TV-Radar: haGalil Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15.08.2010 …

So, 1. Aug · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Ich stand auf Schindlers Liste

Film von Martin Buchholz „Ich wollte das alles verdrängen und vergessen“, sagt Michael Emge (80). Dass der gebürtige Pole seine unfassbare Geschichte in diesem Film nun doch zum ersten Mal vor der Kamera erzählt, ist einem zwölfjährigen Mädchen zu verdanken: Judith studiert im 4. Semester Geige an der Musikhochschule Köln. Im Förderprogramm für Hochbegabte. Als Judith und Emge sich begegnen, beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft: „Ich hörte Judith spielen und habe geweint“, erzählt Emge. Vor 70 Jahren im polnischen Krakau war auch er ein hoffnungsvoller Geiger – bis die Nazis kamen. 1943 deportierten die Deutschen den 14-Jährigen und seine Familie in das KZ Plaszow. Gerettet wurde er durch „Schindlers Liste“. Doch über seine eigene Rettung hat Emge sich niemals richtig freuen können. Die zwölfjährige Judith ist tief beeindruckt von Emges Schicksal und will mehr darüber wissen. Sie bittet Michael Emge, mit ihr nach Polen zu reisen. Zögernd sagt der alte Mann zu. Zum ersten Mal seit über 50 Jahren sieht er die Orte wieder, die sein Leben für immer verändert haben. Seinen Entlassungsschein aus Schindlers Fabrik hat Michael Emge heute noch. Doch den Namen „Emge“ sucht man auf Schindlers Liste vergeblich. Er hat so viele schlechte Erfahrungen gemacht, dass er seine wahre polnische Identität im Fernsehen nicht öffentlich preisgeben will.

So, 1. Aug · 19:15-20:00 · BR-alpha
Marianna und Arkadi

Eine jüdische Hochzeit – 60 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland

So, 1. Aug · 23:30-00:00 · Das Erste (ARD)
Wo warst Du, als… die Alliierten kamen?

Am 6. Juni 1944 landen die West-Alliierten in der Normandie. Am 8. Mai 1945 erklärt Deutschland die bedingungslose Kapitulation. Dazwischen liegen erbitterte Kämpfe, unendliches Leid, Hoffnung, Verzweiflung, Befreiung und Gefangenschaft. Wer Zeitzeuge war, für den ist das Ende des Krieges kein offizielles Datum, sondern ein persönliches Erlebnis. Drei Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte und sorgen für sehr bewegende Momente. Als die Alliierten kamen, empfand Kurt Keller Hass, Kurt Feldens Angst und Yvonne Koch gar nichts mehr. Man muss nicht unbedingt hautnah dabei gewesen sein, um mit einem Ereignis dieser Größenordnung eine ganz eigene, persönliche Geschichte zu verbinden. Hier setzt „Wo warst Du, als… ?“ an. Der D-Day war der Anfang vom Ende eines entsetzlichen Regimes. Kurt Keller war 18 Jahre alt und verblendet, wie er damals war, vom Sieg des Nationalsozialismus überzeugt. Er war Kriegsfreiwilliger ohne jede Kampferfahrung. „Ich wollte ein Held werden, so war ich erzogen.“ Am historischen Tag des 6. Juni 1944 stand er ganz vorn an der Front in der Normandie. „Als ich aufs Meer sah, war da die riesige schwarze Wand aus Schiffen. Da habe ich meinen Karabiner an mich gedrückt und gedacht: Was sollen wir zwei gegen diese Übermacht ausrichten?“ Kellers Heldenmut war innerhalb von Minuten verflogen. Aber er hat damals feindliche Soldaten getötet und ist sich seiner Schuld nach wie vor bewusst. Die Landung der Alliierten hat bei ihm ein tiefes Trauma hinterlassen. 65 Jahre lang war die Normandie ein grauenhafter Ort für ihn. Seit dem D-Day hat er es nicht gewagt, sich diesem Ort zu stellen. Doch die Dreharbeiten für diese Dokumentation haben bei Kurt Keller eine Wandlung bewirkt. Mit Autor Christian Dassel ist Keller in die Normandie gereist, um sein Trauma zu besiegen. Für Kurt Feldens war der 7. März 1945 der Tag der Entscheidung. Damals standen die Amerikaner am Rhein bei Remagen. Auf der anderen Seite des Flusses liegt die kleine Ortschaft Erpel. Kurt Feldens war damals sieben Jahre alt und hatte sich mit seinen Eltern in einem Eisenbahntunnel versteckt. „Der Beschuss kam immer näher, dann die Panik im Tunnel, so was merkt man ja als Kind. Dann hieß es: der Feind kommt, aber ich wusste ja noch nicht einmal, was ein Feind ist. “ Die Amerikaner schießen in den Tunnel, in dem sich zu diesem Zeitpunkt nur noch Zivilisten befinden. Willy Feldens Vater nimmt ein weißes Tuch aus einem Kinderwagen, und zeigt sich den Amerikanern. „Er war Eisenbahner und hatte seine schwarze Uniform an. Auf die Entfernung sah er wahrscheinlich aus wie ein SS-Mann.“ Am 7. März 1945 gehen Willy Feldens und sein Vater in die Geschichte ein. Yvonne Koch war damals zwölf Jahre alt. Die Nazis hatten sie nach Bergen-Belsen deportiert. „Ich war völlig allein, ohne meine Eltern. Es gab dort keinen, der sich um mich gekümmert hat.“ Fast ein Jahr lang kämpft sie unter den entsetzlichsten Bedingungen um ihr Überleben. Als die Alliierten am 15. April 1945 das KZ Bergen-Belsen befreien, ist Yvonne Koch sterbenskrank und liegt im Koma. In einem britischen Lazarett wacht sie Wochen später auf. „Ich habe geglaubt, ich bin im Himmel. Ein weißes Bett, weiße Wände und Menschen, die alle so warme Worte zu mir gesagt haben. Das war für mich wie ein Wunder.“ „Wo warst Du, als die Alliierten kamen?“ – die Frage klingt einfach, doch die Antwort fällt den Beteiligten schwer, weil die Erinnerung an die grausamen Erlebnisse bis heute lebendig ist. Was die Zeitzeugen Yvonne Koch, Kurt Feldens und Kurt Keller zu berichten haben, ist äußerst beklemmend. Wie sie es berichten, ist absolut beeindruckend.

