Deutsche Kollektiv-Fantasie

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Einen Tag nach der „inszenierten“ Kontroverse zwischen Entwicklungsminister Dirk Niebel und dem Staat Israel, wegen einer abgelehnten Einreiseerlaubnis in den Gazastreifen, wurde Christian Wulff, CDU, Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, dazu in einem Fernsehinterview gefragt: „Darf ein deutscher Politiker Kritik an Israel äußern?“…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 27. Juni 2010

Eldad Beck, Berlin-Korrespondent von Jedijot Achronot, der größten Zeitung Israels, nimmt dies zum Anlass, unter dem Titel „Das Recht, Israel zu hassen“ über Deutschland als „Geisel einer Kollektiv-Fantasie“ zu schreiben, die zu einer „nationalen Geisteskrankheit“ entartet sei. Je heftiger in Deutschland pauschale und böswillige Kritik an Israel geäußert werde, jenseits von Tatsachen und Realität, diskutiere man über ein vermeintliches „Verbot, Israel zu kritisieren“. Während viele Deutsche sich wegen einer „historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber dem Staat Israel und den Juden“ ein derartiges Verbot einbilden, lassen sich laut Beck immer mehr Deutsche zu „reinem Israel-Hass“ hinreißen.

Das Kritikverbot sei eine Einbildung, „eine deutsche Erfindung“, behauptet Beck. Der Kampf gegen dieses „Tabu“ diene Deutschen dazu, die Grenze von legitimer Kritik an der Politik Israels zum Antisemitismus zu überschreiten.

„Die Deutschen kämpfen gegen das erdachte Verbot, um sich selber zu genehmigen, Israel und die Juden hassen zu dürfen, wie sonst wo in Europa.“

Beck kommt angesichts dieser „krankhaften Beschäftigung mit einer Kollektiv-Fantasie“ zum Schluss, dass es in Wirklichkeit kein „anderes Deutschland“ (nach dem Zweiten Weltkrieg) gebe. Auch heute könne man in Deutschland die „Massen und Eliten“ mit Ideen begeistern, die keinerlei Rückhalt in der Wirklichkeit hätten, während kaum jemand es wagen würde, dem zu widersprechen, „darunter sogar standhafte Freunde Israels“.

Selbstverständlich könne nicht jede Kritik an der Politik Israels mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, doch eine pauschale Verurteilung Israels sei reiner Antisemitismus.

„Niemals“, so Beck, sei den Deutschen verboten worden, Israel zu kritisieren. Seit dem Bestehen Israels sei der jüdische Staat „großzügig“ mit Kritik überhäuft worden. In der DDR sei Hass auf Israel Staatsdoktrin gewesen, während es im Westen ein Bündnis von Linksradikalen, Liberalen und Rechtsextremisten gebe. Die Besessenheit, mit der sich Politiker, Künstler, Journalisten und einfache Menschen mit diesem angeblichen Verbot beschäftigen, werde unter dem Vorwand freier Meinungsäußerung getrieben, um sich der offiziellen historischen Verantwortung zu entledigen und ihre Kritik zu radikalisieren. „Jene die behaupten, dass Deutsche ein Recht auf Kritik an Israel hätten, meinen in Wirklichkeit, dass Deutsche auch Israels Existenzrecht abstreiten dürfen.“ Bedauerlicherweise kooperiere die deutsche Führungsspitze mit diesem „Spuk“.

Schon vor langer Zeit hätte Kanzlerin Angela Merkel, dazu Stellung nehmen müssen. Ihre freundschaftliche Haltung zu Israel wird von niemandem in Frage gestellt, meint Beck. Deshalb hätte Merkel klar machen sollen, dass es keinerlei Verbot gebe, Israel zu kritisieren, dass es aber auch legitim sei, sich auf Israels Seite zu stellen. Doch Merkel tue sich schwer, das auszusprechen, solange gleichzeitig Israelis der „Neuen Linken“ Deutschland von oben bis unten durchpflügen, um Deutsche zu Kritik an Israel zu ermuntern.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

27 Kommentare

  1. @Esther
    ich kann mich Uccelino nur anschließen. Es ist ein Vergnügen Ihre Kommentare zu lesen, sehr scharfsinnig und auf den Punkt formuliert.

  2. Hallo A.mOr.,

    nein, ich halte das was Du schriebst weitgehend für richtig und vieles davon kann ich auch unterschreiben. Ich freue mich auch über Deinen wohltuend sachlichen Ton.

    ‚Du führst in dieser Weise weiter aus und vermittelst dabei den Eindruck, als seien jüdische Israeli grundsätzlich voller Hass und Feindseligkeit gegenüber den Palästinensern.‘

    Das natürlich nicht – aber ich sehe, dass auch dies von Dir nicht in polemischer Weise geäußert wird, da Du es selber einräumst, dass dies durch andere Beiträge von mir relativiert doch relativiert wird.

    Ich denke keineswegs, dass jüdische Israelis grundsätzlich voller Hass gegenüber Palästinensern wären. Ich denke überhaupt nicht, dass irgendein Mensch grundsätzlich voller Hass wäre.

    Aber ich denke, dass es geradezu zwingend nötig ist, die israelische Politik zu hinterfragen. Ich denke auch, dass es Szenarien gibt, die das ‚Aufblühen‘ von Hass und auch von Machtmißbrauch gewissermaßen begünstigen und in Israel sind hierfür nicht wenige Ingredenzien gegeben. Das öffnet dem Unrecht Tür und Tor und nicht ohne Grund drückt sich die Glaubwürdigkeit eines Rechtsstaats dadurch aus, dass seine Institutionen sich gegenseitig wirksam kontrollieren können und damit auch ein Stück Misstrauen segensreich implementiert ist. Das ist in Israel zwar innerhalb des israelischen Territoriums weitgehend gegeben, trifft aber nicht für die besetzten Gebiete zu.

    Für mich steht das Existenzrecht Israels in keiner Weise zur Diskusion, wie es einem gerne unterstellt wird, wenn man sich deutlich kritisch gegen die israelische Politik äußert; allerdings nur innerhalb der international anerkannten Grenze, welche die Grüne Linie ist.

    Ich habe auch Verständnis dafür, dass Palästinenser dies lange Zeit so nicht hinnehmen wollten. Schließlich wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben und wer würde das einfach so hinnehmen. Niemand! Nicht, die Palästinenser, nicht die Juden und sonst auch niemand.

    Es ist wirklich überhaupt nicht in Ordnung dies mit dem Genozid der Nazis zu vermengen. Sie haben aber Israel 1993 offiziell anerkannt und waren auch schon 1988 bereit einen palästinensischen Staat jenseits der Grünen Linie auszurufen, was völkerrechtlich entsprechende Konsequenzen hat (nämlich dass auch für Palästinenser jede ‚Expansion‘ über die Grüne Linie hinaus rechtswidrig wäre).

    Vor diesem Hintergrund und in Anerkennung dieser Tatsache denke ich aber, dass es durchaus möglich wäre mit den arabischen Nachbarn Frieden zu schließen und einen palästinensischen Staat zu ermöglichen. Partner dafür gab es und gibt es und in Anbetracht der militärischen Stärke Israels sollte es durchaus möglich sein, dass die Israelis endlich mal über ihren Schatten springen.

    Die Szenarien nach denen die Gründung eines palästinensischen Staates zu verhindern seien, weil dies angeblich der Untergang Israels wäre, halte ich für eine völlig unsinnige Schutzbehauptung und ziemlich substanzlose Demagogie, die letztendlich dazu beiträgt, dass da unten niemals Frieden einkehrt und das wäre dann fatal, sollte Israel oder seine stärksten Partner (USA)  irgendwann nicht mehr in solch einer starken Position sein. Dieses Zeitfenster, sollten die Israelis nicht verstreichen lassen. Denn wenn die Israelis weiterhin so unnachgiebig sind, dann wäre ein Verlust an Macht in der Tat wohl tödlich.

    Für Frieden kann man die Grundlagen legen, aber ein echter Frieden braucht Zeit um zu wachsen und entsteht nach soviel leidvollen Jahren nicht von heute auf morgen. Das ändert nichts daran, dass man erst mal die Grundlagen schaffen muss. Hiervon ist man in Israel weiter entfernt dennjeh. In einer Position der Stärke, die es den Israelis erlauben würde, die Grundlagen für Frieden zu schaffen befinden sich die Israelis bereits seit 1967.
     
     
     

  3. ‚Ja nachdem wie großzügig man “Schoa” und “Linke” definiert, war letztere natürlich auch beteiligt ‚

    @Azarius,
    was die deutsche Linke anbetrifft, so kann man Ihre Thesen nur als komplette Verdrehung der Wahrheit um 180 Grad deuten, also als komplette Lüge.

