Wenn Goliath gesiegt hätte

11
43

In der endlosen Diskussion über das negative Image Israels in den internationalen Medien wird immer wieder die Behauptung wiederholt, dass Israel einst als David betrachtet wurde und die Palästinenser als Goliath, während sich die Darstellung in den letzten Jahren umgekehrt hat – die Palästinenser werden als kleines und tapferes Volk gezeichnet, das mit Steinen und primitiven Granaten gegen den mit Atomwaffen und F16-Jets ausgerüsteten israelischen Riesen um seine Freiheit kämpft…

Von Aluf Benn, Haaretz v. 10.11.10

Die öffentliche Meinung im Westen, die seit Generationen mit der biblischen Geschichte erzogen wird, würde den hübschen Helden unterstützen, der den gepanzerten und derben Riesen niederringt. Der Grund dafür ist verständlich: Als der israelische Hirtenknabe aus Bethlehem den Philisterkrieger aus Gat tötete, gewann er nicht nur Ehre, die Hand der Königstochter und den Erbanspruch auf die zukünftige Krone, sondern auch den Wettbewerb um die „Formung des Bewusstseins“. Die Sieger schreiben die Geschichte, und die Version Davids setzte sich als das richtige Narrativ durch.

Aber nehmen wir einmal an, Goliath hätte gesiegt, und die Philister hätten die Geschichte über die Generationen hinweg weitergegeben. Sie würde sich wie folgt lesen: Ein hochentwickeltes Volk, dessen Angehörige die westliche Wissenschaft und Kultur mit geschaffen haben, kam mit Schiffen aus Europa an die Ufer des Landes Israel, errichtete Städte in der Küstenebene und versuchte mithilfe überlegener militärischer Technologie ein primitives Bergvolk in die Knie zu zwingen. Der Krieg zog sich über mehrere Generationen hin, bis das Bergvolk besiegt war und das Königreich der Küstenebene über das ganze Land herrschte.

Das klingt beleidigend? Das ist genau die Sache: Nicht die Tatsachen bestimmen das Bewusstsein, sondern die Art ihrer Darstellung, das Framing der Geschichte. Wenn man uns lehrt, die Philister seien Unbeschnittene, Bösewichte und Verlierertypen, werden wir sie mit Verachtung strafen und ihnen nicht zuhören, selbst wenn Teile ihrer Geschichte an unser eigenes Narrativ erinnern.

Der Krieg um das Bewusstsein hat sich seit der biblischen Zeit nicht sehr verändert. Die ausländischen Medien, die von hier berichten, sind gekommen, um über den Konflikt zu berichten, und interessieren sich nicht für Israel als unabhängiges Gemeinwesen. Aus ihrer Sicht ist Israel Teil einer Geschichte von Krieg und Frieden und nicht ein westlicher und fortschrittlicher Hightech-Staat, wie es in den israelischen Medien dargestellt wird. Das Framing der Geschichte neigt zu seinen Ungunsten, denn wer Israel mit Goliath vergleicht und die Palästinenser mit David, wünscht insgeheim den Sieg des Hirten über den Krieger. Der israelische Versuch, davon zu überzeugen, dass wir dem Westen ähneln, klingt ungefähr so wie ein Versuch von Seiten der Philister, zu erzählen, dass die Vororte des antiken Ashkelon, wo Goliath in hohem Ansehen stand, dem entwickelte und liberalen Athen sehr viel ähnlicher seien als die Felder von Bethlehem, wo David das Vieh hütete.

Die üblichen Ausreden für die Probleme der israelischen Öffentlichkeitsarbeit sind pathetisch und auf Albernheiten fokussiert: Die Politiker sprechen mangelhaftes Englisch, der Pressesprecher der Armee hält Fotos zurück, die Palästinenser sind Lügner, und Goldstone ist ein Betrüger. Aber auch wenn Avigdor Lieberman so eloquent wie Abba Eban wäre, würde das dem Image Israels nicht weiterhelfen. Das Problem liegt im Framing, das Israel als sinisteren Besatzer und Siedler präsentiert und die Palästinenser als gerechte Freiheitskämpfer. Die Besetzung Afghanistans wird im Westen als gerechter Abwehrkrieg gegen die Schurken von Al-Qaida dargestellt, und die Tötung von Zivilisten in Tora Bora erscheint insofern als notwendiges Übel. Die Operation „Gegossenes Blei“ hingegen erscheint als erbarmungsloser Überfall auf eine unschuldige Bevölkerung, und die Tötung von Zivilisten in Gaza gilt somit als Kriegsverbrechen. Die israelische Behauptung, der Militäreinsatz sei dazu da, dem Raketenbeschuss Einhalt zu gebieten, und es handle sich um Selbstverteidigung, überzeugt die öffentliche Meinung im Eesten etwa so sehr wie die alternative Version der Goliath-Geschichte.