So, 1. Aug · 00:45-02:45 · NDR
Das Beil von Wandsbek

1937 in Haifa, Palästina. Dem Schriftsteller Arnold Zweig fällt die Notiz einer Exilzeitung in die Hände: „Selbstmord eines Henkers. Hamburg-Altona.“ Die Meldung berichtet von einem Schlachter und SS-Mann, der in finanziellen Schwierigkeiten ist.  Für ein Blutgeld von 2.000 Mark richtet er vier Kommunisten mit dem Handbeil hin, weil der Scharfrichter erkrankt ist. Bald gehen Gerüchte um und keiner kauft in seinem Laden. Am Schluss bringen der Schlachter und seine Frau sich um. Arnold Zweig entwickelt diese Fabel zu einem Schlüsselroman über das Hamburg der 1930er-Jahre. Viele Hamburger Juden, die sich im Exil von Haifa als Kolonie angesiedelt haben, versorgten Zweig mit Details über Personen, Schauplätze und Stimmungen der Hansestadt. Zweig setzte diese Details in Beziehung zu seiner Hauptfigur, dem Schlachtermeister Teetjen. Er ist treuer Nationalsozialist, der immer noch an die Versprechungen seines Führers glaubt. „Das Beil von Wandsbek“ wird so zur Parabel für das Schicksal des deutschen Kleinbürgers, der sich mithilfe des Nationalsozialismus retten will und dabei zugrunde geht. Dennoch ist die Figur des Schlachtermeisters Teetjen – ein „Handwerker mit Sehnsucht“, wie Zweig ihn 1955 retrospektiv charakterisiert – nicht das abscheuliche Stereotyp des Nazischlächters. Vielmehr versetzt sich der Jude Zweig in die Figur dieses Henkers, um das Geheimnis der Verführbarkeit eines Menschen auszuforschen. Dieses Interesse spitzt die Verfilmung des Romans (in den Spielszenen) zu, indem die Widersprüche der Figur Teetjen (vor dem Hintergrund der eher grellen/kolportagehaften Fabel) ausformuliert werden. Diese Frage wird auch weitergegeben an Menschen, die den Roman neu oder überhaupt zum ersten Mal lesen – Hamburger Bürger, der Reeder Erik Blumenfeld, Albert Speer, viele andere. In einer gefilmten Recherche bekommt die Stadt Hamburg einen Roman zurückgegeben, deren heimlicher Protagonist sie ist.