    Man kann über die Linken, über Kommunisten denken was man will, aber die Nazis hatten keine schärferen, keine erbitterteren Gegner als die Linken:

    ‚..Der preußischen Polizei verordnete Göring sogleich in einem „Schießerlaß“ vom 17. Februar den rücksichtslosen Gebrauch der Schußwaffe gegen alle politischen Gegner. Von ihm fünf Tage später in Preußen aufgestellte Hilfspolizeiverbände aus 50.000 Angehörigen der  SA, der SS sowie des Stahlhelms, die ihre Uniformen mit einer „amtlichen“ weißen Armbinde versahen, nahmen bis Ende April 1933 ca. 25.000 Regimegegner in ‚Schutzhaft‘. Noch im Frühjahr 1933 begannen SA und SS mit der Errichtung erster Konzentrationslager in Dachau und Oranienburg…
    .
    ..Den entscheidenden gesetzlichen Rahmen für die Verfolgung politischer Gegner und die gleichzeitige Festigung uneingeschränkter Machtverhältnisse bildete für die Nationalsozialisten die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933. Die einen Tag nach dem Reichstagsbrand vom Reichspräsidenten unterzeichnete Notverordnung setzte die verfassungsmäßigen Grundrechte der persönlichen Freiheit, der Meinungs-, Vereins- und Versammlungsfreiheit außer Kraft. Über das Deutsche Reich wurde auf scheinbar legalem Weg ein permanenter, während des NS-Regimes nie aufgehobener Ausnahmezustand verhängt.

    In diesem Klima der Rechtsunsicherheit besaß die Reichstagswahl vom 5. März 1933 keinerlei freien Charakter. Gemessen an dem hohen Maß an Einschüchterung und propagandistischer Beeinflussung waren die 43,9 Prozent für die NSDAP eine tiefe Enttäuschung. Nur zusammen mit den acht Prozent der „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ aus DNVP und „Stahlhelm“ erreichte die NSDAP eine parlamentarische Regierungsmehrheit im Reichstag.‘

    http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/etablierung/index.html

    Die kommunistische Partei

    Mit 360000 Mitgliedern und etwa sechs Millionen Wählern Ende 1932 war die Kommunistische Partei (KPD) die drittstärkste Partei in Deutschland.

    Als einzige große Organisation bereitete sie sich frühzeitig auf die Fortsetzung ihres Kampfes gegen die NSDAP für den Fall der Machtübernahme durch Hitler vor. Die KPD gedachte, den Widerstand gegen Hitler aus dem Untergrund zu führen, und rüstete sich für ein Leben in der Illegalität.

    ..Am 7. Februar 1933 rief der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann auf einer geheimen Sitzung des Zentralkomitees in Ziegenhals bei Berlin die Parteifunktionäre zur „allerstärksten Aktivität“ gegen die Hitlerregierung auf, um sie als „Regime des faschistischen Terrors, der kapitalistischen Aushungerung und des imperialistischen Krieges, als Regierung der Kapitalisten und Großgrundbesitzer (zu) entlarven“.

    ..Die Nationalsozialisten nutzten den Reichstagsbrand in der Nacht des 27. Februar 1933 zum Verbot der KPD und zur gnadenlosen Jagd auf kommunistische Funktionäre. Für die NS-Propaganda stand fest, daß „die Kommunisten“ das Reichstagsgebäude angezündet hatten. Für die daraus abgeleiteten Verfolgungen fanden die Nationalsozialisten Beifall auch außerhalb der eigenen Reihen. Bereits in den ersten Märzwochen wurden 11 000 Kommunisten verhaftet. Im Juni 1933 waren mehr als die Hälfte (17 von 28) Bezirksleitern der KPD nicht mehr in Freiheit, ebenso mehr als ein Drittel der Abgeordneten des Reichstags und des Preußischen Landtags‘

    http://www.bpb.de/publikationen/1X57WC,0,Opposition_und_Widerstand_der_Arbeiterbewegung.html

  4. Schalom.
    Ich bin neu hier, bisher war ich nur ein „Konsument“ von der haGalil-site ohne Kommentare zu lesen, geschweige denn, selbst welche zu verfassen.
    Seit einigen Tagen probiere ich mich auf diesem neuen Feld.

    Von Dir, „Jane“, habe ich inzwischen einige Kommentare gelesen, an einigen Stellen wollte ich Dir zustimmen, an anderen nicht.
    Es wird mir nun nicht gelingen, auf alles einzugehen.
     
    Der „Schaumschläger“ aber gibt mir nun Gelegenheit, wenigstens teilweise auf Deine Schreiben einzugehen.
    Zunächst also „Schaumschläger“.
    Meine etwas drastisch formulierten Zeilen waren als Sarkasmus zu verstehen, daß, so habe ich den Eindruck, hast Du auch verstanden.
    Vermutlich hast Du auch bemerkt, daß ich mich auf den Kommentar von „siggi“ bezog.
    Es war mir nicht möglich, kühl und nur sachlich darauf zu entgegnen, weshalb ich mir eben Sarkasmus als Weg wählte.
    Die Zeile: „Volkshass, Rassenhass im StGB sind die Bedrohungen von freier Meinungsäußerung.“ hat mich erschüttert.
    Schon die Vokabeln „Volkshass, Rassenhass“ verstörten mich.
    Wenn es in Deutschland per Gesetz Regelungen gibt, die offen rassistisch motivierte Vorgänge unter Strafe stellen, dann ist es das eine, und durch die deutsche Geschichte begründbar.
    Wenn solches aber die „freie Meinungsäußerung bedroht“, dann bin ich mir unsicher, ob ich einfach auf solche Art von freier Meinungsäußerung (Hass so oder so ausgedrückt) verzichten kann (ich kann!), oder ob mein Verständnis für solches über meinen Verstand hinaus zu eng ist.
     
    So bin ich schon der Meinung, daß es besser ist auch über unangenehme Dinge zu sprechen, wenn es hilft Feindseligkeiten oder wenigstens Kriege (im weitesten Sinne) zu verhindern.
    Kein Mensch wird als mein Feind geboren, so kann ich bei jedem Menschen immerhin noch auf Menschlichkeit hoffen.
    Wenn „siggi“ zum Schluß kommt, daß Juden in Deutschland nicht als Behinderte von der Regierung und deren Organisationen angesehen werden wollen, dann mag ich dem zustimmen, allerdings ist mir nicht ganz klar, was Juden eigentlich zu Behinderten macht.
    Jüdisch sein kann es wohl nicht sein, oder?
     
    „siggi“ schreibt: „Wir haben auch geschichtliche Verantworutng an Tschehien,Polen, Dänemark und Nederland,…“
    Dazu mag ich antworten, daß wir Menschen Verantwortung haben gegen uns selbst und jeden anderen Menschen.
    Die Absicht hinter unseren Worten und unserer Handlungen, seien sie klar ersichtlich oder nicht, verschwinden nicht im luftleeren Raum, sondern übertragen sich in einem reaktiven Handeln auf den Adressaten.
    So wie Dein Kommentar auf meine Zeilen sich nun in dieser Reaktion äußert.
    Wir gehen „freundlich“ miteinander um, was aber, wenn ich einen anderen schlimm beleidige oder ihm/ihr Gewalt antue?
    Dann kann ich nichts mehr als Beleidigung und Gewalt zur Antwort erwarten. Und das wiederum betrifft zunächst alle Menschen, die außerdem noch in einem engeren Verhältnis zu solcher Situation stehen.
    Und das erzeugt „Kreise, Wellen“.
    Deshalb heißt es auch in der Tora:
    „Liebe deinen nächsten wie dich selbst.“
    – zumindest glaube ich, daß das der Grund ist. Vielleicht kann ich es nicht wissen.
    Religion oder nicht, die Kausalität bleibt die gleiche.
    Oder eben „actio et reactio“.
     
    Dieses also vom „Schaumschläger“.
    Sehr zu empfehlen für Kaiserschmarrn.
     
    „Jane“,
    eines noch, da ich hier nun eine gute Gelegenheit habe, möchte ich mich beziehen auf einen Kommentar von Dir, den du auf den post „zwei Thesen“ (unter den posts zu „Deutschland“) gegeben hast.
    Leider waren die Kommentare schon geschlossen, bevor ich darauf entgegenen konnte.
    „Malcolm“ habe ich einen Rat gegeben, Du hast ihn konterkariert.
    Möglicherweise hast Du recht damit, daß es youTube-Aufnahmen gibt, die tatsächlich Juden mit einer sehr feindseligen Botschaft gegenüber Palästinensern zeigen. Ob man bei solchen Aufnahmen allerdings „getrost davon ausgehen kann“, möchte ich bezweifeln.
    Haß zu säen ist nach meinem Verständnis alles andere als typisch jüdisch.
    Natürlich, auch Juden sind Menschen, mit Gefühlen. Im Zorn läßt man sich zu Handlungen hinreißen, die man im Nachhinein nicht gutheißen mag, für die man sich schämt und reut.
    Menschen machen Fehler, aber das ist keine Entschuldigung, für niemanden.
     
