Israels größter Verlust: Die moralische Vorstellungskraft

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Nach Israels blutigem Überfall auf die Gaza-Flotilla rief ich einen Freund in Israel an, mit dem ich schon ein Leben lang befreundet bin und fragte ihn nach der Stimmung im Lande. Er ist ein Intellektueller, ein freundlicher und großzügiger Mann, stand aber trotzdem lange auf Seiten der israelischen Hardliner. Doch auf seine Antwort war ich völlig unvorbereitet. Er sagte mir – mit vor Erregung zitternder Stimme – so wie die Welt jetzt Israel verurteilt, erinnert ihn das an die dunklen Zeiten der Hitler-Ära…

von Henry Siegman

Er sagte mir, dass fast alle in Israel so denken würden – mit der Ausnahme von Merez, einer kleinen israelischen Friedenspartei – „aber die sind doch schon Araber“.

So wie ich hat auch mein Freund persönlich diese dunklen Hitlerjahre durchgemacht, lebte unter Nazi-Besatzung wie so viele israelisch jüdische Bürger. Deshalb war ich über die Analogie fassungslos.

Er sagte weiter, dass die sog. Menschenrechtsaktivisten auf dem türkischen Schiff tatsächlich Terroristen und bezahlte Schlägertypen gewesen seien, um die israelischen Behörden mit einem Vorfall zu provozieren, damit der jüdische Staat diskreditiert werde. Der Beweis dafür wäre – so sagte er – dass bei vielen dieser Aktivisten von den israelischen Behörden 10 000 Dollar gefunden worden wären, „genau dieselbe Summe“.

Als ich mich nach dem Schreck dieses Wortwechsels erholt hatte, kam mir in den Sinn, dass die Beschwörung der Hitler-Ära tatsächlich eine erschreckend passende Analogie ist, allerdings nicht im Sinne meines Freundes. 1.5 Millionen Zivilisten werden seit drei Jahren gezwungen, in einem Open-air-Gefängnis unter unmenschlichen Bedingungen zu leben, aber dieses Mal sind es nicht Juden, sondern Palästinenser. Ihre Gefängniswärter sind – kaum zu glauben – die Überlebenden des Holocaust oder deren Nachkommen. Den Insassen des Gazagefängnisses stehen natürlich keine Gaskammern bevor wie den Juden damals; aber sie sind auf eine minderwertige und hoffnungslose Existenz reduziert worden.

Ganze 80% von Gazas Bevölkerung lebt am Rande von Unterernährung und hängt von internationalen Hilfslieferungen für die tägliche Ernährung ab. Nach der UN und den Weltgesundheitsbehörden (WHO) leiden Gazas Kinder dramatisch unter zunehmender Morbidität, die sich auf ihr Leben auswirken und das Leben vieler verkürzen wird. Diese Obszönität ist eine Folge absichtlicher und sorgfältig berechneter israelischer Politik zur Rückentwicklung des Gazastreifens, in dem man nicht nur seine Wirtschaft zerstört, sondern auch seine physische und soziale Infrastruktur, während man ihn hermetisch von der Außenwelt absperrt.
Ganz besonders erschreckend ist, dass diese Politik für einige israelische Führer die Quelle von Belustigung war; nach einigen Presseberichten wurde beschrieben, wie man die Palästinenser „auf Diät setzt“. Auch das erinnert an die Hitlerjahre, als das jüdische Leiden die Nazis amüsierte.

Ein anderer Charakterzug aus dieser dunklen Ära waren absurde Verschwörungen, die man den Juden zumutete durch ansonsten intelligente und kultivierte Deutsche. Leider sind auch intelligente Juden nicht immun gegen solch eine Krankheit. Ist es wirklich denkbar, dass türkische Aktivisten, denen angeblich zehntausend Dollar gezahlt wurden, soviel Geld mit an Bord nehmen, wenn sie wissen, dass sie von den israelischen Behörden gefangen genommen werden?