Mo, 2. Aug · 00:00-01:30 · Das Erste (ARD)
Tel Aviv Rendezvous

Neubeginn in Israel oder Scheidung: Vor diese Wahl stellt die konvertierte Jüdin Gisèle ihren Ehemann Alain nach der Rückkehr aus einem Tel-Aviv-Urlaub. Doch die Hals-über-Kopf-Auswanderung konfrontiert das französisch-jüdische Paar mit den Rätseln einer völlig fremden Kultur. Ohne Sprachkenntnisse, Job, Haus und die eigenen Möbel, die auf dem Meeresgrund gelandet sind, gestaltet sich das alltägliche Leben als Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Während Alain der Verzweiflung nahe ist, blüht Gisèle auf und stürzt sich sogar in eine Affäre mit einem Rabbi. Doch plötzlich geht Alain ein Licht auf. Paradoxie ist Trumpf in dieser erfrischend „jüdischen“ Komödie, die vom Spielwitz zweier großer Stars des französischen Kinos lebt, Fanny Ardant und Gérard Depardieu, – und die Reihe „Neues französisches Kino“ im Ersten fortsetzt. Der Pariser Gynäkologe Alain Gaash (Gérard Depardieu) stammt von litauischen Juden ab. Mit der Religion hat der gut situierte Arzt es allerdings nie so genau genommen – was sich durch die Heirat seines Sohnes Nicolas (Julien Baumgartner) ändert. Alains Frau Gisèle (Fanny Ardant), die ihrem Mann zuliebe konvertierte, entdeckt plötzlich das Judentum als neuen Impuls für ihr Leben. Nach einem gemeinsamen Israel-Urlaub setzt sie ihm die Pistole auf die Brust: Auswanderung oder Scheidung! Seiner Frau zuliebe versucht Alain, das Beste aus der Situation zu machen, doch das gelobte Land rollt den beiden französischen Juden nicht gerade den roten Teppich aus. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: Ein netter Makler verkaufte ihnen ein Traumhaus am Meer, ein hilfsbereiter israelischer Fachkollege bot Alain eine maßgeschneiderte Stelle im Krankenhaus an. Doch nach der Übersiedelung müssen die Pariser schmerzlich feststellen, dass das alltägliche Leben in Tel Aviv ganz eigenen, schwer durchschaubaren Gesetzen folgt. Das bereits bezahlte Haus bleibt ein Rohbau, ihr Umzugscontainer landet auf dem Meeresgrund, und mit dem Job im Hospital wird es auch nichts. Trotz beengter Behausung in einem Übersiedlerheim lässt Gisèle sich von derlei Rückschlägen nicht irritieren. Während Alain sich heimlich auf dem Hotelparkplatz als Autowäscher verdingt, flirtet sie mit einem Marihuana rauchenden Rabbi (Lior Ashkenazi). Schließlich besteht sie darauf, dass Alain sich beschneiden lässt – das Ritual wird leider ohne Betäubung durchgeführt. Mit reichlich Esprit wirft die dialogstarke Culture-Clash-Komödie einen herrlich schrägen Blick auf Israel und das Judentum. Dabei erreichen die Pointen dieser französisch-israelischen Literaturverfilmung zuweilen einen surrealen Touch – etwa wenn das Paar in der Wüste plötzlich dem Messias begegnet. Oder wenn Alain sich an der Klagemauer wünscht, Paris St. Germain möge gewinnen. Die stimmungsvolle Geschichte einer leidgeprüften Identitätsfindung funktioniert prächtig dank Schwergewicht Gérard Depardieu und der ungebrochen faszinierenden Fanny Ardant, die bereits in Truffauts „Die Frau nebenan“ (1981) und zuletzt im Episodenfilm „Paris, je t’aime“ (2006) als Paar harmonierten. Ein Geheimtipp für Liebhaber des etwas anderen Humors. Jean-Paul Belmondo endet in „Ein Mann und sein Hund“ als Clochard und muss feststellen, dass sein vierbeiniger Begleiter der Einzige ist, der ihn nicht im Stich lässt. Mit „Ein Mann und sein Hund“ aus dem Jahr 2008 setzt Das Erste am 8. August die Reihe „Neues französisches Kino“ fort.

Mo, 2. Aug · 09:30-10:00 · HR
Die Propaganda-Maschine

 
Der Film stellt die Mittel, Techniken und die Geschichte der Propaganda vor. Umfangreiches Archivmaterial zeigt, wie sehr sich über nationale, zeitliche oder auch politische Grenzen hinaus Propagandaziele und -techniken ähneln.  Die Nazis griffen für ihr perfides Zerrbild vom „ewigen Juden“ auf dieselbe Technik zurück, mit der schon ihre britischen Kollegen im Ersten Weltkrieg das Feindbild vom Deutschen entwarfen. Der Propaganda ist jedes Mittel recht. Je unauffälliger und harmloser sie daherkommt, um so wirkungsvoller geht ihre Saat auf. Keine politische Ordnung, kein Verfassungstyp verzichtet auf sie – auch nicht die Demokratie. Vor Propaganda ist niemand sicher.

Mo, 2. Aug · 10:55-12:00 · arte
Jüdische Rapper und singende Rabbis in New York

 
In New York gelingt es den Musikern einer jungen jüdischen Musikszene, Tradition und Moderne kunstvoll miteinander zu verbinden. Mitreißend und humorvoll, nachdenklich und berührend werden religiöse Aussagen mit Beat unterlegt.  Jeremiah Lockwood lässt sich in der U-Bahn-Station am New Yorker Times Square nieder und singt aus tiefster Seele. Menschen ziehen an ihm vorbei, zumeist mit hektischem Blick auf die Uhr, denn New Yorker haben für gewöhnlich wenig Zeit. Und doch haben sie ihn bestimmt gehört, denn seine Musik ist einzigartig. Die jüdische Boyband „Blue Fringe“ interpretiert traditionelle jüdische Lieder mit Rockklängen, während der orthodox-jüdische schwarze Rapper namens Y-Love auch schon mal auf Aramäisch über jüdische Gebote und die Kabbala singt.  Außerdem sind da noch der Gitarre spielende Rabbiner Rav Shmuel und die Gruppe Balkan Beat, die zu den bekanntesten Bands Israels gehört und die die Musik ihrer Vorfahren mit elektronischen Beats kombiniert, wozu sie leidenschaftlich den Frieden im Nahen Osten proklamiert.  Die Porträts der einzelnen Künstler geben nicht nur einen direkten Einblick in einen bemerkenswerten Aspekt heutiger jüdischer Kultur, sondern lassen verstaubte Klischees über altmodische und moralisierende religiöse Musik weit hinter sich. Der Glaube findet sich bei den jungen Künstlern mitten im Alltag wieder, in ihrer Musik, die mit den altvertrauten Klezmer-Klängen rein gar nichts zu tun hat.  Die Dokumentation von Wendla Nölle zeigt das fantasievolle Spektrum dieser Musiker. Sie begibt sich mit ihnen auf eine Reise in einen unentdeckten Teil New Yorks, in die alten jüdischen Stadtviertel, in denen noch der Geruch eines anderen Jahrhunderts durch die kleinen Nebenstraßen weht, während aus den Caféhäusern und Tonstudios die aufregende Musik von morgen erklingt.