    Dein Kommentar bezieht sich nochmal speziell auf den „Amalekiter=Palästinenser“-Vergleich und der Absichtserklärung einiger, zB Rosen, Palästinenser zu töten, als seien sie „ewige Amalekiter“(womit, bei näherer Betrachtung, übrigens auch nicht die Palästinenser allgemein gemeint waren, sondern Mörder aus ihren Reihen), wie es 2008 geschah.
    Du führst in dieser Weise weiter aus und vermittelst dabei den Eindruck, als seien jüdische Israeli grundsätzlich voller Hass und Feindseligkeit gegenüber den Palästinensern.
     
    Du erwähnst nicht in einem Wort, daß solche Reden Widerspruch von jüdischer Seite erfahren haben.
    Genausowenig erwähnst Du, daß diese Zornesausbrüche zB. eines Rosen ganz konkrete Reaktionen auf einen hinterhältigen Mordanschlag auf jüdische Studenten der Mercaz haRav Yeshiva (6.März2008) waren. Acht junge Studenten wurden ermordet und etliche mehr schwer verletzt.
    So kam ich zu dem Schluß, daß dieser spezielle Kommentar agitativ, Agitation ist.
    Menschen, die solches lesen und nicht besser informiert sind (und sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht besser informieren können), werden verführt eine „unwahre Wahrheit“ zu glauben.
     
    Sie werden glauben, daß der Zorn an zornigen Juden gerecht ist, weil Juden voller Haß seien.
     
    Mit solcher Agitation ist weder Juden noch Palästinensern gedient.
    Nachdem ich von Dir auch andere Kommentare gelesen habe, fällt es mir schwer zu glauben, daß Du Haß schüren willst.
     
    Wir alle dürfen uns kritisch, laut und zornig über „falsche Politik“ welchen Landes auch immer äußern.
     
    Daß Israel und Deutschland in einem historisch bedingtem besonderem Verhältnis stehen, das, meine ich, sollte dem größten Teil derer, die hier lesen und schreiben, bekannt sein.
    Wir haben gemeinsame Bande und „kollektive Traumata“. Aus diesem Grunde interessieren wir uns auch für die Palästinenser, denn sie sind auf eine wiederum historisch bedingte Weise „unserer Familie“ beigetreten; man darf sagen, sie wurden nicht gefragt.
     
    Das Schicksal der Palästinenser ist zugleich das Schicksal der Israeli und der Deutschen geworden.
    Bedauerlich ist es, wenn Politiker dieser Tage es nicht betonen wollen.
     
    Wir drei sollten uns in Frieden die Hände reichen.
    Wir können nicht ungeschehen machen, was geschah, wir werden niemals Wiedergutmachung erfahren.
    Aber wir haben Verantwortung für unsere Kinder,
    und alle Eltern wollen für ihre Kinder Frieden, ob deutsche, palästinensische oder israelische.
     
    Sage ich falsch?
     
    A.mOr. 

  5. ‚Ja nachdem wie großzügig man “Schoa” und “Linke” definiert, war letztere natürlich auch beteiligt, z.B. vor/nach 1945 in Ungarn, Polen und der Sowjetunion unter Stalin.
    In Deutschland begann Judenfeindlichkeit übrigens bereits 1918‘

    Wer so argumentiert landet natürlich letztendlich da, wo dann selbst die Juden mit den Nazis kollaborieren und wird keine Problem haben alles was er oder sie will zu definieren.

    Man sollte schon den Anspruch haben zu differenzieren und genau hinzusehen, sonst macht man sich selbst der kollektiven Dehumanisierung schuldig, so wie es ein Kennzeichen des Faschismus ist.

    Und was die Gazaflotille anbetrifft – man kann nicht von ‚Lügenmärchen‘ reden, solange es keine glaubwürdige Aufklärung und Untersuchung gibt.
    Eine unabhängige internationale Untersuchung wird ja von Israel abgelehnt, was nicht gerade ein Zeichen für Glaubwürdigkeit ist. Noch verdächtiger machen allerdings die Vorgänge um die israelische Untersuchungskommission die israelische Regierung.
    Die Kommission setzt sich aus 3 83 jährigen Pensionären und zwei internationalen zusammen, die selber keinerlei Befugnisse haben. Von den Internationalen ist einer ein Evangelikaler und Freund Nentanyahus.

    Aber selbst diese zweifelsohne sehr tendenziös zusammen gesetzte israelische Kommission ohne nennenswerte Befugnisse hat jetzt ein Problem.
    Der Vorsitzende der Kommission der pensionierte Jakob Turkel droht mit Rücktritt:

    ‚Nach „eingehenden Untersuchungen“ sei er zum Schluss gekommen, dass er nicht über die notwendigen Vollmachten verfüge, sagte Turkel in einem Treffen mit Israels Justizminister Jakov Neeman: „Solange es eine öffentliche Untersuchungskommission ist, geschieht alles auf freiwilliger Basis“, sagte Turkel laut israelischen Medienberichten und sprach von Rücktritt: „Wenn wir nicht die Vollmacht erhalten, Zeugen vorzuladen und uns Beweise vorlegen zu lassen, sehe ich keinen Sinn darin, weiter an der Kommission teilzunehmen.“ ..‘

    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2802882_Ruecktritt-angedroht.html

  6. @Esther: Damit Du noch was von mir zu lesen hast ;). Ich fand Deinen Kommentar auch sehr gut. Du hast einige Dinge in dem Kommentar geschrieben, die ich auch im Kopf hatte.

    Sicherlich gibt es auch unter Linken (im weitesten Sinne) und unter Anhängern der LINKEN Antisemitismus (ebenso wie unter den Anhängern anderer Parteien), und es gibt Positionen gegenüber Israel, die m. E. nicht antisemitisch, aber gleichwohl problematisch sind.
    Über all das muss man diskutieren dürfen, keine Frage.

    Es gibt allerdings eine Denkrichtung, wie sie auch der Artikel von Eldad Beck verkörpert, die hinter allen problematischen Positionierungen gegenüber Israel gleich Antisemitismus und das ‚alte Deutschland‘ sieht. Als gäbe es eine gerade Verbindungslinie, eine schiefe Ebene, die bruchlos von diesen Positionen bis zum Massenmord der Nazis führt.

    Eine solche Befürchtung, ein solcher gedanklicher ‚Kurzschluss‘ ist verständlich angesichts des Ausmaßes der Nazi-Verbrechen.
    Aber gerade wenn es um die ‚Linken‘ geht, muss man darauf hinweisen, dass es eben eine ganze Menge ‚Linke‘ in der Weimarer Republik gab, die möglicherweise zum Teil auch problematische Positionen gegenüber … wie sage ich es am besten … der Thematik ‚Juden und Nichtjuden‘ hatten, die aber dennoch in keiner Weise den Nationalsozialismus unterstützten, sondern ihn von Anfang an bekämpften, und zu seinen ersten Opfern gehörten.

    Es sei daran erinnert, dass allein die SPD und die KPD nicht dem Ermächtigungsgesetz zustimmten (wobei sich die KPD-Abgeordneten bereits in Haft befanden).

    Einige dieser Leute spielten beim Aufbau der DDR eine wichtige Rolle. Das heißt wiederum nicht, dass in der DDR deswegen alles OK war, aber es gehört zum Gesamtbild mit dazu.

    Ein anderes Beispiel: Die italienische Partei ‚Rifondazione Comunista‘ (ich weiß nicht ob es die noch gibt) wurde einmal in irgendeiner Liste als Organisation geführt, die judenfeindliche Positionen vertrete (die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr). Mag sein, dass sie tatsächlich einiges Problematische zu Israel gesagt haben. Aber es muss auch berücksichtigt werden, dass gerade in Italien viele Einwohner verfolgten Juden geholfen haben, und dass gerade Kommunisten sich als Partisanen gegen die deutsche Besatzung gewehrt haben.

    Vor diesem Hintergrund ist eine differenzierte Würdigung ‚linker‘ Positionen zu Israel notwendig.

  7. So gut wie jede deutsche Kommune, in der 33-45 Synagogen standen, waren an deren Zerstörung beteiligt … Die Grundstücke wurden „kassiert“ und in das Kummunalvermögen einverleibt. Da finde nicht nur ich es recht und billig, wenn hier in Form eines Zuschusses eine Entschädigung geleistet wird.

    Ja nachdem wie großzügig man „Schoa“ und „Linke“ definiert, war letztere natürlich auch beteiligt, z.B. vor/nach 1945 in Ungarn, Polen und der Sowjetunion unter Stalin.
    In Deutschland begann Judenfeindlichkeit übrigens bereits 1918 …

    Die gute alte DDR hat sich bezeichnender Weise sowohl von der Verantwortung zur Schoa gedrückt wie auch von allen Beziehungen zu Israel. Und die DDR lebt in der Pertei die LINKE noch heute (sehr merkbar) weiter.

