Teure Schönheit

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Israels Ministerpräsident darf pro Jahr bis zu 20.000 Euro für seine Schönheit ausgeben, hat aber in diesem Jahr bislang nur 5.000 Euro des vorgesehenen Budgets für Maskenbildnerinnen ausgegeben…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 19. August 2010

Wie die Zeitung Haaretz mitten in der Sauren-Gurkenzeit am heißesten Tag in der Geschichte Israels mit Temperaturen über 50 Grad in Gewächshäusern nahe dem Toten Meer veröffentlichte, sucht das Ministerpräsidentenamt in Jerusalem jetzt eine dritte Visagistin, um den Premier vor öffentlichen Auftritten oder Fernsehaufnahmen zu stylen. Netanjahus Vorgänger, Ariel Scharon und Ehud Olmert, verwendeten jeweils eine Visagistin mit dem Gehalt eines „Vertrauensberaters“.

Weil jetzt Visagistinnen per Ausschreibung eingesetzt würden, seien die tatsächlichen Kosten für die Schönheitspflege des Ministerpräsidenten wesentlich geringer als früher, rechtfertigte sich das Ministerpräsidentenamt gegenüber der Zeitung. Weiter hieß es, dass viele Regierungschefs und Präsidenten in anderen Ländern sich ebenso schminken ließen. Deshalb stehe das auch dem israelischen Ministerpräsidenten zu. Man habe schon mit drei potentiellen Maskenbildnerinnen verhandelt und so den Preis ganz erheblich reduziert.

Früher hätten weibliche Mitarbeiterinnen des Amtes diese Aufgabe übernommen. Doch jetzt habe man beschlossen, eine Ausschreibung zu machen und Visagistinnen von Außen anzuheuern.
Das Thema erregt auch die Oppositionspartei Kadima. Ein Sprecher der Partei erklärte der Zeitung: „Schminke kann nicht Führungsqualitäten ersetzen.“ Weiter hieß es in der Reaktion der Opposition: „Kein Puder kann das wahre Gesicht des Netanjahu verdecken und sein Scheitern übertünchen. Netanjahu kann zwar reden und sich schminken, aber Israel ist kein Laufsteg für Models und ein schönes Lächeln im Fernsehen kann nicht anstelle von Beschlüssen stehen.“

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com