Di, 3. Aug · 22:45-00:00 · Das Erste (ARD)
Soldatinnen Gottes – Die Frauen der Hamas
 
Film von Suha Arraf Regisseurin Suha Arraf, Palästinenserin mit israelischem Pass und Feministin, hat vier Frauen der Hamas in ihrem Alltag begleitet und beobachtet. Es ist ihr gelungen, in die geschlossene Gesellschaft dieser Frauen einzudringen. In ihrem Dokumentarfilm fragt sie danach, was dazu führt, ein von Gewalt und Tod bestimmtes Leben mit Sinn zu versehen, gar die eigenen Söhne zu opfern. Frauen, die Kindern das Leben schenken, werden zu Instrumenten des Todes dieser Kinder. Sobald die Kamera angeschaltet ist, achten die Frauen peinlich darauf, dass jedes Wort, das sie sagen, der offiziellen Hamas-Doktrin entspricht. Doch ein paarmal bekommt das Bild Risse, tiefe Trauer, Verzweiflung, Depression werden offensichtlich. Zugleich untersucht der Film den Kult des Märtyrertums, der in Gaza nicht erst seit dem letzten Krieg das Straßenbild bestimmt. Zwei Jahre lang hat die Regisseurin immer wieder in Gaza gedreht, unter erschwerten Bedingungen und oft misstrauisch beäugt. Dennoch gelingen ihr einmalige Einblicke in das System Hamas, in eine geschlossene und fanatisierte Welt, in der sich alle uns geläufigen Wertekategorien verschoben haben. „Der einzige Grund, warum wir Kinder in die Welt setzen, ist, um sie Gott und dem Kampf preiszugeben,“ sagt Huda al-Abud, 56, Palästinenserin und Mutter von zehn Kindern. Geblieben sind ihr fünf. Zwei starben als Selbstmordattentäter, drei wurden getötet, als israelische Hubschrauber Jagd auf Terroristen machten. Huda ist stolz darauf. Ohne sie und ihre Mitstreiterinnen wäre die Hamas im Gazastreifen nur halb so stark. Denn die Frauen der Hamas ziehen den Nachwuchs für die Kämpfer heran. Die Hamas ist Partei, Terrororganisation und soziales Netzwerk zugleich. Wie alle radikal ideologisierten Gemeinschaften investiert sie viel Kraft in die Indoktrinierung nachfolgender Generationen. Es sind vor allem die Frauen – Mütter, Lehrerinnen und Studentinnen – die die nächste Generation von Hamas-Anhängern aufziehen und ihnen das ideologische Rüstzeug vermitteln. In den Kindergärten bereiten sie schon Vierjährige auf das „Märtyrertum“ – als höchste Form des Kampfes gegen Israel – vor. „Shahid“ (Märtyrer) ist das erste Wort, das die Kinder dort lernen. Gut 4000 Menschen leben im Gazastreifen auf einem Quadratkilometer, damit gehört der Gazastreifen zu den dichtestbesiedelten Gebieten der Welt. Seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 ist das Palästinensergebiet nahezu vollständig durch Ägypten und Israel abgeriegelt. Vier von fünf Bewohnern leben unterhalb der Armutsgrenze; die Arbeitslosigkeit ist hoch. Nur was die Israelis als Grundversorgungsmittel erachten, darf eingeführt werden. Der Gazastreifen ist abhängig von internationalen Hilfslieferungen und vom Schmuggel, den die Hamas ebenso kontrolliert wie das öffentliche Leben. Wer zur rivalisierenden Fatah gehört, hat kaum Chancen, beruflich weiterzukommen. Seitdem die Hamas die Macht an sich riss, ist viel passiert im Gazastreifen: Ausschreitungen, unerbittliches Töten, die schweren Angriffe der israelischen Streitkräfte im Krieg 2008-2009, in dessen Folge Hunderte Verletzte und Tote. Während sich die Hamas-Führer in einem Netz von Bunkern versteckten, pflegten die Frauen Verwundete in den Krankenhäusern und besuchten die Familien der Opfer. Die Anhängerinnen der Hamas sind die mächtigsten Frauen im Gazastreifen. Sie kümmern sich um Arme und Kranke, organisieren Frauentreffen, gründen Vereine für Kindererziehung und für das Koranstudium. Wer die eigenen Söhne im Dschihad verlor, hat in der Gesellschaft einen Ehrenplatz. „Die Beerdigung meines Sohnes war die größte in Rafiah“, erzählt Huda al-Abud. „Leute kamen aus dem ganzen Gazastreifen, um daran teilzunehmen. Heute nennen sie mich ‚Umm als Shahidim‘, die Mutter der Märtyrer. Andere Frauen beneiden mich und möchten auch so stark sein.“ Ihre Stärke will Huda anderen Müttern vermitteln; sie hält Vorträge in einer Moschee. Immer wieder zeigt sie das Video, das am Morgen jenes Tages gedreht wurde, an dem ihr Sohn in den Tod ging und das zeigt, wie er sie zum Abschied umarmt. Die Frauen der Hamas verstecken sich nicht in den Privathäusern. Sie sind auch politisch aktiv. Die promovierte Erziehungswissenschaftlerin Jamila al-Shanti, 51, hat für die Hamas einen Sitz im palästinensischen Parlament. Aufgrund der israelischen Blockade allerdings kann sie nicht zu den Sitzungen nach Ramallah reisen, die Parlamentarier im Gazastreifen tagen getrennt. Jamila al-Shanti engagiert sich für die Rechte der Frauen in Palästina. „Es gibt traditionelle Vorstellungen, die sagen, dass die Frau im Islam sich unterordnen soll. Doch das hat mit dem Islam nichts zu tun“, meint sie in einem Interview. „Die Hamas wird diese Vorstellungen ausradieren. Wir werden vorangehen und Verantwortung übernehmen.“ An einer islamistischen Auslegung des Koran – gerade in Bezug auf die Frauen – hält sie trotzdem fest. So ist es kein Wunder, dass sich kaum noch unverschleierte Frauen auf der Straße blicken, seitdem die islamistische Hamas im Gazastreifen das Sagen hat.