    FDP, SPD, GRÃœNE und Union strotzen zwar auch nicht gerade vor Israelliebe, aber deren Bundetagsabgeordnete nehmen zumindest nicht an so einer Aktion wie der Gaza-Flotille teil – und tischen danach Lügenmärchen auf.

    Von Messianern lasse ich mich sicher nicht erdrücken, mir genügt das was ich mitbekomme um zu erkennen, dass die LINKE israelfeindlich ist.

    Grüße
    Azarius

  8. „Selbstverständlich könne nicht jede Kritik an der Politik Israels mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, doch eine pauschale Verurteilung Israels sei reiner Antisemitismus.“

    Im Umkehrschluß heißt das: Die pauschale Verurteilung von Israelkritik als Antisemitismus ist gleichzusetzen mit einem Kritikverbot… Und genau darauf scheint Eldad Beck in seinem Artikel zuzusteuern – als ginge es ihm nur darum, seine eigene These (Israelkritik ist erlaubt und möglich) zu widerlegen.

    Sofern Ulrich Sahm Becks Gedanken korrekt wiedergibt, bleibt im Spannungsfeld zwischen dem angeblich dominierenden „Recht, Israel zu hassen“ und dem Recht, sich (offensichtlich kritiklos) „auf Israels Seite zu stellen“ kein Platz für legitime Israelkritik. Durch pauschale Behauptungen, wonach immer mehr Deutsche sich zu „reinem Israel-Hass“ hinreißen liessen und es kein „anderes Deutschland“ nach dem Zweiten Weltkrieg gäbe, suggeriert Beck, daß jede Israelkritik darauf hinausläuft, die Grenze zum Antisemitismus zu überschreiten. Das Ganze gipfelt dann in der diffamierenden Unterstellung, daß diejenigen, die ein Recht auf Kritik an Israel einfordern, „in Wirklichkeit“ Israel das Existenzrecht abstreiten wollten.

    Dadurch stellt er die Israelkritik insgesamt unter Generalverdacht: Nach der „erfolgreichen“ Umetikettierung legitimer Israelkritik in mehr oder weniger latenten, antisemitisch motivierten Israelhaß unterliegt sie schließlich genau jenem Kritikverbot, von dem Beck doch eigentlich behaupten wollte, daß es gar nicht existiert.

    @ uccelino: hervorragender Kommentar – würde gerne öfter was von Dir lesen

  9. Aus Schopenhauers 38 Kunstgriffen in jedem Fall Recht zu behalten:

    … Kunstgriff 8:
    Den Gegner zum Zorn reizen, damit er nicht mehr richtig urteilen und seinen Vorteil wahrnehmen kann. Man macht ihn wütend, indem man ihm klar erkennbar Unrecht tut, ihn schikaniert und überhaupt unverschämt ist.

    Kunstgriff 19:
    Fordert der Gegner uns ausdrücklich auf, gegen irgendeinen bestimmten Punkt seiner Behauptung etwas vorzubringen, wir haben aber nichts Passendes, müssen wir die Sache mehr ins Allgemeine rücken und dann dagegen argumentieren.

    (nicht die israelische Politik wird kritisiert, sondern ‚die Juden‘)

    Kunstgriff 23:
    Widerspruch und Streit reizen zur Ãœbertreibung der Behauptung. Wir können also den Gegner durch Widerspruch dazu bringen, eine an sich und in der gegebenen Einschränkung möglicherweise wahre Behauptung über die Wahrheit hinaus in den Bereich des Unsinnigen hinein zu übertreiben. Und wenn wir diese Ãœbertreibung dann widerlegt haben, so sieht es so aus, als hätten wir auch seinen ursprünglichen Satz widerlegt…

    (darf man Israel kritisieren? – angebliches Gesetz, dass Kritik angeblich verboten sei, das war natürlich nicht gemeint)

    Kunstgriff 24:
    Aus dem Satz des Gegners durch falsche Folgerungen und Verdrehung der Begriffe Sätze erzwingen, die nicht darin enthalten sind und gar nicht die Meinung des Gegners darstellen. In der politischen Debatte außerordentlich beliebt und eine Erweiterung von Kunstgriff 23.

    Kunstgriff 28:
    Fachlich irrelevante, aber scheinbar sinnvolle Argumente nur im Blick auf die nicht kompetenten Zuhörer vorbringen. Ein ungültiger Einwurf, dessen Ungültigkeit aber nur der Sachkundige einsieht, der Hörer jedoch nicht, wird so in ihren Augen das Sachargument schlagen. Besonders wirksam ist das Verfahren, wenn der Einwurf die Behauptung des Gegners lächerlich macht.

    Kunstgriff 31 – sich mit feiner Ironie für inkompetent erklären
    Wo man gegen die vom Gegner vorgetragenen Gründe nichts vorzubringen weiß, erkläre man sich selbst mit feiner Ironie für inkompetent. Dadurch erweckt man bei den Zuhörern, bei denen man respektiert wird, den Eindruck, es sei Unsinn.

    Kunstgriff 32 – Gegenargument verdächtig machen
    Eine uns unangenehme Behauptung des Gegners können wir auf einfache Weise dadurch neutralisieren oder wenigstens anrüchig machen, dass wir sie unter eine verhasste Kategorie einordnen, wenn sie auch nur durch eine Ähnlichkeit oder sonstwie lose mit ihr zusammenhängt.

    (alles Antisemitismus, genetisch bedingter Rassenhass oder ähnliches)

  10. @Azarius

    ich weiß nicht, welche Kommune welche Synagoge hat vernichten lassen, aber ich weiß, welche Kommune den Bau einer Moschee hat derart „mitgestaltet“, daß von der Qualität eines Hauses GOTTES nicht mehr viel bleib (zB Deckenhöhe).
    Könnte es sein, daß die Linke an der Schoa nicht beteiligt war, daß die Linke schon massiv verfolgt wurde, als sich die deutschen Juden noch in Sicherheit glaubten?
    Und viele deutsche Politiker wissen halt nur, was sich „gehört“, was immer das heissen mag, eben rein gar nichts (ich hab‘ schon manch‘ interessantes Gespräch gehabt, mit Leuten, die Mitglied in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft oder Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sind, alles respektable Leute, die eben wissen, was sich gehört…).
    Und lassen Sie sich herzlich von den Messianern und anderen Philosemiten erdrücken.
    Wo stehen für Sie eigentlich FDPler oder SPDler und CDU/CSUler, ich könnte auch da einige Namen nennen…

    MfG
    VestiFali

  11. ‚Scheiß “Rassenhass/Volkshass”-Gesetze, was soll das denn?!
    Totale Freiheitseinschränkung!!!
    Und bloß genau gucken, wenn ein Jude kommt, schnell wieder weggucken, vooorrrsiiicht…und ganz leise jetzt!‘

    Ich kann in all dem nichts als ein Haufen Schaumschlägerei sehen.

    Tatsache ist, dass es nicht nur in Deutschland schwierig ist Israel zu kritisieren, weil der Anti-Semitismusvorwurf postwendend folgt, also die Behauptung, man würde nicht einen konkreten Tatbestand, eine konkrete Politik, sondern angeblich ‚alle Juden‘ kritisieren und damit ist jegliche Sachlichkeit passé, aber wenn z.Bsp. der amerikanische Historiker, deutsch-jüdischer Herkunft, Fritz Stern, schon sagt, dass Amerikaner Kritik an Israel zurückhalten, weil sie den Anti-Semitismusvorwurf fürchten, weil dann umgehend ein Haufen bitterböse denunziatorische Polemiken über sie hereinbrechen, umwieviel schwerer ist das dann für Deutsche?

    Natürlich gibt es kein faktisches Gesetz, welches es verbieten würde Israel zu kritisieren und natürlich gab es immer auch Kritik an der israelischen Politik, aber Tatsache ist, dass die deutsche Gesichte natürlich mit viel Scham besetzt ist und das an und für sich ist ein positiver Reflex auf eine mehr als negative Angelegenheit und das Problem, dass man dann schnell in die antisemitische Ecke gestellt wird und dies vor allen Dingen für Leute des öffentlichen Lebens mitunter zu einem riesen Problem werden kann, ist keine Einbildung sondern offensichtlich.

    Andere Länder werden auch kritisiert mitunter heftig, auch bezgl. anderer Länder gibt es kritische UNO-Resolutionen etc., Kriegsverbrechertribunale und was sonst noch. Es ist ja gar nicht so, dass alle Welt auf Israel rumhackt und andere Länder von Kritik verschont würden. Aber solche Diskussionen, einen solch massiven Abwehrzauber für jegliche Kritik, das ist in Sachen Israel schon ziemlich einzigartig und beruht zweifelsohne auf der Geschichte des Holocaust.

