Negev: Beduinendorf vollständig zerstört

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Das israelische Fernsehen berichtete gestern, wie zügig eine Siedlung geräumt werden kann, wenn entsprechende Entschlossenheit dahinter steht. Innerhalb eines Tages konnte die Beduinensiedlung Al-Akrib im Negev jedenfalls so gründlich geräumt werden, dass nach Scheich Siyah al-Turi, Dorfältester von al-Akrib, nichts blieb, „als wären wir nie hier gewesen“…

Nach Ansicht von Ibrahim al-Waqili vom Regionalrat der nicht anerkannten Dörfer ist dies erst der Anfang. Über vierzig weitere Dörfer seien von den israelischen Behörden nicht anerkannt und könnten demnächst ebenfalls geräumt werden. Ein Polizeisprecher berief sich auf ein Urteil aus dem Jahre 1999, das zahlreichen beduinischen Ansiedlungen die Anerkennung verweigert.

Nach Angaben des israelischen Fernsehens begann die Räumungsaktion im Morgengrauen als das Dorf in dem ca. 300 Menschen lebten, von 1500 Polizisten umstellt wurde. Die Aktion wurde von Helicoptern aus überwacht. Die mit Helmen und Schildern, Handfeuerwaffen, Blend- und Betäubungsgranaten bewaffneten Sicherheitskräfte bereiteten den Weg für das Abrißkommando. Israelische Unterstützer, die die Beduinen zu Hilfe riefen, konnten nichts erreichen.
Die Habseligkeiten der Bewohner wurden in Container verbracht, Häuser und Schafställe wurden abgerissen, ebenso wie Gärten, Obst- und Olivenplantagen. Autos und Traktoren wurden beschlagnahmt, so der Dorfälteste.

Nach Angaben des Forums für Zusammenleben im Negev (DuKium / Negev Coexistence Forum for Civil Equality) ist der Rechtsstreit über die Eigentumsrechte juristisch noch garnicht entschieden. Am Bezirksgericht in Beer Sheva hätten Wissenschaftler bereits bestätigt, dass die Bewohner von Al-Akrib als Eigentümer des Grund und Bodens anzusehen seien, auf dem das Dorf liegt. Die Einwohner von Al-Arakib seien „keine Besetzer oder Eindringlinge, ihr Dorf gab es schon lange, bevor Israel 1948 gegründet wurde“. Zum ersten Mal seien die Leute 1951 vertrieben worden. Sie seien aber zurück gekommen und hätten das Dorf neu aufgebaut. Jetzt seinen sie aber den Plänen des Jüdischen Nationalfonds im Wege, der hier einen Wald pflanzen wolle. Dabei seien die Beduinen loyale Bürger Israels und bestimmt keine Feinde.

Im Negev leben noch 160.000 Beduinen. Die meisten ihrer Ortschaften werden von den Behörden aber nicht anerkannt und sind nicht an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen. Israel erteile den Beduinen keine Baugenehmigungen und erkenne ihr Recht auf bestehende Ortschaften nicht an. Statt dessen wolle man die Beduinen in sieben Städten sammeln. Im kommenden Jahr sollen Gebiete weiträumig zu militärischen Sperrzonen erklärt werden.

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