Mi, 4. Aug · 21:05-22:00 · arte
Mythos Rommel (2/2)

 
1943 wird Feldmarschall Rommel aus Afrika abberufen, im Jahr darauf bitten ihn Mitglieder des Widerstands gegen Hitler um seine Unterstützung.  Nach der Niederlage von El-Alamein lehnt Hitler Rommels Vorschlag, die Afrika-Armee zu evakuieren, kategorisch ab. Im März 1943 wird Rommel aus Afrika abberufen und nach der Niederlage in Tunesien ins Führerhauptquartier befohlen. Obwohl der Feldmarschall längst nicht mehr an den „Endsieg“ glaubt, hält er dem Diktator die Treue. Nach einem Einsatz in Italien wird Rommel an den Atlantikwall versetzt. Für kurze Zeit schöpft er neue Hoffnung und glaubt, die Invasion der Alliierten sei aufzuhalten. Im Februar 1944 wird Rommel von Mitgliedern des Widerstands gegen Hitler angesprochen. Doch der Feldmarschall reagiert reserviert. Er sieht sich als Soldat, nicht als Politiker. Ein Attentat auf Hitler lehnt er ab. Im Juli 1944 – die Invasion der Alliierten in der Normandie ist geglückt – wird Rommel von dem bevorstehenden Attentat auf Hitler informiert. Diesmal stellt er sich den Verschwörern für die Zeit nach dem Umsturz zur Verfügung. Außerdem verfolgt er einen eigenen Plan. Er hat die Absicht, die Front im Westen zu öffnen und dem Gegner so den Vorstoß nach Deutschland zu ermöglichen. Das hätte den Krieg um Monate verkürzt. Da wird Rommel am 17. Juli 1944 bei einem Tieffliegerangriff schwer verletzt. Vom Attentat auf Hitler erfährt er im Lazarett. Bald schon fällt sein Name in den Folter-Verhören der Gestapo. Im Oktober schickt Hitler zwei Generäle mit einer Kapsel Zyankali zu Rommel. Den Sendboten des Diktators sagt Rommel: „Ich habe den Führer geliebt und liebe ihn noch“. Dann nimmt Rommel das Gift – bis zuletzt konnte er sich nicht von dem Mann lösen, der ihn beseitigen ließ. Rommel erhält ein Staatsbegräbnis.

Mi, 4. Aug · 23:15-00:00 · Das Erste (ARD)
Fliegen heißt Siegen
 
Die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa Film von Christoph Weber Immer noch fällt vielen deutschen Unternehmen der Umgang mit der eigenen Rolle im Dritten Reich schwer – und immer noch sind viele spannende Fälle nicht erzählt. Einer der interessantesten unter ihnen ist jener der „Deutschen Lufthansa“. Sie verweist in der Regel darauf, dass es sie als Unternehmen erst seit 1955 gibt, sie also gar keine Vergangenheit im NS-Regime haben kann. Gegründet wurde sie aber in der Nachkriegszeit mit dem Namen, dem Emblem – und einem Teil des leitenden Personals jener „Lufthansa“, die es zwischen 1926 und 1945 gab. Erfolgreich hat der Konzern es immer wieder verstanden, sämtliche unerwünschte Spuren aus der Zeit vor 1945 zu verwischen. Dabei verbirgt sich hinter den immer wieder gern beworbenen Nostalgieflügen mit der JU-52 eine erstaunliche und beklemmende Geschichte: 1933, unmittelbar nach der NS-Machtergreifung, beginnen unter der Maske der zivilen Luftfahrt die Vorbereitungen für einen Angriffskrieg der völlig neuen Dimension. Die strengen Auflagen des Versailler Vertrags verbieten es dem Deutschen Reich, eine eigene Luftwaffe aufzubauen. Aus diesem Grund trifft Hitler ein Abkommen mit dem Vorstand der deutschen „Lufthansa“. Unter dem Vorwand der friedlichen Nutzung will man Linienflugzeuge produzieren, die später mit einfachen Mitteln zu Bombern umgerüstet werden können. Diese modernen Flugzeuge werden der „Lufthansa“ zur Verfügung gestellt, die darauf ihre – zunächst noch zivilen – Piloten schult. Und noch eine zweite Aufgabe fällt der „Lufthansa“ in Hitlers Eroberungsplänen zu. Sie soll im Falle des Krieges hinter den Linien die Wartung und Reparatur der Flugzeuge übernehmen. Dafür werden in den besiegten und besetzten Gebieten in Osteuropa auch einheimische Arbeitskräfte rekrutiert – und in zunehmendem Maße Zwangsarbeiter eingesetzt …