Dass intelligente und moralische Leute – ob Deutsche oder Israelis – einander mit solchen Absurditäten überzeugen können, das ist ein Rätsel, das bis ins Innerste des Mysteriums geht, wie sogar zivilisierteste Gesellschaften so schnell ihre höchsten Werte beiseite lassen und zu den primitivsten Impulsen gegenüber dem anderen zurückkehren, ohne dass ihnen bewusst wird, dies zu tun. Es muss etwas mit einer absichtlichen Unterdrückung der moralischen Vorstellungskraft zu tun haben, die sonst Leute befähigt, sich mit dem Elend des anderen zu identifizieren. Pirkey Avot, eine Sammlung ethischer Ermahnungen, die ein Teil des Talmuds ist, drängt: „Verurteile Deinen Nächsten nicht, bis du dir vorstellen kannst, in seiner Lage zu sein.“

Natürlich ist selbst die anstößigste israelische Politik nicht mit Hitlers Politik vergleichbar. Aber die wesentlichen moralischen Themen sind dieselben. Wie würden wohl Juden gegenüber ihren Quälern reagiert haben, wäre ihnen so eine Art Existenz bestimmt gewesen, wie sie Israel über Gazas Bevölkerung verhängt hat? Würden sie nicht die Menschenrechtsaktivisten, die ihr Leben riskieren, um die Welt auf ihr Elend aufmerksam zu machen, als Helden sehen, auch wenn sie die Soldaten geschlagen hatten, die ihre Bemühungen zu verhindern versuchen? Haben denn Juden die britischen Kommandos bewundert, die (damals z.B.) an Bord der Exodus kamen und die Schiffe umleiten wollten, die nach dem 2. Weltkrieg illegale jüdische Immigranten nach Palästina brachten, so wie jetzt Israelis die israelischen Marinekommandos bewunderten.

Wer würde geglaubt haben, dass eine israelische Regierung und ihre jüdischen Bürger versucht haben würden, israelische Menschenrechtsorganisationen zu dämonisieren und still zu legen, weil sie zu wenig „Patriotismus“ hätten und jüdische Landsleute entlassen, die den Angriff auf die Gazaflotille kritisieren und sie alle als „Araber“ auszugrenzen, verbunden mit allen hasserfüllten Assoziationen, die das Wort in Israel in sich trägt, nicht viel anders als die Deutschen, die ihre Landsleute brandmarkten, die sich für Juden als „Juden“ einsetzten. Die deutschen Aktivisten der „Weißen Rose“, Studenten der Universität München, die wagten, die deutsche Verfolgung der Juden zu verurteilen (lange bevor die Vernichtung durch die KZs begann) wurden von ihren Landsleuten auch als „Verräter“ angesehen, die die Todesstrafe dieser Aktivisten durch die Gestapo nicht betrauerten.

Deshalb gibt es für Israelis und allgemein für Juden einen Grund, lang und gründlich in dieser besonderen Zeit über die dunkle Hitlerära nachzudenken. Denn die Bedeutung des Vorfalls mit der Gaza-Flotille liegt nicht in den Fragen über Verletzungen des Internationalen Rechts auf hoher See oder darüber „wer hat wen zuerst“ auf dem türkischen Schiff Mavi Marmara angegriffen, sondern in der größeren Frage über unseren allgemeinen menschlichen Zustand durch Israels Besatzungspolitik und seiner Zerstörung der zivilen Bevölkerung des Gazastreifens.

Wenn ein Volk, das am eigenen Leib vor noch nicht langer Zeit unbeschreibbare Unmenschlichkeiten erfahren hat, nicht die moralische Vorstellungskraft aufbringen kann, um die Ungerechtigkeit und das Leiden zu verstehen, das seine territorialen Ambitionen und selbst seine legitimen Sicherheitsbelange bei einem anderen Volk verursacht , was für Hoffnung bleibt da für den Rest von uns?

Henry Siegman, von 1978 bis 1994 Direktor des amerikanisch-jüdischen Kongress‘, ist heute Direktor des US-Nahostprojektes und Gastprofessor des Sir-Joseph-Hotung-Nahost-Programmes, Schule für Orientalische und Afrikanische Studien, Universität London. Lange arbeitete er auch als Senior am Council on Foreign Relations zu Nahost-Themen. Übersetzt von Ellen Rohlfs. Ersterscheinung am 11.06.2010 in haArez.