    Legitim ist es deshalb aber nicht notwendigerweise und man kann genauso berechtigt fragen, ob es sich hierbei nicht eben auch um eine ‚Entlastungsstrategie‘ handelt, die dafür sorgt, dass die israelische Politik mehr oder weniger einen Persilschein erhält, denn einzigartig ist auch, dass ein Land gegen dermaßen viele UNO-Resolutionen verstoßen kann ohne jemals irgendwelche ernsthaften Konsequenzen fürchten zu müssen.

    Diese Polemik, die sich wie auch bei Eldad Beck dauernd zwischen ‚Alles oder Nichts‘ – zwischen ‚Schwarz und Weiß‘ zwischen dem ein oder anderen Extrem pendelt, ist auch nicht eine, die auch nur die Absicht hätte, sich in redlicher Weise dem Gegenstand der Betrachtung zu nähern.

  12. @ Julia26
    Es hat eben immer einen negativen Touch, wenn man Israel heftig kritisiert, den Krieg der Türkei gegen kurdische Bürger und den Völkermord im Sudan aber unkommentiert lässt …

  13. @ VestFali

    Einer jüdischen Gemeinde steht durchaus ein finanzieller Zuschuss der Kommune zum Wiederaufbau der Synagoge zu, nachdem eben diese Kommune die Synagoge hat vernichten lassen.
    Außerdem haben Politiker der LINKE auch kein Problem damit, wenn es um Zuschüsse zu islamischen Institutionen geht 😉

    Und wie versuchen Sie das demonstrative Sitzenbleiben der LINKE-Politiker zum Gedenken der Schoa-Opfer zu erklären?

  14. Kann mich des Gefühls kaum erwehren, daß Juden für ihre Opfer während der Katastrophe nun auch noch beschuldigt werden dafür, daß man sie nicht mehr als Opfer sehen soll, darf (umgangssprachlich oder unausgesprochen doch verbrochen?), sollte (und doch, unausgesprochen aber verbrochen) muß?
    So was hörte ich auch schon mal, „ihr seid doch selbst schuld!“

    „Warum wehrst du dich nicht?“
    „Öh, du hältst mir eine Pistole gegen den Kopf?“
    [Peng!]
    „Warum hast du dich nicht gewehrt?“
    (Flüstern, abnehmend, stöhnen:)“… beim nächsten Mal klopfe ich dir auf die Finger…“Gespräch beendet.

    Das muß einem aber auch tierisch aufs Gemüt gehen, wenn man diese Juden nichteinmal kritisieren darf, weil das (unausgesprochen und doch verbrochen) verboten ist.
    Dann halt mal Israel kritisieren, da leben ja auch Juden (habe ich irgendwo mal gehört), die kann man dann wenigstens ein wenig kritisieren. Irgendeinen Juden wird man ja mal kritisieren dürfen!
    Verflixt und zugenäht!
    Scheiß „Rassenhass/Volkshass“-Gesetze, was soll das denn?!
    Totale Freiheitseinschränkung!!!
    Und bloß genau gucken, wenn ein Jude kommt, schnell wieder weggucken, vooorrrsiiicht…und ganz leise jetzt!

    Nun, die Politik, die behandeln andere schon ab und zu mal wie „Behinderte“, Juden, Israel mit seiner Gaza-Ferse und so.
    Und so.
    Manche von denen, hupps!, findet man dann auch noch in der Politik. Behindertenministerium oder so.
    Und die Deutschen insgesamt befinden sich im Zustand einer kollektiven Geistesstörung.
    Also, an der Stelle, Herr Beck, meine ich, daß auch sie sich vertan haben.
    Aber Israel zu kritisieren weil man Juden nicht (unausgesprochen aber verbrochen zwar) kritisieren darf, das ist wirklich tiefsinnig.
    Sozusagen die Umkehrung des Antisemitismus der (okay, antisemitisch motivierten) Antizionisten.

    Ein Schnorrer geht ins Restaurant und bestellt a lecker Essen.
    Er kündigt dem Kellner allerdings an, daß er ihm dafür nur einen Taler bezahlen werde.
    Dieser also weigert sich zunächst dafür ein feines Essen herauszugeben.
    Darauf der Schnorrer: „Wenn du mir das lecker Essen nicht gibst, dann mache ich das gleiche, was mein Vater das letzte Jahr getan hat!“
    Der Kellner mag das vorher noch mit dem Oberkellner besprechen, „oh, was könnte das nur gewesen sein im letzten Jahr. Dieser Trubel immer! Besser, wir geben ihm sein Essen, besser ist das!“
    Als der Schnorrer fertig ist und seinen Taler bezahlen mag, wie vereinbahrt, da fragt der Kellner ihn:
    „Aber was hat dein Vater letztes Jahr denn getan?“
    „Mein Vater ist hungrig nach Hause gegangen.“

    A.mOr.

  15. Es ist fraglos der Fall, dass deutliche Kritik an israelischer Politik mitunter umgehend, ganz gleich wie berechtigt, mit dem Antisemitismus-Vorwurf gekontert wird.

    Ein Beispiel:
    ‚Die Entwicklungsministerin hält an ihrer Israel-Kritik fest: Der Einsatz von Streubomben gefährde Zivilisten, Kinder und Wiederaufbau im Südlibanon. Der Zentralrat hat ihr deswegen anti-israelische Reflexe und die Unterstützung einer Anti-Stimmung gegen Juden vorgeworfen…‘
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,434521,00.html

    Was soll man daraus folgern, der großflächige Einsatz von Streubomben ist nicht zu kritisieren, wenn Israel diese ausstreut noch dazu in den letzten Tagen des Krieges, als der Waffenstillstand schon greifbar ist?  – in Deutschland ist Antisemitismus aus gutem Grund eine geächtete Haltung; insofern dieser Vorwurf von namhaften Juden, vom Zentralrat etc. geäußert wird, hat er schweres Gewicht – aber ist es in Ordnung diesen Vorwurf hier anzuführen? Oder ist das in Wirklichkeit die reflexhafte Reaktion nicht weniger Juden auf allzu berechtigte Kritik an dem Staat, den sie unter allen Umständen immer verteidigen?

    Ich habe keine Zweifel, dass sehr viel Kritik an Israel nur verhalten, oder auch nur gedacht und nicht geäußert wird, weil sich die Betreffenden der Gefahr massiver Rufschädigung nicht aussetzen wollen und/oder gleichzeitig dies in Anbetracht des Holocaust eigentlich auch nicht gerne wollen.

    Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte fühlen sich Deutsche natürlich auch persönlich besonders betroffen, von einem solchen Vorwurf, da das dritte Reich natürlich ein kollektives Gefühl der Scham hinterlassen hat.

    Dieses Problem haben aber tatsächlich nicht nur Deutsche, auch Amerikaner, Engländer, Franzosen etc. sehen sich mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert, sobald sie die israelische Politik mit deutlichen Worten kritisieren, selbst Juden selbst geht es so.

    Es ist einfach nicht zu erwarten, dass das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel ein unverkrampftes ist. Das ist es nicht und die israelische Politik und die tatsächlich vorhandene Schwierigkeit diese zu kritisieren tun das ihrige dazu.

    Vielleicht war manchen Israelis, Juden nicht bewusst, wie sehr nicht wenige Deutsche Rücksicht auf Israel vor dem Hintergrund des Holocaust nehmen und Kritik tatsächlich zurückhalten und das schon über lange Zeit, sei es aus Opportunismus, sei es aus Anteilnahme und dem Wunsch nach Wiedergutmachung oder auch aus eigener chauvinistischer und antiislamischer Gesinnung, oder mitunter einem Gemisch aus diesen Komponenten.

    Das Rückhalten dieser Kritik, welche man meint äußern zu sollen, kann man nicht mit ‚latentem Antisemitismus‘ verwechseln. Es ist eine Scheu, die sich aus einer Mischung von Scham über die deutsche Gesichte und auch aus Sorge davor erklärt, in die antisemitisch Ecke gestellt zu werden. Diese Scham und auch diese Sorge sind real und haben ihre sehr konkreten Gründe.

    Das Nah-Ost-Problem ist aber keines, dass sich wie viele andere nach einigen Jahren ‚irgendwie‘ löst, sondern stellt früher oder später jeden, der sich mit dieser Materie befasst und diese einigermaßen bewusst wahrnimmt, dazu Stellung zu beziehen, da sich dort gar nichts ändert und nun schon mehrere Generationen aufwuchsen und eine Lösung in immer weitere Ferne tritt.

    Zur Scham über die deutsche Gesichte, gesellt sich bei nicht wenigen die Scham der Entrechtung der Palästinenser über zig Jahre zuzuschauen, den flächendeckenden unverhältnismäßigen Bombardements israelischer Militärs im Libanon oder in Gaza ohne auch nur deutlich zu sagen, dass man dies als großes Unrecht ansieht.

