehr da („Error 404“), das die Mai-Chronik für israel enthält:
    http://test.hagalil.com/2010/05/20/chronik/
    Wir erinnern uns – darin stehen u.a. sämtliche Zusammenhänge, die die schändliche Rolle Bayerns im Nationalsozialismus bzw. in der Zeit davor und danach verdeutlichen. Jene Informationen und Hintergründe also, die die bayerische Geschichtsschreibung bis heute am liebsten ausklammert, um ihre Bürger nicht zu sehr zum schädlichen Nachdenken zu verleiten.
     
    Ausgesprochen bedenklich, wenn ein Staat, wenn eine Gesellschaft es nötig haben, sich mit derartigen Methoden vor der historischen Wahrheit zu ’schützen‘, wenn sie sich dadurch den in Orwells „1984“ geschilderten Zuständen immer stärker annähern.

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