17 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Pfeifer,
    Rinat meint offensichtlich die immer früher stattfindende Schließung des Kommentarbereichs, die, wenn es so weitergeht, dazu führt, daß bald das Los entscheidet, wer zu welchem Artikel einen Kommentar abgeben darf. Als Optimistin hoffe ich allerdings, daß die Admins – nach der Sommerpause 😉 – genug Zeit und Nerven haben, wieder längere Diskussionen zuzulassen.
     
    Zum Thema „Hetzjagd auf einzelne User und/ oder HaGalil“ – Sie haben selber bemerkt, daß wir nicht lange nach Beispielen dafür suchen müssen:
    http://test.hagalil.com/2010/08/03/ethik-2/comment-page-1/#comment-14881

  2. @Rinat
    Es scheint ja nicht mehr erlaubt hier zu diskutieren, nachdem die Hetzjagd auf kritische Stimmen
    Wie Sie gesehen haben, geht die Diskussion munter weiter, Ihre Befürchtung traf demnach nicht ein. Neue Teilnehmer bringen (hoffentlich) neue Gedanken und neue Lösungsvorschläge mit ein. Kein Schaden also.
     
    Soll man zum Diskutieren jetzt wirklich auf Islamistenseiten surfen? Soll man zu erklärten Antizionisten, nur um die Aktion in Gaza oder die Weisheit der momentanen Netanyahu-Lieberman-Regierung hinterfragen zu dürfen???
    Eines können Sie haGalil nun wirklich nicht vorwerfen, nämlich mit seinen Beiträgen einseitig zu berichten. Es kommen sowohl Stimmen zu Wort, die Sie als Bibis Hardliner abqualifizieren mögen, als auch solche, die sich uneingeschränkt und gleichsam ‚in Selbstaufgabe‘ für Frieden stark machen.
    In meiner monatlichen Israel-Chronik etwa spare ich durch die Aufnahme auch heikler (=wenig prestigeträchtiger) Ereignisse ebenfalls nicht mit Kritik an der Politik des Staates Israel der letzten Jahrzehnte. Ist Ihnen dies aufgefallen, falls Sie zu meinen Lesern zählen?
     
    Im übrigen, wenn ich mich in der Vergangenheit gegen die Ausführungen und die Person einiger der hier Diskutierenden massiv ausgesprochen habe, so geschah dies in erster Linie in der Absicht, Deutschen, die ihre eigene Geschichte und Verantwortung zum Teil ebenso schlecht kennen wie die Geschichte Israels (wie das Beispiel „Herzel“ bei einer gewissen Diskutantin so plakativ belegte) ihrer Unkenntnis von Zusammenhängen zu überführen und ihnen die Leere ihrer Argumentation vor Augen zu führen.
     
    Wenn Sie, Rinat, aufrichtige Anhängerin eines kompromisslosen Friedenskurses sind, sollten Sie nicht die Nähe von vermeintlich Gleichgesinnten mit ganz offensichtlich unlauteren Absichten suchen.
     
    Kritik an der Politik Israels ist nötig, auch von außerhalb, wenn sie von befreundeter Seite kommt, da stimme ich Ihnen gerne zu, aber sie sollte aus berufenenen, nicht aus fanatisch-revanchistisch-deutschen oder gar aus ignorant-besserwisserischen Federn bzw. Kehlen stammen.
     
    Als persönliches Friedensangebot von mir, Rinat, hören Sie mal da rein:
    http://www.youtube.com/watch?v=7oqR59p-0JQ

  3. Herr Pfeifer, bisher hielt ich sie für einen klugen, oft brillanten Kopf und einen mutigen Verfechter der Sache Israels. Jetzt sehe ich Sie als Parteigänger einer Jane.
    Diese Frau ist krank, vom Antisemitismus schlimmster Art zerfressen und will auch hier mit ihrem Nazi-Gedankengut alles verseuchen. Ist das so schwer zu begreifen. Bei einem Mann Ihres Kallibers, kaum zu glauben. Da frage ich mich schon, was da dahinter steckt.

