Münchens braune Gedenkhalle: „Göring in seiner Zeit sehen“

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Die Liste seiner Vergehen ist ellenlang und ohne Beispiel. Der Chef der Gestapo hat die ersten Konzentrationslager und die „Endlösung der Judenfrage“ offiziell in Auftrag gegeben. Hermann Göring war ein ausgemachter Nazi und Menschenjäger. Doch nicht nur Menschen, so manch einem Hirschen hat er auch nachgestellt – wofür Göring noch heute im Jagd- und Fischereimuseum geehrt wird ….

Von Caspar Schmidt


Hirsch „Odin“ mit Görings Wappen: geschossen vom „Reichsjägermeister“ selbst

Ein prunkvolles Jagdmuseum soll es sein, befahl der Reichsforstmeister und Reichsjägermeister und Oberste Beauftragte für Naturschutz, Hermann Göring. Im Idealfall ein Schloss, ein geeigneter Platz eben, um seine eigene Jagdbeute würdig zu rahmen. Und so eröffnete der passionierte Jäger 1938 das Reichsjagdmuseum im Schloss Nymphenburg. Nach Kriegsende zog das Jagdmuseum um, in das Gebäude der ehemaligen Augustinerkirche im Zentrum Münchens – mitsamt Görings Trophäensammlung.


Die Hermann Göring Gedenkhalle. Göring pflegte den Hirschkopf nicht nur an die Wand zu schrauben, sondern den Hischen auch mit dem Speer – auf „germanische Art“ – zu stellen.

Der Museumsdirektor des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums hat bereits vor einigen Jahren eine Stellungnahme abgegeben: Man müsse „Göring in seiner Zeit sehen“, heißt es da, so als wäre über Göring nicht schon „seiner Zeit“ gerichtet worden – mit einem Todesurteil nämlich. Und Göring ist „halt auch ein Bestandteil der Jagdgeschichte“, fährt der Museumsdirektor fort.


„Bestandteil der Jagdgeschichte“: der Hirsch „Matordor“, von Göring erlegt und der NS-Propaganda nachhaltig ausgeschlachtet

Neben Göring ist noch ein weiterer Nazi in den Hallen des heutigen Jagd- und Fischereimuseums prominent vertreten. Es sind Exponate von Walter Frevert ausgestellt. Frevert war ein SA Scherge, der sich als Befehlshaber bei den Massakern in Bialowies hervortat. Er leitete die „Kampftruppe Hermann Göring“ und ließ über hundert Dörfer niederbrennen, um das „Reichsjagdgebiet“ zu erweitern. Alle männlichen Juden dieser Dörfer wurden – auf seinen Befehl hin – sogleich erschossen. Die Überlebenden schickte er in die Vernichtungslager. Nebenbei betätigte sich Frevert auch als Autor von Jagdbüchern, die mit nationalsozialistischer Ideologie angereichert sind. Der Museumsdirektor findet aber auch im Schatten dieser Ereignisse einen Grund, Frevert im Museum prominent und kommentarlos auszustellen: „Herr Frevert hat wertvolle Verdienste in Sachen Hundezüchtung vorzuweisen“, so der Direktor.


Auch ein „wertvoller Verdienst“ Freverts: der Hirsch „Leutnant“

Weitere Links zum Thema:
https://www.hagalil.com/2005/02/jagdmuseum.htm
https://www.hagalil.com/2010/01/19/treitschkestrasse/

2 Kommentare

  1. A propos Jagdgeschichte und Göring. In „Die Jahre der Verfolgung 1933-1939“ in Saul Friedländers epochalem Meisterwerk „Das dritte Reich und die Juden“ findet sich eine weitere von Görings „Ideen“. Goebbels wollte, Ende 1938, grade verbieten, daß Juden sich in „deutschen Ferienorten“ aufhielten. Dazu wollte er dann gleich die Wälder für Juden sperren.
    Göring hatte dazu seine eigene Idee. Teile der Wälder sollten „Juden zugänglich sein, und in diesen Teilen sollten Tiere, die Juden ähnelten – „der Elch hat ja so eine gebogene Nase“ – angesiedelt werden. (S.Friedländer, dtv-Ausgabe, S.304)
    An Friedländers Buch ist so herausragend, daß er von vor 1933 an alles so zu schildern versucht, daß man alle Theorien und Einschätzungen vergißt, und nachher genauer weiß, wie war das 1933 im April, wie war das 1935 im Juli, was machte die kath. Kirche da – besser kann man nicht lernen, wie alles kam. Und wie etwas beginnen kann, von so vielen Perspektiven aus gesehen. Auch heute eine wichtige Lektüre.

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