Das heißt nicht, dass Israel immer im Recht ist und sich lediglich schwer damit tut, andere von der Richtigkeit seines Weges zu überzeugen. Aber in den gegenwärtigen Umständen ist das Framing der Geschichte stärker als die israelische Öffentlichkeitsarbeit. 1000 Beschwerden bei BBC oder CNN über fehlerhafte Berichterstattung werden dies nicht ändern. Bestenfalls werden sie die Abneigung gegenüber Israel und seinen Sprechern verstärken.

Was tun? Die naheliegende Schlussfolgerung ist, dass man, wenn man im Westen gut aussehen will, sich den dort akzeptierten Umgangsformen und Normen anpassen und verstehen muss, dass Blockaden, Liquidierungen und Siedlungen schlecht aussehen. Aber man kann sich auch ein anderes Ende für die biblische Geschichte vorstellen: Der König von Ägypten kommt am Vorabend der entscheidenden Schlacht ins Tal von Elah, versammelt König Saul und fünf Feldherren der Philister zu einer Friedenskonferenz und einigt sich mit ihnen auf einen Plan zur Teilung des Landes zwischen den Königreichen der Küstenebene und des Berglands. Dieses Ende würde viel Blutvergießen ersparen, klingt aber sehr viel weniger heroisch und aufregend als die Geschichte, mit der wir aufgewachsen sind. Vielleicht ist sie deswegen sehr viel unpopulärer als die Hoffnung, zu siegen und im Recht zu sein.

11 Kommentare

  1. Habt ihr noch andere Hobby außer Beiträge löschen? Die Ratte Jane darf hier ihr antisemitisches Unwesen treiben, wenn aber einer Stolzer Jude ist, wirde er zensiert!
    Hat Admin mal wieder exxxxxx xxxxxxxxxx xxx xx.

  2. Ausnahmsweise teile ich Herrn Pfeifers Meinung diesmal zur Gänze.

    Ich war immer davon überzeugt, daß entweder die natürliche Erweiterung des Horizonts durch eine Erhöhung der Lebensjahre, und/oder eine regelmäßige -auch unbewußte- Reflektion des Gelesenen, zu einer Verbesserung des Intellekts führen. QED.

  3. Das Problem mit Ihnen ist, dass Sie spiegelverkehrt so schwadronieren wie Enrico und immer wieder Ihre Mantra abgeben, als ob es im Nahen Osten außer dem Konflikt Israel-Palästinenser keine anderen Probleme geben würde.

  4. Enrico sie schwadronieren über „die Araber“, als ob es keinen Unterschied unter ihnen gäbe.
    Ihre Pauschalurteile passen zum Biertisch, darüber kann und will ich nicht mehr diskutieren.

  5. Es ist nicht Haß auf Araber, denn die Araber sind ja selbst Betrogene und schon dadurch zu bemitleiden. Es ist die geistig-geistliche Macht die dahinter steht und sie ausnutzt die ich versuche bloßzulegen. Es ist der Geist des Koran, oder wenn Sie so wollen, der Geist des Islam, der offen gelegt werden müsste. Oder noch tiefer an die Wurzel zu gehn, es ist der Geist des gefallenen Engels der gegen das Volk Israel, dargestellt durch das demokratische Land Israel, zieht. Es ist eine wahr gewordene Prophetie dass Israel nach fast 1900 Jahren einen eigenen Staat hat. Ein jedes andere Volk wäre in der Assimilation verschwunden, aber nicht die Juden.
    Wenn Sie meinen ich würde die Araber hassen, dann täuschen sie sich.
    Aber eine Demokratie ist auch nur eine Staatsform, die noch nicht vollkommen ist. Aber die beste, die wir Menschen zustande bringen. Bloßstellt sich die Frage: ist sie so demokratisch, dass sie sich sogar selbst preis gibt? Wenn ein Feind des Staates gegen diesen hetzt, aber gleichzeitig diesen Staat in anspruch nimmt, ist da nicht irgendwie ein Irrsinn in dem ganzen?
    Da gibt es doch den Scheich mit dem rot gefärbten Bart, sein Name entfällt mir grade, der immer wieder gegen Israel hetzt und den Staat seine Legitimität abspricht aber zur gleichen Zeit von diesem Staat finaziell unterstützt wird. Ist da nicht ein Paradox zu erkennen?
    Genau wie bei einer Demo der Moslems vor paar Jahren in Nürnberg. Demo war für die Friedfertigkeit des Islam, da jemand behauptet hatte, der Islam sein kriegerisch.  Ein Plakat fiel mir auf:
    Erschlagt jeden der sagt der Islam sei nicht friedlich!!
    Nein, ich hasse die Araber nicht, denn sie wissen nicht was sie tun.
    In dem Sinn Grüße

  6. Enrico,  Israel ist ein demokratischer Staat und geht mit den Mitteln eines demokratischen Staates vor.
    Im übrigen ist meines Wissens nach der Aufruf eine strafbare Handlung zu begehen strafbar.
    Ihren Haß auf Araber sollten Sie besser auf einer Neonaziwebsite ausleben.
    Und ich habe bislang noch nie die Redaktion kritisiert, aber solche haßerfüllten Aufrufe sollten doch nicht gebracht werden, denn es kommt der Verdacht auf, dass es sich um bewußte Provokation handelt, die beweisen soll, dass ja auch auf einer antifaschistischen Website – wie bei den Neonazi und Islamisten – Mordaufrufe zu finden sind.