  4. @Simcha und Ronnie@ dort wo keine Argumente herkommen, muß man das aufzeigen, das habe ich gemacht. Wer aber Argumente bringt, der verdient auch eine Antwort, die nicht aus Beschimpfungen besteht. Auch wenn jemand antisemitisch argumentiert, sollte er eine Antwort erhalten, es steht ja schon im Talmud Da ma lehashiv.
    Im übrigen graust mir vor einem Manichäismus, der auf der einen Seite die fehlerlose eigene Seite und auf der anderen die sündige Gegenseite sieht. Ich qualifiziere auch nicht jeden, der mir widerspricht als einen Antisemiten. Mit diesem Vorwurf gehe ich äußerst sparsam um. Schimpfen überzeugt nur diejenigen, die sowieso jede Diskussion für überflüssig halten und schreckt gutwillige und offene Menschen ab.
     

  5. Ich glaube auch nicht, das Rinat allein steht. Darum warne ich nochmal ausdrücklich. Die gehört zum Antisemitenclub um diese Jane, über die hier wirklich schon genug aufgeklärt wurde, wer das nicht begreifen will, dem kann man nicht mehr helfen.

  6. Das zeigt nur, das es nichts nützt den Antisemiten nach dem Mund reden und sich einschleimen zu wollen. Wie sagte mein alter Lehrer zu sagen, wenn einer hofft er kann sich ein besseres Plätzchen im Auschwitz sichern? Aber vorher zum Mosser werden ist würdelos. Das ist meine Meinung.

  7. @Ronnie@ Kennen Sie Rinat? Wenn nicht, dann würde ich an Ihrer Stelle keine Ferndiagnose stellen. Ich habe auf ihr etwas emotionales nicht zum Thema gehörendes Posting geantwortet, weil ich denke, dass die Meinung von Rinat ja nicht allein steht. Da haben wir gleich auch @Hans-Dieter Matthies@, der von der „der Kritikunverträglichkeit der israelisch/jüdisch Nahestehenden“ faselt, obwohl gerade auf Hagalil, sehr kritische und selbstkritische Stellungnahmen zu lesen sind.

  8. Pfeifer es macht doch keinen Sinn mit solchen Typen wie Rinat zu debattieren. Das sind psychisch gestörte Existenzen die Israelbashing treiben um ihren krankhaften Selbsthass zu befriedigen, weil sie sonst in ihrem erbärmlichen Leben nichts zustande bringen.

    Unverständlich das Admin da tatenlos zusehen oder denen sogar eine Bühne bieten. Manche begreifen es halt nie!

  9. an den oder die admi ……

    hiermit ziehe ich meiner Wege und zwar fort von hagalil; es macht keinen Spaß, wenn Ihr an jedem – noch so sorgsam und unverfänglich gewählten  -Wort herumpopelt und zusammenkürzt, so daß kaum noch etwas übrigbleibt, das dem Sinn der Erstversion entspricht. Es ist eine Verfälschung.

    Außerdem seid Ihr nicht neutral sondern sehr parteiisch— aber das ist wohl das Grundproblem der Kritikunverträglichkeit der israelisch/jüdisch Nahestehenden. Im Prinzip ist auch das ein Symptom dessen, was Herr Siegmann meinte: Israel plus „Fans“ sind kritiklos gegenüber sich selber und uneinsichtig — dafür gehts gegenüber anderen Meinungen zu wie im Schlachthaus. Punkt und Ciau 

  10. @Rinat@ können Sie den Lesern mitteilen inwiefern es bei hagalil.com nicht möglich ist zu diskutieren? Werden Sie von Hagalil.com zensuriert?
    Wenn Sie etwas zu Siegman oder zu meinem Posting zu sagen haben, dann lassen Sie uns und die Leser es konkret zu wíssen.
    Ich kann hier keine Hetzjagd auf irgendjemand bemerken. Was ich bemerke, ist, dass Sie sich über irgendetwas aufregen, was weder mit Siegman noch mit meinem Posting zu tun hat.