    Darüberhinaus führt der ungelöste Konflikt mittlerweile zu erheblichen Belastungen zwischen den westlichen und muslimischen Ländern mit weitreichenden Konsequenzen, die weit über Israels Grenzen hinaus gehen.

    Das kann nicht ewig so weitergehen.

    Kritik muss geäußert werden, klar und deutlich, aber wie das Beispiel oben aufzeigt, ist es alles andere als unverfänglich.

  16. Eltern verbieten auch nicht explizit,doch wissen Kinder oder ahnen, dass es besser ist hierüber nicht zu sprechen. So hat dieser Staat auch die Kritik an Juden verboten, ohne es direkt ausgesprochen zu haben.Man hat das Gefühl,dass es eben so besser ist. Doch Leute der 3.Generation verstehen dies nicht, und flüchten in Kritik an Israel stellvertretend für die Nichtkritik an den hiesigen Juden. So gesehen leiden die heutigen Deutschen an einer Geisteskrankheit, die die Politik noch schürrt und pflegt. Volkshass, Rassenhass im StGB sind die Bedrohungen von freier Meinungsäußerung. Jeder, der heute sich äußern will,muss dies ständig im Auge haben, was einen ganz schön auf die Senkel geht, dass Gefühl vermittelt, hier sind besondere Menschen, dessen Tun dich nichts angeht. Amerikaner, Franzosen kann´s du kritisieren, nur die deutschen Juden nicht und so schlägt´s nun um, Israel wird hier stellvertretend missbraucht. Merkels Geschwalle von „kollektiver Verantwortung“ ist so ein Ding, der unterschwelligen Drohung. Wir haben auch geschichtliche Verantworutng an Tschehien,Polen, Dänemark und Nederland, doch dies ist selbstverständlich, wird nicht besonders betont von ihr. Vielleicht sollten Juden den Politikern auf die Finger klopfen,wenn sie wieder der Meinung sein sollten, dass deutsche Juden Behinderte sind, die man so nicht anfassen darf, dann relativiert sich die deutsche Hysterie „ich will auch was sagen“ von selbst, die Begeisterung der Massen ist weg.      

  17. efem,

    beim Ãœberlesen meines Kommentars habe ich dann doch noch einige Rechtschreibfehler entdeckt.
    Hoffentlich bleibe ich trotzdem verständlich.

    A.mOr.

  18. Ehrlich gesagt, deutsche Politiker sollten sich doch mit Kritik zurückhalten. Es heißt zwar, daß man einen guten Freund auch daran erkenne, daß dieser zur Not auch kritisiere.
    Aber gilt dieses denn tatsächlich für die Politik, wo um jeden Satz, der in irgendeiner Weise mißzuverstehen ist, ein riesen Theater veranstaltet wird a lá was wollte dieser oder jene nun tatsächlich damit sagen?
    Es stände deutschen Politik gut an, und gerecht wäre es, ja ehrenhaft!, wenn sie einfach nur zu Israel stünde, welcher Makel da auch zu finden sein mag (wenn man fein säuberlich danach suchen möchte).
    Und wenn es da Dinge zu besprechen gäbe, so gibt es doch tatsächlich eine verhältnismässig gute Möglichkeit (die inoffizielle Diplomatie, zB.) sich nicht in aller Öffentlichkeit darüber auszulassen.
    Das wäre auch dem Niebel zu verordnen, vielleicht aber hat ihn jemand im Kibbuz in seiner Ehre verletzt und er deshalb ungeschickt reagiert auf das „no!“ zu seinem Gaza-Besuchswunsch. Der Arme!
    Das gilt auch, über dem!, für Frau Merkel.
    Ihre Aussage am 1.Juni zu der „Gaza-Flottill-Angelegenheit“ (ich hatte die Gelegenheit diese via dem Kanal „Phoenix“ zu vernehmen neben der Stellungsnahme der Kanzlerin  zum Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ) einen Tag zuvor, war -vorsichtig gesagt- unvorsichtigt, ungeschickt.
    Etwas deutlicher: eine Unverschämtheit!
    Leider finde ich den genauen Wortlaut nicht mehr, aber wenn ich mich recht erinnere, dann gingen ihre Worte in der Art: „Israel muß seine Gaza-Blockkade aufheben!“ und ich meine sie benutzte auch dieses richtungsweisende Wort „Angriff“ Israels auf die Schiffe.
    Ganz genau erinnere ich mich empört gewesen zu sein. Zum Beleg ists sicher möglich beim Fernsehsender Phoenix zu recherchieren. Meiner ist gerade abgeschaltet.
    Es kann natürlich sein, daß Frau Merkel nur über öffentliche Medien über die Vorgänge nahe Gaza/Israel informiert war, also entsprechend einseitig vorgebildet war.
    Und trotzdem ist es … unvorsichtig, wie sie reagierte.
    Meine Empörung über die deutsche Medienlandschaft ist bereits zum Ausdruck gekommen?
    Wenn man so will, ist ihre Aussage, von höchster bundesdeutscher Repräsentanz also, gleichzusetzen mit dem von dem „Gaza-Flottill-Kommando“ als eigentliches Ziel formuliertes, nämlich die „Blockade“ zu durchbrechen. Für das türkische Schiff aller Kenntnis nach nur ein vorgeschobener Grund.
    Wie dem auch sei, mit der Absichtserklärung israelische „Blockaden“ aufzubrechen -oder dieses dann eben zu fordern(Merkel)- wird nichts anderes gesagt, als daß man die Souveränität des erez Israel nicht respektiert.
    Nun möchte ich Frau Merkel keinen bewußten oder „unausgegorenen“ Antisemitismus vorwerfen, jedoch angesichts der gespannten Lage und dem, was sich seitdem in den letzten Wochen ereignete, war es eben, mindestens, unvorsichtig.
    Und Niebels Verhalten, wie es im Spiegel der ersten Reaktionen auf diesen 31.Mai zu sehen war, ist, gelinde gesagt, schon wieder und sehr unvorsichtig, vielleicht auch einach „unfein“.
    Was wollen diese Leute eigentlich erreichen, frage ich mich.
    Allerdings tue ich mich schwer im Finden möglicher Antworten. Teilweise wird mir übel von meinen eigenen Gedanken dazu.

    „Darf ein deutscher Politiker Kritik an Israel äußern?”…habe ich hiermit beantwortet. Wie wir alle wissen, tragen Politiker nicht nur die Verantwortung für ihr eigenes Image, sondern haften auch für ihre eigenen Aussagen und ihr Handeln. Letztlich sind es eben Politiker, die bestimmen, ob es nun Krieg gibt, oder lieber doch noch nicht…

    Deutschland als „Geisel einer Kollektiv-Fantasie” zu beschreiben, die zu einer „nationalen Geisteskrankheit” entartet sei (Sahm zitiert Beck) ist ersteinmal neudeutsch „krass!“.
    Ob sich immer mehr Deutsche zu „reinem Israel-Haß“ hinreißen lassen ist, hoffentlich, nur Gedankenspiel. Wenn man allerdings die inzwischen des öfteren herbeibemühten Aussagen auf facebook heranzieht, dann kann man leicht den Eindruck bekommen, daß immerhin der türkische Anteil der Bevölkerung so tickt.
    Wer aber steckt nun wirklich hinter diesen Hetzkampagnen auf ‚facebook‘?
    Als ich mich da ein wenig durch die Aussagen und Namen las -obwohl das tatsächlich eine nicht unbeträchtliche Zumutung war, die ich mir dabei auferlegte- las ich unter anderem den Namen „Durak“. Mein erster Gedanke: „genau!“, mein zweiter:“halt, das ist doch russisch?…“
    Na, das muß nichts bedeuten.
    Ich weiß noch wie damals eine türkische Mitschülerin von mir herzlich auflachen mußte, als sie im Geographie-Unterricht auf der Karte, die Indien zeigte, sah, daß es dort eine Stadt namens „Sikkim“ gibt.

    Facebook, Malmö, Wien, „umgangssprachlicher“ (ups!) Angriff auf eine Tanzgruppe in Hannover, usw., Antisemitismus gibt es in Deutschland und in Europa.
    Die Art und Weise, wie die Medienlandschaft reflexartig (?) auf die „Gaza-Flottill-Angelegenheit“ antwortete, spricht Bände und ist trotzdem nur Nahrung für die Bestie, die längst (wieder??) hier ist in Deutschland; vor dem 31.März2010 und vor 1989 (auch im Westen!), der offenbahr große Anteil muslimischer Seite ist sicher auch nicht ganz neu, und ich meine man sollte ihn auch nicht mit Temperamentsausbrüchen verharmlosen.

