Die Henry und Emma Budge-Stiftung lädt ein: Tag der offenen Tür in Frankfurt

0
31

Die Henry und Emma Budge-Stiftung lädt ein zum traditionellen Tag der offenen Tür am Sonntag, dem 31. Oktober 2010, von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr…

Das Stiftungsgebäude am Hang des Lohrbergs beherbergt einen großzügigen Bereich „Betreutes Wohnen“, in dessen Probewohnung wir an diesem Tag gerne einladen. Ebenfalls zur Besichtigung frei stehen ein Wohnbereich in unserem Pflegeheim, unser neu geschaffener „Raum der Stille“,  sowie die weitläufige Außenanlage nebst Bewohnergarten und Bewegungspark. Mit kleinen kulinarischen Grüßen präsentieren sich die Hauptküche und die koschere Küche.

Unser Rabbiner und unsere christlichen Seelsorger freuen sich auf Besuche der Synagoge und der Kapelle auf der zweiten Etage. Auch die Physiotherapie, die Cafeteria, das Internetcafé und die Bibliothek erwarten zahlreiche Freunde und Gäste der Budge-Stiftung.

Um 15.30 Uhr wird der Historiker Volker Hütte im Paul-Arnsberg-Saal einen Vortrag über die bewegte Geschichte der Budge-Stiftung halten. Im direkten Anschluss findet eine Vorstellung der Ergebnisse des stiftungsinternen Arbeitskreises „Erinnern und Gedenken“ statt. Dem Arbeitskreis ist es gelungen, ein tragbares Konzept für eine Gedenkstätte auf dem Stiftungsgelände zu entwickeln. Diese Gedenkstätte soll an die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner erinnern, die während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft aus dem ehemaligen Budge-Heim am Edinger Weg vertrieben wurden und später in den Vernichtungslagern ermordet wurden (siehe: Anlage).

Der Landschaftsarchitekt Matthias Burghammer wird anhand einer Präsentation auch optisch die Gedenkstätte erlebbar machen. Anschließend wird ein Spendenaufruf für die Gedenkstätte an die Öffentlichkeit gestartet.

Die Henry und Emma Budge-Stiftung freut sich darauf, viele interessierte und neugierige Besucher aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet am Tag der offenen Tür begrüßen zu dürfen.

Die Henry und Emma Budge-Stiftung stellt die Ergebnisse ihres Arbeitskreises „Erinnern und Gedenken“ vor:

Der Arbeitkreis „Erinnern und Gedenken“ wurde im Sommer 2008 gegründet. Er setzt sich zusammen aus Bewohnerinnen und Bewohnern des Betreuten Wohnens sowie des Pflegeheims, aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung und wird komplettiert von dem Rabbiner der Budge-Stiftung sowie von einer Vertreterin der evangelischen und einem Vertreter der katholischen Kirche. Ein Historiker und ein Kunstpädagoge haben regelmäßig an den Treffen des Arbeitskreises beratend teilgenommen.

Die Aufgabe des Arbeitskreises ist es, konzeptionelle Grundlagen für eine Gedenkstätte auf dem Gelände der Budge-Stiftung auszuarbeiten. Diese Gedenkstätte soll an die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner erinnern, die bis März 1939 aus dem ersten Budge-Heim am Edinger Weg vertrieben wurden und später in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Nach langen und intensiven Diskussionen hat sich der Arbeitskreis auf ein Modell geeinigt, das als begehbarer Ort in unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich des Hauses platziert wird.

Der Arbeitskreis hat beschlossen, für jeden ermordeten oder in den Tod getriebenen Menschen aus dem früheren Budge-Heim eine Stele aufzustellen. Diese 23 Stelen werden asymmetrisch und in unterschiedlichen Höhen angebracht. Eine Tafel mit den Namen der 23 Opfer in lateinischer und hebräischer Schrift wird in diesen Bereich integriert. Die Tafel wird eine noch näher zu bestimmende Überschrift erhalten sowie einen erläuternden Nachsatz.

Denkbar ist für den Arbeitskreis: „23 Namen von 6 Millionen Namen“ und der Nachsatz: „Mögen ihre Seelen eingebunden sein in den Bund des Lebens“.

Die Stelen selbst werden nach dem Beschluss des Arbeitskreises keine Namenszüge tragen.

Dank einer großzügigen Spende der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt am Main und Eigenmitteln der Budge-Stiftung  ist ein finanzieller Grundstock für das Projekt gelegt. Um die Realisierung der Gedenkstätte zeitnah leisten zu können, wird die Henry und Emma Budge-Stiftung mit einer Spenden- und Sponsoring-Aktion um Unterstützung in der Öffentlichkeit bitten.

Zum Hintergrund: Im Januar 2007 wurde nach intensiven Recherchen im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte eine als nicht mehr auffindbar oder rekonstruierbar vermutete Auflistung aller Bewohnerinnen und Bewohner des ersten Budge-Heims im Edingerweg entdeckt. Die etwa 300 Personen umfassende handschriftliche Auflistung aus einem Hausstandsbuch der Jahre 1930 bis 1939 gab der Budge-Stiftung damit unverhofft die Gelegenheit, ihrer Anfangsgeschichte „Namen und Gesichter“ zu geben.

Mit Hilfe von Dateien aus dem Jüdischen Museum Frankfurt über die Frankfurter Volkszählung im Mai 1939, über die Deportationslisten jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und über die Begräbnislisten der Israelitischen Gemeinde hat die Budge-Stiftung die Lebensläufe und Einzelschicksale vieler ihrer ersten Bewohner/innen verfolgen können. Sämtliche jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner waren bis März 1939 gezwungen worden, das Budge-Heim zu verlassen. Von 23 dieser Menschen wissen wir, dass sie den nationalsozialistischen Terror nicht überlebten. Einige wählten nach ihrer Vertreibung und ihrer Zwangsverlegung in so genante „Judenhäuser“ den Freitod, andere wurden in den Vernichtungslagern ermordet. Eine Bewohnerin wurde im Rahmen der Euthanasie in der Landesnervenheilanstalt Hadamar ums Leben gebracht.

Im Sinne unserer Verpflichtung, diese Lebensschicksale als Mahnung an künftige Generationen weiterzugeben, wird die Henry und Emma Budge-Stiftung den Ermordeten mit der Gedenkstätte ein würdiges Andenken sichern.