  11. Die schwarz/weiss Malerei geht einem auf die Nerven.
    Zweifellos ist das Leben in Gaza alles andere als lebenswert, darüber braucht man keine Worte verlieren. Wer dafür Schuld trägt, darüber kann man sich je nach gefärbter Brille streiten.
    Tatsache ist, dass seit dem einseitigen Abzug Israels aus Gaza von palästinensischer Seite kein Finger gerührt wurde, der eigenen Bevölkerung ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, da man wohl viel Geld für Raketen, aber nur wenig für die Bedürfnisse für die Zivilbevölkerung ausgibt. Wenn „Politiker“ dieser Qualität noch von den Bewohnern des „grössten Gefängnisses“ hochgejubelt werden, so darf man sich die Frage stellen, was diese Menschen eigentlich wollen. Menschenwürdig leben, so müssten sie mit aller Gewalt ihre eigenen Peiniger in die Wüste schicken und sich vom Joch der Hamas befreien, die ihnen diese Suppe eingebrockt hat, wenn nicht, so muss man halt diese Suppe ausfressen und kann darüber nicht in Klagen ausbrechen.
    Was etwas eigenartig an dem Gejammer vieler guten Menschen ist, dass ihnen nur die Leiden in Gaza ins Auge stechen, die scheinbar nur von Israel herbeigeführt werden, die die die eigenen Führer aber verursachen, nicht gesehen werden wollen.
    Wer zu Gaza klagt, soll auch über das Leiden der Palästinenser klagen, die unter arabischen Potentaten schon seit 60 Jahren in Flüchtlingslager ein unwürdiges Leben unter den eigenen Brüdern zu fristen haben.  
       

  12. Ich fiMir gefällt der Artikel von Herrn Siegman vollinhaltlich . Aber Anstand, Moral, Einfühlungsvermögen verloren zu haben ist auch nicht allein den Israelis mit Bedauern vorzuhalten … am nächsten steht uns die „Deutsche Nase“ zum Dranziehen zur Verfügung und wer weiter um sich schaut, der findet ……….

  13. Es scheint ja nicht mehr erlaubt hier zu diskutieren, nachdem die Hetzjagd auf kritische Stimmen durch Yael, Pommer, Schlickewitz, Simcha, Jim, Chasak und andere Gegner eines israelischen Friedenskurses so unappetitlich wurde, dass eine Dokumentation, früher einmal ein hohes Ziel bei Hagalil (!), aufgegeben werden musste. Schade!
    Soll man zum Diskutieren jetzt wirklich auf Islamistenseiten surfen? Soll man zu erklärten Antizionisten, nur um die Aktion in Gaza oder die Weisheit der momentanen Netanyahu-Lieberman-Regierung hinterfragen zu dürfen???

    Muss man sich der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden“ anschliessen, nur um auch mal was anderes als Jubelmeldungen und begeisterte Zustimmung naiver Bibi-Jünger mitzubekommen???

    Das wäre ein bitterer Sieg der unter der Bezeichnung „Pro-Israel-Fraktion“ firmierenden Betonköpfe.
    Es wäre auch ein sehr trauriges Bild, das eure „einzige Demokratie“ da abgibt.

    Dabei verstehe ich die Admins, dass sie es sich (und vielleicht auch ihren an pluralistischer Information gelegenen Lesern) ersparen wollen, diese üblen Unterstellungen und unappetitlichen Beleidigungen, die ja auch Hagalil und dessen Redaktion diffamieren, ersparen wollen.

    Propagandamedien gibt es aber bereits Dutzende. Ein offenes und pluralistisches Medium, das auch Meldungen und Meinungen bringt, bei denen von vorneherein klar ist, dass das Geschrei mal aus der einen mal aus der anderen Extremposition laut sein wird, wird aber mancher vermissen. Oder stehe ich mit dieser Ansicht alleine da?