Sa, 7. Aug · 12:45-13:30 · NDR
Levi Strauss – Ein Leben für die Jeans

 
Es gibt wohl kaum einen Ort auf der Welt, wo nicht irgendjemand eine Jeans trägt. Um die Erfindung der Blue Jeans ranken sich unzählige Mythen und Legenden.  Diese wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch von PR-Strategen des Unternehmens Levi Strauss & Co. gezielt in die Welt gesetzt.  Dabei ist die Lebensgeschichte des Löb Strauss, der sich in Amerika Levi nannte, auch ohne diese Ammenmärchen eine der spannendsten Geschichten der deutschen Auswanderungsflut. Dank seines Durchsetzungswillens, seines Erfindungsreichtums, seiner Kreativität und seines Gespürs für den Markt meisterte er den steilen Weg vom armen jüdischen Hausierersohn aus Franken zum einflussreichsten und auch beliebtesten Kaufmann von San Francisco. Die szenische Dokumentation „Levi Strauss – Ein Leben für die Jeans“ von Christoph Weinert erzählt die Geschichte von Levi Strauss, der sich gemeinsam mit dem Schneider Jacob Davis 1873 in Kalifornien die genietete Arbeitshose patentieren ließ und damit ein Vermögen machte. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit. Er taucht ein in die aufregende und spannende Zeit von Lola Montez und Buffalo Bill und rekonstruiert den beschwerlichen Weg des jungen Löb Strauss aus Buttenheim über Bremerhaven und New York bis nach San Francisco.  Mit Spielszenen, Archivmaterial und Interviews mit Historikern und Nachfahren von Levi Strauss zeichnet der Film ein spannendes Bild vom Überlebenskampf der deutschjüdischen Einwanderer im 19. Jahrhundert und beleuchtet den rasanten Aufstieg des Kurzwarenhändlers Levi Strauss, der mit der Erfindung der Blue Jeans zum Millionär wurde und mit seiner Levi’s ein Kultobjekt des „American Way of Life“ schuf.

So, 8. Aug · 01:00-02:30 · BR
Ein Richter für Berlin

 
Im Jahre 1978 entführt der DDR-Bürger Helmut Thiele ein polnisches Flugzeug, um sich in den Westen abzusetzen. Aus den USA reist eigens ein Richter an, um ihm den Prozess zu machen. Vor Ort macht er sich ein eigenes Bild von der Situation.  Ostberlin 1978. Helmut Thiele und Sigrid Radke wollen dem Staat der Arbeiter und Bauern den Rücken kehren. Helmut hat zwei Söhne auf der anderen Seite der Mauer; Sigrid ist mit Hans Schuster liiert, einem Westberliner, dem sein Job freien Zugang zum Osten gestattet. Hans ist es denn auch, der die Flucht organisiert. Er beschafft Pässe für die Erwachsenen und Sigrids Tochter Marina, wird aber im polnischen Gdansk, wo die Übergabe stattfinden sollte, verhaftet. Die DDR-Bürger besteigen ein polnisches Flugzeug, und Helmut trifft eine dramatische Entscheidung: Er zwingt die Maschine zur Landung in Berlin-Tempelhof, wo die Flüchtlinge von der amerikanischen Besatzungsbehörde in Empfang genommen werden. Die menschliche Komponente der Entführung interessiert die US-Administration weniger als die Frage nach der Luftsicherheit. Der Fall soll vor einem Besatzungsgericht verhandelt werden, und wegen der Brisanz der Angelegenheit wird eigens ein Richter aus den USA geholt – der 42-jährige Herbert J. Stern, dessen jüdische Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen ist. Stern hat klare politische Direktiven, ist aber entschlossen, sich an die Verfassung zu halten. Während seine Frau Marsha aus ihrer Abneigung gegen die Deutschen keinen Hehl macht, beginnt Stern, sich in die Motive der Angeklagten einzufühlen. Der erste Teil des Prozesses läuft günstig für die Flüchtlinge: Der brillante Verteidiger Bernard Hellring erreicht einen Freispruch für Sigrid. Aber dann steht Helmuts komplizierterer Fall zur Verhandlung an. Sein Schicksal hängt von der Aussage eines jungen Mannes ab, der an Bord der entführten Maschine war und die Gelegenheit ergriffen hat, sich mit seiner Familie in den Westen abzusetzen.

So, 8. Aug · 10:30-11:00 · SWR
Alles koscher im Café

 
Es sind 55 Quadratmeter „Jiddischkeit“, wie die Juden sagen würden, so etwas wie jüdisches Herz und jüdische Seele: das Café Bleibergs mitten in Berlin-Charlottenburg.  Hier kümmert niemanden besonders, wie normal oder nicht normal jüdisches Leben in Deutschland 60 Jahre nach dem Holocaust wieder ist, am wenigsten die ewig gestresste Chefin des Etablissements. Die heißt Manuela Ramona Gabriela Chaya Ruth Hoffmann-Bleiberg und hatte von Gastronomie keinen Schimmer, als sie vor rund drei Jahren ihr Café eröffnete. Heute ist das Café Bleibergs für viele längst wie eine zweite Familie geworden. In seinen südländisch angehauchten Räumen treffen sich einsame Seelen und skurrile Gestalten. Da ist etwa Ugi, die mongolische Köchin, die gern behauptet, die „einzige Jüdin aus der Mongolei zu sein“. Da ist Stammkunde Boris, ein Autoverkäufer, der heute schon frommer ist als alle anderen, obwohl er noch gar kein Jude ist, sondern erst einer werden will. Da ist natürlich auch Rabbiner „Euer Ehren“ Jitshak Ehrenberg, der immer ein Auge darauf hat, dass in Manuela Bleibergs Café wirklich alles koscher ist. Und nicht zu vergessen Georg, der Antiquitätenhändler und selbsterklärte Gigolo, der im weißen Anzug auf seinem Motorrad durch Berlin düst und nichts so sehr liebt wie die Klezmerabende im Bleibergs. Wenn Jossifs Combo „Klezmer Chidesh“, zu Deutsch: das „Klezmerwunder“, zum Tanz aufspielt, hält es dort keinen mehr auf den Stühlen. Autor Uri Schneider hat mit der Kamera das Leben und die Leute im Café Bleibergs beobachtet und herausgekommen ist dabei etwas, was er selbst mit augenzwinkernder Ironie eine „unorthodoxe Dokumödie“ nennt.