    Und dabei ist es für mich unerheblich ob Enrico ein Provokateur, ein Neonazi oder ein Kahanist ist.
     
     
     

  7. Sehr geehrter Herr Pfeifer,
     
    ich sehe mit erstaunen dass Sie das Problem noch immer nicht begriffen haben. Es geht „nur“ um die Juden. Das braune Denken des Führers lebt weiter in all den vielen Jurnalisten und Berichterstattern. Ich nehme an Sie sind  Jude (berichtigen Sie mich wenn ich falsch liege, ich bitte dann voraus um Entschuldigung), aber Sie haben es nicht gelernt. Juden werden angegriffen einfach aus dem einzigen Grund weil sie Juden sind. Und dass es einen Staat Israel gibt der mitten unter Arabern steht, das ist ein Dorn im Auge eines jeden der nicht Christ oder Jude ist. Damit meine ich nicht die katholischen oder orthodoxen Christen, sondern die bibeltreuen. Alle anderen hassen die Juden bis aufs Blut. Und wenn ich sage „hassen“ dann meine ich damit den Hass der Generationen gepflegt und gehegt wurde, um im Holocaust zu gipfeln. Und der Hass wird NIE, ich wiederhole, NIE verschwinden, egal was die Juden oder der Staat Israel tun wird. Wie Sie sagten, was kümmern uns 20.000 Tote, hat ja nix mit den Juden zu tun. Aber wenn die Juden was tun, dann wehe …..
    Vergessen Sie auch nicht, Jerusalem wird der Zankapfel für die GANZE WELT, nicht nur für den Nahen Osten.
    Andererseits, kann es ja gut sein dass Bibi nicht so denkt, wie ich.
    Denn dann würden die Israelis in spätestens 2 Wochen Schalit wieder daheim haben, dann würden die Araber aus Gaza sich wünschen, ein schneller Tod würde sie einholen und sie würden den Tag ihrer Beburt verfluchen.
    Apropo Schalit, wenn man jede Stunde einen Araber erschießen würde, bis Schalit frei ist, was meinen Sie wie schnell wäre der daheim?
     
    In dem Sinne, auf den ewigen Juden, gehasst und verfolgt, der sich niemals auf Menschen verlassen kann, nur auf sich selbst
     
    Grüße
     
    Enrico

  8. Wenn also Medien für die wir Pflichtgebühren zahlen falsche Nachrichten über Israel bringen oder Halbwahrheiten, dann sollten wir das – laut diesem weisen Journalisten – stillschweigend hinnehmen, denn „000 Beschwerden bei BBC oder CNN über fehlerhafte Berichterstattung werden dies nicht ändern. Bestenfalls werden sie die Abneigung gegenüber Israel und seinen Sprechern verstärken.“
    Ich empfinde diese Haltung als absolut irrational und defätistisch. Denn bei den vielen anderen Konflikten im Nahen Osten und in der muslimischen Welt gelten die Sympathien und die Aufmerksamkeit der Medien nur in den seltensten Fällen den Schwachen und Unterdrückten.
    Ich erinnere mich lebhaft an das Jahr 1982, als in der sozialdemokratischen Wiener Arbeiterzeitung lange Artikel über den – überflüssigen Krieg – den Begin und Sharon im Libanon lancierten brachte, das Massaker in Hama Syrien, wo der damalige Präsident Assad mit Artillerie die eigene Stadt beschiessen ließ und über 20.000 Muslime massakrieren ließ mnit einer kleinen Meldung, die aus ein paar Sätzen bestand.
    Vergleichen wir zum Beispiel die Berichte über die angeblichen Menschenrechtler, die da mit Stöcken auf israelische Soldaten losgingen auf Mawi Marmara mit den Berichten über das Massaker an irakischen Christen während der letzten paar Wochen und wir werden feststellen, dass es da einen großen Unterschied gibt. Auch für die österreichischen Medien sind die neuen Islamisten, die auf das Schwert gesetzt haben wichtiger als die Dutzende Christen, deren einzige Schuld es ist Christen zu sein.
    Dies aufzuzeigen und versuchen auf diese Voreingenommenheit hinzuweisen, das sollte eine Ehrenaufgabe für jeden anständigen Journalisten sein.
    Und wenn schon Herr Benn auf die Siedlungen aufmerksam macht, dann sollte er schon erklären weshalb die Medien im Fall von Nord-Zyprern, das von türkischem Militär entgegen aller Beschlüsse der UNO besetzt gehalten wird, fast überhaupt nicht reagieren obwohl dort Türken aus dem Festland angesiedelt wurden.
    Und auch die UNO hat noch keinen Tag der „unveräußerlichen Rechte der von den Türken verjagten zypriotischen Griechen“ bestimmt.
    Zu den Siedlungen und ihrer Geschichte ein interessanter Artikel:
    http://www.foreignpolicy.com/articles/2010/11/10/the_settlement_fixation?page=full

Kommentarfunktion ist geschlossen.