    Das Gerede um die Legitimität, Israel als Deutscher (ohne politische Verantwortung im engeren Sinne) kritisieren zu dürfen oder nicht habe ich öfters als heuchlerisch empfunden, nicht immer.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, das es zuviel Antisemitismus in Deutschland gibt, allgegenwärtig allerdings wird er nur dann, wenn man ihn auch immer wieder sucht.
    Um Beck also immerhin ein wenig zu widersprechen (auf Sahm vertrauend), kann ich nicht aus Erfahrung behaupten, daß Antisemitismus allgegenwärtig ist.
    Ich könnte mir selbst unterstellen, daß ich auch nicht gerade die Nähe von Antisemiten suche, so ist es, aber bei allen möglichen offenen Veranstaltungen gibt es doch für jeden von uns die Gelegenheit den umgebenen Menschen „aufs Maul zu schauen“, wenn man das Gespräch sucht, natürlich.
    Andererseits suche ich inzwischen, zugegebenermaßen, „noch weniger“ die Nähe zu Antisemiten.

    Umsomehr bin ich über die antisemitischen Töne in Politik und Medien entsetzt. Man könnte meinen, sie wollen mich damit zuballern! Nun wollte ich hier jedoch nicht (vielleicht leider) von paranoiden Anfällen berichtigen.  

    „In der DDR sei Hass auf Israel Staatsdoktrin gewesen, während es im Westen ein Bündnis von Linksradikalen, Liberalen und Rechtsextremisten gebe.“ (Sahm zitiert Beck);
    an so ein Bündnis mag ich nicht recht glauben, daß allerdings die Vertreter der einzelnen Richtungen teilweise den gleichen Phrasen hinterherrennen („milder“: „böses Israel“, „weniger milde“ all die Klischees zu Juden und jüdisch sein, wie sie auch vor der Katastrophe verbreitet waren) scheint belegt.
    Was die DDR-Realität angeht wäre es wohl sinnvoll, wenn sich jemand mit entsprechender Biographie hier dazu noch äußern könnte.
    Ich selbst hatte irgendwann einmal gelernt, daß die DDR strikt jede Form des Antisemitismus ablehnte, weshalb auch die „Rechten“ dort erst 1989 in Erscheinung treten konnten. So hatte mir ein ehemaliger DDR-Soldat berichtet, daß er noch heute mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom fertig zu werden hat, weil ihn die zur Soldatenausbildung dazugehörigen Filmdokumente zu den Nazi-Verbrechen (anscheinend das „volle Programm“) sehr quälen würden.
    Gut, das betrifft natürlich nicht direkt den Staat Israel, möglicherweise aber ist Beck damit übers Ziel hinausgeschossen.
    Ergänzungen erwünscht…

    “ Jene die behaupten, dass Deutsche ein Recht auf Kritik an Israel hätten, meinen in Wirklichkeit, dass Deutsche auch Israels Existenzrecht abstreiten dürfen.” Bedauerlicherweise kooperiere die deutsche Führungsspitze mit diesem „Spuk”.“ (Sahm zitiert Beck)
    Auch hier meine ich Beck übers Ziel hinausschießen zu sehen. Nazis unter sich oder auch etwas weniger unter sich haben scheinbar überhaupt kein Problem sich offen antisemitisch zu geben, gerade in den letzten Wochen von „Moslems“ nicht zu reden!
    Da es nie ein Verbot gab Israel zu kritisieren, wie Sahm Beck zitiert, gibt es wohl auch keinen Bedarf darüber zu sprechen.
    Aber ein „versteckter“ Antisemitismus unter Intellektuellen (wer sonst sollte über -ich ergänze:- moralisch bedingtes Verbot zu Israelkritik sprechen) ist leider auch mir schon begegnet (stellt aber wirklich die Ausnahme dar): ein Regierungsangestellter und Professor (allerdings in Polen) schlug mir einmal vor, ich solle doch seine Angelegenheiten in Deutschland regeln, „ihr Juden habt ja ein Händchen dafür“. Ich möchte nicht näher auf die Angelegenheit eingehen. Mit Autos, liebe Freunde!, hat es absolut garnichts zu tun.
    Gut, Herr Beck also, es gibt ein solches Gerede, aber nach meiner Erfahrung bei weitem nicht so überzogen, wie ich es Sahms Zitaten entnehmen kann.

    „Angela Merkels freundschaftliche Haltung zu Israel wird von niemandem in Frage gestellt, meint Beck“. (Sahm zitiert Beck)
    Nun, in welche Richtung diese „freundschaftliche“ Haltung, so traurig es ist, -sagen wir reflexmässig- ermuntert, das zeigte ihre Ansprache auf Phoenix am 1.Juni (vgl oben).
    Wie gesagt, ich möchte ihr keinen Antisemitismus unterstellen, aber es war doch sehr fahrlässig, wie sie sich ausdrückte.
    Alles weitere, was sie zu der Thematik unter Umständen in den letzten drei bis vier Wochen gesagt haben könnte ist mir unbekannt.
    Dem Faden bin ich einfach nicht mehr gefolgt.
    Es wäre aber schön, falls ich dann mal wieder was von ihr hören sollte, wenn sie sich ganz offen zu Israel bekennt. Wenn sie das aus persönlichen Vorbehalten heraus nicht tun wollte, so sollte sie doch ganz klar Stellung nehmen in Vertretung des deutschen Volks. Nur dann vertritt sie auch mich.

    Als Deutscher möchte ich mich hier ganz klar gegen jede Form von Antisemitismus stellen und ohne Verweigerung der Realität behaupten, daß der Antisemitismus bei weitem nicht „ganz Deutschland“ durchdrungen hat, ob irgendwelche Linken danach suchen oder nicht.
    Zu finden ist er relativ leicht, die Regel ist er nicht.

    PS

    Dave,
    die Beurteilung der linksorientierten scheint soweit zutreffend zu sein im Sinne des „David und Goliath-Gedankens“, außerdem wird Israel als Besatzer wahrgenommen, also der „natürliche“ Feind der Linken (wenn sie nicht gerade Stalin) heißen…“Verständnisproblem“ triffts wohl ganz gut.

    efem,
    „Deutsche Sprache, vorbildlich präzise Sprache? Ja, aber ihre Beherrschung ist, so scheint es, nicht allen, wenigstens ansatzweise, gegeben: sollten sie da nicht besser das Maul halten?“ – Nein, absolut nein!
    Mir selbst unterlaufen immer mal wieder „Fehler“, will sagen, ich werde ganz anders verstanden als beabsichtigt. Natürlich bemühe ich mich um Präzision, aber es gelingt nicht immer.
    Abgesehen davon gibt es durchaus meiner Meinung nach sehr intelligente (ganz sicher sehr gut ausgebildete) Menschen, die ich dazu ermuntere mir auch in ihrem schlechten Deutsch zu schreiben, obwohl sie selbst (wie in einem Fall) es äußerst ungern tun, weil sie es eben vermeintlich schlecht beherrschen.
    Jedoch wieviel ärmer wäre ich ohne diese, wenn auch im holperigen Deutsch, geäußerten Gedanken gerade von jenem einen!
    Zusätzlich ist mir aufgefallen, daß so mancher, der die Sprache nicht so gut beherrscht in teilweise sogar kurioser Weise sehr viel präziser auf den Punkt kommt, als so mancher Sprachkünstler (und auch diese Kritik müßte, muß ich mir wohl ab und zu gefallen lassen).
    Letztlich ist doch der Wille und die Tat zur Verständigung wichtig -entscheidend-, die Feinheiten in der Grammatik sind es weniger.

    Laila tov,

    A.mOr.

  19. Jetzt sind wir auch noch Schuld dran oder wie?

    Ich habe auf jeden Fall den Mut, Israel zu kritisieren, allerdings habe ich Angst, dass gleich wieder einer die Antisemitismuskeule schwingt, nur weil ich Deutsche bin…

  20. @Azarius
    wer generell gegen staatliche Unterstützungen für religiöse Zentren stimmt, dem kann man nun keine israelfeindliche Haltung vorwerfen, auch kann man der Linken nicht vorwerfen, daß sie sich nicht als Rechtsnachfolger des 3.Reiches versteht (was die BRD aber so verstand), schliesslich wurde die Linke nach 33 selbst verfolgt…

  21. Anmerkung: Mein folgender Kommentar bezieht sich ausschließlich auf den Artikel von Eldad Beck in der Wiedergabe von Urich Sahm, das Original habe ich nicht gelesen.

    Dieselben Dinge werden offenbar völlig unterschiedlich wahrgenommen. Was für einige deutsche Linke legitime Kritik an israelischer Regierungspolitik ist, empfindet Eldad Beck als „reinen Israel-Hass”.  Auf die genannten Linken erwecken Stellungnahmen wie der vorliegende Artikel wiederum den Eindruck, als gäbe es ein Verbot, die israelische Politik zu kritisieren. Beck hält die Vorstellung eines solchen Verbotes hingegen für eine „nationale Geisteskrankheit”, denn nicht die Kritik an sich sei das Problem, sondern die „pauschale Verurteilung Israels“.