So, 8. Aug · 12:35-12:50 · MDR
Ostwärts – Mit dem Rucksack der Sonne entgegen, 1/6, Von Leipzig nach Krakau

 
Einen Rucksack, eine Osteuropakarte, etwas Taschengeld und sechs Wochen Zeit – mehr braucht sie nicht. Neugier und Reiselust sind die wichtigsten Gefährten auf ihrer Reise von Leipzig ans Schwarze Meer.  Begleitet wird die MDR-Reporterin Julia Finkernagel nur von einem Kameramann, der ihre Reiseerlebnisse einfangen wird. Absolut authentisch, ungeplant und echt, so lautet die Devise der neuen Reisesendung im MDR-Fernsehen. Julia reist so, wie Rucksackreisende eben unterwegs sind. Eine genau abgesteckte Route gibt es nicht. Hotels sind nicht gebucht, Drehgenehmigungen nicht eingeholt! Alles was Julia braucht, ist ihr Gespür für geheimnisvolle Orte, einnehmende Menschen und fesselnde Geschichten.  Leipzig am frühen morgen um kurz vor fünf: Sonnenaufgang über der Messestadt und der Reisebeginn für Julia Finkernagel. Es ist die Sonne, die sie in den nächsten sechs Wochen leiten wird. Auf ihrer Reise in Richtung Osten heißt die erste Station Breslau. An diesem Tag ist die Stadt in Polen für eine Reisende aus Deutschland ein besonderes Ziel. Fußball gibt es heute Abend. Die deutsche Nationalmannschaft spielt gegen Polen. Und das in einer Zeit, in der es um die deutsch-polnische Freundschaft nicht gerade zum Besten steht. Julia stehen nun gleich mehrere Herausforderungen bevor. Wird sie pünktlich zum Spielbeginn in Breslau ankommen, ein Quartier für die Nacht und einen geeigneten Ort finden, an dem sie gemeinsam mit Polen einen friedlichen Fußballabend verbringen kann? Nach dem Fußballabend erkundet sie, mit guten Geheimtipps ihrer neuen polnischen Freunde ausgestattet, die Stadt. Und sie trifft die Entscheidung, wohin ihre weitere Reise gehen soll: 250 Kilometer weiter in Richtung Osten, nach Krakau. Die Stadt, in der der Deutsche Oscar Schindler vor gut 60 Jahren viele hundert polnische Juden vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Was nun folgt, ist ein bewegendes Kapitel auf Julias Reise. Sie taucht in die wechselvolle Geschichte des jüdischen Lebens von Krakau ein und sie erfährt viel über das Leid und das Elend der jüdischen Bewohner. Sie besucht das einstige Ghetto von Krakau, lernt das ehemalige Arbeitslager Plaszow kennen und versucht die damalige Fabrik von Oskar Schindler zu finden. Am Ende dieses Tages macht Julia die Bekanntschaft einer jüdischen Frau – eine berührende Begegnung, die sie so bald nicht vergessen wird.

So, 8. Aug · 19:15-20:00 · BR-alpha
Die Kölner Synagoge

 
Die Kölner Synagoge ist mit 5.000 Mitgliedern eine der bedeutendsten in der Bundesrepublik. Der Film stellt die Geschichte der jüdischen Gemeinde Köln vom Wiederbeginn vor 60 Jahren bis in die Gegenwart vor.  Historische Filmdokumente zeigen die wenigen überlebenden Kölner Juden, die sich in den Trümmern eben dieser Synagoge Roonstraße zum Gebet trafen. Es war der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer, der diese Synagoge in den 1950er Jahren vor dem Abriss bewahrte. Jüdisches Leben, so beschied Adenauer, gehöre zu einer Stadt wie Köln und zu Deutschland. Am 20. September 1959 wurde sie schließlich nach zweijähriger Bauzeit wiedereröffnet. Wie alles anfing, wie wieder gebetet, aufgebaut, und sehr bald wieder gelacht und Fußball gespielt werden konnte, das zeigt diese Dokumentation. So war es die vom Karneval begeisterte jüdische Gemeinde, die bei der damaligen britischen Militärverwaltung die Genehmigung für den ersten Rosenmontagszug in Köln nach der Befreiung erwirkte. Der Grundstein für die Synagoge legte man bereits im Oktober 1895, im März 1899 war dann die Einweihung. Bei der sogenannten Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten zerstört – wie die sieben weiteren Synagogen, die damals in Köln standen. Die Dokumentation von Günther B. Ginzel stellt Menschen und ihre Schicksale vor und zeigt die Entwicklung des jüdischen Lebens im Schatten des Doms. Sie stellt aber auch die neue liberale Gemeinde vor und schildert die kölsch-jüdischen Bemühungen, den „russischen Juden“ den Zugang zum jüdischen Leben zu erleichtern.