  14. Herr Siegman hat einen seiner Freunde angerufen und will uns jetzt weismachen: „Wenn ein Volk, das am eigenen Leib vor noch nicht langer Zeit unbeschreibbare Unmenschlichkeiten erfahren hat, nicht die moralische Vorstellungskraft aufbringen kann, um die Ungerechtigkeit und das Leiden zu verstehen,“…
    Dazu folgendei Bemerkungen. Wenn wir die Palästinenser auf grund des blutigen Terrors  essentialisieren würden wie es Siegman mit den Juden getan hat, dann würde er wütend auf die Unzulässigkeit hinweisen. Für Juden setzt er die Latte hoch an. Juden sollten perfekt sein und Auschwitz-Birkenau als eine Lektion begriffen haben. Tun sie das nicht werden sie von Herrn Siegman gescholten.
    Die Aktion der israelischen Einheit war nicht gut vorbereitet, wenn aber türkische Islamisten mit Eisenstangen gegen israelische Soldaten vorgehen, dann haben, diese das Recht sich zu wehren.
    Und Herr Siegman, wenn dieses Volk sich im Nahen Osten befindet, wo die Muslime unter sich blutigen Terror walten lassen, sich gegenseitig die Moscheen mitsamt Gläubigen wegsprengen lassen, dann wäre die von Ihnen gepredigte Moral der Kapitulation selbstmörderisch für die israelischen Juden.
    Sicher haben die Israelis, die alles mit Hitler und die Nazi verbinden Unrecht, aber auch Sie Herr Siegman haben Unrecht, wenn sie sich bei aktuellen Problemen auf die Leiden des jüdischen Volkes berufen. Solches Geschwätz wird von Israelbashern bejubelt und die werden auch Herrn Siegman zum „guten Juden“ erklären.

    • Hallo Herr Pfeifer,

      ich finde gut, dass Sie in Ihrem letzten Reply darauf hinweisen, dass mensch jedem (ernstgemeinten) Beitrag mit Argumenten begegnen soll. Leider kommen Sie meiner Meinung nach in Ihrem ersten Reply nicht ohne Polemik aus.
      Ich glaube, Sie sind zu intelligent um nicht zu sehen, dass der von Herrn Siegman erwähnte einzelne Anruf für ihn nur der Einstieg in das Thema ist und nicht, wie es aus Ihrer Darstellung herauszulesen ist, die Basis seiner gedanklichen Ausführungen darstellt.
      Inhaltlich möchte ich Ihnen ein einem Punkt („… wenn aber türkische Islamisten mit Eisenstangen gegen israelische Soldaten vorgehen, dann haben, diese das Recht sich zu wehren.“) ganz eindeutig widersprechen. Ich würde Ihnen rechtgeben, wenn die Tat auf israelischem Hoheitsgebiet stattgefunden hätte. Dann hätte die israelischen Soldaten in der Tat das Notwehrrecht gehabt.
      Ich will hier nicht weiter auf gezielte Kopfschüsse eingehen, da dies Beweislage da (bisher) eher dünn ist. DerÜberfall auf das türkische Schiff fand jedoch in internationalem Gewässer statt. Und da haben nach internationalem Recht die Soldaten keines Landes mal eben das Recht, ein fremdes Schiff zu kapern.
      Zum Vergleich:
      Würden Sie einem somalischen Piraten Recht geben, der sich nach einem „finalen Rettungsschuss“ an einem Tankerbesatzungsmitglied auf Notwehr beruft, weil dieser sein Schiff mit einer Eisenstange verteidigt hat?
      Würden Sie einem türkischen Soldaten Recht geben, der sich nach einem „finalen Rettungsschuss“ an einem israelischen Seemann auf Notwehr beruft, weil dieser sein Schiff mit einer Eisenstange verteidigt hat?
      Würden Sie einem Einbrecher Recht geben, der sich nach einem „finalen Rettungsschuss“ an einem Hausbesitzer auf Notwehr beruft, weil dieser sein Haus mit einer Eisenstange verteidigt hat?

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