    Vielleicht würde es helfen, wenn die Kontrahenten miteiander diskutieren würden,  also Beck und deutsche Linke, evtl. mit einem Vermittler / Moderator, aber vielleicht würde es eine der beiden Seiten, oder würden es sogar beide Seiten, als unzumutbar ansehen, mit jemandem gemeinsam reden zu müssen, der  ’so eine‘ Meinung vertritt. Es ist beispielsweise schwer vorstellbar, ein konstruktives Gespräch mit Menschen zu führen, denen man „krankhafte Beschäftigung mit einer Kollektiv-Fantasie” unterstellt, so wie Beck das tut.

    Oder es würde helfen, wenn man die Thematik zumindest anhand konkreter Beispiele diskutieren würde. Was ist für Beck noch legitime Kritik, und wo fängt für ihn der Antisemitismus an?

    Aber sicherlich spielen neben der rein argumentativen Ebenen noch andere Dinge mit rein. Ich habe den Eindruck, dass es eine ganze Menge Israelis gibt, die die Politik ihrer Regierung sehr kritisch sehen (Siedlungspolitik), und die auch Kritik aus dem Ausland nicht generell ablehnen, die aber den Eindruck haben, es würden für viele Leute im Ausland ausschließlich die Israelis die ‚Bösen‘ sein, und die sich deshalb gegen Einseitigkeit wehren. Deshalb könnte es gut sein, wenn Linke aus Deutschland sich bemühen, die Dinge auch aus der Sicht der Israelis zu sehen (z. B. beim Thema Gewalt / Terror).

    Der vorliegende Artikel von Beck trägt allerdings zu dieser Horizonterweiterung nichts bei. Er kritisiert Pauschalurteile bei deutschen Linken, stellt aber ganz pauschal die Behauptung auf: „Die Deutschen [sic!] kämpfen gegen das erdachte Verbot, um sich selber zu genehmigen, Israel und die Juden hassen zu dürfen, wie sonst wo in Europa.” Vieles von dem, was oftmals zu Recht, an Einseitigkeit bei linker Kritik an Israel kritisiert wird, findet sich auch in Becks Artikel. Bis hin zu Anspielungen auf den Nationalsozialismus: „Beck kommt angesichts dieser „krankhaften Beschäftigung mit einer Kollektiv-Fantasie” zum Schluss, dass es in Wirklichkeit kein „anderes Deutschland” (nach dem Zweiten Weltkrieg) gebe.“

    So gesehen, könnte der Artikel von Beck vielleicht doch einen Denkanstoß geben – indem er dem linken deutschen Leser vor Augen führt, wie es sich anfühlt, Addressat einer  „pauschalen Verurteilung“ zu sein, und könnte deutsche Linke ermutigen, selbst wesentlich differenzierter und sensibler zu argumentieren, als Beck dies in seinem Artikel tut.

    @efem: Deine Unterscheidung zwischen Kritik an ‚einem Land‘ und Kritik an der Regierungspolitik finde ich gut.

  22. Ausnahmen bestätigen immer die Regel.
    Ebenso wie es bei Linken Ausnahmen bzgl. Israel gibt, so gibt es sie auch bei Rechten. Nichtsdestotrotz können beide Richtungen, inbes. ihre extremen und radikalen Ausrichtungen, insgesamt als israelfeindlich eingestellt bezeichnet werden.
    Die LINKE macht ja ohnehin keinen Hehl draus; so bleiben viele Abgeordnete bei der Gedenkminute im Bundestag demonstariv sitzen – oder Stimmen auf kommunaler Ebene gegen die Mittelbeteiligung zu einem Synagogen(wieder)bau.
    Wer diese Partei gut heißt, unterstützt Israelfeindlichkeit – wenn auch nur indirekt.

  23. Korrekt und keinesfalls haarspalterisch:

    Regierungen können und dürfen kritisiert werden, so mensch, möglichst, etwas Ahnung hat, sogar „aus dem hohlen Bauch“, wenn also fast nichts jener „Ahnung“ vorhanden ist, aber das jeweilige Land mit all seinen BewohnerInnen ist davon nicht betroffen. „Deutschland kommt (evtl.) „ins Halbfinale!“. Ach. Was für´n Blödsinn: seine Fußballmannschaft, wenn sie Glück hat. Du doch nicht und ich auch nicht. Aber „wir“? Von wegen. Genauso falsch.

    Ist natürlich eine Sache von Sprachdisziplin, da mangelt es bekanntlich Vorn und Hinten. Deutsche Sprache, vorbildlich präzise Sprache? Ja, aber ihre Beherrschung ist, so scheint es, nicht allen, wenigstens ansatzweise, gegeben: sollten sie da nicht besser das Maul halten?

    Deshalb, in aller Klarheit: Israel KANN nicht kritisiert werden, selbst bei noch so viel Mühe :-))) Wer es dennoch zu tun vorgibt, könnte auch das Sonnensystem oder das Universum oder die Blaualgen „kritisieren“: nur zu!

    Bei dem Versuch jedoch, einem Land das Existenzrecht nicht zu konzessionieren, ja es ihm abzusprechen, wie es im Falle Israel und sonst bei keinem anderen Land der Erde*) Sitte ist, wie es als Ziel propagiert wird hier und da, sieht die Sache anders aus. Das ist IMO Kolonialdenken vergangener Zeiten bzw. Imperialsmus pur, hübsch faschistisch (weil ethnische Vertreibungen und höchstwahrscheinlich Schlimmeres einschließend) überformt.

    *) Es gibt freilich immer noch in einigen Ländern bestimmte Richtungen und sie werden auch temporär von deren Regierungen, wenn dort gerade die „richtigen“ Leute was zu sagen haben, unterstützt, die sich mit nichts Anderem beschäftigen, als mit Aktionen und (Un-)Taten, Nachbargebiete ihrem Staat einzuverleiben: gerne würden diese Leute, in den USA etwa, Cuba kassieren, in China Tibet und Taiwan, in Israel Golan und Ostjerusalem, am Liebsten die ganze Westbank… von diversen, landhungrigen Regierungen in Afrika garnicht zu reden. DAS zu kritisieren sehe ich als mein gutes Recht und meine Pflicht an (aber mir hört ja keiner zu, oh :-((, aber deshalb kritisiere ich doch nicht „die USA“, „China“, „Israel“, gar „Afrika“ usw.

    Im Übrigen schließe ich mich voll der/dem ersten Poster/in in diesem Comment-Thread an.

    efem

  24. Die Grenze zwischen sachlicher, angemessener Kritik und dem Ausdruck von (bisher verborgenem und nicht geäußertem) Antisemitismus erscheint zunehmend  „VERWASCHEN“.
    Alleine die Art der Fragestellung: „Darf ein deutscher Politiker Kritik an Israel äußern?”…“ finde ich sehr „interessant“ und bringt gleich einen Kübel von gleichzeitig Zynismus und (verstecktem) Hochmut mehr oder weniger latent/unterschwellig mit sich!
    (Oder psychologischer ausgedrückt: auch eine Form der Abwehrreaktion gegenüber der eigenen Vergangenheit)
    Wie heißt es so schön: Der Ton macht die Musik – die deutsche Mentalität tut sich mit empathischem Feingefühl eben etwas schwer!

  25. „Darf man Israel kritisieren?“
     
    Ich finde, man muss, wenn man glaubt zu müssen.
    Ernstgemeinte, sachliche Kritik ist eine segensreiche Dienstleistung und wird unter wahren Freunden als solche empfunden.
    Sie ist keine Einbahnstraße.

  26. Hier ein Gedicht aus dem Jahr 2007 über Kollektive Phänomene, gem. Erfahrungen des Autors:
    http://www.youtube.com/watch?v=_KSgIbanQ9w
    zu…
    Beck kommt angesichts dieser „krankhaften Beschäftigung mit einer Kollektiv-Fantasie” zum Schluss, dass es in Wirklichkeit kein „anderes Deutschland” (nach dem Zweiten Weltkrieg) gebe.
    Soziokulturell sieht es tatsächlich teils sehr düster aus, dass ist auch unabhängig von Parteizugehörigkeit, nehme besonders in ländlichen Gegenden mit stark konservativem Lager ähnliches Gedankengut wahr. Bei einigen Linken vermute ich eher ein Verständnisproblem. Viele Linke sind emotional dort wo Schwächere sind, vermutlich weil viele Linke auch diese Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. In Bezug zu Israel verstehen manche (warum?) dort die Palästinenser als David und Israel als Goliath. Es wird ja auch so dargestellt und dient der Propaganda der Gegner Israels.

  27. Mich kotzt diese dauernde Unterstellung an, daß die Linke Israel hasse!
    Ich war immer Links (aber nicht mit allem einverstanden) und ich liebe Israel (trotz seiner Fehler).

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