Mi, 11. Aug · 20:15-21:05 · arte
Krieg in der Arktis

Mit der sogenannten „Operation Weserübung“ beginnt im April 1940 die Invasion der deutschen Wehrmacht in Norwegen und Dänemark. Damit erreicht der Zweite Weltkrieg auch den hohen Norden Europas.  Im Frühjahr 1940 ist Norwegen noch ein Land im Frieden. Der Zweite Weltkrieg hat Europas Norden bis zu diesem Zeitpunkt verschont. Allerdings haben England und Deutschland gleichermaßen großes Interesse, die strategisch wichtige Flanke am Eismeer für ihre Kriegsziele zu nutzen. Hitler setzt alles auf eine Karte. Er schickt Kriegsmarine, Luftwaffe und Heer in eine höchst riskante Militäraktion – die „Operation Weserübung“ beginnt. An sehr wenigen Orten lassen sich die Kriegsereignisse so deutlich nachvollziehen wie im hohen Norden Europas. Der erste Teil der Dokumentation beinhaltet die Spurensuche in ein entlegenes Land – eisig, menschenleer. Der Film verfolgt den Weg österreichischer Gebirgsjäger von ihren Standorten südlich der Alpen bis weit über den Polarkreis hinaus. Und er lässt Menschen zu Wort kommen, deren Lebenswege entscheidend durch das Verhältnis zwischen Besatzern und Besetzten geprägt wurden. Zusätzlich findet er Geschichten, die einmal mehr die größenwahnsinnigen Pläne Adolf Hitlers belegen.

So, 15. Aug · 17:50-18:00 · ZDF
Das Geheimnis der Himmelfahrt – Mit Nina Ruge im Heiligen Land 

 
Die Dormitio-Abtei in Jerusalem ist der Ort, an dem Maria, die Mutter Jesu, gestorben und in den Himmel aufgenommen worden sein soll. Nina Ruge begibt sich im Heiligen Land auf Spurensuche nach dem „Geheimnis der Himmelfahrt“; denn kaum ein christlicher Feiertag wirft so viele Fragen auf wie „Mariä Himmel-fahrt“. Was das Fest heute bedeutet, versucht Nina Ruge im Gespräch mit dem Abt der Benediktinerabtei Dormitio, Benedikt Lindemann, zu klären. Der ist über-zeugt, dass von dem Feiertag eine österliche Botschaft für die Menschen ausgeht: Wie Maria werde der Verstorbene in den Himmel aufgenommen. Die Dormitio-Abtei liegt auf dem Zionsberg in Jerusalem, an der Grenze zwischen dem Ost- und dem Westteil der Stadt. Traditionell sind die Benediktiner in der Friedensarbeit aktiv. Für Abt Lindemann ist der Ort der Entschlafung (lat. dormitio) Mariens der richtige Platz für Begegnungen der drei monotheistischen Religionen. „Maria war Jüdin, sie ist die Mutter Christi und sie wird im Islam verehrt. In ihr steckten noch viele ’ungenutzte Ressourcen’ zur Völkerverständigung und für den interreligiösen Dialog“, so Lindemann. Wie auf dem Zionsberg engagieren sich an vielen Orten im Heiligen Land christ-liche Ordensleute für Frieden und Versöhnung. Ein besonders beeindruckendes Beispiel sind die Josefsschwestern vom Französischen Hospital in Jerusalem, die Nina Ruge besucht. In dem Hospiz werden Christen, Juden und Muslime, Israelis und Palästinenser in den letzten Monaten ihres Lebens gemeinsam betreut. Im Angesicht des nahenden Todes spielen Rivalitäten zwischen Völkern keine Rolle. Diese Erfahrung macht die Leiterin des Hospizes, Schwester Monika Dullmann: „Wenn jemand seine Mutter begleitet, die bald sterben wird, und er ist Jude und jemand anderes begleitet seine Mutter, die bald sterben wird, und er ist Palästinenser, dann spüren irgendwo beide, dass das, was wichtig ist, was ganz anderes ist als das, was uns unterscheidet.“ 2007 erhielt die aus Deutschland stammende Ordensfrau für ihre Arbeit den Friedenspreis „Mount-Zion-Award“ der Benediktiner-Abtei Dormitio. Die Sendung zu Mariä Himmelfahrt ist Teil einer Reihe von insgesamt vier Feiertagssendungen im Jahr 2010 mit Nina Ruge im Heiligen Land. Die Moderatorin begibt sich auf Spurensuche zu den Ursprungsorten des christ- lichen Glaubens, um deren Geschichte und Bedeutung für die Menschen heute zu erkunden. Den Auftakt bildete die Sendung zu Dreikönig aus Bethlehem. Zu Fronleichnam (3. Juni.) besuchte Nina Ruge den Abendmahlssaal in Jerusalem und die Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth. Zu Allerheiligen (1. November) wird sie auf den Spuren des ersten Märtyrers der Kirche, des heiligen Stephanus, unterwegs sein.

So, 15. Aug · 19:15-20:00 · BR-alpha
Juden in München

 
Wer sich unter der Jüdischen Gemeinde in München eine einheitliche Gruppe vorstellt, verkennt, dass ihre Mitglieder in den vergangenen 60 Jahren aus den verschiedensten Ländern kamen – und aus den verschiedensten Gründen.  Überlebende der Konzentrationslager trafen auf die wenigen deutschen Juden, die sich hatten verstecken können. Später kehrten einige aus der Emigration zurück. Juden aus Polen oder der Tschechoslowakei flohen vor dem Antisemitismus. Juden kamen aus Persien, Israel, den USA. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde von München seit dem Holocaust ist eine Geschichte der Einwanderung und Integration.